Ab durch die Hecke

Filme abseits des Actiongenres mit Actionhelden (irgendwie so in der Art).
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freeman
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Ab durch die Hecke

Beitrag von freeman » 08.07.2006, 17:01

Ab durch die Hecke

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Originaltitel: Over the Hedge
Regie: Tim Johnson, Karey Kirkpatrick
Produktionsjahr: 2006
Stimmen: Bruce Willis, Garry Shandling, Steve Carell, Wanda Sykes, William Shatner, Nick Nolte, Thomas Haden Church, Avril Lavigne u.a.
Offizielle Webseite: http://www.overthehedgemovie.com/

Disney und DreamWorks. Eine ewige Konkurrenzbeziehung, an der Disney im Grunde selbst Schuld ist! In den frühen 90er Jahren war es nämlich Jeffrey Katzenberg gelungen, die dahindarbende Zeichentrickabteilung des Walt Disney Imperiums von Grund auf zu sanieren und mit Hits wie König der Löwen und Aladdin zu neuen Weihen zu führen. Gemeinsam mit Michael Eisner und Frank Wells bildete er daraufhin ein Management Traumteam von Hollywood, das in allen Bereichen der Filmproduktion Disneys wahre Wunder bewirkte. 1994 starb Frank Wells - das Finanzgenie hinter dem "neuen Disney" - und Eisner musste sich einer Bypassoperation unterziehen. Innerhalb der Disney Company brodelte es und nur Insider wussten, wie sehr Katzenberg den Präsidentenstuhl bei Disney wollte. Eisner, geschwächt durch seine Operation, fühlte sich in die Ecke gedrängt und sah daraufhin eine Umstrukturierung seiner Firma vor, die keinen Katzenberg in irgendeiner Funktion vorsah, war Eisner die König Midas Konstellation seines "Mitarbeiters" doch schon immer sehr suspekt. Also kündigte Katzenberg und gründete im selben Jahr mit Steven Spielberg und Musikmagnat David Geffen das Studio DreamWorks, das 1995 mit der Entwicklung erster Filmprojekte begann. Natürlich erhielt das Studio auch eine eigene Animationsabteilung, was bei der Trickfilm Vorgeschichte von Spielberg (Feivel, der Mauswanderer usw.) und Katzenberg, der zum Leiter der Animationsabteilung ernannt wurde, nicht verwundert. Unverzüglich begann man mit der Produktion des ersten Dreamworks Animationsstreifens, der 1998 unter dem Namen "The Prince of Egypt" (Der Prinz von Ägypten) in die Kinos kam und eine inhaltlichen Abkehr von Disneys putzigem, arg routiniertem Konzept darstellte.

Technisch war man mit den Mickey Mäusen sofort auf Augenhöhe, doch das inhaltliche Konzept des erwachseneren Zeichentricks wollte sich auch mit Filmen wie Spirit oder Sinbad einfach nicht ausgehen! Der Durchbruch gelang im Computeranimationsbereich, wo man mit Antz genau das schaffte, was im Zeichentrickbereich nicht gelang: ein Trickfilm mit erwachsenen Untertönen wurde zu einem veritabeln Erfolg und gipfelte in der Lancierung des erfolgreichsten Animationsfilmes überhaupt: Shrek II, der in seiner beispiellosen Erfolgsstory die Mannen um Pixar und Disney ziemlich zu düpieren vermochte. Und auch dieses Jahr versucht man dem großen Konkurrenten das Wasser abzugraben ...

In diesem Projekt geht es nun um eine wild zusammengewürfelte "Familie" aus Waldbewohnern, die nach einem langen und wohlverdienten Winterschlaf hungrig und voller Tatendrang erwachen. Schnell muss man allerdings feststellen, dass alle vormals angesammelten Vorräte komplett aufgebraucht wurden und man beschließt in diesem Sommer und Herbst deutlich mehr an Vorräten anzuhäufen. Dies gestaltet sich aber schnell als leichter gesagt, denn getan, denn plötzlich wird der ehemals große Wald von einer Hecke umzäunt, hinter der eine riesige Menschensiedlung gebaut wurde!

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Scheinbare Rettung naht in Form des Waschbären Richie, der sich längst mit der menschlichen Zivilisation angefreundet hat und den Waldbewohnern von paradiesischen Zuständen jenseits der Hecke zu berichten weiß! So essen die Menschen nicht, um zu leben, nein, sie leben, um zu essen und da falle für eine Horde Waldtiere immer genug zum Überleben und Ansammeln auf. Gemeinsam begibt man sich nun wiederholt auf Beutezug in die menschliche Siedlung und hat auch bald einen beachtlichen Winterschlafsvorrat an Fressen und Zivilisationsmüll angesammelt, als die Frage aufkommt, warum Richie den Waldtieren nun eigentlich wirklich geholfen hat ...

