Filmtagebuch: Hannibal
Moderator: SFI
Need for Speed
Im Vergleich zur "The Fast and Furious"-Reihe muss sich Need for Speed überraschenderweise nicht im geringsten verstecken. Die erwartungsgemäß recht zweidimensionalen Charaktere werden in eine simple, aber aufgrund eines effektiv platzierten Crashs durchaus effektive Rache-Geschichte katapultiert, die trotz Überlänge wenig Zeit zum Luftholen bietet und trotz moderaten Budgets durchaus memorable Action-Szenen generieren kann, die sich vor der Konkurrenz nicht zu verstecken brauchen. Gerade der Fakt, dass hier Millionen-schwere Edelkarossen (bzw. deren Doubles) statt aufgemotzter Reisschüsseln, dran glauben müssen sichert dem Streifen ein Alleinstellungs-Merkmal gegenüber dem übermächtigen Diesel/Walker-Franchise. Ebenfalls sehr erfreulich ist der weitgehende Verzicht auf übermäßig-offensichtlichen CGI-Einsatz. Aaron "Yeah, bitch!" Paul gelingt es darüberhinaus seinen arg flach geschriebenen Charakter mit genug Leben zu füllen, um den Motor über die gesamte Laufzeit zumindest nicht absaufen zu lassen...viel mehr erwartet man von einem solchen Film ja auch nicht. Die Action rockt, die Bilder sind edel, der Cast solide...alles in allem eine durchaus positive Überraschung, die - Teil 1 und Fast Five mal ausgenommen - eher besser als die Konkurrenz ist.
Knapp
Captain America - The Winter Soldier
Nach dem recht durchschnittlichen Start des Captains im Jahr 2011 stellt "The Winter Soldier" überraschenderweise einen der gelungensten Beiträge aus dem MCU da. Dank des spritzigen Teams um den Cap erfreut der Blockbuster mit einer spannenden, erstaunlich komplexen Geschichte, die aktuelle gesellschaftliche Diskurse (NSA-Überwachung,...) zumindest oberflächlich aufgreift (immerhin) und immer wieder mit geerdeten, aber dennoch bildgewaltigen Action-Sequenzen aufbohrt. So entsteht ein vollkommen runder Blockbuster mit einigermaßen vorhersehbaren Twists, tollen Schauwerten und einem Ensemble, dass sichtlich Spaß an der Arbeit hatte.
Last Vegas
In der vermeintlichen Tradition von Hangover wollen es die vier alten Haudegen Michael Douglas, Robert De Niro, Kevin Kline und Morgan Freeman nochmal wissen und starten eine Odyssee durch's Zocker-Parades, die glücklicherweise wenig mit dem Proll-Kater-Ausflug zu tun hat. Wirklich Neues bietet die Geschichte um vier alte Freunde, die versuchen in der Spieler-Stadt ihrem gehobenen Alter zu entfliehen natürlich nicht. Der Streifen nach konzentriert sich nach bewährter Formel auf das spaßige Zusammenspiel eines perfekt aufeinander abgestimmten und offensichtlich viel Spaß an der Sache habenden Casts, die kleine und größere Problemchen überwinden, bevor sich am Ende alle wieder zufrieden in den Armen halten. Big Surprise....aber dennoch sehr solide und unterhaltsam anzuschauen.
The Purge: Anarchy
Die dem letztjährigen Überraschungs-Erfolg The Purge eilig hinterher geschobene Fortsetzung beschränkt sich auf eine günstig produzierte und dennoch rasante Hatz nach dem 10-kleine-Negerlein-Prinzip, die inhaltlich das soziale Konfliktpotenzial der Ausgangidee nur sehr unmotiviert anreißt und sich auf den puren Effekt der staatlich eingeführten, ausladenden Menschenjagd verlässt. Das bedeutet in Close-Ups präsentierte Dauer-Action, der man das günstige Budget jederzeit ansieht, ein allenfalls durchschnittlicher Cast und ein 08/15-Skript, dass in seiner Formelhaftigkeit eher an DTV-Kost erinnert. Eingeschränkt Spaß macht der Streifen zwar, uninspiriert und mit wenig Motivation runtergekurbelt ist er dennoch zu jeder Filmminute..
