Filmtagebuch: Wallnuss
Moderator: SFI
X-Men United
Der mutierte Homo Superior kehrt zurück. Im Jahr 2000 hatte "X-Men" nicht nur das Genre des modernen Comicfilmes begründet, sondern auch eine feinsinnige und emotionale Geschichte über die Verfolgung von Außenseitern und dem Umgehen mit dem Anders sein erzählt. Die einst beschädigte Männerfreundschaft zwischen dem Charismatiker Charles Xavier, der weise versucht, seine Schützlinge auf den Weg der Toleranz und (Selbst-)Akzeptanz zu führen, stand dabei genau so im Vordergrund wie die Vergangenheit seines radikalen Gegenspielers Erik Lensherr, der auf die Ignoranz der Menschen mit der totalen Vernichtung antworten möchte. Nachdem gerade diese Motive durch 9/11 und die damit verbundene islamophobe Hetzkampagne in der zivilisierten westlichen Welt noch mehr an Bedeutung gewannen, als man vorher ahnen konnte, war ein Sequel unvermeidlich. Ein Segen für den Zuschauer, dass man dafür nicht nur die komplette Besetzungsriege des Vorgängers, sondern auch Regisseur Bryan Singer zurückgewinnen konnte. Genau wie beim Erstling des Franchises darf er zum zweiten Mal seine Fähigkeiten als Geschichtenerzähler unter Beweis stellen und entfesselt ein fantastisches Actiondrama mit noch viel mehr Tiefgang, aber auch deutlich mehr Schauwerten. Während man vorher mit den von Patrick Stewart und Ian McKellen gespielten Pro- und Antagonisten eine klassische weltpolitische Konstellation, nämlich die einer unterdrückten und verfolgten Minderheit, in der verschiedene Lager zum einen den Ausgleich mit dem Gegner, zum anderen die Eskalation anstreben, vorfinden konnte, verschieben sich in "X-Men United" die Fronten. Der von Brian Cox angenehm fies gespielte General William Stryker verfolgt keine Ideologie, seine Ziele sind weitaus persönlicherer Natur und dürften vor allem für Nicht-Comicleser eine positive Überraschung bieten. Anstatt sich aber auf die pure Konstellation Gut gegen Böse zu verlassen, geht Singer einen ganzen Schritt weiter, in dem er eben diese Verhältnisse auflöst und seine Charaktere ambivalenter gestaltet. Neben der bereits in "X-Men" etablierten Clique rund um Famke Janssens Jean Grey, James Marsdens Cyclops und Halle Berrys Storm werden sie hier tatkräftig vom jungen Shawn Ashmore als cooler Iceman unterstützt, der mit seinen Fähigkeiten eine angemessene Verstärkung der Mutantencrew abgibt, aber durch seine Beziehung zu Anna Paquins Rogue, die, aufgrund ihrer Mutation, nie allzu persönlich werden kann und seinem Zerwürfnis mit seinen Eltern auch seine eigenen Dämonen mitbringt. Jackmans Logan hingegen ist weiterhin auf der Suche nach seinem wahren Ich und scheint eine Zeitlang seiner Antwort ganz nah, als er sich die Frage stellen muss, worauf es im Leben eigentlich wirklich ankommt. Ob man diese Themen für unnötige Psychologisierung hält oder nicht, muss man erkennen, dass eine solch thematische Vielfalt im Blockbuster-Geschäft eine Seltenheit darstellen. Und wenn es doch mal vordergrundig auftritt, dann gehen solche Aspekte meist direkt unter anderen Aspekten unter. Doch den Film durch seine vielen Figuren zu sehr von der Geschichte entfernen zu lassen kann hier wohl kaum als Vorwurf gelten, denn sämtliche Charaktere werden immer vollständig in das Konstrukt mit eingesponnen. Selbstredend natürlich, dass trotzdem jeder Comiccharakter seine ganz persönliche Highlightszene bekommt, in der er sich beweisen darf. Das wirkt zwar hin und wieder etwas konstruiert, doch muss man den kreativen Köpfen gratulieren, dass ihnen das Kunststück gelingt, ungefähr 15 verschiedene Hauptfiguren unter einen Hut zu bekommen. Um den ohnehin schon sehr langen Film nicht unnötig Tempo verlieren zu lassen, inszeniert Singer in gut gewählten Abständen immer wieder neue Actionhöhepunkte, deren technische Brillanz nur noch von ihrer ungemein filmischen Gestaltung übertroffen wird. Statt sich auf puren Bombast zu verlassen, lässt die Regie die Action zu einer perfekten Symbiose aus Effekten, Design, Schnitt und absurden Kamerafahrten werden und begeistert dabei in ihrer Vielseitigkeit. John Ottmans unfassbar akzentuierter Soundtrack tut dabei natürlich sein Übriges. Jedoch können all diese wirklich tollen Momente nicht gegen den absoluten Triumph des Filmes ankommen: Die Eröffnungsszene im weißen Haus. Direkt nach dem elegant-futuristischen Intro begeistert "X-Men United" mit der vielleicht besten Eröffnungssequenz des modernen Kinofilmes. Schnell, geheimnisvoll, storytreibend und absolut beeindruckend umgesetzt. So würde man gerne immer in einen Film eingeführt werden. Leider kann man dieses Maß an Perfektion nicht die ganze Laufzeit über retten und so gerät ausgerechnet der Showdown deutlich zu lang und dessen Länge wird zudem durch immer mehr abstruse Höhepunkt merklich zu rechtfertigen versucht. Weniger wäre hier mehr gewesen und hätte womöglich auch eine deutlich packendere Wirkung erzielt.
Fazit: Auch in der Fortsetzung begeistern die X-Men als echte Charaktere mit Motivationen, Gefühlen und Idealen. Während die Wertevorstellungen einiger Personen immer mehr einzubrechen scheinen, müssen die anderen sich umso mehr an ihren Glauben (sinnbildlich dafür die biblischen Verweise durch Alan Cummings Figur) an einer besseren Welt festhalten. So erweist sich auch "X-Men United" erneut als Plädoyer für eine freiere Welt mit mehr Rechtschaffenheit, Akzeptanz und Gemeinschaftsempfinden für alle und als deutliche Botschaft gegen die Verstoßung anderer. Wichtige Werte, die aber nicht einfach nur platt vorgetragen, sondern subtil in ein Actioninferno eingewoben werden, dass sich sehen lassen kann und nur zum Ende hin ein wenig an Abwechslung vermissen lässt. Aus filmischer Sicht vorbildlich, von Seiten der Besetzung vielseitig und spannend gestaltet und insgesamt trotz kleiner Abschlusschwächen rundum überzeugend und - vor allem - aufrichtig in seiner Aussage. So sollte ein moderner Actionfilm aussehen! Bravo!
Der mutierte Homo Superior kehrt zurück. Im Jahr 2000 hatte "X-Men" nicht nur das Genre des modernen Comicfilmes begründet, sondern auch eine feinsinnige und emotionale Geschichte über die Verfolgung von Außenseitern und dem Umgehen mit dem Anders sein erzählt. Die einst beschädigte Männerfreundschaft zwischen dem Charismatiker Charles Xavier, der weise versucht, seine Schützlinge auf den Weg der Toleranz und (Selbst-)Akzeptanz zu führen, stand dabei genau so im Vordergrund wie die Vergangenheit seines radikalen Gegenspielers Erik Lensherr, der auf die Ignoranz der Menschen mit der totalen Vernichtung antworten möchte. Nachdem gerade diese Motive durch 9/11 und die damit verbundene islamophobe Hetzkampagne in der zivilisierten westlichen Welt noch mehr an Bedeutung gewannen, als man vorher ahnen konnte, war ein Sequel unvermeidlich. Ein Segen für den Zuschauer, dass man dafür nicht nur die komplette Besetzungsriege des Vorgängers, sondern auch Regisseur Bryan Singer zurückgewinnen konnte. Genau wie beim Erstling des Franchises darf er zum zweiten Mal seine Fähigkeiten als Geschichtenerzähler unter Beweis stellen und entfesselt ein fantastisches Actiondrama mit noch viel mehr Tiefgang, aber auch deutlich mehr Schauwerten. Während man vorher mit den von Patrick Stewart und Ian McKellen gespielten Pro- und Antagonisten eine klassische weltpolitische Konstellation, nämlich die einer unterdrückten und verfolgten Minderheit, in der verschiedene Lager zum einen den Ausgleich mit dem Gegner, zum anderen die Eskalation anstreben, vorfinden konnte, verschieben sich in "X-Men United" die Fronten. Der von Brian Cox angenehm fies gespielte General William Stryker verfolgt keine Ideologie, seine Ziele sind weitaus persönlicherer Natur und dürften vor allem für Nicht-Comicleser eine positive Überraschung bieten. Anstatt sich aber auf die pure Konstellation Gut gegen Böse zu verlassen, geht Singer einen ganzen Schritt weiter, in dem er eben diese Verhältnisse auflöst und seine Charaktere ambivalenter gestaltet. Neben der bereits in "X-Men" etablierten Clique rund um Famke Janssens Jean Grey, James Marsdens Cyclops und Halle Berrys Storm werden sie hier tatkräftig vom jungen Shawn Ashmore als cooler Iceman unterstützt, der mit seinen Fähigkeiten eine angemessene Verstärkung der Mutantencrew abgibt, aber durch seine Beziehung zu Anna Paquins Rogue, die, aufgrund ihrer Mutation, nie allzu persönlich werden kann und seinem Zerwürfnis mit seinen Eltern auch seine eigenen Dämonen mitbringt. Jackmans Logan hingegen ist weiterhin auf der Suche nach seinem wahren Ich und scheint eine Zeitlang seiner Antwort ganz nah, als er sich die Frage stellen muss, worauf es im Leben eigentlich wirklich ankommt. Ob man diese Themen für unnötige Psychologisierung hält oder nicht, muss man erkennen, dass eine solch thematische Vielfalt im Blockbuster-Geschäft eine Seltenheit darstellen. Und wenn es doch mal vordergrundig auftritt, dann gehen solche Aspekte meist direkt unter anderen Aspekten unter. Doch den Film durch seine vielen Figuren zu sehr von der Geschichte entfernen zu lassen kann hier wohl kaum als Vorwurf gelten, denn sämtliche Charaktere werden immer vollständig in das Konstrukt mit eingesponnen. Selbstredend natürlich, dass trotzdem jeder Comiccharakter seine ganz persönliche Highlightszene bekommt, in der er sich beweisen darf. Das wirkt zwar hin und wieder etwas konstruiert, doch muss man den kreativen Köpfen gratulieren, dass ihnen das Kunststück gelingt, ungefähr 15 verschiedene Hauptfiguren unter einen Hut zu bekommen. Um den ohnehin schon sehr langen Film nicht unnötig Tempo verlieren zu lassen, inszeniert Singer in gut gewählten Abständen immer wieder neue Actionhöhepunkte, deren technische Brillanz nur noch von ihrer ungemein filmischen Gestaltung übertroffen wird. Statt sich auf puren Bombast zu verlassen, lässt die Regie die Action zu einer perfekten Symbiose aus Effekten, Design, Schnitt und absurden Kamerafahrten werden und begeistert dabei in ihrer Vielseitigkeit. John Ottmans unfassbar akzentuierter Soundtrack tut dabei natürlich sein Übriges. Jedoch können all diese wirklich tollen Momente nicht gegen den absoluten Triumph des Filmes ankommen: Die Eröffnungsszene im weißen Haus. Direkt nach dem elegant-futuristischen Intro begeistert "X-Men United" mit der vielleicht besten Eröffnungssequenz des modernen Kinofilmes. Schnell, geheimnisvoll, storytreibend und absolut beeindruckend umgesetzt. So würde man gerne immer in einen Film eingeführt werden. Leider kann man dieses Maß an Perfektion nicht die ganze Laufzeit über retten und so gerät ausgerechnet der Showdown deutlich zu lang und dessen Länge wird zudem durch immer mehr abstruse Höhepunkt merklich zu rechtfertigen versucht. Weniger wäre hier mehr gewesen und hätte womöglich auch eine deutlich packendere Wirkung erzielt.
Fazit: Auch in der Fortsetzung begeistern die X-Men als echte Charaktere mit Motivationen, Gefühlen und Idealen. Während die Wertevorstellungen einiger Personen immer mehr einzubrechen scheinen, müssen die anderen sich umso mehr an ihren Glauben (sinnbildlich dafür die biblischen Verweise durch Alan Cummings Figur) an einer besseren Welt festhalten. So erweist sich auch "X-Men United" erneut als Plädoyer für eine freiere Welt mit mehr Rechtschaffenheit, Akzeptanz und Gemeinschaftsempfinden für alle und als deutliche Botschaft gegen die Verstoßung anderer. Wichtige Werte, die aber nicht einfach nur platt vorgetragen, sondern subtil in ein Actioninferno eingewoben werden, dass sich sehen lassen kann und nur zum Ende hin ein wenig an Abwechslung vermissen lässt. Aus filmischer Sicht vorbildlich, von Seiten der Besetzung vielseitig und spannend gestaltet und insgesamt trotz kleiner Abschlusschwächen rundum überzeugend und - vor allem - aufrichtig in seiner Aussage. So sollte ein moderner Actionfilm aussehen! Bravo!
Ich finde, X-Men United ist ein wahres Highlight durch seine Vielfältigkeit, optische Brillanz und natürlich die famosen Actionszenen, von denen das Nightcrawler-Opening so für mich beinahe unübertroffen in seiner Gesamtheit ist. Und dann ist da ja auch der, wie mir selbst auffällt, von mir viel zu wenig gewürdigte Brian Cox als Stryker, der eine sehr genussvolle Verkörperung des klassischen Arschlochs gibt und dabei für mich sogar noch cooler ist als Hugh Jackman in seiner Paraderolle. Einzig und allein der Showdown zieht sich wirklich zu sehr in die Länge, aber das eigentliche Problem dabei ist vor allem die fehlende Abwechslung durch den statischen Schauplatz, an dem das ganze spielt. (Und theoretisch sind es ja primär auch nur irgendwelche verdreckten Gänge.) Dafür hat dieses Kapitel aber auch seine starken Momente (Storm und Nightcrawler im Cerebro, Wolverine vs. Lady Deathstrike), aber wird merklich gestreckt, ganz schlimm ist das besonders bei dem völlig überflüssigen Kampf zwischen Jean und Scott. (Ohnehin eigentlich ein Witz, wie in der X-Men-Trilogie mit dieser Figur (Cyclops) umgegangen wird. Gab es da irgendwann mal Aufstände von wütenden Comiclesern zu dem Thema?)
