Filmtagebuch: Vince

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Beitrag von LivingDead » 03.05.2015, 15:48

War so schnell futsch? Naja, aber ich denke mal, dass der schnell für nen 10er abzugreifen sein wird. :)
Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von SFI » 03.05.2015, 15:56

Ja und absolut!

@Montana: Irgendwie auch verständlich. Bei dem ganzen Output hätte sogar Mozart Kreativprobleme bekommen. :lol: Wobei ich mir auch gut vorstellen kann, dass Zimmer Subunternehmer hat. Ein Stuhl der in China geschnitzt und zusammengeklebt wird, darf sich wegen einer in Deutschland nachträglichen Lasur ja dann auch Made in Germany schimpfen. :lol:
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Beitrag von Vince » 03.05.2015, 17:56

LivingDead hat geschrieben:Sehe aber die zweite Staffel etwas schwächer (also Season 1: 9 Pkt., wenn auch knapp, und S.2: 8 Punkte), da sie mir insgesamt zu schematisch abläuft.
Jip, entspricht genau meiner Bewertung und Einschätzung. Season 3 muss auf jeden Fall mal von dem doch recht geradlinigen Weg abweichen.

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Beitrag von freeman » 04.05.2015, 09:31

... den Appetit auf Wissenschaftlichkeit in Verbindung mit der Raumfahrt angeregt
Ich habe den Film unlängst einem Kumpel geliehen, der seinen Doktor in Sachen Relativitätstheorie gemacht hat (und aktuell am CERN arbeitet) und mir das gute Stück zurückgab mit einem "aus meiner Sicht isses schon ein nettes, leider längst überholtes Märchen". Der Film wäre schon sehr pseudo... wissenschaftlich wollte er nicht verwenden :lol:

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Beitrag von SFI » 04.05.2015, 16:29

Krasse Sache, was der wohl zu Marvel Filmen sagt. :lol:

Frag ihn mal was denn jetzt mit der Relativitätstheorie ist, weil die Neutrinos in CERN ja angeblich das Licht überholt haben. :lol:
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Beitrag von freeman » 05.05.2015, 09:42

Da die Marvelfilme an sich selbst einen anderen Anspruch haben als die pseudoschlauen Nolans, geht er an die anders ran. Ich denke mal, das muss man net erklären ;-)

An den letzten Spielereien im Cern war er tatsächlich beteiligt. Ihm dazu Fragen zu stellen, macht aber nicht viel Sinn. Nach drei bis vier Worten steigt man komplett aus, selbst bei den Erklärungen zu den Nachfragen kommt man als Physikleistungskursler net mit :lol:

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Beitrag von Wallnuss » 05.05.2015, 11:46

freeman hat geschrieben:Da die Marvelfilme an sich selbst einen anderen Anspruch haben als die pseudoschlauen Nolans, geht er an die anders ran.
Pseudoschlau ist aber schon etwas unfair und auch nicht unbedingt korrekt, weil die gesellschaftskritischen Inhalte eben durchaus intelligent sind (ob einem das gefällt, ist ne andere Geschichte).

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Beitrag von Vince » 05.05.2015, 18:08

Pseudo ist im Generellen wohl eher, als Studierter sein theoretisch erworbenes Wissen an einem Unterhaltungsfilm anzuwenden. Hab ich nie verstanden, wieso man Filme auf einer solchen Grundlage auseinandernehmen sollte. Wie Wallnuss ganz richtig erkannt hat, geht es bei einem solchen Film nicht in erster Linie um sachliche Richtigkeit, sondern um die daraus generierten Inhalte. Jeder Film muss Fakten biegen, um seine Aussage bringen zu können. Also sag deinem Kumpel, als nächstes soll er Filme studieren, könnte erkenntnisreich werden. ;)

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Beitrag von SFI » 05.05.2015, 18:16

... zumal ein Science Fiction Film auch Anrecht auf Zweiteres hat.
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Beitrag von freeman » 06.05.2015, 09:35

Auseinandergenommen hat er ihn mitnichten. Was ich geschrieben habe, war schon alles. Keine Sorge. Ich hätte irgendwelche Erklärungen eh net gerafft. ;-)

Nunja, und pseudoschlau lasse ich dennoch stehen. Damit meine ich den wissenschafltichen Background und so manchen Logikbug (ich verweise einfach nur mal auf Vinces Wellen ;-)). Die daraus abgeleiteten gesellschaftskritischen Inhalte sind davon unberührt, auch wenn sie freilich auf falschen Annahmen aufbauen UND altbekannt sind. Da hat man ja nun weiß Gott nichts Neues gehört.

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Beitrag von Wallnuss » 06.05.2015, 16:36

Das ist dann aber eine etwas mehr als merkwürdige Definition von pseudoschlau, die mit dem eigentlichen Begriff gar nichts mehr zu tun hat.

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Beitrag von freeman » 07.05.2015, 08:54

Das musste mir jetzt aber erklären? Wir haben mangelhafte wissenschaftliche Backgrounds und diverse Logikbugs <-- beides hanebüchen. Darauf aufbauende gesellschaftskritische Inhalte des Filmes lasse ich nur gelten, weil sie zumindest filminhärent logisch sind. Außerhalb der Filmrealität sind sies für mich aber net und neu ist an den entwickelten Weisheiten auch nix. Klarer kann man pseudoschlau doch net definieren? :lol:

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Beitrag von Wallnuss » 07.05.2015, 13:02

Möchtest du Transformers nicht dann auch vorwerfen, pseudoschlau zu sein? Oder GI Joe? Alles Filme, die ebenfalls wissenschaftlichen Blödsinn verzapfen und dennoch vieles technische mit halbgaren Erklärungen (meistens irgendein Quantenphysik Gebrabbel) verständlich zu machen versuchen.

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Beitrag von freeman » 08.05.2015, 09:58

Nunja, Michael Bay wird aber von niemandem als intelligenter Filmemacher mit einer Mission beschrieben. Vom Anspruch der Filme an SICH SELBST mal ganz zu schweigen. ;-)

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Beitrag von Wallnuss » 08.05.2015, 14:17

Was kann Nolan für das, was andere aus seinen Filmen machen? Den Filmen vorzuwerfen, "pseudoschlau" zu sein ist mit dem Hintergrund jedenfalls vollkommen absurd. Ein The Dark Knight oder Interstellar werden nicht weniger brisant und hochaktuell, nur weil sie aus wissenschaftlicher Sicht filmtypisch Unstimmigkeiten in Kauf nehmen, um eine dramaturgisch spannende Handlung zu erzählen. Vom ästhetischen Wert der Nolans ganz zu schweigen.