The Conjuring
Lange ist es her, dass ein Horrorfilm mir einen Schauer über den Rücken gejagt hat. Mit "The Conjuring" schafft James Wan dieses Kunststück endlich nochmal. Fernab von Torture-Porn - dem Genre, was er mit "Saw" selbst gegründet hat (obwohl das eigentlich gar nicht stimmt, war der erste Teil doch eher ein Suspense-lastiger Thriller, der erst im Laufe der Fortsetzungen zur reinen Splatter-Orgie verkam) - wird hier Spannungskino der ganz alten Schule zelebriert. Dabei wird das Rad zu keinem Zeitpunkt neu erfunden aber dafür erstaunlich gut geschmiert ins Rennen geschickt. Mit überzeugendem Cast, edler Inszenierung und dem richtigen Gefühl für Gänsehaut und Schock-Momente steuert Wan seinen klassisch angelegten Streifen in ein etwas zu konservatives Finale. Da hätte man sich vielleicht etwas mehr Mut gewünscht. Dennoch enorm erfrischend nach der Menge an Schlachtplatten, die man die letzten Jahre um die Ohren gesplattert bekam.
Insidious
...und das selbe trifft eigentlich auch auf den früher entstandenen Insidious - ebenfalls von James Wan - zu. Auffällig ist die Ähnlichkeit des Story-Verlaufs, auch wenn Insidious sich trotz anfänglicher Parallelen auf anderen Pfaden bewegt als der wesentlich klassischere Conjuring. Glücklicherweise geht er nach einer etwas schleppenderen Einleitung aber ähnlich effektiv zu Werke und generiert mehrere, überaus eindrucksvolle Gänsehaut-Schauer mit einer zentralen Sequenz zur Filmmitte, die es wahrlich in sich hat und in ihrer Intensität Conjuring zu jeder Zeit Paroli bieten kann. Nach den Haupt-Gänsehautstürmen entlädt sich die sich langsam auflösende Geschichte (die glücklicherweise nicht in zu viel Nonsens ersäuft wird) in einem Spannungs-geladenen, aber erneut leicht abfallenden Finale, dass seiner konservativen Natur immerhin mit einem perfekt sitzenden Schlussschock den Boden unter den Füßen wegziehen kann. Insidious ist - wie schon Conjuring - nicht unbedingt einfallsreich oder innovativ, aber dafür enorm effektiv. Mit wenig Mitteln zum Ziel...bezeichnenderweise können das in Hollywood nicht mehr viele...
Insidious Chapter 2
Von Horror-Sequels sollte man in der Regel nicht viel mehr als ein Plus an Gore und etwas mehr morbidem Exzess erwarten...viel mehr verspricht der Trailer zum zweiten Teil auch nicht. Der Beginn der Geschichte entpuppt sich als klassische Haunted-House-Story, die nahtlos an den ersten Teil anknüpft und wenig neue Schocks auffährt. James Wan fährt die Schockdichte allerdings recht schnell nach oben, was den Film zu einem ähnlich intensiven Erlebnis wie beim Vorgänger werden lässt und integriert einige Schauplatzwechsel, die die Eintönigkeit des Schemas wirkungsvoll aufbrechen. Der wahre Kniff kommt aber erst etwa nach der Hälfte der Laufzeit, der Chapter 2 quasi von 0 auf 100 zu einem der originellsten Horror-Sequels überhaupt macht. Viel besser konnte man beide Geschichten wahrlich nicht ineinander verwerben...es gibt clever inszenierte Verweise, Verschachtelungen und Anspielungen, so dass aus "Insidious" und "Insidious Chapter 2" ein organisches Ganzes wird, welches im Horror-Genre in dieser Verwobenheit seinesgleichen sucht. Die Inszenierung ist gewohnt intensiv, generiert erstaunlich oft Gänsehautschauer, der Cast spielt angemessen...ein kleines Sequel-Juwel im Horror-Franchise-Dschungel!
,5
Die Tür
Eine kleine deutsche Genre-Produktion mit dem Boom-Dänen Mads Mikkelsen? Klingt ungewöhnlich und im Rahmen der deutschen Filmlandschaft ist es das auch. In einer beinahe-Low-Budget-Produktion entfaltet sich ein erstaunlich originelles, souverän gespieltes Fantasy-Parallel-Welt-Konstrukt, welches nur gegen Ende ein wenig den Boden unter den Füßen verliert. Unterhaltsam anzuschauen und zumindest mal sehr erfrischend ein solches Genre-Filmchen aus deutschen Kreisen zu sehen...