X-Men: Der letzte Widerstand
Jede Geschichte findet irgendwann ein Ende. Nach dem der Homo Superior mit "X-Men" und "X-Men United" das Comicfilmgenre revolutionierte, musste er sich 2006 seiner schwierigsten Aufgabe stellen: Dem großen Finale einer bis dahin vielversprechenden Trilogie. Die Vorbereitungen dafür dürften für alle relativ chaotisch verlaufen sein. Bryan Singer, Regisseur der vorherigen Filme, widmete sich lieber anderen Projekten und nahm seinen Cyclops-Star James Marsden gleich mit, weshalb dessen Auftritt hier auf wenige Minuten reduziert wurde. An seiner Stelle übernahm Brett Ratner und inszenierte den Abschluss des X-Men-Dreiers als kurzen und reduzierten Blockbuster mit massig Action und viel Bombast. Und genau das ist auch eines der Hauptprobleme dieses Filmes und der traurige Grund, warum "Der letzte Widerstand" nicht wirklich mit seinen Vorgängern harmonieren will. Denn zeichnete sich die Mutantenbande vorher durch wohlüberlegte gesellschaftskritische Geschichten mit ideologischen Thematiken aus, werden diese hier nur angedeutet und gehen zwischen all den Kloppereien und Kämpfen völlig unter. Anstatt auf eine durchdachte und intelligente Handlung zu setzen, hetzt Ratner wie bei einem Marathon durch seine 105 Minuten und lässt dabei nahezu alle wichtigen Momente der Handlung verpuffen. Auf der einen Seite fehlt einem dabei die Tiefe, wenn die wenigen vorhandenen interessanten Aspekte nur kurz angeschnitten werden, auf der anderen erscheinen einem sogar die Todesszenen früherer relevanter Charaktere als absolut belanglos. Die erste Stunde ist dabei nicht mehr als eine langatmige Ansammlung von unspannenden und konturlosen Szenen, die durch gespielte Dramatik aufgefangen zu versucht werden und in denen man mit der Verknüpfung gleich mehrerer unzusammenhängender Handlungsstränge so etwas wie Abwechslung vorzutäuschen hofft. Später wird es dann etwas besser und im wieder einmal sehr langen Showdown versteht es die Regie dann auch, ihre Protagoniste ein wenig in Szene zu setzen und zumindest visuell schwere Geschütze aufzufahren. Diese letzte halbe Stunde macht durchaus eine Menge Spaß, wenngleich sie natürlich auch nur von ihrer Bildgewalt lebt und kaum durch einen ohnehin gar nicht vorhandenen Background. Hätte ein reiner Actionfilm mit den X-Men-Charakteren durch die tiefgehende Charakterisierung in den Vorgängern seinen Reiz haben und funktionieren können, wird selbst dieser theoretisch vorhandene Vorteil hier mit großer Freude an die Wand gefahren. So kommt man nicht darum herum, bei vielen Figuren von einem Verrat an ihrer eigentlichen Persönlichkeit zu sprechen. Wolverine, wie immer durch den Vollzeit-Charismatiker Hugh Jackman verkörpert, trifft es dabei noch am Wenigsten, seine Kollegen erwischt es dafür umso erdrückender. Nachdem bereits der kurze Auftritt von Cyclops eine Enttäuschung sein dürfte, verkommt Patrick Stewarts Professor X zu einem reinen Statisten, dessen mehr als nur krasse Entscheidung in der Vergangenheit statt für moralische Diskussionen zu sorgen am Ende ein eher fragwürdiges Licht auf den Charakter wirft. Anna Paquin als Rogue darf sich durch eine überflüssige Dreiecks-Beziehung quälen, nur, damit der Film den ganzen Konflikt ihrer Figur in wenigen Sätzen entgegen aller vorher aufgebauten Prinzipien beantwortet. Grausam ist es insbesondere in Hinblick auf Rebecca Romijin als Mystique und dem ständigen Antagonisten Magneto. Erstere wird innerhalb von drei Szenen nicht nur schrecklich entmystifiziert, sondern auch unrühmlich verabschiedet und aus dem verbitterten Erik Lensherr wird plötzlich ein grausamer Feldherr. Ist doch gerade das faszinierende Element an seinem Charakter gewesen, dass er eben nicht bloß böse und hassenswert ist, sondern einfach eine andere, stellenweise auch deutlich radikalere Vorstellung davon hat, wie man das "Mutantenproblem" lösen müsse als Xavier, funktioniert man ihn hier zum gefühllosen General um, der seine Soldaten auch ruhig einmal im Sinne des Sieges auf dem Schlachtfeld opfert. Ian McKellens ansonsten so großartige Präsenz kann dementsprechend hier kaum aufblühen und er reiht sich ein in die lange Liste des verschenkten Potenzials. Famke Janssen und Halle Berry mischen beide zwar wieder mit, haben allerdings auch keine allzu nennenswerten Höhepunkte. Wenigstens die meisten Kampfszenen überzeugen und sind, wenn sie auch aus filmischer Sicht längst nicht so elegant und umwerfend wie bei Singer inszeniert wurden, in technischer Hinsicht einwandfrei und ein paar nette Spielereien erlaubt man sich zumindest. Das launige Spiel mit den unterschiedlichsten Mutationen bietet ein paar gut dosierte Lacher und mit den Neubesetzungen Kelsey Grammer, Vinnie Jones und der bezaubernden Ellen Page hat man immerhin ein paar deutlich motivierte Gesichter an Bord, die ein wenig frischen Wind mit einbringen. Was allerdings der gefühlt 10 Sekunden lange Auftritt von Ben Foster als Angel sollte, weiß wohl auch nur die Marketingabteilung.
Fazit: Einen Film mit gleich zwei Rückblenden zu starten, erscheint nicht nur auf dem Papier dramaturgisch unklug. Leider kann der finale Teil der "X-Men-Trilogie" inhaltlich überhaupt nicht überzeugen und setzt seine Vorgänger ad absurdum fort, sodass bei dem Wiedersehen mit altbekannten Charakteren statt der gewollten Euphorie nur irritiertes Gähnen aufkommt. Trotzdem ist bei Weitem nicht alles schlecht, denn durch das hohe Tempo und die schnell geschnittenen audiovisuellen Actionszenen sowie dem lauten Soundtrack von John Powell lebt "Der letzte Widerstand" von seiner Kurzweiligkeit und den Überraschungen der Erstsichtung. Doch kommt bei all der seichten Unterhaltung nie von dem Gedanken los, dass die X-Men einst für mehr standen, als einen vergnüglichen Samstagnachmittag. Wo es früher vor Ideologien, nachvollziehbaren Motivationen, komplexen politischen Konstellationen und interessanten Charakteren nur so wimmelte, verkommt all das zu einem Festival der Oberflächlichkeiten, dass sich immer nur so viel Tiefgang erlaubt, wie man der Zielgruppe ab 10 Jahren eben zumuten möchte. Brett Ratner opfert die Seele des Franchises zu Gunsten von epischen Schlachten und ausufernden Kämpfen. Was hätte Bryan Singer aus dieser Ausgangssituation wohl rausgeholt?
Jede Geschichte findet irgendwann ein Ende. Nach dem der Homo Superior mit "X-Men" und "X-Men United" das Comicfilmgenre revolutionierte, musste er sich 2006 seiner schwierigsten Aufgabe stellen: Dem großen Finale einer bis dahin vielversprechenden Trilogie. Die Vorbereitungen dafür dürften für alle relativ chaotisch verlaufen sein. Bryan Singer, Regisseur der vorherigen Filme, widmete sich lieber anderen Projekten und nahm seinen Cyclops-Star James Marsden gleich mit, weshalb dessen Auftritt hier auf wenige Minuten reduziert wurde. An seiner Stelle übernahm Brett Ratner und inszenierte den Abschluss des X-Men-Dreiers als kurzen und reduzierten Blockbuster mit massig Action und viel Bombast. Und genau das ist auch eines der Hauptprobleme dieses Filmes und der traurige Grund, warum "Der letzte Widerstand" nicht wirklich mit seinen Vorgängern harmonieren will. Denn zeichnete sich die Mutantenbande vorher durch wohlüberlegte gesellschaftskritische Geschichten mit ideologischen Thematiken aus, werden diese hier nur angedeutet und gehen zwischen all den Kloppereien und Kämpfen völlig unter. Anstatt auf eine durchdachte und intelligente Handlung zu setzen, hetzt Ratner wie bei einem Marathon durch seine 105 Minuten und lässt dabei nahezu alle wichtigen Momente der Handlung verpuffen. Auf der einen Seite fehlt einem dabei die Tiefe, wenn die wenigen vorhandenen interessanten Aspekte nur kurz angeschnitten werden, auf der anderen erscheinen einem sogar die Todesszenen früherer relevanter Charaktere als absolut belanglos. Die erste Stunde ist dabei nicht mehr als eine langatmige Ansammlung von unspannenden und konturlosen Szenen, die durch gespielte Dramatik aufgefangen zu versucht werden und in denen man mit der Verknüpfung gleich mehrerer unzusammenhängender Handlungsstränge so etwas wie Abwechslung vorzutäuschen hofft. Später wird es dann etwas besser und im wieder einmal sehr langen Showdown versteht es die Regie dann auch, ihre Protagoniste ein wenig in Szene zu setzen und zumindest visuell schwere Geschütze aufzufahren. Diese letzte halbe Stunde macht durchaus eine Menge Spaß, wenngleich sie natürlich auch nur von ihrer Bildgewalt lebt und kaum durch einen ohnehin gar nicht vorhandenen Background. Hätte ein reiner Actionfilm mit den X-Men-Charakteren durch die tiefgehende Charakterisierung in den Vorgängern seinen Reiz haben und funktionieren können, wird selbst dieser theoretisch vorhandene Vorteil hier mit großer Freude an die Wand gefahren. So kommt man nicht darum herum, bei vielen Figuren von einem Verrat an ihrer eigentlichen Persönlichkeit zu sprechen. Wolverine, wie immer durch den Vollzeit-Charismatiker Hugh Jackman verkörpert, trifft es dabei noch am Wenigsten, seine Kollegen erwischt es dafür umso erdrückender. Nachdem bereits der kurze Auftritt von Cyclops eine Enttäuschung sein dürfte, verkommt Patrick Stewarts Professor X zu einem reinen Statisten, dessen mehr als nur krasse Entscheidung in der Vergangenheit statt für moralische Diskussionen zu sorgen am Ende ein eher fragwürdiges Licht auf den Charakter wirft. Anna Paquin als Rogue darf sich durch eine überflüssige Dreiecks-Beziehung quälen, nur, damit der Film den ganzen Konflikt ihrer Figur in wenigen Sätzen entgegen aller vorher aufgebauten Prinzipien beantwortet. Grausam ist es insbesondere in Hinblick auf Rebecca Romijin als Mystique und dem ständigen Antagonisten Magneto. Erstere wird innerhalb von drei Szenen nicht nur schrecklich entmystifiziert, sondern auch unrühmlich verabschiedet und aus dem verbitterten Erik Lensherr wird plötzlich ein grausamer Feldherr. Ist doch gerade das faszinierende Element an seinem Charakter gewesen, dass er eben nicht bloß böse und hassenswert ist, sondern einfach eine andere, stellenweise auch deutlich radikalere Vorstellung davon hat, wie man das "Mutantenproblem" lösen müsse als Xavier, funktioniert man ihn hier zum gefühllosen General um, der seine Soldaten auch ruhig einmal im Sinne des Sieges auf dem Schlachtfeld opfert. Ian McKellens ansonsten so großartige Präsenz kann dementsprechend hier kaum aufblühen und er reiht sich ein in die lange Liste des verschenkten Potenzials. Famke Janssen und Halle Berry mischen beide zwar wieder mit, haben allerdings auch keine allzu nennenswerten Höhepunkte. Wenigstens die meisten Kampfszenen überzeugen und sind, wenn sie auch aus filmischer Sicht längst nicht so elegant und umwerfend wie bei Singer inszeniert wurden, in technischer Hinsicht einwandfrei und ein paar nette Spielereien erlaubt man sich zumindest. Das launige Spiel mit den unterschiedlichsten Mutationen bietet ein paar gut dosierte Lacher und mit den Neubesetzungen Kelsey Grammer, Vinnie Jones und der bezaubernden Ellen Page hat man immerhin ein paar deutlich motivierte Gesichter an Bord, die ein wenig frischen Wind mit einbringen. Was allerdings der gefühlt 10 Sekunden lange Auftritt von Ben Foster als Angel sollte, weiß wohl auch nur die Marketingabteilung.
Fazit: Einen Film mit gleich zwei Rückblenden zu starten, erscheint nicht nur auf dem Papier dramaturgisch unklug. Leider kann der finale Teil der "X-Men-Trilogie" inhaltlich überhaupt nicht überzeugen und setzt seine Vorgänger ad absurdum fort, sodass bei dem Wiedersehen mit altbekannten Charakteren statt der gewollten Euphorie nur irritiertes Gähnen aufkommt. Trotzdem ist bei Weitem nicht alles schlecht, denn durch das hohe Tempo und die schnell geschnittenen audiovisuellen Actionszenen sowie dem lauten Soundtrack von John Powell lebt "Der letzte Widerstand" von seiner Kurzweiligkeit und den Überraschungen der Erstsichtung. Doch kommt bei all der seichten Unterhaltung nie von dem Gedanken los, dass die X-Men einst für mehr standen, als einen vergnüglichen Samstagnachmittag. Wo es früher vor Ideologien, nachvollziehbaren Motivationen, komplexen politischen Konstellationen und interessanten Charakteren nur so wimmelte, verkommt all das zu einem Festival der Oberflächlichkeiten, dass sich immer nur so viel Tiefgang erlaubt, wie man der Zielgruppe ab 10 Jahren eben zumuten möchte. Brett Ratner opfert die Seele des Franchises zu Gunsten von epischen Schlachten und ausufernden Kämpfen. Was hätte Bryan Singer aus dieser Ausgangssituation wohl rausgeholt?
Ist doch zum Verrückt werden mit uns beidenCinefreak hat geschrieben:ich glaube, den fand ich wieder ne ganze Ecke stärker
Nein, im ernst, X-Men 3 ist aus optischer und audiovisueller Sicht natürlich ein Fest für die Sinne, aber verrät seine Vorgänger einfach zu sehr, um in irgendeiner Art und Weise im Gedächtnis zu bleiben. Am deutlichsten wird das bei der Golden-Gate-Bridge-Szene: Mit einem riesigen Aufwand an CGI-Aufnahmen und Modellarbeiten haben die da eine beeindrucke Sequenz erschaffen, die aber total untergeht, weil sie erstens dramaturgisch überhaupt nicht gerechtfertigt ist und zweitens den Charakter Erik Lensherr auf eine Art und Weise demontiert, dass man es beinahe als Unverschämtheit empfindet. Ratner ist darüberhinaus als Geschichtenerzähler aber auch kein Naturtalent wie Singer, sodass er den vielen Figuren und Handlungssträngen (Heilmittel, Liebes-Dreieck, Phoenix etc.) nicht gewachsen ist und alles ein wenig untergeht zwischen den zahllosen Actionszenen, von denen einige ziemlich gut gemacht sind (Showdown, Kampf im Grey-Anwesen), andere aber einfallslos und überflüssig eingefügt werden (Wolverine im Mutantenlager, Trainingssequenz)...
Fand den letzten Widerstand im Kino damals schwächer als die 1 und 2, habe aber auch das Gefühl, dass der manchmal über Gebühr gebasht wird. Hab ihn aber auch seitdem nicht mehr gesehen, muss irgendwann demnächst die ganze Reihe mal wieder am Stück sehen.
Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Habe ihn letztes im Fernsehen mal wieder zur Hälfte oder so angeschaut:McClane hat geschrieben:Fand den letzten Widerstand im Kino damals schwächer als die 1 und 2, habe aber auch das Gefühl, dass der manchmal über Gebühr gebasht wird. Hab ihn aber auch seitdem nicht mehr gesehen, muss irgendwann demnächst die ganze Reihe mal wieder am Stück sehen.
Imo wird er nicht oft genug genügend stark gebashed...
