Filmtagebuch: Wallnuss
Moderator: SFI
Wie ist denn ansonsten dein Verhältnis zu Comic-Verfilmungen? Ich finde doch gerade verglichen mit den Konkurrenz-Filmen aus dem Hause Marvel (MCU) sind die X-Men deutlich anspruchsvoller und das weiterhin unter der Herausforderung, das Publikum einfach nur unterhalten zu wollen. Grade was das Einbinden von Motiven wie der Juden-Verfolgung durch die NS und ähnlichem angeht, bieten die Filme da mehr, als man auf dem ersten Blick vermuten würde.SFI hat geschrieben:Die Sichtungen liegen bei den 3 X-Men Filmen schon Jahre zurück. Könnte gut sein, dass die sich mittlerweile bei 5/10 einpendeln.
Er ist wieder da!
Terminator
Bereits in der Bibel musste David sein ganzes Geschick anwenden, um den übermenschlich starken Goliath töten zu können. Das derartige Duelle auch heute noch einen großen Reiz auslösen, ist ein natürliches Phänomen. Am liebsten fiebern wir mit dem Underdog mit, dem vermeintlich Schwächeren, der über sich hinauswachsen muss, um die Übermacht in Person zu bezwingen. Diese Form der Konfrontation ist immer wieder aufregend und von Hollywoods Kreativen wohl schon in allen möglichen Variationen auf die Leinwand gebracht worden, doch nur selten gelang es bislang, diesen zeitlosen Stoff so gnadenlos konsequent zu zelebrieren, wie 1984 dem Regisseur James Cameron, als er für nur 6 Millionen US-Dollar Budget den Sci-Fi-Actioner "Terminator" auf die Beine stellte. Nur wenige Filme hinterlassen mit so einfachen Mitteln einen solchen Eindruck und bleiben der Welt nachhaltig im Gedächtnis, wie es hier mit einem eigentlich vergleichsweise belanglosen B-Movie gelungen ist. Doch warum sich gerade der Terminator aus all den anderen Machwerken seiner Zeit so gut hervorhebt, ist auf den ersten Blick ganz einfach, aber doch komplizierter, als man vielleicht glauben mag. So simpel und einfach die Hetzjagd zweier Kämpfer aus einer postapokalypstischen Zukunft um die junge Sarah Connor nämlich auch an und für sich sein mag, Camerons Werk ist tatsächlich ein tiefgreifenderer, vielschichtigerer und raffinierterer Film, als es die zumeist stattfindende Reduktion auf seinen Actionanteil, die Effektarbeit und Schwarzeneggers prägnante Oneliner vermuten lässt. Denn eigentlich stellt Cameron mit diesem Film unter Beweis, das er neben all den üblichen Blockbuster-Inhalten wie Verfolgungsjagden, Kampf- und Liebesszenen auch dazu in der Lage ist, eine durchdachte und schlüssige Geschichte zu erzählen, deren größter Verdienst es nicht nur ist, mehrere Krawallmomente aneinander reihen zu können. Zeitreisen im Medium Film gehen immer nur dann auf, wenn der Betrachter sich vorab darüber klar ist, das er einige kleine Unschlüssigkeiten und Paradoxen ertragen können muss. Das beliebte Großvater-Paradoxon, mit dem man beweisen kann, dass die Zukunft auch durch Zeitreisen eigentlich nicht verändert werden kann, ist da allein ja schon Hindernis genug. Dennoch versteht das Drehbuch es, mit diesen Erwartungen zu spielen und auch wenn der Ausgang der Handlung sich für geübte Zuschauer bereits nach wenigen Minuten erahnen lässt, ist der Weg dorthin doch höchst vergnüglich. Nach einem etwas zu raschen und deshalb überfordernden expositionellen Abschnitt startet dann spätestens mit dem Aufeinandertreffen der drei Protagonisten in einer Diskothek ein anschaulich bebildertes und kompromisslos gewaltätiges Spektakel, das einem bis zum Schluss nicht erlauben wird, ruhig durchzuatmen. Warum der Regie trotzdem während dieses atemlosen Tempos nicht jegliches Erzählen entgleitet, liegt an Camerons beeindruckendem Talent, Handlungsberuhigung und Handlungsbeschleunigung in einer ordentlichen Balance zu halten. Unterstützt wird dies natürlich auch durch einen elegant besetzten Cast: Michael Biehn als traumatisierten Kriegsveteranen und abgestellten Beschützer für sein größtes Idol macht eine gute Figur und verleiht seiner Rolle die nötige Portion Menschlichkeit, der er dem Mann (oder besser der Maschine) entgegen stellt, welche(r) hinter ihm her ist. Arnold Schwarzenegger als Terminator ist sicher keine schauspielerische Offenbarung und dank seiner eingeschränkten mimischen Begabung eigentlich auch nicht fähig, einen Film alleine zu stemmen, doch diese Rolle passt möglicherweise gerade deshalb so perfekt zu ihm, weil er sehr hölzern und mechanisch agieren muss. Damit überzeugt er vielleicht nicht als Schauspieler per se, aber als athletische Bedrohung und mehr wird ihm hier auch gar nicht abverlangt. Den schwersten Part hat zweifelsohne Linda Hamilton als Sarah Connor zu meistern, die ihre Wandlung von der einfachen Kellnerin zur sich ihrem Schicksal bewussten Kämpferin meistern muss. Das gelingt ihr trotz wenig Raum dafür überraschend überzeugend, so dass man am Ende ungemein verblüfft über ihr pflichtbewusstes Auftreten ist. Leider ist aber kein Film völlig frei von Schwächen und auch Terminator bleibt da nicht aus. Einmal ist das der Verbleib der Figuren der beiden Polizisten, gespielt von Lance Henriksen und Paul Winfield, die während des Amoklaufes auf der Polizeistation einfach nebenbei abgearbeitet werden. Und dann natürlich vor allem der peinliche Abschluss. War es auf der einen Seite zwar konsequent, den Terminator zu demaskieren, bleibt einem auf der anderen ein schwacher Mix aus Modellen, Slow-Motion-Einstellungen und Miniaturarbeiten, die allesamt lächerlich wirken und dem Antagonisten im Nachhinein seine ganze Bedrohlichkeit rauben. Hier hätte man sich (gerade bei dem geringen Budget) eine andere Lösung einfallen lassen müssen.
Fazit: "Terminator" lässt sich als Ode an die Teleologie in keinem Fall als stumpfer Actionfilm bezeichnen, sondern als intelligent gemachtes Sci-Fi-Kino, das nicht nur theologische Weltansichten durchbricht und den freien Willen zerstört, sondern auch das Schicksal der Weltbevölkerung auf die Schultern einer normalen Frau legt. Zwischen Paradoxen, erdrückender Bestimmung und unumgänglicher Sinnerfüllung, sowie gewalttätigen Einstellungen und krachenden Actionszenen wird "Terminator" zu hochspannender Unterhaltung, die uns eine brillante Idee vorweist, die es in dieser Form so nur einmal gibt. Das geringe Budget ist zugleich Segen als auch Fluch. Durch wenig Möglichkeiten für große Materialschlachten dazu gezwungen, eine Geschichte zu erzählen, versagt diese ausgerechnet dann, wenn sie optisch eindeutiger werden muss an ihren finanziellen Optionen. Schicksal oder Zufall? Wir werden es wohl nie erfahren!
Bereits in der Bibel musste David sein ganzes Geschick anwenden, um den übermenschlich starken Goliath töten zu können. Das derartige Duelle auch heute noch einen großen Reiz auslösen, ist ein natürliches Phänomen. Am liebsten fiebern wir mit dem Underdog mit, dem vermeintlich Schwächeren, der über sich hinauswachsen muss, um die Übermacht in Person zu bezwingen. Diese Form der Konfrontation ist immer wieder aufregend und von Hollywoods Kreativen wohl schon in allen möglichen Variationen auf die Leinwand gebracht worden, doch nur selten gelang es bislang, diesen zeitlosen Stoff so gnadenlos konsequent zu zelebrieren, wie 1984 dem Regisseur James Cameron, als er für nur 6 Millionen US-Dollar Budget den Sci-Fi-Actioner "Terminator" auf die Beine stellte. Nur wenige Filme hinterlassen mit so einfachen Mitteln einen solchen Eindruck und bleiben der Welt nachhaltig im Gedächtnis, wie es hier mit einem eigentlich vergleichsweise belanglosen B-Movie gelungen ist. Doch warum sich gerade der Terminator aus all den anderen Machwerken seiner Zeit so gut hervorhebt, ist auf den ersten Blick ganz einfach, aber doch komplizierter, als man vielleicht glauben mag. So simpel und einfach die Hetzjagd zweier Kämpfer aus einer postapokalypstischen Zukunft um die junge Sarah Connor nämlich auch an und für sich sein mag, Camerons Werk ist tatsächlich ein tiefgreifenderer, vielschichtigerer und raffinierterer Film, als es die zumeist stattfindende Reduktion auf seinen Actionanteil, die Effektarbeit und Schwarzeneggers prägnante Oneliner vermuten lässt. Denn eigentlich stellt Cameron mit diesem Film unter Beweis, das er neben all den üblichen Blockbuster-Inhalten wie Verfolgungsjagden, Kampf- und Liebesszenen auch dazu in der Lage ist, eine durchdachte und schlüssige Geschichte zu erzählen, deren größter Verdienst es nicht nur ist, mehrere Krawallmomente aneinander reihen zu können. Zeitreisen im Medium Film gehen immer nur dann auf, wenn der Betrachter sich vorab darüber klar ist, das er einige kleine Unschlüssigkeiten und Paradoxen ertragen können muss. Das beliebte Großvater-Paradoxon, mit dem man beweisen kann, dass die Zukunft auch durch Zeitreisen eigentlich nicht verändert werden kann, ist da allein ja schon Hindernis genug. Dennoch versteht das Drehbuch es, mit diesen Erwartungen zu spielen und auch wenn der Ausgang der Handlung sich für geübte Zuschauer bereits nach wenigen Minuten erahnen lässt, ist der Weg dorthin doch höchst vergnüglich. Nach einem etwas zu raschen und deshalb überfordernden expositionellen Abschnitt startet dann spätestens mit dem Aufeinandertreffen der drei Protagonisten in einer Diskothek ein anschaulich bebildertes und kompromisslos gewaltätiges Spektakel, das einem bis zum Schluss nicht erlauben wird, ruhig durchzuatmen. Warum der Regie trotzdem während dieses atemlosen Tempos nicht jegliches Erzählen entgleitet, liegt an Camerons beeindruckendem Talent, Handlungsberuhigung und Handlungsbeschleunigung in einer ordentlichen Balance zu halten. Unterstützt wird dies natürlich auch durch einen elegant besetzten Cast: Michael Biehn als traumatisierten Kriegsveteranen und abgestellten Beschützer für sein größtes Idol macht eine gute Figur und verleiht seiner Rolle die nötige Portion Menschlichkeit, der er dem Mann (oder besser der Maschine) entgegen stellt, welche(r) hinter ihm her ist. Arnold Schwarzenegger als Terminator ist sicher keine schauspielerische Offenbarung und dank seiner eingeschränkten mimischen Begabung eigentlich auch nicht fähig, einen Film alleine zu stemmen, doch diese Rolle passt möglicherweise gerade deshalb so perfekt zu ihm, weil er sehr hölzern und mechanisch agieren muss. Damit überzeugt er vielleicht nicht als Schauspieler per se, aber als athletische Bedrohung und mehr wird ihm hier auch gar nicht abverlangt. Den schwersten Part hat zweifelsohne Linda Hamilton als Sarah Connor zu meistern, die ihre Wandlung von der einfachen Kellnerin zur sich ihrem Schicksal bewussten Kämpferin meistern muss. Das gelingt ihr trotz wenig Raum dafür überraschend überzeugend, so dass man am Ende ungemein verblüfft über ihr pflichtbewusstes Auftreten ist. Leider ist aber kein Film völlig frei von Schwächen und auch Terminator bleibt da nicht aus. Einmal ist das der Verbleib der Figuren der beiden Polizisten, gespielt von Lance Henriksen und Paul Winfield, die während des Amoklaufes auf der Polizeistation einfach nebenbei abgearbeitet werden. Und dann natürlich vor allem der peinliche Abschluss. War es auf der einen Seite zwar konsequent, den Terminator zu demaskieren, bleibt einem auf der anderen ein schwacher Mix aus Modellen, Slow-Motion-Einstellungen und Miniaturarbeiten, die allesamt lächerlich wirken und dem Antagonisten im Nachhinein seine ganze Bedrohlichkeit rauben. Hier hätte man sich (gerade bei dem geringen Budget) eine andere Lösung einfallen lassen müssen.
Fazit: "Terminator" lässt sich als Ode an die Teleologie in keinem Fall als stumpfer Actionfilm bezeichnen, sondern als intelligent gemachtes Sci-Fi-Kino, das nicht nur theologische Weltansichten durchbricht und den freien Willen zerstört, sondern auch das Schicksal der Weltbevölkerung auf die Schultern einer normalen Frau legt. Zwischen Paradoxen, erdrückender Bestimmung und unumgänglicher Sinnerfüllung, sowie gewalttätigen Einstellungen und krachenden Actionszenen wird "Terminator" zu hochspannender Unterhaltung, die uns eine brillante Idee vorweist, die es in dieser Form so nur einmal gibt. Das geringe Budget ist zugleich Segen als auch Fluch. Durch wenig Möglichkeiten für große Materialschlachten dazu gezwungen, eine Geschichte zu erzählen, versagt diese ausgerechnet dann, wenn sie optisch eindeutiger werden muss an ihren finanziellen Optionen. Schicksal oder Zufall? Wir werden es wohl nie erfahren!
Kleine Nerdanmerkung: Das Problem des Großvaterparadoxons kann man mit der Everett-Theorie terminieren. Davon hat beispielsweise Abrams in ST Gebrauch gemacht, als durch Eingriffe in die Zeit eine neue Zeitlinie entstand und dadurch die ursprüngliche Zeitlinie parallel und unverändert weiter existieren konnte.Das beliebte Großvater-Paradoxon, mit dem man beweisen kann, dass die Zukunft auch durch Zeitreisen eigentlich nicht verändert werden kann, ist da allein ja schon Hindernis genug.
