Auf der Suche nach meiner Musikentdeckung 2017 bin ich nach mehren Monaten der Verzweiflung schließlich bei Killing Joke fündig geworden. Und wie ich fündig geworden bin.
Wohl kaum eine andere Band hat es geschafft mich so dermaßen in ihren Bann zu ziehen, dass ich mich völlig hilflos ihrer kompletten Discography ergeben und mit Freude den Geldbeutel gezückt habe. Noch nie habe ich in so kurzer Zeit so viele Alben (und bei Killing Joke sind das nicht wenige) derselben Band durchgehört.
Killing Joke ist eine verdamt vielseitige Band, die sich über eine Karriere von über 30 Jahren mehrfach neu definiert hat. So unterschiedlich das Repertoire Stilrichtungen ist, so ist es auch der qualitative output, der von schrottig belanglos über seltsam schräg, bis hin zu schweine geil reicht.
Die Post Punk Pioniere um Jaz Coleman hat so einige Ecken und Kanten... und Dornen und Stopersteine...und Risse und Dellen...und trotzdem ist es eine musikhistorisch verdammt ernstzunehmende Gruppe, da sie nicht nur gleich mehrere subgenres entscheidend mitprägte, sondern auch direkten Einfluss auf teilweise völlig unterschiedliche Bands ausübte.
Ob Metallica oder Nine Inch Nails, Foo Fighters oder Fear Factory, Faith no More oder Soundgarden...all diese Bands im Besonderen aber Dave Grohl von den Foo Fighters nannten die Band als Inspirationsquelle. Lezterer beehrte Jaz Coleman sogar mit einer Einladung auf der Bühne.
Dabei ist es aber eigentlich mehr der Bereich Gothic und Industrial, auf den die Band wohl den meisten Einfluss hatte. Genau mein Ding also.
Wirklich fröhlich ging es bei Killing Joke nie zu. Die lyrischen Themen operieren immer irgendwo zwischen Dystopie, Misstrauen gegenüber der Regierung, Krieg, Leid, soziale Missstände, Verschwörung und Weltuntergang.
Vor allem letzteres, die Apokalypse hat Frontman Jaz Coleman so dermaßen in Beschlag genommen, dass man ihn leider auch zu der Reihe der religiösn Spinnern mitzählen muss, die mehrfach erfolglos den Tag des jüngsten Gerichts prophezeiten.
Mit diesem Hintergrund sind die Bandtexte also schließlich stets mit Vorsicht zu genießen, auch wenn sicherlich viele angeprangere Themen ihre Relevanz haben.
Auch wenn es die Band gut meint und sich ernsthaft textlich mit Politik auseinandersetzt, brilliant geschrieben sind die Texte dann eben leider doch nicht.
Doch dafür kann die Band eben (und das ist immer noch die Hauptsache) mit ihrem Sound überzeugen und der hat es echt in sich, auch wenn dieser ebenfalls nicht völlig frei von Kritik ist.
1980 – Killing Joke
Die Karriere beginnt stark. In ihrem selbstbetitelten Debutalbum schmiedeten Killing Joke aus dem Nichts einen völlig neuen, beispiellosen, Sound und lieferten damit ein kleines Meisterwerk ab, das zum grundlegenden Bausatz für Nine Inch Nails und andere Industrial Performer werden sollte. Zwar könnte man noch weiter gehen und auf die eigentlichen Industrial Pioniere „Throbbing Gristle“ verweisen, doch mehr als schräge Soundspielereien sind aus dieser Ecke nicht zu verzeichnen.
Killing Joke hingegen liefern allein schon mit dem Opener „Requiem“ ein unsterbliches Thema ab, das sich sofort in die Gehörgänge einbrennt. Nicht umsonst wurde auch dieses Stück von Dave Grohl gewählt, um es seinem jungen Publikum zusammen mit Coleman als Sänger vorzutragen.