A Million Ways to Die in the West
Kein anderes Filmgenre ist in den letzten 25 Jahren so oft totgesagt worden, wie der Western und das obwohl es an modernen Genrevertretern wie "The Lone Ranger" oder "Django Unchained" gar nicht so sehr mangelt, wie man eigentlich denkt. Das noch Leben im wilden Westen steckt und man einiges aus den Motiven dieser Geschichten rausholen kann, möchte nun auch Seth Macfarlane beweisen, der für seine Arbeiten an den Cartoonserien "Family Guy" und "American Dad" weltberühmt wurde. Als Autor, Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller nimmt er daher den Kampf auf und versucht sich an einer Hommage an alte Meisterwerke mit reichlichen Angriffen auf die Lachmuskeln. Was seinen Film dabei von anderen Parodien der letzten Jahre glücklicherweise unterscheidet, ist sein durchaus liebevoller Umgang mit den Vorbildern, vor denen er sich beinahe erfurchtsvoll zu verneigen scheint. Und genau dieses Maß an Respekt ist es, was die absurden und komischen Momente in "A Million Ways to Die in the West" umso lustiger werden lässt. Macfarlanes Humorkonzept dürfte jedem bekannt sein: Es gibt massig derbe Gags, versaute Anspielungen, pubertierende Oneliner und das gern zitierte "Unter die Gürtellinie gehen" wird extrem ausgereizt. Dieser Linie bleibt das Mastermind auch auf der großen Leinwand treu und wer einen schwachen Magen hat oder mit relativ platten Gags nichts anfangen kann, der ist bei diesem Film mit Sicherheit an der falschen Adresse gelandet. Doch wo Macfarlane drauf steht, da ist eben auch Macfarlane drin und deswegen kann man es für Fans seines Werkes als Glücksfall betrachten, dass er auch hier nicht davor scheut, seine Philosophien umzusetzen und er sogar den geliebten Skit-Humor beibehält, bei dem Gags sich nicht unbedingt organisch durch den Filmfluss ergeben, sondern über Anekdoten oder Einleitungssätze eingeführt werden, um dann durch eine Pointe oder einen Schnitt zu Ende gebracht zu werden. Dieses Stilmittel macht vor allem in der ersten Hälfte mächtig Spaß, wenngleich es auch der Struktur der Handlung nicht unbedingt zuträglich ist. Allerdings stellt die Geschichte rund um einen Schafshirten, der sich für seine große Liebe in ein gefährliches Duell begeben muss ohnehin nur einen Mittel zum Zweck dar, von daher sollte man sich an dieser sowieso nicht festbeißen, denn auf dem Weg zum großen Finale begibt man sich in dieser Hinsicht auf ein Festival der Vorhersehbarkeiten. Gekonnt ausgeglichen wird das aber durch das charmant agierende Darstellerensemble und die wirklich bissigen Dialoge. Es ist teilweise echt überraschend, aber zwischendurch auch wahrhaft schockierend, was Ikonen wie Charlize Theron als das taffe Mädchen oder Liam Neeson als cooler Gangster hier von sich geben dürfen. Selten hat man im Kino ein so freches Repertoire an politisch inkorrekten Witzen, Wortspielen und Situationen präsentiert bekommen. Nicht genug, dass selbst die heftigsten sexuellen Inhalte und allerlei derbe Ausdrücke ihren Weg in das Endprodukt gefunden haben, sogar mit der ein oder anderen krassen Gewaltszene wird man konfrontiert, bei der einem das Lachen beinahe im Halse stecken bleibt. Die Protagonisten dieses Filmes sind weit von typischen Western-Konstellationen entfernt, hier handelt es sich um Männer oder Frauen, die furzen, fluchen, ficken und faxen. Blut, Kotze, Kot und Sperma kommen dabei natürlich auch erwartungsgemäß nicht zu kurz, wobei die witzigste Sequenz zweifelsohne das Schieß-Training von Macfarlanes Figur ist, bei der man als fast einzige Szene komplett ohne diese "Eigenschaften" auskommt. Direkt im Anschluss daran bekommt man auch etwas geboten, was die Hommage in "A Million Ways to Die in the West" deutlich werden lässt. Immer wieder baut die Regie elegante Kamerafahrten und Panoramaaufnahmen des wilden Westens ein und garniert das ganze mit einem vorzüglich altmodischen Soundtrack. Dabei werden Erinnerungen wach und diese leise und versteckte Liebeserklärung harmoniert trotz ihrer Andersartigkeit auf eine gewisse Art und Weise toll mit dem harten Kontrast durch die modernen Sexwitze und Gewaltszenen. Einzig und allein eine etwas unnötige und im Allgemeinen auch zu lange Musicaleinlage bringt einen überflüssigerweise aus dieser Stimmung heraus, was aber nur 5-10 Minuten des Genusses beeinträchtigt.
Fazit: Dekonstruierend, sarkastisch, willkürlich, rotzfrech, pubertär, kindlich und völlig verspielt! Das alles ist Seth Macfarlane, genau das erwartet man von ihm und genau das liefert er hier ab und deshalb sollten sich Fans seiner Werke ohne Zögern ins Lichtspielhaus begeben. Alle anderen wagen sich auf eine scharfe Gradwanderung. Die einen werden mit einem Lächeln im Gesicht aus dem Saal gehen, die anderen werden sich vielleicht zurecht fragen, was der ganze Schwachsinn gerade eigentlich sollte. Alle Parteien haben irgendwo recht und natürlich ist und bleibt Humor Geschmackssache, zumal hier sicher nicht jeder Gag ein Treffer ist und die ein oder andere Pointe ins Leere läuft und nur eine peinliche Stille unter den Zuschauern erzeugt. Doch wer vor Tabubrüchen keinen Halt macht, wird bei "A Million Ways to Die in the West" noch mit etwas anderem belohnt und das ist eine handwerklich toll gefilmte Komödie mit einigen inszenatorischen Einfällen und einem zumindest in jederlei Hinsicht mutigem Konzept, dass überraschenderweise konsequent bis zum Ende durchgehalten wird. Die Schauspieler leisten dabei ebenso gute Arbeit wie das Script und dank künstlerisch ambitionierten und optisch schönen Höhepunkten wird dem Auge auf jeden Fall etwas geboten. Wie das bei dem einzelnen Betrachter aufgeht, muss sich zeigen. Fest steht: Jeder Filmfan sollte die drei vielleicht coolsten Cameoauftritte der letzten Jahre auf jeden Fall einmal gesehen haben! Howdy!
Kein anderes Filmgenre ist in den letzten 25 Jahren so oft totgesagt worden, wie der Western und das obwohl es an modernen Genrevertretern wie "The Lone Ranger" oder "Django Unchained" gar nicht so sehr mangelt, wie man eigentlich denkt. Das noch Leben im wilden Westen steckt und man einiges aus den Motiven dieser Geschichten rausholen kann, möchte nun auch Seth Macfarlane beweisen, der für seine Arbeiten an den Cartoonserien "Family Guy" und "American Dad" weltberühmt wurde. Als Autor, Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller nimmt er daher den Kampf auf und versucht sich an einer Hommage an alte Meisterwerke mit reichlichen Angriffen auf die Lachmuskeln. Was seinen Film dabei von anderen Parodien der letzten Jahre glücklicherweise unterscheidet, ist sein durchaus liebevoller Umgang mit den Vorbildern, vor denen er sich beinahe erfurchtsvoll zu verneigen scheint. Und genau dieses Maß an Respekt ist es, was die absurden und komischen Momente in "A Million Ways to Die in the West" umso lustiger werden lässt. Macfarlanes Humorkonzept dürfte jedem bekannt sein: Es gibt massig derbe Gags, versaute Anspielungen, pubertierende Oneliner und das gern zitierte "Unter die Gürtellinie gehen" wird extrem ausgereizt. Dieser Linie bleibt das Mastermind auch auf der großen Leinwand treu und wer einen schwachen Magen hat oder mit relativ platten Gags nichts anfangen kann, der ist bei diesem Film mit Sicherheit an der falschen Adresse gelandet. Doch wo Macfarlane drauf steht, da ist eben auch Macfarlane drin und deswegen kann man es für Fans seines Werkes als Glücksfall betrachten, dass er auch hier nicht davor scheut, seine Philosophien umzusetzen und er sogar den geliebten Skit-Humor beibehält, bei dem Gags sich nicht unbedingt organisch durch den Filmfluss ergeben, sondern über Anekdoten oder Einleitungssätze eingeführt werden, um dann durch eine Pointe oder einen Schnitt zu Ende gebracht zu werden. Dieses Stilmittel macht vor allem in der ersten Hälfte mächtig Spaß, wenngleich es auch der Struktur der Handlung nicht unbedingt zuträglich ist. Allerdings stellt die Geschichte rund um einen Schafshirten, der sich für seine große Liebe in ein gefährliches Duell begeben muss ohnehin nur einen Mittel zum Zweck dar, von daher sollte man sich an dieser sowieso nicht festbeißen, denn auf dem Weg zum großen Finale begibt man sich in dieser Hinsicht auf ein Festival der Vorhersehbarkeiten. Gekonnt ausgeglichen wird das aber durch das charmant agierende Darstellerensemble und die wirklich bissigen Dialoge. Es ist teilweise echt überraschend, aber zwischendurch auch wahrhaft schockierend, was Ikonen wie Charlize Theron als das taffe Mädchen oder Liam Neeson als cooler Gangster hier von sich geben dürfen. Selten hat man im Kino ein so freches Repertoire an politisch inkorrekten Witzen, Wortspielen und Situationen präsentiert bekommen. Nicht genug, dass selbst die heftigsten sexuellen Inhalte und allerlei derbe Ausdrücke ihren Weg in das Endprodukt gefunden haben, sogar mit der ein oder anderen krassen Gewaltszene wird man konfrontiert, bei der einem das Lachen beinahe im Halse stecken bleibt. Die Protagonisten dieses Filmes sind weit von typischen Western-Konstellationen entfernt, hier handelt es sich um Männer oder Frauen, die furzen, fluchen, ficken und faxen. Blut, Kotze, Kot und Sperma kommen dabei natürlich auch erwartungsgemäß nicht zu kurz, wobei die witzigste Sequenz zweifelsohne das Schieß-Training von Macfarlanes Figur ist, bei der man als fast einzige Szene komplett ohne diese "Eigenschaften" auskommt. Direkt im Anschluss daran bekommt man auch etwas geboten, was die Hommage in "A Million Ways to Die in the West" deutlich werden lässt. Immer wieder baut die Regie elegante Kamerafahrten und Panoramaaufnahmen des wilden Westens ein und garniert das ganze mit einem vorzüglich altmodischen Soundtrack. Dabei werden Erinnerungen wach und diese leise und versteckte Liebeserklärung harmoniert trotz ihrer Andersartigkeit auf eine gewisse Art und Weise toll mit dem harten Kontrast durch die modernen Sexwitze und Gewaltszenen. Einzig und allein eine etwas unnötige und im Allgemeinen auch zu lange Musicaleinlage bringt einen überflüssigerweise aus dieser Stimmung heraus, was aber nur 5-10 Minuten des Genusses beeinträchtigt.
Fazit: Dekonstruierend, sarkastisch, willkürlich, rotzfrech, pubertär, kindlich und völlig verspielt! Das alles ist Seth Macfarlane, genau das erwartet man von ihm und genau das liefert er hier ab und deshalb sollten sich Fans seiner Werke ohne Zögern ins Lichtspielhaus begeben. Alle anderen wagen sich auf eine scharfe Gradwanderung. Die einen werden mit einem Lächeln im Gesicht aus dem Saal gehen, die anderen werden sich vielleicht zurecht fragen, was der ganze Schwachsinn gerade eigentlich sollte. Alle Parteien haben irgendwo recht und natürlich ist und bleibt Humor Geschmackssache, zumal hier sicher nicht jeder Gag ein Treffer ist und die ein oder andere Pointe ins Leere läuft und nur eine peinliche Stille unter den Zuschauern erzeugt. Doch wer vor Tabubrüchen keinen Halt macht, wird bei "A Million Ways to Die in the West" noch mit etwas anderem belohnt und das ist eine handwerklich toll gefilmte Komödie mit einigen inszenatorischen Einfällen und einem zumindest in jederlei Hinsicht mutigem Konzept, dass überraschenderweise konsequent bis zum Ende durchgehalten wird. Die Schauspieler leisten dabei ebenso gute Arbeit wie das Script und dank künstlerisch ambitionierten und optisch schönen Höhepunkten wird dem Auge auf jeden Fall etwas geboten. Wie das bei dem einzelnen Betrachter aufgeht, muss sich zeigen. Fest steht: Jeder Filmfan sollte die drei vielleicht coolsten Cameoauftritte der letzten Jahre auf jeden Fall einmal gesehen haben! Howdy!
Sherlock - Der leere Sarg
Zwei Jahre lang mussten wir warten. Zwei Jahre war es her, dass der berüchtigte Meisterdetektiv Sherlock Holmes in "Der Reichenbachfall" seiner Nemesis Jim Moriarty gegenüber stand und auf dem Dach des St. Bartholomew Hospitals eine folgenschwere Entscheidung treffen musste. Der Cliffhanger stellte sich dabei als einer der fiesesten überhaupt heraus und daher dreht sich in "Der leere Sarg" erst einmal alles nur um eine Frage: Wie zur Hölle hat er das gemacht? Die Antwort darauf soll an dieser Stelle nicht verraten werden, doch die Art und Weise, wie mit den zahlreichen Theorien der Fans in dieser langen Durststrecken-Pause gespielt und teilweise absolut herrlich durch den Kakao gezogen wird, ist einzigartig und vielleicht einer der großartigsten Einfälle, den die Produzenten Mark Gatiss und Steven Moffat jemals hatten. Neben der Auflösung dieses Handlungselementes gibt es aber noch etwas ganz anderes treibendes für den Fortlauf, was eigentlich viel essentieller als Holmes vergangene Tat ist. Nach zwei voneinander getrennten Jahren müssen er und Dr. Watson sich wieder annähern und erneut zu dem Team werden, dass sie einst gewesen sind. Diese Aufgabe steht im Vordergrund und sie ist gerade wegen ihrer hoch emotionalen Ladung eine ungeheuer spannende Angelegenheit. Als Sherlock das erste Mal wieder auf seinen alten Weggefährten trifft, nimmt er sogar wie selbst verständlich an, dass dieser über seine Auferstehung erfreut sei. Doch die Realität sieht anders aus und es liegt an der schauspielerischen Kompetenz von Benedict Cumberbatch und Martin Freeman, das diese Momente sowohl offenkundig als auch subtil Gefühle zeigen. Überhaupt treiben auch in diesem Film wieder die Charaktere die Handlung voran. Holmes, der mit dieser ihm fremden Situation plötzlich überfordert ist und nach all seinen Fortschritten in den Vorgängern wieder als der hochfunktionale Soziopath aus "Ein Fall von Pink" erscheint, Watson, der sich verraten, enttäuscht und gedemütigt fühlt und dazwischen gibt es auch noch ein schönes Wiedersehen mit all den alten Bekannten vergangener Episoden, sogar Moriarty darf sich in einer grandiosen Szene kurz zurückmelden. Die Spannung resultiert dabei immer aus den Erwartungshaltungen und tatsächlichen Ereignissen, etwa, wenn Watson sich doch noch für eine Annäherung entscheidet oder Mycroft sich überraschend als der klügere Holmes rausstellt, was sogar seinen Ursprung in den Originalen von Sir Arthur Conan Doyle hat. Natürlich gibt es auch ansonsten weitere zahlreiche Anspielungen an genannte Werke, doch muss man in der heutigen Zeit etwas schwerere Geschütze auffahren, so gibt es beispielsweise ungefähr in der Mittel des Filmes eine lange Verfolgungsjagd durch die Londoner Straßen, in der mit reichlich optischen Tricks wie Slo-Motion gearbeitet und eine ungeheuerliche Dynamik erzeugt wird. Das alles wirkt jedoch nie aufgesetzt oder gar störend, es passt hervorragend in dieses Universum und besonders stilistisch unterscheidet sich "Der leere Sarg" eigentlich gar nicht von seinen Vorgängern. Auf dem Regiesessel erweist Sherlock-Neuling Jeremy Lovering als fähiger Mann für das Franchise und setzt diese gewisse Eigenart der Reihe gekonnt fort. Ein bereits vorher auftretendes Element wird allerdings enorm gesteigert im direkten Vergleich: Der Humor. In keinem anderen Sherlock-Film gab es so viel zu lachen, wie in diesem und das tut auf der einen Seite der Stimmung zwar ziemlich gut und lockert zwischen den dramatischen Szenen auf, andersherum übertreibt man es mit dem ein oder anderen Running-Gag dabei vielleicht aber etwas zu sehr. Genauso gerät und das muss man bei einem Kriminalfilm nun einmal auch beachten der eigentliche Fall völlig in den Hintergrund und ist eigentlich nur wenige Minuten präsent, um dann im Showdown schließlich auf einmal für Spannung sorgen zu sollen. Hier stimmt das Verhältnis nicht unbedingt und die Spionagegeschichte rund um ein Terrornetzwerk mag durch seine Bezüge zu Guy Fawkes und den 5. November 1605 zwar ganz nett sein, ist aber doch reichlich abgehoben und bietet einfach zu wenig Möglichkeiten für den Meisterdetektiv, seinen genialen Intellekt zu offenbaren. Natürlich war es Sinn der Sache, andere Aspekte des Universus in den Fokus des Zuschauers zu befördern, doch nimmt es am Ende dann leider ein paar absurde Züge an, die man nur mit viel gutem Willen ignorieren kann. Schade drum.