Die Story von Ab durch die Hecke geht zurück auf die Zeitungscomicstrips von Michael Fry und T. Lewis, in denen Schildkröte Verne (Anführer der Waldbewohner) und Waschbär Richie (im Original RJ) mit ironischem Blick das alltägliche Leben diverser Zivilisationskrüppel (auch genannt Menschen) beobachten und kommentieren. Ab durch die Hecke ist nun eine Art Vorgeschichte zu diesen Comicstrips, denn in den gezeichneten Vorlagen sind RJ und Verne von Beginn an dicke Kumpel, in dem Film müssen sie nun erst einmal zusammenfinden, was von dem Film auf höchst familienkompatible Art bebildert wird. Frei von Leerlauf bekommen wir eine herzige Ausgangsidee präsentiert, erleben mit, wie verschiedene Charaktere zusammenwachsen und registrieren moralisierende Hohelieder auf die Familie und echte Freundschaft. Garniert wird das ganze mit - niemals zu garstiger - Zivilisationskritik, die dem Konzept der Comicstrips entspricht und damit das für Erwachsene interessante Element von Ab durch die Hecke liefert. Für die kleinen gibt es meganiedliche Identifikationsfiguren und diverse, teils arg unvermittelt auf den Betrachter niedergehende, hysterische Slapstickeinlagen, die mehr als einmal zum Schmunzeln anregen. Die wirklich gelungensten und witzigsten Einlagen platzierte man um das hysterische Eichhörnchen Hammy, das bei seinen Auftritten den gesamten Film an sich reißt und mit seiner Eichhörnchen auf Koffein Einlage den Brüller des Filmes lanciert.

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Optisch hat man dies alles absolut formidabel verpackt! Das Charakterdesign der Figuren ist grandios und extrem an die Realität angelehnt. Endlich einmal gibt es in einem Dreamworksstreifen keine Gesichtszüge von Stars für die tierischen Figuren, die, abgesehen von der Eigenschaft immer auf den Hinterpfoten zu laufen, wie Abbilder der Realität anmuten. Die Charakteranimation ist zudem brillant geworden, die Bewegungsabläufe sind ein Traum und das Fell der Figuren wirkt ultrarealistisch! Das gleiche gilt für die Flora und Fauna des Waldes, die nahezu photorealistisch daherkommt. Bei den Menschen trieb man den Realitätswahn allerdings nicht allzu weit. Da man sie auch nur aus Sicht der tierischen Hauptdarsteller und damit aus der Froschperspektive zu sehen bekommt, ist hier eine ultrarealistische Animation überhaupt nicht notwendig und man versuchte auch offensichtlich gar nicht erst selbige zu erreichen! Was mir persönlich ein wenig gefehlt hat, waren ein paar Massenanimationsszenen und bis auf die Stinktiereinlagen gibt es auch keine wirklich eindrucksvollen Partikeleffekte / Special Effects zu bestaunen. Dennoch spielt Ab durch die Hecke technisch absolut in der gleichen Liga wie Ice Age II, Tierisch wild oder diverse Pixar Filme.

Auf die Ohren gibt es im übrigen einen ziemlich schwachen, themenarmen Score von Rupert Gregson-Williams, der sich nur mittels diverser eingestreuter Popsongs knapp im Durchschnitt einordnen kann. In Deutschland bekommen wir zudem eine erstaunlich solide und gelungene Synchronisation zu hören! Hervorragend sind Ralf Schmitz als Hammy, das überkandidelte Eichhörnchen, Bernhard Hoecker als Verne und Götz Otto als Richie (im Original erklingt hier die Stimme von Bruce Willis!) gecastet, wobei Schmitz und Hoecker fast schon eine Art Typecasting geworden sind, denn die Eigenschaften ihrer Figuren passen fast eins zu eins zu dem Bild der beiden Komiker in der Öffentlichkeit! Einen kleinen Ausrutscher in der Synchronbesetzung gibt es allerdings in beiden Fassungen: Nämlich die Besetzung des Opussumteens mit den beiden Rockgirlies Avril Lavigne (USA) respektive Jeanette Biedermann (BRD). Diese Besetzung ist dann in beiden Ländern als bloße Publikumsfischerei zu betrachten. Lustigerweise hatte ich gestern bei dem Fanfest in Leipzig auch noch die Gelegenheit, Rockgirl Jeanette live zu erleben, die sogar Werbung für Ab durch die Hecke gemacht hat und den anwesenden Eltern empfahl, den Film mit ihren Kindern zu gucken. Seltsamerweise waren von beiden (Eltern/Kinder) kaum noch welche da, denn Rockbitch Biedermann machte ihrem Image alle Ehre und trat mit einem gürtelbreiten Rock zu dem Auftritt an, was der Kameramann für die Großbildleinwand zum Anlass nahm, mehrmals die Kamera unter den Biedermann Horizont zu senken *feier*. Bevor jemand fragt: Kein String, schwarz ... ;-)

