Filmtagebuch: Vince

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gelini71
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Beitrag von gelini71 » 13.10.2013, 18:19

Die Fliegenepisode in Staffel 3 ist wirklich das letzte - ich habe schon damals bei der Erstsichtung ihre Daseinsberechtigung nicht verstanden, bei zweiten mal schauen habe ich nebenbei auf dem Nintendo DS meiner Frau gespielt :lol:
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note

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Vince
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Beitrag von Vince » 23.11.2013, 11:29

Evil Dead (2013)
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Puristen werden natürlich reichlich Grund zum Mosern finden, meines Erachtens gehört das Remake zum Fan-Heiligtum „Evil Dead“ aber gerade wegen der anders gesetzten Schwerpunkte zu der seltenen Art, die einen echten Mehrwert bietet. Schon der Opener setzt die Regeln des Spiels neu auf, bevor der Film einen ähnlichen Verlauf nimmt wie zuletzt „Cabin in the Woods“: Erst gibt er vor, ein 08/15-Teenieslasher zu werden, bevor es mit jeder Sequenz abgedrehter wird und schließlich ein infernalischer Anhang die Krönung bildet, nachdem man schon kurz denken konnte, dass der Film jetzt vorbei sei, weil eigentlich schon genug gezeigt wurde. Die Szene nach dem Abspann ist zwar komplett aus dem Zusammenhang gerissen, aber schwamm drüber.
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Der Mieter
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„Das Fenster zum Hof“ mit dem authentischen Schmutz des europäischen Kinos: Polanski zeichnet das Gemeinschaftsleben im überbevölkerten Großstadtraum des Frankreichs der 70er Jahre ähnlich wie David Lynch mit „Eraserhead“ als eine infinite Endlosspirale der psychologischen Belastung des Individuums, das von der Gesellschaft in eine Rolle gezwängt wird, die ihren Erwartungen entspricht und nicht denen des Einzelnen. Lange Kamerafahrten durch karge Miethausflure stellen Verknüpfungen zwischen den Parteien her. Die Beschneidung jeglicher Freiräume führt letztlich zu einem Wahn, der in ähnlicher, aber übersteigerter Form wenige Jahre zuvor auch in Kubricks „Clockwork Orange“ zu sehen war, wenn auch hier schon organisiert und keineswegs auf den psychischen Zustand des Einzelnen fixiert. Der Regisseur selbst stellt sich mit unschuldiger, schüchterner Miene als ideale Besetzung heraus und erlaubt sich mit zunehmender Zeit ein Abdriften in den Wahnsinn, der vom Zuschauer zwar bereits vorausgeahnt werden kann, doch gerade das intensiviert die Wirkung des Films noch. Nur gelegentlich legt Polanski es zu sehr darauf an, den Horror zu bebildern anstatt ihn so subtil sich ausbreiten zu lassen, wie es in den meisten anderen Szenen des Films der Fall ist.
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La Strada
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Fellinis letztes großes Ausrufezeichen des italienischen Neorealismus klagt eine Unerfülltheit in den Raum, dass es einem das Herz zerreißen kann. Von der Heimatlosigkeit der Gaukler, deren einziger Zufluchtsort die Straße ist, über die Ungewissheit der Beziehungsart zwischen dem Schausteller und seiner Assistentin bis hin zum tragischen Ausgang der Geschichte ist „La Strada“ erfüllt von unvollendeten Akten; sei es, weil die Figuren sich zum Handeln nicht durchringen können oder weil sie vom Leben zu falschen Entscheidungen gedrängt werden. Ein wichtiger Film, der sich spätestens mit der letzten Szene in die Geschichtsbücher einträgt.
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Lords Of Salem
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Nicht mehr vordergründiges Popkulturzitieren, sondern bedächtiges Erinnern an die Vorbilder praktiziert der Regisseur, wobei sein Film in einem Seiteneffekt selbst zu einer vollwertigen Geschichte avanciert, die den Anspruch hegt, eigenständig existieren zu können. Obwohl Kameraperspektiven, optisch-ästhetische Merkmale und Plot-Versatzstücke die gerne und viel zitierende Natur ihres Schöpfers verraten, erhebt sich das große Ganze zu einer zwar nur selten wirklich gruseligen, aber in ihrer Nachwirkung dennoch beeindruckenden Kreation voller stiller Momente, die den Cineasten aufgrund der soghaften Szenenarrangements mit der Zunge schnalzen lassen sollten. Der von Autorenfilmerkollege Ti West unlängst bereits mit "House Of The Devil" und "The Innkeeper" errungene ästhetische Minimalismus hat nun also auch Zombie erreicht, der in seinen "Halloween"-Adaptionen allerdings bereits eine Tendenz dahingehend erkennen ließ. Frei von Kritik bleibt zwar auch dieses Werk nicht (so kann man beispielsweise die frei gelebte Heterogenität bemängeln, die für ein stilistisch höchst wechselhaftes und inkonsequentes Filmerlebnis sorgt), dennoch ist "Lords Of Salem" Rob Zombies bis dato bestes und reifstes Werk.
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The Bayton Outlaws
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Nichts erwartet und viel bekommen. Eigentlich ist „The Bayton Outlaws“ eine typische Gangstergroteske, wie sie vor allem in den 00er Jahren am Fließband gedreht wurden, schön grell und stylish gefilmt, gespickt mit schrägen Vögeln und einer von Zufälligkeiten geleiteten und daher immer ein Stück weit unvorhersehbaren Story. Aber dieser hier macht einfach mehr Spaß als die anderen. Das liegt einerseits an den knuddeligen Charakteren, aber auch daran, wie gängige Konventionen – etwa die der Gruppe von starken Frauen – mit einem Hakenschlag einfach gebrochen werden. Hervorhebenswert auch die Originalität, was die Gegnerwellen angeht – von der Piratenbande bis zum Indianerstamm wird alles aufgefahren, was gerade Freude bereitet.
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After Earth
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Mit der Smith-Familienproduktion hat sich der ohnehin seit Jahren angeschlagene Shyamalan mal wieder keinen Gefallen getan: Zwar fällt die Story endlich mal wieder ansprechend aus und auch die Regie zaubert ein paar schöne Momente, aber „After Earth“ ist ein Film, der mit seinem Hauptdarsteller steht und fällt, und hier findet sich dank der geballten Macht der einflussreichen Eltern der ausdrucksloseste Nachwuchsdarsteller, den man in den letzten Jahren ertragen musste. Smith Junior ist nicht dazu imstande, auch nur eine Emotion adäquat darzustellen, schon gar nicht das den Film bestimmende Motiv, die Angst. Fatal für einen Film, der sich die gesamte Laufzeit über an die Fersen des Jungen heftet, dessen Lauftraining wohl den Hauptteil der Vorbereitung gekostet haben dürfte, indes die Mimik größtenteils geschont wurde. Rückblickend stört außerdem die allzu deutliche Computerherkunft der Angreifer; das Moment der Bedrohung kommt niemals wirklich zur Geltung.
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The Great Gatsby
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Von der Tragödie bleibt bei Baz Luhrmanns bewährter Hochglanz- und Spektakelverfilmung erwartungsgemäß nicht mehr viel übrig. Trotz einiger guter Momente (besonders herausragend: Der mit Off-Kommentar präsentierte, an Hitchcocks „Fenster zum Hof“ erinnernde Schwenk um die Häuserfassaden und die darin hervorgehobene Anonymität Tausender Einzelgeschichten sowie die Unterscheidung der Perspektive des Beobachters und des Teilnehmenden) wird das Meiste einfach vom Kitsch und Prunk verschluckt. Luhrmann versucht den Zuschauer in ein Mittendrin-Gefühl zu manövrieren; der Surrealismus der riesigen Parties, die ausufernden Produktionswerte, der Cast von Welt und die Auswahl des gerade in der ersten Hälfte modernen Soundtracks spricht hier eine klare Sprache. Das mag dem Unterhaltungswert genügen, für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Vorlage oder mit den Roaring Twenties im Allgemeinen ist das allerdings nicht ausreichend.
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Warrior
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Anfangs etwas zähes Familiendrama, eingefangen in unschönen Sepiatönen, das seinen Unterhaltungswert leider etwas zu spät gewinnt, dann nämlich, wenn die Kämpfe beginnen, die in der Tat hart, schnell und in ihrem Ablauf manchmal unerwartet auf das letztlich doch zu Erwartende hinauslaufen. Insofern ist der „Rocky“-Vergleich schon nachvollziehen, allerdings bot dieser die bei weitem überzeugendere und auch rührendere Charakterzeichnung. Die Leistungen von Hardy, Edgerton und vor allem Nolte gehen absolut in Ordnung, es ist eher das Drehbuch, das manche Schwäche offenbart und für die simple Auflösung im Ring eigentlich zu viel bieten möchte. Denn am Ende denkt man irgendwie: Das tat gut, aber wozu das lange Blabla am Anfang?
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Fringe – Season 1
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Abrams’ „Akte X der neuen Generation“ ist in Zeiten hochwertig produzierter Qualitätsserien, die selten mehr als 13 Folgen pro Staffel aufweisen, wieder altmodische Feierabendunterhaltung mit dem bewährten Mix von Monster-of-the-Week-Schemata und einem übergreifenden Plot, der überall Zusammenhänge herstellt. Letzteres geschieht durchaus zwingender als bei der Mutter aller Mystery-Serien (nur wenige Ereignisse in „Fringe“ haben letztendlich nichts mit dem großen Ganzen zu tun), im Umkehrschluss wirkten Mulders und Scullys Abenteuer aber im Einzelnen pointierter und chemisch ausgewogener. Das mag auch daran liegen, dass „Fringe“ „nur“ den ausgeflippten Professor und zwei nur bedingt charismatische Co-Stars hat (wobei Anna Torv mit der Zeit an Charisma gewinnt), während die Chemie zwischen Mulder und Scully unschlagbar bleibt. Auch atmosphärisch lässt „Fringe“ mit seinen unterkühlten, verfremdeten Bildern gegenüber dem großen Vorbild deutlich Federn. Dennoch verliert die erste Staffel trotz einer gewissen Gleichförmigkeit nie ganz an Spannung. Eignet sich gut als Ausgleichsprogramm zu High-Standard-Formaten (etwa von HBO), besser jedenfalls als Quatsch wie „Grimm“.
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Breaking Bad – Season 4
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Zugegeben, diese Serie zieht von Staffel zu Staffel merklich an. Die alten Probleme haben zwar immer noch Bestand (die schönen Weiten der amerikanisch-mexikanischen Grenzlandschaft scheinen den Kameramann doch arg abzulenken, anders sind die gelegentlich zu lang ausgewalzten Kameraeinstellungen nicht zu erklären), verlieren aber an Gewicht, weil die Story ohne jede Rücksicht auf Glaubwürdigkeit den Turbo anschmeißt. Jetzt wird endlich bad abgebreakt. Das Dreigespann Bryan Cranston, Aaron Paul und Giancarlo Esposito bildet immer noch einen schauspielerischen Fels in der Brandung und liefert sich in Staffel 4 einen besonders heißen Tanz, der bis zur allerletzten Einstellung der letzten Folge voller kleiner Handlungsbomben steckt.
:liquid8:

American Horror Story – Asylum
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Für eine Horrorserie steckt auch weiterhin erschreckend wenig Horror in “American Horror Story”; wenn überhaupt, kann man von einer Art komfortabler Spannung reden, wie man sie auch von einem Krimi erwarten würde.
Davon mal abgesehen, hat die Serie natürlich ganz andere Qualitäten; dazu gehört das unkonventionelle Konzept, die gleichen Schauspieler pro Staffel unterschiedliche Charaktere in unterschiedlichen Stories aufzubieten. Abgesehen vom Inszenierungsstil (schizophrene, schnelle Bildabfolgen mit vielen Schnitten und Störbildern) und eben dem Darstellerstamm hat die zweite Staffel mit der ersten praktisch nichts zu tun. Verbunden sind die Plots nur dadurch, dass sie beide die dunklen Geheimnisse amerikanischer Geschichte aufrollen. Davon abgesehen widmen sie sich komplett unterschiedlichen Themen, was zu einer jeweils anderen Grundstimmung führt. „Asylum“ kann auf dem Papier mit Psychopathen, Geistlichen, Aliens und Dämonen überladen wirken, löst das tatsächlich aber weitgehend geschmackvoll. Bei dem Setting hätte man sich sogar fast noch mehr ausgeflippte Szenen wie die „Name Game“ Musicalnummer gewünscht. Zum Ende hin werden so ziemlich alle geöffneten Handlungsstränge fein säuberlich geschlossen und ein insgesamt zufrieden stellendes Ende geboten, so dass man gar nicht sagen möchte, welche Staffel die bessere war; sie sind einfach anders.
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Man Of Steel
Pacific Rim
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Beitrag von Sir Jay » 23.11.2013, 16:26

zu "The Warrior":

die Einmarschmusikl von dem bösen Russen am Ende übrigens war ein Lied von Vladimir Vysotsky. Ich hab echt abgefeiert :D
http://www.youtube.com/watch?v=857vy90Yb60

die stimmengewalt ist einfach unerreicht :D

achja den film selber fand ich auch ganz gut ;)

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Vince
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Beitrag von Vince » 31.12.2013, 14:26