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Beitrag von Vince » 10.05.2015, 16:01

Bin da voll bei der Walnuss...

So, weiter:

Die Augen der Laura Mars
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In Sachen Optik und Plansequenzen hat der stark an den italienischen Giallo angelegte und doch äußerst amerikanisch wirkende Thriller des späteren Star-Wars-Regisseurs Irvin Kershner durchaus starke Momente zu bieten. New York wird zum Hipster-Konstrukt, das nur aufs Notwendigste ausstaffiert wird und ohnehin nur von der High Society wahrgenommen wird; dahinter ist die Stadt ein kaltes, graues Labyrinth aus Straßen und Wohnblockfassaden.
Auf die Betonung der Kontraste wird starker Wert gelegt, begonnen bei der dargestellten Kunst. Augen und Münder der Models werden übermäßig betont, in der Fotografie dominiert das Weiß der Augen übermäßig, ganz wie in Dario Argentos „Suspiria“. Die Live-Kunst mitten in der Stadt vermittelt eine surreale Szenerie, die sich stark mit dem schaulustigen Publikum beißt. Findet in einer Privatwohnung eine Party statt, ist der Türrahmen meist Ort des Dialogaustauschs. In dieser Fokussetzung weiß „Die Augen der Laura Mars“ seine Qualitäten auszuspielen.
Ungünstigerweise hält das Drehbuch hier nicht mit. Faye Dunaway sieht sich mit panischem Gesichtsausdruck von einer Szene in die nächste gehetzt, ihre Visionen wirken wie ein billiges Gimmick, das einem sonst so nüchternen Psychothriller nun auch nicht gerade einen Bärendienst erweist, und Tommy Lee Jones’ Ermittlungsaktivitäten folgen dem Schema vieler Detektivfilme der 70er Jahre.
Nicht einmal der im Argento-Kontext viel zitierte Triumph des „Style over Substance“ kann bei Kershner zutreffen; dazu ist sein Film zu spröde. Wenigstens aber ist er nach fast 40 Jahren in seinem sehr eigenen Wesen immer noch erfahrenswert.
:liquid6:

Maps To The Stars
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Irrwege zu zeichnen in ein überzeichnetes Fantasiekonstrukt, das den Beruf des Schauspielers grimassenhaft zu einem Cocktail aus Emotion, Ehrgeiz, Doppelbödigkeit und Arbeitskampf verquirlt, das passt zu David Cronenberg. „Maps To The Stars“ kann daher nicht unbedingt als Überraschung gewertet werden, so wie „Cosmopolis“ zumindest in Sachen Konzeption eine war. Aber die Pille gegen die Illusion schmeckt trotzdem erfrischend bitter. So lange es eine Traumfabrik gibt, werden Filme wie dieser notwendig sein. Und Schauspieler wie Julianne Moore oder Mia Wasikowska, deren Mitwirken an sich schon eine Grundaussage tätigt.
Cronenberg beschreitet also nicht zwangsläufig neue Wege, sondern projiziert den Ertrag seines bisherigen Schaffens lediglich auf Hollywood, das in „Maps To The Stars“ wie eine breite, dezentralisierte, schwulstige Membran wirkt, an dessen Oberfläche ohne jede Ordnung immerzu Krater ausbrechen. Die Stadt glitzert in anonymen Lichtquellen lediglich von erhöhter Perspektive bei Nacht betrachtet, als wolle sie den Sternenhimmel imitieren. Die Stars leben zurückgezogen in obszön großen Häusern im kalifornischen Nirgendwo oder in provisorischen Wohnwagenbehausungen am Set, werden heimgesucht von den Geistern, die sie selbst riefen und verlieren sich in einem pervertierten Lebensstil, der im Streben nach Glück entstanden sein mag, jedoch im psychischen Horror mündete.
Das ist alles nicht neu. Filme wie dieser werden vom System selbst in zyklischen Abständen immer mal wieder aus Gründen der Selbstreinigung produziert. Cronenberg kommt aber mit seinem Beitrag gerade wieder zum rechten Zeitpunkt.
:liquid8:

The Funhouse
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Nach einem etwas zusammenhanglosen “Halloween”-Zitat im Intro verschlägt es Tobe Hooper für den Rest des Films auf den Jahrmarkt. Zwar gelingt dem „TCM“-Regisseur hier, wiederum im Verweis auf einen Horrorklassiker („Freaks“), wenigstens der ein oder andere Ansatz, die Faszination für das Abnormale darzustellen, bei diesen Ansätzen bleibt es jedoch. Erst spät beginnt sich das Drehbuch zu formen, lange Zeit streunt das Jugendquartett lediglich über den Markt und verschafft sich Zugang in verbotene Bereiche, was „The Funhouse“ in der ersten Hälfte zu einem reinen Kuriositätenkabinett macht. Dieses allerdings ist mitunter interessanter als der später anrollende Plot, dessen Armut an bedrohlichen Gestalten augenscheinlich bis zum bitteren Ende mit Pappkameraden aus der Geisterbahn kompensiert wird, die grundsätzlich ja ein stimmungsvolles Set für einen Horrorfilm hätte ergeben können, doch werden die unwirkliche Beleuchtung, die Puppen und die Falltüren viel zu schlecht genutzt.
Das Monster stellt sich letztlich in eine Reihe mit Frankenstein und seinen Aberdutzenden Ablegern, ohne eine eigene Komponente ins Spiel zu bringen, hat aber immerhin den einen großen Moment der Maskierung. Davon abgesehen bestätigt es alle Klischees äußerlich deformierter Kreaturen in Horrorfilmen, deren Inneres sich zu einer tragischen, aber brutalen Entsprechung ausformt.
Alles in allem ein zweifelhaftes Vergnügen, in einer prinzipiell noch fruchtbaren Phase des amerikanischen Horrorfilms ein eher unterprivilegierter Vertreter.
:liquid4:

Sons Of Anarchy – Season 6
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In der sechsten Staffel hat der Klub längst mit den Spätfolgen der Selbstzerfleischung zu kämpfen, was deutlich auf das baldige Ende der Serie hindeutet. Die Charaktere befinden sich zunehmend im Loyalitätskonflikt zwischen Klub und Einzelfreundschaften. Unterschwellige Feindschaften brechen gemächlich auf, kleine Momente des Glücks werden gnadenlos von irrsinnig mächtigen Fluten der Wut, Angst und Verzweiflung überrollt.
Das exzessiv praktizierte „Männerkuscheln“ in Form pathetischer Liebesbekundungen bekommt somit eine immer dominanter werdende zweite Lesart. Für den Zuschauer sollte es längst klar geworden sein, doch selbst die Mitglieder von SAMCRO müssen sich langsam die Frage stellen: Rechtfertigen die auch in dieser Staffel wieder radikalen Geschehnisse eine Bruderschaft wie die „Sons Of Anarchy“?
Ungebrochen stellt die Bikerserie diesen Umschwung auf charakterlicher Ebene kongenial dar. Das ambivalente Verhalten der Figuren mündet letztlich in zwangsläufige Entscheidungen, deren Ausgang sich immer wieder der Kontrolle der Handelnden entzieht, was den Einfluss des Klubs unverkennbar im Raum stehen lässt. Was in der Anlage so erstrebenswert wirken mag, eine bedingungslos loyale Familie aus Gleichgesinnten um sich zu haben, verdrehen die Macher ins Gegenteil und untermauern damit, dass Intensität auch gefährlich werden kann, wenn sie in zu hoher Konzentration vorkommt. Eine immer noch absolut glaubwürdige Serie, die noch vollständig im dramaturgischen Bogen schwingt und ihr Ende eine Staffel später genau zum richtigen Zeitpunkt zu finden scheint.
:liquid9:

Weitere Sichtungen:
Giallo

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Beitrag von freeman » 11.05.2015, 10:01

Was kann Nolan für das, was andere aus seinen Filmen machen?
Nunja, das wird von ihm aber nun auch nicht eingebremst, gelle? Und er setzt ja nun die Filme um, wie er es tut. Deshalb sehe ich da keinerlei Absurdität. Er kann doch auch mal nen Transformers machen. Pseudoschlauheit wird ihm dann sicherlich keiner vorwerfen. Ich kann dir aber jetzt schon sagen, was sich dann alle erhoffen werden... Weil Nolan eben einen gewissen Ruf hat, der sich auf seinen Filmen begründet. Und wenn ein solcher Riesenrobo durch seinen Film latschen würde und er ne "schlaue" Erklärung dafür lancieren würde, die Leute würden es ihm glauben, während sie bei einem Bay nur mit den Augen rollen (das ist schon ein RIESENunterschied, den mir hier hoffentlich keiner ausreden wird wollen und den DU selbst ja schon in deinen Ausführungen angedeutet hast!). Wie sie ihm eben auch den Interstellar Quatsch glauben ;-) Und mein Vorwurf des Pseudoschlauen gründete sich btw. nicht nur auf diesem Argument. Das ist ein wenig zu sehr hingedreht.

In diesem Sinne:
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Beitrag von McClane » 11.05.2015, 16:37

Für mich war "Interstellar" der erste Nolan, den ich recht mau fand (kenne "The Following" nicht, der Rest spielt bei mir zwischen solide und meisterhaft). Aber wer groß tönt, dass er mit Astrophysikern gearbeitet hat, permant alles im Film erklärt und dann in den letzten 20 Minuten ins Wunderland abdampft, der darf sich nicht wundern, dass er daran gemessen wird.

Generell will ich Nolan keine Vorwürfe machen, für mich zählt der Einzelfilm und als solchen finde ich "Interstellar" eher missraten.
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Beitrag von SFI » 11.05.2015, 16:52

... liegt das "Märchen" aber nicht eher in der Theorie von Thorne begründet? Kann man das Nolan andichten? Gibt es etwa Beweise, die das Märchen als solches entlarven? Ich halte es da eher wie Arkesilaos, der die Ansicht vertritt, dass die Menschen nicht in der Lage sind unbestreitbare Sätze aufzustellen und demnach alle menschlichen Erkenntnisse nur einen gewissen Grad an Wahrscheinlichkeit haben. Ich bin so frech und lasse dies auch für die Physik gelten. Also wer sagt, dass dieses Märchen wirklich eines ist? Von daher kann ich sehr gut damit leben. :D
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Beitrag von Vince » 12.05.2015, 06:33

Man kann den Film sicher missraten finden, das ist eine Sache. Die andere ist es, sich an Werbeblabla wie dieser Atrophysikergeschichte aufzuhängen. Einfach mal den Trubel um einen Film ausblenden, dann klappt's womöglich sogar besser mit dem Film selbst. :)

Davon abgesehen sollte man nie vergessen: Nicht die Meinung des Regisseurs über seinen Film ist relevant (oder allgemeiner des Künstlers über sein Werk), denn Film (Kunst) ist Allgemeingut.

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Beitrag von Wallnuss » 12.05.2015, 13:43

McClane hat geschrieben:Aber wer groß tönt, dass er mit Astrophysikern gearbeitet hat, permant alles im Film erklärt und dann in den letzten 20 Minuten ins Wunderland abdampft, der darf sich nicht wundern, dass er daran gemessen wird.
Das ist aber einfach verkehrt. Denn du unterstellst dem Film hier, es ginge ihm um physikalische Genauigkeit. Und um die geht es nur teilweise und die ist auch nicht durchgehend von Nöten. Genau wie das Abdriften ins Wunderland viel weniger "wunderhaft" ist, als du es hier unterstellst. Das ist eine pure Vereinfachung des Inhaltes.

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Beitrag von freeman » 13.05.2015, 10:08

Deine Aussage ist dafür ein Widerspruch in sich...

Und McClane unterstellt nicht, er fördert nur zu Tage, was um den Kinostart herum kolportiert wurde. Auch auf Macherseite... Und btw. wurde sein Film genau dafür auch schon zum Kinostart kritisiert...

Das Ding ist ja, und das sieht man ja hier, wie sehr einem das quer reinfährt. Der eine kann es ausblenden und zieht für sich wichtiges aus dem Film. Der andere hakt das Filmerlebnis als vergessenswert ab. Beides sollte i.O. gehen.

In diesem sinne:
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Beitrag von Wallnuss » 13.05.2015, 18:09

freeman hat geschrieben:Deine Aussage ist dafür ein Widerspruch in sich...
Wieso das?

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Beitrag von freeman » 18.05.2015, 10:26

Deshalb!