Und auch Metallica scheinen große Fans zu sein und coverten „The Wait“. Weniger rühmlich ist, dass „Wardance“ nachgesagt wird die Lieblingsbegleitmusik von Soldaten beim Panzerfahren und Leichen überrollen gewesen sein soll...
Alles in allem ein hervorragendes Album, das trotz der dreckigen, verzerrten Gitarren und dem leicht pessimistischen, regierungskritischen Unterton eine gewisse Groovyness bewahrt, die zum tanzen, vor allem aber Wiederhören animiert.
1981 - What's THIS For…!
Für einen Außenstehenden mag der Albumtitel wie die Faust aufs Auge fassen, da es wirklich schwer ist die Musik einzuordnen. Eigentlich handelt es sich hier um eine konsequente Weiterentwicklung des Debütalbums, Wobei die Grovyness zugunsten der Düsternis weicht und die Songs sich noch einmal mehr von klassischen Song- und Lyrikstrukturen entfernen. Meist bestehen die Texte nur aus wiederholten Ausrufen ohne wirklich erkennbaren Strophen. Dennoch wissen Nummern wie „Unspeakable“ oder „Follow the Leader“ in den Bann zu ziehen. „Madness“ ist dabei so ein echtes widerspenstiges Kuriosum für sich, das völlig den Konventionen entrückt über 7 Minuten lang den Hörer nur mit Geklopfe und Schreien des Entsetzens „THIS IS MADNESS“ belagert – und ich finde es absolut geil.
Unterm Strich nochmal deutlich schräger und weniger zugänglich als das Debütwerk, aber nicht weniger faszinierend und sicherlich eine mindestens genauso wichtige Inspirationsquelle, denn
„Who told you how“ klingt wie ein verlorenes Nine Inch Nails stück, das es nicht ganz in „The Fragile“ hineingeschafft hat.
1982 - Revelations
Hier merkt man leider, dass den Post-Punkern allmählich die Ideen ausgehen, denn hier servieren sie lediglich eine Variation ihrer aus den ersten beiden Alben vorangegangenen Versatzstücke, das aber so uninspiriert und lustlos, das man vor lauter Langeweile regelrecht zu kämpfen hat mit der ohnehin nicht großen Laufzeit. Fairerweise muss schon die ein oder andere gute Idee, die gelegentlich aufblitzt zur Kenntnis genommen werden, doch unterm Strich ist hier kein einziger wirklich brauchbarer Song zu finden. Das Album habe ich so wenig durchgehört, dass ich nicht mal einen Song nennen kann. Nur was für Komplettisten...
1984 – Fire Dances
Scheisshaufen! Die Ideenlosigkeit des Vorgängeralbums schien sich fortgeführt zu haben. Eigentlich könnte ich hier dasselbe schreiben, wie schon zu Revalations, nur dass das ganze jetzt alles NOCH beschissener ist. Der Fairness halber kann man hier zugestehen, dass Frontspinner Jaz Coleman zu dieser Zeit bereits das Ende der Welt erwartet und sich deswegen nach Island zurückgezogen hat (wahrscheinlich, weil es den vier apokalyptischen Reitern dort zu kalt ist...) und wohl nicht mit ganzer Sache beim Musikmachen war. CRAP!
1985 – Night Time
Der nicht eingetretene Weltuntergang schien neue Lebensfreude und Kreative Energien in Coleman geweckt zu haben, denn Night Time markiert die erste signifikante Neuorientierung der Band. Zum Guten. Der Dark Pop steht der Band sehr gut. Mit „Love Like Blood“ schufen die ehemaligen Post-Punker sogar so etwas ähnliches wie einen Single Hit – bis heute ihr einziges Lebenszeichen in den gehobeneren Chartsphären. Und das Stück hat es wirklich in sich. Allein diese schweinecoole Basslinie macht das Stück zu einem der besten Songs der 80er, welches dem ebenfalls hervorragend vom Bass getragenen „Fascination Street“ von The Cure auf Augenhöhe begegnen kann. Mit der melancholischen Strahlkraft dieses Song wurde Killing Joke schließlich auch zu einem Begriff in der Gothic Szene. Dennoch bewahrt hier die Band noch ihre wurzeln und lässt bei einigen Nummern die rohen, ungeschliffenen E-gitarren durchschimmern und servieren mit „Kings and Queens“ und „Multitudes“ zwei echte Brechern, die beiden jeweils von einem simplen, aber sehr genialen, memorablen Thema getragen werden, das man am liebsten gleich wieder auf die imaginäre Tanzfläche will.