Fazit: "Back to Baker Street, Sherlock." Endlich ist er wieder da!, möchte man begeistert aufschreien und für das große Wiedersehen hat man sich einiges einfallen lassen. Allerlei faszinierend witzige Theorien, wie Sherlock denn nun aus der brenzligen Situation im Reichenbachfall entkommen ist, spaßige und bissig-sarkastische Wortgefechte zwischen den Protagonisten und eine stark geschriebene Charakterentwicklung machen den leeren Sarg genauso zu einem Fest, wie auch die packende Actionszene im Mittelteil und die vielen ästhetischen inszenatorischen Kniffe der Regie. Die Reinkarnation des Sherlock-Universums überzeugt in dieser Hinsicht auf ganzer Linie und ist in ihrem Aufbau ein deutliches Zugeständnis an die Fans und ihr Engagement für diese Sendung, insbesondere nach dem Ende der zweiten Staffel. Doch leider muss man fairerweise den blassen und beinahe störenden, weil völlig überflüssigen Kriminalfall kritisieren, der anders als beispielsweise bei "Ein Skandal in Belgravia" einen für seine Unbedeutsamkeit zu großen Anteil an der Handlung des Filmes hat und damit ein wenig losgelöst vom eigenen Geschehen passiert. Doch bei all den witzigen und aufrichtigen Momenten zwischen den beiden unvergleichlichen Protagonisten ist das Publikum bestimmt gewillt, diese Schwächen zu verzeihen.
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Zwei Jahre lang mussten wir warten. Zwei Jahre war es her, dass der berüchtigte Meisterdetektiv Sherlock Holmes in "Der Reichenbachfall" seiner Nemesis Jim Moriarty gegenüber stand und auf dem Dach des St. Bartholomew Hospitals eine folgenschwere Entscheidung treffen musste. Der Cliffhanger stellte sich dabei als einer der fiesesten überhaupt heraus und daher dreht sich in "Der leere Sarg" erst einmal alles nur um eine Frage: Wie zur Hölle hat er das gemacht? Die Antwort darauf soll an dieser Stelle nicht verraten werden, doch die Art und Weise, wie mit den zahlreichen Theorien der Fans in dieser langen Durststrecken-Pause gespielt und teilweise absolut herrlich durch den Kakao gezogen wird, ist einzigartig und vielleicht einer der großartigsten Einfälle, den die Produzenten Mark Gatiss und Steven Moffat jemals hatten. Neben der Auflösung dieses Handlungselementes gibt es aber noch etwas ganz anderes treibendes für den Fortlauf, was eigentlich viel essentieller als Holmes vergangene Tat ist. Nach zwei voneinander getrennten Jahren müssen er und Dr. Watson sich wieder annähern und erneut zu dem Team werden, dass sie einst gewesen sind. Diese Aufgabe steht im Vordergrund und sie ist gerade wegen ihrer hoch emotionalen Ladung eine ungeheuer spannende Angelegenheit. Als Sherlock das erste Mal wieder auf seinen alten Weggefährten trifft, nimmt er sogar wie selbst verständlich an, dass dieser über seine Auferstehung erfreut sei. Doch die Realität sieht anders aus und es liegt an der schauspielerischen Kompetenz von Benedict Cumberbatch und Martin Freeman, das diese Momente sowohl offenkundig als auch subtil Gefühle zeigen. Überhaupt treiben auch in diesem Film wieder die Charaktere die Handlung voran. Holmes, der mit dieser ihm fremden Situation plötzlich überfordert ist und nach all seinen Fortschritten in den Vorgängern wieder als der hochfunktionale Soziopath aus "Ein Fall von Pink" erscheint, Watson, der sich verraten, enttäuscht und gedemütigt fühlt und dazwischen gibt es auch noch ein schönes Wiedersehen mit all den alten Bekannten vergangener Episoden, sogar Moriarty darf sich in einer grandiosen Szene kurz zurückmelden. Die Spannung resultiert dabei immer aus den Erwartungshaltungen und tatsächlichen Ereignissen, etwa, wenn Watson sich doch noch für eine Annäherung entscheidet oder Mycroft sich überraschend als der klügere Holmes rausstellt, was sogar seinen Ursprung in den Originalen von Sir Arthur Conan Doyle hat. Natürlich gibt es auch ansonsten weitere zahlreiche Anspielungen an genannte Werke, doch muss man in der heutigen Zeit etwas schwerere Geschütze auffahren, so gibt es beispielsweise ungefähr in der Mittel des Filmes eine lange Verfolgungsjagd durch die Londoner Straßen, in der mit reichlich optischen Tricks wie Slo-Motion gearbeitet und eine ungeheuerliche Dynamik erzeugt wird. Das alles wirkt jedoch nie aufgesetzt oder gar störend, es passt hervorragend in dieses Universum und besonders stilistisch unterscheidet sich "Der leere Sarg" eigentlich gar nicht von seinen Vorgängern. Auf dem Regiesessel erweist Sherlock-Neuling Jeremy Lovering als fähiger Mann für das Franchise und setzt diese gewisse Eigenart der Reihe gekonnt fort. Ein bereits vorher auftretendes Element wird allerdings enorm gesteigert im direkten Vergleich: Der Humor. In keinem anderen Sherlock-Film gab es so viel zu lachen, wie in diesem und das tut auf der einen Seite der Stimmung zwar ziemlich gut und lockert zwischen den dramatischen Szenen auf, andersherum übertreibt man es mit dem ein oder anderen Running-Gag dabei vielleicht aber etwas zu sehr. Genauso gerät und das muss man bei einem Kriminalfilm nun einmal auch beachten der eigentliche Fall völlig in den Hintergrund und ist eigentlich nur wenige Minuten präsent, um dann im Showdown schließlich auf einmal für Spannung sorgen zu sollen. Hier stimmt das Verhältnis nicht unbedingt und die Spionagegeschichte rund um ein Terrornetzwerk mag durch seine Bezüge zu Guy Fawkes und den 5. November 1605 zwar ganz nett sein, ist aber doch reichlich abgehoben und bietet einfach zu wenig Möglichkeiten für den Meisterdetektiv, seinen genialen Intellekt zu offenbaren. Natürlich war es Sinn der Sache, andere Aspekte des Universus in den Fokus des Zuschauers zu befördern, doch nimmt es am Ende dann leider ein paar absurde Züge an, die man nur mit viel gutem Willen ignorieren kann. Schade drum.
Fazit: "Back to Baker Street, Sherlock." Endlich ist er wieder da!, möchte man begeistert aufschreien und für das große Wiedersehen hat man sich einiges einfallen lassen. Allerlei faszinierend witzige Theorien, wie Sherlock denn nun aus der brenzligen Situation im Reichenbachfall entkommen ist, spaßige und bissig-sarkastische Wortgefechte zwischen den Protagonisten und eine stark geschriebene Charakterentwicklung machen den leeren Sarg genauso zu einem Fest, wie auch die packende Actionszene im Mittelteil und die vielen ästhetischen inszenatorischen Kniffe der Regie. Die Reinkarnation des Sherlock-Universums überzeugt in dieser Hinsicht auf ganzer Linie und ist in ihrem Aufbau ein deutliches Zugeständnis an die Fans und ihr Engagement für diese Sendung, insbesondere nach dem Ende der zweiten Staffel. Doch leider muss man fairerweise den blassen und beinahe störenden, weil völlig überflüssigen Kriminalfall kritisieren, der anders als beispielsweise bei "Ein Skandal in Belgravia" einen für seine Unbedeutsamkeit zu großen Anteil an der Handlung des Filmes hat und damit ein wenig losgelöst vom eigenen Geschehen passiert. Doch bei all den witzigen und aufrichtigen Momenten zwischen den beiden unvergleichlichen Protagonisten ist das Publikum bestimmt gewillt, diese Schwächen zu verzeihen.
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Habe ich denn etwas anderes behaupten? :)
Für mich passt die am Ende von Holmes persönlich vorgetragene Theorie ganz gut und sie ergibt auch in ihrer Vollkommenheit Sinn, da es mir ehrlich gesagt persönlich aber völlig egal ist, wie er es denn nun gemacht haben soll, kann ich auch damit leben, wenn man es nun später doch noch einmal anders erklärt oder jetzt in etwa offen lässt.
Für mich passt die am Ende von Holmes persönlich vorgetragene Theorie ganz gut und sie ergibt auch in ihrer Vollkommenheit Sinn, da es mir ehrlich gesagt persönlich aber völlig egal ist, wie er es denn nun gemacht haben soll, kann ich auch damit leben, wenn man es nun später doch noch einmal anders erklärt oder jetzt in etwa offen lässt.
Vorsicht, es wird sentimental!
Das Schicksal ist ein mieser Verräter
Der Weltbestseller "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" vom Autor John Green erzählt die Geschichte zweier krebskranker Jugendlicher, die sich im Angesicht des Todes an den gemeinsamen Wunsch einer Reise in die Niederlande klammern und dabei eine Einsicht gewinnen, die nur wenigen Menschen vergönnt ist. Die Liebe ist eine seltene und komplizierte Angelegenheit, für die man sich voll und ganz aufopfern muss, um sie wirklich zu erfahren. Ein romantisches Teenager-Drama mit hoher Authenzität also und keine einfache Krebs-Geschichte. Überraschend, aber auch schön ist es daher zu wissen, dass auch die Filmadaption von Josh Boone kein einfacher Spielfilm über die tödliche Krankheit, sondern ein tief berührendes Werk voller Herzschmerz geworden ist. Dreht man eine Romanze, dann gilt der Grundsatz, dass die Emotionen im Film absolut echt sein müssen, um beim Zuschauer anzukommen. Dafür legte Green bereits den Ansatz und Boone behält diesen auch bei, denn in "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" gibt es bei der Darstellung der Jugendlichen keine erzwungene Coolness und glücklicherweise auch nicht den berühmten erhobenen Zeigefinger. Die Protagonisten fühlen sich tatsächlich echt an und haben daher auch ein enormes Identifikationspotenzial, insbesondere für die jüngere Zielgruppe. Pathos weicht hier der Natürlichkeit der Personen und das allein ist für eine Hollywood-Produktion mutig genug. Dieser Mut erstreckt sich jedoch über weite Teile der Laufzeit. Statt durch unnötigen Kitsch oder gestellte Sentimentalitäten den Blick auf die Handlung und die Charaktere zu verlieren, erlaubt man es sich, den Fokus immer auf das Wesentliche zu verlagern. Anstatt rührselige Szenarien oder außergewöhnlich-romantische Sets zu suchen, erdet man derartige Konstellationen immer wieder und erschafft damit einen realistischen Touch, in dem sich jeder viel eher wiederfindet, als in den üblichen Hochglanzbildern aus der Traumfabrik. Shailene Woodleys Hazel steht dabei stets im Vordergrund, was in Anbetracht ihres mimischen Repertoires auch völlig nachvollziehbar erscheint, trifft sie doch genau den richtigen Ausdruck zwischen einer Heranwachsenden und einer gereiften Persönlichkeit. Überragend versteht sie es, aus Hazel mehr als ein zerbrechliches und gleichzeitig kesses junges Ding zu machen, ihre Erscheinung hat Charakter und Identität und gerade diese Mischung lässt die intensiven und melodramatischen Momente in der letzten halben Stunde des Filmes zu. Leider kann man das nicht unbedingt von ihrem Filmpartner Ansel Elgort sagen. Auf seine optische Erscheinung eingeschränkt, darf er langezeit nur das Klischee des Mädchenschwarms, der immer im genau richtigen Moment die richtigen Worte findet, bedienen und bekommt zu wenig Macken und Fehler, um so menschlich wie sein Gegenpart zu wirken. Am besten wird das in den Szenen in Holland deutlich, in denen es dann teilweise doch eine Spur zu rosarot wird und die Handlung ein wenig ihren Fokus verliert. Hat man vorher schon mit Bezügen auf das Christentum, den Hinduismus, den Nihilismus und sozialkritischen Monologen eine ganze Bandbreite an Thematiken eröffnet, bettet man hier plötzlich auch noch durch eine Szene im Anne-Frank-Haus einzelne Motive aus den Verfolgungen durch die NS-Ideologie ein. Nicht genug, dass man sich hier von jeder Subtilität verabschiedet, es wirkt bisweilen sogar unfreiwillig komisch und ist natürlich in Teilen auch dafür mitverantwortlich, dass am Ende keines dieser Themen vernünftig zu Ende gebracht wird. Immer wieder werden neue Ansichten und dramatische Sinnesfragen angerissen, ohne, dass man sich irgendwann die Zeit nehmen würde, eine von ihnen auch einmal zu beantworten. Die Geschichte wirkt daher unvollständig, was auf der einen Seite gewollt sein mag, auf der anderen aber nicht unbedingt zufriedenstellend ist. Sinnbildlich dafür steht der toll gespielte Kurzauftritt von Willem Dafoe. Sein Peter Van Houten stellt in einer Szene der jungen Hazel mehere interessante und relevante Fragen über die eigentliche Intention ihrer Lebenswünsche, die das Publikum zum Nachdenken anregen könnten. Schade nur, dass durch die Entkräftung der Szene durch die Protagonisten im Nachhinein nie wieder wirklich darauf eingegangen wird. Es verläuft im Sande und gerät (vielleicht ehrlich als Analogie zum Leben eines Einzelnen gedacht) in Vergessenheit.
Fazit: "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" ist ein schwieriger Film und will auch ein schwieriger Film sein. Er stellt die richtigen Fragen, aber gibt kaum Antworten. Figuren werden in den Vordergrund gestellt, die authentisch sind und unberechenbar sein sollen, schlussendlich aber dann doch immer das zu Erwartende tun und in Vorhersehbarkeiten abdriften. Kitsch soll keine Rolle spielen, tut es dann aber im etwas zu langen Mittelteil trotzdem. Und dennoch ist man in den letzten Minuten so sehr zu Tränen gerührt, wie man es von einem Hollywood-Film überhaupt nicht gewohnt ist. Denn obwohl er nicht perfekt sein mag, ist dieser miese Verräter auch ein kleines und berührendes Werk über das Leben und dessen Fehlbarkeit, was er mit seiner eigenen Unvollkommenheit sogar noch unterstreicht. Auf wunderschön traurige Art ist es eine sehr ruhige Geschichte, die sich weder vornimmt, den Krebs zu verharmlosen, noch mit falschem Pathos in Manipulation zu verfallen. Wenngleich man aus dramaturgischer Sicht sicher noch an viellen Ecken und Enden arbeiten könnte, ist dieses leise Stück Film eine absolute Rarität in unserer heutigen Konsum-Kultur und zudem der famose Triumph einer vielversprechenden Jungschauspielerin. Ungeschminkt, nicht voyeuristisch, emotional, nicht sentimental, positiv lebensbejahend, aber nicht beschönigend. Es müsste mehr solcher Filme geben.