In diesem Sinne:
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:lol:
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Beitrag von Vince » 31.05.2015, 09:56

Erbarmen
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Geradlinig und überlegt strukturierte Verfilmung des Romans einer Krimireihe von Jussi Adler-Olsen. Obwohl die äußere Präsentation auf Parallelen zur erfolgreich verfilmten Millennium-Trilogie abzielt, bleibt deren erzählerische Komplexität aus. Die Geschichte um das Ermittlergespann aus Carl Mørck (Nikolaj Lie Kaas) und Assad (Fares Fares) wird von einem einfachen Plot getragen, den man zum Abspann als abgeschlossen betrachten darf.
Es ist gerade diese Schlichtheit wie von einem TV-Krimi in Verbindung mit der hochwertigen Produktionsqualität, die den Reiz ausmacht. Zwar verfährt das Drehbuch mitunter nach Krimi-Standards, setzt diese jedoch stets wohlüberlegt ein und schafft so ein dichtes Erzählmuster, das mal nicht von hektischen Plottwists dominiert wird, sondern den Charakteren Raum zur Entfaltung gibt. So ist es ein besonderes Vergnügen, der gemächlichen Annäherung der beiden ermittelnden Partner beizuwohnen, selbst wenn diese so manches Buddy-Klischee in den Kriminalfilm transportiert. Eine nicht eben einzigartige, aber absolut runde Sache, die sich in Form ungezwungener Case-of-the-Year-Fortsetzungen vermutlich gut weiterführen lassen wird.
:liquid7:

Vamp
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Man mag das Endresultat als fahrig betrachten, zumal das 80er-Gras sich aus heutiger Sicht wuchernd über den Film legt, aber „Vamp“ ist dennoch immerhin so etwas wie eine Blaupause für „From Dusk Till Dawn“. Ein Vampirnest, das unbemerkt einen Club betreibt, indem es die Anonymität und den Schatten des einzelgängerischen Nachtlebens nutzt, ist in diesem Fall sicherlich auch eine Anspielung auf den 80s-Neon-Lifestyle, wo Tarantino und Rodriguez den Raum später ganz anders für eine obskure Grenzlandkuriosität nutzen würden und praktisch so etwas wie eine fleischfressende Pflanze mitten in der Wüste abbildeten, an der jede Nacht mal ein einsames Insekt vorbeiwandern würde.
„Vamp“ hingegen spielt in Greifnähe zum Puls der Zeit, verlegt seine Handlung aber dennoch in dessen tiefste Winkel, wählt Spelunken, Hinterhöfe und einen düsteren Stripschuppen zu den Schauplätzen.
Während die Figurenexposition weniger gelungen ist und wie zeitgenössischer Teen-Klamauk anmutet, verlegt Richard Wenk alle Stärken auf die Inszenierung von Hauptattraktion Grace Jones. Sie absolviert eigentlich nicht viel mehr als einen besseren Cameo, bestimmt mit ihrer Präsenz aber dennoch den gesamten Film. Die Stripszene zu Anfang reicht aus, damit man über die gesamte Restzeit Phantombilder vor Augen hat. Das Hauptaugenmerk wird auf Mystik und Exotik gelegt, allerdings verzichtet man typisch für die Zeit auch nicht auf die fratzenhafte Entlarvung der wahren Gestalt, was zu Fright-Night’scher Maskenbildnerei führt. Dieser hatte letztlich auch die bei weitem intensivere Suspense-Leistung zu bieten;“ Vamp“ wirkt in dieser Hinsicht manchmal etwas lasch. Die Schlüsselbilder machen ihn aber auch heute noch sehenswert.
:liquid6:

Obsession
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Ein „Vertigo“ der B-Klasse und als solcher mit einem ganz speziellen Reiz, für den es nicht schadet, dass man den Hitchcock-Thriller recht offen als Referenz bewarb. „Obsession“ pendelt weit ausholend zwischen dramatischem Weichzeichnerkitsch und einem überdrehten Thriller-Plot um Schatten der Vergangenheit und Wiederholung von Ereignissen, dessen von Metaphern des Todes und der Wiedergeburt beschlagene Twists wie grobschlächtige Schnörkel abstehen, Raffiniertes zu imitieren versuchen und sich letztlich mit zu vielen Geschmacksverstärkern als Abpausbild entlarven. Die Offensichtlichkeiten in Schraders Skript werden durch de Palmas Regie vervielfacht, wodurch überhaupt erst das unleugbare Guilty-Pleasure-Gefühl entsteht, diese Aufgeregtheit und Anteilnahme des Zuschauers, der sich von meisterhaften Teilinszenierungen gefangen nehmen lässt und das Vorgehen des Regisseurs noch im gleichen Atemzug völlig durchschaut. Kein Meisterwerk, Gott bewahre, aber eine ziemlich unterhaltsame Nachbildung eines solchen mit leicht karikaturistischem Strich.
:liquid7:

Die Frau hinter der Wand
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Femme-Fatalismus aus Deutschland mit einer Ausstattung irgendwo zwischen Lynchs „Lost Highway“ und Hitchcocks „Das Fenster zum Hof“ – das kann natürlich nicht umfassend gelingen, ist aber als kleiner Sprung aus der Unrockbarkeit des heimischen Genrefilms durchaus positiv zu bewerten.
Der Nachbarsthriller läuft letztendlich wieder auf globale Muster hinaus, spielt vor allem mit Machtverhältnissen und Manipulationsmechanismen, verwendet als Grundlage aber immerhin eine aktuelle Problematik deutscher Universitätsgroßstädte, das Mietraumproblem, und verfolgt somit immerhin einen eigenen Ansatz. Grzegorz Muskala fühlt sich von Symbolen, hier insbesondere symbolischem Farbeinsatz, magisch angezogen; rote Wände und gelbe Regenmäntel ragen gellend aus der sonst trist gefilmten Szenerie heraus. Die Architektur der Wohnung mitsamt eingezogener Wand und einem Flur, der absurderweise lediglich zu einem Sessel mit Bild führt, spielt gesondert in das Unbehagen ein, das durch eher ungewöhnliche Kameraperspektiven noch verfeinert wird.
Katharina Heyers Ausstrahlung als mysteriöse Frau von Nebenan entspricht wiederum nicht dem typischen Bild, was ihre Performance nicht uninteressant wirken lässt; man muss hier wohl ähnlich wie bei Hauptdarsteller Vincent Redetzki von Geschmackssache reden.
Wie schon „Stereo“ ein wichtiger Schritt raus aus der Verzagt- und Verzahntheit der deutschen Filmlandschaft, auch wenn man derzeit im internationalen Vergleich noch etwas unbeholfen wirkt.
:liquid6:

Cleopatra
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Überlebensgroßer, überlanger Ausstattungskitsch, der in seiner Wirkung zeitlos ist und in all den Jahrzehnten weder an Ausstrahlung gewonnen noch verloren hat. Minutenlang verharrt die Kamera oft in Panoramaeinstellungen und lässt die eindrucksvollen Sets wirken, wissend, dass sie die eigentlichen Stars sind. Die Darsteller indes muten wie Theatermimen an, denen man mit dem Auge nun folgen kann oder auch nicht; dass man der Taylor und ihren zahlreichen, oft gewagten Kostümen automatisch folgen würde, verstand sich ohnehin von selbst.
Die heiße Luft des Inhalts wird also vom Prunk erschlagen; ob nun in den Gemächern oberflächliche Mixturen aus Politik und Soap Opera vorgetragen werden oder Schlachten- und zeremonielle Choreografien im Außen, die verschwenderische Ausstattung ist immer allgegenwärtig und macht „Cleopatra“ zwar zu keinem besonders herausragenden Film, aber immerhin wohl zu DEM Referenzwerk des Monumentalfilms neben „Ben Hur“ und „Die zehn Gebote“.
:liquid6:

Wir sind was wir sind
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Im Aufbau der Parabel auf die vom großen Apparat nicht zur Notiz genommene Armut stimmt eigentlich alles: Die Gesellschaft eine anonyme, graue Masse, die einfach nur funktioniert. Die im Fokus stehende Familie ohne das Oberhaupt völlig auf sich allein gestellt. Die aus dieser Situation entstehende Eskalation forciert eine brütende, beklemmende Atmosphäre voller Schmutz, Dreck und einem Gefühl von „das ist so nicht richtig“.
Alleine: Die Metapher funktioniert nicht, weil sie im Wesentlichen keine ist. Nicht, dass man sich noch mehr Vampire herbeisehnen würde, aber der Kannibalismus, den sich Regisseur Jorge Michel Grau zum großen Sinnbild für das Selbstauffressen auserkoren hat, ist zu nah an der Realität, um einen Film wie ein Bildnis zu inszenieren – gerade in dem düsteren Szenario, das er entwirft, und bei dem bitteren Ernst, der den Ton gestaltet. Und dann wird auch noch Homosexualität gestreift, ohne dass es wirklich gelänge, Parallelen zwischen dem Themenkomplexen zu ziehen.
„Wir sind was wir sind“ liegt zwar richtig, wenn er Grausamkeiten in den Schatten verbannt, anstatt sie offen zu zeigen und kann in der Folge durchaus ein paar starke Momente liefern, leidet aber doch sehr unter seiner offensichtlichen Konzipiertheit, was ihn eine wesentlich höhere Intensität kostet.
:liquid4:

Sons Of Anarchy – Season 7
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Die Katze aus dem Sack zu lassen, ist eine Sache; sie wieder einzufangen und den Sack zu schließen eine andere. Showrunner Kurt Sutter hat in der siebten Staffel viel Zeit, das zu aufzulösen, was zum Ende der Vorgängerstaffel geschehen ist. Und diese Zeit nutzt er mit einer Unmenge an Ereignissen, die sich gegenseitig beeinflussen.
So muss sich die Bikerserie in ihrem letzten Jahr mit einem Storykomplex befassen, der irreversibel auf eine Katastrophe hindeutet, aber zunächst einmal vor der Hauptfigur noch im Verborgenen liegt. Diese Figur, und das erweist sich für den Spannungsbogen als elementar, verkörpert in einem widersprüchlichen Dualismus gleichermaßen Aufrichtigkeit und Kriminalität, einen Willen zum Guten und den Hang zu negativen Taten, Führungsqualitäten und verblendende Emotionalität. Solange also Jax Teller nicht über jene Details Bescheid weiß, die praktisch jeden Handlungsstrang direkt oder indirekt beeinflussen, hält die Serie meisterhaft ihren Suspense. Sie vollbringt gerade jetzt Großes dabei, jede Aktion des Clubs oder ihrer Mitglieder mittel- oder unmittelbar auf das Season-6-Finale zurückzuführen, was verhindert, dass allzu viele voneinander unabhängige Subplots ausgestreut werden, die am Ende nicht mehr zusammengeführt werden können.
Und doch ist das (wenn auch mitunter folgerichtige) Serienfinale nicht der befriedigende Abschluss, der er hätte sein können. Schon früh gehen die Drehbücher auf Rampage-Modus, lassen die Klub-Mitglieder fast schon beliebig Konkurrenten und auch Verbündete über den Haufen schießen. Tote häufen sich in jeder Folge, auch die eigenen Reihen werden weiter stark ausgedünnt, wenn nicht innerhalb von offenen Bandenkriegen, dann durch Verrat. Unregelmäßig wiederkehrende Randfiguren wie jene von Walton Goggins (großartig) wirken dem positiv entgegen, da sie trotz allem eine gewisse Kontinuität suggerieren, der Einbau immer neuer Schauspieler allerdings (in der aktuellen Staffel u.a. Annabeth Gish, Mathew St. Patrick, Courtney Love, Michael Chiklis oder Malcolm Jamal-Warner) wirkt am Ende wie schnelles Nachliefern von Frischfleisch.
In Folge dieser Dezimierung und Wiederaufstockung des Casts stumpft man längst ab, bevor das Finale reinen Tisch macht und ein letztes Mal auf die ebenfalls allzu häufig gebrauchte Pathos-Tube drückt. In der Gesamtaussage gehen die letzten beiden Episoden daher zwar in Ordnung und entsprechen im Großen und Ganzen auch dem Profil der Betroffenen, der Weg dorthin führt allerdings am Ende doch noch über Szenen, die zurechtgelegt erscheinen.
Dennoch in der Endabrechnung vielleicht eine der zehn besten Dramaserien, seit „Die Sopranos“ und „Six Feet Under“ den Reigen einst eröffneten.
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Weitere Sichtungen:
Mad Max: Fury Road

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Beitrag von Vince » 25.06.2015, 09:52