Dass Killing Joke ein echt gutes Händchen für markante, gut ins Ohr gehende Melodien hat beweist die Band schließlich auch mit dem letzten Track „Eighties“, dessen Einleitendes Gitarrenspiel von niemand geringerem als Nirvana für den Song „Rape Me“ geklaut worden schien. Die ähnlichkeit ist unbestreitbar und führte auch zu einem Gerichtsprozess. Umso interessanter die Tatsache, dass der ehemalige Nirvana Schlagzeuger Dave Grohl dennoch Jaz Coleman auf seine eigene Bühne holte :)
1986 - Brighter Than a Thousand Suns
Da hat Killing Joke wohl Blut geleckt und bestreiten den in „Night Time“ eingeschlagenen Weg konsequent weiter. Hier haben sie sich gänzlich von ihrem rohen rohen, punkigen Sound entfernt und servieren stattdessen reinsten 80er Jahre New Wave mit leichtem Hang zur Melancholie und Weinerlichkeit. Wenn man kritisch sein will kann man das ganze als etwas belanglos bezeichnen, doch mit einem offenen Ohr lässt sich hier durchaus gutes Songwriting erkennen. Einigen eher kitschen Nummern wie „Sanity“ stehen auch aufregende Stücke „Rubicon“ entgegen.
Zwar fehlt dem Album ein kräftiges Zugpferd wie „Love Like Blood“, dafür hingegen ist es insgesamt besser durchgeschliffen und kann mit der richtigen Stimmung über die Volle Lauflänge bei der Stange halten.
1988 - Outside the Gate
Eigentlich als Soloprojekt von Jaz Coleman und Geordie Walker angedacht, wurde die Platte nach Ende der Produktion aus reinen Marketinggründen doch als neuestes Killing Joke Werk Veröffentlicht.
Wenn man es nicht wüsste besser wüsste, würde man sich hier zunächst auch nicht groß die Ohren putzen, doch wenn man das Album genauer unter die Lupe nimmt erkennt man bisher völlig ungewohnte Finessen. Oberflächlich könnte man das ganze als Verdüsterung des Vorgängeralbums „Brighter than a thousand suns“ bezeichnen. Der klare Popsound ist geblieben, doch der melancholische Klangteppich weist reichliche Wölbungen von unterschwelliger Bedrohlichkeit auf.
Das interessante ist, wie Coleman diese Bedrohlichkeit arrangiert, nämlich vollkommen ungewohnt durch den bedachten Einsatz von einsamen Akkustikgitarren und sogar Piano. Der Titelsong am Ende des Albums überrascht in den letzten 2 Minuten mit einem brillianten Klaviersolo, das genauso ohne Abstriche auch von den späteren Opeth hätte stammen können.
Man muss sich etwas mit dem Album beschäftigen, doch es schimmert echte musikalische Reife heraus.
1990 - Extremities, Dirt and Various Repressed Emotions
Wer bei „Outside the Gate“ nur mit halbem Ohr hingehört hat und keine große Veränderung herausgehört haben will, der wird von diesem musikalischen Ungetüm sehr unsanft vom Stuhl gestoßen. Was auch immer die Band zu dieser radikalen wiederholten Neuorientierung getrieben haben mag, doch es entpuppte sich als die ertragreichste Entscheidung in der Bandkarriere, denn hiermit leitete Killing Joke ihre stärkste und bis heute anhaltende Phase ein.