Der Weltbestseller "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" vom Autor John Green erzählt die Geschichte zweier krebskranker Jugendlicher, die sich im Angesicht des Todes an den gemeinsamen Wunsch einer Reise in die Niederlande klammern und dabei eine Einsicht gewinnen, die nur wenigen Menschen vergönnt ist. Die Liebe ist eine seltene und komplizierte Angelegenheit, für die man sich voll und ganz aufopfern muss, um sie wirklich zu erfahren. Ein romantisches Teenager-Drama mit hoher Authenzität also und keine einfache Krebs-Geschichte. Überraschend, aber auch schön ist es daher zu wissen, dass auch die Filmadaption von Josh Boone kein einfacher Spielfilm über die tödliche Krankheit, sondern ein tief berührendes Werk voller Herzschmerz geworden ist. Dreht man eine Romanze, dann gilt der Grundsatz, dass die Emotionen im Film absolut echt sein müssen, um beim Zuschauer anzukommen. Dafür legte Green bereits den Ansatz und Boone behält diesen auch bei, denn in "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" gibt es bei der Darstellung der Jugendlichen keine erzwungene Coolness und glücklicherweise auch nicht den berühmten erhobenen Zeigefinger. Die Protagonisten fühlen sich tatsächlich echt an und haben daher auch ein enormes Identifikationspotenzial, insbesondere für die jüngere Zielgruppe. Pathos weicht hier der Natürlichkeit der Personen und das allein ist für eine Hollywood-Produktion mutig genug. Dieser Mut erstreckt sich jedoch über weite Teile der Laufzeit. Statt durch unnötigen Kitsch oder gestellte Sentimentalitäten den Blick auf die Handlung und die Charaktere zu verlieren, erlaubt man es sich, den Fokus immer auf das Wesentliche zu verlagern. Anstatt rührselige Szenarien oder außergewöhnlich-romantische Sets zu suchen, erdet man derartige Konstellationen immer wieder und erschafft damit einen realistischen Touch, in dem sich jeder viel eher wiederfindet, als in den üblichen Hochglanzbildern aus der Traumfabrik. Shailene Woodleys Hazel steht dabei stets im Vordergrund, was in Anbetracht ihres mimischen Repertoires auch völlig nachvollziehbar erscheint, trifft sie doch genau den richtigen Ausdruck zwischen einer Heranwachsenden und einer gereiften Persönlichkeit. Überragend versteht sie es, aus Hazel mehr als ein zerbrechliches und gleichzeitig kesses junges Ding zu machen, ihre Erscheinung hat Charakter und Identität und gerade diese Mischung lässt die intensiven und melodramatischen Momente in der letzten halben Stunde des Filmes zu. Leider kann man das nicht unbedingt von ihrem Filmpartner Ansel Elgort sagen. Auf seine optische Erscheinung eingeschränkt, darf er langezeit nur das Klischee des Mädchenschwarms, der immer im genau richtigen Moment die richtigen Worte findet, bedienen und bekommt zu wenig Macken und Fehler, um so menschlich wie sein Gegenpart zu wirken. Am besten wird das in den Szenen in Holland deutlich, in denen es dann teilweise doch eine Spur zu rosarot wird und die Handlung ein wenig ihren Fokus verliert. Hat man vorher schon mit Bezügen auf das Christentum, den Hinduismus, den Nihilismus und sozialkritischen Monologen eine ganze Bandbreite an Thematiken eröffnet, bettet man hier plötzlich auch noch durch eine Szene im Anne-Frank-Haus einzelne Motive aus den Verfolgungen durch die NS-Ideologie ein. Nicht genug, dass man sich hier von jeder Subtilität verabschiedet, es wirkt bisweilen sogar unfreiwillig komisch und ist natürlich in Teilen auch dafür mitverantwortlich, dass am Ende keines dieser Themen vernünftig zu Ende gebracht wird. Immer wieder werden neue Ansichten und dramatische Sinnesfragen angerissen, ohne, dass man sich irgendwann die Zeit nehmen würde, eine von ihnen auch einmal zu beantworten. Die Geschichte wirkt daher unvollständig, was auf der einen Seite gewollt sein mag, auf der anderen aber nicht unbedingt zufriedenstellend ist. Sinnbildlich dafür steht der toll gespielte Kurzauftritt von Willem Dafoe. Sein Peter Van Houten stellt in einer Szene der jungen Hazel mehere interessante und relevante Fragen über die eigentliche Intention ihrer Lebenswünsche, die das Publikum zum Nachdenken anregen könnten. Schade nur, dass durch die Entkräftung der Szene durch die Protagonisten im Nachhinein nie wieder wirklich darauf eingegangen wird. Es verläuft im Sande und gerät (vielleicht ehrlich als Analogie zum Leben eines Einzelnen gedacht) in Vergessenheit.
Fazit: "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" ist ein schwieriger Film und will auch ein schwieriger Film sein. Er stellt die richtigen Fragen, aber gibt kaum Antworten. Figuren werden in den Vordergrund gestellt, die authentisch sind und unberechenbar sein sollen, schlussendlich aber dann doch immer das zu Erwartende tun und in Vorhersehbarkeiten abdriften. Kitsch soll keine Rolle spielen, tut es dann aber im etwas zu langen Mittelteil trotzdem. Und dennoch ist man in den letzten Minuten so sehr zu Tränen gerührt, wie man es von einem Hollywood-Film überhaupt nicht gewohnt ist. Denn obwohl er nicht perfekt sein mag, ist dieser miese Verräter auch ein kleines und berührendes Werk über das Leben und dessen Fehlbarkeit, was er mit seiner eigenen Unvollkommenheit sogar noch unterstreicht. Auf wunderschön traurige Art ist es eine sehr ruhige Geschichte, die sich weder vornimmt, den Krebs zu verharmlosen, noch mit falschem Pathos in Manipulation zu verfallen. Wenngleich man aus dramaturgischer Sicht sicher noch an viellen Ecken und Enden arbeiten könnte, ist dieses leise Stück Film eine absolute Rarität in unserer heutigen Konsum-Kultur und zudem der famose Triumph einer vielversprechenden Jungschauspielerin. Ungeschminkt, nicht voyeuristisch, emotional, nicht sentimental, positiv lebensbejahend, aber nicht beschönigend. Es müsste mehr solcher Filme geben.
X-Men Origins: Wolverine - Wie alles begann
Auch wenn Brett Ratner 2006 mit "X-Men: Der letzte Widerstand" der beliebten Mutanten-Trilogie den kreativen Todesstoß verpasst hatte, kann man diese insgesamt für ihre wohlüberlegte Ausführung loben. Doch so gut die Charaktere auch gezeichnet gewesen sein mögen, bei der Fülle an Figuren, die die Filme vorweisen konnten, war es beinahe unmöglich näher auf die Hintergründe einzelner Protagonisten einzugehen. Mit Sympathiebolzen Hugh Jackman in seiner unwiderstehlichen Rolle als cooler Wolverine an Bord versucht man nun also in einem ersten Spin-Off zur Reihe, dies zu ändern. Diese sehr spezielle Figur dafür auszuwählen, war in Anbetracht ihrer Präsenz in der Original-Trilogie nur der folgenrichtige Schritt, zumal bereits "X-Men United" einige Fragen aufgeworfen hatte und nur wenige davon beantworten konnte. So überzeugen in "Origins" immer besonders die Momente, in denen man sich an die Vorgänger erinnert fühlt, in denen man Sets oder alte Bekannte wieder entdeckt. Hugh Jackmans animalisches Auftreten in Kombination mit seinem enormen Charisma sind dabei ebenso für einen Großteil des Spaßes verantwortlich, wie auch der restliche Cast, besonders gefallen können Liev Schreiber als Sabretooth, Ryan Reynolds als viel zu kurz auftretender Wade Wilson sowie Danny Huston in einer Rolle, die in einem der Vorfilme bereits vom grandiosen Brian Cox verkörpert wurde. Mag man über Castingentscheidungen wie will.i.am oder Scott Adkins zurecht verwundert den Kopf schütteln, sind die Darsteller wahrscheinlich am wenigsten daran Schuld, das bei all dem Potenzial "X-Men Origins: Wolverine" kein richtig großartiger Film geworden ist. In Anlehnung an die raue Art Wolverines und seiner Frankenstein-ähnlichen Entstehungsgeschichte entschloss sich Regisseur Gavin Hood offenbar dazu, diesem Film einen bewusst B-Movie-artigen Anstrich mit auf dem Weg zu geben. Deutlich anders als die X-Men-Filme setzt er auf dunkle und raue Locations, die dem Gesamteindruck ein paar düstere Attribute verleihen sollen. Stattdessen hinterlassen die Kämpfe in heruntergekommenen Kneipen und amerikanischen Hinterhöfen eher einen billigen Eindruck und lassen auf dieser Grundlage die fantastischen Elemente, wie die Superkräfte der unterschiedlichen Mutanten, beinahe lächerlich wirken. Das Drehbuch unterstützt dies dann ungünstigerweise auch noch. Doch von einer wirklichen Handlung mag man in diesem Falle ohnehin gar nicht sprechen. Handelte die X-Men-Trilogie noch von bedeutenden moralischen und ethischen Themen wie dem Anders sein und der Suche nach Akzeptanz und der eigenen Identität, bekommen wir hier eine simple Rachestory aufgetischt, wie sie banaler nicht sein könnte und in der die Fronten von Anfang an klar definiert sind. Die einen sind die edlen Saubermänner, während alle anderen verlogene Drecksäcke sind. Ist man besonders aus dem Glanzlicht der Reihe "X-Men United" noch eine angenehme Ambivalenz bei der Frage Gut oder Böse gewohnt, wird hier erst geschossen und dann nach dem Warum gefragt. Hood allerdings stellt keine Fragen nach der Motivation seiner Charaktere, sie gehen ihm eigentlich am Allerwertesten vorbei, lieber möchte er seine ausgefallenen CGI-Actionsequenzen präsentieren. Und auch wenn diese weder an die filmische Raffinesse eines Bryan Singers noch an die optische Bildgewalt eines Brett Ratners anknüpfen können, sind sie in ihrem angenehmen Tempo gut dosiert über den Film verteilt. Dank einer schönen Kameraführung von Donald McAlpine sind die Zweikämpfe übersichtlich und anschaulich gehalten und vor allem eine Verfolgungsjagd quer durch die kanadischen Wälder macht auch durch ihre handgemachte Stuntarbeit eine Menge Spaß. Erscheint einem Harry Gregson-Williams Soundtrack in den emotionalen Momenten noch eine Spur zu aufdringlich, funktioniert sie in solchen Szenen richtig gut und treibt den Zuschauer passend zum Geschehen an. Im Showdown wird es dann etwas zu übertrieben und selbst für einen Film der Marke "Comicverfilmung" kann man über die Nachvollziehbarkeit der Ereignisse streiten, unterhaltsam mag es zwar sein, doch wird man praktisch einfach dazu gezwungen, den ein oder anderen Entschluss der Filmemacher genauer zu hinterfragen. Immerhin beeindruckt zumindest Jackman auch neun Jahre nach seinem Antritt als Logan (der hier endlich auch einen Vornamen erhalten darf) nach wie vor durch seine physische Stärke und Ausstrahlung, dramaturgisch fühlt man sich jedoch vor allem im letzten Akt mehr an ein Videospiel erinnert, als an einen Film, denn ähnlich wie in Actionadventures für die heutige Konsolengeneration hangelt man sich von einem Bossgegner zum Nächsten und kaum ein Protagonist macht das so deutlich wie der von Taylor Kitsch (ziemlich farblos) dargestellte Mutant Gambit. Seine Eingliederung in "Origins" ist schon bemerkenswert, so taucht er das erste Mal nach über einer Stunde Laufzeit auf, nur um sich einen kurzen Kampf mit Logan zu liefern und dann wieder zu verschwinden. Seinen Auftritt werden wohl nur Comicliebhaber so richtig genießen können, für alle anderen hinterlässt diese Szene nur ein großes Fragezeichen.
Fazit: "X-Men Origins: Wolverine - Wie alles begann" ist ein harter und über weite Strecken kurzweiliger und unterhaltsamer B-Actioner mit einem charismatischen Helden und zwei wahrhaft fiesen Antagonisten geworden. Als Spin-Off zur X-Men-Trilogie und insbesondere zu den beiden Filmen von Bryan Singer darf man ihn jedoch als gescheitertes Experiment betrachten. Ist man nach dem 5 Minuten langen umwerfend gemachten Intro noch guter Dinge und in euphorischer Vorfreude, verfliegt diese recht zügig mit zunehmender Laufzeit und das Drehbuch zeigt klare Defizite. Seinen Anspruch, die Ambivalenz der Person Wolverine genauer auszuleuchten, wird Gavin Hood kaum gerecht, genauso wenig versteht er es, alle anderen Rollen tiefer zu charakterisieren und verliebt sich in seine Hommageszenen. Inhaltlich greift er daher auf Stereotypen und plumpe Machoposen zurück. Mit einem etwas intelligenterem Vorgehen wäre hierbei eindeutig mehr drin gewesen.
Auch wenn Brett Ratner 2006 mit "X-Men: Der letzte Widerstand" der beliebten Mutanten-Trilogie den kreativen Todesstoß verpasst hatte, kann man diese insgesamt für ihre wohlüberlegte Ausführung loben. Doch so gut die Charaktere auch gezeichnet gewesen sein mögen, bei der Fülle an Figuren, die die Filme vorweisen konnten, war es beinahe unmöglich näher auf die Hintergründe einzelner Protagonisten einzugehen. Mit Sympathiebolzen Hugh Jackman in seiner unwiderstehlichen Rolle als cooler Wolverine an Bord versucht man nun also in einem ersten Spin-Off zur Reihe, dies zu ändern. Diese sehr spezielle Figur dafür auszuwählen, war in Anbetracht ihrer Präsenz in der Original-Trilogie nur der folgenrichtige Schritt, zumal bereits "X-Men United" einige Fragen aufgeworfen hatte und nur wenige davon beantworten konnte. So überzeugen in "Origins" immer besonders die Momente, in denen man sich an die Vorgänger erinnert fühlt, in denen man Sets oder alte Bekannte wieder entdeckt. Hugh Jackmans animalisches Auftreten in Kombination mit seinem enormen Charisma sind dabei ebenso für einen Großteil des Spaßes verantwortlich, wie auch der restliche Cast, besonders gefallen können Liev Schreiber als Sabretooth, Ryan Reynolds als viel zu kurz auftretender Wade Wilson sowie Danny Huston in einer Rolle, die in einem der Vorfilme bereits vom grandiosen Brian Cox verkörpert wurde. Mag man über Castingentscheidungen wie will.i.am oder Scott Adkins zurecht verwundert den Kopf schütteln, sind die Darsteller wahrscheinlich am wenigsten daran Schuld, das bei all dem Potenzial "X-Men Origins: Wolverine" kein richtig großartiger Film geworden ist. In Anlehnung an die raue Art Wolverines und seiner Frankenstein-ähnlichen Entstehungsgeschichte entschloss sich Regisseur Gavin Hood offenbar dazu, diesem Film einen bewusst B-Movie-artigen Anstrich mit auf dem Weg zu geben. Deutlich anders als die X-Men-Filme setzt er auf dunkle und raue Locations, die dem Gesamteindruck ein paar düstere Attribute verleihen sollen. Stattdessen hinterlassen die Kämpfe in heruntergekommenen Kneipen und amerikanischen Hinterhöfen eher einen billigen Eindruck und lassen auf dieser Grundlage die fantastischen Elemente, wie die Superkräfte der unterschiedlichen Mutanten, beinahe lächerlich wirken. Das Drehbuch unterstützt dies dann ungünstigerweise auch noch. Doch von einer wirklichen Handlung mag man in diesem Falle ohnehin gar nicht sprechen. Handelte die X-Men-Trilogie noch von bedeutenden moralischen und ethischen Themen wie dem Anders sein und der Suche nach Akzeptanz und der eigenen Identität, bekommen wir hier eine simple Rachestory aufgetischt, wie sie banaler nicht sein könnte und in der die Fronten von Anfang an klar definiert sind. Die einen sind die edlen Saubermänner, während alle anderen verlogene Drecksäcke sind. Ist man besonders aus dem Glanzlicht der Reihe "X-Men United" noch eine angenehme Ambivalenz bei der Frage Gut oder Böse gewohnt, wird hier erst geschossen und dann nach dem Warum gefragt. Hood allerdings stellt keine Fragen nach der Motivation seiner Charaktere, sie gehen ihm eigentlich am Allerwertesten vorbei, lieber möchte er seine ausgefallenen CGI-Actionsequenzen präsentieren. Und auch wenn diese weder an die filmische Raffinesse eines Bryan Singers noch an die optische Bildgewalt eines Brett Ratners anknüpfen können, sind sie in ihrem angenehmen Tempo gut dosiert über den Film verteilt. Dank einer schönen Kameraführung von Donald McAlpine sind die Zweikämpfe übersichtlich und anschaulich gehalten und vor allem eine Verfolgungsjagd quer durch die kanadischen Wälder macht auch durch ihre handgemachte Stuntarbeit eine Menge Spaß. Erscheint einem Harry Gregson-Williams Soundtrack in den emotionalen Momenten noch eine Spur zu aufdringlich, funktioniert sie in solchen Szenen richtig gut und treibt den Zuschauer passend zum Geschehen an. Im Showdown wird es dann etwas zu übertrieben und selbst für einen Film der Marke "Comicverfilmung" kann man über die Nachvollziehbarkeit der Ereignisse streiten, unterhaltsam mag es zwar sein, doch wird man praktisch einfach dazu gezwungen, den ein oder anderen Entschluss der Filmemacher genauer zu hinterfragen. Immerhin beeindruckt zumindest Jackman auch neun Jahre nach seinem Antritt als Logan (der hier endlich auch einen Vornamen erhalten darf) nach wie vor durch seine physische Stärke und Ausstrahlung, dramaturgisch fühlt man sich jedoch vor allem im letzten Akt mehr an ein Videospiel erinnert, als an einen Film, denn ähnlich wie in Actionadventures für die heutige Konsolengeneration hangelt man sich von einem Bossgegner zum Nächsten und kaum ein Protagonist macht das so deutlich wie der von Taylor Kitsch (ziemlich farblos) dargestellte Mutant Gambit. Seine Eingliederung in "Origins" ist schon bemerkenswert, so taucht er das erste Mal nach über einer Stunde Laufzeit auf, nur um sich einen kurzen Kampf mit Logan zu liefern und dann wieder zu verschwinden. Seinen Auftritt werden wohl nur Comicliebhaber so richtig genießen können, für alle anderen hinterlässt diese Szene nur ein großes Fragezeichen.