New World – Zwischen den Fronten
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Südkoreanisches Gangsterdrama mit Stil und Klasse, das dem Verdienst aus zehn Jahren mit Filmen wie „Infernal Affairs“ oder „Straßen der Gewalt“ den Glanz erhält. Dafür muss sich die Vorgehensweise eigentlich gar nicht nennenswert verändern; nach wie vor geht es um Betrug, Verrat und das zweischneidige Verhältnis zwischen Polizei und organisiertem Verbrechen, immer noch erstreckt sich der Wirkungsgrad zwischen Politik und jenen Orten, an denen man sich die Finger wortwörtlich schmutzig macht.
Park Hoon-jeongs Regie ist episch, ohne pathetisch zu sein. Sie fokussiert sich ganz auf die einzelnen Charaktere, deren intensive und komplexe Darstellung einmal mehr zutiefst wichtig sind. Zu einer moralischen Ausdünstung mit Benetzung eines ganzen Genrezweigs kommt es erst gar nicht; „New World“ beansprucht eine Gültigkeit der dargestellten Konsequenzen nur für seine eigens erzählte Geschichte.
Der südkoreanische Gangsterfilm entwickelt mit Filmen wie diesen langsam Tendenzen, ähnlich wie der Western eine Art Sandkasten für die unterschiedlichsten Erzählungen zu sein, wenngleich man Hoon-jeongs Werk sicherlich schon als eine Art moderner Großstadtwestern mit Anzugträgern in Tiefgaragen, Limos und verglasten Büroräumen bezeichnen kann.
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Der große Bluff
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Korrupte Bürgermeister, betrunkene Veteranen, Kartenspielbetrügereien, Milchbestellung an der Bar mitsamt höhnischem Gelächter, Schüsse vor die Sohlen und die klassische Konfrontation des einsamen Prinzipienreiters mit dem korrupten Klüngel – „Der große Bluff“ bleibt nah an den Regeln des Kleinstadtwesterns, um sie humoristisch zu brechen. George Marshall unternimmt keine größeren Bemühungen, ein slapstickhaftes Äußeres zu bewirken, sondern lässt einfach die Dynamik einer übermütigen Saloongesellschaft wirken und auf natürlichem Weg in Komödie auslaufen. Das kommt einem James Stewart natürlich entgegen, der mit nüchterner Nonchalance in das Nest einfällt und unbeeindruckt sein Ding durchzieht; aber auch einer Marlene Dietrich, die den Film mit knackigen Ohrwürmern und einer Kumpelaura teils zur frivolen Nummernrevue macht.
Grundsätzlich könnte man sich den Plot auch als Drama vorstellen, da insbesondere zu Beginn viel Tragik und Unrecht geschieht und die Charaktere durchaus komplex geschrieben sind, doch gerade das lässt den Witz in vielen Momenten so treffsicher erscheinen.
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Das Finstere Tal
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Grimmiger Schneewestern, der sich anfangs mit klug geschnittenen Whodunit-Sequenzen noch etwas rätselhaft gibt, alsbald aber den dünnen Mantel zurückwirft und sein wahres Wesen als zwar schlichtes, aber ungemein packendes Rachedrama offenbart. Das Verlegen klassischer US-Westernmotive in die Tiroler Berglandschaft sorgt für frische Impulse, die dem Film einen ungemeinen Auftrieb geben. Prochaskas Inszenierung ist introvertiert und symbolisch aufgeladen, lange Einstellungen von vermeintlicher Ruhe werden regelmäßig mit mit Ereignissen gebrochen, die dem brutalen Erwachen aus einer Schockstarre gleichen.
Der Film zielt in erster Linie auf psychologische Duelle ab und bereitet in der Kluft zwischen den autonomen Bräuchen im Tal und der völlig autark davon aufgewachsenen Hauptfigur den geeigneten Boden. Sam Riley trifft gerade die Befremdlichkeit in der ungewohnten Umgebung exakt und nähert sich damit auf unprätentiöse Weise jenem Bild, das Clint Eastwood im Laufe seiner Karriere geprägt hat.
Dazu ein Soundtrack, der Mark und Bein durchdringt und sich in den richtigen Momenten zurückzieht, entpuppt sich die Buchverfilmung als rundum eindringlich gespieltes, fotografiertes und musikalisch unterlegtes Werk, dessen tiefe Abdrücke im Schnee sich unweigerlich auch ins Hirn brennen.
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Forbidden Zone
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Monty-Python-Trickaufnahmen, John-Waters-Extravaganz, Rocky-Horror-Travestie und der provisorische Effekt selbst angefertigter Theaterkulissen und –Bauten lassen „Forbidden Zone“ für einen Großteil des Publikums grimassenhaft und anstößig wirken. Die Elfman-Brüder inszenieren hier ein entartetes Bizarro-Musical, das im Geiste des Expressionismus so ziemlich alles darf. Rassismus, Sexismus und so ziemlich jede Art von Minderheitenaffront werden ins Absurde übersteigert und zur absoluten Travestie pervertiert. Es ist jene Art von Trash, die einen bedeutungsvollen Kern in sich trägt, der überhaupt erst in der Saat begrenzter Möglichkeiten aufgehen kann. Was nämlich „Forbidden Zone“ nicht oder nur in angedeuteter Form durch Airbrush-Paintings und kantig ausgeschnittene Papphintergründe zeigt, spielt sich in der Vorstellungskraft des Zuschauers ab; in den Fratzen des Wahnsinns, vom Herrscher der sechsten Dimension (Hervé Villechaize) bis zum Teufel höchstselbst (Danny Elfman), erkennt er Teilpersönlichkeiten von sich selbst beziehungsweise der Gesellschaft, die sich auch mal hinter einem mechanisch wirkenden Verdauungstrakt verbergen kann. Muss man nicht mögen, greift aber unter Garantie das Sittlichkeitsempfinden des Publikums höchst wirksam an. Verständlich, dass dieser Film erst lange reifen musste, bevor er zum Kult erklärt wurde.
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Deranged