Wish I Was Here
Zach Braff's Regie-Zweitling und Crowdfunding-Aufreger "Wish I Was Here" ist einer dieser Filme, die lange nicht alles richtig machen, aber von Anfang an grundsympathisch daher kommen. Die größte Stärke ist dabei das nicht zu skurile Figuren-Repertoir, das in seiner Verschrobenheit erstaunlich greifbar erscheint. Dabei verliert Braff nur wenig Zeit mit tiefschürfenden Charakterisierungen und konzentriert sich anstattdessen auf einige Profil-schärfende "Signature"-Sequenzen der jeweiligen Charaktere. Das sorgt zwar nicht für Tiefgang, aber für lebendige, authentische Figuren. Im Vergleich zu "Garden State" weist vor allem das Drehbuch einige Unwuchten auf, die man mit einer längeren Fassung möglicherweise hätte beheben können. Insgesamt ist Braff dann doch etwas zu sparsam, gibt den definierenden Sequenzen zu wenig Raum und walzt an anderer Stelle die Comedy etwas zu sehr aus. Das artet nie in nervige, unpassende Slapstick aus und ist auch weit entfernt von der Gag-Dichte von "Scrubs"... Herauszuheben ist der große Anteil der jüdischen Kultur im Skript, die dem sonst oft christlich geprägten Hollywood-Kino (trotz hohen Juden-Anteils in der Filmbranche) eine angenehm frische Note verleiht sowie die vielen visuellen Ideen von Regisseur Zach Braff. Die Inszenierung ist verspielt aber nie selbstzweckhaft und zaubert wunderschöne Bilder in das tragikomische Gemälde, was emotional in der Mehrheit der Szenen überaus treffsicher daher kommt. Auch die schauspielerischen Leistungen sind durch die Bank überzeugend, höchstens der stereotype Nerd-Charakter gespielt von Josh Gad nervt stellenweise, zumal seine Motivationen nur sehr oberflächlich rausgearbeitet wurden. Zach Braff und Kate Hudson harmonieren vernünftig, großartig sind Filmtochter Joey King sowie Großvater Mandy Patinkin. Ebenfalls sehr sympathisch sind die eigenpflegten Chameos von Jim "Sheldon" Parsons (stimmig und höchst amüsant) und Donald "Turk" Faison, sowie diversen anderen Scrubs-Gesichtern. Was "Wish I Was Here" stellenweise fehlt ist etwas mehr Tiefgang in Form einer längeren Filmfassung, der mehr Zeit bietet die Figuren und ihre Probleme herauszuarbeiten. So bleibt das ambitionierte Crowdfunding-Projekt stellenweise löchrig und unrund, macht aber trotzdem großen Spaß und wirkt durchgängig hochsympathisch.
Gute
Dead Silence
James Wan kann also auch schlechter..."Dead Silence" beinhaltet zwar gute Ideen, wirkt aber zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise so einnehmend und intensiv wie Wan's Folge-Arbeiten im Genre. Dies liegt zum einen am überaus blassen Hauptdarsteller, aber auch einer sehr traditionell-umgesetzten Gruselgeschichte, die bis auf den Schluss-Twist komplett kalt lässt. Interessant sind in dem Fall das alternative Ende sowie der alternative Anfang im Bonus-Material, welche das Werk qualitativ um eine ganze Klasse angehoben hätten..
Sinister
Ein wirklich toll aufspielender Ethan Hawke in einem langsam anlaufenden Horror-Vehikel, dass sich viel Zeit nimmt den Titel-gebenden Sinister-Mythos zu entfalten, aber dann im letzten Drittel elementare Fehler in der Hinführung zum Finale macht. Das sorgfältig zusammengesetzte Monster wirkt regelrecht kastriert, der Mythos fällt wie ein Kartenhaus in sich zusammen, obwohl die Auflösung wahrhaft Potenzial hat. Hier wäre trotz gelungener, sehr atmosphärischer ersten Hälfte mehr drin gewesen...
Shutter Island
Hierzu spare ich mir ausführlichere Äußerungen, da eigentlich schon alles gesagt wurde. Bei der Erstsichtung war ich weit weniger begeistert als der Konsens, die Zweitsichtung ist dafür um einiges intensiver, da der Film durch die nun bekannte Auflösung um eine faszinierende Ebene erweitert wird. Ich hätte nie gedacht, dass ein Film in der Zweitsichtung derart gewinnen kann...sehr beeindruckend, wie kohärent und weitsichtig Scorsese beide Welten bebildern konnte, ohne dass sie sich zu offensichtlich berühren...das hat schon was von einem inszeniatorischen Meisterwerk..
Hm, krass...Dead Silence fand ich echt über weite Strecken nervig und belanglos, zumal der Hauptdarsteller blass blieb und Donnie Wahlberg mit einer vollkommen bescheuert konzipierten Rolle sogar richtig genervt hat. Die Idee mit den stillen Sequenzen war toll, das Setting in Teilen atmosphärisch, dann aber auch wieder zu inkonsequent mit den technischen Spielereien & Ultra-Weitwinkel-Shots umgesetzt. Das hat sich irgendwie gegenseitig aufgehoben. So wirklich gut war für mich nur die Auflösung, der Rest war purer Durchschnitt. Im Gegensatz dazu hat Insidious mich streckenweise wirklich das Fürchten bzw. die Gänsehaut wieder gelehrt...so einen Moment gab's in "Dead Silence" nicht einmal..freeman hat geschrieben:Ich bin da bei Mars ... und ich habe beide Insidious Teile gesehen. Teil zwei kam dabei bei mir leider genauso an, wie beim Gros der Journalie. Gar nicht. Dead Silence dagegen fand ich prächtig.