Fazit: "X-Men Origins: Wolverine - Wie alles begann" ist ein harter und über weite Strecken kurzweiliger und unterhaltsamer B-Actioner mit einem charismatischen Helden und zwei wahrhaft fiesen Antagonisten geworden. Als Spin-Off zur X-Men-Trilogie und insbesondere zu den beiden Filmen von Bryan Singer darf man ihn jedoch als gescheitertes Experiment betrachten. Ist man nach dem 5 Minuten langen umwerfend gemachten Intro noch guter Dinge und in euphorischer Vorfreude, verfliegt diese recht zügig mit zunehmender Laufzeit und das Drehbuch zeigt klare Defizite. Seinen Anspruch, die Ambivalenz der Person Wolverine genauer auszuleuchten, wird Gavin Hood kaum gerecht, genauso wenig versteht er es, alle anderen Rollen tiefer zu charakterisieren und verliebt sich in seine Hommageszenen. Inhaltlich greift er daher auf Stereotypen und plumpe Machoposen zurück. Mit einem etwas intelligenterem Vorgehen wäre hierbei eindeutig mehr drin gewesen.
Extended Action Cut!
World War Z
Als Subgenre des Horrorfilmes hat sich bereits in den 20er Jahren das Phänomen des Zombiefilmes abgespaltet. Heute sind die willenlosen Untoten, die man nur durch präzise Kopfschüsse ausschalten kann ein fester Bestandteil unserer Popkultur und werden im Zusammenhang mit politischen und sozialwissenschaftlichen Themen immer wieder gerne als Sinnbild für eine hohle und einfältige Gesellschaft herangezogen. Dass sie darüber hinaus ihren Schrecken und ihre Funktion als blutrünstige Monster nicht verloren haben, versucht Regisseur Marc Forster in "World War Z" eindrucksvoll unter Beweis zu stellen. Statt sich dabei an gängige Klischees zu halten, nach denen Zombies langsame und oft humpelnde Kreaturen sind, fügt er ihnen das Attribut der Schnelligkeit hinzu. Seine Infizierten sind keine subtilen Erscheinungen aus der Dunkelheit, sie sind allgegenwärtig und jagen Raubtieren gleich in Rudeln. Diese Prämisse ist interessant und für Fans des Genres eine willkommene Abwechslung, die allein schon das Ansehen des Filmes rechtfertigt. Doch nicht nur das Verhalten und Tempo der Zombies sorgt für Überraschungen, auch Forster selbst legt in den ersten 45 Minuten eine atemlose Geschwindigkeit an den Tag. Ohne einen Anflug von Exposition wirft er uns mit seinen Protagonisten nach wenigen Momenten direkt ins Geschehen und fesselt mit einer Hatz quer durch die vereinigten Staaten. Die Bilder, die er dazu liefert, sind schlicht und ergreifend erschreckend bis ins Mark. Kleinstädte, Metropolen, Nationen, alles fällt unter dem Auftreten der Zombies zusammen, es herrscht pure Anarchie. Das alles passiert so schnell, das man gar keine Zeit hat, genauer über alles nachzudenken. Erst nach etwa einer Stunde kehrt etwas Ruhe in den Film ein und die Regie nimmt sich die Zeit, die Figuren und die Ausgangssituation der Geschichte näher zu erläutern. Kaum kommt man jedoch in die Situation, jetzt zwangsläufig etwas erzählen zu müssen, verliert die aufgebaute Spannung an Interesse. Das Problem fängt vor allem damit an, dass weder das Drehbuch noch Forster den starken Beginn dafür nutzen, eine Apokalypse zu entfalten, sondern sich stattdessen einer Weltrettungshandlung widmen, die nicht so recht zur eigentlichen Stimmung passen will. Die folgende Schnitzeljagd über verschiedene Teile des Erdballs rund um die Suche nach einem Heilmittel ist daher nicht nur allzu vorhersehbar, sondern auch weit weg von dem, was man als Zuschauer eigentlich sehen möchte. Erst bei einer ausufernden Materialschlacht kommt der Actionfan wieder voll auf seine Kosten, wenn Millionen von Untoten über die Bevölkerung herfallen und dabei vom Militär wie Siebe durchlöchert werden. Spaß macht das, mit echtem Horror hat das aber nichts zu tun, viel mehr erinnert die Szenarie an Epidemie-Thriller oder Seuchenfilme. Das wandelt sich schlagartig, wenn "World War Z" in den dritten Akt übergeht. Nach einer weiteren spektakulären Szene an Bord eines Passagierflugzeuges verlagert sich der Fokus der Handlung vom weltoffenen Blockbuster zum minimalistischen Psychohorror. In den engen Gängen eines Laboratoriums dürfen die Zombies dann auch endlich wieder das tun, wofür sie eigentlich geschaffen wurden: Angst verbreiten. Die nervöse Wackelkamera aus den Actionsequenzen bekommt ein Stativ spendiert, die Brutalität steigert sich merklich und man verspürt endlich das gewünschte nervöse Kribbeln. Dabei vollführt der Film hier einen Wandel, der für eine Produktion dieser Größe absolut untypisch ist. Man beginnt schnell, hektisch und wild, steigert sich in der zweiten Hälfte erneut und wird dann zum Abschluss ganz ruhig. Doch schadet dieser Tempowechsel dem Film nicht etwa, er tut ihm sogar ziemlich gut. Hätte man sich in einer dritten kolossalen Schlacht wahrscheinlich völlig vom audiovisuellen Eindruck erschlagen lassen, atmet "World War Z" jetzt endlich den Geist seiner großen filmischen Vorgänger. Nicht unbedingt das Finale, mit dem man gerechnet hätte, aber doch eines, mit dem man sich anfreunden kann. Allerdings zeigt es auch allzu offensichtlich die große Schwäche der Produktion auf und das ist eine seltsame emotionale Distanz, die man zu dem Geschehen auf der Leinwand aufbaut. Weniger fiebert man mit den Charakteren oder der Menschheit im Allgemeinen mit, sondern erfreut sich einfach nur an den tollen Bildern und der netten Spannungskurve. Mitgefühl für die Personen innerhalb der Ereignisse stellt sich trotz des Unterganges der zivilisierten Welt keines ein. In diesem Fall müssen sich die Drehbuchautoren den Schuh eindeutig anziehen, denn woran es dem Script mangelt sind nachvollziehbare und interessante Kämpfer im Glauben an die Rettung der Welt. Lieber lässt man Brad Pitt routiniert den sympathischen Helden-wider-Willen spielen und sämtliche Nebencharaktere werden entweder durch ihre Angst um ihre Kinder oder eine abgeschlagene Hand charakterisiert. Wenig verwunderlich also, das einem selbst die nettesten Typen von nebenan am Ende nicht egaler sein könnten als die mit den Zähne fletschenden Zombies direkt hinter ihnen.
Fazit: Marc Forsters "World War Z" ist ein spannender und erschreckend düsterer Actionfilm, der mehrfach die Stimmung, das Tempo und die Intention der Handlung wechselt und damit selbst für Cineasten die ein oder andere Überraschung bietet. Doch er ist auch der filmgewordene Beweis dafür, dass die größten und eindrucksvollsten Massenszenen in ihrer Wirkung nicht wirklich zünden können, wenn man vorab die einfachsten Regeln nicht befolgt hat. Flache und uninteressante Figuren verweigern einem eine emotionale Annäherung an die inhaltlichen Geschehnisse und trotz allen Spaßes blickt man mit einer merkwürdigen Distanz auf den Bildschirm. Am Ende bleibt ein Film, der wunderbar unterhaltsam ist, sein Potenzial aber nicht vollständig ausreizt und bei all seinen optischen Vorzügen insgesamt leider etwas blutleer bleibt.
Als Subgenre des Horrorfilmes hat sich bereits in den 20er Jahren das Phänomen des Zombiefilmes abgespaltet. Heute sind die willenlosen Untoten, die man nur durch präzise Kopfschüsse ausschalten kann ein fester Bestandteil unserer Popkultur und werden im Zusammenhang mit politischen und sozialwissenschaftlichen Themen immer wieder gerne als Sinnbild für eine hohle und einfältige Gesellschaft herangezogen. Dass sie darüber hinaus ihren Schrecken und ihre Funktion als blutrünstige Monster nicht verloren haben, versucht Regisseur Marc Forster in "World War Z" eindrucksvoll unter Beweis zu stellen. Statt sich dabei an gängige Klischees zu halten, nach denen Zombies langsame und oft humpelnde Kreaturen sind, fügt er ihnen das Attribut der Schnelligkeit hinzu. Seine Infizierten sind keine subtilen Erscheinungen aus der Dunkelheit, sie sind allgegenwärtig und jagen Raubtieren gleich in Rudeln. Diese Prämisse ist interessant und für Fans des Genres eine willkommene Abwechslung, die allein schon das Ansehen des Filmes rechtfertigt. Doch nicht nur das Verhalten und Tempo der Zombies sorgt für Überraschungen, auch Forster selbst legt in den ersten 45 Minuten eine atemlose Geschwindigkeit an den Tag. Ohne einen Anflug von Exposition wirft er uns mit seinen Protagonisten nach wenigen Momenten direkt ins Geschehen und fesselt mit einer Hatz quer durch die vereinigten Staaten. Die Bilder, die er dazu liefert, sind schlicht und ergreifend erschreckend bis ins Mark. Kleinstädte, Metropolen, Nationen, alles fällt unter dem Auftreten der Zombies zusammen, es herrscht pure Anarchie. Das alles passiert so schnell, das man gar keine Zeit hat, genauer über alles nachzudenken. Erst nach etwa einer Stunde kehrt etwas Ruhe in den Film ein und die Regie nimmt sich die Zeit, die Figuren und die Ausgangssituation der Geschichte näher zu erläutern. Kaum kommt man jedoch in die Situation, jetzt zwangsläufig etwas erzählen zu müssen, verliert die aufgebaute Spannung an Interesse. Das Problem fängt vor allem damit an, dass weder das Drehbuch noch Forster den starken Beginn dafür nutzen, eine Apokalypse zu entfalten, sondern sich stattdessen einer Weltrettungshandlung widmen, die nicht so recht zur eigentlichen Stimmung passen will. Die folgende Schnitzeljagd über verschiedene Teile des Erdballs rund um die Suche nach einem Heilmittel ist daher nicht nur allzu vorhersehbar, sondern auch weit weg von dem, was man als Zuschauer eigentlich sehen möchte. Erst bei einer ausufernden Materialschlacht kommt der Actionfan wieder voll auf seine Kosten, wenn Millionen von Untoten über die Bevölkerung herfallen und dabei vom Militär wie Siebe durchlöchert werden. Spaß macht das, mit echtem Horror hat das aber nichts zu tun, viel mehr erinnert die Szenarie an Epidemie-Thriller oder Seuchenfilme. Das wandelt sich schlagartig, wenn "World War Z" in den dritten Akt übergeht. Nach einer weiteren spektakulären Szene an Bord eines Passagierflugzeuges verlagert sich der Fokus der Handlung vom weltoffenen Blockbuster zum minimalistischen Psychohorror. In den engen Gängen eines Laboratoriums dürfen die Zombies dann auch endlich wieder das tun, wofür sie eigentlich geschaffen wurden: Angst verbreiten. Die nervöse Wackelkamera aus den Actionsequenzen bekommt ein Stativ spendiert, die Brutalität steigert sich merklich und man verspürt endlich das gewünschte nervöse Kribbeln. Dabei vollführt der Film hier einen Wandel, der für eine Produktion dieser Größe absolut untypisch ist. Man beginnt schnell, hektisch und wild, steigert sich in der zweiten Hälfte erneut und wird dann zum Abschluss ganz ruhig. Doch schadet dieser Tempowechsel dem Film nicht etwa, er tut ihm sogar ziemlich gut. Hätte man sich in einer dritten kolossalen Schlacht wahrscheinlich völlig vom audiovisuellen Eindruck erschlagen lassen, atmet "World War Z" jetzt endlich den Geist seiner großen filmischen Vorgänger. Nicht unbedingt das Finale, mit dem man gerechnet hätte, aber doch eines, mit dem man sich anfreunden kann. Allerdings zeigt es auch allzu offensichtlich die große Schwäche der Produktion auf und das ist eine seltsame emotionale Distanz, die man zu dem Geschehen auf der Leinwand aufbaut. Weniger fiebert man mit den Charakteren oder der Menschheit im Allgemeinen mit, sondern erfreut sich einfach nur an den tollen Bildern und der netten Spannungskurve. Mitgefühl für die Personen innerhalb der Ereignisse stellt sich trotz des Unterganges der zivilisierten Welt keines ein. In diesem Fall müssen sich die Drehbuchautoren den Schuh eindeutig anziehen, denn woran es dem Script mangelt sind nachvollziehbare und interessante Kämpfer im Glauben an die Rettung der Welt. Lieber lässt man Brad Pitt routiniert den sympathischen Helden-wider-Willen spielen und sämtliche Nebencharaktere werden entweder durch ihre Angst um ihre Kinder oder eine abgeschlagene Hand charakterisiert. Wenig verwunderlich also, das einem selbst die nettesten Typen von nebenan am Ende nicht egaler sein könnten als die mit den Zähne fletschenden Zombies direkt hinter ihnen.
