Man kann von Paul W.S. Anderson halten was man will, eines muss man den meisten seiner Arbeiten zubilligen: Dass sie immerhin mit Gespür fürs Visuelle komponiert sind, dem sich die Dramaturgie dann teilweise unterzuordnen hatte (etwa bei "Resident Evil 4" und 5, die vor allem um ihre Set-Pieces herum komponiert waren). Genau das geht "Pompeii" dann leider weitestgehend ab. Immerhin, der Film ist keiner jener Spartacus-geremixten Historienstreifen, sondern geht direkt ans (auch schon nicht innovative, aber immerhin extrem fette) Ursprungsmaterial, das von der Starz-Serie kopiert wurde: "Gladiator". Dessen zweieinhalb Stunden Handlung komprimiert Anderson hier auf eine, was zu unzähligen Verkürzungen und Vereinfachungen führt, aber trotzdem Schlüsselszenen fast eins zu eins kopiert (etwa die Nachstellung einer Schlacht in der Arena mit ungewohntem Ausgang). Dementsprechend simpel sind alle Figuren und Beziehungen angelegt, gerade die Liebesgeschichte, die uns als die größte aller Zeiten verkauft werden soll, funktioniert in der Hektik gar nicht (nach dem Mottoo: "Du hast mein Pferd gebändigt... ich liebe dich"). Was auch an Kit Harrington liegt, der die ganze Zeit nur angepisst aus der Wäsche guckt und sonst nichts und an der megablassen Emily Browning, die als Hauptdarsteller keine gute Figur machen. Immerhin gibt Kiefer Sutherland als Schmierlappen-Senator dem Affen so richtig Zucker und Adewale Akinnuoye-Agbaje hat als Gladiator einigermaßen Präsenz. Nach 60 Minuten "Gladiator" im Schweinsgalopp (mit entsprechend schnell runtergerissenen und daher wenig aufregenden) Kampfszenen versucht sich Anderson dann noch als preisgünstiger Roland Emmerich, wobei die Zerstörung Pompejis doch einige gute Schauwerte zu bieten, trotz Nicht-Hollywood-Effektqualität. Doof nur, dass einem die Figuren samt und sonders am Hintern vorbeigehen, sodass ihr Ableben einen also kaum tangiert, und man das historische Ergebnis eh schon kennt, so dass die einzige Frage bleibt: Schafft es wenigstens das Hauptfigurenpärchen aus der Stadt? Aber diese Frage ist dann auch nicht spannend genug, weil Charaktere am Arsch vorbei und so. Immerhin: Die kurzen Schwertkämpfe und das Vulkaninferno sorgen für einen gewissen Unterhaltungswert wie auch Kiefer Sutherlands überzogene, aber launige Performance.

Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]