Nach der schrägen, unnahbaren Post-Punk Exzentrik und den massentauglichen Popambitionen etablierte sich Killing Joke hiermit nun als absolut ernstzunehmende Metal Band.
Harte, schwere Gitarren treffen hier auf eine völlig entstellte Stimme Colemans. Zwar schimmerte diese kratzige, tiefe verrauchte Stimme in vergangenen Stücken gelegentlich mal kurz durch, doch hier nutzt er sie gezielt und fokussiert. Die Entdeckung seines inneren Teufels war die vielleicht wichtigste Bandentdeckung, denn Jaz Coleman kann beizeiten ohne Abstriche haarenau wie die Metal Legende Lemmy Kilmister klingen. Die Ähnlichkeit ist so stark, dass es schon fast lustig ist. Weniger Lustig ist die Grundstimmung des Albums, das dank der neuen Ausrichtung locker auch zum bisher freudlosesten Werk macht. Coleman peitscht den Hörer hier von einem Schreianfall zum nächsten, während die Stimmung dabei immer weiter richtung Hölle abzudriften scheint, bis das ganze dann in dem unfassbar geilen „North of the Border“ seinen absoluten Höhepunkt findet. Mit diesem Album zeigt Killing Joke, dass sie vor allem eines sind. BAD ASS
1994 - Pandemonium
Scheinbar musste Coleman seine Stimme mehrere Jahre lang schonen, ehe er den 1990 eingeschlagenen Weg fortühren konnte. Die Pause hat auf jeden Fall nicht geschadet.
Als ob sie nie etwas anderes getan hätten, haut die Gruppe hier einen fetzig furiosen Einstieg raus, verdutzen dann zwar in „Exorcism“ den Hörer mit reichlich Hust Attacken von Coleman, überzeugen dann aber wieder mit dem genialen „Millenium“ und halten auch sonst mit vielen schwerfälligen, gut geschriebenen Melodien ihr vom Grunge ermüdetes Publikum gut bei der Stange. Den 90ern sei dank finden sich hier auch verstärkt technoide Einflüsse, die zusammen mit den elegischen, schweren Gitarren, den Industrial Elementen und der gequält krächzenden Stimme Coleman eine einzigartige Symbiose ergeben und eine klare Empfehlung für jeden Metalfan darstellt, der gerne etwas über den Tellerrand schaut.
1996 – Democracy
Bisher zeichnete sich bei Killing Joke das Bild ab, dass sie einen gefundenen Stil nicht lange aufrechterhalten können, doch mit Democracy zeigen sie endgültig, dass sie ihre Bestimmung als Alternativemetal Band gefunden haben. Den Titeltrack zähle ich ganz klar zu den stärksten Rock-Singles, die je produziert worden sind – und das obowhl der Song im Mainstream wohl kaum bekannt ist, doch das soll nicht mein Pech sein. Wie schon auf Pandemonium beweisen Killing Joke, dass ihr ganz speziell gewobener Klangteppich aus Colemans kratzender Stimme und schweren Gitarren gepaart mit stimmungsvollen Songwriting über sämtliche Distanzen hinweg tragen können. Alle Songs sind im Durchschnitt über 5min lang, doch man merkt nirgends die Länge. Es ist schon eine wahre Kunst über eine schier unendliche Laufzeit mit einfachen Songstrukturen bei Laune halten zu können. Vor allem aber ist es echte Kunst ein solch unfassbar geiles Stück wie „Absent Friends“ hinzubekommen. Als ob Coleman hier im absolut tiefsten Kerker der Hölle sitzt, schreit er von dort aus ein psychedelisch, alptraumhaftes, langgezogenes „Love“ heraus, das mich so dermaßen in seinen Bann zieht, dass ich am liebsten gleich in der Hölle Urlaub machen möchte.
Ein fast rundum gelungens Werk, das leider nur, wie aber auch jedes andere KJ Album an einer eher schwachen Produktion leidet...