Fazit: Marc Forsters "World War Z" ist ein spannender und erschreckend düsterer Actionfilm, der mehrfach die Stimmung, das Tempo und die Intention der Handlung wechselt und damit selbst für Cineasten die ein oder andere Überraschung bietet. Doch er ist auch der filmgewordene Beweis dafür, dass die größten und eindrucksvollsten Massenszenen in ihrer Wirkung nicht wirklich zünden können, wenn man vorab die einfachsten Regeln nicht befolgt hat. Flache und uninteressante Figuren verweigern einem eine emotionale Annäherung an die inhaltlichen Geschehnisse und trotz allen Spaßes blickt man mit einer merkwürdigen Distanz auf den Bildschirm. Am Ende bleibt ein Film, der wunderbar unterhaltsam ist, sein Potenzial aber nicht vollständig ausreizt und bei all seinen optischen Vorzügen insgesamt leider etwas blutleer bleibt.
X-Men: Erste Entscheidung
Prequels stellen für Filmemacher immer eine große Herausforderung dar. Auf der einen Seite muss man seine Geschichte zwangsläufig den Motiven der vorherigen Filme unterordnen, damit man eine gewisse inhaltliche Kohärenz vorweisen kann, auf der anderen Seite hat man ein großes Problem damit, eine angemessene dramaturgische Struktur aufzubauen, da dem Publikum ja bereits bekannt ist, wie die Geschichte enden wird. Dennoch sterben Prequels nicht aus, viel mehr sind sie in den letzten Jahren zu einem beliebten Verfahren geworden, welches man nutzen kann, wenn sich eine Filmreihe bereits totgelaufen hat und man noch den größtmöglichen Profit machen will. Nach dem Brett Ratner in "X-Men: Der letzte Widerstand" der Trilogie rund um die beliebte Mutanten-Bande aus dem Marvel-Comicbuchverlag ein zweifelhaftes Ende gesetzt hatte und auch das Spin-Off über den Einzelgänger Wolverine qualitativ nicht die Massen überzeugen konnte, war dieser Fall hier also eingetreten und Matthew Vaughn machte sich an die Arbeit, die Entstehung der X-Men und der Freundschaft von Charles Xavier und Erik Lehnsherr näher auf den Grund zu gehen. Obwohl alle Beteiligten unter einem enormen Zeitdruck gestanden haben und der Film nur in wenigen Monaten auf die Beine gestellt werden musste, kann sich das Ergebnis nicht nur in mehrfacher Hinsicht sehen lassen, sondern ist das ultimative Endprodukt dessen, was unter der Führung von Bryan Singer nach dem Millennium begonnen hatte. Orientierend an den realen Ereignissen der Kubakrise 1962 entwickelt Vaughn einen großartig bebilderten Thriller, der spannender nicht sein könnte, ohne dabei seine Fantasy-Herkunft zu verleugnen. Nach dem (wie schon im Original "X-Men") bedrohlichen Beginn im Konzentrationslager der Nazi-Zeit entfesselt die Regie eine ästhetische Reise durch die Swinging Sixties und ist dabei modernes Blockbusterkino und Hommage an die alten James-Bond-Filme zugleich. Mit spielerischer Leichtigkeit gelingt es, zahlreiche filmische Zitate in ein glaubhaftes Setting einzubetten. Noch bewundernswerter aber ist die Art und Weise, mit der eine vergleichsweise simple Handlung durch emotionale Komplexität ungemein verstärkt und angereichert wird. Statt sich auf die optischen und wirklich famos getricksten CGI-Spektakelszenen zu verlassen, gesteht man den Protagonisten ein facettenreiches Innenleben zu, welches sie für uns Nicht-Mutanten um ein vielfaches verständlicher und echter werden lässt. Doch würde dieser Clou wohl kaum aufgehen, wenn der konsequenterweise sehr jugendliche Cast mit großen Namen wie Nicholas Hoult, Kevin Bacon, James McAvoy oder Jennifer Lawrence nicht von Vorne bis Hinten überzeugen würde. Jedem ist neben der enormen Spiellaune anzumerken, dass er seine Rolle ernst genommen hat und das verleiht dem Film eine bedeutende Authenzität. Doch es ist noch mehr als das, was die "Erste Entscheidung" so bedeutend werden lässt. Wie schon in den beiden Adaptionen der Vorlagen von Bryan Singer verpackt man auch hier zahllreiche moralische und ethische Grundsatzdiskussionen in das Gewand eines Sommerblockbusters und stellt das Dilemma anhand der Hauptfiguren zur Schau. Charles Xavier glaubt unweigerlich an das gute im Menschen und ist sich sicher, dass diese die Mutanten irgendwann akzeptieren werden. Allerdings musste er sich auch nie vor ihnen verstecken. Ganz anders als Mystique und Beast, welche beide die Verfolgung vor der Gesellschaft fürchten müssen und sich einfach nur ein normales Leben wünschen. Und dann ist da ja noch Erik Lensherr. War dieser verbitterte und vom Leben schwer enttäuschte Mann bereits in Singers Filmen die interessanteste Figur des Franchises, wird er hier zum absoluten Sympathieträger und Herzstück des Filmes. Seine komplexen Charakterzüge und die ihm vom Drehbuch geschickt in den Mund gelegten Dialoge begeistern durch ihre Vielseitigkeit und im Zusammenspiel mit seinem Freund Charles darf er immer wieder sein wahres Gesicht zeigen. Hätte diese Rolle durch übertriebenes Overacting leicht zerstört werden können, liefert Michael Fassbender eine vorzügliche Darstellung ab, die auf lange Zeit ihres Gleichen suchen wird. Nicht im Schatten von Ian McKellen stehend, sondern viel mehr aus diesem hervortretend ist seine Performance mit Abstand eine der besten, die man in den letzten 20 Jahren auf der großen Leinwand bewundern durfte. So ist es auch kaum verwunderlich, dass man trotz der vielen unterschiedlichen Charaktere eigentlich immer nur auf seine ganz großen Momente wartet und am Ende vor allem seine stärksten Szenen den Rest des Filmes überschatten und dominieren. Im temporeichen Showdown droht er teilweise dann zwar etwas unterzugehen, doch bekommt am Ende einen mehr als nur würdigen Abschluss, sowie auch überhaupt an dieser Stelle der Bogen zur Trilogie ideal geschlagen wird.
Fazit: Die X-Men haben ihren Zenit längst überschritten, hieß es. Doch nach der qualitativen Talfahrt ist es nun Matthew Vaughn als Regisseur gelungen, eine neue Ära einzuleiten. Aber damit nicht genug, er vollendet das, was Bryan Singer selbst nach "X-Men United" nicht mehr fertigbringen wollte: Den perfekten Blockbuster! Eine grandiose Erzählstruktur irgendwo zwischen Action-Spektakel und Polit-Thriller stehend macht aus der ersten Entscheidung neben einem Fest für die Sinne auch eine emotionale Reise für den Zuschauer, der zwischenzeitlich sogar vergisst, dass das, was er sich ansieht, eigentlich als leichte Unterhaltung bezeichnet wird. "Erste Entscheidung" ist mehr als das, es ist die cineastische Verschmelzung der besten Zutaten eines Unterhaltungsfilmes und das alles in einem ästhetischen Gewand einer vergangenen (Film-)Epoche. Ironischerweise ist also diese Erzählung von den Anfängen der berühmten Mutantenbande gleichzeitig auch die mögliche Evolution in Richtung intelligenter, emotionaler und dennoch unterhaltsamer Spektakelkunst, wie sie aktuell wohl nur von ein paar wenigen Regisseuren zu erwarten ist. Michael Fassbenders Darstellung eines menschlichen Todesengels lässt dabei die Schwarz-Weiß-Malerei hinter sich zurück und erlaubt seinem Charakter ein nicht nur vom Drehbuch behauptetes ambivalentes Wesen, das die Dimensionen eines Comic-Filmes merklich überschreitet. Wohl nicht einmal Bryan Singer hätte ein solches Meisterwerk anno 2000 erwarten können.
Prequels stellen für Filmemacher immer eine große Herausforderung dar. Auf der einen Seite muss man seine Geschichte zwangsläufig den Motiven der vorherigen Filme unterordnen, damit man eine gewisse inhaltliche Kohärenz vorweisen kann, auf der anderen Seite hat man ein großes Problem damit, eine angemessene dramaturgische Struktur aufzubauen, da dem Publikum ja bereits bekannt ist, wie die Geschichte enden wird. Dennoch sterben Prequels nicht aus, viel mehr sind sie in den letzten Jahren zu einem beliebten Verfahren geworden, welches man nutzen kann, wenn sich eine Filmreihe bereits totgelaufen hat und man noch den größtmöglichen Profit machen will. Nach dem Brett Ratner in "X-Men: Der letzte Widerstand" der Trilogie rund um die beliebte Mutanten-Bande aus dem Marvel-Comicbuchverlag ein zweifelhaftes Ende gesetzt hatte und auch das Spin-Off über den Einzelgänger Wolverine qualitativ nicht die Massen überzeugen konnte, war dieser Fall hier also eingetreten und Matthew Vaughn machte sich an die Arbeit, die Entstehung der X-Men und der Freundschaft von Charles Xavier und Erik Lehnsherr näher auf den Grund zu gehen. Obwohl alle Beteiligten unter einem enormen Zeitdruck gestanden haben und der Film nur in wenigen Monaten auf die Beine gestellt werden musste, kann sich das Ergebnis nicht nur in mehrfacher Hinsicht sehen lassen, sondern ist das ultimative Endprodukt dessen, was unter der Führung von Bryan Singer nach dem Millennium begonnen hatte. Orientierend an den realen Ereignissen der Kubakrise 1962 entwickelt Vaughn einen großartig bebilderten Thriller, der spannender nicht sein könnte, ohne dabei seine Fantasy-Herkunft zu verleugnen. Nach dem (wie schon im Original "X-Men") bedrohlichen Beginn im Konzentrationslager der Nazi-Zeit entfesselt die Regie eine ästhetische Reise durch die Swinging Sixties und ist dabei modernes Blockbusterkino und Hommage an die alten James-Bond-Filme zugleich. Mit spielerischer Leichtigkeit gelingt es, zahlreiche filmische Zitate in ein glaubhaftes Setting einzubetten. Noch bewundernswerter aber ist die Art und Weise, mit der eine vergleichsweise simple Handlung durch emotionale Komplexität ungemein verstärkt und angereichert wird. Statt sich auf die optischen und wirklich famos getricksten CGI-Spektakelszenen zu verlassen, gesteht man den Protagonisten ein facettenreiches Innenleben zu, welches sie für uns Nicht-Mutanten um ein vielfaches verständlicher und echter werden lässt. Doch würde dieser Clou wohl kaum aufgehen, wenn der konsequenterweise sehr jugendliche Cast mit großen Namen wie Nicholas Hoult, Kevin Bacon, James McAvoy oder Jennifer Lawrence nicht von Vorne bis Hinten überzeugen würde. Jedem ist neben der enormen Spiellaune anzumerken, dass er seine Rolle ernst genommen hat und das verleiht dem Film eine bedeutende Authenzität. Doch es ist noch mehr als das, was die "Erste Entscheidung" so bedeutend werden lässt. Wie schon in den beiden Adaptionen der Vorlagen von Bryan Singer verpackt man auch hier zahllreiche moralische und ethische Grundsatzdiskussionen in das Gewand eines Sommerblockbusters und stellt das Dilemma anhand der Hauptfiguren zur Schau. Charles Xavier glaubt unweigerlich an das gute im Menschen und ist sich sicher, dass diese die Mutanten irgendwann akzeptieren werden. Allerdings musste er sich auch nie vor ihnen verstecken. Ganz anders als Mystique und Beast, welche beide die Verfolgung vor der Gesellschaft fürchten müssen und sich einfach nur ein normales Leben wünschen. Und dann ist da ja noch Erik Lensherr. War dieser verbitterte und vom Leben schwer enttäuschte Mann bereits in Singers Filmen die interessanteste Figur des Franchises, wird er hier zum absoluten Sympathieträger und Herzstück des Filmes. Seine komplexen Charakterzüge und die ihm vom Drehbuch geschickt in den Mund gelegten Dialoge begeistern durch ihre Vielseitigkeit und im Zusammenspiel mit seinem Freund Charles darf er immer wieder sein wahres Gesicht zeigen. Hätte diese Rolle durch übertriebenes Overacting leicht zerstört werden können, liefert Michael Fassbender eine vorzügliche Darstellung ab, die auf lange Zeit ihres Gleichen suchen wird. Nicht im Schatten von Ian McKellen stehend, sondern viel mehr aus diesem hervortretend ist seine Performance mit Abstand eine der besten, die man in den letzten 20 Jahren auf der großen Leinwand bewundern durfte. So ist es auch kaum verwunderlich, dass man trotz der vielen unterschiedlichen Charaktere eigentlich immer nur auf seine ganz großen Momente wartet und am Ende vor allem seine stärksten Szenen den Rest des Filmes überschatten und dominieren. Im temporeichen Showdown droht er teilweise dann zwar etwas unterzugehen, doch bekommt am Ende einen mehr als nur würdigen Abschluss, sowie auch überhaupt an dieser Stelle der Bogen zur Trilogie ideal geschlagen wird.
Fazit: Die X-Men haben ihren Zenit längst überschritten, hieß es. Doch nach der qualitativen Talfahrt ist es nun Matthew Vaughn als Regisseur gelungen, eine neue Ära einzuleiten. Aber damit nicht genug, er vollendet das, was Bryan Singer selbst nach "X-Men United" nicht mehr fertigbringen wollte: Den perfekten Blockbuster! Eine grandiose Erzählstruktur irgendwo zwischen Action-Spektakel und Polit-Thriller stehend macht aus der ersten Entscheidung neben einem Fest für die Sinne auch eine emotionale Reise für den Zuschauer, der zwischenzeitlich sogar vergisst, dass das, was er sich ansieht, eigentlich als leichte Unterhaltung bezeichnet wird. "Erste Entscheidung" ist mehr als das, es ist die cineastische Verschmelzung der besten Zutaten eines Unterhaltungsfilmes und das alles in einem ästhetischen Gewand einer vergangenen (Film-)Epoche. Ironischerweise ist also diese Erzählung von den Anfängen der berühmten Mutantenbande gleichzeitig auch die mögliche Evolution in Richtung intelligenter, emotionaler und dennoch unterhaltsamer Spektakelkunst, wie sie aktuell wohl nur von ein paar wenigen Regisseuren zu erwarten ist. Michael Fassbenders Darstellung eines menschlichen Todesengels lässt dabei die Schwarz-Weiß-Malerei hinter sich zurück und erlaubt seinem Charakter ein nicht nur vom Drehbuch behauptetes ambivalentes Wesen, das die Dimensionen eines Comic-Filmes merklich überschreitet. Wohl nicht einmal Bryan Singer hätte ein solches Meisterwerk anno 2000 erwarten können.
Extended Cut!