Cowboys & Aliens
Es ist eine Idee, so unglaublich simpel, verrückt und gleichzeitig bombastisch, dass man sich nur fragen kann, worauf die großen Namen in Hollywood eigentlich all die Jahre gewartet haben, bis man endlich darauf kam, diesen Film zu produzieren. Während Comic-Verfilmungen und unzählige Sequels vergangener Erfolgsfilme das Geschäft in den USA derzeit dominieren, ist es hier die ungewöhnliche Prämisse hinter dem Film, die im Vorfeld für Aufsehen gesorgt haben dürfte. Unter anderem unter den Augen des ausführenden Produzenten Steven Spielberg hat sich Regisseur Jon Favreau mit "Cowboys & Aliens" eine aufregende und Spannung versprechende Mission vorgenommen, dem Publikum nämlich genau das zu liefern, was er mit seinem reißerischen Titel vorab so vollmunding versprochen hatte: Das ultimative Genrecrossover zwischen Science Fiction-Streifen und dem amerikanischen Western. Allerdings stellt sein Actionmix auch eine ganz andere Tatsache offenkundig dar, die die oben gestellte Frage direkt beantworten dürfte: So wirklich zusammen passen diese beiden Elemente eigentlich nicht. Dabei hatte man sich gerade bei den Western-Attributen richtig Mühe gegeben, das fängt schon beim grandiosen Opening an. Mitten in der Prärie erwacht ein verschwitzer und dreckiger Daniel Craig, der auch in den nächsten 2 Stunden als wortkarger und kaltschnäuziger Revolverheld, angesiedelt irgendwo zwischen Clint Eastwood und Steve McQueen, eine hervoragende Performance abgeben wird, die so gut ist, das er den Film damit alleine tragen kann. Schön ist es gerade deswegen, dass die ersten 30 Minuten noch ganz dem Wild-West-Feeling gehören und uns Zeit geben, Craigs Protagonisten und das allgemeine Setting besser kennen zu lernen. Vielleicht hätten diese Szenen Favreau etwas weniger perfekt gelingen sollen, denn zwischen all den edlen Panorama-Aufnahmen und der ruppigen Atmosphäre wünscht man sich beinahe, die Aliens würden gar nicht erst auftauchen und man würde einfach 120 weitere Minuten gespannt der Stimmung im Westerndorf Absolution folgen dürfen. Leider aber lassen die Eindringlinge dann doch nicht sonderlich lange auf sich warten und was folgt ist ein handwerklich toll in Szene gesetzter Blockbuster, der aber an allen Ecken und Enden seine Probleme bekommt. Anfangen tut das schon mit den Charakteren. Während Craig seiner Rolle wenigstens durch sein wundervolles Spiel und seine leise Selbstironie einen Hauch von Persönlichkeit verleihen kann, bleiben selbst große Darsteller neben ihm farblos. Harrison Ford darf als mürrischer Colonel ein paarmal grimmig in die Kamera gucken, bleibt aber nur ein müder Sidekick ohne eigene Identität. Olivia Wilde mag zwar als mysteriöse Schönheit eine gewisse Zeit lang das männliche Publikum mit ihrer Präsenz bei Laune halten, doch spätestens als sie ziemlich in der Mitte des Filmes für einen völlig unglaubwürdigen Twist sorgen muss, wird ihr gesamter Charakter der Lächerlichkeit ausgeliefert. Alle anderen Figuren, die sich auf der Jagd nach den außerirdischen Besuchern geben, spart man daher fast vollständig eine eigene Persönlichkeit und klassifiziert sie damit direkt zum Alienfutter. Einzig und allein ein Barkeeper, verkörpert von Sam Rockwell, wird immer wieder in den Fokus gerückt, wobei man sich gerade hier die Frage stellen muss, warum ausgerechnet er soviel Screentime bekommt, da seine Funktion für die Handlung praktisch nicht vorhanden scheint und er allerhöchstens etwas Humor ins Spiel bringt. Allerdings ist das vielleicht auch der Tatsache geschuldet, dass das Drehbuch selbst nicht so recht weiß, wo es eigentlich hin will. Zu lange steht die Handlung nur auf der Stelle, zu spät werden für den Ausgang des Streifens wichtige Personen eingeführt, zu albern und beinahe schon peinlich erscheint das Motiv der eigentlichen Invasion. Bei all dieser inhaltlich-belanglosen Leere bleiben einem dann nur noch die Krawall-orientierten Actionszenen. Können diese wenigstens überzeugen? Leider auch nur teilweise. Optisch sind die Animationen natürlich vom allerfeinsten, die Stuntarbeit bei vielen halsbrecherischen Aktionen beeindruckend und auch das Design der Außerirdischen gefällt durch seinen Mut zur Hässlichkeit, aber insgesamt ergibt sich allein aus dem Drehbuch heraus ein wirkliches Duell zwischen Aliens und Cowboys einfach viel zu selten. Meist beschränkt es sich auf einen Kampf zwischen den CGI-Wesen und den mit einer mächtigen Alienwaffe ausgestatteten Craig, während der Rest unbeteiligt in der Gegend herumsteht und wie Statisten machtlos zusehen muss, wie er die Sache schon irgendwie ins rechte Licht rücken wird. Erst im Showdown dürfen sie aktiv werden, zu dem Zeitpunkt ist man aber bereits zu desinteressiert, um für die stark inszenierten Gefechte noch etwas übrig zu haben. Unterhalten tut es zwar, mitreißen oder gar Interesse auf den Fortlauf wecken eher weniger, zumal der permanent penetrant auf den Zuschauer einwirkende Soundtrack von Harry Gregson-Williams an der ein oder anderen Stelle zu dramatisch daherkommt und nie so recht zu den Bildern auf der Leinwand passen will.
Fazit: Wie es bei einem Mann wie Jon Favreau zu erwarten war, ist "Cowboys & Aliens" ein sauber inszenierter, ordentlich getrickster und konsequent ausgerichteter Actionfilm, der einen aber nur oberflächlich anspricht, als so richtig vom Hocker zu hauen. Zu schwer wiegen die katastrophal entwickelte Handlung und das nicht vorhandene Interesse an den eindimensionalen Charakteren auf den existierenden Stärken wie dem subtilen Humor und der starken Revolverheld-Interpretation seines Hauptdarstellers. Gelungen sind dafür immer die Momente, in denen es kein Crossover zwischen den zwei unterschiedlichen Genres gibt, sondern der Zuschauer einen gehörigen Schuss Western-Atmosphäre atmen und sich von den Sehnsucht-erweckenden Bildern überwältigen lassen darf. Betrachtet als Experiment mag "Cowboys & Aliens" also vielleicht das ein oder andere Interesse wecken, doch wahre Filmfreunde werden schnell auf den Gedanken kommen, wie schön das Erlebnis sein könnte, wenn Favreaus Werk einfach nur "Cowboys" heißen würde.
Es ist eine Idee, so unglaublich simpel, verrückt und gleichzeitig bombastisch, dass man sich nur fragen kann, worauf die großen Namen in Hollywood eigentlich all die Jahre gewartet haben, bis man endlich darauf kam, diesen Film zu produzieren. Während Comic-Verfilmungen und unzählige Sequels vergangener Erfolgsfilme das Geschäft in den USA derzeit dominieren, ist es hier die ungewöhnliche Prämisse hinter dem Film, die im Vorfeld für Aufsehen gesorgt haben dürfte. Unter anderem unter den Augen des ausführenden Produzenten Steven Spielberg hat sich Regisseur Jon Favreau mit "Cowboys & Aliens" eine aufregende und Spannung versprechende Mission vorgenommen, dem Publikum nämlich genau das zu liefern, was er mit seinem reißerischen Titel vorab so vollmunding versprochen hatte: Das ultimative Genrecrossover zwischen Science Fiction-Streifen und dem amerikanischen Western. Allerdings stellt sein Actionmix auch eine ganz andere Tatsache offenkundig dar, die die oben gestellte Frage direkt beantworten dürfte: So wirklich zusammen passen diese beiden Elemente eigentlich nicht. Dabei hatte man sich gerade bei den Western-Attributen richtig Mühe gegeben, das fängt schon beim grandiosen Opening an. Mitten in der Prärie erwacht ein verschwitzer und dreckiger Daniel Craig, der auch in den nächsten 2 Stunden als wortkarger und kaltschnäuziger Revolverheld, angesiedelt irgendwo zwischen Clint Eastwood und Steve McQueen, eine hervoragende Performance abgeben wird, die so gut ist, das er den Film damit alleine tragen kann. Schön ist es gerade deswegen, dass die ersten 30 Minuten noch ganz dem Wild-West-Feeling gehören und uns Zeit geben, Craigs Protagonisten und das allgemeine Setting besser kennen zu lernen. Vielleicht hätten diese Szenen Favreau etwas weniger perfekt gelingen sollen, denn zwischen all den edlen Panorama-Aufnahmen und der ruppigen Atmosphäre wünscht man sich beinahe, die Aliens würden gar nicht erst auftauchen und man würde einfach 120 weitere Minuten gespannt der Stimmung im Westerndorf Absolution folgen dürfen. Leider aber lassen die Eindringlinge dann doch nicht sonderlich lange auf sich warten und was folgt ist ein handwerklich toll in Szene gesetzter Blockbuster, der aber an allen Ecken und Enden seine Probleme bekommt. Anfangen tut das schon mit den Charakteren. Während Craig seiner Rolle wenigstens durch sein wundervolles Spiel und seine leise Selbstironie einen Hauch von Persönlichkeit verleihen kann, bleiben selbst große Darsteller neben ihm farblos. Harrison Ford darf als mürrischer Colonel ein paarmal grimmig in die Kamera gucken, bleibt aber nur ein müder Sidekick ohne eigene Identität. Olivia Wilde mag zwar als mysteriöse Schönheit eine gewisse Zeit lang das männliche Publikum mit ihrer Präsenz bei Laune halten, doch spätestens als sie ziemlich in der Mitte des Filmes für einen völlig unglaubwürdigen Twist sorgen muss, wird ihr gesamter Charakter der Lächerlichkeit ausgeliefert. Alle anderen Figuren, die sich auf der Jagd nach den außerirdischen Besuchern geben, spart man daher fast vollständig eine eigene Persönlichkeit und klassifiziert sie damit direkt zum Alienfutter. Einzig und allein ein Barkeeper, verkörpert von Sam Rockwell, wird immer wieder in den Fokus gerückt, wobei man sich gerade hier die Frage stellen muss, warum ausgerechnet er soviel Screentime bekommt, da seine Funktion für die Handlung praktisch nicht vorhanden scheint und er allerhöchstens etwas Humor ins Spiel bringt. Allerdings ist das vielleicht auch der Tatsache geschuldet, dass das Drehbuch selbst nicht so recht weiß, wo es eigentlich hin will. Zu lange steht die Handlung nur auf der Stelle, zu spät werden für den Ausgang des Streifens wichtige Personen eingeführt, zu albern und beinahe schon peinlich erscheint das Motiv der eigentlichen Invasion. Bei all dieser inhaltlich-belanglosen Leere bleiben einem dann nur noch die Krawall-orientierten Actionszenen. Können diese wenigstens überzeugen? Leider auch nur teilweise. Optisch sind die Animationen natürlich vom allerfeinsten, die Stuntarbeit bei vielen halsbrecherischen Aktionen beeindruckend und auch das Design der Außerirdischen gefällt durch seinen Mut zur Hässlichkeit, aber insgesamt ergibt sich allein aus dem Drehbuch heraus ein wirkliches Duell zwischen Aliens und Cowboys einfach viel zu selten. Meist beschränkt es sich auf einen Kampf zwischen den CGI-Wesen und den mit einer mächtigen Alienwaffe ausgestatteten Craig, während der Rest unbeteiligt in der Gegend herumsteht und wie Statisten machtlos zusehen muss, wie er die Sache schon irgendwie ins rechte Licht rücken wird. Erst im Showdown dürfen sie aktiv werden, zu dem Zeitpunkt ist man aber bereits zu desinteressiert, um für die stark inszenierten Gefechte noch etwas übrig zu haben. Unterhalten tut es zwar, mitreißen oder gar Interesse auf den Fortlauf wecken eher weniger, zumal der permanent penetrant auf den Zuschauer einwirkende Soundtrack von Harry Gregson-Williams an der ein oder anderen Stelle zu dramatisch daherkommt und nie so recht zu den Bildern auf der Leinwand passen will.
Fazit: Wie es bei einem Mann wie Jon Favreau zu erwarten war, ist "Cowboys & Aliens" ein sauber inszenierter, ordentlich getrickster und konsequent ausgerichteter Actionfilm, der einen aber nur oberflächlich anspricht, als so richtig vom Hocker zu hauen. Zu schwer wiegen die katastrophal entwickelte Handlung und das nicht vorhandene Interesse an den eindimensionalen Charakteren auf den existierenden Stärken wie dem subtilen Humor und der starken Revolverheld-Interpretation seines Hauptdarstellers. Gelungen sind dafür immer die Momente, in denen es kein Crossover zwischen den zwei unterschiedlichen Genres gibt, sondern der Zuschauer einen gehörigen Schuss Western-Atmosphäre atmen und sich von den Sehnsucht-erweckenden Bildern überwältigen lassen darf. Betrachtet als Experiment mag "Cowboys & Aliens" also vielleicht das ein oder andere Interesse wecken, doch wahre Filmfreunde werden schnell auf den Gedanken kommen, wie schön das Erlebnis sein könnte, wenn Favreaus Werk einfach nur "Cowboys" heißen würde.
Eigentlich ist es schade drum. Ich mag Jon Favreau als Regisseur sehr und würde gerne mehr von ihm sehen, besonders weil er es versteht, seine Darsteller glänzen zu lassen. (Er ist ja selbst auch Schauspieler, was da sicher mit rein spielt.) Was ich auch an ihm schätze, ist sein wunderbarer Humor und davon findet sich auch in C&A eine ganze Menge, natürlich immer passend dosiert und wohl überlegt eingearbeitet. Außerdem spielt Craig seinen Revolverheld einfach unfassbar gut und erinnert mit seiner kaltschnäuzigen Art an die ganz großen Westernhelden. Es sind dann doch andere Dinge, an denen das Crossover scheitert und ich denke, hier muss man vor allem dem Drehbuch und dem völlig motivationslosen Soundtrack einen Vorwurf machen. Leider habe ich die Vorlage nicht gelesen, es ist daher durchaus möglich, dass viele der inhaltlichen Probleme sich bereits dort anfinden lassen. Sollte Favreau noch mal Bock auf das Setting haben, dann bitte einen reinrassigen Western mit Craig in der Hauptrolle und einer knackigen 90 Minuten Länge, dann könnte dabei was richtig spaßiges rauskommen.SFI hat geschrieben:Konnte sich eigentlich überhaupt jemand für diesen Film begeistern?
