Filmtagebuch: deBohli
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Die würden dir bestimmt zusagen. Ich denke, 2021 werden die Filme bestimmt auf einer Streaming-Plattform erscheinen, oder zumindest "Fried Barry".
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Klute
BD / Regie: Alan J. Pakula
Was sich zuerst wie ein Entführungs-Thriller anfühlt, entwickelt sich meisterhaft zu einer Betrachtung der weiblichen Psyche. Jane Fonda brilliert in der Hauptrolle, Donald Sutherland halt sich perfekt zurück, das Siebzigerjahre-Setting von New York eindrücklich. Ein Film, der Pakula zu Recht berühmt machte und bis heute mehr als überzeugt. Alleine die improvisierten Therapiesitzungen sind fantastisch und lohnenswert.
Ray & Liz
Streaming, Apple+ / Regie: Richard Billingham
Depressiv, düster und traurig, so fühlt man sich beim Betrachten dieser verfilmten Familiengeschichte. Richard Billingham hat nach dem Erfolg seines Fotobandes über die eigene Vergangenheit und Eltern die Geschichte in bewegte Bilder umgewandelt. Auf 16mm-Film gedreht, wunderschön anzusehen und emotional mitreissend. Alkoholismus, Geldprobleme, Unterschicht, und der gelungene Absprung aus der Misere.
Twisted Pair
Kino / Regie: Neil Breen
Die Kinos sind wieder offen, die KultMovieGang in Bern zurück im Saal. Und als Zuckerchen wurde in der Reihe «Worst Movie Night» ein wirklich, wirklich katastrophales Machwerk gezeigt. Als Überraschung, ohne Vorwarnung, der geniale Film von Messias Neil Breen über KI, Übermenschen und Dualität. Trotz Vorbereitung durch RedLetterMedia war es kein Vergnügen, aber schaut selbst:
The Falcon And The Winter Soldier
Streaming, Disney+ / Regie: Kari Skogland
Dass Marvel immer dieselbe Formel für die Produkte anwendet, geschenkt. Dass allerdings mit dieser Serie wirklich interessante und wichtige Themen angeschnitten werden (Macht und Verantwortung als Superheld, Kontrolle von solchen Kräften, Umgang mit globalen Katastrophen), nur um diese stets in langweiligen Faustkämpfen untergehen zu lassen, ist nervig. Besonders, da die Serie zuerst ziellos vor sich hindümpelt, alleinig deswegen Spass macht, weil sie bekannte Gesichter zurückbringt, und am Ende alles zu schnell beendet. Es fühlte sich wie ein weiterer Captain-America-Film an, ohne an deren Dichte heranzukommen. Sogar «WandaVision» war wagemutiger und frischer.
El Robo del Siglo
Kino / Regie: Ariel Winograd
Wie gerne ich Diego Peretti in Filmen sehe, seine charismatische und immer leicht dusselige Weise. Als Leiter des Jahrhundertüberfalls in Argentinien ist er perfekt besetzt, erhielt mit Guillermo Francella einen passenden Verbündeten und darf sich durch eine angenehm gewaltlose Geschichte bewegen. Ein Überfall ohne einen abgefeuerten Schuss, ein Bankraub ohne Macho-Getue, eine Auflösung, in der die Tat dekonstruiert wird und sogar die Gesetzeshüter menschlich bleiben.
The Nest
Kino / Regie: Sean Durkin
Alleine wegen der darstellerischen Kraft von Jude Law und Carrie Coon gewinnt dieser Film. Dass die Geschichte um Geld- und Machtgier erzählerisch in jeder Minute überzeugt, ist umso besser. Mit gewissen Stilmitteln von Thriller und Horror ergänzt (man achte sich beispielsweise auf den Score), wird das Familiendrama zu einem aufrüttelnden Kampf um Anerkennung. Auch sehr cool, das Setting der Achtzigerjahre und Oona Roche als Tochter. Gegenüber «Martha Marcy May Marlene» beweist Sean Durkin mit diesem Film eine klare Steigerung.
Revenge
BD / Regie: Coralie Fargeat
Das «Rape And Revenge»-Genre ist kein problemloses, besonders, da die Geschichte oft aus männlicher Perspektive erzählt werden. Mit «Revenge» hat eine Frau auf dem Regiestuhl Platz genommen und bietet eine stilvoll gefilmte, sehr blutige und gnadenlose Erzählung, bei der kleine Verschiebungen in der Mechanik den Ausschlag geben. Misogyne Handlungen, die Frauen im Alltag immer wieder erleben müssen, werden ins Extrem gebracht, der Mann am Ende als hilfloses und nacktes Übel dargestellt. Packend.
