the Bad Batch

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the Bad Batch

Beitrag von StS » 05.11.2017, 16:50

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Originaltitel: the Bad Batch
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2016
Regie: Ana Lily Amirpour
Darsteller: Suki Waterhouse, Jason Momoa, Jayda Fink, Keanu Reeves, Jim Carrey, Giovanni Ribisi, Diego Luna, …

Irgendwo zwischen "the Hills have Eyes" und "El Topo" zu verorten, hat Ana Lily Amirpour nach ihrem hochgelobten Debüt "A Girl walks Home alone at Night" mit "the Bad Batch" erneut einen eigenwilligen, stilvoll-atmosphärischen "Indie" erschaffen, bei dem u.a. Suki Waterhouse, Jason Momoa, Keanu Reeves und Jim Carrey mit von der Partie sind…

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Re: the Bad Batch

Beitrag von Vince » 13.04.2019, 11:51

Du kannst das Mädchen aus der Ödnis holen, aber nicht die Ödnis aus dem Mädchen. Ein stilvoller Schwarzweiß-Spagat irgendwo zwischen Arthouse und Genrefilm mit dem sperrigen Namen "A Girl Walks Home Alone At Night" war für Ana Lily Amirpour der Durchbruch und das Ticket für größere Filme mit bekannteren Schauspielern, die ihr mehr internationale Aufmerksamkeit bescheren sollten. Doch wenn die junge Regisseurin auch iranisches Land gegen amerikanisches tauscht und die tiefste Nacht gegen den brennenden Tag, bleibt sie doch dem Typ ihrer Motive treu. Menschenleere, lebensfeindliche Umgebungen sind es immer noch, in denen sich mit sämigem Erzähltempo eine Geschichte vom Leben und Überleben ausbreitet, nicht ohne ein gewisses Gespür für die Vorzüge einer B-Produktion, wo man sich noch Dinge trauen kann, die den einen Schlag Mensch abstößt und den anderen anzieht. Amputation bei lebendigem Leib zum Zwecke des Fleischkonsums ist nicht gerade ein etablierter Aufhänger für einen Film, der seine einkalkulierten Längen auch mit ein wenig Humor schmücken möchte, insbesondere, wenn es unter der Schirmherrschaft von Hollwoods neuem Schwiegermutter-Bad-Boy geschieht, der mit auffälligen Tattoos und Paschahosen durch die Wüste stolziert. Doch wenn sich die um zwei Gliedmaßen verschlankte Suki Waterhouse auf dem Skateboard in Sicherheit bringt, während im Hintergrund Arme und Beine auf den Grill geschmissen werden, spürt man neben der Schockwirkung auch einen gewissen Anflug von Amüsiertheit. Es ist eben einfach ein komisches Bild, eine hübsche Hollywood-Schauspielerin gehandicapt durch ein Camp rollen zu sehen, in dem fleischige Körper ein Zeitlupen-Ballett tanzen, wie man es seit Michael Bays "Pain & Gain" nicht mehr gesehen hat.

Die komödiantischen Stärken dieser Odysee lassen sich in Anbetracht der zähflüssigen Narration und der ausgeblichenen Farben tatsächlich schnell übersehen. Dabei war ein Jim Carrey zum Beispiel lange nicht mehr so witzig wie als stummer Einsiedler mit Rauschebart - vielleicht gerade deswegen, weil er heutzutage eigentlich gar nicht mehr witzig sein will. Jason Momoas Aquaman kann so heftig mit den Augen zwinkern, wie er will, der Humor in seinem Miami Man steckt einfach viel tiefer. Und natürlich Keanu Reeves auf der anderen Seite des Spektrums, der als Allmächtiger in weißem Gewand eine Karikatur sondergleichen zu zeichnen weiß. Amirpours Anliegen, das Gefälle zwischen Gesellschaftsschichten anhand einer radikalen Endzeitvision festzumachen, wird an diesen Charakteren und der Einfärbung ihrer Wirkungsbereiche offensichtlich. Ausgestoßene im ewigen Sand, die sich selbst verschlingen, stehen der Hochkultur gegenüber. Doch wird diese nicht klischeehaft mit klassischer Musik und bestialischem Verhalten untermalt; nein, im passend benannten "Comfort", das Reeves als Messias beherrscht, wird Rave-Musik aus Ghettoblaster-Bühnen gespielt und es existiert Respekt vor dem Wert des Lebens... weil man sich einen solchen dort schlichtweg leisten kann.

So quält man sich einerseits ein wenig durch den episodischen Ablauf der Ereignisse, die manchmal zur Ellipse zu werden drohen (so, wie man in der Wüste im Kreis zu laufen beginnt, wenn man eigentlich nur geradeaus gehen will), hängt andererseits aber auch voller Faszination an dieser völlig uneitlen Art und Weise, Geschichten zu erzählen.
:liquid7:

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