Non-Stop
Kammerspiele mit einem bevorstehenden Verbrechen und vielen Verdächtigen auf engstem Raum haben eine lange Tradition, die bis in die Zeit der Klassiker der Kriminalliteratur von Agatha Christie zurückgehen. Sicherheit gibt es keine, die Möglichkeit zur Flucht besteht ebenso wenig wie die des Selbstschutzes, es sei denn, man versucht mit aller Macht, den Täter aufzuspüren und damit der Situation ein Ende zu setzen. Das dieses Prinzip des Spannungsaufbaus auch heute, in der Ära von lärmenden und bombastischen Effektblockbustern, noch aufzugehen weiß, versucht Regisseur Jaume Collet-Serra mit "Non-Stop" unter Beweis zu stellen und steigert die Ausweglosigkeit für seine Charaktere auch noch, in dem er statt eines eingeschneiten Schlosses oder eines liegengebliebenen Zugwaggons seine Protagonisten hoch über die Wolken an Bord eines Flugzeuges verfrachtet. Das die Rechnung letzten Endes tatsächlich voll und ganz aufgeht, hat er allerdings noch jemand ganz anderem zu verdanken: Hauptdarsteller Liam Neeson! Der muss als vom Leben gezeichneter Air Marshall Bill Marks so einiges in den atemberaubend spannenden 105 Minuten über sich ergehen lassen, denn Collet-Serra denkt gar nicht daran, auch nur eine dieser Minuten sinnlos verstreichen zu lassen und legt nach einer kurzen und stimmungsvollen Exposition ein Tempo vor, dass seines gleichen sucht. Das er sich dabei nicht viel Zeit nimmt, seine unterschiedlichen Passagiere genauer zu charakterisieren, versteht sich auf der einen Art und Weise von selbst, doch Collet-Serra ist sich dieses Umstandes nicht nur bewusst, viel mehr nutzt er den Mangel an Informationen geschickt, um mit dem Schnüren von Vorurteilen den Verdacht der Zuschauer immer in die von ihm gewünschte Richtung zu lenken. So ist beispielsweise mit dem vom Omar Metwally gespielten islamischen Doktor eine Figur an Bord, die natürlich allein durch die Optik unbewusst Assoziationen mit den Anschlägen vom 11. September wecken soll. Umso schöner daher auch, wenn die wahre Enthüllung des Täters am Ende sehr differenziert bleibt und auch das Motiv, dass auf den ersten Blick müde und banal hätte erscheinen können, erstaunlich gelungen vorbereitet wird und weniger abgehoben ist, als man vielleicht glauben mag. Liam Neeson macht unterdessen einen hervorragenden Job. Zwar bekommt auch er nur wenig Spielraum für seine mimischen Fähigkeiten, nutzt diesen aber voll und ganz aus und wird in seinen wenigen Szenen, die er sich meist mit der bezaubernden Julianne Moore teilt und in denen auf seine Hintergründe eingegangen wird, zur tragischen Identifikationsfigur, die er in dem Katz- und Mausspiel für das Publikum auch sein muss. Denn, auch wenn es jetzt möglicherweise nicht so klingen mag, trotz der intelligenten Herangehensweise und der teilweise vorhandenen Charakterisierung sind sämtliche Passagiere an Bord des Flugzeuges, ob nun ein glatzköpfiger NYPD-Officer oder ein schmieriger Staatsanwalt, einzig und allein Schachfiguren auf dem Brett des Regisseurs, die er immer wieder so aufstellt oder opfert, dass der Zuschauer in eine weitere Falle tappt und auf die nächste falsche Fährte reinfällt. Was dieses "Wer-ist-der-Mörder"-Spiel aber noch einmal um einiges interessanter macht, ist die herausgearbeitete Location, nämlich das Flugzeug selber. Nach dem Betreten dieses Schauplatzes verlassen weder unser Protagonist noch wir als Zuschauer es bis zum erlösenden Ende wieder. Selbst dann, wenn Marks mit einem Agenten der zuständigen Behörde telefoniert, sehen wir keinen Blick in das hektische Durcheinander am Boden und auch von den Nachforschungen der örtlichen Polizei erfahren wir nur durch eine Nachrichtensendung am Bord der Maschine. Das ist insofern von großer Bedeutung, als dass die Regie das Flugzeug dafür nutzt, um eine klaustrophobische (An-)Spannung aufzubauen. Die Enge und die eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten spielen daher nicht nur innerhalb der Handlung eine große Rolle, sie sind genauso auch für den Betrachter jederzeit spürbar, was ein Maximum an Authenzität mit sich bringt. Erst im späteren Verlauf bekommen wir ein paar Außenansichten des Flugzeuges geboten und besonders zum Ende hin wünscht man sich aufgrund der mittelmäßigen Effekte, man hätte das ganze weiterhin nur aus Passagierssicht verfolgt. Überhaupt entsteht im Finale etwas der Eindruck, dass plötzlich alles ganz schnell gehen musste und man der Wirkung der Situation an sich nicht vertraut hat. Insgesamt hat der Film in den letzten 15 Minuten leider immer genau einen Höhepunkt zu viel und es gibt stets ein weiteres Hindernis zu überwinden, bis der Albtraum für die Besatzung endlich zu Ende ist. Das ist auf der einen Seite zwar teilweise deutlich zu übertrieben, allerdings fällt einen das bei der Erstsichtung aufgrund des enormen Tempos kaum auf, da man keine Zeit dazu hat, alles zu hinterfragen und der bis dahin unauffällige Score von John Ottman einen hier mit seinen dramatischen Klängen überrascht.
Fazit: "Non-Stop" ist ein ungemein spannend konstruierter Hochgeschwindigkeits-Thriller, der es versteht, seine Atmosphäre und das Interesse am Fortlauf der Handlung die komplette Laufzeit lang aufrecht zu erhalten und immer mit einem weiteren unvorhersehbaren Twist überraschen kann, den er vorher durch geschickte Publikumsmanipulation bestens vorbereitet hat. Dabei gelingt es der Regie überraschenderweise besonders gut, die (weiß Gott nicht neue) Handlung radikal auf die Thrilleraspekte der Geschichte zu reduzieren und trotz kaum vorhandener ausführlicher Charakterisierung ein Mitfiebern mit Neesons stark gespieltem Anti-Helden zu erzeugen. Statt die Nerven der Zuschauer überzustrapazieren, ist man stets aufmerksam beobachtend und lauert auf den Fehler, den der unsichtbare Feind machen könnte, um ihn zu enttarnen. Zwar strapaziert Collet-Serra die dramaturigisch raffinierte Struktur zum Ende hin ein Stückweit zu sehr aus, aber dennoch gelingt ihm hier ein wichtiger Beweis dafür, dass auch in einem Zeitalter des Bombastes immer noch die Filme die besten sind, die einen mit den einfachsten Mitteln zu fesseln und zu unterhalten wissen. Alles andere ist Nebensache!
Kammerspiele mit einem bevorstehenden Verbrechen und vielen Verdächtigen auf engstem Raum haben eine lange Tradition, die bis in die Zeit der Klassiker der Kriminalliteratur von Agatha Christie zurückgehen. Sicherheit gibt es keine, die Möglichkeit zur Flucht besteht ebenso wenig wie die des Selbstschutzes, es sei denn, man versucht mit aller Macht, den Täter aufzuspüren und damit der Situation ein Ende zu setzen. Das dieses Prinzip des Spannungsaufbaus auch heute, in der Ära von lärmenden und bombastischen Effektblockbustern, noch aufzugehen weiß, versucht Regisseur Jaume Collet-Serra mit "Non-Stop" unter Beweis zu stellen und steigert die Ausweglosigkeit für seine Charaktere auch noch, in dem er statt eines eingeschneiten Schlosses oder eines liegengebliebenen Zugwaggons seine Protagonisten hoch über die Wolken an Bord eines Flugzeuges verfrachtet. Das die Rechnung letzten Endes tatsächlich voll und ganz aufgeht, hat er allerdings noch jemand ganz anderem zu verdanken: Hauptdarsteller Liam Neeson! Der muss als vom Leben gezeichneter Air Marshall Bill Marks so einiges in den atemberaubend spannenden 105 Minuten über sich ergehen lassen, denn Collet-Serra denkt gar nicht daran, auch nur eine dieser Minuten sinnlos verstreichen zu lassen und legt nach einer kurzen und stimmungsvollen Exposition ein Tempo vor, dass seines gleichen sucht. Das er sich dabei nicht viel Zeit nimmt, seine unterschiedlichen Passagiere genauer zu charakterisieren, versteht sich auf der einen Art und Weise von selbst, doch Collet-Serra ist sich dieses Umstandes nicht nur bewusst, viel mehr nutzt er den Mangel an Informationen geschickt, um mit dem Schnüren von Vorurteilen den Verdacht der Zuschauer immer in die von ihm gewünschte Richtung zu lenken. So ist beispielsweise mit dem vom Omar Metwally gespielten islamischen Doktor eine Figur an Bord, die natürlich allein durch die Optik unbewusst Assoziationen mit den Anschlägen vom 11. September wecken soll. Umso schöner daher auch, wenn die wahre Enthüllung des Täters am Ende sehr differenziert bleibt und auch das Motiv, dass auf den ersten Blick müde und banal hätte erscheinen können, erstaunlich gelungen vorbereitet wird und weniger abgehoben ist, als man vielleicht glauben mag. Liam Neeson macht unterdessen einen hervorragenden Job. Zwar bekommt auch er nur wenig Spielraum für seine mimischen Fähigkeiten, nutzt diesen aber voll und ganz aus und wird in seinen wenigen Szenen, die er sich meist mit der bezaubernden Julianne Moore teilt und in denen auf seine Hintergründe eingegangen wird, zur tragischen Identifikationsfigur, die er in dem Katz- und Mausspiel für das Publikum auch sein muss. Denn, auch wenn es jetzt möglicherweise nicht so klingen mag, trotz der intelligenten Herangehensweise und der teilweise vorhandenen Charakterisierung sind sämtliche Passagiere an Bord des Flugzeuges, ob nun ein glatzköpfiger NYPD-Officer oder ein schmieriger Staatsanwalt, einzig und allein Schachfiguren auf dem Brett des Regisseurs, die er immer wieder so aufstellt oder opfert, dass der Zuschauer in eine weitere Falle tappt und auf die nächste falsche Fährte reinfällt. Was dieses "Wer-ist-der-Mörder"-Spiel aber noch einmal um einiges interessanter macht, ist die herausgearbeitete Location, nämlich das Flugzeug selber. Nach dem Betreten dieses Schauplatzes verlassen weder unser Protagonist noch wir als Zuschauer es bis zum erlösenden Ende wieder. Selbst dann, wenn Marks mit einem Agenten der zuständigen Behörde telefoniert, sehen wir keinen Blick in das hektische Durcheinander am Boden und auch von den Nachforschungen der örtlichen Polizei erfahren wir nur durch eine Nachrichtensendung am Bord der Maschine. Das ist insofern von großer Bedeutung, als dass die Regie das Flugzeug dafür nutzt, um eine klaustrophobische (An-)Spannung aufzubauen. Die Enge und die eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten spielen daher nicht nur innerhalb der Handlung eine große Rolle, sie sind genauso auch für den Betrachter jederzeit spürbar, was ein Maximum an Authenzität mit sich bringt. Erst im späteren Verlauf bekommen wir ein paar Außenansichten des Flugzeuges geboten und besonders zum Ende hin wünscht man sich aufgrund der mittelmäßigen Effekte, man hätte das ganze weiterhin nur aus Passagierssicht verfolgt. Überhaupt entsteht im Finale etwas der Eindruck, dass plötzlich alles ganz schnell gehen musste und man der Wirkung der Situation an sich nicht vertraut hat. Insgesamt hat der Film in den letzten 15 Minuten leider immer genau einen Höhepunkt zu viel und es gibt stets ein weiteres Hindernis zu überwinden, bis der Albtraum für die Besatzung endlich zu Ende ist. Das ist auf der einen Seite zwar teilweise deutlich zu übertrieben, allerdings fällt einen das bei der Erstsichtung aufgrund des enormen Tempos kaum auf, da man keine Zeit dazu hat, alles zu hinterfragen und der bis dahin unauffällige Score von John Ottman einen hier mit seinen dramatischen Klängen überrascht.
Fazit: "Non-Stop" ist ein ungemein spannend konstruierter Hochgeschwindigkeits-Thriller, der es versteht, seine Atmosphäre und das Interesse am Fortlauf der Handlung die komplette Laufzeit lang aufrecht zu erhalten und immer mit einem weiteren unvorhersehbaren Twist überraschen kann, den er vorher durch geschickte Publikumsmanipulation bestens vorbereitet hat. Dabei gelingt es der Regie überraschenderweise besonders gut, die (weiß Gott nicht neue) Handlung radikal auf die Thrilleraspekte der Geschichte zu reduzieren und trotz kaum vorhandener ausführlicher Charakterisierung ein Mitfiebern mit Neesons stark gespieltem Anti-Helden zu erzeugen. Statt die Nerven der Zuschauer überzustrapazieren, ist man stets aufmerksam beobachtend und lauert auf den Fehler, den der unsichtbare Feind machen könnte, um ihn zu enttarnen. Zwar strapaziert Collet-Serra die dramaturigisch raffinierte Struktur zum Ende hin ein Stückweit zu sehr aus, aber dennoch gelingt ihm hier ein wichtiger Beweis dafür, dass auch in einem Zeitalter des Bombastes immer noch die Filme die besten sind, die einen mit den einfachsten Mitteln zu fesseln und zu unterhalten wissen. Alles andere ist Nebensache!
The Expendables - Extended Directors Cut
Für jeden Mann mittleren Alters kommt einmal der Tag, an dem er sich seiner Sterblichkeit bewusst wird und in die jungen und wilden Zeiten zurückwünscht, als er noch unbeschwert das Leben genießen konnte und die Welt ihm offenstand. Und in der Tat scheint das nicht nur dem normalen Durchschnittsbürger so zu gehen, sondern auch einige der größten Ikonen des Actionfilmes der 80er Jahre sind von der Midlife-Crisis betroffen. Schaut man sich nämlich die Besatzungsliste von "The Expendables" etwas genauer an, werden einige Fans mit einem großen Grinsen auf dem Gesicht in Vorfreude verfallen, denn Sylvester Stallone lädt als Hauptdarsteller, Drehbuchautor und Regisseur seine ehemaligen Kollegen und Konkurrenten zu einer gemeinsamen Therapiesitzung ein, an der er den Zuschauer mittels handgemachter "Old-School-Action" und einem in jeder Hinsicht nach den guten alten Zeiten schreienden Film teilhaben lassen will. Der erfreut sich bereits in den ersten Minuten vor dem eigentlichen Vorspann an der Fülle an bekannten Gesichtern, die es früher in all den unzähligen B-Movies zu bestaunen gab. Im Laufe des Filmes stellt sich allerdings sehr früh heraus, dass die Expendables sich mit einer im Mittelpunkt der Geschehnisse stehenden Söldnertruppe vielleicht wie ein Ensemble-Film anhören mögen, der Allround-Cast dabei aber eigentlich kaum genutzt wird. Viel mehr konzentriert sich Stallone auf seinen Anführer Barney und den jugendlicheren Jason Statham als Messerwerfer Lee Christmas. Das ist insofern verständlich, da nicht nur die Chemie zwischen den beiden stimmt, sondern sie bis auf eine kleine Ausnahme auch die beiden mit Abstand stärksten Akteure in der Geschichte sind. Besonders Statham ist dabei hervorzuheben, so überrascht es auch wenig, dass sein Charakter in einer theoretisch unwichtigen Nebenhandlung ein wenig mehr vertieft wird als der Rest der Bande. Die besteht mit großen Namen wie Dolph Lundgren, Randy Couture, Terry Crews und Jet Li zwar aus sympathischen Darstellern, doch stellen sie hier allesamt nur sprücheklopfende Machos da und dürfen in ihren besten Szenen entweder kurze Faustkämpfe oder Anspielungen an ihre alten Abenteuer zum Besten geben. In kleineren Nebenrollen überzeugen Eric Roberts als schmieriger Anzugträger, der aber insgesamt zu wenig Szenen bekommt, um entsprechend zu wirken und Mickey Rourke als ehemaliges Mitglied der Truppe, der in einem höchst emotionalen Moment mit Stallone die beste Leistung des Filmes liefert, ansonsten aber nichts zur Handlung beiträgt. Fairerweise muss aber gesagt werden, dass das die anderen auch nicht so wirklich schaffen. Inhaltlich ist "The Expendables" so löchrig wie ein schweizer Käse und von Anfang bis Ende nur darauf ausgelegt, seine Actionszenen irgendwie unterzubringen. Dabei macht vor allem die erste Hälfte jedoch richtig Spaß, wenn Stallone und Statham alleine eine Expedition durch feindliches Gebiet unternehmen, kleinere Streitereien sich zwischen ihnen entwickeln und sie dann in einer vortrefflich inszenierten und dennoch überraschend zurückhaltenden Actionsequenz eine große Gruppe feindlicher Soldaten auf ein Mindestmaß dezimieren. Hier zeigt sich sehr eindrucksvoll, dass Stallone nicht einfach nur ein paar platte Kalauer mit seinen alten Kumpels präsentieren will, sondern die Mechanismen seiner Vorbilder perfekt verstanden hat und so mit leiser Ironie und einer Menge Herzblut die Atmosphäre einer vergangenen Epoche wiederauferleben lassen kann. Leider ist die Luft danach größenteils raus aus der Show. Mehrere konfuse Wendungen versuchen der Handlung so etwas wie einen Weg zu weisen, eine völlig unbegründete Verfolgungsjagd findet in einem schwach choerographierten Fight zweier Teammitglieder ihr Ende und auch der Showdown ist neben ein paar üblen Computer-Tricks, die die eigentliche Prämisse des Filmes verleugnen, nur noch eine schnelle Abfolge von bekannten Actionklischees. Natürlich muss auf eine Explosion immer noch eine weitere Explosion folgen, einen Mann im Kampf zu besiegen reicht nicht mehr, jetzt muss man ihn anzünden und dann niederschlagen. Doch während man den Stuntman in den 80ern wirklich angezündet hätte, muss das hier auf wesentlich unspekatkulärere, weil offensichtlich getrickste Art geschehen. Spaß macht das nach wie vor, nur wird man plötzlich das Gefühl nicht los, dass die Regie hier ein paar Zugeständnisse an den heutigen Zeitgeist machen musste. So haben wir nun gleich mehrmals Momente, in denen die Kamera bei den Kämpfen extrem nah am Körper liegt, viel geschwenkt (und gewackelt) wird und der Schnitt dementsprechend zwischen schnell und hektisch variiert. Das Resultat ist zwar ein hohes Tempo, allerdings auch eine große Unübersichtlichkeit und ein viel zu moderner Look für einen Film, der sich vorgenommen hat, an alte Zeiten zu erinnern. Zu allem Überfluss will auch Brian Tylers Soundtrack an diesen Stellen plötzlich "cool" klingen und aktuellen Hörgewohnheiten entsprechen und verstärkt damit das zunehmend negative Gefühl nur noch. Schade, dass man diese verpasste Chance eines "Klassentreffens" der etwas anderen Art so beinahe gänzlich verschenkt hat.