Cold Blood
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Die Zielgruppe ist klar vorgezeichnet: Natürlich sollen Freunde der Blaupausen „Fargo“ und „Ein eiskalter Plan“ angelockt werden. Der Einstieg ist abrupt, die Fäden aus etwa drei Subplots verknüpfen sich kontinuierlich, bis es zum intimen Finale kommt. Eric Bana als Fiesling ist schon einen Blick wert; ihm und den meisten anderen Darstellern (abgesehen von Charlie Hunnam, der abseits seiner „Sons of Anarchy“ bislang als Passivling verheizt wird) werden erfreulich undurchsichtige Charaktere spendiert, die nur leider in ein allzu selten zu Ende gedachtes Drehbuch eingebettet werden. Oft fehlen ganze Sequenzen, deren Phantomexistenz man spürt und die viele Motivationen der Figuren erklären würden, die aber offenbar einfach nicht gedreht oder rausgeschnitten wurden. Das schwächt leider auch die atmosphärische Stilsicherheit ein wenig ab. Im Zweifel entscheidet man sich für den ähnlich aufgebauten, aber ungleich intensiveren „Killer Joe“, wobei „Cold Blood“ als Coen-Ersatzdroge durchaus seinen Zweck erfüllt. Knappe
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Movie 43
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Der größte Gag des Films ist seine Besetzung: Wie kann es gelungen sein, dass ein derartiges Ensemble sich für einen Film verpflichtet hat, dessen Drehbuchlektüre doch dringend vom Mitwirken abgeraten haben muss? Das Argument „Ich bin jung und brauche das Geld“ gilt für die meisten Darsteller jedenfalls längst nicht mehr. Vielleicht ist die Scary-, Date- und Fantastic-Movie-Mafia schuld?
Obwohl das Humor-Niveau jedenfalls nur bedingt über die Klone der Klone von „Scary Movie“ hinauskommt, gibt es von den Schauspielern eine ironische Breitseite der härtesten Sorte zu bestaunen, die diesen Episodenfilm bizarr und fast surreal anmuten lässt: Ob Hugh Jackman seine Halshoden kratzt oder Halle Berry Guacamole mit ihren Brüsten macht, oft kann man nicht so ganz glauben, wer sich da dermaßen für einen platten Gag erniedrigt. Ob man da noch anerkennend mit dem Kopf nicken kann, weil die Schauspieler jeden Scheiß mitmachen und so Sympathien erzeugen, ist so die Frage; immerhin ist „Movie 43“ damit aber ein Stück weit diskussionswürdiger als die eigentlich Gleichgesinnten aus den Niederungen der US-Comedy.
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S-VHS
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In etwa gleichauf, vielleicht insgesamt etwas mehr auf Nummer sicher zeigt sich der zweite “VHS” gegenüber seinem Vorgänger, angefangen bei der Rahmenhandlung, die der vorigen zwar recht ähnlich ist, aber durch die stärkere Verwebung mit den gesichteten Filmen etwas mehr Spannung erzeugt.
Adam Wingards Eröffnungsfolge ist dabei eine dreiste Kopie eines Beitrags aus John Carpenters „Body Bags“, allerdings so effektiv gefilmt, dass die Schocks ihr Ziel wahrlich nicht verfehlen. Den Horror des Fremdkörpers, der für übersinnliche Dinge empfänglich ist und dem man, da er nun zum eigenen Körper gehört, nicht entfliehen kann, nutzt der Regisseur für einige fiese First-Person-Sequenzen, bei denen sich der Zuschauer dazu gezwungen sieht, die Position der Hauptfigur einzunehmen.
„A Ride In The Park“ wiederum ist reiner Perspektiven-Experimentalismus, derweil das Themenfeld konservativer nicht sein könnte: Der gemeine Zombie muss also mal wieder herhalten, nur dass diesmal der Zuschauer über eine am Fahrradhelm befestigte Kamera seine Perspektive einnimmt und die Attacken auf die Opfer damit von den besten Sitzen verfolgen kann. Der Unterschied zu einer richtigen Egoperspektive bzw. zur gängigen „Monster View“ nach „Predators“-Schema ist der, dass man sich nicht mit der Kreatur verbunden sieht, sondern lediglich aus deren Blickfeld beobachtet – ähnlich wie bei einer Naturdokumentation, wenn man einem Tier eine Kamera angebracht und es dann wieder in seine Gruppe gelassen hat. Im Resultat gibt es einige interessante Einstellungen zu bestaunen, wobei mit Gore nicht gegeizt wird, bewusst aber doch mit einer richtigen Handlung.
Der wohl gewagteste Beitrag wird mit „Safe Haven“ geboten – nicht nur wegen des streitbaren Sekten-Themas, sondern auch wegen des dokumentarischen, trockenen Beginns, der abrupt in ein surrealistisches Gemetzel mündet, das absurde Ausmaße annimmt. Die allerletzte Einstellung ist leider einen Hauch zu viel, ansonsten hätte man sich genug Angedeutetes bewahrt, um das Ganze zu einem stimmigen Ende zu bringen.
Der „Hobo With A Shotgun“-Regisseur wendet sich dann zum Ende noch den unvermeidbaren Aliens zu und bedient sich dazu der althergebrachten Schablone grauer, dünner Männchen mit überdimensionalen Insektenaugen, die begleitet von Lichtexplosionen auf den Plan treten und Menschen entführen. Die überwiegend bei Nacht gedrehte Episode nutzt eine Hundekamera, bevorzugt um mit Lichtquellen zu experimentieren und die Besucher als Phantomgestalten zu inszenieren, die sich in den Lichtblumen verstecken. Die Fokussiertheit auf den Menschen ist in dieser Folge besonders greifbar: Die Aliens als göttliches (?) Abbild des Menschen, der sich nur für jenen zu interessieren scheint, indes dem Hund nur die dokumentierende Funktion zukommt.
Insgesamt eine Sammlung durchweg guter, wenn auch kaum überragender Kurzfilme, die weniger Gefälle aufweist als die wechselhaften Episoden des ersten Films.
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Beautiful
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Stark fotografierte Kleinstadtgroteske nach Vorbild von “Blue Velvet” und “American Beauty”, die allenfalls ein paar Faszinationen zu viel auf einmal ausloten möchte und am Ende alle Hände voll zu tun hat, einen runden Abschluss zu stemmen. Auf den Grund gebohrt eine psychologisch motivierte Kriminalgeschichte, geht es Regisseur Dean O’Flaherty vor allem um die schönen Blätter über dem Gewusel: Regen lässt er auf eine Bikinischönheit niederprasseln, vernachlässigte Hausgärten inszeniert er mit einer trockenen Romantik für Dornen und Gestrüpp, Unschuld konterkariert er mit überkreuzten Machtverhältnissen verschiedener Figuren zueinander. Nicht immer agieren die Charaktere vollkommen glaubwürdig, am Ende setzt sich aber doch ein verhältnismäßig stimmiges Gesamtbild zusammen, das vor allem über seine besondere Ästhetik überzeugt, indes inhaltich bereits alles von den Vorbildern gesagt wurde.
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7 Days
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Eine manchmal zu dick mit dem Holzhammer vorgetragene Rachephantasie, die den Zuschauer direkt mit seinen moralischen Vorstellungen zu Recht und Vergeltung konfrontiert. Die Prämisse wurde bewusst auf eine simple Zeile zusammengestutzt: Was, wenn du eine Woche Zeit hättest, dem Vergewaltiger und Mörder deiner Tochter zu geben, was er verdient? Die notwendigen Mittel, um dieses Szenario zu erreichen, handelt der Film mit viel Improvisation in Kürze ab (sie könnten auch jedem x-beliebigen Actionfilm entstammen), auch wird kaum die Frage über Schuld oder Unschuld des Angeklagten gestellt. Die faktentechnisch klare Ausgangssituation wird genutzt, um sich ganz auf die Beziehung zwischen Killer und Vater zu konzentrieren. Darstellerisch führt das zu einer Tour de Force vor allem für den Killer, der fast den gesamten Film über nackt und in erniedrigenden Posen verbringen muss, indes dem Vater eine starke Persönlichkeitsentwicklung während der sieben Tage bevorsteht. Das Kammerspiel wird leider unnötigerweise immer wieder unterbrochen, um redundante Fortschritte bei den Ermittlungsarbeiten der Polizei zu zeigen; eine vollständige Konzentration auf das Treiben in der isolierten Waldhütte hätte, vor allem in Kombination mit den metaphorisch zu verstehenden Bildern toter Wildtiere im umliegenden Gebiet, die Intensität erhöht.
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Hunger
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Filme über menschliche Gruppendynamik sind immer ein bisschen problematisch; die Bedingungen schaffen kann jeder Drehbuchautor mühelos. In diesem Fall einfach ein Psychopath mit Kindheitstrauma herbeigedacht, ein Loch mit vier Fässern voller Wasser und einer Handvoll Fremder, die man zusammensteckt, und schon geht das große Hungern los. Die Kunst ist nun, etwas daraus zu machen, glaubwürdigere Charaktere zu erschaffen und dabei Sinnvolles über das menschliche Wesen zu sagen, und hier bleibt „Hunger“ zumindest teilweise einiges schuldig; nicht nur wurde die Motivation des Experimentators auf dem Reißbrett zusammengebastelt, auch geht es im Film um das reine Hervorkitzeln des Monsters im Menschen. Der Kampf gegen die fallende Menschlichkeit scheint in erster Linie ein Vorwand zu sein, und das nicht etwa wegen selbstzweckhafter Goreszenen, die allenfalls im Dunkeln stattfinden, sondern wegen des Mannes außerhalb des Tunnels, der genau wie der Film ein Problem hat, zu erklären, was er bezwecken möchte. „Hunger“ bleibt nicht ganz frei von Diskurs, das ist aber weniger Verdienst des Films als vielmehr des Szenarios per se.
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Den Letzten beißen die Hunde
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Ein junger Jeff Bridges und ein Clint Eastwood, der schon damals als knorriger alter Mistkerl gezeichnet wurde, als Buddy Couple in einem wilden Genremix, bei dem irgendwie nur die majestätisch und mit ruhiger Hand eingefangenen Landschaftspanoramen eine gewisse Konsistenz versprühen. Alles andere folgt unberechenbaren Mustern, weil einmal das Heist Movie persifliert wird, ein anderes mal die Buddy-Dynamik im Vordergrund steht und auch das Drama wie eine unbarmherzige Naturgewalt immer wieder über die komischen Momente rollt und ihnen einen bitteren Beigeschmack verleiht. Die Inkonsistenz ist Fluch und Segen des Films zugleich; einerseits wirkt Michael Ciminos Regiedebüt dadurch ein wenig unentschlossen, andererseits behält es sich immer das Moment der Überraschung.
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Die Monster Uni
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Endlich nochmal ein Prequel, das dem Hauptfilm eine sinnvolle Erweiterung beschert, was gerade angesichts der momentanen Ideenlosigkeit überrascht, die sonst gerade bei Disney / Pixar herrscht. Man merkt, dass seit „Die Monster AG“ einige Zeit vergangen ist und man hier keinen Schnellschuss gewagt hat. Vielleicht funktioniert „Die Monster Uni“ so gut, weil es bei diesem Film in erster Linie nicht einmal darum geht, die bekannten Figuren mit einem Hintergrund zu versehen, sondern vielmehr, ein ganz neues thematisches Gebiet zu illustrieren. Das Campusleben genügt ja nicht nur einer Filmhandlung, sondern einer ganzen Unterkategorie von Film. Dass Mike und Sully eher als Nebeneffekt eine Vorgeschichte spendiert bekommen, tut den Figuren gut und eröffnet die Chance zu einem ganz eigenen Filmerlebnis, das sich überhaupt nicht mit dem 2001er Film messen muss. So werden diverse Klischees des Campusfilms auf Pixar-eigene Art aufgegriffen und in meist größeren Plansequenzen, hier vor allem den Wettbewerben zwischen den Studentenvereinigungen, verarbeitet, wobei der Action- und Spektakelwert angenehm niedrig und unaufdringlich bleibt. Der Dialog genießt also in der Regel höchste Priorität, und die Themenkomplexe zwischen Freundschaft, sozialer Organisation und Einbettung bzw. Vorbereitung auf die Arbeitswelt wird tatsächlich als Komplex dargestellt. Auch wenn manchmal doch der moralische Zeigefinger obsiegt, ist „Die Monster Uni“ einer der besseren aktuellen Filme der Disney/Pixar-Schmiede und jedem Film über sprechende Autos, Flugzeuge oder Schiffe unbedingt vorzuziehen.
:liquid7:

Bay Of Blood
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Nicht nur ist “Bay Of Blood” einer der ersten Slasherfilme überhaupt, auch steckt er in Sachen Intelligenz die meisten seiner Nachfolger locker in die Tasche. Das führt so weit, dass man hinter dem abstrakten Killer-Modell eine poststrukturelle Erfindung vermuten könnte, wüsste man nicht, dass die eigentliche Ausdefinierung des Subgenres noch bevorstand. Obwohl man Bava vorwerfen könnte, dass seine Bildsprache gegenüber seinen früheren Werken an Ausdruckskraft verloren hat, so hat er doch mit diesem Film ganze Schemata vorgeprägt, ja sogar Mordszenen inszeniert, die explizit imitiert wurden (Teenies im Bett am Spieß / Machete im Kopf – siehe „Freitag der 13., Teil 2“). Natürlich finden sich diverse strukturelle Schwächen im Film, die vor allem durch das Grüppchen feierwütiger Jugendlicher eingetragen werden, die offensichtlich bloß als Kanonenfutter dienen. Von der raffinierten, doppelbödigen Grundidee, die bereits im Prolog ihre Unberechenbarkeit unter Beweis stellt, nimmt das jedoch nichts.
:liquid7:

Weitere Sichtungen:
Bait - Haie im Supermarkt
Hangover 3
World War Z
Star Trek 1 - 3
Der Hobbit – Smaugs Einöde
Olympus Has Fallen
Lone Ranger

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Beitrag von McClane » 31.12.2013, 18:32

Zum Thema "Movie 43": Ich habe gehört, dass der in Segmenten über einen ganzen Zeitraum gedreht wurde und man dann immer wieder Stars mit den Namen jener geködert hat, die schon mitgemacht hatten. Nach dem Motto: "Wenn Jackman/Gere/Winslet/Promi bitte einsetzen, dann kann es ja gar nicht so schlimm sein". Ich persönlich fand den durch und durch unlustig, mit Ausnahme des iBabe-Meetings, das Sexismus in der Werbung und der Geschäftswelt plump, aber irgendwie witzig auf die Schippe nimmt.
Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]

Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]

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Beitrag von Vince » 03.01.2014, 11:50

Stimmt, die iBabe-Sache war noch einer der besseren Momente...

So, hier noch die letzten Sichtungen von 2013:

Eden und danach
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Der erste Farbfilm des Autoren und Filmregisseurs Alain Robbe-Grillet, der die Farbe Grün auf der Leinwand hasste und deswegen bis dato nur Schwarzweißfilme gedreht hatte. Die neue Dimension nutzt er vorzüglich, um die selbstreferenzielle Popart der auslaufenden Studentenbewegungen einzufangen und in geometrische Zylinder und Quadrate zu bannen, von denen im Film auch eines zum Objekt der Begierde erklärt wird. Farben werden wie verlorene Tupfer auf weißen Grund gesetzt, sowohl die Studentenbar zu Beginn als auch die tunesischen Kalkgebäude werden von nihilistisch wirkendem Weiß dominiert. Dazwischen werden immer wieder surreale Collagen aus verstörenden Bildern gesetzt, in deren Mittelpunkt meist nackte Frauen stehen und deren Inszenierung einer Ausstellung von lebendigen Skulpturen ähnlicher sieht als der mise-en-scene eines Films. Die Aufregung aus Horror und Erotik wird bewusst mit einer Monotonie fehlender Zusammenhänge verschnitten, so dass der Film mit einer einzigartigen Mischung aus Irrsinn und Langweiligkeit aufwartet, begonnen bei der Phrasierung mathematischer und physikalischer Formeln bis zu den Handlungen der Akteure, die mitunter nur schwer oder gar nicht nachvollziehbar sind. Eine schwierige, aber ganz besondere Filmerfahrung.
:liquid8:

Legacy
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Starke One-Man-Show von Idris Elba, dessen Leistungen in anderen Filmen und Serien ich bislang als stark überschätzt abwinken musste, der mich hier aber endlich eines Besseren belehren konnte. Als klaustrophobischer Kammerspielthriller überzeugt „Legacy“ mit einem minimalistischen Drehbuch samt effektiver Schlusspointe. Kamera und Schnittechnik verdienen sich Sonderlorbeeren; das Hotelzimmer verströmt eine dreckige Atmosphäre und das Trauma des Ex-Soldaten wird mit assoziativen Bildeinschüben wunderbar zur Geltung gebracht. Der ähnlich geartete „Bug“ mit Michael Shannon war zwar in jeder Kategorie nochmal eine ganze Nummer besser, aber „Legacy“ spielt immerhin in derselben Liga.
:liquid7:

Frankenhooker
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Frank Henenlotter, vielleicht eine verkannte B-Horror- und Trash-Ikone der späten 80er und frühen 90er. Seiner wohl bekanntesten Arbeit „Basket Case“ lässt er parallel zu dessen Fortsetzung „Frankenhooker“ folgen, eine verquere Bodyhorror-Komödie über eine Frankenstein-Kreatur aus den Leichenteilen von Prostituierten. Selig gesprochen seien die Zeiten, in denen prosthetische Effekte, Masken und richtiges Filmblut noch so offensichtlich zelebriert wurden: Explodieren die Körper der Nutten auf Supercrack, so sieht das überdeutlich nach einer Neujahrsparty von Kakerlaken im Hohlkörper von Schaufensterpuppen aus – und das ist gut so. Was Henenlotter je anfasste, sah immer nach Gummi, Mechanik und Gips aus, aber gerade dadurch atmet das Phantastische in seinen Filmen. Der Begeisterung für biologische Abnormitäten in Tradition von „Freaks“ lässt der Regisseur diesmal vor allem im absurden Finale von der Leine. Bis dahin ist ihm New York wieder ein treuer Begleiter, das erneut wie ein dreckiger Moloch in grauem Matt erstrahlt; da kann sich auch mal ein abgehalftertes Ersatzteillager im Minirock auf den Time Square verirren, einen willigen Kunden wird sie dennoch abschleppen. Und seien wir ehrlich, der hierbei zur Schau getragene Sexismus macht in diesem Kontext einen Höllenspaß, zumal die Hauptdarstellerin, ein Penthouse-Pet, eine großartige Comedy-Show aufs Parkett legt. Ihr gekeiftes „Wanna date?“ ist eigentlich ein potenzieller Oneliner für die Hall Of Fame der B-Movies.
:liquid6: ,5

Strafpark
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Nicht unbedingt inhaltlich, aber doch zumindest stilistisch ist „Strafpark“ heute wieder absolut zeitgemäß, insofern er ein rein fiktives Szenario unter dem Deckmantel des radikal Dokumentarischen verkauft. Dabei hat er im Laufe der Jahre aber so viele Entwicklungen vorweggenommen, dass er bedingungslos mit der Realität verknüpft ist – ein Ziel, dass der Regisseur wohl auch mit ziemlicher Sicherheit verfolgt hat. Die Unerbittlichkeit, mit der sich die Handlung jeden Anflugs von Eskapismus verwehrt und wie er den Zuschauer praktisch zur Stellungnahme zwingt, muss zwangsläufig hitzige Kontroversen hervorrufen; insofern ist der Film beim gleichnamigen Label sehr gut aufgehoben. Peter Watkins arbeitet mit Parallelschnitten zwischen zwei Handlungssträngen, wobei die eine Ebene der anderen bereits ihr Schicksal weist, und erzeugt damit durchaus Spannung, die eigentlich in dem Wust aus feindseligen Konfrontationen auf grobkörnigem Zelluloid aufgehoben scheint. Eigentlich muss man den penetranten Aktivismus anprangern, den die Bilder verströmen (insbesondere, als im Abspann die Gefangennahme eines Darstellers kurz nach den Dreharbeiten erwähnt wird), ein interessantes sowie empfehlenswertes Zeitdokument ist Watkins’ Arbeit aber dennoch, sofern man dazu in der Lage ist, sich ein eigenes Urteil zu den Geschehnissen im Film zu machen und den Diskursen, die daraus folgen.
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Frankensteins Tochter
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Vergnügliche Trash-Verwurstung des Universal-Vermächtnis, die hektische Traumrealitäten in die Jetztzeit der 50er Jahre bettet und das Monster wie die Jugend der damaligen Zeit gleichermaßen lächerlich wirken lässt. Eröffnet wird der Lachreigen von einer Frau mit Gesichtsmaske inklusive Latex-Glupschern, die im Nachthemd durch die Hecken fremder Vorgärten irrt und die Nachbarschaft auf Trab hält, später löst ein faszinierend männlich wirkendes Frankensteinmonster ab, das eigentlich weiblich sein soll, dies aber allenfalls durch aufgemalten Lippenstift signalisiert (tatsächlich MUSS sich unter der Maske ein männlicher Stunt-Kollege verbergen). Auf philosphische oder gesellschaftskritische Elemente verzichtet das Flickwerk gerne, dafür wird einer peinlichen Jugendfete mit Gesangseinlage Raum geboten. Und als die jungen Menschen das Treiben schlussendlich überlegen, fragt man sich, wofür. Um weiter feiern zu können?
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Der Schlitzer von London
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Eine Neuinterpretation der Saga um “Jack The Ripper”, von der eine frühe (Stummfilm-)Form bereits in den 20ern durch Alfred Hitchcock realisiert wurde. Die John-Brahm-Variante hält sich an Geheimniskrämerei nicht groß auf; sobald Laird Cregar auf der Bildfläche erscheint, ist dem Zuschauer im Gegensatz zu den anderen Figuren seine Existenz bereits klar, was gerade in Verbindung mit den Nebel-, Pflasterstein- und Laternen-Sets für eine gehörige Portion Suspense sorgt. Um den geheimnisvollen Mieter wird eine Vorgeschichte gestrickt, von der nach und nach mehr Puzzleteile preisgegeben werden, bis die unbedachte Kitty (Merle Oberon) unabwendbar in seine Fänge gerät, was in einem spektakulären Finale am Set einer Tanzaufführung auch entsprechend ausgekostet wird. Obwohl Cregar eine etwas plumpe Vorstellung gibt (und nicht bloß wohlständig, sondern regelrecht träge und fett wirkt in seinem zu eng geschnittenen Nadelstreifenanzug) und die Musik gerade im ersten Drittel nicht aufhört, die Gefahr überzubetonen, ist „Der Schlitzer von London“ durchaus noch ein sinnvoller Beitrag zum Thema, dem 10 Jahre später noch ein Remake folgen sollte, bevor im Jahr 2009 die bislang letzte Umsetzung gewagt wurde.
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Wir sind die Millers
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Formelhafte Persiflage auf die perfekte amerikanische Familie im Roadmovie-Gewand, so wie es der US-Amerikaner gerne sieht: Da werden Anarcho-Fässer aufgemacht, bis die Glückseligkeit eines versöhnlichen Endes alle vereint. Bis das Unvermeidliche geschieht, hat Jason Sudeikis als „Familienoberhaupt“ natürlich alle Hände voll zu tun. Es gibt viele klassische Missverständnis- und Verwechslungssituationen im Verlauf der Drogenschmuggelaktion über die mexikanische Grenze (wobei der eigentliche Grenzübergang relativ schnell abgehandelt ist und damit nicht lange als Spannungselement dienen kann), teilweise genug übersteigert, dass es wirklich witzig ist, teilweise gehen die Pointen aber auch nicht auf. Außerdem ist Jennifer Aniston eine miserable Stripperin. Macht einmal akzeptable Abendunterhaltung ohne Garantie auf Wiederholungswunsch.
:liquid5:

Fantasia
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Walt Disneys vermutlich bester Film. Mir ist auch kein Film bekannt, der Musik als emotionales Zentrum derart zu würdigen weiß wie „Fantasia“. Aufgrund der großen Bandbreite der Bebilderung klassischer Stücke von abstrakten, rein rhythmisch zu verstehenden Zeichnungen bis hin zur Ausformulierung konkreter Geschichten bietet er natürlich eine Vielseitigkeit, die das große Publikum trotz der zugänglichen Moderation durch den Musikkritiker Deems Taylor überfordert, so dass der damalige Misserfolg nicht verwundert, aber der Erfindungsreichtum und die Harmonie zwischen Bild und Ton ist unermesslich. Geometrie, Farbenspiel, Lichteinfall, Bewegung, Bildaufteilung liegen all den Komponisten von Bach über Tschaikowski zu Beethoven und Schubert zu Füßen und stellen eine Verbindung her, die nie wieder getrennt werden kann, zumal die gewählten Themen derart ursprünglich sind, dass sie oft nur in einem universellen Gesamtzusammenhang begriffen werden können.
:liquid9: (vielleicht mehr)

Thale
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Krude gefilmtes und schlecht gespieltes Kammerspiel, das den skandinavischen Faible für mythologische Figuren und kriminalistische Skurrilitäten unter einem Hut vereint, dabei aber in verschiedenen Bereichen scheitert. Trotz der Kürze ist „Thale“ durchzogen von lang gestreckten Monologsequenzen, deren Behäbigkeit aber leider keine positive Wirkung hinterlässt, was auch damit zusammenhängen mag, dass insbesondere einer der Darsteller nicht dazu fähig ist, auch nur einen emotionalen Funken rüberzubringen. Auch bei der Darstellung der Kreaturen hat man sich leider für schwache Computeranimationen entschieden anstatt für Kostüme und Kameratricks. Selbst der Vorteil der schönen norwegischen Landschaft kann kaum genutzt werden, weil der Großteil des Films in einem Keller spielt. Dann doch lieber „Troll Hunter“.
:liquid4:

Ich, Einfach Unverbesserlich 2
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Schema-F-Fortsetzung mit einem viel zu netten Gru. Die Animationen sind erwartungsgemäß state-of-art, die Regie schnell und dynamisch, die Sets atmen James-Bond-Geist und die Gags kommen wie aus der Pistole geschossen, aber der Vorteil der bösen Hauptfigur ist dahin und damit auch jeglicher Reiz an der Reihe. Noch dazu kann kaum eine der neu eingeführten Figuren überzeugen (schon gar nicht Grus hibbeliges Love Interest), es sind doch eher die laufenden Ü-Ei-Männchen, die die Kohlen aus dem Feuer holen, und dabei mag ich die nicht mal besonders.
:liquid5:

Sherlock - Season 1 & 2
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Ein frisches neues Konzept, das neue dramaturgische Möglichkeiten vor allem im Wechsel von der 1. zur 2. Staffel auslotet (3 Episoden im Filmformat = 1 Staffel, nicht uninteressant), eine erfolgreiche Adaption der klassischen Figuren ins London der Gegenwart, aufgepeppt mit innovativen visuellen Einfällen (Sichtbarmachen von Handy-, Bildschirm- und Papierkommunikation über Pop-Ups im Bild), zwei wunderbar harmonierende Hauptdarsteller, denen extrem spritzige Dialoge in den Mund gelegt werden, ein Moriarty mit herrlichem Overacting… aber warum zum Dreizack müssen britische TV-Serien immer so schrecklich fad aussehen? Gerade bei „Sherlock“ muss doch auch die Atmosphäre zählen, insbesondere, wenn man auch noch Folgen wie „The Hounds Of Baskerville“ dreht, die in von nichts anderem leben. Doch das in ausgeblassenen Farben eingefangene moderne London mit seinen hässlichen neuen Skyscrapern frisst leider jeden Ansatz von Atmosphäre auf. Weil alles andere stimmt, komme ich noch zu einem positiven Fazit, allerdings macht dieser eine Mangel deutlich höhere Wertungen zunichte.
:liquid7:

Sons of Anarchy – Season 5
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„Sons Of Anarchy“ hat sich zu einer der besten Dramaserien der Gegenwart gemausert. Rückblickend erscheinen selbst die Soap-Anteile aus der Anfangszeit wie ein notwendiges dramaturgisches Mittel – einmal mehr ein Beweis, dass Sendeanstalten auf den Langzeiteffekt vertrauen und einer Serie die nötige Zeit zur Entfaltung geben sollten. Der vermeintliche Seelenfrieden, der einige Zuschauer nach ein paar Folgen der ersten Staffel zu dem Fehlurteil führte, die Serie verherrliche das Leben in einer Motorradgang, ist natürlich längst in Trümmern, und die fünfte Staffel erzählt vom Umgang der Figuren mit den lebensbedrohlichen Verletzungen, die der Club vor allem sich selbst von innen heraus zugefügt hat. Neue Darsteller wie Jimmy Smits werden sinnvoll integriert, alte entwickeln sich in unvorhergesehene Richtungen oder werden auch einfach mal erbarmungslos geopfert, und dies auf drastische Art und Weise. In jeder Folge aber ist ein Gefühl der Erleichterung vorherrschend, dass man selbst nicht in der Haut der Figuren steckt, die auf dem Bildschirm einen knallharten Überlebenskampf führen müssen. Großartig.
:liquid9:

Weitere Sichtungen:
Odd Thomas
Star Trek IV


DAMIT ERGIBT SICH FÜR 2013 FOLGENDE STATISTIK:

Gesehene Filme: 350
Gesehene Serienstaffeln: 45
Filme im Kino: 15, davon nur 3 im 2. Halbjahr - wohl Zeichen einer zunehmenden Enttäuschung vom Kinojahr.

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Beitrag von Hannibal » 03.01.2014, 12:53

Vince hat geschrieben: Sons of Anarchy – Season 5
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„Sons Of Anarchy“ hat sich zu einer der besten Dramaserien der Gegenwart gemausert. Rückblickend erscheinen selbst die Soap-Anteile aus der Anfangszeit wie ein notwendiges dramaturgisches Mittel – einmal mehr ein Beweis, dass Sendeanstalten auf den Langzeiteffekt vertrauen und einer Serie die nötige Zeit zur Entfaltung geben sollten. Der vermeintliche Seelenfrieden, der einige Zuschauer nach ein paar Folgen der ersten Staffel zu dem Fehlurteil führte, die Serie verherrliche das Leben in einer Motorradgang, ist natürlich längst in Trümmern, und die fünfte Staffel erzählt vom Umgang der Figuren mit den lebensbedrohlichen Verletzungen, die der Club vor allem sich selbst von innen heraus zugefügt hat. Neue Darsteller wie Jimmy Smits werden sinnvoll integriert, alte entwickeln sich in unvorhergesehene Richtungen oder werden auch einfach mal erbarmungslos geopfert, und dies auf drastische Art und Weise. In jeder Folge aber ist ein Gefühl der Erleichterung vorherrschend, dass man selbst nicht in der Haut der Figuren steckt, die auf dem Bildschirm einen knallharten Überlebenskampf führen müssen. Großartig.
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Endlich auch mal ne höhere Wertung für die Sons ;) Die 5. Staffel war echt heftig. Insgesamt war mir das sogar etwas zu viel Abwärtsspirale, denn irgendwann hat das dann auch nichts mehr mit Dekonstruktion organisierter Kriminalität zu tun, sondern nähert sich mit der Häufigkeit von kleinen und großen Katastrophen wieder dem erhobenem Zeigefinger an. Geschrieben und inszeniert ist es aber immer noch auf umwerfend hohen Niveau, kommt aber nicht ganz an die frische 3. Staffel ran, die bisher mein Favourit im Sons-Kanon ist. Wirklich abgefallen sind aber weder die 4., noch die 5. was man der Serie definitiv hoch anrechnen muss..

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Beitrag von Vince » 16.01.2014, 18:48

Hannibal hat geschrieben: Endlich auch mal ne höhere Wertung für die Sons ;) Die 5. Staffel war echt heftig. Insgesamt war mir das sogar etwas zu viel Abwärtsspirale, denn irgendwann hat das dann auch nichts mehr mit Dekonstruktion organisierter Kriminalität zu tun, sondern nähert sich mit der Häufigkeit von kleinen und großen Katastrophen wieder dem erhobenem Zeigefinger an. Geschrieben und inszeniert ist es aber immer noch auf umwerfend hohen Niveau, kommt aber nicht ganz an die frische 3. Staffel ran, die bisher mein Favourit im Sons-Kanon ist. Wirklich abgefallen sind aber weder die 4., noch die 5. was man der Serie definitiv hoch anrechnen muss..
Jau, die hohe Wertung für die Fünfte resultiert auch eher aus dem Gesamten raus, da profitieren gewissermaßen auch die vier vorherigen Staffeln von, auch wenn ich die niedriger bewertet habe... ähnlicher Fall wie in der folgenden Serie:


Breaking Bad – Season 5.1 / 5.2
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Schließlich hat sie mich doch noch gekriegt. Da sieht man mal wieder, wie wichtig gute Enden sind. In Kenntnis der gesamten Serie muss ich meine anfänglichen Bedenken relativieren: Der frisch gebackene Golden-Globe-Sieger gehört zu jenen Seltenheiten, die im Gesamtbild ein durchgängiges Konzept ohne längeren Leerlauf vorzuweisen haben und im Ausspielen ihrer Karten so effektiv wie nur irgend möglich bleiben. Rückblickend ist die Serie doch noch der anfangs kaum für möglich gehaltene Kracher geworden, eine Demonstration schreiberischer und darstellerischer Extraklasse… die Nuancen, mit denen Bryan Cranstons Walter White in ein Monster verwandelt wird, gehen so fließend ineinander über, dass man von der Entwicklung ähnlich radikal überrumpelt wird wie jene Charaktere, die ihm erst sehr spät auf die Schliche kommen. Wo White zwischenzeitlich sogar zum nervigen Störfaktor der Serie zu werden drohte, steigt er gerade in den letzten Folgen zu einer der wohl wichtigsten Figuren der TV-Geschichte auf – einer zutiefst kathartischen Aufbereitung seines Schicksals und dem all seiner Opfer (und insbesondere seines größten Opfers, dargestellt von einem kongenialen Aaron Paul) zum Dank. Dass die Serie überdies zum Ende hin noch einige der interessantesten Figuren aufleben oder auch untergehen lässt, sichert ihr noch weiteres Ansehen. Über formalästhetische Gesichtspunkte kann man m.E. nach wie vor streiten, inhaltlich hat man sich mit dem Abschluss aber ein Denkmal geschaffen, anstatt sich wie so viele andere gute Serien unnötig den Abgang zu vermiesen.
:liquid9:

The Big Bang Theory – Season 1-5
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Es ist natürlich das konditionierte Mode-Bild eines Nerds, das von Johnny Galecki (Roseanne), Jim Parsons & Co. gezeichnet wird, eines, das sich für Massenkompatibilität eignet, aber schließlich handelt es sich hier um eine Sitcom, und als solche bringt „The Big Bang Theory“ frischen Wind in die Studio-Apartments. Mag der Humor insgesamt an ein sehr breites Publikum gerichtet sein und daher einer einfachen Rezeptur folgen (e=Nerds spielen nicht nur gerne mit Spielzeug²), kann die Serie dennoch mit viel Intertextualität glänzen, wobei reichlich Wissenschafts-Trivia ausgeschüttet wird. Die WG aus IQ-Leuchten harmoniert prächtig mit der huscheligen Kaley Cuoco, wobei Jim Parsons Leistung als sozial inkompetenter Über-Physiker Sheldon Cooper stets als besonders herausragend gelobt wird. Kann man so unterstreichen. Wie so oft erscheinen die ersten Staffeln spritziger, indes das zwanghafte Integrieren weiblicher Gegenstücke gerade zum Ende der fünften Staffel einmal mehr dem Gesetz der Mainstream-Komödie gehorcht, dass gerade die hoffnungslosesten Töpfchen irgendwann vor dem Traualtar ihr Deckelchen aufgesetzt bekommen.
:liquid7:

Die Farbe
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Innovative deutsche Genre-Filme… ja, das gibt’s! Huan Vus 2010er-Adaption der Lovecraft-Geschichte findet im Schwarz-Weiß, das gelegentlich von einem rosa leuchtenden Element außerirdischer Substanz durchbrochen wird, einen sehr eigenständigen Federstrich. Die nunmehr vierte Adaption des Stoffes gilt als die ambitionierteste, was an dem sichtbaren Bemühen liegen mag, Lovecrafts morbides, abgründiges Schreiben durch die Sogkraft intensiver Bilder wiederzugeben. Durch das deutsche Dorfbürgertum, all die Wiesen und alten Bauernhäuser, atmet auch wieder ein wenig der Geist der Universal-Klassiker von „Frankenstein“ bis „Dracula“ mit, unterstützt von einer guten Portion 50er-Jahre-Science-Fiction. Experimentell und darin sehenswert.
:liquid7:

Die Fantastische Welt von Oz
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Einem visuell ebenso gewagten wie gelungenen Start in Schwarzweiß und 4:3 folgt ein überwältigender Aha-Moment, als die Farbe das Zepter übernimmt, bevor Raimi sich dann doch von erzählerischen Konventionen überrumpeln lässt und wie neuerdings Tim Burton mit den Farben nur so kleckert. James Franco grimassiert tapfer gegen den Zucker, wird schlussendlich aber doch von ihm überhäuft, obwohl seine überdrehte Zauberer-Interpretation durchaus haften bleibt. Das Prequel-Konzept um den „Zauberer von Oz“ ist interessanter als gedacht, jedenfalls so lange, wie der Magier sich noch in der Rolle des Fremdlings wähnt und nicht des Erlösers. Erstaunlich auch, wie flüssig sich dieser Film an das stolze 74 Jahre ältere Original schmiegt; als hätte es die Zeit dazwischen nie gegeben. Das löst den Frust über die finalen Minuten ein wenig, denn so angreifbar sich Raimi mit diesem Film macht, letztlich stellt er sich dabei nur in eine Reihe mit dem liebenswerten Garland-Klassiker. Um Welten besser jedenfalls als die Totalgurke um die Bohnenranke und auch Willy Wonkas Schokoladenfabrik wird in die Schranken verwiesen.
:liquid6:

Planet des Schreckens
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Idealer Stoff für den SciFi-B-Movie-Abend: Sid Haig und Robert Englund als Besatzungsmitglieder unter Kommando einer ripleyhaften Grace Zabriskie, das kann nur heiter werden. Der Film bewegt sich unter Verwendung von Pseudopsychologie pyramidisch auf seinen Klimax zu, verbraucht dabei haufenweise offensichtlicher (und gerade deshalb so toller) Matte Paintings und verliert ein Crewmitglied nach dem anderen an die eigenen „Urängste“ in Form handgemachter, billig wirkender und doch unheimlich aufregender Special Effects, wobei der Zuschauer mitunter erst durch die Attacken erfährt, wovor sich die Attackierten gefürchtet haben (welch Intensitätsgewinn wäre hier möglich gewesen, hätte sich der Film großzügige Charaktereinführungen erlaubt). Das alles ist natürlich strohdoof und wird nicht klüger, nur weil die Weltraumabenteurer da plötzlich in die Spiegel ihrer selbst blicken, aber der Unterhaltungswert spricht für sich.
:liquid6:

R.I.P.D. – Rest In Piece Department
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Hier liegt eine Studio-Totgeburt vor, die dem Begriff der kreativen Bankrotterklärung ganz neue Ebenen abgewinnt: So werden Filme wohl mal in einer mittelnahen Zukunft aussehen, in der wahrhaft schon jede erdenkliche Geschichte nicht nur erzählt, sondern auch poststrukturell auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt wurde, so dass als letzte verfügbare Option eigentlich nur noch übrig bleibt, alte Burgen mit neuen Bausteinen wieder aufzubauen. Zugegeben, aktuell mag „RIPD“ zumindest flott, bunt, trashy und unterhaltsam sein, zum Verdrängen der grausamen Realität wie gemacht, aber das soll der einzige Vorteil dieser grotesken MIB-Nachmache bleiben und selbst der verfliegt, sobald sich mal wieder die Sehgewohnheiten verändern. Die Kiste tut auch deshalb so weh, weil viele Handlungselemente gerade nur deswegen da sind, damit sie eben an „Men in Black“ erinnern, obwohl sie gar nicht in die Handlung passen. Oder wie anders ist zu erklären, dass hochgeheime Geheimcops, deren Job es sein sollte, unauffällig zu sein, für die Außenwelt wie Aliens in mieser Verkleidung aussehen? Nichts gegen einen unterhaltsamen Trittbrettfahrer, aber die Selbstzweckhaftigkeit muss man „RIPD“ erst mal nachmachen. Noch dazu wirkt der Film völlig zerfahren, als hätte man Regisseur Schwentke alle Rechte entsagt, und die Darsteller spielen auf Sparflamme: Reynolds ist wieder zurück auf erbärmlichem „Blade 3“-Niveau, Bacon reißt seine Baddie-Routine runter und Bridges ist seine eigene Parodie.
:liquid3:

Fantasia 2000
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Eigentlich sollten dem Original jährlich neue Kurzfilme folgen, die dem „Fantasia“-Konzept gehorchten, animierte Kurzfilme in verschiedenen Abstraktionsgraden an klassische Musikstücke anzupassen. Es sollte dann doch bis zur Jahrtausendwende dauern, bis tatsächlich eine Fortsetzung in die Wege geleitet wurde. Diese wirkt nun leider im Ganzen nicht mehr ganz so ausgewogen, trotz der straffen Kürzung auf nicht einmal mehr 80 Minuten, von denen auch noch die unverständliche Wiederholung der originalen „Zauberlehrling“-Episode abgezogen werden muss, die hiermit wohl zum Herzstück aufgebaut werden soll – unnötig, da die Episode doch ohnehin längst ikonischen Charakter erreicht hat. Das Drumherum weist größere stilistische Brüche auf und ist von ausgesprochen wechselhafter Qualität; natürlich muss Publikumsstar Donald seinen Auftritt bekommen, nur der Arche-Noah-Rahmen wirkt als „Fantasia“-Element zu banal, und die New-Age-Sequenz mit den fliegenden Walen ist schon heute dank ausrangierter Computereffekte schlechter gealtert als der gesamte 1940er-Film. Die manga-inspirierte Abschlussfolge indes gehört zu den besten überhaupt, ebenso wie die leider ins Bonusmaterial verbannte Kooperation zwischen Walt Disney und Salvador Dalí, ein Lehrstück über Perspektiven und (A-)Symmetrie mit Mann-Frau-Motivik.
:liquid6:

Bernie
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Ein dank zahlreicher posthumer Interviewschnipsel dokumentarisch wirkender Spielfilm nach realen Geschehnissen, der sich um einen Mord dreht, welcher sich in einem kleinen Ort an der texanisch-mexikanischen Grenze ereignet hat. Man weiß nicht so ganz, was man von alldem halten soll. Fest steht wohl, Jack Black ist in der Hauptrolle voll in seinem Element, mit Ehrgeiz und Elan hängt er sich voll rein, um der von ihm dargestellten Person gerecht zu werden, wobei er einen breiten Spagat zwischen Drama und Komödie versucht und vor allem mit seinem bei „Tenacious D“ erprobten Gesang glänzt, den er in zahlreichen Sequenzen anwenden darf (tatsächlich dachte ich kurz, dass sein Tenacious-D-Kollege Kyle Gass in einer Nebenrolle als Bestatter zu sehen ist, bis jenem Schauspieler namens Rick Dial vor dem Abspann gewürdigt wurde, weil er 2011 an einem Herzinfarkt verstorben war).
Allerdings überstrapaziert der Film die Intervieweinblendungen in der ersten Hälfte zu sehr, während er sich in der zweiten Hälfte nicht so ganz entscheiden kann, ob er den dummen Vorstadttexaner auf dem Geschworenensitz bzw. im Vorgarten seines Eigenheims, das amerikanische Justizsystem und dessen Marionetten (-> das selten dämliche Abschlussplädoyer des McConaughey-Anwalts!) oder auch die Hauptfigur auf den Arm nehmen soll, dessen Verhältnis zu der alten, knorrigen Shirley McClane im Miss-Daisy-Modus definitiv als schräg und freaky dargestellt wird. Die Richtungslosigkeit löst der Film auch bis zum Ende nicht auf; stattdessen irritiert er im Abspann noch weiter mit einem Foto, auf dem sich der echte Bernie und Jack Black treffen, so als wolle man sagen: Seht nur, wie viel uns an der Person liegt. Also was nun, ist Bernie ein Verbrecher, ein normaler Mensch, eine Cartoonfigur oder womöglich ein Held? Der Film über ihn lässt die Frage offen, ohne dass das so richtig gewollt ist.
:liquid5:

Dogtooth
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Zombies sind gelbe Blumen. Eine Muschi ist eine große Lampe. Und in der Welt von „Dogtooth“ verschieben sich Regeln und Paradigmen einer abgeschottet lebenden Familie nach dem freien Willen des Oberhaupts.
Dabei interessiert den extrem nüchtern und emotional starr bis teilnahmslos inszenierten Film nicht, warum die Eltern ihre Kinder von der Welt abschotten und ihnen eine eigene Grammatik des Lebens beibringen. Vielmehr ist „Dogtooth“ eine Analyse inzestuöser und autarker Lebenszustände, die folgerichtig in ein bizarres Verhalten der Kinder münden, die nie etwas anderes kennen gelernt haben.
Dabei bleibt der Film dramaturgisch flach, so dass nicht nur Langeweile entstehen kann, sondern auch der Eindruck, es werde unmotiviert eine Szene voller Absurditäten an die nächste gereiht. Tatsächlich entstehen aber schnell kausale Ereignisketten, und aus einzelnen Wortbausteinen entsteht bald eine ganze Sprache. Natürlich wirken die Geschehnisse fataler, je intensiver man in die Privatsprache der Familie eindringt, und umso unangenehmer wird die Wirkung des Films, der den Knoten erst in der letzten Szene platzen lässt, mit jeder Minute.
:liquid8:

Ponyo
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Miyazaki lässt die Dinge inzwischen endgültig auf sich selbst referieren. Sein „Ponyo“ ist ein Alterswerk, das mit sich selbst vollkommen im Reinen ist und daher die Zeit findet, sich auf die Ästhetik des Wasserelements zu konzentrieren. Der Wellengang bewegt sich in einer unermesslichen Vielfalt an zeichnerischer Struktur fort: Mal transparent, dann eine dicke Linie, wuselnd von Leben und dann doch wieder klinisch rein, sich kräuselnd und dann wieder vollkommen eben. Kreaturen schälen sich aus dem Nichts, schöpfen wiederum neue Kreaturen, bis die ganze Schöpfung wieder zusammenfällt. Animationstechnisch ist „Ponyo“ eine Ode an das Meer als Lebensschöpferin, und trotz des hohen Abstraktionsgrads, der wohl nur vom Erwachsenen bemerkt wird, birgt er das Potenzial für einen endlos niedlichen Kinderfilm, der es nicht nötig hat, moralische Formeln zurechtzuschneidern, um Klein und Groß gleichermaßen mit seiner Einfachheit zu begeistern.
:liquid7:

Sanctum
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Vermutlich angestachelt durch James Camerons Mitwirken, versucht es „Sanctum“ auf die dokumentarische Tour, will dummerweise gleichzeitig aber ein nach allen Regeln des Spiels ablaufender Thriller sein. Dumm nur, dass sich der gewählte Stil mit der gewählten Dramaturgie beißt. Die Höhlentour hat ein paar schöne Aufnahmen zu bieten, verschwendet diese aber an ein banales Drehbuch, das nur den Vorwärtsgang kennt und letztlich als Thriller zu drucklos, als Dokumentarfilm zu hollywoodesk ist.
:liquid4:

Europa Report
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Gegenüber dem deutlich angesagteren Konkurrenzprodukt „Gravity“ ist „Europa Report“ der nachhaltigere Film. Das liegt auch daran, dass er aufwendigen Plansequenzen, überwältigenden Bildern und bombastischer Dramatik lieber Kopfwelten vorzieht, die sich im Oberstübchen jeden einzelnen Zuschauers zusammenbrüten. Die Found-Footage-Kameras – hier ausnahmsweise mal sinnvoll und ohne logische Schwächen angewendet – zeigen nur wenig, gerade ausreichend viel, dass die eigenen Zahnräder beginnen, sich zu drehen. Der Edellook von „Gravity“ hat die Instrumente und den Blick ins Weltall nicht so nachfühlbar gemacht wie es diesem Film über weite Strecken gelingt. So wird der dem Menschen innewohnende Erkundungsdrang richtig erfahrbar gemacht; man wähnt sich selbst in der Raumkapsel, und wer sich jemals gefragt hat, was einen Astronauten dazu treibt, sein Leben aufs Spiel zu setzen, bekommt hier einen Geschmack der Antwort, die ein solcher Astronaut geben würde. Schade, dass der „Europa Report“ eine Millisekunde zu lange dauert, denn jener letzte Moment in der Handlung nimmt leider viel von der Wirkung, die bis dahin so sorgfältig und voller Ruhe aufgebaut wurde.
:liquid8:

Chained
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Sehr ungewöhnlich aufgebauter und strukturierter Serienkillerfilm, der gerade deswegen so ungemein sehenswert ist. Jennifer Lynchs Film umfasst einen Zeitraum, in dem ein Kind zum Teenager heranwächst, und sie verwendet die verstrichene Zeit dazu, die Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren, einem Entführer / Frauenmörder und seinem Gefangenen, zu verformen. Aus der Geiselkonstellation entwickelt sich über die Sklaven- und Nutzhaltung ein forciertes Schüler-Lehrer-Verhältnis – eine Entwicklung, die Spannung entfacht, weil Eamon Farren ein interessantes neues Gesicht ist und Vincent D’Onofrio mal wieder so viele Nuancen in sein Schauspiel legt, dass jeder seiner Shots vor Informationen überquillt. Über das Ende kann man geteilter Meinung sein, weil es mit dem gemächlichen, rein psychologischen Aufbau von zuvor radikal bricht und weil es mit seinem ausgeprägten Mindfuck-Stil relativ plump erscheinen mag, blickt man allerdings auf die zurückliegenden Geschehnisse, so scheint alles am Drehbuch und auch an der ganzen Art des Serienkillers auf genau dieses Ende zugesteuert zu haben.
:liquid7: ,5

Trance – Gefährliche Erinnerung
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Danny Boyle, der alte Kopfficker. Da hat er uns aber gekriegt. Und wieder. Und wieder. Und wiederwieder. Ein Film, der so straight und simpel begann, hat sich zuguterletzt dermaßen oft um die eigene Achse gedreht, dass man am Ende eigentlich wieder bei der Ausgangsposition angekommen ist. Mit viel- und doch wenig sagenden Phrasen, einem ultradramatischen Soundtrack und Rosario Dawsons rasierter Mumu bekommt man die ultimative Gehirnwäsche verpasst und ein aufregender Abend ist garantiert, so viel steht fest. Als Paranoia-Thriller ist „Trance“ ein fest, so hell und freundlich in der Farbgebung und doch so bitterböse, aber allzu nahrhaft ist das nicht mehr in einer Zeit des Poststrukturalismus, die schon so ziemlich jedes Hemd in den letzten 20 Jahren auf links gebügelt hat. Und am Ende hat man einen grandiosen Filmabend gehabt. Und die Erkenntnis, dass einem keine der drei Hauptfiguren geheuer ist. Davon abgesehen steht man allerdings irgendwie mit leeren Händen da.
:liquid6:

Weitere Sichtungen:
Star Trek V
Kick-Ass 2
Redemption – Stunde der Vergeltung
Only God Forgives
Pain & Gain

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Beitrag von McClane » 17.01.2014, 15:59

Vince hat geschrieben:Mag der Humor insgesamt an ein sehr breites Publikum gerichtet sein und daher einer einfachen Rezeptur folgen (e=Nerds spielen nicht nur gerne mit Spielzeug²), kann die Serie dennoch mit viel Intertextualität glänzen, wobei reichlich Wissenschafts-Trivia ausgeschüttet wird.
Wobei jede Referenz für die Blöden noch ausgiebig erklärt wird. Halte die Serie für ganz amüsantes Mittelmaß, trotz fehlender Euphorie hab ich auch schon nach und nach ganze 5 Seasons davon gesehen, aber die allgemeine Begeisterung kann ich echt nicht nachvollziehen. Maßlos überhypt IMO.
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Beitrag von gelini71 » 17.01.2014, 16:41

Bei "Breaking Bad" war es bei übrigens genau umgekehrt - die Serie fand ich am Anfang richtig gut aber durch die zweigeteilte Staffel 5 mußte ich mich richtig durchquälen. Und ehrlich gesagt bin ich froh das es vorbei ist...

Den Hype von der Theorie um den großen Knall kann ich auch nicht nachvollziehen :lol:
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note

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Beitrag von SFI » 18.01.2014, 07:09

Hype ist vielleicht auch ein zu großes Wort. Für mich ist es auch keine Überserie, aber dennoch herzlich erfrischend. Man muss vielleicht selbst ein wenig Nerd sein ... nicht in intellektueller Hinsicht, aber vom Spieltrieb her, dann kann man sich über viele Handlungsmuster ggf. einen Tick mehr amüsieren. Für mich als Trek Nerd gibts da einfach so viel mehr.... :lol:

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Beitrag von Montana » 18.01.2014, 12:43

Breaking Bad war vorallem eine sau coole darbietung von Brian Cranston die in definitive in den Hollywood Olymp gehivt hat. Von der Serie bin ich irgendwie zweigeteilt. Die Entwicklung von Walter Whit ist einerseits vorallem am anfang etwas an den haaren herbeigezogen. Danach konnte man eigentlich davon ausgehen das er niemals die Wahrheit sagte was teils schon sehr nervenaufreiben war. Andererseits ist die entwicklung von ihm nach dem Anfang recht plausibel gehalten und er giebt einen der geilsten Bösewichte ab die das Serienfernsehen und vielleicht der Film allgemein je gesehen hat. In der 5ten Staffel überschlagen sich dann aber die ereignisse etwas zu sehr. Zudem wird mir viel zu früh sehr viel Luft herausgeholt. Ohne Cliffhanger in 5.1 hätte die Serie schon da ein Ende gefunden. 5.2 Beschäftig sich dann aussschliesslich mit den "Konsequenzen". Leider überfährt das Finale einen mit einer für die Serie ungewöhnlichen Geschwindigkeit doch etwas. Daraus hätte die Serie ohne fixiertem Ende nochmals eine ganze Staffel generiert. Das sind aber zum glück nur kleine Schönheitsfehler und man muss die Serie einfach für ihre Konsequenz honorieren und dafür das sie beinahe keine Handlungsstränge offen lässt. Ich sage nur "Hail to the King" :wink:

Dito zu SFI: The Big Bang Theory finde ich auch eine sehr geile Serie. Ab der 2ten Staffel zeichnet sich vorallem auch eine für eine Sitcom erstaunliche entwicklung der Charackteren ab. Auf diese Chrackterentwicklung wird dann auch mehr Wert gelegt und der Humor tritt etwas kürzer. Allgemein ist die Qualität der folgen ein Auf und Ab. Anfangs und Ende Staffel meist durchschnittlich wobei die Highlights meist in der mitte liegen.

Dito zu Trance: Allerdings fand ich das jetzt keinen so grossen Mindfuck. Hatte mir davon wessentlich mehr erhofft. Ein schwächeres Werk von Danny Boyle.

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Beitrag von Vince » 02.02.2014, 08:41

Red, White And Blue
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Ziemlich harte Kiste, thematisch wie auch teilweise grafisch. „Red, White And Blue“ mixt Vergewaltigungs-, Psycho- und Rachedrama im White-Trash-Milieu zu einem wenig verträglichen Cocktail, der sich tief in den Gedärmen einnistet. Der Plot springt auch gerne mal von einem Fokus auf den nächsten und lässt immer mal wieder eine neue Figur im Rampenlicht der Hauptrolle aufleuchten; eine innovative Methode, ihre Schicksale miteinander zu verknüpfen, ohne deswegen direkt zum Episodenfilm zu zerfallen. Gedreht mit reichlich Filmkorn, werden Schmutz und Intimität gleichermaßen greifbar. Schaut man vielleicht nie wieder, sollte man aber zumindest einmal gesehen haben, wenn man mal wieder Lust auf etwas Kontroverses hat.
:liquid8:

Das ist das Ende
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Erstaunlich witzige Gaudi mit überdrehtem Weltuntergangsflair à la „Little Nicky“. Der Coup, die Darsteller sich selbst spielen lassen, sorgt nicht nur für eine Menge Spaß, den Baruchel, Rogen, Hill, Franco & Co. am Set gehabt haben müssen, sondern auch für launiges Sich-gegenseitig-auf-die-Schippe-Nehmen, etwa so wie man es bei einer Samstagnacht-Show erwarten würde, die beim Lästern über Stars und Sternchen kein Blatt vor den Mund nimmt. Und nicht zuletzt ist der Einbruch dunkler Mächte, die teilweise wirklich bedrohlich oder zumindest imposant in Szene gesetzt werden, in die heile Welt der Schauspieler ein hübscher Kommentar zur Luftblase Hollywood. Neben dem herrlich aufgelegten Kern machen auch die zahlreichen Cameos kurzen Prozess mit ihrem eigenen Image. Sauber!
:liquid7:

Lars und die Frauen
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Unverkennbar skandinavisches Flair versprüht diese Groteske von Craig Gillespie, zumindest, solange Einsiedler Lars seinem Bruder und dessen Frau seine neue Freundin vorstellt und den kauzigen Einsiedlertum frei auslebt. Frauenmagnet Ryan Gosling spielt den Einzelgänger im Schneckenhaus sehr beachtlich und wird letztlich nur durch die Präsenz seiner „Freundin“ zurückgedrängt, die den gesamten Film über wie ein unkommentierter Elefant im Raum steht – amüsant ist es folglich, die Reaktionen seiner nächsten Verwandten zu beobachten, zugleich aber auch dramatisch.
Amerikanisch wird’s erst, als die gesamte Stadt sich an Lars’ Freundin gewöhnt hat und beschließt, ihm zu helfen. Das gebündelte Gutmenschentum kann einem die so sorgfältig aufgebaute Tragikomödie schon ein wenig vergrätzen, wenngleich es nicht ganz so penetrant übersteuert wird wie in einer waschechten US-Comedy. Insgesamt sehenswert, jedoch in Dänemark oder Norwegen entstanden, hätte man das Ding wohl auch bis zum letzten Meter voll durchgezogen.
:liquid6:

Licht im Winter
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Der Mittelteil der Bergman’schen „Kammerspiel-Trilogie“ ist eine meditative Reise ins innere Selbst. Ein Aufbruch wartet am Ende der Handlung, jedoch verharrt die Handlung selbst unerbittlich in der Szenerie dieser kleinen Kirche, die dem Gemeindepastor als Ort einer Offenbarung dient. Ohne dass Bergman deswegen weitschweifende Bilderreisen verwenden müsste, zieht in den knapp gehaltenen 80 Minuten praktisch ein gesamtes Leben vor den Augen des Zuschauers vorbei. In Hanekes „Das weisse Band“ wird man später viele Elemente dieses Films wiederfinden. Als leeres Gefäß ein ausgesprochen inspirierender Film, ob man nun theologisch interessiert ist oder nicht, denn auch anthropologisch betrachtet gibt Bergman wie so oft wieder viel preis.
:liquid7:

Taffe Mädels
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Hinter der wohl bescheuertsten Verdeutschung eines Filmtitels 2013 verbirgt sich eine Komödie vom Reißbrett, die aber immerhin mit einem spielfreudigen Duo aufwarten kann, das zumindest für ein paar witzige Slapstickeinlagen gut ist. Bei Bullock ist das kein Wunder, denn die Trottelin beherrscht sie spätestens seit „Miss Undercover“ aus dem FF, doch selbst McCarthy muss man zumindest den ein oder anderen Moment bescheinigen. Was sich um diese gelegentlich amüsanten Ausflüge an Handlung ergibt, ist weniger von Belang, auch in Sachen Atmosphäre lässt der im Original „The Heat“ benannte Film einiges vermissen, hätte man doch hier eine gute alte Buddy-Komödie nach 80er-Strickmuster erwartet. Kann man sehen, tut nicht weh, hält bei Laune, ist schnell wieder abgehakt.
:liquid5:

The Nun
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Unnatürlich gegen den Strom fließendes, klares Wasser, das kalte Steinmauern benetzt, knüpft ohne Umschweife an die Ästhetik des Asia- und dann US-Remake-Gruslers „Dark Water an, insbesondere, wenn sich eine düstere Nonnengestalt darin windet. Dabei gelingt es der Yuzna-Produktion aber weder glaubhaft, eine Phobie vor Nonnengestalten zu visualisieren noch überhaupt furchterregend zu wirken oder auch nur echte Spannung zu erzeugen. „The Nun“ ist optisch geleckt wirkender, vorwiegend in Dunkelheit spielender Twen-Horror, dessen Gewaltspitzen noch harmloser wirken als jene der Dark-Castle-Produktionen,d ie sich als Vergleichsobjekt gut dienen. Wirres Umherschleichen durch Kirchengemäuer wechselt sich ab mit Flashbacks, in denen zahnlos die Strenge kirchlicher Erziehung gezeigt wird, bis dann irgendwann mühsam eine Special-Effects-Sequenz vorbereitet wird. Richtig schlecht ist das nicht gemacht, es hält auch gut bei Laune, lässt aber so kalt wie sich der Look des Films anfühlt.
:liquid4:

Mr. Moto und die Schmugglerbande
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Peter Lorre begründet in dieser ersten „Mr. Moto“-Episode einen neuen Typus von Detektiv: Exotisch, höflich, undurchschaubar, auch liebenswürdig, aber hart, wenn es sein muss. Lorres Wandlungsfähigkeit gehört zu den Highlights der Filme, die angemessen mit einer Schiffsfahrt zwischen Orient und Okzident eingeleitet wird und dort allerhand an Verschwörung aufdeckt.
:liquid7:

Defiance – Season 1
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Western-Attitüde im SciFi-Gewand – das hatten wir schon mal bei “Firefly”, dort allerdings mit mehr Klasse. „Defiance“ untergräbt alle Erwartungen, die sein großspuriger Trailer geweckt hatte… von exotischen Alienplaneten und gigantischen Schlachten zwischen den Spezies, die tatsächlich aber in dieser ersten Staffel gemeinsam ihren Alltag in einer Kleinstadt meistern und sich dabei miteinander arrangieren müssen. Das Aliendesign schwankt zwischen ganz nett und albern (einige Figuren wirken anbiedernd an bestimmte Zielgruppen, etwa die Teenager der Albino-Alienrasse, die Visual-Kei-Merkmale zur Schau tragen), die Handlung streift bisweilen Soap-Zustände und rappelt sich erst gegen Ende der Staffel, als es tatsächlich mal etwas interessanter wird. Immerhin aber hat die politische und soziale Organisation der Gemeinde ihren Reiz… da kann die Bürgermeisterin auch mal die Schwester einer Prostituierten sein. So zeigt „Defiance“ unter dem Banner des ikonischen Torbogens durchaus gelungene Ansätze für politisch anspruchsvolle Ränkespiele auf „Battlestar Galactica“-Niveau, die aber zumindest in der ersten Staffel noch sehr unterentwickelt bleiben, weil sich die Drehbücher lieber auf alberne Balgereien zwischen den Rassen konzentriert und auch die Gefahr von außen zu wenig thematisiert. Immerhin verspricht das Finale, dass letzteres in der zweiten Staffel stärker in den Vordergrund rückt.
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American Dad – Season 2
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Das war mal wieder ein Experiment, wieviel Irrelevanz ich ertragen kann... der Klon eines Klons in seiner zweiten Staffel, da häuft sich schon eine Menge Redundanz an. Dass Seth MacFarlane den Fokus in seiner Zweitserie ein wenig weg vom Familienleben hin zur Politik setzt, hält ihn aber nicht davon ab, weiterhin Sitcom-Settings zu verwenden. Hier hampelt letztlich doch wieder nur ein „Family Guy“ umher, nur dass er eben anstatt eines Arbeiterhemdes einen Anzug trägt. Am Resultat ändert das nicht viel, Liebesdinge genießen bei Nebenschauplätzen um das chamäleonhafte Stewie-Ersatz-Alien nach wie vor eine hohe Priorität. Witzig ist das alles nicht. So stellt sich die Frage, wofür man das eigentlich braucht und wie das so viele Staffeln überlebt hat, wo doch selbst Family Guy zeitweise mit Existenzproblemen zu kämpfen hatte.
:liquid3:

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Lovelace
White House Down
Passion Play
Fright Night 2 (2013)
Give ‘Em Hell, Malone
Machete Kills
Zero Dark Thirty

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Beitrag von Vince » 22.02.2014, 11:18

Madagascar 3
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Mit dem Ursprungsgedanken um Madagascar hat der dritte Teil dieser ebenso populären wie von Anfang an überschätzten Animationsserie nichts mehr gemein. Er ist nur noch an einer Ausdehnung der zoologischen Gruppendynamik interessiert und wagt sich dafür jetzt sogar nach Europa, das vollkommen aus der Luft gegriffen scheint, wo die afrikanische Savanne des zweiten Teils wenigstens noch durch die Suche nach dem eigenen Ursprung motiviert war. Umgesetzt ist das Dreamworks-Zugpferd natürlich mit den höchsten verfügbaren Maßstäben, der inhaltliche Mehrwert beschränkt sich allerdings auf den Erlebnisfaktor einer Achterbahnfahrt, aus der leider nichts Langfristiges bezogen werden kann. Rasanter Klamauk ohne Seele.
:liquid4:

Demons
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Bavas Dämonensause bringt alle Voraussetzungen für einen vergnüglichen B-Movie-Abend mit: Das abgesteckte Setting stimmt (ein Berliner Kino), das Thema und dessen handgemachte Umsetzung ebenfalls. Leider versteht sich der Film darauf, diverse Aspekte qualvoll in die Länge zu ziehen; reitet etwa Dario Argento in „Suspiria“ minutenlang auf dem gleichen „Goblin“-Thema herum, so gewinnt er daraus unbestreitbar eine bedrückende Terror-Atmosphäre, Bavas ähnlich repetitiv angewandter Soundtrack dagegen nervt schon in der eröffnenden U-Bahn-Szene. Nachfolgend reizt die Handlung mit einem doppelten Boden zwischen dem Geschehen auf der Kinoleinwand und dem im Saal (und Scream 2 hatte seine helle Freude daran, all das in seiner Opening Sequence zu zitieren), allerdings scheint etwa die Gattin des blinden Besuchers endlos lange mit einem anderen Mann hinter den Gardinen rumzumachen, bevor ihr endlich die überfällige Quittung in Form blutgieriger Dämonen serviert wird. Die Verwandlungsphasen der infizierten Gäste dauern unterschiedlich lange, eine Inkonsistenz, die durchaus zu verschmerzen wäre, würden damit nicht so viele Tempoprobleme entstehen. So klammert man sich dann an die minimalistisch gestalteten, aber durchaus gelungenen Masken- und damit verbunden Goreeffekte und die alberne, aber spaßige Verwandlung eines Gastes zum Helden sowie an den netten Twist in den End Credits.
:liquid4:

Blood Simple
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Bis heute ein zeitloser Film, auf den sich alle anderen Werke der Coens reduzieren lassen. Das Noir quillt zwischen schmutzigen Dielenrillen über und benetzt symbolisch die dreckige Verstrickung der vier zentralen Figuren in einem kriminell motivierten Handlungsnetz, über dem der Zuschauer wacht und dessen negativen Ausgang er jederzeit vorhersagen kann, was den depressiven bis zynisch-schwarzen Grundton festigt. Und trotz des Wissens um ein fehlendes Happy End überrascht das Drehbuch mit heftigen Brüchen und Wendungen bereits in der Filmmitte, um schließlich einen neuen Turn zu nehmen. Dabei laufen die Coens nie in Gefahr, die Spur aus den Augen zu verlieren; im Gegenteil, nur wenige Filme schaffen es, so aufs Wesentliche konzentriert zu bleiben wie „Blood Simple“.
:liquid8: ,5

Silver Linings
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Lawrences One-Woman-Show. Und das fast ein bisschen zu spektakulär, denn die von ihr entworfene Figur springt den Zuschauer in ihrer zur Schau gesetzten Schrägheit und Ziemlich-Beste-Freunde-Compatibility geradezu an, was dann, weil alles auf die junge Dame zugeschnitten ist, auch gleich ein Problem des gesamten Films wird. So ist „Silver Linings“ zwar um Klassen besser als etwa der übliche RomCom-Backkatalog aus Timos Filmtagebuch, aber doch in seiner Unangepasstheit auch wieder so anbiedernd wie der französische Kinosaalbesetzer oder auch die Wonneproppenkomödie „Little Miss *Fügen Sie hier ihre Beleidung nach Wahl ein*“. Eine gute Nebendarstellerriege (inklusive einem endlich mal wieder guten Robert De Niro) macht etwaige Bedenken aber wieder teilweise wett.
:liquid7:

The World’s End
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“The World’s End” steht nicht nur in Konkurrenz mit der eigenen (losen) Trilogie (Shaun Of The Dead, Hot Fuzz), sondern auch mit dem thematisch ähnlich gelagerten “This Is The End” aus dem gleichen Jahr – und beide Vergleiche werden verloren. Dennoch hat Peggs Sauftour eine Menge zu bieten, sofern man dem Film seinen radikalen Bruch in der Mitte vom Kleinbürgerrealismus zur Phantastik verzeihen kann, doch müssten Cornetto-Jünger einen solchen Bruch eigentlich mühelos verkraften können. „The World’s End“ hat zwar etwas weniger Unterhaltungspotenzial, immerhin aber mehr gesellschaftskritische Tiefe als „This Is The End“, der allenfalls den Personenkult um Hollywood etwas auf die Schippe nahm. Dieser hier jedoch kann sich nicht mal so recht entscheiden, was er überhaupt alles veralbern möchte – Menschen, die der großen weiten Welt den Mittelfinger zeigen oder Menschen, die ihrem kleinen Herkunftsort den Mittelfinger zeigen und in die große, weite Welt aufbrechen, sobald ihnen Sackhaare gewachsen sind. So oder so, die an „Die Körperfresser“ angelehnten Alien-Zombie-Gestalten verkörpern recht unverhohlen die Gleichschaltung durch überregionale Medien (Facebook! Facebook!). Der hektische, Lens-Flare-verspielte, überproduzierte Grundton der Trilogie bleibt dabei erhalten, nur die One-Shots und die bissigen Charaktere werden eben langsam etwas knapper.
:liquid6:

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Beitrag von McClane » 22.02.2014, 21:05

Volle Zustimmung bei "World's End", Wertung eingeschlossen. War auch leicht enttäuscht, die letzten 10 bis 20 Minuten fand ich richtig schlecht und sie schließen dann auch noch an den besten, warmherzigsten Moment des Films an (als Andy erkennt, wie schlecht es Gary wirklich geht). Bis auf "This is the End", denn fand ich ähnlich solide bei ähnlich verschenktem Potential.
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Beitrag von Cinefreak » 23.02.2014, 23:24

schließe mich den etwas enttäuschten Worten an...hätte mir auch mehr erwartet...viele Gags waren doch arg flach :roll: :wink:

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Beitrag von freeman » 24.02.2014, 09:07

So ist „Silver Linings“ zwar um Klassen besser als etwa der übliche RomCom-Backkatalog aus Timos Filmtagebuch, aber doch in seiner Unangepasstheit auch wieder so anbiedernd wie der französische Kinosaalbesetzer oder auch die Wonneproppenkomödie „Little Miss *Fügen Sie hier ihre Beleidung nach Wahl ein*“.
:lol: :lol: :lol:

Ich füge ein: *Asshole*! Gnihihihi

In diesem Sinne:
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Beitrag von Vince » 02.03.2014, 08:46

Texas Chainsaw 3D
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Ignoranz bis über beide Ohren kann man dieser dreisten Fortsetzung wohl vorwerfen, weil sie, mal abgesehen vom Original, alle vorhergehenden Einträge ins “Texas Chainsaw”-Geschichtsbuch geflissentlich über den Haufen wirft; nicht aber kann man behaupten, dass kein unterhaltsamer Beitrag dabei entstanden wäre. Von der altmodischen Pre-Title-Stilisierung bis zum haarsträubenden Final Twist ist der „Texas Chainsaw“ mit dem überflüssigen Dimensionen-Suffix eine ebenso dümmliche wie kurzweilige Angelegenheit; weil das Anwesen eine attraktive Örtlichkeit ist, um die Kettensäge zu schwingen und weil herzerfrischend antiklimatische und damit unberechenbare Szenenwechsel für offene Münder sorgen. Der Zaun vor dem menschenbevölkerten Jahrmarkt wäre normalerweise jener Grenzübergang, den das Böse nicht überschreiten darf, so dass er sich sein Opfer schon vorher holen muss – nicht so hier. Mit der anschließenden Drehbuchentwicklung gehen dann zunehmend Absurditäten einher, die man einfach mal so schlucken muss – schließlich gibt’s dafür ja auch ein paar hübsche Splattereinlagen in retour.
:liquid6:

The House at the End of the Street
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Das um Raffinesse bemühte Drehbuch lässt die assoziativ bewusst an frühe Cravens und Carpenters angelehnte Slasherproduktion von Anfang an scheitern: Auch wenn später noch so manche (nicht allzu originelle) Wendung aufgefahren wird, letztlich wird die Wurzel des Bösen von Beginn an viel zu sehr begossen, so dass man sich gar nicht mehr gruseln mag, wenn mal wieder eine Attacke ansteht. Die Charakterisierung des Einzelgängers, ebenso wie die des Mädels mit Herz für Außenseiter, ist längst nur noch Klischee; das Anschneiden der Musikleidenschaft der Hauptfigur hat auch kaum Sinnvolles zum Kontext beizutragen. Man wird also mit dunklen Wäldern und gläsernen Häusern darin zugeschmissen in der Hoffnung, dass die Angst, beobachtet werden zu können, ohne selbst zu beobachten, bedient wird und betrachtet all das bedingt durch die Drehs im Plot in wechselndem Licht – aber am Ende hat man doch nur das schmutzige Setting vor Augen, das durch die Hochglanzproduktion reingewaschen wurde. Ein leidlich originelles Genre-Vehikel für einen aufstrebenden Kinostar letztlich, der irgendwann nur noch dazu dient, zu zeigen, welch abwechslungsreiches Portfolio Jennifer Lawrence am Anfang ihrer Karriere hatte.
:liquid4:

Felidae
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Man möchte gar nicht glauben, dass dies ein deutscher Zeichentrick sein soll, so radikal, schonungslos und konsequent wurde Akif Pirinccis Katzenthriller in Bilder umgesetzt. Die eindringlichen Bilder von Katzen mit abgerissenen Köpfen, aufgeschlitzten Bäuchen und zerfallenden Körpern wurden natürlich vielfach missverstanden, erst recht da es sich um einen Trickfilm handelt, den unaufmerksame Eltern ihren kleinen Kindern zeigen könnten, dabei sensibilisieren sie den Betrachter ganz enorm für die Vierbeiner und fördern die Empathie – gar kein Zweifel, dass hier keineswegs ein Sadist am Werk war, sondern ganz im Gegenteil ein Tierliebhaber. Darüber hinaus ist „Felidae“ ein ungemein beklemmender Kriminalthriller, für den es unabdingbar war, die Katzen zu vermenschlichen, indem sie Figuren aus alten Film-Noir-Filmen angeglichen wurden, jedoch wurde bei dem Rückgriff auf Anthropomorphismen darauf geachtet, die Besonderheiten der Katze stark zu betonen und zu verallgemeinern, so dass dem Titel „Felidae“ durchaus Rechnung getragen wird. Lediglich einzelne Charaktere mögen zu stark karikaturisiert worden sein (etwa Joker, der eher einer Bulldogge ähnelt als einer Katze), so dass die Feinheiten verloren gehen. Das mag zwar vielleicht dazu führen, dass im Buch noch mehr Details zur Geltung kommen, an der extrem dichten Atmosphäre rüttelt das jedoch nicht.
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Die Geheimnisvolle Insel
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Ray Harryhausen prägt mit seinen einmal mehr beeindruckenden Stop-Motion-Effekten diese Jules-Verne-Verfilmung und gibt ihr das überdimensionierte, exaggerierte Bild des Naturalismus, der aber mit jeweils einem Bein in der Prähistorik und dem Surrealismus verankert ist. Die Ballonfahrt zu Beginn provoziert Vergleiche zu Dorothys Reise nach Oz, und als dann aufgeblähte Versionen tatsächlich existierender Lebewesen hinter den Hügeln hervorkrabbeln, wird damit das Bild der Natur bedient, die jenseits menschlichen Eingreifens schalten und walten kann, wie sie möchte. Nicht zu verachten ist auch die Gruppendynamik innerhalb der Runde der Gestrandeten, die erst recht durcheinandergewühlt wird, als Kapitän Nemo ins Spiel eingreift. Mitunter beeindruckend auch die gebotenen Bilder, insbesondere des Tauchgangs an der versunkenen Stadt entlang.
:liquid7: ,5

Darkman
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Ob man Sam Raimis ersten Beitrag zum Superheldengenre als Trockenübung für „Spider-Man“ bezeichnen kann, ist schwer zu sagen; vielleicht könnte man dem zustimmen, denn ähnlich wie „Spider-Man“ wird „Darkman“ eher von den Mechanismen seines Genres zur Entstehungszeit gelenkt als von der Hand des Leitenden, obwohl Raimi darum bemüht ist, einige seiner Trademarks (sei es in Form von wilden Kamerafahrten oder von Bruce Campbell-Cameos) einzubauen. Dabei ist der Film bei weitem nicht so hart wie seine Spitzen: Ungeachtet einiger brutaler Einlagen und des entstellten, nach Frankenstein-Prinzipien agierenden Titelhelden grüßen die 90er schon recht früh mit ihrem milden Grundton. Der von Liam Neeson verkörperte Darkman hat zwar mit filmisch interessant umsetzbaren Problemen zu kämpfen; die nur für einen begrenzten Zeitraum stabile künstliche Haut etwa böte gute Gelegenheiten für manch spannende Sequenzen. Allerdings werden weder die Figur noch ihre Probleme jemals richtig greifbar, so dass beispielsweise die hochkarätige Frances McDormand in einer Nebenrolle geradewegs verschenkt wird. Letztlich nur ein solider Unterhaltungsfilm, dessen größte Stärke wahrscheinlich die Inszenierung der finalen Hochhausgeländersequenz ist.
:liquid5:

Weitere Sichtungen:
Star Trek VI – Das unentdeckte Land
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Beitrag von Vince » 03.03.2014, 09:49

Casa De Mi Padre
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Ein solches Gefälle zwischen Trailer und tatsächlicher Filmqualität gab’s auch schon länger nicht mehr. Verspricht ersterer noch eine typische Ferrell-Komödie mit einer hohen Frequenz des typischen Ferrell-Bullshits, den man eben lieben oder hassen kann, entpuppt sich das Endresultat als Ansammlung von Rohrkrepierern. Ein paar Western- und Mexikanerklischees werden mithilfe von überzeichneten Neo-Grindhouse-Methoden durch den Fleischwolf gezogen – mal wird die Offensichtlichkeit der Matte Paintings hervorgehoben, dann lugt eine Raubkatze aus Stoff hinter einem Felsen hervor. Was auf dem Papier ganz witzig klingen mag, verliert auf dem Bildschirm dank fehlenden Timings und schwach geschriebener Pointen jede Wirkung. Als Karikatur eines John Wayne hätte Farrell dabei durchaus die Physis für eine gute Westernparodie gehabt, allerdings hätte man sich dann wohl bessere Gagschreiber und Regisseure suchen müssen.
:liquid3:

The Master
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Zäh und weniger zugänglich als sein Meisterwerk “There Will be Blood” ist Paul Thomas Andersons Nachfolgewerk geworden, konzentriert man sich allerdings auf das Schauspielduell zwischen Joaquin Phoenix und Philip Seymour Hoffman, wird man Zeuge einer unvergleichbaren Demonstration der hohen Kunst der Darstellung. Insbesondere Phoenix deformiert sich selbst gemäß dem Drehbuch zu einem Häufchen Elend, wodurch die aufgrund historischer und ideeller Verfremdung nur schwer erreichbare Thematik greifbar wird. Ein ebenso unterkühlter wie auf seine distanzierte Art faszinierender Film, der den Zuschauer tief in fremde Geister eintauchen lässt; zur vollständigen Erfassung allerdings dürfte eine Mehrfachsichtung erforderlich sein.
:liquid8:

Die Unfassbaren – Now You See Me
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Im Film wird die These gestellt, dass der Drang des Menschen, Geheimnisse zu lüften, größer ist als der Drang, sich verzaubern zu lassen. Zumindest für diesen Film kann das nicht gelten, denn „Die Unfassbaren“ ist Entertainment in seiner ursprünglichsten Form, und zwar solches, das man nicht weiter hinterfragen möchte. Man will einfach die flotten Abfolgen von Handlungstwists auf sich einrieseln lassen und ist – im Gegensatz etwa zu „Prestige“ oder „The Illusionist“ – gar nicht weiter daran interessiert, wie welcher Trick funktioniert, auch wenn einem das meiste auf die Nase gebunden wird. In seiner ganzen Art ist das Ensemblestück aber von derart lockerer und ungezwungener Form, dass jegliche Verkopftheit spielend umgangen wird. So eignet es sich auch zum Sonntagabend-Ausklang nach einem Wochenende voller Anstrengungen, zumal die Publikumssequenzen (derer gibt es drei im Film) den Charme einer spektakulär aufgezogenen Live-Fernsehshow haben. Schade höchstens, dass Dreiviertel der Zauberer-Belegschaft (also alle außer Woody Harrelson) recht unsypathisch wirken, andererseits wiederum kann man so auch bei der realen Zauberer-Belegschaft denken.
:liquid6: ,5

Hüter des Lichts
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Temporeicher, spektakulär inszenierter Animationsfilm, bei dem man sich gar nicht entscheiden kann, zu welchen Feiertagen man ihn sich ansehen soll, weil Weihnachtsmann, Osterhase und all ihre Kumpels im gleichen Film auftreten. Das klingt jetzt uneinheitlicher als es tatsächlich ist; es gibt nämlich wie immer einen klassischen Antagonisten und die gewöhnlich solo auftretenden Helden der Kindheit werden nach Vorlage neuerer Fantasy- und Comicfilme zu einer neuen Gilde geordnet. Allzu viel Tiefe kann bei dem Überangebot klassischer und auf modern-cool getrimmter Figuren natürlich nicht entstehen; dieser Film macht das mit einem überbordenden Reichtum an Fantasie in den Details wieder wett. So gehört die Visualisierung der Sandmann-Träume und deren Verwandlung in Alpträume zu den designtechnischen Highlights des Films, indes die ameisenartige Organisationsstruktur beim Weihnachtsmann zwar beinndruckend wirkt, letztlich aber aus Humpa-Lumpa- und Minion-Eindrücken zusammengeklaut ist.
:liquid6: ,5

Metallica – Through The Never
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Die nächtlichen, durchaus atmosphärischen, letztlich aber inhaltsleeren Filmsequenzen sind von eher abstraktem Kurzfilm- bzw. Videoclipwert, daher kann „Through The Never“ nicht nach Filmmaßstäben bewertet werden. Eher ist es ein außer Konkurrenz stehendes, verschwenderisch aufwändiges Konzerterlebnis, dem zwischen riesigen Tesla-Spulen, zerbröckelnden Justitia-Statuen und Maschinengewehrfeuer natürlich die Authentizität abgeht, weshalb Hetfields „We don’t need all that shit“-Äußerung gegen Ende ein bisschen aufgesetzt klingt – aber egal, nach dem schonungslosen „Some Kind Of Monster“-Selbstportrait dürfen Metallica auch mal wieder Heldenposen einnehmen, und sie stehen ihnen verdammt gut. Das mit Klassikern zugepflasterte Konzert ist ein audiovisuelles Erlebnis der Extraklasse, bei dem der originale Kuttenträger natürlich wieder aufschreien wird, aber hey, das taten sie schon vor 25 Jahren anlässlich des Musikvideo-Drehs von „One“. Hervorhebenswert an dieser Stelle die Blu-Ray, die das Bild-Ton-Paket hervorragend umsetzt.

The Returned – Season 1
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Erstmals auf die Serie aufmerksam gemacht wurde ich durch das Mogwai-Album “Les Revenants”, das als Soundtrack zur französischen Mystery-Serie fungiert. Da ich es nicht so mit aus dem Zusammenhang gerissenen Soundtracks habe, konnte ich nicht anders, als das Album nur als „ganz nett“ einzustufen. Das Interesse an der Serie habe ich mir aber natürlich behalten. Dank watchever hatte ich jetzt die Gelegenheit – und was soll ich sagen, natürlich ist der Soundtrack doch gut. :D Nicht nur in dieser Kategorie, sondern auch in allen anderen geht die in den französischen Alpen gedrehte konsequent alternative Wege. Oft als „Zombie-Serie“ deklariert, ist „The Returned“ so viel mehr als das. Vielmehr ist es der Reiz, nicht zu wissen, wer diese Menschen sind, die gestorben sind und plötzlich wieder auftauchen, der im Rahmen der ersten acht Episoden so fasziniert. Die Rückkehr der Toten folgt keinen bestimmten Regeln, die Toten selbst verhalten sich kaum anders als vor ihrem Tod (abgesehen davon, dass sie ein erhöhtes Hungergefühl und ein verringertes Schlafbedürfnis verspüren). Es wird also sehr viel im Schatten gelassen, womit sich ein Mut zur Lücke auszahlt, der in einer amerikanischen Serie nur schwer vorstellbar wäre. Dennoch muss eine solche zum Vergleich herangezogen werden; nicht zuletzt dank der malerischen und doch mit urbanen Elementen durchsetzten Berglandschaft drängt sich die Parallele zu „Twin Peaks“ geradezu auf, wenngleich das Surreale bei „The Revenants“ nur aus der Handlung und zum Teil aus der hochwertigen Optik bezogen wird und nicht etwa aus Schnittechniken oder allzu ausgeprägtem Symbolismus.
Für mich die große Hoffnung im qualitativ ja nicht allzu dicht besiedelten Mystery-Sektor, bei dem ja schon Serien wie „Lost“ oder „Fringe“ zu Highlights hochgejubelt werden müssen, weil es sonst nicht viel gibt. Wenn sich die Gelegenheit bietet: Unbedingt reinschauen!
:liquid8:

Hannibal – Season 1
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Eigentlich hatte mir “Hannibal Rising” jedes Verlangen genommen, mehr über Hannibal Lector erfahren zu wollen; manche Figuren möchte man doch lieber als Enigma in Erinnerung behalten, wenn sie sonst mit hanebüchener Psychologie verschandelt werden. Deswegen war mein Interesse an einer TV-Serie zu unser aller Lieblingskannibale trotz des von mir sehr geschätzten Mads Mikkelsen in der Hauptrolle sehr verhalten. Gut, dass ich mich manchmal von positiven Kritiken überreden lasse – die Serie ist (zumindest in dieser ersten Staffel) großartig. Zuallererst: Hopkins hat man dank Mikkelsen bereits nach einer Folge vergessen. Der Däne macht sich die Figur scheinbar mühelos zu eigen, und anstatt sie auszuschlachten, lässt er sie mit stark reduzierter Mimik wieder geheimnisumwittert erscheinen. Aber noch viel überraschender als die Interpretation der Titelfigur: Drehbuch, Look und Atmosphäre sind höchste Güteklasse. Ansatzweise bewegt sich die erste Staffel konzeptionell in Monster-Of-The-Week-Schemata, weil in fast jeder Episode neue Serienkiller auf den Plan treten, aber gerade zum Ende der Staffel hin verzweigen sich die Handlungsstränge immer mehr miteinander, was auch daran liegt, dass die zunehmend surrealer anmutende Visualisierung eine Entsprechung des Geisteszustands von Hauptdarsteller Will Graham ist, der, beeinflusst durch die grausamen Fälle, immer tiefer in seiner eigenen Psychose versinkt. Damit verbunden generiert die eigentlich als Thriller deklarierte Serie in jeder einzelnen Folge mehr Horror als beispielsweise „American Horror Story“ über seine ersten beiden Staffeln.
Es bleibt abzuwarten, wie lange sich dieses Prinzip halten kann, denn es scheint zu instabil, um sein Niveau über mehrere Staffeln hinweg derart hoch zu halten, aber bisher ist „Hannibal“ für mich eine der größten Serienüberraschungen überhaupt, ein psychologischer Thriller, der in Sachen Drehbuch, Optik, Setdesign und Schauspiel die meisten Filme seiner Gattung in die Tasche steckt.
:liquid8: ,5

Misfits – Season 1
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Auch die Briten kommen um den Superhelden-Zug nicht herum, machen aber ihr ganz eigenes Ding daraus und widmen sich einer in Film- und Serienlandschaft stets ignorierten, dafür in Reality Soaps und Asi-TV bevölkerungsreich vertretenen Gattung: Dem Wohnbau-Jugend-Trash. Entsprechend harsch ist der Grundton der Serie, bei der nun wahrlich kein Blatt vor den Mund genommen wird. Der Zuschauer wird praktisch übergossen mit Obszönitäten, keine Verhaltensweise der zum Sozialdienst verdonnerten Jugendlichen wird ausgelassen, immer mit der Gefahr im Hinterkopf, dass dies an der Sympathie der Hauptfiguren knabbern könnte (insbesondere im Deutschen, wo eine der Figuren mit einer schwer erträglichen „Mitten im Leben“-Asisynchro versehen wurde). Allerdings lässt die Serie nie einen Zweifel aufkommen, dass sie sich den Figuren von außen nähern und hinter die trashige Fassade blicken möchte. Entsprechend sind die Superkräfte, die dem Quintett durch einen Blitzeinschlag zugekommen sind, jeweils Entsprechungen der Bedürfnisse der Betroffenen: Der schüchterne Simon kann sich unsichtbar machen, die unsichere Kelly kann Gedanken lesen, Schlampe Alicia wird für jeden begehrenswert, der sie anfasst, Läufer Curtis kann die Zeit zurückdrehen und Nathan… ja, der ist erstmal auf der Suche nach einer Superkraft… mit nicht uninteressantem Ergebnis Schrägstich Cliffhanger.
Auffällig instabil sind die Handlungsbögen; was in einer Folge gilt, kann in der nächsten schon wieder Schnee von gestern sein. Der rapide Wechsel von Ereignissen gepaart mit sehr schrägem Humorverständnis (das insbesondere von Robert Sheehan aka Nathan ausgeht) provoziert Vergleiche mit einer Serie wie „True Blood“, allerdings ist der Look sehr stark auf die grauen britischen Vorstadtslums ausgerichtet. Insgesamt eine erfischend andersartige TV-Serie, bei der es auf jeden Fall einen guten Magen braucht, um mit Elan bei der Sache zu bleiben.
:liquid7:

Misfits – Season 2
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Und weiter im Text. Die Superkräfte scheinen jetzt soweit etabliert, die frisch geborenen Superhelden haben sich gerade an ihre Kräfte gewöhnt, und da sehen sich die Drehbücher auch prompt herausgefordert, die Kräfte auf abgedrehteste Art und Weise miteinander zu kombinieren und vor allem immer wieder mit anderen Kräften kollidieren zu lassen, die jenseits der Fünfergruppe entstanden sind. Vor allem die Berühmtheits-Folge ist ein abgefahrenes Gedankenspiel, bei dem sich Drama und zynischer Humor spielend abwechseln. Robert Sheehan dreht immer weiter auf und lässt seine Co-Stars inzwischen weit hinter sich, auch wenn diese immer wieder ihre Momente bekommen. Tatsächlich wird um Iwan Rheon (Simon) auch langsam ein übergreifender Plot gestrickt, der weitere Ereignisse für die dritte Staffel schon mal vorbereitet und einen Bogen um das Ganze spannt, das bislang wie eine Anarcho-Wolke aus Sex, Gewalt und Schmuddelslang anmutete.
:liquid7:

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Robo Geisha

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Beitrag von Vince » 31.03.2014, 18:11

Die Verschwörung
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Unglaublich, dass das bloß ein TV-Film sein soll. Extrem hochwertig gefilmter britischer Agenten-Thriller, der mit zynischen Gesprächen in Großraumbüros (und engen Kopierräumen) allerdings mehr gemein hat als mit Autoverfolgungsjagden und Walter PPKs. Vom antiklimatischen, trockenen Aufbau her zu vergleichen mit der jüngsten Le-Carré-Verfilmung „Dame, König, As, Spion“, aber noch unspektakulärer und unaufgeregter, ist „Die Verschwörung“ hochgradig nuanciertes Schauspielerkino, bei dem Hauptdarsteller Bill Nighy zu ganz großer Form aufläuft als Mann der alten Schule, dessen Prinzipien und Werte von der neuen Regierungsebene auf eine harte Probe gestellt wird. So gesehen eine One-Man-Show mit dennoch hochwertigem Supportcast (Rachel Weisz und Ralph Fiennes nach „Der ewige Gärtner“ wieder gemeinsam in einem Film, aber nie in einer Szene). Nur geeignet für ein Publikum, das die vollständige Abwesenheit von Tempo und Gewalt über eine ganze Filmlänge erdulden kann.
:liquid7:

Noch 1000 Worte
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Wenngleich man um den Aufbau und Ausgang einer solchen Sonntagnachmittagskomödie normalerweise schon vor dem Drehbuchautoren weiß, haben sie aufgrund ihrer ungewöhnlichen, abstrakten bzw. bildhaft zu interpretierenden Prämisse doch manchmal noch einen kleinen Reiz an sich. So wie Jim Carrey in „Der Dummschwätzer“ nur noch lügen bzw. in „Der Ja-Sager“ nur noch ja sagen und nicht mehr ablehnen konnte, spielt Eddie Murphy in „Noch 1000 Worte“ das Plappermaul, das sich auf einmal im goldenen Schweigen üben muss – und damit auf seine Glanzzeiten in den 80ern an, als ihm in Sachen Small Talk keiner das Wasser reichen konnte. Dem Baum und seinem mythischen Kontext, der ein wenig an Murphys „Der Guru“ erinnert, kann man immerhin eine grundsätzliche Originalität zusprechen, leider rettet das nicht viel – zu stark ist der Einfluss des schablonenhaften Skripts, das vorhersehbar seine Bahnen läuft und dadurch zu Tode langweilt, auch wenn das unerbittliche Fallen der Blätter einige Möglichkeiten bietet, mit der Pace zu spielen, was zumindest zaghaft genutzt wird. Trotzdem eine fahle Vorstellung, die nur ein Schatten des 80er-Jahre-Murphy ist und sich damit unauffällig in die lange Reihe der vorangegangenen Rohrkrepierer stellt.
:liquid4:

Intruders
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Öde Special-Effects-Gruselkiste mit dem Scare-Faktor von „Boogey Man“ oder „Das Geisterschloss“, also praktisch 0. Die schwarze Gestalt erschreckt nicht, sondern fegt bloß als Fremdkörper durch die verkrampft auf unheimlich getrimmten Londoner Reihenhaus-Mietwohnungssets. Der „Star“-Faktor Clive Owen zieht auch nicht, und schon gar nicht intensiviert er die Atmosphäre, eher im Gegenteil. Tut nicht wirklich weh, ist aber ein klar unterdurchschnittlicher Genrevertreter.
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Aushilfsgangster
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Einen seltsam ernsten Ton schlägt dieser Stiller-plus-Ensemble-Film an, der eigentlich als Komödie verkauft wird, am Ende aber doch mindestens genauso viel Drama beinhaltet. Dabei eignet sich der haarsträubende Plot nur bedingt für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Arbeits- und Sozialsystem, besser wäre man beraten gewesen, ganz und gar auf die Klamaukschiene zu vertrauen. Schwamm drüber, jetzt ist es eben so und das wertig besetzte Heist Movie nimmt seinen im Ton unentschlossenen, dadurch aber auch wieder ungewöhnlichen und höchstens mit „The Watch – Nachbarn der 3. Art“ vergleichbaren Lauf. Szenenweise funktioniert das auch ganz gut, denn einzelne Gags wie auch rührseligere Momente haben ihre Wirkung, unter dem Strich aber will der Film zu sehr auf die „Komödie zum Nachdenken“ hinaus.
:liquid5:

Flesh & Blood
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Nur einem Paul Verhoeven verzeiht man das dermaßen unverfrorene Scheißen auf historische Einordnung. „Flesh & Blood“ ist eine verflucht unterhaltsame Angelegenheit, versteht sich aber nicht als historische Aufarbeitung, sondern ist eher am mittelalterlichen Setting per se und der Gruppendynamik der Hauptfiguren interessiert, die gemeinsam durch die Lande ziehen und Verhoevens Arbeit zur Abenteuerreise machen. Dabei wird streng genommen selbst die Charakteranalyse eher ausgeschlachtet als ernsthaft betrieben; dass sich ein vergewaltigtes Mädchen etwa in die Situation hineinsteigert, den Spieß einfach umdreht und plötzlich selbst die Zügel in der Hand hält, ist wohl eher einer Fantasie zuzuschreiben als einer fundierten psychologischen Ausarbeitung der Figuren, aber gerade solche Momente tragen enorm zum Unterhaltungswert bei, wahrscheinlich auch, weil Verhoeven einmal mehr den menschlichen Trieb zur monströsen Ausartung stilisiert – nicht etwa, um sie zu verurteilen, sondern um sie wieder ins Bewusstsein des zivilisierten Menschen zu befördern. Das Mittelalter dient Verhoeven an dieser Stelle als ideale Kulisse, bietet es ihm doch reichlich Gelegenheit, Nacktheit, Gewalt und Perversion zu illustrieren, wobei „Flesh & Blood“ in allen Kategorien zwar explizit ist, nie allerdings voyeuristisch.
:liquid7:

Camel Spiders
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Gähnend langweilige Wüsten, steife Militärs, zugeknöpfte Babes und Walzenspinnen, die von CGI wegen zehn Zentimeter über dem Boden schweben – „Camel Spiders“ ist eben lupenreiner Creature Trash, in diesem Fall inspiriert durch Berichte von Soldaten, die bei Wüsteneinsätzen auf riesige Exemplare gestoßen sein sollen. „Riesig“ wird von Trash-Spezialist Jim Wynorski zuweilen als metergroß interpretiert, und so lässt er die verschiedensten Ausmaße auf Teenies und G.I.s los, von Handteller- bis Autogröße, wobei die Opfer bevorzugt im Gesicht attackiert werden und jenes, wild auf dem Boden rollend, begleitet von einer CGI-Blutexplosion als erstes verlieren. Tatsächlich sind die Attacken recht amüsant anzusehen, auch einige Einzelszenen sind fast schon putzig (etwa als der Spinnenexperte in Flussnähe versucht, sich einem Exemplar zu nähern), abseits der Angriffe allerdings ist der Film auch gerade wegen seiner kargen Sets ultrafad.
:liquid3:

Hitchcock
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Ich erwarte von einer Film-im-Film-Biografie nicht unbedingt tiefere Erkenntnisse über die Person, daher habe ich mir “Hitchcock” wohl besser munden lassen können als die meisten Anhänger des Altmeisters – denn trotz der fragwürdigen, viel zu karikaturistisch anmutenden Maskierung Hopkins’ macht der Film einen Heidenspaß. Wer sich ein wenig mit der Person Hitchcocks auseinandergesetzt hat, sei es durch Truffaut-Lektüre oder durch einfache Filmrecherche, der weiß bereits um die Besessenheit des Regisseurs für seine Hauptdarstellerinnen, seine Faszination für das Morbide und die spezielle Beziehung zu seiner Frau Alma, all das ist nicht neu. Doch gerade die Beziehung zwischen Hitchcock und Reville wird von Hopkins und Mirren mit unvergleichlicher Süffisanz geradezu zelebriert und überstrahlt den sehr kulissenhaften, quasi im Aufbau begriffenen Film inmitten der Paramount-Kulissen. Herrlich locker-leicht, auch wenn man zugeben muss, dass „Hitchcock“ auch gerade als Appetizer für eine echte, inhaltlich wertvolle Biografie funktioniert.
:liquid7:

Misfits – Season 3
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Robert Sheehan, der mit seiner wuseligen Art über zwei Staffeln zum Showrunner avancierte, ist erstmal weg vom Fenster, allerdings findet er in Joseph Gilgun einen mehr als würdigen Ersatz, denn sein Rudy hat die gleichen Klassenclown-Qualitäten und definitiv die coolere Superkraft, denn der „doppelte Rudy“ sorgt in so mancher Folge für sehr starke Drehbuchkniffe. Die restliche Truppe ist noch die gleiche, und die Episoden vermischen abgeschlossene Kurzgeschichten mit dem übergreifenden Handlungsbogen um die von Simon (Iwan Rheon) ausgelöste Zeitreise-Ellipse, die in der letzten Episode durchaus zufrieden stellend gelöst wird. Derweil entwickelt der Humor enorm selbstironische Qualitäten, unter anderem über einen Running Gag zu den fortlaufend wegsterbenden Aufsehern; man kann die daraus entstehenden Gags streckenweise fast schon als hysterisch bezeichnen. Insgesamt ein würdiger Abschied von der alten Crew, die ja ab Staffel 4 fast vollständig ausgewechselt wurde (nur Nathan Stewart-Jarrett wird als Curtis noch kurze Zeit dabei sein).
:liquid7:

Weitere Sichtungen:
Thor – The Dark Kingdom
Sharktopus
300 – Rise Of An Empire
The Conjuring
The Wicker Man
Das Kind
The Apparition
Stoker
Thomas Crown ist nicht zu fassen
Frozen Ground

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Beitrag von Cinefreak » 31.03.2014, 23:22

Noch 1000 Worte fand ich nicht schlecht, sogar etwas nachdenklich machend.

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Beitrag von Vince » 04.04.2014, 07:54

Die Jagd
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Am Ende wird es zwar ein bisschen zur Hexenjagd, andererseits führt „Die Jagd“ gerade durch das Ausufern der Ereignisse deutlich vor Augen, wie weit soziale Ausgrenzung führen kann. Das Drama wagt sich an ein sehr schwieriges Thema und meistert es mit nuancierter Vorgehensweise. Ausgangspunkt ist lediglich eine unbedachte Formulierung eines Kindes, die – anfangs noch mit Wohlwollen und lediglich aus Pflichtgefühl – weitergetragen wird, bis sie zu einem Eregnis hochstilisiert wird, das einen Unschuldigen zum Monster stigmatisiert. Der Film verzichtet auf Schwarzweißmalerei und zeigt lediglich von Angst getriebene Menschen, die in der jeweils anderen Partei eine akute Bedrohung erkennen und sich deswegen mitunter verhalten wie Tiere. Mikkelsen in der Hauptrolle ist wieder mal ein Pfund, seine Co-Stars stehen ihm nicht nach. Ein Film mit langem Nachhall.
:liquid8:

Insidious – Chapter 2
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Dankenswerterweise eine Fortsetzung, die sich um einen Sinn bemüht und den ersten Teil rückblickend nur zusammen mit “Chapter 2” vollständig erscheinen lässt, wohingegen der jetzige Cliffhanger mit „Insidious 3“-Versprechen eher angeklebt wirkt. In „Insidous 2“ regiert nun Perspektivwechsel und Neustrukturierungswille – alte Darsteller in teils neuen Rollen und Herausforderungen, neue Darsteller in alten Rollentypen, Zeit- und Sphärenwechsel, neue Gruselelemente kombiniert mit wiederkehrenden Methoden, um Gänsehaut zu erzeugen. Der nun wohl ins Actionfach wechselnde Horror-Neumeister ist in dieser Phase nicht mehr daran interessiert, Neuland zu erkunden, sondern lotet den Winkel des Altbekannten eher aus, um charakteristische Merkmale zu verformen. Dabei gelingen ihm wieder diverse unheimliche Momente, wenngleich man die Mechanik seiner Arbeiten inzwischen bereits kennt (insbesondere, da auch gerade erst „The Conjuring“ erschienen ist) und sich entsprechend weniger schnell auf dem falschen Fuß erwischen lässt. Dennoch ein spannendes, volles, handlungsreiches Sequel mit deutlichem Mehrwert, das bei mir gegenüber „The Conjuring“ in Sachen Atmosphäre und Plot auch leicht den Vorzug bekommt.
:liquid7:

Rock Of Ages
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Lebhafte Musical-Zeitreise mit intensivem 80er-Flair, bei der allerdings die beiden Hauptdarsteller gegenüber der hochwertigen Nebenbesetzung sehr blass bleiben. Gerade Tom Cruise stiehlt den beiden unbekannten Babyfaces mühelos die Show – immer wieder beweist er, dass er gerade in Nebenrollen noch überraschen kann, wobei es schon arg ironisch ist, dass er seine beste Leistung seit langem ausgerechnet in einer Rolle als Superstar liefert, die er ja letztlich in jeder seiner Hauptrollen automatisch bedient. Hervorhebenswert natürlich auch Alec Baldwin als Barbesitzer mit offensichtlichen Hippie-Ursprüngen und Paul Giamatti als schmieriger Agent. Einige Szenen mögen etwas erzwungenes (Over-)Acting bieten, im Gesamtbild relativiert sich das aber, da sehr viel mit Selbstironie gearbeitet wird (wunderbar: die Boyband-Einlagen zum Ende hin). Außerordentlich gut vor allem auch die Ausstattung und das gesamte Produktionsdesign, das zwar protzig und oberflächlich daherkommt, schließlich geht es bei „Rock Of Ages“ aber ja auch um den Untergang der Rockmusik, als Glam-Rock und Kuschel-Pop das Regiment übernahmen.
:liquid7:

Sherlock Holmes – Der Hund von Baskerville
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Da wird gleich sichtbar, was bei der aktuellen „Sherlock“-Serie noch fehlt: Hochatmosphärischer Einstieg in die Detektivreihe mit Basil Rathbone, der durch neblige Kulissen in Kombination mit unheilvollen Andeutungen eine Schaueratmosphäre erzeugt, die aber auch immer wieder durch süffisante Einlagen aufgelockert wird. Schön kurz und knackig, ganz ohne Längen, Sherlock agiert noch mit Watson anstatt zu delegieren, so macht das Ermitteln einen Riesenspaß und die Vorfreude auf die restlichen 13 Episoden der Filmreihe wird entfacht.
:liquid7: ,5

Hemlock Grove – Season 1
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Vampire und Werwölfe... schon wieder, Herr Roth? Man möchte es nicht gerade Perlen vor die Säue nennen, aber den herrlich schnoddrigen Local-Look, dieses Nebeneinander von Wohnwagen-White-Trash, Slasher-Woods und Biochemie-Industrie, von Anzügen, Villen, Aristokraten, Mondlicht und billigem Tand in kranken Gelb- und Grünpastelltönen, das hätte man sich ja auch mal für einen neuen Horror-Themenbereich aufsparen können. Immerhin, allzu offensiv ausgesprochen wird die Anbiederung an aller weiblicher Geschöpfe Lieblingshorrorgestalten nicht, und manchmal deutet man die Nähe zu Stephanie Meyer auch selbstironisch an; überflüssig ist es dennoch, zumal die Produktion des Hostel-Machers (der im Piloten, dem optisch besten Teil der ersten Staffel, auch Regie führt) über seine ersten 13 Folgen nicht genau weiß, wie es all die Mythologien zusammenwerfen soll, die es aufgreift. So gesehen ein unfreiwillig komischer kleiner Bruder von „True Blood“ mit einem Hauch „Twin Peaks“ in trashy – optisch / ausstattungstechnisch immerhin interessant und auch wegen einiger Nebendarsteller sehenswert (u.a. Famke Janssen, Lili Taylor und die Battlestar-Galactica-Veteranen Kandyse McClure und Aaron Douglas).
:liquid5:

Bates Motel – Season 1
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In diesem Fall haben mich die Vorschusslorbeeren dann doch ein wenig in die Irre geführt. Angestachelt durch die wider Erwarten großartige erste Staffel von „Hannibal“ wurde ich auch angefixt auf „Bates Motel“, das mit einer ähnlichen Hypothek ins Rennen ging, nämlich eine Figur mit Hintergründen zu illustrieren, die von Film wegen gerade durch ihre unklaren Hintergründe und Motivationen Faszination ausstrahlte. Steigerte „Hannibal“ diese aber sogar noch, kann man bei „Bates Motel“ schon fast von Entmystifizierung sprechen, wenn auch auf hohem Niveau und bei großem Unterhaltungswert; mag die Verlagerung der Handlung in die Jetztzeit noch unter die künstlerische Freiheit fallen (wenngleich mir die Serie mit schöner Retro-Ausstattung wohl besser gefallen hätte), so gilt dies nicht für die Charakterisierung Norman Bates’ und auch gerade Norma Bates’, die in Hitchcocks Vorlage eben nur andeutungsweise mit von der Partie ist. Das Mutter-Sohn-Verhältnis widerspricht jedenfalls so ziemlich jeder Vorstellung, die man sich aufgrund des Films bilden konnte, sie wirkt klischeehaft und oberflächlich; die Mutter eine nervige, mit Psychosen und Altlasten gebeutelte Self-Made-Woman, ihr Sohn ein schüchternes, gleichwohl sturköpfiges und neugieriges Balg, das unerklärlicherweise an seiner Schule als Frauenmagnet funktioniert. Dazu noch ein ausgestoßener Bruder, der so gar nicht ins Konzept passen mag, und die Stadt mit all ihren kleinen Nebenstories als zusätzlicher Antagonist, der die Serie ausdauernd mit neuen Handlungsbögen versorgt. Keine Frage, die Produktionswerte sind hoch, die Motel-Sets sind den Originalen authentisch nachempfunden, der Drehort wirkt herrlich abseitig (und damit zeitlos, was all die iPhones und anderen verräterischen Gegenstände der Gegenwart etwas abmildert) und generell stimmt der Unterhaltungswert, aber irgendwie hätte man sich dann doch etwas Geschmackvolleres erhofft als ein hysterisches, psychologisch unterentwickeltes Prequel zum Film.
:liquid4: ,5

The Munsters – Die komplette Serie
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Die Munsters folgen eher als die „Addams Family“ dem typischen Ablauf einer Sitcom, stellen sie doch weniger abstrakt und kalt bzw. phantastisch das Negativ einer typisch amerikanischen Familie dar und fungieren damit quasi als Vorläufer von Serien wie „Roseanne“ oder auch den „Simpsons“. Viele Gags basieren darauf, dass bei den Munsters als angenehm empfunden wird, was „normalerweise“ als abstoßend empfunden wird, womit die Serie den Fokus auf gesellschaftliche Abgrenzung des vermeintlich Abnormalen legt – und die Pointe liegt darin, dass die Außenseiter gar nicht bemerken, dass sie von der restlichen Welt als andersartig empfunden werden. Die Gags sind im Aufbau recht stupide und direkt, werden dabei meist durch visuelle Hilfsmittel unterstützt; gerade das alte Haus ist quasi eine bewohnbare Trickfalle: An jeder Ecke verbirgt sich eine Mechanik, die kuriose Dinge zum Vorschein bringt, welche die Familie amüsiert und gelegentliche Besucher erschreckt. Hier, bei der geschmackvollen Innenausstattung volle Spinnweben und Effekte, haben die „Munsters“ ihre größten Stärken, zu denen aber auch die Darsteller beitragen. Zumindest Fred Gwynne, Yvonne de Carlo und Al Lewis haben ikonische Figuren erschaffen, während Butch Patrick als Sohnemann und Pat Priest (anfangs Beverley Owen) als hübsche, blonde Außenseiterin (die von der Familie als hässlich empfunden wird und dennoch fester familiärer Bestandteil ist) Stichwortgeber bleiben. Über 70 Folgen in zwei Jahren sind dabei schon eine Menge Holz, und das merkt man auch, als die Plots bereits Mitte der ersten Staffel beginnen, sich stark zu wiederholen (meist wird irgendein heimliches Talent bei Herman Munster entdeckt und er wird zum Star). Immer noch amüsant und mit dem stark überkontrastierten Schwarzweiß von einem besonders staubigen Charme, aber in seinen komödiantischen Mitteln auch stark begrenzt.
:liquid6:

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Beitrag von Montana » 11.04.2014, 12:48

Hannibal S1 hat mir auch sehr gut gefallen. Die Qualität der Folgen, die sehr Ruhige herangehensweise haben mich enorm angesprochen. Die figur des Hannibal wird dermassen normal dargestellt das man sich zwischenzeitlich fragt ob nicht wohl doch Will Graham als Hannibal installiert werden soll. Dieser selbst wird auch herrvoragen portraitiert. Die besten "Hannibal" scenen blieben dann auch einem "nachahmungstäte" vorbehalten welcher gleich 2 Folgen beschert bekommt die mir ausserordentlich gefallen haben. Das Fall der Woche prinzip ist bei dieser Serie fast schon störend, auch wenn die Fälle immer hervorragend in die Hauptstory integriert werden. Zum glück trifft dieser Fall der Woche aber nur zu beginn ein und im verlauf der Serie taucht mann immer mehr in die Psyche von Will Graham ab. Sehr gelungen finde ich auch das man nicht strickt den Vorlagen folgt sondern ein neues Universum aufbaut, das zwar auf das Wissen um die Vorlage aufbaut, diese aber nicht kopiert.

Der Auftackt ist überigens schwer genial, hab in ob den lobgesängen der Kritiker auf Englisch gesehen und was soll ich sagen? Ich kann die 2te Staffel kaum erwarten, Der aufftakt ist dermassen Intensiv und Verheissungsvoll! Auch die retslichen Folgen habe durchwegs sehr gute Bewertungen erzielt und bei dieser Serie decke ich mich meist mit den Kritikern:-)

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Beitrag von Vince » 02.05.2014, 11:49

Mega Monster Movie
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Die übliche Scary-Movie-Chose eben, wie gehabt noch eine Etage tiefer angesiedelt als die zuletzt ja in die fünfte Runde gegangene Originalreihe, die ihrerseits ja schon davon träumt, auch nur in die Nähe der “Nackten Kanone” zu kommen. Um so tragischer, dass die „Nackte Kanone“ himself hier kurz vor ihrem Tod teilnimmt, warum auch immer. Den Film macht Leslie Nielsen als Transen-Barkeeper nicht besser, und so stolpert die als Halloween-Road-Movie angelegte Filmzitaterie in ihr albernes Schicksal, fährt pflichtbewusst von Freddy (mit Gangster-Outfit) über Pinhead (mit Heroinnadeln und Heftwecken anstatt Nägeln in der Birne) bis Jason (sieht eigentlich so doof aus wie immer) so ziemlich alle Horrorikonen auf, die man von solch einem Film eben auch erwarten würde. Und das so ganz ohne gute Pointen. Spitzenleistung.
:liquid3:

Tarzan
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Eines der vielen generischen Disney-„Meisterwerke“, die allesamt sicher schöne Filme sind, aber „Tarzan“ gehört zu der Sorte Disney, die über ihren designierten Status hinaus keinerlei herausstechende Merkmale aufweisen. Eindrucksvoll und inzwischen mit Computerunterstützung animiert (die von Donner und Blitz gepeitschte Opening Sequence sticht heraus), waghalsige Achterbahnperspektiven durch sattes Grün, wenig Zivilisation und viel nativer Elan reichen nicht, um zu den wahrhaft gefühlten Disney-Meisterwerken aufzuschließen, auch wenn handwerklich keine Vorwürfe zu machen sind und mancher Besonderes mit dem Film verbinden mag. Mir ist die Hauptfigur zu hampelig gezeichnet, der Culture Clash nicht durchbrechend genug, die Gut-Böse-Zeichnung zu holzschnittartig. Trotzdem natürlich Entertainment auf hohem Niveau, weil die Erzählung wie immer sehr geschlossen und mit viel Elan umgesetzt wird.
:liquid7:

Liebe
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Der vielleicht unerträglichste Film seit Ingmar Bergmans „Schreie und Flüstern“. Haneke interpretiert das große L-Wort schon sehr ungewöhnlich, aber nicht minder interessant, allerdings doch extrem schmerzhaft. Was wie eine fast schon komische Pointe an einem gewöhnlichen Morgen beginnt, entpuppt sich als quälender Alptraum für die Hauptfigur. Abgesehen von der hervorragenden Schauspielführung (Jean-Louis Trintignant und Emmanuelle Riva liefern Hervorragendes) erkennt man den Regisseur am inzwischen gedämpften Spiel mit der zeitlichen Abfolge (wobei der Hauptteil des Filmes allerdings chronologisch abläuft) und der klinischen Bildsprache im gehobenen Milieu, die vor allem „Caché“ wieder ins Bewusstsein ruft. Hanekes Figuren sind dem Schicksal des Todes völlig ausgeliefert, was auch daran liegt, dass es ihnen an nichts außer Jugend und Gesundheit mangelt, und der Regisseur interessiert sich in erster Linie für den Umgang der einen Person mit der Krankheit der anderen. Äußere Faktoren, die der sensiblen Beziehung eine neue Richtung geben könnten, finden lediglich als Steppvisite statt (Besucher der [Schwieger-]Tochter oder eines ehemaligen Klavierschülers, der inzwischen ein gefragter Pianist ist), die wahren Diskurse finden innerhalb der privaten Aura der beiden Ehepartner statt. Von der Eröffnungssequenz, die sofort dichte Traurigkeit über den Film legt, zur Traumsequenz, die sehr an jene aus Bergmans „Wilde Erdbeeren“ erinnert, über die geradezu schockierende Waschszene bis zur Pointe, wie man sie hat kommen sehen, ist „Liebe“ ebenso groß wie niederträchtig und so sehenswert wie abstoßend.
:liquid8:

Big Ass Spider!
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Über zahnlose Trashvertreter der Marke „Camel Spiders“ erhebt sich Mike Mendez’ Beitrag zum Spinnen-Horrorfilm immerhin in die Liga von „Arac Attack“ und „Infestation“, auch wenn die Suche nach Ebenbürtigkeit zu „Arachnophobia“ erwartungsgemäß weiter anhält. Die in Zeitlupe ablaufende Eröffnungssequenz, bei der die Spur des Helden sich mit derjenigen der fortlaufenden Zivilisten kreuzt, bereitet schon mal einen idealen Start – so muss man so ein Ding aufziehen. Mendez hat verstanden, dass man von Anfang an eines klar machen muss: Das Teil soll rocken und bloß soll es keiner zu ernst nehmen. Dafür ist auch mit Hauptdarsteller Greg Grunberg („Heroes“) gesorgt, dem man den Helden ähnlich gut abkauft wie einem Kevin James.
Seine Dramaturgie bestreitet Mendez über das countdownartige Anwachsen der Spinne von Normal- bis zu King-Kong-Ausmaßen, und obwohl der Film dadurch darauf angewiesen ist, sich überwiegend mit nur einem Exemplar über Wasser zu halten, anstatt wie „Arac Attack“ den Weg der Artenvielfalt zu gehen, glückt die Konzentration auf das eine Kugelspinnenweibchen. Mit ihrer Masse verändern sich eben auch die Angriffsstrategien, was sich das Drehbuch klug zunutze macht: Anfangs gibt es ein paar hinterhältige Attacken mit erhöhtem Ekel- (Angriff im Kanalrohr) bzw. Gruselfaktor (Angriff im Krankenbett), später verschiebt sich alles zugunsten von Effekten und Spektakel, wenn ein ganzer Park geräumt und später ein Hochhaus bestiegen wird. Von Grunberg und seinen Mitstreitern (u.a. Ray Wise) darf man durchweg ein gutes Maß an ironisch angelegtem Humor erwarten, der vor allem deswegen gefällt, weil ihr das genretypische hysterische Aneinanderreihen von Gags abgeht, um eine Quote zu erreichen. Am Ende hätte man sich vielleicht tatsächlich noch mehr Szenen mit vielen kleinen als nur einer großen Spinne gewünscht, aber dafür wurden ja dann Sequels erfunden…
:liquid6:

Cabin Fever 3 – Patient Zero
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Mit dem Bitchfight der Infizierten am Strand hat „Cabin Fever 3“ zwar ein echtes Highlight der Sauereien zu bieten, ansonsten überrascht der Film mit recht wertiger Kameraarbeit (starke Eröffnung) und einer verhältnismäßig komplex arrangierten Auflösung der Story, allerdings geht „Cabin Fever 2“ der eigentliche Reiz ab, den der erste und der unterschätzte zweite Teil ausübten. Der Titelzusatz deutet es an – „Patient Zero“ dekoriert eine Idee, die eigentlich nur als impressionistische Momentaufnahme für den kleinen Ekel zwischendurch funktioniert, mit einem überambitionierten Plot, wo man einen solchen gar nicht braucht – erst recht nicht, wenn ein Charterboot mit Junggesellenabschieds-Trio hindurchgeleitet. Die Versessenheit auf eine überzeugende Story wirkt sich leider negativ auf einige nichtssagende Drehbuchmomente auf, die man besser mit puristischen Andeutungen der Ausbreitung des Virus gefüllt hätte – ganz ohne Wissenschaftseinrichtungen oder andere Interessensgruppen als jene, die dem Virus entgehen wollen. Keineswegs ungenießbar, aber doch klar das Schlusslicht der Reihe.
:liquid4:

Tyrannosaur
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Kann man einen Film als geglückt betrachten, der die Hauptfigur in der Eröffnungsszene ihren eigenen Hund aus Wut über einen anderen Menschen tot treten lässt und der dann versucht, im weiteren Verlauf seine Menschlichkeit zu betonen? Schwierige Frage, die letztlich von der Toleranz jedes einzelnen Zuschauers abhängt. Mir persönlich hing die Szene die gesamte Laufzeit über schwer im Magen und auch wenn ich dem Regisseur abkaufe, dass sein Produkt nur eine durch die Umwelt geprägte arme Wurst ist, wollte ich ihr doch gleichermaßen die Rippen eintreten. Womit bewiesen wäre, dass Paddy Considines Regie-Langspieldebüt eben doch funktioniert. Obwohl der Film viele poetische Züge im Sinne einer Yin-Yang-Ausgeglichenheit trägt, ist er zugleich ein authentisch wirkendes Milieudrama mit teils unerträglich wirkenden Schandtaten verschiedener Menschen, die sich Grausames antun. Ein unbequemer Film, den ich wahrscheinlich nie wieder ansehen werde, aber er regt eben auch zum Nachdenken über die abstrakte Vorstellung des Bösen / Monströsen an.
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The Colony
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Unoriginelle Eiszeit-Dystopie mit Versatzstücken aus allseits bekannten Vorlagen, die aber mit unerwartet atmosphärischen Bildern, einem geschickt eingesetzten Budget und einem guten Cast aufwarten kann und aufgrund dieser Faktoren durchweg starke Unterhaltung bietet. So wurden beispielsweise preiswertere Aufnahmen im Inneren der Kolonie raffiniert mit aufwändigeren Außenaufnahmen verschnitten, so dass die Illusion einer endlosen Eiswüste entsteht, obwohl man von ihr vielleicht nur wenig sieht, wenn man nach der Netto-Spielzeit geht. Der Trip zur nächsten Kolonie und zurück hält so manchen Drehbuchkniff bereit, der die Darsteller immer wieder vor neue Herausforderungen stellt; auch die Parallelmontage der Geschehnisse vor Ort, wo Paxtons Figur die Führung der Gruppe langsam an sich reißt, und auf Tour, wo Fishburnes Figur Paxton nicht unmittelbar unter Kontrolle hat, geht wunderbar auf. Will man Kritik anbringen, muss man dies vielleicht noch am ehesten an dem eher am Reißbrett entworfenen Grundszenario und an den zwischen „30 Days Of Night“ und „Doomsday“ angelegten Gegnern.
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The Impossible
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Das Einzelschicksal einer Familie macht sich das Katastrophen-Melodram zu eigen, um vielleicht im weitesten Sinne darauf aufmerksam zu machen, welche Auswirkungen eine Naturkatasrophe auf Individuen haben kann; eine Leistung, die verwaschene Amateurbilder aus den Nachrichten nicht zu bringen imstande sind, weil sie einfach zu abstrakt, eben „unvorstellbar“ sind. Zwar hangelt sich der Regisseur trotz des „true story“-Unterbaus an erzählerischen Klischees entlang (besonders später, als ein Junge durch kleine Dienste an den Hilflosen Großes vollbringt), allerdings lässt das Resultat unter Garantie nicht kalt. Die gewählte Perspektive ist gnadenlos, nichts entgeht dem offenen Auge der Kamera in der Mittendrin-Position, auch nicht unangenehme Situationen (wie die vor dem eigenen Sohn entblößte Brust), wodurch ein extremes Maß an Empathie erzeugt wird, was den Zuschauer intensiv mitfiebern lässt. An den größeren wirtschaftlichen, politischen und ökologischen Konsequenzen des Tsunamis hält sich „The Impossible“ in der Folge gar nicht erst auf, womit man ihm eine gewisse Oberflächlichkeit unterstellen könnte, da das Interesse rein auf den dramaturgischen Faktor beschränkt ist. Aber er ist einfach so soghaft umgesetzt, auch dank der starken Leistungen von Watts, McGregor und der Kinderdarsteller, dass man diese Vorwürfe kaum stellen möchte.
:liquid7:

Demons 2
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Die Fortsetzung des eigenwilligen Dämonenschockers „Demons“ ist nochmals um einiges trashiger und vor allem zerfahrener ausgefallen. Folgte der erste Teil in seiner Kompaktheit noch eher dem Terrorkino der 70er, zeigt sich „Demons 2“ vom Körperhorror der 80er inspiriert. Die Schlüsselszene gleich zu Beginn zollt überdeutlich Cronenbergs „Videodrome“ Tribut, während ein wild kichernder Gnom, der aus dem Körper eines Besessenen bricht, stark an „Gremlins“ angelehnt ist. Ein ganzes Miethaus ist diesmal Schauplatz, womit größere Längen wie im Vorgänger vermieden werden, auch wenn in Punkto Kontinuität und Logik geschlampt wurde: Wann sich die Infizierten verwandeln, unterliegt völlig der Willkür des Drehbuchautoren, auch werden unzählige Handlungsstränge aufgemacht und nicht immer geschlossen. Die Effekte knüpfen im Wesentlichen an Bestehendes an, wobei einige Einfälle übers Ziel hinausschießen und eher albern als eklig wirken. Argentos Tochter Asia ist hier übrigens in ihrer ersten Rolle zu sehen.
:liquid5:

Weitere Sichtungen:
Return Of The First Avenger
Tomorrow, When The War Began
Universal Soldier – Day Of Reckoning
Trespass
Star Trek VII – Treffen der Generationen
Star Trek VIII – Der erste Kontakt

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Beitrag von MarS » 06.05.2014, 15:38

Vince hat geschrieben: The Colony
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Unoriginelle Eiszeit-Dystopie mit Versatzstücken aus allseits bekannten Vorlagen, die aber mit unerwartet atmosphärischen Bildern, einem geschickt eingesetzten Budget und einem guten Cast aufwarten kann und aufgrund dieser Faktoren durchweg starke Unterhaltung bietet. So wurden beispielsweise preiswertere Aufnahmen im Inneren der Kolonie raffiniert mit aufwändigeren Außenaufnahmen verschnitten, so dass die Illusion einer endlosen Eiswüste entsteht, obwohl man von ihr vielleicht nur wenig sieht, wenn man nach der Netto-Spielzeit geht. Der Trip zur nächsten Kolonie und zurück hält so manchen Drehbuchkniff bereit, der die Darsteller immer wieder vor neue Herausforderungen stellt; auch die Parallelmontage der Geschehnisse vor Ort, wo Paxtons Figur die Führung der Gruppe langsam an sich reißt, und auf Tour, wo Fishburnes Figur Paxton nicht unmittelbar unter Kontrolle hat, geht wunderbar auf. Will man Kritik anbringen, muss man dies vielleicht noch am ehesten an dem eher am Reißbrett entworfenen Grundszenario und an den zwischen „30 Days Of Night“ und „Doomsday“ angelegten Gegnern.
:liquid6:
Das kann man fast unterschreiben. Ich würde nur "atmosphärisch ziemlich dicht" hinzufügen und einen Punkt mehr geben. Was mich an dem Streifen aber echt gestört hat, war die Verfolgung. Bei dem dort gezeigten Schneetreiben bezweifle ich, dass die Fußspuren tatsächlich noch sichtbar gewesen wären. Dadurch wirkte dieser Teil etwas zu konstruiert, was an der Spannung genagt hat.

Und Tarzan könnte man ruhig auch einen Punkt mehr geben. :wink:
Alleine die Musik von Phil Collins haut hier eine Menge raus.

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Beitrag von Vince » 06.05.2014, 17:51

Zugegeben, der deutsch singende Collins (in der deutschen Fassung) ist irgendwie putzig. ;)

Bzgl. des Schneetreibens bei Colony: Ach naja, ich glaub in dem Moment war da ja gar nicht son dichter Schneesturm und die Typen waren auch nicht so weit hinterher, ich halte das schon für möglich, dass man die Spuren da noch nachverfolgen konnte.

Wieder Neues:

Wolking mit Aussicht auf Fleischbällchen 2
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Die kindliche Überdrehtheit ließ sich beim ersten Fleischbällchenfilm noch verschmerzen, weil die Grundidee viel Potenzial hatte und man dieses bisweilen auch nutzte, um auf dem Bildschirm eine Orgie der CGI-Texturen abzuhalten: Von der Wackelpuddingburg bis zum Spaghettitornado ging da so einiges, wobei der angeschlagene Ton sich wohltuend von anderen Computeranimationsfilmen abhob. Das Sequel hat all diese Vorzüge nur noch bedingt, denn zu sehr sticht der schablonenhafte Plot hervor, das sich bei der Kreuzung von Essen und Tier (wobei die Tatsache, dass auch Tiere in unserer Gesellschaft teilweise als Nahrungsmittel betrachtet werden, kaum genutzt wird) viel zu ausladend auf dem Drehbuch von „Vergessene Welt“ ausruht. Auch ist die Handlung viel zu abstrakt – Der ehrenwerte Ansatz eines kleinen Erfinders wird von der Massenindustrie überrollt und für böse Zwecke eingesetzt, so what? Die Corporate-Industry-Elemente sind einfach nicht greifbar, im ganzen Design viel zu sehr SciFi, um Emotionen zu erzeugen, und auch die an sich ja ganz originellen Essen-in-Tierform-Kreaturen erzeugen nur wenig Empathie. Darüber hinaus wirken die Animationen viel zu glatt und strukturlos, was den hysterischen Charakter des Humors unvorteilhaft unterstreicht.
:liquid4:

Dick Tracy
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Eigenwillige Comicstripverfilmung, quasi die Neon-Version von Tim Burtons „Batman“, bedingungslos originalgetreu in Sachen Farbgebung und Maske, damit samt und sonders Geschmacksfrage. Klischees der schwarzen Serie werden in quietschbunten Bildern herausgehoben und dabei Kontraste verwendet, die denen der Blütezeit des Film Noir in nichts nachstehen. Die Stadt ein grelles Labyrinth aus Matte Paintings und Studiokulissen, ebenso künstlich wie eindrücklich. Warren Beatty, der auch auf dem Regiestuhl saß, ist die Idealbesetzung für den Privatdetektiv, Al Pacino unter seiner Maske ein wenig gewöhnungsbedürftig, Madonna als Femme Fatale mit deutlichen Marilyn-Monroe-Zügen funktioniert abgesehen von ihrer dünnen Stimme sehr gut, und in den Nebenrollen lassen sich allerlei Gangster- und Charaktervisagen wie William Forsythe, James Caan, Dustin Hoffman und Kathy Bates finden. Da muss man schon Appetit drauf haben, aber wenn’s knallt, dann knallt’s.
:liquid7:

Glaubensfrage
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Meryl Streep und Philip Seymour Hoffman ideal besetzt in einem stark kontextbezogenen 60er-Jahre-Drama über einen Komplex aus Vertrauen und Glauben, greifbar gemacht über Minderheitenthemen wie Homosexualität und Rassismus. Der insgesamt bedächtig gehaltene, eher innerlich aufwühlende Dialogfilm wird perfiderweise mit den Mitteln eines klassischen Hitchcock-Thrillers gewürzt, insofern man ebenso wie Streeps Charakter im Dunkeln darüber gelassen wird, ob und welche Leichen der Priester verbirgt, dabei dreht sich die Kernfrage nicht darum, was wer getan hat, sondern wie Misstrauen das Leben von Menschen zu zerstören neigt – und weil man selbst zunehmend Misstrauen hegt, steigt die Identifikation mit der Schwester trotz ggf. extrem unterschiedlicher Lebenseinstellungen enorm. Manchmal streut das Drehbuch zu offensichtlich seine kleinen Hinweise für oder gegen die Schuld des Priesters ein, angesichts der herausragend geschriebenen, vielschichtigen Dialoge, von denen ein Gespräch zwischen Streep und Hoffman sogar als denkwürdig herausragt, ist das aber zu akzeptieren.
:liquid8:

Sightseers
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Eigenwillige britische Roadmovie-Groteske im HD-Look, deren schwarzer Humor – welcher hier gar nicht mal so typisch britisch anmutet – beißend ist und dessen finale Pointe all die halbgaren Enden so vieler vermeintlich bissiger Filme mühelos abfrühstückt. Großartig. Die beiden Hauptdarsteller verbinden Drama und Komödie zur untrennbaren Einheit, mit jeder Episode ihrer Wohnmobiltour verschärft sich der angeschlagene Ton ein bisschen mehr. „Sightseers“ ist ganz klar Geschmackssache, aber wenn er einen Nerv beim Zuschauer trifft, dann so richtig.
:liquid7:

Werner – Eiskalt
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Nach „Gekotzt wird später“ nun also „Eiskalt“, und tatsächlich, beim hier Gebotenen kriegt man das kalte Kotzen. Sich selbst als ausrangierten Comicautoren zu inszenieren, der nicht mehr im Trend der Zeit ist, hat anno 90 vielleicht noch funktioniert, inzwischen ist der Keks aber längst ausgebröselt. Die wieder offensichtlich (und schlecht) mit Computeranimationen unterstützten Trickaufnahmen entbehren längst jedem Reiz und jeder Pointe, was bei den Realfilmsequenzen ohnehin durchweg der Fall ist, obwohl es ja mal ganz witzig ist, die Vorlagen der Comicfiguren in Natura zu sehen. Dennoch, Brösel verpasst hier die Chance, dem Rockerkult ein Revival zu verpassen. Die Chance wäre dagewesen in einer Zeit, in der Vintage angesagter denn je ist – aber die ganze Flaschbier-Attitüde wirkt einfach ausrangiert und bemitleidenswert.
:liquid2:

Weitere Sichtungen:
Prisoners
Frankensteins Todesrennen

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