Oha, hier gilt es mal wieder, etwaiges Niveau an der Garderobe abzugeben, um der ausgemachten Idiotie auf Augenhöhe begegnen zu können. Bei der Zusammenstellung der Zutaten immerhin bewegt sich die britische Agentenkomödie voll auf Höhe der Zeit. Die ähnlich "Kingsmen" funktionierende Kollision von Unterschichten-Proletentum und Agentenprofessionalität bildet den Kern, der nicht nur mit Hi-Tech-Point-Of-View-Einlagen der Marke "Hardcore" gewürzt wird, sondern auch mit der Inszenierung britischer Vororte nach "Hot Fuzz"-Rezeptur und vor allem vielen geschmacklosen Schlägen unter die Gürtellinie, wie "Borat" sie einst lehrte. Anal-, Fäkal- Fetten- und Genitalgags vermischen sich zu einer unappetitlichen Soße, die mit einem typischen Weltbedrohungsplot sowie dem ewigen Wunschtraum aller Briten garniert wird: Einem Sieg ihrer Mannschaft im Finale der Fußballweltmeisterschaft 2016 gegen Deutschland (dass tatsächlich später Island der Stolperstein werden würde, war ja beim Dreh noch nicht abzusehen). Und das alles, Respekt dafür, in nur wenig mehr als 80 Minuten.
Seriöse Charaktermimen wie Ian McShane und eben vor allem Hauptdarsteller Mark Strong haben sichtbar Mühe, die Tiefschläge Sacha Baron Cohens zu erwidern. Strongs sauertöpfisches Gesicht vermittelt eine Daueranstrengung, die einer Verstopfung gleichkommt, was zugegebenermaßen schön mit Cohens ausladender Visage harmoniert, wenn dieser vom Wiedersehen der verloren gegangenen Brüder ganz berührt ist.
Die Niederungen, in die sich das Drehbuch begibt, sind jedoch in ihrer Drastik schwer in Worte zu fassen und vom grünen Siegel der FSK nicht einmal annähernd zutreffend beschrieben. Möchte man es positiv ausdrücken, werden neue Perspektiven auf das Komödienfach eröffnet. Etwa aus dem Inneren einer gegangbangten Elefantenkuhvagina, die gerade als Versteck für die beiden Brüder dient. Oder über den glasharfenähnlichen Klang eines Ventilators, der seinen Wind in geöffnete Hinterteile bläst, die gerade noch als Auffangbecken für eine explodierende Rakete gedient haben.
So sind es solche Dinge und nicht Autoverfolgungsjagden oder Schusswechsel, die für das Etikett "Action" sorgen. Echte Gags, die leichtfüßig erscheinen und mit ihrer Treffsicherheit überraschen, sind in dieser Vollattacke auf den Kleinhirnstamm nur selten anzutreffen, meist spürt man doch eher die rohe Gewalt, mit der möglichst viele Fouls und andere Unsportlichkeiten in möglichst kurzer Zeit am Zuschauer begangen werden, um den Ball doch irgendwie über die Linie zu bringen.