Fazit: Bei Sylvester Stallone sind die Knarren und Messer noch männlich und groß und Stars dürfen immer noch Stars sein. Rollennamen halten ohnehin nur auf und somit setzt man durchgehend auf die Wirkung der großen Namen, die sich hier gegenüber stehen. Ärgerlich also, dass diese eigentlich kaum zu sehen sind und die komplette erste Stunde vollständig Stallone und Statham gehört. Danach folgt ein Standardaufgebot an Verfolgungsjagden, Fights und Explosionen, das einen aber erstaunlicherweise trotz der nun geschehenden Involvierung des restlichen Castes kalt und enttäuscht zurücklässt. Handwerklich ist das alles weiterhin bis auf wenige Einstellungen stark gemacht, dafür ist Sly als Regisseur zu gut, als das er sich grobe Patzer in der Inszenierung erlauben würde, doch schafft er es zum Ende hin immer weniger, den nostalgischen Spaß zu beschwören, den er hier eigentlich zelebrieren wollte. Am Ende bleibt "The Expendables" in den Augen vieler Zuschauer sicher nur laut, brutal, chauvinistisch, dumm und wild. Doch sollte sich jeder vor der Verurteilung dieses Werkes folgende Frage stellen: Waren die Vorbilder aus Kindheitstagen wirklich etwas anderes?
,5
Für jeden Mann mittleren Alters kommt einmal der Tag, an dem er sich seiner Sterblichkeit bewusst wird und in die jungen und wilden Zeiten zurückwünscht, als er noch unbeschwert das Leben genießen konnte und die Welt ihm offenstand. Und in der Tat scheint das nicht nur dem normalen Durchschnittsbürger so zu gehen, sondern auch einige der größten Ikonen des Actionfilmes der 80er Jahre sind von der Midlife-Crisis betroffen. Schaut man sich nämlich die Besatzungsliste von "The Expendables" etwas genauer an, werden einige Fans mit einem großen Grinsen auf dem Gesicht in Vorfreude verfallen, denn Sylvester Stallone lädt als Hauptdarsteller, Drehbuchautor und Regisseur seine ehemaligen Kollegen und Konkurrenten zu einer gemeinsamen Therapiesitzung ein, an der er den Zuschauer mittels handgemachter "Old-School-Action" und einem in jeder Hinsicht nach den guten alten Zeiten schreienden Film teilhaben lassen will. Der erfreut sich bereits in den ersten Minuten vor dem eigentlichen Vorspann an der Fülle an bekannten Gesichtern, die es früher in all den unzähligen B-Movies zu bestaunen gab. Im Laufe des Filmes stellt sich allerdings sehr früh heraus, dass die Expendables sich mit einer im Mittelpunkt der Geschehnisse stehenden Söldnertruppe vielleicht wie ein Ensemble-Film anhören mögen, der Allround-Cast dabei aber eigentlich kaum genutzt wird. Viel mehr konzentriert sich Stallone auf seinen Anführer Barney und den jugendlicheren Jason Statham als Messerwerfer Lee Christmas. Das ist insofern verständlich, da nicht nur die Chemie zwischen den beiden stimmt, sondern sie bis auf eine kleine Ausnahme auch die beiden mit Abstand stärksten Akteure in der Geschichte sind. Besonders Statham ist dabei hervorzuheben, so überrascht es auch wenig, dass sein Charakter in einer theoretisch unwichtigen Nebenhandlung ein wenig mehr vertieft wird als der Rest der Bande. Die besteht mit großen Namen wie Dolph Lundgren, Randy Couture, Terry Crews und Jet Li zwar aus sympathischen Darstellern, doch stellen sie hier allesamt nur sprücheklopfende Machos da und dürfen in ihren besten Szenen entweder kurze Faustkämpfe oder Anspielungen an ihre alten Abenteuer zum Besten geben. In kleineren Nebenrollen überzeugen Eric Roberts als schmieriger Anzugträger, der aber insgesamt zu wenig Szenen bekommt, um entsprechend zu wirken und Mickey Rourke als ehemaliges Mitglied der Truppe, der in einem höchst emotionalen Moment mit Stallone die beste Leistung des Filmes liefert, ansonsten aber nichts zur Handlung beiträgt. Fairerweise muss aber gesagt werden, dass das die anderen auch nicht so wirklich schaffen. Inhaltlich ist "The Expendables" so löchrig wie ein schweizer Käse und von Anfang bis Ende nur darauf ausgelegt, seine Actionszenen irgendwie unterzubringen. Dabei macht vor allem die erste Hälfte jedoch richtig Spaß, wenn Stallone und Statham alleine eine Expedition durch feindliches Gebiet unternehmen, kleinere Streitereien sich zwischen ihnen entwickeln und sie dann in einer vortrefflich inszenierten und dennoch überraschend zurückhaltenden Actionsequenz eine große Gruppe feindlicher Soldaten auf ein Mindestmaß dezimieren. Hier zeigt sich sehr eindrucksvoll, dass Stallone nicht einfach nur ein paar platte Kalauer mit seinen alten Kumpels präsentieren will, sondern die Mechanismen seiner Vorbilder perfekt verstanden hat und so mit leiser Ironie und einer Menge Herzblut die Atmosphäre einer vergangenen Epoche wiederauferleben lassen kann. Leider ist die Luft danach größenteils raus aus der Show. Mehrere konfuse Wendungen versuchen der Handlung so etwas wie einen Weg zu weisen, eine völlig unbegründete Verfolgungsjagd findet in einem schwach choerographierten Fight zweier Teammitglieder ihr Ende und auch der Showdown ist neben ein paar üblen Computer-Tricks, die die eigentliche Prämisse des Filmes verleugnen, nur noch eine schnelle Abfolge von bekannten Actionklischees. Natürlich muss auf eine Explosion immer noch eine weitere Explosion folgen, einen Mann im Kampf zu besiegen reicht nicht mehr, jetzt muss man ihn anzünden und dann niederschlagen. Doch während man den Stuntman in den 80ern wirklich angezündet hätte, muss das hier auf wesentlich unspekatkulärere, weil offensichtlich getrickste Art geschehen. Spaß macht das nach wie vor, nur wird man plötzlich das Gefühl nicht los, dass die Regie hier ein paar Zugeständnisse an den heutigen Zeitgeist machen musste. So haben wir nun gleich mehrmals Momente, in denen die Kamera bei den Kämpfen extrem nah am Körper liegt, viel geschwenkt (und gewackelt) wird und der Schnitt dementsprechend zwischen schnell und hektisch variiert. Das Resultat ist zwar ein hohes Tempo, allerdings auch eine große Unübersichtlichkeit und ein viel zu moderner Look für einen Film, der sich vorgenommen hat, an alte Zeiten zu erinnern. Zu allem Überfluss will auch Brian Tylers Soundtrack an diesen Stellen plötzlich "cool" klingen und aktuellen Hörgewohnheiten entsprechen und verstärkt damit das zunehmend negative Gefühl nur noch. Schade, dass man diese verpasste Chance eines "Klassentreffens" der etwas anderen Art so beinahe gänzlich verschenkt hat.
Fazit: Bei Sylvester Stallone sind die Knarren und Messer noch männlich und groß und Stars dürfen immer noch Stars sein. Rollennamen halten ohnehin nur auf und somit setzt man durchgehend auf die Wirkung der großen Namen, die sich hier gegenüber stehen. Ärgerlich also, dass diese eigentlich kaum zu sehen sind und die komplette erste Stunde vollständig Stallone und Statham gehört. Danach folgt ein Standardaufgebot an Verfolgungsjagden, Fights und Explosionen, das einen aber erstaunlicherweise trotz der nun geschehenden Involvierung des restlichen Castes kalt und enttäuscht zurücklässt. Handwerklich ist das alles weiterhin bis auf wenige Einstellungen stark gemacht, dafür ist Sly als Regisseur zu gut, als das er sich grobe Patzer in der Inszenierung erlauben würde, doch schafft er es zum Ende hin immer weniger, den nostalgischen Spaß zu beschwören, den er hier eigentlich zelebrieren wollte. Am Ende bleibt "The Expendables" in den Augen vieler Zuschauer sicher nur laut, brutal, chauvinistisch, dumm und wild. Doch sollte sich jeder vor der Verurteilung dieses Werkes folgende Frage stellen: Waren die Vorbilder aus Kindheitstagen wirklich etwas anderes?
,5
Can a Song save your Life?
In der heutigen Zeit scheint es nur noch zwei Sorten von Film zu geben: Die großen bombastischen Actionorgien, in denen eine finstere Macht natürlich stets das gesamte Universum auslöschen will und die tieferschütternden und den Zuschauer betroffen machenden Dramen, in denen die Protagonisten in ihrem Leid über die komplexesten philosophischen Fragen zu diskutieren wissen. Das Filme auch ohne künstliche Dramatik und dem Hang zum optischen Overkill funktionieren können, versucht John Carney mit "Can a Song save your Life?" unter Beweis zu stellen und erzählt daher eine kleine und kaum auffällige Geschichte über die bindende Wirkung der Musik. Unter dem Gesichtspunkt ist es daher fast schon ein echtes Ärgernis, dass sein Plan in den 105 zart-romantischen Minuten fast nie wirklich aufzugehen scheint. In erster Linie spielt Carney mit seinen beiden Protagonisten langezeit ein klassisches Filmklischee, in dem er beide als "füreinander bestimmt" charakterisiert und an dieser idealen Verbindung (auch wenn sie hier nicht sexueller Natur ist) nie einen Zweifel kommen lässt. Damit gibt er seinen beiden Hauptdarstellern Keira Knightley und Mark Ruffalo zwar die Chance, mit der natürlichen Chemie zwischen ihnen zu punkten, lässt aber von Anfang an wenig Konfliktpotenzial zu, sodass man auch in einer oberflächlichen Streitsequenz nie an der Freundschaft zwischen den beiden zweifelt. Das es so eine überhaupt geben musste, liegt wohl auch weniger an ihrer Relevanz für die Handlung, denn mehr an dem Einmaleins des Drehbuchschreibens. Wenn man auch nur eine Handvoll Filme des Genres gesehen hat, dann lässt dieser hier keine einzige Überraschung zu. Jeder Handlungsstrang verläuft in absolut gewohnten Bahnen. Teilweise ist es mitunter erschreckend, wie stereotyp viele Ereignisse abgenudelt werden und wie wenig Eigeninitiative vom Film selbst ausgeht. Zu keinem Zeitpunkt traut die Regie sich, aus der seichten und unkomplizierten Geschichte mehr als einen seichten und unkomplizierten Film zu machen, in dem sich auch die Musik als Leitthema auf sanfte Poptöne und harmlose Stimmen spezialisiert. Knightley als junge Engländerin, die von ihrem Freund verlassen will, kann sich dabei weder als Charakterdarstellerin, noch als stimmgewaltige Sängerin behaupten. Zwar vermag sie die gesamte Laufzeit über nie zu langweilen und hat mit Ruffalo als Sidekick einige gute Momente, doch ist es letzten Endes auch ihrer schwach geschriebenen Rolle zu verdanken, dass sie nie über dein Eindruck einer ganz netten Person von nebenan hinweg kommt. Ihr Co-Star hat es da etwas glücklicher getroffen. Seine Figur als vom Leben enttäuschender Musikproduzent bietet nicht nur zu Beginn einige starke Szenen, sondern auch ein großes Potenzial für subtile Comedymomente und eben in diesen punktet Ruffalo durch sein enormes Charisma, mit dem er in der ersten Hälfte des Filmes noch relativ lange über die dramaturgischen Mängel, die aus der sich nie wirklich vom Fleck bewegenden oder sich gar etwas zutrauenden Handlung resultieren, hinweg täuschen kann. Später jedoch fallen zunehmend die Kontraste auf, die der Film nie so richtig zu kaschieren weiß. Auf der einen Seite Hollywood-Romantik in Seifenoperart, auf der anderen der Versuch, eben diese Sparte nicht zu bedienen. Auf der einen porträtiert Carney das wirkliche Leben, auf der anderen lässt er am Ende den Eindruck eines Märchens aufkommen. In der Besetzung ein Blockbuster, in der Inszenierung eine Mischung aus TV-Komödie und Arthouse-Versuchen. Warum diese offensichtlich nicht zusammenpassenden Elemente derart nah aneinander gereiht wurden und man unentschlossen zwischen den Parteien umher irrte, bleibt ein Geheimnis der Macher. Doch wenn man dann schon nicht mehr damit rechnet, offenbart die Regie doch noch eine gewisse Liebe zur Musik. In den Montageszenen, in denen es dann wirklich nur noch auf die Töne der Instrumente ankommt und die Musik für sich darsteht, stimmt die Inszenierung und ist erfreulich weit von Musikvideoästhetik entfernt, sondern unterstreicht die offenkundige Schönheit dessen, was der Zuschauer hören darf und ist zeitgleich auch noch eine Hommage an die Stadt New York, die selten so prächtig in Szene gesetzt wurde. Kurz vor Schluss versucht sich das Drehbuch zu dem auch noch an einem interessanten Ansatz: Um nicht den Kommerzgedanken der großen Musikstudios entsprechen zu müssen und die Musik mit anderen teilen zu können, rebelliert die Protagonistin mit dem Erscheinen ihres Albums gegen das moderne Marktsystem und die universelle Austauschbarkeit, insbesondere in den USA. Eine solche thematische Entwicklung, in einem Film, der seine gesamte Spielzeit über stets zu feige gewesen ist, mehr aus sich zu machen, als eine vergnügliche kleine Liebeskomödie, erscheint in dem Zusammenhang (leider) trotz des guten Ansatzes ungemein komisch.