Wolverine: Weg des Kriegers
Unter einem Ronin versteht man in Japan einen herrenlosen Samurai, dessen Herr entweder starb oder der von ihm verstoßen wurde. Viele japanische Mythen bedienen sich des Motives der einsamen Krieger und so ist es nur wenig verwunderlich, dass natürlich auch Hollywood immer mal wieder Analogien zu diesen Legenden herstellt. Die Idee, den Charakter des Wolverine nach den für ihn stark traumatisierenden Erlebnissen in "X-Men: Der letzte Widerstand" zu einem Ronin umzudefinieren und daraus die Prämisse eines Wolverine-Stand-Alone-Filmes zu machen, ist allerdings dann doch weitaus interessanter, als man auf dem ersten Blick glauben mag. Vier Jahre nach Gavin Hoods enttäuschendem Spin-Off zum Mutantenfranchise ("X-Men Origins: Wolverine - Wie alles begann") folgt nun unter der Leitung von James Mangold ein Sequel, welches anders als der Vorgänger nach den Ereignissen aus den Originalfilmen spielt und die Figur Logan ins heutige Japan versetzt. Glücklicherweise ist das aber nicht die einzige relevante Funktion, die die fremde Kultur auf die Handlung ausübt. Viel mehr versteht Mangold den Locationwechsel als Möglichkeit dafür, dem Film eine für die Reihe unbekannte Atmosphäre zu vermitteln und ist sehr darauf bedacht, dem Zuschauer exotische Traditionen aufzuzeigen. Das verleiht der zu erzählenden Geschichte von Anfang die gewisse Prise Mysterium, die sich für die folgenden zwei Stunden als bedeutend entscheiden wird. Denn auch wenn "Wolverine - Weg des Kriegers" natürlich in erster Linie eine Comic-Verfilmung ist und dementsprechend mit einigen übertriebenen Actioneinlagen aufwartet, versteht sich der Rest des Filmes eher als gradliniger und sehr spannender Yakuza-Thriller. Hatte bereits Matthew Vaughn 2011 in seinem Prequel "X-Men: Erste Entscheidung" bewiesen, das das Franchise gut mit anderen Genres (damals dem Polit-Thriller) zu verknüpfen ist, geht Mangold hier gefühlt sogar noch deutlich weiter. So fühlt sich sein "Wolverine" teilweise wie ein waschechter japanischer Thriller an - mit der Ausnahme, dass sich Hugh Jackman in den Plot verirrt hat. Jackman als Sympathieträger ist natürlich schon immer eine Bank gewesen, doch was er diesmal aus seiner Rolle herausholt ist ganz klar die bislang stärkste Wolverine-Darbietung seiner Karriere. Endlich hat auch er als Darsteller den perfekten Mittelweg zwischen dem verletzlichen und sensiblen Logan und dem animalischen Killer Wolverine gefunden. Eindrucksvoll erleben wir ihn das erste Mal blutend, schwitzend und sogar im Sterben liegend, während er langsam die Hintergründe des durchaus komplex angelegten Handlungsgewirrs aufdeckt. Seine physische Präsenz in den Actionszenen ist darüber hinaus auch nach 13 Jahren in der Rolle noch beeindruckend, zumal er in diesem Einsatz so viele Nahkämpfe hat wie nie zuvor. Neben einer toll gefilmten und überraschend brutalen Kampfszene auf einer Beerdigung und einem Aufeinandertreffen mit einem Ninja-Clan in einem verschneiten Bergdorf begeistert vor allem eine spektakuläre Einlage auf einem Hochgeschwindigkeitszug, die beim Publikum Begeisterungsschreie auslösen dürfte und in der erfreulicherweise auch der über die gesamte Laufzeit klug dosierte Humor seinen Höhepunkt findet. Bei all dem hohen Tempo lässt sich Mangold aber dennoch auch immer genug Zeit, ein wenig auf das Flair und seinen Protagonisten einzugehen. Insbesondere die ungewöhnlich stille Exposition und die Szenen in Nagasaki treffen diese Mischung gekonnt und vollenden den stimmigen Eindruck, den man von dem durchdachten Konzept gewonnen hat. Leider fällt der Showdown deutlich ab. Nicht genug, dass der Twist am Ende kaum überraschend ist und das vorherige Verhalten einiger Charaktere ernsthaft in Frage stellt, leider bekommt dort auch die hölzern agierende Swetlana Chodtschenkowa viel zu viel Raum, in dem sie von den sichtlich motivierteren Japan-Stars an die Wand gespielt werden kann. Bereits vorher hatte ihre Mutantin Viper durch ihre abgehobenen Fähigkeiten nicht so recht zum Rest des bodenständigen Filmes passen wollen, doch verkommt sie besonders durch eine höchst lächerliche Aktion zum Schluss das Wirken einer totalen Witzfigur. Außerdem verunsichert die Liebesgeschichte zwischen Logan und der jungen Mariko ein wenig. Während Logans Trauer um Jean nach dem Finale der X-Men-Trilogie ja immerhin auf einer Vorlage beruht und man als Zuschauer seine Emotionen daher nachvollziehen kann, erscheint einem seine Liebe zu Mariko doch als höchst unverständlich. Weder bekommen die beiden von der Handlung genug Zeit, sich in einander zu verlieben, noch passt das zu Wolverines Trauer, die dann unsinnigerweise auch noch wie in diesem Falle andauernd zum Thema wird. So ganz entschließt sich da die Verknüpfung dieser beiden Geschichten nicht, im Zweifelsfall hätte man daher auf die ohnehin knapp geratenen Auftritte von Famke Janssen komplett verzichten und sich dafür mehr auf die Protagonisten dieses Filmes fokussieren sollen.
Fazit: Allein Hugh Jackman erneut in seiner Paraderolle erleben zu wollen, ist sicher Grund genug, sich "Wolverine - Weg des Kriegers" ansehen zu wollen. Doch will man sich nicht bloß auf ihn als hellsten Stern am Firmament verlassen und so offenbart sich dem Zuschauer ein spannender und aufregender Thriller mit Fantasy-Anstrich, der trotz seiner dichten Fülle an Actioneinlagen immer wieder genug Zeit findet, sich seinem Inhalt zu widmen und seiner ungewöhnlichen Prämisse zu folgen. Leider passen die etwas erzwungenen Auftritte von Viper und den Silver Samurai nicht so recht ins das Gesamtbild, genauso wie das Publikum leicht verärgert nach dem Sehen des Filmes rekapitulieren wird, dass zu Gunsten eines wenig verblüffenden Twists die zwei Stunden lang aufgebaute Handlung auf den Kopf gestellt wird. Dennoch sollte all das nicht vergessen machen, mit wie viel Zuversicht und Können die Produzenten mit diesem Film deutlich konsequent ein gewisses Risiko eingegangen sind, dass sich am Ende vollends bezahlt machen kann. Zusatzinformation für Fans der Reihe: In einer versteckten Sequenz folgt noch Logans Aufeinandertreffen mit zwei alten Bekannten. Für diesen äußerst gelungenen Teaser auf den nächsten X-Men Film dürfen sich die Verantwortlichen zu recht gehörig auf die Schulter klopfen!
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Unter einem Ronin versteht man in Japan einen herrenlosen Samurai, dessen Herr entweder starb oder der von ihm verstoßen wurde. Viele japanische Mythen bedienen sich des Motives der einsamen Krieger und so ist es nur wenig verwunderlich, dass natürlich auch Hollywood immer mal wieder Analogien zu diesen Legenden herstellt. Die Idee, den Charakter des Wolverine nach den für ihn stark traumatisierenden Erlebnissen in "X-Men: Der letzte Widerstand" zu einem Ronin umzudefinieren und daraus die Prämisse eines Wolverine-Stand-Alone-Filmes zu machen, ist allerdings dann doch weitaus interessanter, als man auf dem ersten Blick glauben mag. Vier Jahre nach Gavin Hoods enttäuschendem Spin-Off zum Mutantenfranchise ("X-Men Origins: Wolverine - Wie alles begann") folgt nun unter der Leitung von James Mangold ein Sequel, welches anders als der Vorgänger nach den Ereignissen aus den Originalfilmen spielt und die Figur Logan ins heutige Japan versetzt. Glücklicherweise ist das aber nicht die einzige relevante Funktion, die die fremde Kultur auf die Handlung ausübt. Viel mehr versteht Mangold den Locationwechsel als Möglichkeit dafür, dem Film eine für die Reihe unbekannte Atmosphäre zu vermitteln und ist sehr darauf bedacht, dem Zuschauer exotische Traditionen aufzuzeigen. Das verleiht der zu erzählenden Geschichte von Anfang die gewisse Prise Mysterium, die sich für die folgenden zwei Stunden als bedeutend entscheiden wird. Denn auch wenn "Wolverine - Weg des Kriegers" natürlich in erster Linie eine Comic-Verfilmung ist und dementsprechend mit einigen übertriebenen Actioneinlagen aufwartet, versteht sich der Rest des Filmes eher als gradliniger und sehr spannender Yakuza-Thriller. Hatte bereits Matthew Vaughn 2011 in seinem Prequel "X-Men: Erste Entscheidung" bewiesen, das das Franchise gut mit anderen Genres (damals dem Polit-Thriller) zu verknüpfen ist, geht Mangold hier gefühlt sogar noch deutlich weiter. So fühlt sich sein "Wolverine" teilweise wie ein waschechter japanischer Thriller an - mit der Ausnahme, dass sich Hugh Jackman in den Plot verirrt hat. Jackman als Sympathieträger ist natürlich schon immer eine Bank gewesen, doch was er diesmal aus seiner Rolle herausholt ist ganz klar die bislang stärkste Wolverine-Darbietung seiner Karriere. Endlich hat auch er als Darsteller den perfekten Mittelweg zwischen dem verletzlichen und sensiblen Logan und dem animalischen Killer Wolverine gefunden. Eindrucksvoll erleben wir ihn das erste Mal blutend, schwitzend und sogar im Sterben liegend, während er langsam die Hintergründe des durchaus komplex angelegten Handlungsgewirrs aufdeckt. Seine physische Präsenz in den Actionszenen ist darüber hinaus auch nach 13 Jahren in der Rolle noch beeindruckend, zumal er in diesem Einsatz so viele Nahkämpfe hat wie nie zuvor. Neben einer toll gefilmten und überraschend brutalen Kampfszene auf einer Beerdigung und einem Aufeinandertreffen mit einem Ninja-Clan in einem verschneiten Bergdorf begeistert vor allem eine spektakuläre Einlage auf einem Hochgeschwindigkeitszug, die beim Publikum Begeisterungsschreie auslösen dürfte und in der erfreulicherweise auch der über die gesamte Laufzeit klug dosierte Humor seinen Höhepunkt findet. Bei all dem hohen Tempo lässt sich Mangold aber dennoch auch immer genug Zeit, ein wenig auf das Flair und seinen Protagonisten einzugehen. Insbesondere die ungewöhnlich stille Exposition und die Szenen in Nagasaki treffen diese Mischung gekonnt und vollenden den stimmigen Eindruck, den man von dem durchdachten Konzept gewonnen hat. Leider fällt der Showdown deutlich ab. Nicht genug, dass der Twist am Ende kaum überraschend ist und das vorherige Verhalten einiger Charaktere ernsthaft in Frage stellt, leider bekommt dort auch die hölzern agierende Swetlana Chodtschenkowa viel zu viel Raum, in dem sie von den sichtlich motivierteren Japan-Stars an die Wand gespielt werden kann. Bereits vorher hatte ihre Mutantin Viper durch ihre abgehobenen Fähigkeiten nicht so recht zum Rest des bodenständigen Filmes passen wollen, doch verkommt sie besonders durch eine höchst lächerliche Aktion zum Schluss das Wirken einer totalen Witzfigur. Außerdem verunsichert die Liebesgeschichte zwischen Logan und der jungen Mariko ein wenig. Während Logans Trauer um Jean nach dem Finale der X-Men-Trilogie ja immerhin auf einer Vorlage beruht und man als Zuschauer seine Emotionen daher nachvollziehen kann, erscheint einem seine Liebe zu Mariko doch als höchst unverständlich. Weder bekommen die beiden von der Handlung genug Zeit, sich in einander zu verlieben, noch passt das zu Wolverines Trauer, die dann unsinnigerweise auch noch wie in diesem Falle andauernd zum Thema wird. So ganz entschließt sich da die Verknüpfung dieser beiden Geschichten nicht, im Zweifelsfall hätte man daher auf die ohnehin knapp geratenen Auftritte von Famke Janssen komplett verzichten und sich dafür mehr auf die Protagonisten dieses Filmes fokussieren sollen.
Fazit: Allein Hugh Jackman erneut in seiner Paraderolle erleben zu wollen, ist sicher Grund genug, sich "Wolverine - Weg des Kriegers" ansehen zu wollen. Doch will man sich nicht bloß auf ihn als hellsten Stern am Firmament verlassen und so offenbart sich dem Zuschauer ein spannender und aufregender Thriller mit Fantasy-Anstrich, der trotz seiner dichten Fülle an Actioneinlagen immer wieder genug Zeit findet, sich seinem Inhalt zu widmen und seiner ungewöhnlichen Prämisse zu folgen. Leider passen die etwas erzwungenen Auftritte von Viper und den Silver Samurai nicht so recht ins das Gesamtbild, genauso wie das Publikum leicht verärgert nach dem Sehen des Filmes rekapitulieren wird, dass zu Gunsten eines wenig verblüffenden Twists die zwei Stunden lang aufgebaute Handlung auf den Kopf gestellt wird. Dennoch sollte all das nicht vergessen machen, mit wie viel Zuversicht und Können die Produzenten mit diesem Film deutlich konsequent ein gewisses Risiko eingegangen sind, dass sich am Ende vollends bezahlt machen kann. Zusatzinformation für Fans der Reihe: In einer versteckten Sequenz folgt noch Logans Aufeinandertreffen mit zwei alten Bekannten. Für diesen äußerst gelungenen Teaser auf den nächsten X-Men Film dürfen sich die Verantwortlichen zu recht gehörig auf die Schulter klopfen!
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Könnte man so sagen, ich fand die Trilogie letztens sehr unterhaltsam und hab mir demzufolge jetzt eben auch die Wolverine-Spin-Offs und Erste Entscheidung angesehen. Nun freue ich mich auf den siebten Film, der irgendwann im Okotber oder November dann seinen Weg zu mir ins Heimkino findet. Und unterhaltsamer als die belanglose und eintönige Avengers-Reihe sind die Filme ja wohl allemal, eben weil sie gut besetzt sind, Risiken eingehen und sich trauen, etwas anspruchsvolle Subplots mit in die oberflächlichen Alibihandlungen einzubauen. Wer also Blockbuster-Kino mit Köpfchen mag, ist mit den X-Men tatsächlich sehr gut beraten.
Naja, die "Wolverine"-Streifen sind imo qualitativ leider nicht so der Bringer - ebenso wie der dumme "X-Men 3".MarS hat geschrieben:Ich sollte die Reihe dann auch mal wieder rauskramen. Vielleicht bekomme ich dann auch Lust auf die Spin-Offs.
"First Class" und der neue Kinofilm sind da merklich besser...
"X-Men: Der letzte Widerstand" und "X-Men Origins: Wolverine" sind tatsächlich auffallend dumm und können mit der hohen Qualität der restlichen Filme nicht ganz mithalten. Allerdings wird der neue Wolverine "Weg des Kriegers" für meinen Geschmack zu oft viel zu hart kritisiert, verglichen mit den sonstigen Marvel-Filmen der letzten Zeit (Iron Man 3, The Avengers, Thor etc.) ist der nämlich stark fotografiert und geht inhaltlich durchaus mal andere Wege!StS hat geschrieben:Naja, die "Wolverine"-Streifen sind imo qualitativ leider nicht so der Bringer - ebenso wie der dumme "X-Men 3".MarS hat geschrieben:Ich sollte die Reihe dann auch mal wieder rauskramen. Vielleicht bekomme ich dann auch Lust auf die Spin-Offs.
"First Class" und der neue Kinofilm sind da merklich besser...
Hatte den auch die Tage noch einmal angeschaut. Ich tipp mal ein paar Zeilen dazu.Wallnuss hat geschrieben:"X-Men: Der letzte Widerstand" und "X-Men Origins: Wolverine" sind tatsächlich auffallend dumm und können mit der hohen Qualität der restlichen Filme nicht ganz mithalten. Allerdings wird der neue Wolverine "Weg des Kriegers" für meinen Geschmack zu oft viel zu hart kritisiert, verglichen mit den sonstigen Marvel-Filmen der letzten Zeit (Iron Man 3, The Avengers, Thor etc.) ist der nämlich stark fotografiert und geht inhaltlich durchaus mal andere Wege!StS hat geschrieben:Naja, die "Wolverine"-Streifen sind imo qualitativ leider nicht so der Bringer - ebenso wie der dumme "X-Men 3".MarS hat geschrieben:Ich sollte die Reihe dann auch mal wieder rauskramen. Vielleicht bekomme ich dann auch Lust auf die Spin-Offs.
"First Class" und der neue Kinofilm sind da merklich besser...
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