2003 – Killing Joke
Nach einer Bandpause von mehr als 7 Jahren meldeten sich Killing Joke wieder eindrucksvoll mit einem erneut selbstbetitelten Album zurück, quasi um eine Art Rückbesinnung zu den Wurzeln zu subkommunizieren. Zwar ist hier in der Tat die Attitüde aus dem Frühwerk Anfang der 80er bei genauerem Hinhören festzustellen, doch vordergründig dominiert dennoch der in den 90ern gefundene harte Sound. Hier setzt KJ dem Härtegrad noch eine Schippe drauf, und wirt dabei die melödiöse Leichtfüßigkeit aus den 90ern über Bord, so dass man hier ein sehr sehr rohes, ungeschliffenes, kaltes und aggressives Ungetüm von einem Alternative Metal Album serviert bekommt. Ich persönlich als Freund ihrer 90er Werke wurde immer nur bedingt warm mit dieser Schwerpunktverlagerung. Sicherlich bekommt man hier sehr viele eindrucksvoll produzierte und brilliant konzipierte Hooks. Überhaupt gehört schon allein der Auftakt der Scheibe sicherlich zu den beeindruckensten Türeintretern, mit der sich eine Band je zurückgemeldet hat. Damit steckt KJ locker einen großteil der zeitgenössischen, jüngeren Rock- und Metallandschaft der damaligen Zeit weg und zeigt nochmal, was solche Rock-Großväter noch alles drauf haben.
Doch mich persönlich konnte die Musik leider nie ganz so sehr erreichen, wie die anderen Alben.
Dennoch spreche ich für das Arrangement , die Herangehensweise und vor allem für die mit Abstand sauberste und fetzigste Soundproduktion in der Bandgeschichte eine klare Kaufempfehlung aus.
2006 - Hosannas From the Basements of Hell
Nach den leichten 2003er comebackalbum hat sich Killing Joke wieder gefangen und führt, als ob nichts gewesen wäre ihren Stil von 1996 ganz gekonnt fort. Mit mehr vom Selben möchte man fast böswillig behaupten. Wahnsinnig viel neues wird man von der Band hier nicht mehr bekommen, dafür aber nochmal das Beste in all seinen Stärken und interessanten Variantionen.
Die größte Neuerung ist sicherlich die durchschnittliche Laufzeit von etwa 7 Min pro Song, was auch den bisherigen Bandrekord darstellt. Unüblich für eine Band, deren Songstrukturen von ausufernden Prog-Strukturen gar nicht weiter weg sein können. Doch der von KJ produzierte Klangteppich ist nunmal dafür ausgelegt trotz einer verhältnismäßigen Einfachheit schwier ewig ausgerollt werden zu können. Der Sound ist und bleibt eine Droge, die in sphären zieht, aus denen man sich nur als geneigter Katy Perry Hörer zu entwinden vermag. Allein das über 8min Lange „Walking with Gods“ ist eine echte Machtdemonstration, die zeigt, dass die Band immernoch gute Ideen hat ihren Stil neuzuverkaufen.
2010 - Absolute Dissent
Und wieder eine Neuausrichtung. Oder doch eine Rückbesinnung? Eine Mischung aus beiden?
Seit 2008 besteht die Band wieder in ihrer Originalbesetzung von vor knapp 30 Jahren, doch das Album ist nicht nur zeitgeschichtlich weit veg von „What's THIS for...?!“.
Hier mischt KJ gerne wieder verstärkte softere, elegische Wave-Elemente zu dem ansonsten gewohnt metallastigen Treiben. Nur irgendwie fiel hier das Songwriting nicht mehr ganz so stark aus, wie noch bei anderen Veröffentlichungen. Die typischen infernalischen ScreamPassagen und protzigen Ausschreitungen sind da, nur gabs das eben schonmal besser.
Zudem überzieht die Scheibe ein durchgehend bemerkenswert schlechter Klang, der selbst unter KJ Verhältnisse liegt. KJ war leider nie für kristallklaren, sauber produzierten Sound bekannt, 2003 konnten sie diesbezüglich ihre Kritiker auch mal verstummen lassen, doch hier liefern sie eine wirklich bemerkenswert schlechte Produktion ab, die einfach nur blechern, stumpf und hohl klingt.