Fazit: "Can a Song save your Life?" wäre gerne die Arthouse-Alternative zum heutigen Blockbuster-Kino und verschreibt sich der Liebe zur Musik und setzt ein Zeichen gegen die Kommerzialisierung derselbigen, sowie sie die Schönheit New Yorkes angemessen in den Vordergrund stellt und der Dynamik von Großstadtgeräuschen huldigt. Filmisch vermag das sanfte Konstrukt aber niemanden vom Hocker zu reißen, dafür sind die Geschichte und die Charaktere zu oberflächlich und der Film ähnelt der heutigen Popmusik zu sehr, bei der alles wie im Rausch an einem vorbeifliegt und nur solange beschäftigt, bis es von selbst endet oder man freiwillig das Programm wechselt. Auch wenn John Carney gemeinsam mit Keira Knightley und Mark Ruffalo eine authentische Antwort auf die Frage, ob ein Lied ein Leben retten kann, findet, muss die Frage: "Can a Song entertain you for whole 2 hours?" in diesem Falle, trotz des lobenswerten Versuchens, bloß mit einem kurz und knappen "No" beantwortet werden.
In der heutigen Zeit scheint es nur noch zwei Sorten von Film zu geben: Die großen bombastischen Actionorgien, in denen eine finstere Macht natürlich stets das gesamte Universum auslöschen will und die tieferschütternden und den Zuschauer betroffen machenden Dramen, in denen die Protagonisten in ihrem Leid über die komplexesten philosophischen Fragen zu diskutieren wissen. Das Filme auch ohne künstliche Dramatik und dem Hang zum optischen Overkill funktionieren können, versucht John Carney mit "Can a Song save your Life?" unter Beweis zu stellen und erzählt daher eine kleine und kaum auffällige Geschichte über die bindende Wirkung der Musik. Unter dem Gesichtspunkt ist es daher fast schon ein echtes Ärgernis, dass sein Plan in den 105 zart-romantischen Minuten fast nie wirklich aufzugehen scheint. In erster Linie spielt Carney mit seinen beiden Protagonisten langezeit ein klassisches Filmklischee, in dem er beide als "füreinander bestimmt" charakterisiert und an dieser idealen Verbindung (auch wenn sie hier nicht sexueller Natur ist) nie einen Zweifel kommen lässt. Damit gibt er seinen beiden Hauptdarstellern Keira Knightley und Mark Ruffalo zwar die Chance, mit der natürlichen Chemie zwischen ihnen zu punkten, lässt aber von Anfang an wenig Konfliktpotenzial zu, sodass man auch in einer oberflächlichen Streitsequenz nie an der Freundschaft zwischen den beiden zweifelt. Das es so eine überhaupt geben musste, liegt wohl auch weniger an ihrer Relevanz für die Handlung, denn mehr an dem Einmaleins des Drehbuchschreibens. Wenn man auch nur eine Handvoll Filme des Genres gesehen hat, dann lässt dieser hier keine einzige Überraschung zu. Jeder Handlungsstrang verläuft in absolut gewohnten Bahnen. Teilweise ist es mitunter erschreckend, wie stereotyp viele Ereignisse abgenudelt werden und wie wenig Eigeninitiative vom Film selbst ausgeht. Zu keinem Zeitpunkt traut die Regie sich, aus der seichten und unkomplizierten Geschichte mehr als einen seichten und unkomplizierten Film zu machen, in dem sich auch die Musik als Leitthema auf sanfte Poptöne und harmlose Stimmen spezialisiert. Knightley als junge Engländerin, die von ihrem Freund verlassen will, kann sich dabei weder als Charakterdarstellerin, noch als stimmgewaltige Sängerin behaupten. Zwar vermag sie die gesamte Laufzeit über nie zu langweilen und hat mit Ruffalo als Sidekick einige gute Momente, doch ist es letzten Endes auch ihrer schwach geschriebenen Rolle zu verdanken, dass sie nie über dein Eindruck einer ganz netten Person von nebenan hinweg kommt. Ihr Co-Star hat es da etwas glücklicher getroffen. Seine Figur als vom Leben enttäuschender Musikproduzent bietet nicht nur zu Beginn einige starke Szenen, sondern auch ein großes Potenzial für subtile Comedymomente und eben in diesen punktet Ruffalo durch sein enormes Charisma, mit dem er in der ersten Hälfte des Filmes noch relativ lange über die dramaturgischen Mängel, die aus der sich nie wirklich vom Fleck bewegenden oder sich gar etwas zutrauenden Handlung resultieren, hinweg täuschen kann. Später jedoch fallen zunehmend die Kontraste auf, die der Film nie so richtig zu kaschieren weiß. Auf der einen Seite Hollywood-Romantik in Seifenoperart, auf der anderen der Versuch, eben diese Sparte nicht zu bedienen. Auf der einen porträtiert Carney das wirkliche Leben, auf der anderen lässt er am Ende den Eindruck eines Märchens aufkommen. In der Besetzung ein Blockbuster, in der Inszenierung eine Mischung aus TV-Komödie und Arthouse-Versuchen. Warum diese offensichtlich nicht zusammenpassenden Elemente derart nah aneinander gereiht wurden und man unentschlossen zwischen den Parteien umher irrte, bleibt ein Geheimnis der Macher. Doch wenn man dann schon nicht mehr damit rechnet, offenbart die Regie doch noch eine gewisse Liebe zur Musik. In den Montageszenen, in denen es dann wirklich nur noch auf die Töne der Instrumente ankommt und die Musik für sich darsteht, stimmt die Inszenierung und ist erfreulich weit von Musikvideoästhetik entfernt, sondern unterstreicht die offenkundige Schönheit dessen, was der Zuschauer hören darf und ist zeitgleich auch noch eine Hommage an die Stadt New York, die selten so prächtig in Szene gesetzt wurde. Kurz vor Schluss versucht sich das Drehbuch zu dem auch noch an einem interessanten Ansatz: Um nicht den Kommerzgedanken der großen Musikstudios entsprechen zu müssen und die Musik mit anderen teilen zu können, rebelliert die Protagonistin mit dem Erscheinen ihres Albums gegen das moderne Marktsystem und die universelle Austauschbarkeit, insbesondere in den USA. Eine solche thematische Entwicklung, in einem Film, der seine gesamte Spielzeit über stets zu feige gewesen ist, mehr aus sich zu machen, als eine vergnügliche kleine Liebeskomödie, erscheint in dem Zusammenhang (leider) trotz des guten Ansatzes ungemein komisch.
Fazit: "Can a Song save your Life?" wäre gerne die Arthouse-Alternative zum heutigen Blockbuster-Kino und verschreibt sich der Liebe zur Musik und setzt ein Zeichen gegen die Kommerzialisierung derselbigen, sowie sie die Schönheit New Yorkes angemessen in den Vordergrund stellt und der Dynamik von Großstadtgeräuschen huldigt. Filmisch vermag das sanfte Konstrukt aber niemanden vom Hocker zu reißen, dafür sind die Geschichte und die Charaktere zu oberflächlich und der Film ähnelt der heutigen Popmusik zu sehr, bei der alles wie im Rausch an einem vorbeifliegt und nur solange beschäftigt, bis es von selbst endet oder man freiwillig das Programm wechselt. Auch wenn John Carney gemeinsam mit Keira Knightley und Mark Ruffalo eine authentische Antwort auf die Frage, ob ein Lied ein Leben retten kann, findet, muss die Frage: "Can a Song entertain you for whole 2 hours?" in diesem Falle, trotz des lobenswerten Versuchens, bloß mit einem kurz und knappen "No" beantwortet werden.
Marvels Iron Man
Was in amerikanischen Comicheften seit Ewigkeiten gang und gäbe ist, gestaltet sich auf der großen Leinwand hingegen relativ schwierig. Die Rede ist natürlich von Crossovern. Zwei oder mehrere Superhelden, die sonst alleine für sich existieren treffen in einem Comicband aufeinander und vereinen sich, um eine größere Bedrohung zu bekämpfen. Um dieses Prinzip doch irgendwie angemessen ins Lichtspielhaus übertragen zu können, hatte Marvel-Produzent Kevin Feige die Idee, ein fiktives Universum lauter Einzelfranchises zu erschaffen, in welchem man dementsprechend einiges an Spielraum für etwaige Zusammenführungen hätte. Nach Jahre langer Planung sollte Regisseur Jon Favreau mit der Verfilmung des eher unbekannteren Superhelden Iron Man 2008 den Anfang machen und das "Marvel Cinematic Universe" eröffnen. Ein geglücktes Unterfangen oder eine qualitative Bruchlandung?
Um sich dem Charakter von Tony Stark alias Iron Man anzunähern, erzählt Favreau eine Origin-Geschichte, die auf dem Papier recht einfach und simpel erscheint und deren einzige überraschende Wendung in der Tat genau genommen gar keine ist, da man dererlei "Twists" schon gefühlt hunderte Male in Filmen erlebt hat. Dennoch erfüllt das Drehbuch seinen Zweck und bietet für ungeübte Zuschauer auch reichlich oberflächliche Spannung in weiten Passagen. Es sind aber andere Dinge die aus "Marvels Iron Man" den großartigen Film machen, der er geworden ist. Und dafür muss man sich die Besetzung genauer angucken. Robert Downey Jr. als exzentrischer Milliardär, der vom Schicksal auf den Pfad des richtigen geführt wird ist eine Idealbesetzung und eine großartige darstellerische Leistung, deren Ausmaß so gewaltig ist, dass er allein den Film tragen kann. Nicht genug damit, dass er überlebensgroß auftritt und jeden Charakterzug sowie die Wandlung seiner Rolle perfekt trifft, so werden ihm auch wundervoll spritzige Bemerkungen in den Mund gelegt. Ob er sich mit dem schauspielerisch begnadeten Jeff Bridges als hinterhältigen Firmenleiter, Terrence Howard als typische Buddy-Figur oder der bezaubernden Gwyneth Paltrow als Love Interest unterhält, aus allem wird ein Gag-Feuerwerk erster Güte, das durch die gelungene Interaktion der Charaktere noch besser funktioniert und trotzdem offen genug bleibt, um immer wieder auch einen Schuss Ernsthaftigkeit zu vertragen.
Dies ist selbstverständlich auch für die Actionszenen nicht unwichtig. Doch auch hier versteht Favreau es, ungewohnte Wege zu gehen. So gibt es praktisch nur 3 größere Actionszenen im Film, die aber alle nicht zu einem Overkill an Effekten mutieren, sondern in ihrem Bombast stets den Eindruck erwecken, eher überschaubar zu geraten und in denen auch die Charaktere nie zu kurz kommen. Filmisch macht Favreau ohnehin fast alles richtig, ob es die Inszenierung der beeindruckenden Flugsequenzen oder das Filmen eher intimerer Momente seine Protagonisten ist, er weiß genau, welche Stimmung er beim Publikum erzeugen will und geht seinen Weg konsequent bis zum Ende. Nebenbei hat er aber natürlich noch eine kleine andere Mission: Die Einführung des fiktiven Marvel-Universums für kommende Filme. Und dabei ist er erstaunlich still. Zwar wird durch Clark Greggs Agent Coulson, der in einer kleinen Nebenhandlung seinen Platz findet, bereits eine mysteriöse Regierungsbehörde eingeführt, die in kommenden Filmen noch eine tragende Rolle spielen wird, aber ansonsten gibt es noch keine wirklich großen Anspielungen oder Ankündigungen auf Dinge, die noch folgen werden. Dafür hat die Regie auch keine Zeit, denn zwischen all den Blödeleien von Stark und der schwungvoll erzählten Handlung finden sich immer sogar noch kleine Verweise auf den Kampf gegen den Terror vermengt mit leiser Kritik an der amerikanischen Kriegsführung und dem einflussreichen Waffenlobbyismus in den Staaten. Damit erreicht "Marvels Iron Man" nicht nur, sein Publikum vortrefflich zu unterhalten, sondern versteht es auch noch, den Zuschauer ein wenig zum Nachdenken anzuregen, in einem Film, in dem dieser es gar nicht vermutet hätte. Ein überraschender, aber durchaus willkommener Anspruch, den man hier wählt.
Zwei Aspekte wollen aber nicht ungenannt bleiben. Zum einen ist da der Soundtrack, der zum einen aus kräftigen Instrumentalstücken besteht, die sofort ins Ohr gehen, aber zum anderen mit zahlreichen ACDC-Liedern angereichert wurde. Hierbei hat man es mit einem Geniestreich zu tun, denn diese passen kurioserweise stets wie die Faust auf das Auge und reißen mehr mit, als man vorher vielleicht gedacht hätte. Und dann bleiben natürlich noch die Effekte übrig. Ein Held wie Iron Man muss natürlich per CGI am Rechner erstellt werden, doch auch hier stimmt das Maß und der Look selbst, denn die Special Effects-Abteilung leistet tolle Arbeit und lässt zu keinem Zeitpunkt einen Zweifel aufkommen, dass irgendetwas nicht echt sein könnte. Realistisch eingebettet ins Gesamtbild, einwandfrei in der Umsetzung. Was will der Comicfan eigentlich mehr?
Fazit: Für die weiteren Franchises, die sich im Marvel Cinematic Universe versammeln werden, legt "Marvels Iron Man" die Messlatte unfassbar hoch. Eine simple, aber zweckdienliche Handlung mit leisen Bezügen zu brisanten politischen Thematiken, ein einmaliger Protagonist, der sowohl perfekt gespielt als auch hervorragend geschrieben ist und sich vom unsympathisch-arrogantem Arschloch zur Identifikationsfigur entwickelt, eine seichte und zart-romantische Liebesgeschichte, gut dosierte Action und eine gewaltige Prise an ironischem Humor klingen zwar allesamt nicht nach innovativen oder neuen Elementen, wurden aber selten so harmonisch vereint, wie hier der Fall. Jon Favreau und Kevin Feige tun zwar insgesamt nicht viel mehr, als die klassische Blockbuster-Rezeptur zu verwenden, sind dabei aber mit so viel Herzblut und Spaß an der Sache, dass diese an sich eingefahrene Struktur unter ihrer Führung zu einem frischen und mutig erscheinenden Abenteuer wird, dessen Sogkraft sich sogar die härtesten Comicfilm-Atheisten wohl nur schwerlich entziehen werden können.
Was in amerikanischen Comicheften seit Ewigkeiten gang und gäbe ist, gestaltet sich auf der großen Leinwand hingegen relativ schwierig. Die Rede ist natürlich von Crossovern. Zwei oder mehrere Superhelden, die sonst alleine für sich existieren treffen in einem Comicband aufeinander und vereinen sich, um eine größere Bedrohung zu bekämpfen. Um dieses Prinzip doch irgendwie angemessen ins Lichtspielhaus übertragen zu können, hatte Marvel-Produzent Kevin Feige die Idee, ein fiktives Universum lauter Einzelfranchises zu erschaffen, in welchem man dementsprechend einiges an Spielraum für etwaige Zusammenführungen hätte. Nach Jahre langer Planung sollte Regisseur Jon Favreau mit der Verfilmung des eher unbekannteren Superhelden Iron Man 2008 den Anfang machen und das "Marvel Cinematic Universe" eröffnen. Ein geglücktes Unterfangen oder eine qualitative Bruchlandung?
