Horsehead – Wach auf, wenn du kannst…
Originaltitel: Horsehead
Herstellungsland: Frankreich
Erscheinungsjahr: 2014
Regie: Romain Basset
Darsteller: Lilly-Fleur Pointeaux, Catriona MacColl, Murray Head, Gala Besson, Fu’ad Aït Aattou, Vernon Dobtcheff, Philippe Nahon, Joe Sheridan, Emmanuel Bonami, Shane Woodward u.a.
Als Jessica ihre Familie besucht, hat sie verstörende Träume von ihrer unlängst verstorbenen Großmutter. Jessica beschließt, diesen Träumen auf den Grund zu gehen, indem sie mittels Äther ganz bewusst zu träumen versucht. Dabei rutscht sie mehr und mehr in einen Ätherwahn hinein, während sie in ihren Traumwelten einem finsteren Familiengeheimnis auf die Spur kommt. Surrealer, fantastisch bebilderter Mindfuck aus Frankreich.
Zur "Horsehead" Kritik
In diesem Sinne:
freeman
Horsehead – Wach auf, wenn du kannst…
Eher Kunstgalerie als Horrorfilm ist dieses ambitionierte Regiedebüt mit seinen kräftigen Farben und ausgefallenen Dekors, die unweigerlich an Dario Argentos Hochphase um "Suspiria" denken lässt, in der visuellen Annäherung an das Thema Tod vielleicht sogar an einige spätere Werke Ingmar Bergmans ("Von Angesicht zu Angesicht"), und doch ihre ganz eigene Signatur findet.
Begeisterung und Enttäuschung sind da engste Nachbarn: Wenn sich vermeintliche Jump Scares als eigenwillige Bild-Ton-Experimente gestalten, denen der eigentliche Scare abgeht, oder wenn die Schreckgestalt des Films weniger echtes Unbehagen als vielmehr die Faszination einer unbeweglichen Figur aus einem Dalí-Gemälde erzeugt, sehen sich die Einen betrogen und die Anderen bereitwillig vom Unvorhergesehenen überrascht.
Obwohl die Szenen stetig zwischen den auch optisch markierten Ebenen Traum und Wirklichkeit wechseln, wodurch eine starke Einflussnahme beider Welten aufeinander behauptet wird, passt sich das Erzähltempo eher der Kameraarbeit an. Diese wiederum bietet gerne detailliert ausgestattete Panoramen, noch lieber jedoch Close-Ups, immer aber mit einer Freude an der Auskostung. Da werden erst umherschwirrende Partikel in der Luft verfolgt, bis endlich die Protagonistin fokussiert wird, Zeitlupen verwendet, sich aufbauschende Kleidungsstücke oder Vorhänge inszeniert und teilweise sogar ganze Szenenabläufe wiederholt. Auch daher rührt das Gefühl, dass der Horror, der sich aufgrund der gewählten Motive eigentlich einstellen sollte, nicht richtig zur Geltung kommt; ihm wird schlichtweg keine Dynamik geboten, keine Ecke, aus der er mit Gebrüll angreifen könnte.
Lilly-Fleur Pointeaux ist in der Hauptrolle sicherlich ein Hingucker, schauspielerisch in einigen Momenten aber noch etwas unsicher; Catriona MacColl ("Das Haus an der Friedhofsmauer", "Ein Zombie hing am Glockenseil") stiehlt ihr in ihren Szenen als kaltherzige Mutter die Show. Ansonsten verschwinden die ohnehin raren Gesichter im Cast vollständig hinter den wirklich beeindruckenden visuellen Arrangements, die zwar einen eher mäßigen Plot mitsamt seiner altbekannten Antriebselemente kaschieren, dafür aber auch viel Gegenwert bieten - unter anderem die eigentlich stilllebenartige, ereignislos scheinende, aber auf seltsame Art völlig beunruhigende Schlusssequenz.
@freeman, die Schlussszene hast du auch herausgehoben und erwähnt, dass da eine subtile Technik angewandt wurde? Hast du das im allgemeinen Sinn gemeint oder hast du da eine spezielle Technik im Sinn gehabt? Ich war nämlich aufgrund der extremen Plastizität der Sequenz irgendwie gebannt (und irgendwie wie erleichtert, als dann das Schwarzbild des Abspanns erschien), hätte in dem Moment aber nicht sagen können, wie das Gefühl zustandekam.
P.S. ich hab mir hier das schicke 3-Disc-Mediabook gegönnt, feines Ding.
Begeisterung und Enttäuschung sind da engste Nachbarn: Wenn sich vermeintliche Jump Scares als eigenwillige Bild-Ton-Experimente gestalten, denen der eigentliche Scare abgeht, oder wenn die Schreckgestalt des Films weniger echtes Unbehagen als vielmehr die Faszination einer unbeweglichen Figur aus einem Dalí-Gemälde erzeugt, sehen sich die Einen betrogen und die Anderen bereitwillig vom Unvorhergesehenen überrascht.
Obwohl die Szenen stetig zwischen den auch optisch markierten Ebenen Traum und Wirklichkeit wechseln, wodurch eine starke Einflussnahme beider Welten aufeinander behauptet wird, passt sich das Erzähltempo eher der Kameraarbeit an. Diese wiederum bietet gerne detailliert ausgestattete Panoramen, noch lieber jedoch Close-Ups, immer aber mit einer Freude an der Auskostung. Da werden erst umherschwirrende Partikel in der Luft verfolgt, bis endlich die Protagonistin fokussiert wird, Zeitlupen verwendet, sich aufbauschende Kleidungsstücke oder Vorhänge inszeniert und teilweise sogar ganze Szenenabläufe wiederholt. Auch daher rührt das Gefühl, dass der Horror, der sich aufgrund der gewählten Motive eigentlich einstellen sollte, nicht richtig zur Geltung kommt; ihm wird schlichtweg keine Dynamik geboten, keine Ecke, aus der er mit Gebrüll angreifen könnte.
Lilly-Fleur Pointeaux ist in der Hauptrolle sicherlich ein Hingucker, schauspielerisch in einigen Momenten aber noch etwas unsicher; Catriona MacColl ("Das Haus an der Friedhofsmauer", "Ein Zombie hing am Glockenseil") stiehlt ihr in ihren Szenen als kaltherzige Mutter die Show. Ansonsten verschwinden die ohnehin raren Gesichter im Cast vollständig hinter den wirklich beeindruckenden visuellen Arrangements, die zwar einen eher mäßigen Plot mitsamt seiner altbekannten Antriebselemente kaschieren, dafür aber auch viel Gegenwert bieten - unter anderem die eigentlich stilllebenartige, ereignislos scheinende, aber auf seltsame Art völlig beunruhigende Schlusssequenz.
@freeman, die Schlussszene hast du auch herausgehoben und erwähnt, dass da eine subtile Technik angewandt wurde? Hast du das im allgemeinen Sinn gemeint oder hast du da eine spezielle Technik im Sinn gehabt? Ich war nämlich aufgrund der extremen Plastizität der Sequenz irgendwie gebannt (und irgendwie wie erleichtert, als dann das Schwarzbild des Abspanns erschien), hätte in dem Moment aber nicht sagen können, wie das Gefühl zustandekam.
P.S. ich hab mir hier das schicke 3-Disc-Mediabook gegönnt, feines Ding.
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