Auge um Auge
Originaltitel: Out of the Furnace
Herstellungsland: Großbritannien, USA
Erscheinungsjahr: 2013
Regie: Scott Cooper
Produzent: Tony Scott u.a.
Darsteller: Christian Bale, Zoe Saldana, Woody Harrelson, Willem Dafoe, Forest Whitaker, Casey Affleck, Sam Shepard, Boyd Holbrook, Dendrie Taylor, Tom Bower u.a.
In diesem konzentrierten, düsteren und kernigen Drama um einen Mann, der den Tod seines Bruders rächen will, brillieren die Darsteller Christian Bale, Woody Harrelson, Casey Affleck und Willem Dafoe mit famosen Darstellerleistungen.
Zur "Auge um Auge" Kritik
In diesem Sinne:
freeman
Auge um Auge
Für mich ging es am Samstag out of the furnace und into the Lichtspielhaus, aber auch nach 3 Nächten drüber schlafen bin ich mir noch nicht hundertprozentig sicher, was ich von Scott Coopers Film halten soll. Die knapp 2 Stunden Film bieten wenig äußere Handlung, liefern stattdessen eher ein Stimmungsbild des ländlichen Amerikas ab, das immer mehr von Abwanderung der traditionellen Industrien wie Stahl geprägt wird, dessen Bewohner Alternativen suchen, die sich oft nur als Wahl zwischen Armut, Kriminalität und Militärdienst entpuppen - und auch letzteres ist keine Dauerlösung, wie man an Rodney sieht. Die Sammlung an Impressionen und Ausschnitten aus dem Leben der Figuren ist durchaus stimmig, auch wenn man die bereits durch den Trailer und eigentlich sämtliche Kritiken zum Film erläuterte Exposition rund 3/4 des Films einnimmt, ehe der Film seine Rachegeschichte überraschend geerdet und unspektakulär erzählt. Doch immer wieder wünscht man sich, dass der Film noch mehr über seine Figuren preisgibt, manche Handlungsstränge scheinen mehr oder weniger im Nichts zu verlaufen (etwa die Sache um Russells Ex-Freundin), noch mehr Potential zu bieten. Woody Harrelsons White-Trash-Performance ist ganz großes Kino, Casey Affleck ebenfalls super und Christian Bale mag zwar nicht so gefordert seinen, dass er seinen Ruf als Ausnahmeschauspieler erneut zementieren würde, dufte ist seine Leistung aber schon. Fand ich definitiv überdurchschnittlich interessant, aber aus den Socken gehauen hat mich "Out of the Furnace" auch nicht.
Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
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- Elkjaer-Larsen
- Kinderkommando
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War ziemlich begeistert von dem Film. Nach all der Scheiße, die ich jüngst gesehen habe, ist das keine Kunst, aber dennoch bemerkenswert.
Zu den schauspielerischen Darbietungen ist alles gesagt worden, aber speziell hinsichtlich Harrelson habe ich mir zwischenzeitlich öfter gedacht:
Ja genug gequatscht ihr Tränen, zeigt jetzt mal wieder den Harlan.
Ein Kritikansatz meinerseits wären die deutlichen Parallelen zu Ciminos "The Deer Hunter". Das geht über die Nutzung einer grandiosen Inspirationsquelle zuweit hinaus und beraubt Coopers vortrefflich inszenierter Racheballade das Alleinstellungsmerkmal.
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Zu den schauspielerischen Darbietungen ist alles gesagt worden, aber speziell hinsichtlich Harrelson habe ich mir zwischenzeitlich öfter gedacht:
Ja genug gequatscht ihr Tränen, zeigt jetzt mal wieder den Harlan.
Ein Kritikansatz meinerseits wären die deutlichen Parallelen zu Ciminos "The Deer Hunter". Das geht über die Nutzung einer grandiosen Inspirationsquelle zuweit hinaus und beraubt Coopers vortrefflich inszenierter Racheballade das Alleinstellungsmerkmal.