Um sich dem Charakter von Tony Stark alias Iron Man anzunähern, erzählt Favreau eine Origin-Geschichte, die auf dem Papier recht einfach und simpel erscheint und deren einzige überraschende Wendung in der Tat genau genommen gar keine ist, da man dererlei "Twists" schon gefühlt hunderte Male in Filmen erlebt hat. Dennoch erfüllt das Drehbuch seinen Zweck und bietet für ungeübte Zuschauer auch reichlich oberflächliche Spannung in weiten Passagen. Es sind aber andere Dinge die aus "Marvels Iron Man" den großartigen Film machen, der er geworden ist. Und dafür muss man sich die Besetzung genauer angucken. Robert Downey Jr. als exzentrischer Milliardär, der vom Schicksal auf den Pfad des richtigen geführt wird ist eine Idealbesetzung und eine großartige darstellerische Leistung, deren Ausmaß so gewaltig ist, dass er allein den Film tragen kann. Nicht genug damit, dass er überlebensgroß auftritt und jeden Charakterzug sowie die Wandlung seiner Rolle perfekt trifft, so werden ihm auch wundervoll spritzige Bemerkungen in den Mund gelegt. Ob er sich mit dem schauspielerisch begnadeten Jeff Bridges als hinterhältigen Firmenleiter, Terrence Howard als typische Buddy-Figur oder der bezaubernden Gwyneth Paltrow als Love Interest unterhält, aus allem wird ein Gag-Feuerwerk erster Güte, das durch die gelungene Interaktion der Charaktere noch besser funktioniert und trotzdem offen genug bleibt, um immer wieder auch einen Schuss Ernsthaftigkeit zu vertragen.
Dies ist selbstverständlich auch für die Actionszenen nicht unwichtig. Doch auch hier versteht Favreau es, ungewohnte Wege zu gehen. So gibt es praktisch nur 3 größere Actionszenen im Film, die aber alle nicht zu einem Overkill an Effekten mutieren, sondern in ihrem Bombast stets den Eindruck erwecken, eher überschaubar zu geraten und in denen auch die Charaktere nie zu kurz kommen. Filmisch macht Favreau ohnehin fast alles richtig, ob es die Inszenierung der beeindruckenden Flugsequenzen oder das Filmen eher intimerer Momente seine Protagonisten ist, er weiß genau, welche Stimmung er beim Publikum erzeugen will und geht seinen Weg konsequent bis zum Ende. Nebenbei hat er aber natürlich noch eine kleine andere Mission: Die Einführung des fiktiven Marvel-Universums für kommende Filme. Und dabei ist er erstaunlich still. Zwar wird durch Clark Greggs Agent Coulson, der in einer kleinen Nebenhandlung seinen Platz findet, bereits eine mysteriöse Regierungsbehörde eingeführt, die in kommenden Filmen noch eine tragende Rolle spielen wird, aber ansonsten gibt es noch keine wirklich großen Anspielungen oder Ankündigungen auf Dinge, die noch folgen werden. Dafür hat die Regie auch keine Zeit, denn zwischen all den Blödeleien von Stark und der schwungvoll erzählten Handlung finden sich immer sogar noch kleine Verweise auf den Kampf gegen den Terror vermengt mit leiser Kritik an der amerikanischen Kriegsführung und dem einflussreichen Waffenlobbyismus in den Staaten. Damit erreicht "Marvels Iron Man" nicht nur, sein Publikum vortrefflich zu unterhalten, sondern versteht es auch noch, den Zuschauer ein wenig zum Nachdenken anzuregen, in einem Film, in dem dieser es gar nicht vermutet hätte. Ein überraschender, aber durchaus willkommener Anspruch, den man hier wählt.
Zwei Aspekte wollen aber nicht ungenannt bleiben. Zum einen ist da der Soundtrack, der zum einen aus kräftigen Instrumentalstücken besteht, die sofort ins Ohr gehen, aber zum anderen mit zahlreichen ACDC-Liedern angereichert wurde. Hierbei hat man es mit einem Geniestreich zu tun, denn diese passen kurioserweise stets wie die Faust auf das Auge und reißen mehr mit, als man vorher vielleicht gedacht hätte. Und dann bleiben natürlich noch die Effekte übrig. Ein Held wie Iron Man muss natürlich per CGI am Rechner erstellt werden, doch auch hier stimmt das Maß und der Look selbst, denn die Special Effects-Abteilung leistet tolle Arbeit und lässt zu keinem Zeitpunkt einen Zweifel aufkommen, dass irgendetwas nicht echt sein könnte. Realistisch eingebettet ins Gesamtbild, einwandfrei in der Umsetzung. Was will der Comicfan eigentlich mehr?
Fazit: Für die weiteren Franchises, die sich im Marvel Cinematic Universe versammeln werden, legt "Marvels Iron Man" die Messlatte unfassbar hoch. Eine simple, aber zweckdienliche Handlung mit leisen Bezügen zu brisanten politischen Thematiken, ein einmaliger Protagonist, der sowohl perfekt gespielt als auch hervorragend geschrieben ist und sich vom unsympathisch-arrogantem Arschloch zur Identifikationsfigur entwickelt, eine seichte und zart-romantische Liebesgeschichte, gut dosierte Action und eine gewaltige Prise an ironischem Humor klingen zwar allesamt nicht nach innovativen oder neuen Elementen, wurden aber selten so harmonisch vereint, wie hier der Fall. Jon Favreau und Kevin Feige tun zwar insgesamt nicht viel mehr, als die klassische Blockbuster-Rezeptur zu verwenden, sind dabei aber mit so viel Herzblut und Spaß an der Sache, dass diese an sich eingefahrene Struktur unter ihrer Führung zu einem frischen und mutig erscheinenden Abenteuer wird, dessen Sogkraft sich sogar die härtesten Comicfilm-Atheisten wohl nur schwerlich entziehen werden können.
The Town - Stadt ohne Gnade
Ben Affleck hatte noch nie unbedingt den Ruf, einer der besten Schauspieler seiner Dekade zu sein. Und auch, wenn er bereit mehrmals gute Leistungen hervorbrachte, ist er durch einige seiner filmografischen Ausflüge nicht so ganz unschuldig daran. Daher war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis er sich dazu entschloss, von einem Leben vor der Kamera in eines hinter dieser zu wechseln. In seinem Heist-Thriller "The Town" ist er gleich beides, Hauptdarsteller und Regisseur zugleich und hat zu vollem Affleck-Überschuss auch noch das Drehbuch beigesteuert. Umso ironischer, aber gleichzeitig wohl auch ärgerlicher, dass "The Town" am Ende nahezu an allem scheitert, nur eben nicht an seiner Leistung.
Vorab daher direkt die größte Schwachstelle des leicht unterdurchschnittlichen Spielfilmes: Der unglückliche Versuch, zusammenzuführen, was nicht zusammengehört. Und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Affleck versucht sich mit "The Town" an einem Genremix und eckt dafür an den unterschiedlichsten Elementen an. Da wäre einmal der dominierende Heist-Thriller, um den es vordergründig gehen soll und bei dem das Planen und Ausführen eines Verbrechens im Vordergrund steht. Bis es jedoch wirklich damit losgeht, versteht der Film sich in der ersten Hälfte eigentlich viel eher als Liebesdrama und verzwickte Charakterstudie. Eine Mischung, die sich seltsam anhört, bei dem breitflächigen und talentierten Cast aber erstmal durchaus angemessen scheint. Mit Rebecca Hall in der weiblichen Hauptrolle hatte man eine Schauspielerin gefunden, die nicht einfach nur das typische Eye-Candy bietet, sondern eben durchaus auch mit einer ausgefeilten Darstellung punkten kann. Kleinere Nebenrollen sind mit Chris Cooper und Pete Postlethwaite ohnehin ordentlich besetzt. Und die großartigen Jeremy Renner als verzweifelter Gefährte und Jon Hamm als ehrgeiziger FBI-Ermittler spielen mit ihren akzentuierten und engagierten Leistungen sowieso jeden anderen an die Wand.
Leider will das Konzept dramaturgisch aber nicht aufgehen, denn Hall und Affleck selbst bekommen zwar reichlich Hintergrundgeschichte, die sich aber nie trauen, mal etwas tiefer zu gehen und alle anderen werden obgleich ihrer famosen Leistungen leider gleich gar nicht näher charakterisiert und bleiben aus Sicht des Zuschauers Abziehbilder, die daher nie so wirklich Interesse wecken. Mit der Gegenüberstellung von Ben Afflecks Doug und Jon Hamms Adam kommt das Publikum sogar in eine unangenehme Zwickmühle. Eigentlich sollte man nämlich einzig und allein mit den Bankräubern mitfiebern und Hamm als Polizisten und damit Antagonisten verstehen. Sympathisch sind einem aber irgendwie beide genauso sehr wie auch egal, sodass man, statt sich irgendwann für einen der beiden zu entscheiden, eher nüchtern deren Handeln betrachtet. Der von Harry Gregson-Williams und David Buckley komponierte Soundtrack, der entweder in wichtigen Momenten einfach gleich ganz fehlt oder an unpassenden Stellen überraschend dick aufträgt, tut da sein übriges und trägt eine große Mitschuld daran, dass "The Town" zu keinem Zeitpunkt die emotionale Komplexität erreicht, die von Nöten gewesen wäre, um auch nur einen Haufen Interesse für die sachlich betrachtet gut geschriebenen Dialoge aufbringen zu können. Das Drama bleibt halbseitig, die zu lange Exposition der vielen Charaktere langweilig.
Erst im späteren Verlauf, nach geschätzten 75 Minuten, wenn es dann endlich zu den Thriller-Aspekten kommt und Affleck Tempo und Kollisionspotenzial seiner Protagonisten entfalten kann, wird es merklich besser und vor allem spannender. Endlich bekommen dann alle etwas handlungsrelevantes zu tun, endlich gibt es etwas mehr Schwung in der bislang langsamen Erzählweise, die der Thematik nie angemessen gewesen ist. Hall wird in diesem Zeitraum zwar vergessen und erst in den letzten 5 Minuten verbraucht, was angesichts der handwerklich hervorragend gemachten Sequenzen aber zu verschmerzen ist. Die Inszenierung der Action stimmt, das Finale hat einiges an Schauwerten zu bieten und trotzdem bleibt die Frage, ob das hier nicht genauso viel Spaß gemacht hätte, wenn einem die ewige Vorbereitung darauf gefehlt hätte. Die Antwort darauf zu geben ist schwierig, doch oberflächlich betrachtet lebt auch die letzte halbe Stunde weniger durch die Charaktere, als mehr durch das befreite Aufatmen des Filmes als ganzes, der sich nun mal traut, ein paar kleinere Risiken einzugehen, nachdem man sich vorher nur an gängige Klischees gehalten hatte. Am Ende fehlt einem aber auch in den besten Momenten der Geschichte ein wenig die Eleganz. Affleck mag als Regisseur einiges sehr ordentlich machen, seine Affinität zu Halbtotalen und Close-Ups nervt nach einer gewissen Zeit allerdings ziemlich und nimmt zu oft den Druck aus dem Geschehen. Schlimm wäre das alles nicht, hätte man diese Dinge im Ganzen nicht schon so häufig um einiges besser auf der großen Leinwand gesehen.
Fazit: Wie immer klingt am Ende alles immer viel schlimmer, als es vielleicht sein mag. In der Stadt ohne Gnade können schließlich vor allem die Actionszenen und die Besetzung von sich überzeugen und handwerklich ist sowieso kaum etwas an der Inszenierung auszusetzen. Das wahre Problem ist die Gewöhnlichkeit, in der alles steckt. "The Town" ist ein Film, den man für nett befinden kann, der aber von Anfang an fürchterlich konventionell bleibt und so niemanden ernsthaft vom Hocker reißen wird, der aber auch zu schlicht ist, um richtig zu enttäuschen. Er ist daher für einen vergnüglichen Samstagnachmittag geeignet, wenn der Anspruch des Zuschauers für nicht mehr als das Vorübergehen weiterer zwei Stunden reicht. Alle anderen werden aber zu Recht mit dieser ruhigen Erzählung ihre Probleme bekommen und relativ schnell überlegen, ein anderes Programm anzusehen. Denn Afflecks mittelmäßiges Werk bietet weder Fisch, noch Fleisch, sondern versteht sich als eine Mischung irgendwo dazwischen. Und so gerne der ein oder andere Fisch und Fleisch wohl auch essen mag: Beides auf einmal dürfte dann in der Regel doch zu viel des guten sein.
,5
Ben Affleck hatte noch nie unbedingt den Ruf, einer der besten Schauspieler seiner Dekade zu sein. Und auch, wenn er bereit mehrmals gute Leistungen hervorbrachte, ist er durch einige seiner filmografischen Ausflüge nicht so ganz unschuldig daran. Daher war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis er sich dazu entschloss, von einem Leben vor der Kamera in eines hinter dieser zu wechseln. In seinem Heist-Thriller "The Town" ist er gleich beides, Hauptdarsteller und Regisseur zugleich und hat zu vollem Affleck-Überschuss auch noch das Drehbuch beigesteuert. Umso ironischer, aber gleichzeitig wohl auch ärgerlicher, dass "The Town" am Ende nahezu an allem scheitert, nur eben nicht an seiner Leistung.
Vorab daher direkt die größte Schwachstelle des leicht unterdurchschnittlichen Spielfilmes: Der unglückliche Versuch, zusammenzuführen, was nicht zusammengehört. Und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Affleck versucht sich mit "The Town" an einem Genremix und eckt dafür an den unterschiedlichsten Elementen an. Da wäre einmal der dominierende Heist-Thriller, um den es vordergründig gehen soll und bei dem das Planen und Ausführen eines Verbrechens im Vordergrund steht. Bis es jedoch wirklich damit losgeht, versteht der Film sich in der ersten Hälfte eigentlich viel eher als Liebesdrama und verzwickte Charakterstudie. Eine Mischung, die sich seltsam anhört, bei dem breitflächigen und talentierten Cast aber erstmal durchaus angemessen scheint. Mit Rebecca Hall in der weiblichen Hauptrolle hatte man eine Schauspielerin gefunden, die nicht einfach nur das typische Eye-Candy bietet, sondern eben durchaus auch mit einer ausgefeilten Darstellung punkten kann. Kleinere Nebenrollen sind mit Chris Cooper und Pete Postlethwaite ohnehin ordentlich besetzt. Und die großartigen Jeremy Renner als verzweifelter Gefährte und Jon Hamm als ehrgeiziger FBI-Ermittler spielen mit ihren akzentuierten und engagierten Leistungen sowieso jeden anderen an die Wand.
Leider will das Konzept dramaturgisch aber nicht aufgehen, denn Hall und Affleck selbst bekommen zwar reichlich Hintergrundgeschichte, die sich aber nie trauen, mal etwas tiefer zu gehen und alle anderen werden obgleich ihrer famosen Leistungen leider gleich gar nicht näher charakterisiert und bleiben aus Sicht des Zuschauers Abziehbilder, die daher nie so wirklich Interesse wecken. Mit der Gegenüberstellung von Ben Afflecks Doug und Jon Hamms Adam kommt das Publikum sogar in eine unangenehme Zwickmühle. Eigentlich sollte man nämlich einzig und allein mit den Bankräubern mitfiebern und Hamm als Polizisten und damit Antagonisten verstehen. Sympathisch sind einem aber irgendwie beide genauso sehr wie auch egal, sodass man, statt sich irgendwann für einen der beiden zu entscheiden, eher nüchtern deren Handeln betrachtet. Der von Harry Gregson-Williams und David Buckley komponierte Soundtrack, der entweder in wichtigen Momenten einfach gleich ganz fehlt oder an unpassenden Stellen überraschend dick aufträgt, tut da sein übriges und trägt eine große Mitschuld daran, dass "The Town" zu keinem Zeitpunkt die emotionale Komplexität erreicht, die von Nöten gewesen wäre, um auch nur einen Haufen Interesse für die sachlich betrachtet gut geschriebenen Dialoge aufbringen zu können. Das Drama bleibt halbseitig, die zu lange Exposition der vielen Charaktere langweilig.
