Kommentar zu Teil 1 vom 12.04.2015:
Gemessen an all den anderen Jugenddystopien der vergangenen Jahre hebt sich „Maze Runner“ im Rahmen nicht stark genug vom Restfeld ab, um als besonders gelten zu können, lässt sich die „Herr der Fliegen“-Konstellation doch als typisch bezeichnen, ebenso wie die „Cube“-ähnliche Mechanik ohne direkt erkennbaren Zweck - abgesehen davon, dass sie den Lebensraum der Jugendlichen eingrenzt, was der offen sozialexperimentellen Lesart des Films eine verborgen religiöse hinzufügt. Dramaturgisch gesehen allerdings ist Wes Balls Regiedebüt, obwohl es mindestens zwei Fortsetzungen im Blickfeld hat und somit mal wieder zu Größerem verdammt ist, aufgrund seiner geschlossenen Erzählstruktur gegenüber Vertretern wie „Divergent“ oder auch den letzten „Panem“-Teilen im Vorteil, denn die abgeschnittene Perspektive, die nur stückweise Neues offenbart, generiert erstaunlich viele Momente klaustrophobischer Spannung. Man weiß über das Labyrinth nie mehr als die zu Beginn völlig desorientierte Hauptfigur, wohl wissend allerdings, dass hinter den Mauern zwangsläufig eine Pointe warten muss. Die wird dann wie zu erwarten auch geliefert, wobei es schlussendlich fast schon egal ist, was es mit dem Labyrinth auf sich hat, was der anstehenden Fortsetzung einen eher schweren Stand verschafft.
Solange es aber nur diesen einen Teil gibt, kann man sich immerhin an den hübsch gestalteten und in schmuckes Licht getauchten Steinsäulen erfreuen, deren mit Moos und Lianen bewachsene Flächen und rätselhafte Rundgänger (kuriose Mischwesen aus Stahl und Biologie) der griechischen Mythologie ihren Tribut zollen, so wie es bereits bei „Percy Jackson“ geschehen ist.
Kommentar zu Teil 2 vom 17.04.2016:
Verborgene Geheimnisse sind immer interessanter als gelüftete, und so ist es für Wes Ball kein Leichtes, Anschluss an seinen Labyrinth-Film von 2014 zu finden. Dieser markiert vielleicht den besten Beitrag der anhaltenden Jugenddystopie-Welle, weil er angenehm rätselhaft bleibt (normalerweise keine Stärke des geschwätzigen Genres, das üblicherweise jeden Furz zum Event ausbuchstabiert) und das Verhalten der Jugendlichen in einer überfordernden Welt eher realistisch als idealistisch-romantisiert darstellt.
Mit der Brandwüste wird nun gleich ein ganz neues Setting eröffnet, obwohl jederzeit klar ist, dass im Grunde nur eine Fauna und Flora gegen die nächste getauscht wird. Den Special-Effects-Spezialisten gibt dies Gelegenheit, sich an neuen Dingen zu erproben; dass Heckenlabyrinth und Wüstengebiet genauso zum gleichen Level gehören wie Waldland und Unterwasserpanorama in einem Super Mario, ist nämlich nur allzu offensichtlich. Erstaunlich jedenfalls, wie viel Horror der Regisseur ins Spiel bringt; (rennende) Zombies sind zwar längst abgeschmackter Mainstream geworden, die Darstellung der Infizierten jedoch dürfte manch zartes Pflänzchen durchaus zum Zittern bringen.
Inhaltlich sieht sich der Ausflug in die Brandwüste mit den typischen Problemen eines Mittelstücks konfrontiert. Schmerzhaft fällt auf, wie sehr dieser zweite Teil auf die Bindegliedsfunktion ausgerichtet ist, wenn die Auserwählten sich von einer Station zur nächsten kämpfen, episodenweise auf Gegner treffen und dabei in völlig vorhersehbarer Weise dezimiert werden, derweil sich die Getrieberädchen langsam offenbaren und den großen Apparat offen legen, der einem ambitionierten Epos wie „Tribute von Panem“ längst das Genick gebrochen hat (und dennoch fliegen all seine Ableger wie Ikarus dem gleichen Schicksal entgegen). Obwohl die Jungstars wesentlich angenehmer (weil weniger pathetisch) auf diese Entwicklungen reagieren als man dies etwa von einer Triss („Die Bestimmung“) gewohnt ist, stört die neuerliche Bedeutungsaufladung. Die Intimität der „Herr der Fliegen“-Konstellation aus dem ersten Teil beginnt man alsbald zu vermissen und die Befürchtungen, dass der abschließende (hoffentlich nicht Doppel-) Teil sich weiter in diese Richtung entwickeln könnte, steigen an.
Wegen seiner handwerklichen Qualitäten und der bodenständigen Darsteller ist „Die Auserwählten in der Brandwüste“ sicherlich noch genießbarer als das Gros vergleichbarer Filme, doch die ziellose Handlung und der aufgebauschte Hintergrund lassen die Reihe eindeutig in die falsche Richtung pendeln.
(letzteren sehe ich heute nen Punkt schlechter)