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Streitbar kann künstlerische Freiheit sein, wenn der Künstler reale Geschehnisse wiedergibt und Dinge hinzufügt, die in ihrer Wirkung nicht unerheblich sind, um die Motivation eines Charakters besser zu veranschaulichen – so geschehen bei den nekrophilen Zügen, die der Hauptfigur von „Deranged“ angedichtet werden, obwohl sie eigentlich auf dem Leben und Handeln Ed Geins basiert, der zwar Serienmörder war, jedoch ohne bekannte nekrophile Neigungen. Die Grenzen zu Norman Bates, der ebenfalls durch Gein inspiriert wurde, verschwimmen mitunter. Wohl aber, und hier hat „Deranged“ seine Stärken, bemühen sich Alan Ormsby und Jeff Gillen, ihren Protagonisten kein unergründliches Monster sein zu lassen, sondern den Weg in den Wahnsinn psychologisch zu erörtern. Obwohl ein, zwei Szenen selbstzweckhaft erscheinen (darunter die berühmte Hirntransplantationssequenz), erschließt sich jedes Handeln des Mannes, der zu Beginn des Films nur seltsam, aber noch kein Mörder ist, im Kontext. Roberts Blossom verleiht ihm in der Hauptrolle jene Art der Faszination, die viele Filme, Bücher und Musik in Ed Gein gesehen haben; zwischen Highway Diners, Waldstücken und kargen Behausungen lässt er den Killer mit einer morbiden Wirkung aus Mitleid und Schrecken zu Werke gehen und den Film als psychologisches Portrait gelingen.
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5 Zimmer, Küche, Sarg
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Die Ewigkeit des ungewaschenen Geschirrs…
Ein tiefer Griff in die Gruselkiste holt die ältesten überlieferten Vampirmythen hervor und mischt sie beherzt unter die vergänglichen Probleme des WG-Alltags, der ganz offenkundig von den Machern eine Zeit ihres Lebens selbst bestritten wurde. Die aus hunderten Stunden Drehmaterial zusammengeschnittene Mockumentary lebt von einer Situationskomik, die sich durch den Zusammenprall dieser beiden Welten ergibt und regelmäßig absurd-köstliche Momente hervorbringt, die oftmals schrecklich albern, immer aber charmant sind. Mit dezenten, aber effektvollen Tricks wird das Treiben, das trotz des improvisationsfähigen Sujets immer einen roten Faden behält, auch visuell interessant gehalten. Dennoch wäre es ein Leichtes, aus dem Material eine (dosenlacherfreie) Sitcom zu basteln, böten die stimmungsvollen Kulissen und das potenziell endlose Thema dazu doch die geeigneten Grundlagen. Bei weitem sehenswerter als der undankbare deutsche Titel vermuten ließe.
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Der Illusionist
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Während die Vorlage von Jacques Tati aus Drehbuchsicht leider mit einer Romantik belegt wird, die zu offen in mitleidigem Kitsch aufgeht, bleibt „Der Illusionist“ alleine der beispiellos feinfühligen Animation wegen ein Must See. Sylvain Chomet setzte bereits das meisterhafte „Rennen von Belleville“ um und findet auch in der Geschichte des alten Zauberers und seiner jungen Bewunderin die Gelegenheit, jedem einzelnen Frame Persönlichkeit einzuhauchen. Der karikaturistische Stil, mit dem hier Konzertsäle, schottische Pubs, Pflasterstraßen und Zugfahrten illustriert werden, sagt in kleinen Gesten ebensoviel über die gezeichneten Figuren aus wie über den Zeichner; eine Lesart, bei der kein noch so detailliert gerenderter Computeranimationsfilm konkurrieren kann. Schade, dass sich der Film inhaltlich, obwohl er angenehmerweise fast ohne Worte auskommt, so sehr auf die Frage versteift, wo die Magie hin sei im Leben, anstatt sie einfach ohne jedes emotionale Statement wirken zu lassen.
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Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)
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Wie schwer es ist, sinnvolle Worte zu einem Film zu finden, der bereits so eifrig als Kunstobjekt diskutiert wurde, lässt sich mal wieder an „Birdman“ ablesen. Keatons großes Comeback mit halb autobiografischem Einschlag, Iñárritus Durchbruch bei Kritik und Publikum, großartiges Handwerk in Sachen Regie, Kamera, Schnitt, Musik, Drehbuch und Schauspielführung, alles wurde bereits analysiert… und alles sicher richtig, aber seine ganze Aufmerksamkeit hat dieser Film wohl dem Umstand zu verdanken, dass er sich mit Superheldentum befasst, einer Disziplin, die über Jahre erfolgreich war und nun nach zwei Phasen „Avengers“ und zwei Varianten „Spider-Man“ oder „Fantastic 4“ vor dem Überdruss steht. Der mexikanische Filmemacher, der bislang für bleischwere, emotionale Schneckenhäuser bekannt war, dreht eine solche Szene, die für den modernen Comicfilm typisch ist, und stellt sie im Kontext als Fremdkörper dar: Schwebende Kamerafahrten durch Großstadt-Häuserschluchten, einschlagende Feuerbälle und eine gigantische CGI-Kreatur, sie alle werden quasi „out of the box“ inszeniert, denn ihnen voran geht ein schleusenartiger, naht- und scheinbar schnittloser Gang durch Theaterkulissen, in denen Darsteller mit der Grauzone zwischen Lüge und Authentizität nach dem wahren Sinn ihrer Berufung suchen.
Technisch makellos führt Iñárritu durch die Kulissen, lässt die Beleuchtung ausgesprochen viele Entscheidungen treffen und macht die Pointen seiner Sequenzen vom Tempo im Gang und Sprachfluss seiner Akteure abhängig – womit insbesondere Keaton und Norton hervorragend zurecht kommen, aber auch Akteure wie Zack Galifianakis, von denen man überwiegend Klamauk gewohnt ist.
Natürlich ist das beeindruckendes, hintersinniges Kino, das sich mit generischen Methoden zeitgenössischen Filmemachens kritisch auseinandersetzt, gleichwohl ein Stück weit berechnend und überraschungsfrei, ironischerweise vielleicht am meisten in jener Broadway-Szene, die eigentlich Spontaneität ausdrücken möchte. Dennoch ein Achtungserfolg für die Kunst; einer jener Filme, denen von der Breite höchstmögliche Meisterschaft attestiert wird, was man mit ein wenig Überheblichkeit in den Augen wohlwollend zur Kenntnis nimmt, zwei Dinge wissend: Dass es da draußen zwar weitaus größere Werke gibt, aber eben auch, dass der Massengeschmack schon viel schlimmer gewesen ist.
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Mr. Morgan’s Last Love
