Gelungene Einzelmomente lassen die Fließband-Action von Steven C. Miller hochwertiger erscheinen als sie ist. Das Effektestudio Greenhaus GFX, deren letztjährige Arbeiten beispielsweise „Warcraft“ und „Turtles: Out Of The Shadows“ umfassten, wurde für die Pre-Title-Sequenz engagiert und liefert eine schlichte, aber elegante Spielerei mit den Farben und Mustern der amerikanischen Flagge, die der A-Klasse durchaus würdig wäre. Täuschen kann man damit jedoch niemanden; zuvor hat man immerhin schon den Prolog über sich ergehen lassen müssen, der in Farbfiltern und harten Kontrasten geradewegs ersäuft, die auch nach der „10 Jahre später“-Einblendung nur geringfügig entschärft werden.
Täuschen kann auch die Besetzungsliste nicht. Bruce Willis ist in den Fußstapfen Steven Seagals angelangt und sollte einem erfahrenen Publikum längst als Abschreckung denn Qualitätsgarant dienen; dennoch wird sein Name und Konterfei auf dem Cover seinen Zweck erfüllen und unbedarfte Impulskäufer, die sich an die Stirb-Langsam-Zeit erinnern, möglicherweise ansprechen.
Willis lässt sich natürlich für solche Produktionen nur noch zu kleinsten Nebenrollen hinreißen und dürfte die Gehaltsschecks weniger für seine schauspielerischen Leistungen, sondern vielmehr für seine leidende Reputation entgegennehmen. Die Hauptrolle bestreitet dann Kellan Lutz begleitet von Ex-MMA-Kampfsportlerin Gina Carano, was auf dem Papier nach einer mehr als soliden Besetzung für einen B-Actioner klingt. Lutz' Ausdruckslosigkeit steht allerdings auf keinem Papier geschrieben und dass man physische Darstellerinnen wie Carano immer wieder unbedingt in besonders weibliche oder romantische Positionen drängen muss, die ihnen ganz offenbar unangenehm sind, ist auch nur bedingt verständlich.
Durch den 08/15-Terroristenplot sieht Miller sich veranlasst, eine Quintessenz ähnlich gearteter Filme abzuliefern. Keilereien in Strip-Lokalen gehören ebenso zum Repertoire wie Fesselspiele in Lagerhallen oder lamentierende Gangster auf nächtlichen Straßen. Steve Coulter hat als CIA Station Chief Sitterson den Mund voller Schimpfwörter, weil sich unflätiger Ausdruck bei hochrangigen CIA-Delegierenden in den letzten Jahren im Kino nun mal durchgesetzt hat.
Abgesehen von einer erstaunlich mitreißend inszenierten WC-Keilerei, die Lutz' Steifheit durch eine vorteilhafte und klug geschnittene Choreografie geschickt kaschiert, ist „Extraction“ voll von diesen zweitklassigen Nachstellungen, die nicht oder nur teilweise funktionieren. Wen jucken bei dieser Anhäufung von Klischees noch die Wendungen gen Ende, erst recht, da die unschöne Kontrastoptik jeden Ansatz einer eigenen Handschrift killt.
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