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- LivingDead
- Action Fan
- Beiträge: 3776
- Registriert: 06.06.2006, 14:13
- Wohnort: Oldenburg
In ruhigen Bildern wird hier das idealtypische Bild Amerikas zerlegt. In einem Kleinstadtkaff irgendwo in der Nähe der Appalachen, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Drogen, Verbrechen und das Stahlwerk bilden hier die Konstanten und alle scheinen sich damit abgefunden zu haben. Russel Baze (dargestellt von einem gewohnt guten Christian Bale) scheint sich mit seinem Leben arrangiert zu haben. Obwohl sein Vater - vermutlich durch die Arbeit im Stahlwerk - todkrank im Bett liegt, hat auch er sein Erbe angetreten und verdient seine Brötchen dort. Zwar wird die Produktion vermutlich bald ins billigere China verlagert, doch irgendwie wird er auch das hinbekommen. Im Gegensatz zu ihm findet sich sein kleinerer Bruder Rodney (Casey Affleck) nicht damit ab. Vier mal diente er für sein Land im Irak und erlebte Schreckliches. Ohne große Anerkennung und ohne den Willen sein Geld im Stahlwerk zu verdienen, nimmt er an illegalen Hinterhofkämpfen für den örtlichen Buchmacher (Willem Dafoe) teil. Alsbald geraten die Beiden an den berüchtigten Harlan DeGroat (Woody Harrelson).
So dünn die Geschichte auch ist, so lebt der Film von seinen Darstellern, bei denen vor allem Harrelson durch eine fiese Darstellung heraus sticht und durch die ruhige Hand, mit der sie erzählt wird. Konsequent werden Erwartungen umschifft und gerade der Showdown ist in seiner Unaufgeregtheit völlig antiklimatisch, wenn auch vorhersehbar.
Gute
@ Elkjaer-Larsen: Der Vergleich kam mir allerdings auch sofort in den Sinn. Alleine schon das Setting erinnerte mich sehr an den Film. Als dann auch noch die Jagdszene kam, war es allerdings klar.
So dünn die Geschichte auch ist, so lebt der Film von seinen Darstellern, bei denen vor allem Harrelson durch eine fiese Darstellung heraus sticht und durch die ruhige Hand, mit der sie erzählt wird. Konsequent werden Erwartungen umschifft und gerade der Showdown ist in seiner Unaufgeregtheit völlig antiklimatisch, wenn auch vorhersehbar.
Gute
@ Elkjaer-Larsen: Der Vergleich kam mir allerdings auch sofort in den Sinn. Alleine schon das Setting erinnerte mich sehr an den Film. Als dann auch noch die Jagdszene kam, war es allerdings klar.
Mit freundlichem Gruß
LivingDead
LivingDead
Ganz klar, der umwerfende Cast ist Hauptverkaufsargument für Scott Coopers zweite Regiearbeit nach „Crazy Heart“. Mit Christian Bale, Woody Harrelson, Casey Affleck, Willem Dafoe, Zoe Saldanha, Forest Whitaker und Sam Shepard herausragend besetzt, auch gerade in dieser Kombination, werden fast alle Szenen von durchdringender schauspielerischer Präsenz bestimmt. Wenn mal nicht, dann weil Cooper den Blick über die Kleinstadt mit anliegendem Stahlwerk nahe der Ramapo Mountains schweifen lässt und eine bemerkenswerte Atmosphäre zwischen knallhartem Realismus und Twin-Peaks-Unwirklichkeit aufbaut. Letztere basiert sicherlich auch auf dem Plot, der eher als poetisches Thrillerdrama funktioniert denn als glaubwürdige Psycho- oder Sozialstudie. Insofern ist der vielfach geäußerte Vorwurf, die autark lebende Bevölkerung in den Bergen werde als degenerierte Gemeinde von Junkies und Kriminellen dargestellt, nur bedingt haltbar; der von Woody Harrelson dargestellte Antagonist arbeitet keineswegs einer verallgemeinernden Aussage über die Bergbevölkerung zu, sondern dient lediglich dem Aufgehen der Storyelemente, die sich samt und sonders um den von Christian Bale dargestellten Hauptcharakter gruppieren und ihm unter dem Strich eine Geschichte liefern, die beileibe keine neuen Erkenntnisse bringt, wohl aber sehr gut gespieltes und geschmackvoll gefilmtes Dramakino.
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Stark besetztes Drama, welches vor allem schauspielerisch auf einem hohen Level angesiedelt ist. Etwas problematisch gestaltet sich indes die Handlung, die sich in der ersten Stunde eher auf die Darstellung des mit allerlei Problemen behafteten ländlichen Milieus konzentriert - was zugegeben viel Authentizität versprüht. Der Handlungswechsel gestaltet sich dann recht unspektakulär, kann aber mit seiner Intensivität punkten.
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