Erst im späteren Verlauf, nach geschätzten 75 Minuten, wenn es dann endlich zu den Thriller-Aspekten kommt und Affleck Tempo und Kollisionspotenzial seiner Protagonisten entfalten kann, wird es merklich besser und vor allem spannender. Endlich bekommen dann alle etwas handlungsrelevantes zu tun, endlich gibt es etwas mehr Schwung in der bislang langsamen Erzählweise, die der Thematik nie angemessen gewesen ist. Hall wird in diesem Zeitraum zwar vergessen und erst in den letzten 5 Minuten verbraucht, was angesichts der handwerklich hervorragend gemachten Sequenzen aber zu verschmerzen ist. Die Inszenierung der Action stimmt, das Finale hat einiges an Schauwerten zu bieten und trotzdem bleibt die Frage, ob das hier nicht genauso viel Spaß gemacht hätte, wenn einem die ewige Vorbereitung darauf gefehlt hätte. Die Antwort darauf zu geben ist schwierig, doch oberflächlich betrachtet lebt auch die letzte halbe Stunde weniger durch die Charaktere, als mehr durch das befreite Aufatmen des Filmes als ganzes, der sich nun mal traut, ein paar kleinere Risiken einzugehen, nachdem man sich vorher nur an gängige Klischees gehalten hatte. Am Ende fehlt einem aber auch in den besten Momenten der Geschichte ein wenig die Eleganz. Affleck mag als Regisseur einiges sehr ordentlich machen, seine Affinität zu Halbtotalen und Close-Ups nervt nach einer gewissen Zeit allerdings ziemlich und nimmt zu oft den Druck aus dem Geschehen. Schlimm wäre das alles nicht, hätte man diese Dinge im Ganzen nicht schon so häufig um einiges besser auf der großen Leinwand gesehen.
Fazit: Wie immer klingt am Ende alles immer viel schlimmer, als es vielleicht sein mag. In der Stadt ohne Gnade können schließlich vor allem die Actionszenen und die Besetzung von sich überzeugen und handwerklich ist sowieso kaum etwas an der Inszenierung auszusetzen. Das wahre Problem ist die Gewöhnlichkeit, in der alles steckt. "The Town" ist ein Film, den man für nett befinden kann, der aber von Anfang an fürchterlich konventionell bleibt und so niemanden ernsthaft vom Hocker reißen wird, der aber auch zu schlicht ist, um richtig zu enttäuschen. Er ist daher für einen vergnüglichen Samstagnachmittag geeignet, wenn der Anspruch des Zuschauers für nicht mehr als das Vorübergehen weiterer zwei Stunden reicht. Alle anderen werden aber zu Recht mit dieser ruhigen Erzählung ihre Probleme bekommen und relativ schnell überlegen, ein anderes Programm anzusehen. Denn Afflecks mittelmäßiges Werk bietet weder Fisch, noch Fleisch, sondern versteht sich als eine Mischung irgendwo dazwischen. Und so gerne der ein oder andere Fisch und Fleisch wohl auch essen mag: Beides auf einmal dürfte dann in der Regel doch zu viel des guten sein.
,5
Speed
Manchmal braucht es für einen gelungenen Actionfilm eigentlich gar nicht so viel. Eine dünne, aber wirkende Handlung, in der es um ganz viel geht und die ordentlich Konfrontations-Potenzial beinhaltet. Ein männlicher Held, der blendend ausschaut und sich von nichts abbringen lässt. Ein fieses Arschloch, das einfach nur aus Größenwahn die ganze Welt zum Narren hält. Und eine hübsche Jungfrau in Nöten, die zufällig in die Geschichte gerät. Dazu ein paar handgemachte Stunts, Explosionen und ein lauter Soundtrack, der das Publikum antreibt. Fertig! Jan De Bont war Jahre lang Director of Photography bei verschiedenen Klassikern des Actiongenres, bis er sich selbst 1994 zutraute, das Zepter persönlich in die Hand zu nehmen und aus den obigen Zutaten ein explosives Stück Filmgeschichte zu schreiben. Ganz geglückt ist ihm das vielleicht nicht, ein zeitloser Hochgeschwindigkeitsthriller ist dabei dennoch entstanden.
Dabei sieht es zu Beginn noch gar nicht danach aus. Mit einer Geiselnahme in einem Fahrstuhl eines mehrstöckigen Bürogebäudes startet De Bont sein Regiedebüt und gibt uns eine Exposition der Charaktere und führt spätere, für die Handlung wichtige Elemente ein. Allerdings muss man gleich ernüchternd feststellen, dass das ganze etwas zu lange dauert und nicht so richtig Fahrt aufnimmt. Zwar ist die grundsätzliche Abfolge der Ereignisse interessant und von der Länge her auf den Punkt gebracht, der viel zitierte Funke will dabei aber noch nicht so recht überspringen. Glücklicherweise gönnt uns die Regie dann, wenn die ersten 20 Minuten vorüber sind, aber keinerlei Verschnaufpausen mehr. Mit einem höllischen Tempo werden wir mit Keanu Reeves als Protagonisten über die Straßen von Los Angeles hinter einem mit einer Bombe bepackten Bus her gejagt und fürchten um das Leben der Passagiere, die in kurzen Dialogen recht schnell, aber wirkungsvoll eingeführt wurden. Auffällig ist dabei, dass De Bont praktisch niemandem einen wirklichen Background gestattet, sondern sich ganz auf die immer weiteren Gefahrensituationen konzentriert und die Spannung und Dynamik einzig und allein aus diesen bezieht. Ein Schwenker auf den Tacho des Busses, eine kurze Einstellung mit den verzweifelten Passagieren, ein fehlendes Straßenstück, dass das Weiterfahren unmöglich macht... ja, es sind einfache Mittel, derer man sich bedient, doch man weiß sie dafür immerhin stets so effektiv einzusetzen, dass aus den einzelnen Bausteinen eine eigene Komposition wird. Action, Tempo, Spannung, all diese Elemente beherrscht die Regie und das Zusammenspiel von Cutter, DoP und dem mit einem grandiosen Main Theme ausgestatteten Soundtrack von Mark Mancina funktioniert zu jedem Zeitpunkt.
Unterstützend ist hier natürlich auch, dass die Darstellerriege selbst mit sichtlichem Elan bei der Sache ist. Keanu Reeves als LAPD-Officer Jack liefert eine ordentliche Performance und überzeugt vor allem durch sein Charisma und seine physische Präsenz in Actionszenen. Dennis Hopper gibt den Bombenleger Howard Payne und macht aus diesem durch sein exzentrisches Overacting und seine bedrohliche Stimme einen schön fiesen Antagonisten, dessen wenige Schlagabtausche mit Jack zu den best geschriebenen Dialogen gehört, die "Speed" zu bieten hat. Die weibliche Hauptrolle gibt unterdessen Sandra Bullock. Zwar ist ihre Figur, wie es für diese Art von Film typisch ist, eine relativ hilflose und einseitige Person, Bullock weiß diesen kleinen Rahmen aber mit Charme zu füllen und wird so trotz ihrer wenig gewichtigen Funktion ein relevanter Faktor für den Spaß, den der Film verbreitet. Als letzter heimlicher Hauptdarsteller fungiert in dem Script von Graham Yost der Anlaß für die Hetzjagd selbst: Der Linienbus 2525. Und dies ist eben zwangsläufig deshalb der Fall, weil De Bont seinen Film und die Kunst der Inszenierung von Actionszenen sehr ernst nimmt. Handgemachte Stunts durchziehen das Feld, die Kamera bleibt stets nahe am Bus und das Maß an Beschleunigung und Kraft, das dieses Fahrgestell mit sich bringt, wird eindrucksvoll zelebriert. Gelungen also, dass der Film es sich später auch erlaubt, dem Bus sein angemessenes Ende zu verleihen und ihn denkwürdig zu "begraben".
Das danach noch ein Nachklapp folgen muss, der die Geschichte zu einem runden Abschluss bringt, ist ebenfalls eine nette Wendung, zumal man dadurch die Handlung im Nachhinein praktisch in drei Teile und je ein Fortbewegungsmittel einteilen kann: Fahrstuhl, Bus und U-Bahn. Zwar ist actionseitig auch das Outro noch einmal fein inszeniert und trotz des insgesamt geringen Budgets von 30 Millionen Euro genauso üppig wie der Rest, doch der gleiche Nervenkitzel wie im zweiten Akt will sich nicht mehr so recht einstellen, vor allem, wenn die ein oder andere Gefahr dann auch noch reichlich konstruiert daherkommt. Hopper vermag zwar in seinen letzten Momenten noch einmal groß aufzutrumpfen, ein wenig überflüssig mutet das ganze aber trotzdem an.
Fazit: Kaum ein anderer Titel wäre passender gewesen. "Speed" legt im Hauptteil des Filmes ein Tempo vor, dass sich sehen lassen kann und bietet dem Zuschauer zusätzlich zu makelloser Action-Inszenierung und einem glänzend aufgelegten Ensemble auch noch die üblichen Irrungen und Wendungen, die man von solch einem Abenteuer erwarten kann. Zwar verlaufen die ersten und letzten zwanzig Minuten relativ spannungsarm, dienen aber als netter Rahmen für das dazwischen liegende Spektakel, bei dem De Bont all seine Erfahrungen als Kameramann zu Nutzen weiß und das Beschwören von druckvollen Passagen nahezu perfektionieren kann. Zudem ist "Speed" auch eine schöne Hommage an die Essenz des Kinos im Allgemeinen und dem wohl wichtigsten Element, dass es in einem Film überhaupt nur geben kann und welches das Medium insbesondere auszeichnet: der Beschleunigung. Speed bedeutet Vollgas und nach diesen 116 Minuten wird sich niemand mehr trauen, etwas anders zu sagen, erst recht dann nicht, wenn man das Gefühl erlebt hat, am Ende befriedigend aufatmen zu können. Ein Meisterwerk ist "Speed" mit seiner dünnen Handlung also nicht geworden, ein Erlebnis aber allemal!
Manchmal braucht es für einen gelungenen Actionfilm eigentlich gar nicht so viel. Eine dünne, aber wirkende Handlung, in der es um ganz viel geht und die ordentlich Konfrontations-Potenzial beinhaltet. Ein männlicher Held, der blendend ausschaut und sich von nichts abbringen lässt. Ein fieses Arschloch, das einfach nur aus Größenwahn die ganze Welt zum Narren hält. Und eine hübsche Jungfrau in Nöten, die zufällig in die Geschichte gerät. Dazu ein paar handgemachte Stunts, Explosionen und ein lauter Soundtrack, der das Publikum antreibt. Fertig! Jan De Bont war Jahre lang Director of Photography bei verschiedenen Klassikern des Actiongenres, bis er sich selbst 1994 zutraute, das Zepter persönlich in die Hand zu nehmen und aus den obigen Zutaten ein explosives Stück Filmgeschichte zu schreiben. Ganz geglückt ist ihm das vielleicht nicht, ein zeitloser Hochgeschwindigkeitsthriller ist dabei dennoch entstanden.
Dabei sieht es zu Beginn noch gar nicht danach aus. Mit einer Geiselnahme in einem Fahrstuhl eines mehrstöckigen Bürogebäudes startet De Bont sein Regiedebüt und gibt uns eine Exposition der Charaktere und führt spätere, für die Handlung wichtige Elemente ein. Allerdings muss man gleich ernüchternd feststellen, dass das ganze etwas zu lange dauert und nicht so richtig Fahrt aufnimmt. Zwar ist die grundsätzliche Abfolge der Ereignisse interessant und von der Länge her auf den Punkt gebracht, der viel zitierte Funke will dabei aber noch nicht so recht überspringen. Glücklicherweise gönnt uns die Regie dann, wenn die ersten 20 Minuten vorüber sind, aber keinerlei Verschnaufpausen mehr. Mit einem höllischen Tempo werden wir mit Keanu Reeves als Protagonisten über die Straßen von Los Angeles hinter einem mit einer Bombe bepackten Bus her gejagt und fürchten um das Leben der Passagiere, die in kurzen Dialogen recht schnell, aber wirkungsvoll eingeführt wurden. Auffällig ist dabei, dass De Bont praktisch niemandem einen wirklichen Background gestattet, sondern sich ganz auf die immer weiteren Gefahrensituationen konzentriert und die Spannung und Dynamik einzig und allein aus diesen bezieht. Ein Schwenker auf den Tacho des Busses, eine kurze Einstellung mit den verzweifelten Passagieren, ein fehlendes Straßenstück, dass das Weiterfahren unmöglich macht... ja, es sind einfache Mittel, derer man sich bedient, doch man weiß sie dafür immerhin stets so effektiv einzusetzen, dass aus den einzelnen Bausteinen eine eigene Komposition wird. Action, Tempo, Spannung, all diese Elemente beherrscht die Regie und das Zusammenspiel von Cutter, DoP und dem mit einem grandiosen Main Theme ausgestatteten Soundtrack von Mark Mancina funktioniert zu jedem Zeitpunkt.
Unterstützend ist hier natürlich auch, dass die Darstellerriege selbst mit sichtlichem Elan bei der Sache ist. Keanu Reeves als LAPD-Officer Jack liefert eine ordentliche Performance und überzeugt vor allem durch sein Charisma und seine physische Präsenz in Actionszenen. Dennis Hopper gibt den Bombenleger Howard Payne und macht aus diesem durch sein exzentrisches Overacting und seine bedrohliche Stimme einen schön fiesen Antagonisten, dessen wenige Schlagabtausche mit Jack zu den best geschriebenen Dialogen gehört, die "Speed" zu bieten hat. Die weibliche Hauptrolle gibt unterdessen Sandra Bullock. Zwar ist ihre Figur, wie es für diese Art von Film typisch ist, eine relativ hilflose und einseitige Person, Bullock weiß diesen kleinen Rahmen aber mit Charme zu füllen und wird so trotz ihrer wenig gewichtigen Funktion ein relevanter Faktor für den Spaß, den der Film verbreitet. Als letzter heimlicher Hauptdarsteller fungiert in dem Script von Graham Yost der Anlaß für die Hetzjagd selbst: Der Linienbus 2525. Und dies ist eben zwangsläufig deshalb der Fall, weil De Bont seinen Film und die Kunst der Inszenierung von Actionszenen sehr ernst nimmt. Handgemachte Stunts durchziehen das Feld, die Kamera bleibt stets nahe am Bus und das Maß an Beschleunigung und Kraft, das dieses Fahrgestell mit sich bringt, wird eindrucksvoll zelebriert. Gelungen also, dass der Film es sich später auch erlaubt, dem Bus sein angemessenes Ende zu verleihen und ihn denkwürdig zu "begraben".