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Paris unterliegt als Drehort einer ebensolchen Filmroutine wie isoliert lebende Einzelgänger in fremden Großstädten als Storyaufhänger, doch Regisseurin und Drehbuchautorin Sandra Nettelbeck versteht diese Offensichtlichkeiten als Herausforderung, nahe liegende Klischees zu umgehen, was ihr bis auf wenige Ausnahmen vortrefflich gelingt. Alleine die Intimität, mit der sie die meistgefilmte Stadt Europas einfängt, ist eine große Kunst. Statt Flusspanoramen, romantischen Gärten und belebten Plätzen gibt es Bushaltestellen, Bäckereistände und Altbauten in blassen Farben zu sehen.
Das Skript spielt beherzt mit dem unausgesprochenen Reiz eines verbotenen Flirts, verknüpft ihn von Beginn an jedoch mit dramatischen Elementen. Nettelbeck arbeitet diesen Hauptbogen zum Ende hin zu einer komplexen Familiengeschichte aus und stolpert lediglich in der Einführung der Figur von Justin Kirk kurz (wohingegen Gillian Anderson, die parallel eingeführt wird, als bissige Kommentatorin des Films einen herrlich unverkrampften, wenn auch einfachen Auftritt absolviert), was im weiteren Verlauf jedoch wieder ausgebügelt werden kann. Über alle Zweifel erhaben ist der Hauptdarsteller, dem dieser Film passt wie ein maßgeschneiderter Anzug. Von ihm bekommt man das zu Erwartende in bestmöglicher Ausführung, während Clémence Poésy mit ihrer herausstechenden Art tatsächlich jenen erfrischenden Riss im Weltbild erzeugt, der ihr innerhalb der Filmhandlung ebenfalls zugesprochen wird.
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Californication – Season 6
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Das Vater-Tochter-Gejammer wurde zurückgeschraubt, die Rockstarallüren dafür noch weiter nach oben. Die Rahmenhandlung um den Rockmusiker Atticus Fetch (Tim Minchin) kann nicht verhehlen, dass sich die Autoren kräftig an der eigenen Vergangenheit bedienen, indem sie Hank wieder in den Dunstkreis der dunklen Mächte befördern, wo er einmal mehr (und vielleicht einmal zu oft) etwas über sich selbst erfährt.
Aber das ist ja noch nicht alles; dazu hat Hank Schuldgefühle nach dem Selbstmord einer seiner Exfreundinnen zu bewältigen, was zu Alkohol, Drogen und einer schrägen Selbsthilfegruppe führt, was wiederum für den Guest-Starring-Auftritt von Maggie Grace sorgt, die dem gefallenen Autoren wiederum eine völlig neue Welt aus Konzerten und Tourbussen ermöglicht. Derweil wandelt die Tochter auf den Spuren des Vaters, Charlie kämpft mit Stu um Marcy (und sammelt zwischenzeitlich homosexuelle Erfahrungen), was eine verrückte Emanze auf den Plan bringt, und und und. Die sechste Staffel ist mal wieder vollgepackt mit Subplots, das eine führt unverbindlich zum anderen, und je schräger es wird, desto alberner wird es auch. „Californication“ ist noch unterhaltsam, aber längst zu einem Zerrbild der ersten zwei, drei Staffeln geworden, in denen sich die Tragik von Hanks Lebensstil deutlich authentischer anfühlte. Schön dass Duchovny auf dem Cover der siebten Staffel einem Sonnenuntergang entgegen fährt und endlich in den Rückspiegel blickt.
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Justified – Season 3
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Neal McDonough bereichert “Justified” in der dritten Staffel mit seiner unerschütterlich markanten Badguy-Ausstrahlung, die er hier wieder in gewohnter Weise nutzt, gleichwohl er diesmal einen besonderen Akzent auf das Meta-Badassdom legt, indem er typische Gegenspieler-Manierismen übersteigert darstellt und somit eine kritische Distanz zu seiner eigenen Rolle im Spiel annimmt. Dies beinhaltet zur Schau gestellte Melancholie, die offen gezeigte Freude an kritischen Situationen und unverhohlene Überraschung, wenn er mal von einem Ereignis überrascht wird.
Mit seinem Wirken werden die verschiedenen Interessengruppen im beschaulichen Städtchen nochmal gehörig durcheinandergewirbelt; alt eingesessene Figuren wie Boyd Crowder (Walton Goggins), Wynn Duffy (Jere Burns) oder Ellstin Limehouse (Mykelti Williamson) müssen sich teilweise neu aufeinander einspielen. Nur Protagonist Raylan Givens muss sich um nichts scheren – Timothy Olyphant spielt ihn weiterhin mit Seelenruhe und sorgt für eine weitere coole Staffel. Eine kuriose Randnotiz bleibt Desmond Harrington, der als „Ice Pick“ eine Folge lang mächtig auf die Kacke hauen darf und dann kurioserweise aus dem Spiel genommen wird.
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How I Met Your Mother – Season 8
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Na endlich hat das Versteckspiel ein Ende und das Gesicht ist endlich enthüllt. Die Sitcom mit dem einstmals so innovativen Konzept hat sich nämlich endgültig überlaufen und muss schon längere Zeit auf Larger-Than-Sitcom-Elemente zurückgreifen, um interessant zu bleiben. So sah man in der Vergangenheit aufwändig arrangierte Musicalnummern und andere Spirenzchen, und im achten Jahr kommt man kaum mehr raus aus den Nummern: Oz-Hologramme, Doppelgänger-Tricksequenzen und jede Menge Barney-Zauberei betreiben Augenwischerei, während der Erzähler sich langsam zu widersprechen beginnt, wenn er immer wieder von der letzten Beziehung erzählt und dann doch wieder ein roter Hering durchs Bild gezogen wird, bevor sich der gelbe Regenschirm lüftet.
Klar, die Serie hat immer noch witzige Situationskomik, die „HIMYM“ nach wie vor zu einer der besseren Sitcoms macht (etwa Marshal, wie er seine Drops deutlich hörbar auf einer wichtigen Veranstaltung seiner Frau verliert), aber die stets ins Universelle strebende Hintergrundaussage wird immer kitschiger und die Hinhaltetaktik immer lästiger. Und der Moment der Enthüllung, der eigentlich ein Höhepunkt der gesamten Serie sein sollte, verfehlt seine Wirkung, denn: Was soll uns dieses Gesicht nun sagen?
:liquid6:

Weitere Sichtungen:
Jurassic World
Mortdecai

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