Zum Glück kann unterm Strich die Musik letztlich doch noch überzeugen...
2012 - MMXII
2012. Ein gutes Jahr für den Weltuntergang. Ob Coleman immernoch an ein solches Szenario glaubt, ist mir nicht ganz klar, doch zumindest bietet es guten Stoff für eine anständige KJ Platte.
Wie schon bei Absolute Dissent finden sich hier auch wieder verstärkt wieder wavige, melancholische Passagen, die diesmal aber viel besser mit der Metalseite kombiniert werden was zusammen mit dem wieder verbesserten Songwriting der Band zu neuer Stärke verhilft.
Eigentlich ist es ziemlich beeindruckend, wie es so eine mittlerweile über 30 Jahre alte Band es schafft nach vielen Auf und Abs, Stilveränderungen und qualitativ sehr unterschiedlichen Outputs trotzdem nochmal ein so starkes Album auf die Beine zu stellen. Der knapp 9minütige Opener „Pole Shift“ präsentiert die Bands und ihre Facetten von ihrer besten Seite, kann aber auch darüber hinaus, mit betrübt schwelgerischen Nummern wie „In Cythera“ genauso überzeugen, wie auch mit den Schrei aus der Hölle „Glitch“.
Alles in allem sicherlich das beste KJ Album des 21. Jahrhunderts!
2015 – Pylon
Ich machs kurz: nicht ganz so gut wie MMXII, aber immernoch ne ordentliche Hausnummer 8-)
Ich habe wie gesagt noch nie in so kurzer Zeit die komplette discographie einer Band nachgeholt. Sie hats mir echt angetan. Killing Joke zeigt eindrucksvoll, wie sich eine Band der der ganz große kommerzielle Erfolg immer ausblieb dennoch auch über Jahrzehnte relevant bleibt und Duftmarken setzt, an denen andere, zeitgenössischere Künstler noch zu knabbern haben.
Die Band war nie perfekt, dazu stand Jaz Colemans Wahn und die generell eher meise Soundproduktion im Weg, doch wenn man die Band machen lässt, kommen manchmal echte Wunderwerke heraus, die man sich einfach wieder und wieder anhören möchte.
Wenn man mich nach einem Einstieg fragen würde, um einen guten Überblick über das Schaffender Band zu bekommen, würde ich spontan Das Debut-Album von 1980, Night Time und Democracy empfehlen, da hiermit alle Soundlandschaften, auf denen KJ je gespielt hat gut abgedeckt werden.
Während die Band im Bereich Post-Punk absolute Pioniere und große Inspirationsquelle waren, schufen sie im Bereich Industrialmetal einen einzigartigen, unschlagbaren Stil, der sich vor anderen, kommerziell erfolgreicheren Bands aus der Sparte nicht zu verstecken braucht.
Nur im Bereich Pop / Pop-rock würde ich der Band eine nicht ganz so hohe Klasse zuschreiben, da hatten andere Künstler in dem Bereich schlicht mehr Talent, auch wenn sich Nummern wie „Love like Blood“ oder „Rubicon“ mehr als hören lassen können.
Schade nur, dass es gearde die stärkte Phase der Band, nämlich der 90s Output aus irgendwelchen Gründen in der Versenkung verschwunden ist, denn an Kopien von „Extremities...“, „Pandemonium“ oder „Democracy“ zu kommen ist schlicht und einfach unbezahlbar.
Mittlerweile sind genau diese Alben nichtmal mehr bei amazon zu finden. Ich kann mich jedoch an Preise um die 500 Euro für eine Vinyl erinnern, während die CDs zwischen 50 und 100 ebenfalls nicht zum kaufen animieren. Ebenso gibt es genau diese Alben nicht auf Spotify.
Bleibt nur noch das gute alte youtube