Das danach noch ein Nachklapp folgen muss, der die Geschichte zu einem runden Abschluss bringt, ist ebenfalls eine nette Wendung, zumal man dadurch die Handlung im Nachhinein praktisch in drei Teile und je ein Fortbewegungsmittel einteilen kann: Fahrstuhl, Bus und U-Bahn. Zwar ist actionseitig auch das Outro noch einmal fein inszeniert und trotz des insgesamt geringen Budgets von 30 Millionen Euro genauso üppig wie der Rest, doch der gleiche Nervenkitzel wie im zweiten Akt will sich nicht mehr so recht einstellen, vor allem, wenn die ein oder andere Gefahr dann auch noch reichlich konstruiert daherkommt. Hopper vermag zwar in seinen letzten Momenten noch einmal groß aufzutrumpfen, ein wenig überflüssig mutet das ganze aber trotzdem an.
Fazit: Kaum ein anderer Titel wäre passender gewesen. "Speed" legt im Hauptteil des Filmes ein Tempo vor, dass sich sehen lassen kann und bietet dem Zuschauer zusätzlich zu makelloser Action-Inszenierung und einem glänzend aufgelegten Ensemble auch noch die üblichen Irrungen und Wendungen, die man von solch einem Abenteuer erwarten kann. Zwar verlaufen die ersten und letzten zwanzig Minuten relativ spannungsarm, dienen aber als netter Rahmen für das dazwischen liegende Spektakel, bei dem De Bont all seine Erfahrungen als Kameramann zu Nutzen weiß und das Beschwören von druckvollen Passagen nahezu perfektionieren kann. Zudem ist "Speed" auch eine schöne Hommage an die Essenz des Kinos im Allgemeinen und dem wohl wichtigsten Element, dass es in einem Film überhaupt nur geben kann und welches das Medium insbesondere auszeichnet: der Beschleunigung. Speed bedeutet Vollgas und nach diesen 116 Minuten wird sich niemand mehr trauen, etwas anders zu sagen, erst recht dann nicht, wenn man das Gefühl erlebt hat, am Ende befriedigend aufatmen zu können. Ein Meisterwerk ist "Speed" mit seiner dünnen Handlung also nicht geworden, ein Erlebnis aber allemal!
Marvels Der unglaubliche Hulk
Der Plan eines großen voneinander abhängigen Comicuniversums im Filmformat, bei dem viele parallel existierende Einzelfranchises immer wieder aneinander anecken und in Crossovern zusammentreffen, klang bereits auf dem Papier gewagt, doch 2008 startete Produzent Kevin Feige sein ungewöhnliches Experiment mit dem Einführungsfilm zum ersten Teammitglied: Iron Man. Die Frage, wer als nächstes vorgestellt werden sollte, beantwortete er noch im selben Jahr mit "Marvels Der unglaubliche Hulk" und einer Verfilmung der bekannten Geschichte rund um den Wissenschaftler Bruce Banner, der bei einem Selbstexperiment etwas zu sehr von Gammastrahlung bestrahlt wird und sich daraufhin beim Anstieg seines Pulses in ein großes grünes Wutmonster verwandelt. Während man beim eisernen Mann noch relativ viel Spielraum besaß und dem Publikum einen weitgehend unbekannten Helden vorzustellen hatte, sah die Sachlage beim Hulk schon etwas anders aus, denn in den USA ist dieser einer der bekanntesten Superhelden überhaupt. Doch genau wie bei "Iron Man" sind es auch hier Regisseur und Hauptdarsteller, die aus dem klassischen Blockbuster etwas besonderes machen.
Der französische Regisseur Louis Leterrier verzichtet dabei im Gegensatz zu seinem Kollegen Jon Favreau auf eine ganz gravierende Eigenschaft: Sein Film versteht sich nicht als Origin-Story und will das auch gar nicht sein. Die Entstehungsgeschichte des Hulks ist ohnehin weitreichend bekannt und für alle, die nicht mit ihr vertraut sein sollten, wird im dreiminütigen Intro alles wichtige in kurzen Szenenbruchstücken zusammengefasst. Viel eher scheint Leterrier sich für das Innenleben seines Protagonisten und dem Konflikt zwischen Banner und seinem Alter Ego zu interessieren, das ein wenig an eine gespaltene Persönlichkeit oder den Literaturklassiker Jekyll und Hyde erinnert. In Folge dessen scheint auch die Besetzung des Helden durch den für dieses Genre eher untypischen Edward Norton absolut folgerichtig. Dieser versteht es die komplette Laufzeit über, mit seinem abgemagerten Äußeren den von Ängsten geplagten Flüchtling darzustellen und trotz seiner wilden Taten als Wutmonster stets tragische Identifikationsperson des Publikums zu bleiben. Ähnlich passend sind sonst nur William Hurt als mürrischer General nach bester Käptn Ahab Tradition und Tim Roth als besessener Antagonist besetzt, wobei besonders letzterer einige der besten Momente abbekommt. Liv Tyler ist in der weiblichen Hauptrolle leider akut fehlbesetzt und wirkt teilweise regelrecht aufgesetzt, zumal ihre Figur ohnehin nie so richtig im Film anzukommen scheint.
Wenn man an den Hulk denkt, dann denkt man aber nicht nur an großes Drama, obwohl das bei Leterrier dennoch nie vernachlässigt wird, sondern auch an massig Action und die gibt es demzufolge auch, wenn auch nie in dem Ausmaß, das man hätte erwarten dürfen. Eher könnte man sagen, dass "Marvels Der unglaubliche Hulk" sich in drei Abschnitte einteilen lässt, die jeweils mit einem Auftritt des Hulks enden und an ihre jeweilige Location gebunden sind. Nach dem Intro dient das erste Drittel in Brasilien vordringlich expositionellen Anliegen und mundet in einer wunderbar fotografierten und temporeichen Verfolgungsjagd durch das Armenviertel Rocinha Favela, welche in einem leeren Fabrikgelände zur ersten Konfrontation zwischen Pro- und Antagonist endet, auch, wenn beide hier noch nicht mit offenen Karten spielen. Im zweiten Drittel kehrt mehr Ruhe ein und die zarte Liebesgeschichte darf sich entfalten, bis dann die großartige Sequenz auf dem Campusgelände folgt, die das erste Mal den Hulk in voller Montur zeigt und auch durch den starken und Blockbuster untypischen Soundtrack von Craig Armstrong besonders an Druck gewinnt. Im Showdown spitzt sich das Tempo dann vorbildlich zu und der finale Kampf zwischen dem Hulk und der Abomination ist möglicherweise etwas too much für den ein oder anderen, aber tricktechnisch toll gemacht und der einzig logische Abschluss für das, was wir in den vorherigen Anderthalb Stunden zu sehen bekommen haben. Müsste man angehenden Jungregisseuren anhand eines Filmes erklären, wie man einen klassischen Blockbuster aufbauen sollte in Bezug auf die Spannungskurve, das Verhältnis von Action in Relationen zur Laufzeit und der Zu- bzw. Abnahme von Tempo und Dynamik: Letteriers Hulk wäre nicht unbedingt der verkehrteste Kandidat dafür!
Eins sollte noch gesagt werden: Zwar ist "Der unglaubliche Hulk" fantasievoll, schnell erzählt und traut sich sogar ein wenig schmutzig und dreckig zu sein, aber dennoch bleibt es bei allen Ambitionen ein Unterhaltungsfilm für Kinobesucher. Und als dieser ist es nun einmal beinahe unmöglich, allen Aspekten der Handlung den Raum und Platz zu geben, den sie verdienen würden. So wirken sich Banners Traumata nur wenig auf seine Persönlichkeit aus und die extreme Wandlung von Tim Roths Emil Blonsky zur Abomination ist dann sehr schnell vollzogen. Um dem allen gerecht zu werden, reichen 120 Minuten einfach nicht aus. Und so hätte es "Marvels Der unglaubliche Hulk" definitiv gut getan, mindestens mit einer zusätzlichen halben Stunde gesegnet zu sein. Doch auch das gesehene vermag meist zu überzeugen und selbst wenn vieles nur andeutungsweise vorhanden ist, kann der Film es durch sein Tempo und durch seine anderen positiven Attribute ausgleichen.
Fazit: Zu kurz um allen Handlungselementen gerecht zu werden, aber genau passend für einen vergnüglichen Samstagabend, um sich mit Freunden von der Zerstörungswut brachialer Monster erschlagen und von den leisen Tönen der Handlung überraschen zu lassen. So oder so ähnlich könnte man Marvels zweite Runde des Marvel Cinematic Universes beschreiben, welche besonders in dem ersten winzigen Crossover in der letzten Szene bereits einen guten Ausblick darauf gibt, wie das ganze aussehen könnte, wenn der Masterplan eines Tages aufgeht. Bis dahin kann man an den wenigen Schwächen im Konzept sicher noch feilen. "Marvels Der unglaubliche Hulk" zeigt aber schon einmal sehr gut auf, wie ein gelungener Mix auf Story und Action aussehen könnte, wenn man mit der nötigen Ernsthaftigkeit an eine so absurde Grundlage, wie ein Comicheft es ist, herangeht.
Der Plan eines großen voneinander abhängigen Comicuniversums im Filmformat, bei dem viele parallel existierende Einzelfranchises immer wieder aneinander anecken und in Crossovern zusammentreffen, klang bereits auf dem Papier gewagt, doch 2008 startete Produzent Kevin Feige sein ungewöhnliches Experiment mit dem Einführungsfilm zum ersten Teammitglied: Iron Man. Die Frage, wer als nächstes vorgestellt werden sollte, beantwortete er noch im selben Jahr mit "Marvels Der unglaubliche Hulk" und einer Verfilmung der bekannten Geschichte rund um den Wissenschaftler Bruce Banner, der bei einem Selbstexperiment etwas zu sehr von Gammastrahlung bestrahlt wird und sich daraufhin beim Anstieg seines Pulses in ein großes grünes Wutmonster verwandelt. Während man beim eisernen Mann noch relativ viel Spielraum besaß und dem Publikum einen weitgehend unbekannten Helden vorzustellen hatte, sah die Sachlage beim Hulk schon etwas anders aus, denn in den USA ist dieser einer der bekanntesten Superhelden überhaupt. Doch genau wie bei "Iron Man" sind es auch hier Regisseur und Hauptdarsteller, die aus dem klassischen Blockbuster etwas besonderes machen.
Der französische Regisseur Louis Leterrier verzichtet dabei im Gegensatz zu seinem Kollegen Jon Favreau auf eine ganz gravierende Eigenschaft: Sein Film versteht sich nicht als Origin-Story und will das auch gar nicht sein. Die Entstehungsgeschichte des Hulks ist ohnehin weitreichend bekannt und für alle, die nicht mit ihr vertraut sein sollten, wird im dreiminütigen Intro alles wichtige in kurzen Szenenbruchstücken zusammengefasst. Viel eher scheint Leterrier sich für das Innenleben seines Protagonisten und dem Konflikt zwischen Banner und seinem Alter Ego zu interessieren, das ein wenig an eine gespaltene Persönlichkeit oder den Literaturklassiker Jekyll und Hyde erinnert. In Folge dessen scheint auch die Besetzung des Helden durch den für dieses Genre eher untypischen Edward Norton absolut folgerichtig. Dieser versteht es die komplette Laufzeit über, mit seinem abgemagerten Äußeren den von Ängsten geplagten Flüchtling darzustellen und trotz seiner wilden Taten als Wutmonster stets tragische Identifikationsperson des Publikums zu bleiben. Ähnlich passend sind sonst nur William Hurt als mürrischer General nach bester Käptn Ahab Tradition und Tim Roth als besessener Antagonist besetzt, wobei besonders letzterer einige der besten Momente abbekommt. Liv Tyler ist in der weiblichen Hauptrolle leider akut fehlbesetzt und wirkt teilweise regelrecht aufgesetzt, zumal ihre Figur ohnehin nie so richtig im Film anzukommen scheint.
Wenn man an den Hulk denkt, dann denkt man aber nicht nur an großes Drama, obwohl das bei Leterrier dennoch nie vernachlässigt wird, sondern auch an massig Action und die gibt es demzufolge auch, wenn auch nie in dem Ausmaß, das man hätte erwarten dürfen. Eher könnte man sagen, dass "Marvels Der unglaubliche Hulk" sich in drei Abschnitte einteilen lässt, die jeweils mit einem Auftritt des Hulks enden und an ihre jeweilige Location gebunden sind. Nach dem Intro dient das erste Drittel in Brasilien vordringlich expositionellen Anliegen und mundet in einer wunderbar fotografierten und temporeichen Verfolgungsjagd durch das Armenviertel Rocinha Favela, welche in einem leeren Fabrikgelände zur ersten Konfrontation zwischen Pro- und Antagonist endet, auch, wenn beide hier noch nicht mit offenen Karten spielen. Im zweiten Drittel kehrt mehr Ruhe ein und die zarte Liebesgeschichte darf sich entfalten, bis dann die großartige Sequenz auf dem Campusgelände folgt, die das erste Mal den Hulk in voller Montur zeigt und auch durch den starken und Blockbuster untypischen Soundtrack von Craig Armstrong besonders an Druck gewinnt. Im Showdown spitzt sich das Tempo dann vorbildlich zu und der finale Kampf zwischen dem Hulk und der Abomination ist möglicherweise etwas too much für den ein oder anderen, aber tricktechnisch toll gemacht und der einzig logische Abschluss für das, was wir in den vorherigen Anderthalb Stunden zu sehen bekommen haben. Müsste man angehenden Jungregisseuren anhand eines Filmes erklären, wie man einen klassischen Blockbuster aufbauen sollte in Bezug auf die Spannungskurve, das Verhältnis von Action in Relationen zur Laufzeit und der Zu- bzw. Abnahme von Tempo und Dynamik: Letteriers Hulk wäre nicht unbedingt der verkehrteste Kandidat dafür!
Eins sollte noch gesagt werden: Zwar ist "Der unglaubliche Hulk" fantasievoll, schnell erzählt und traut sich sogar ein wenig schmutzig und dreckig zu sein, aber dennoch bleibt es bei allen Ambitionen ein Unterhaltungsfilm für Kinobesucher. Und als dieser ist es nun einmal beinahe unmöglich, allen Aspekten der Handlung den Raum und Platz zu geben, den sie verdienen würden. So wirken sich Banners Traumata nur wenig auf seine Persönlichkeit aus und die extreme Wandlung von Tim Roths Emil Blonsky zur Abomination ist dann sehr schnell vollzogen. Um dem allen gerecht zu werden, reichen 120 Minuten einfach nicht aus. Und so hätte es "Marvels Der unglaubliche Hulk" definitiv gut getan, mindestens mit einer zusätzlichen halben Stunde gesegnet zu sein. Doch auch das gesehene vermag meist zu überzeugen und selbst wenn vieles nur andeutungsweise vorhanden ist, kann der Film es durch sein Tempo und durch seine anderen positiven Attribute ausgleichen.
Fazit: Zu kurz um allen Handlungselementen gerecht zu werden, aber genau passend für einen vergnüglichen Samstagabend, um sich mit Freunden von der Zerstörungswut brachialer Monster erschlagen und von den leisen Tönen der Handlung überraschen zu lassen. So oder so ähnlich könnte man Marvels zweite Runde des Marvel Cinematic Universes beschreiben, welche besonders in dem ersten winzigen Crossover in der letzten Szene bereits einen guten Ausblick darauf gibt, wie das ganze aussehen könnte, wenn der Masterplan eines Tages aufgeht. Bis dahin kann man an den wenigen Schwächen im Konzept sicher noch feilen. "Marvels Der unglaubliche Hulk" zeigt aber schon einmal sehr gut auf, wie ein gelungener Mix auf Story und Action aussehen könnte, wenn man mit der nötigen Ernsthaftigkeit an eine so absurde Grundlage, wie ein Comicheft es ist, herangeht.
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 11 Gäste