Maleficent
Erstaunlicherweise mal ein Disney-Märchen, welches etwas gegen den Strich gebürstet ist und zudem noch fantastisch funktioniert. Die etwas andere Sichtweise auf Dornröschen's Leidensgeschichte ist mit Schwung und mitreißend erzählt, technisch einwandfrei umgesetzt und sympathisch besetzt. Angelina Jolie dominiert erwartungsgemäß, trägt aber auch maßgeblich zum Funktionieren des Films bei. Einziges Haar in der Suppe ist das etwas zu süßliche, moralisch korrekte Ende, dass in Anbetracht der vermeintlichen Innovation den Enthusiasmus dann doch wieder deutlich dämpft...
Mama
Ein Film, der in erster Linie darunter leidet, dass er zu viel zeigt. Die Ausgangsidee ist herrlich atmosphärisch und kann viele dieser Momente auch auf die Kinoleinwand transportieren. Diese dichten, intensiven Sequenzen werden von plakativer Effektarbeit anschließend schnell wieder ausgehebelt, die nur ganz selten für Gänsehaut-Momente sorgen kann. So steht sich der Film Suspense-technisch nicht selten selbst im Weg herum, dabei ist der Cast überdurchschnittlich gut, allen voran die beiden jungen Mädels. Insgesamt macht Mama auf dem Papier unheimlich viel richtig und verhältnismäßig wenig falsch, doch die produzierten Fehler können weder von der interessanten Ausgangsidee noch einer etwas seltsamen Jessica Chastain aufgefangen werden. Hier wäre weniger mehr gewesen...
The Purge
Trotz haarsträubender Aktionen der Protagonisten und heftiger Logikfehler ist der erste "The Purge" doch eine erstaunlich solide und trocken-effektive Angelegenheit. Das absurde Szenario gewinnt schnell an Glaubwürdigkeit und schnell sind sämtliche Handbremsen gelöst und das Unheil nimmt seinen Lauf. Besonders innovativ geht man hier dabei freilich nicht vor, aber es reicht für eine Prise Gesellschaftskritik, psychologische Konflikte, ein paar nicht weiter dramatische Gewaltspitzen, sowie den ein oder anderen netten Twist. Sicherlich keine überragende Angelegenheit, aber ein Horror-Flick, den man ganz gut weggucken kann..
Sabotage
Ich hätte es nie vermutet, aber "Sabotage" stellt sich als intensivster Post-Governator-Schwarzenegger heraus, der darüberhinaus sogar Anflüge von gelungenem Schauspiel zeigt hier und da. Was Arnold's Charakter angeht, hab ich ihn selten so überzeugend gesehen...gebrochen und gleichzeitig undurchsichtig. Das hat er echt gut gemacht, eine seiner besten Leistungen. Der strukturelle Aufbau der Geschichte ist bis auf die lahme, unlogische Auflösung äußerst gelungen. Der Mangel an Action im Mittelteil fällt angesichts der Erzählstruktur und der Konzentration auf Schwarzenegger kaum auf. Wenn es dann mal kracht, kracht es richtig derbe...derart detaillierte Einschüsse hab ich lange nicht mehr gesehen, dagegen wirken die Expendables wie ein Kindergeburtstag. Der realistische Ansatz funktioniert erstaunlich gut, hätte allerdings noch konsequenter durchgezogen sein können, v.a. gegen Ende hin. Die Auflösung ist eine mittelschwere Katastrophe und zieht den Film nachträglich ordentlich runter. Wer hat sich nur diesen Plot-Twist ausgedacht? Der Epilog ist dann wieder versöhnend und zeigt nochmal genau das, was man als Arnie-Fan sehen möchte...stilsicher und herrlich altmodisch.
Im Nachgang überwiegt trotz unübersehbarer Mängel doch das positive, denn Arnie war wirklich nochmal mit Herz und Seele dabei und hat mehr aus seiner gebrochenen Figur rausgeholt, als ich ihm das jemals zugetraut hätte. Das macht den FIlm ungewöhnlich intensiv...er wirkt nach und beschäftigt weiter...und das hat man bei Filmen der alten Recken verhältnismäßig selten...
Gute
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