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Aber genug nun der Fleischbeschau. Ab durch die Hecke macht enormen Spaß, lanciert einige tolle Charaktere, wirklich gute Gags und eine grundsympathische Story verpackt in hochklassiger Technik und ist für einen Familienbesuch im Kino mehr als geeignet. Aus Sicht eines Erwachsenen wäre vielleicht ein wenig mehr subversiver Witz der Comicvorlage schön gewesen, unterhalten werden sich aber auch Menschen jenseits der 6 formidabel ...
:liquid8:

In diesem Sinne:
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Beitrag von Samir » 08.07.2006, 17:05

oha nur weil Bruce Willis im O-Ton spricht, na gut dann müsst ich mir mal vielleicht Disneys Tarzan zur Brust nehmen da ist ja Lance Henriksen im O- Ton zu hören ;

Review les ich mir wie immer erst durch wenn ich Film gesehen habe

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Beitrag von Vince » 08.07.2006, 17:09

@Samir: Ja, mach das mit dem Tarzanreview! Ist schon legitim so.

@Freeman: Mal wieder ein Animated Movie Review, das vor Fachwissen nur so strotzt! :wink: Ich bin froh über die Note, von dem erhoffe ich mir nämlich weit mehr als vom kommenden "Cars" der Konkurrenz. Das von dir angesprochene gelungene Figurendesign ist mir in Trailern auch schon sehr positiv aufgefallen im Gegensatz zu "Madagascar" oder "Grosse Haie...".

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Beitrag von StS » 08.07.2006, 17:32

Jo, feines Ding! Wegen Avril und Bruce wird der natürlich nur in der OV geschaut... :wink:

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Beitrag von MysteryBobisCREEPY » 08.07.2006, 19:31

:puke

Ich kann diese Kinderanimationsfilme nicht mehr sehen, was Aufwändigeres ala Final Fantasy wäre mal wieder schön.
"Monster House" sieht ja schon einigermassen aus..
Wollt Ihr 'nen Ritt auf meinem Discostick?
Putzt euch die Zähne mit 'ner bottle of shit
Nein Mann ich will noch nicht gehen
Ich will weiter auf dich schiffen
Solang bis du erkennst
Dass meine Pisse keine Fanta ist :D
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Beitrag von freeman » 09.07.2006, 02:23

MysteryBobisCREEPY hat geschrieben:"Monster House" sieht ja schon einigermassen aus..
Geht laut Trailer aber absolut ebenfalls stark in Richtung Kiddiemovie! Viel zu viele Gags prasseln in dem Trailer auf einen ein ... dagegen sind sogar die Cars Trailer "gruseliger". Erwarte dir also von dem nicht zu viel ... Sehr interessant war der Trailer zu dem neuen Dreamworks 3D animierten Streifen aus, den sie in Zusammenarbeit mit Aardman entwickelt haben. Auf den freu ich mich wie Bolle ...

In diesem Sinne:
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Beitrag von MysteryBobisCREEPY » 09.07.2006, 16:31

freeman hat geschrieben:
MysteryBobisCREEPY hat geschrieben:"Monster House" sieht ja schon einigermassen aus..
Geht laut Trailer aber absolut ebenfalls stark in Richtung Kiddiemovie! Viel zu viele Gags prasseln in dem Trailer auf einen ein ... dagegen sind sogar die Cars Trailer "gruseliger". Erwarte dir also von dem nicht zu viel ... Sehr interessant war der Trailer zu dem neuen Dreamworks 3D animierten Streifen aus, den sie in Zusammenarbeit mit Aardman entwickelt haben. Auf den freu ich mich wie Bolle ...

In diesem Sinne:
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..und der heisst? :D
Wollt Ihr 'nen Ritt auf meinem Discostick?
Putzt euch die Zähne mit 'ner bottle of shit
Nein Mann ich will noch nicht gehen
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Beitrag von Cinefreak » 15.11.2010, 22:46

definitiv einer der besten Animationsfilme. Super-Typen, skurrile Bilder, macht einfach Spaß das Teil :lol:
Unser neuestes Projekt: https://open.spotify.com/show/35s3iDdkQ12ikEFT9hOoTP - Talk rund um Filme und Serien

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Beitrag von Wallnuss » 16.11.2010, 12:44

Cinefreak hat geschrieben:definitiv einer der besten Animationsfilme. Super-Typen, skurrile Bilder, macht einfach Spaß das Teil :lol:
Unterstreich ich.

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