Hagazussa
BD / Regie: Lukas Feigelfeld
Wem «The Witch» gefiel, der wird mit diesem Film von Feigelfeld ziemlich sicher seine Mühe haben. Als Vertreter des Slow Cinema ist die Geschichte um eine Hexe in den Alpen vor allem ruhig, langsam und bedächtig. Selten wird gesprochen, die Aufnahmen verharren lange, die Stimmung wird durch kleinste Veränderungen immer unheimlicher. Ein Stück über Isolation und Ausgrenzung, bei dem die supernatürliche Komponente schlussendlich Nebensache ist.
Moxie
Streaming, Netflix / Regie: Amy Poehler
Ja, der Film hat viele Probleme und ist in seinen Schlüsselszenen oft zu unrealistisch. Ebenso geben die Nebenfiguren viel mehr her und wären für die Geschichte über Sexismus, Unterdrückung und ungleicher Behandlung an einer High School geeigneter gewesen als die weisse Teenagertochter. Aber ach, wie mich die Geschichte mitriss, wie toll Lauren Tsai, Alycia Pascual-Peña und Nico Hiraga agierten, wie wichtig die Botschaft des Filmes ist. Emotional war ich vollends dabei, nieder mit dem Patriarchat!
- LivingDead
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Achja, den Falcon hatte ich natürlich auch beendet - im Filmtagebuch gar nicht bedacht beim letzten Eintrag. Steht aber auch symptomatisch für die Serie, die äußerst vergessenswert bleibt. Über 5 Punkte komme ich da auch nicht hinaus - inhaltlich werden ein paar interessante Fässer aufgemacht, aber trotz der 6 Folgen bleibt alles zu oberflächlich. Und auch die Action überzeugte mich durch die vielen CGI nicht wirklich. Kann man gucken, muss man aber auch nicht.
Zu „Revenge“ aber auch nochmal ein großes Dito - großer Fan von Matilda Lutz seitdem.
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Mit freundlichem Gruß
LivingDead
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- deBohli
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Da gehe ich mir dir, diese Serie vergisst man unglaublich schnell wieder und das Problem mit der CGI-Action haftet leider zu oft den heutigen Produktionen aus den grossen Häusern an. Sehr schade und eigentlich unnötig.
Matilda Lutz war wirklich grossartig. Gibt es weitere Filme mit ihr, die du empfehlen kannst?
Matilda Lutz war wirklich grossartig. Gibt es weitere Filme mit ihr, die du empfehlen kannst?
- deBohli
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Sveto mesto (A Holy Place)
BD / Regie : Đorđe Kadijević
Nachdem Gogols Geschichte «Viy» in Russland tricktechnisch wegweisend verfilmt wurde, wagte sich zu Beginn der Neunzigerjahre Kadijević in Serbien an eine Neuerzählung. Während das Grundgerüst blieb, dient die eigentliche Geschichte vor allem als Aufhänger für erweiterte Charakterisierungen, Gedanken zu Erotizismus und Tabus in der Gesellschaft. Für mich ist der Film durch diese Neupositionierung gleichermassen gelungen wie das Original.
Cold Light Of Day
BD / Regie: Fhiona-Louise
Der einzige Film der Regisseurin, ein realitätsnahes Abbild von einem Serienkiller. Was man meist aus Amerika gewohnt ist, findet bei dieser wahren Geschichte in England statt und zeigt das unbegreiflich Böse im Menschen an einem einsamen und unauffälligen Man. Dreckig und rau, leider aber budgetbedingt auch selten wirklich ansprechend. Da half die Restaurierung wenig, herrscht beim Bild, welches vom 16mm-Originalfilm vergrössert wurde, vor allem wildes Rauschen.
Clash
BD / Regie: Mohamed Diab
Der arabische Frühling, die brutalen Proteste, Konflikte und Krawalle – mit «Clash» ist man mittendrin in diesem politischen und sozialen Chaos. Der gesamte Film spielt in einem Gefangenentransporter der Polizei, in dem sich verfeindete Menschen aushalten müssen, während sie auf ihre Haft warten. Diab gelang es mit diesem Szenario, die damalige Situation von Ägypten als Mikrokosmos nachzubilden, aufrüttelnd gefilmt und mit viel Geschick inszeniert. Ein wichtiger Film zum damaligen Wandel.
Irma Vep
BD / Regie: Olivier Assayas
Assayas dreht eine Liebeserklärung an Schauspielerin Maggie Cheung, dekonstruiert zugleich den Zustand der französischen Filmindustrie in den Neunzigerjahren und hinterfragt seine eigene Karriere. Ein beeindruckendes Werk, das mit zugänglicher Art und vielen Ebenen lange nachwirkt. Dialoge und Schauspiel sind auf höchstem Niveau, die Kamerafahrten meisterhaft. «Irma Vep» könnte sich zu einem meiner liebsten Filme mausern.
White Fire
BD / Regie: Jean-Marie Pallardy
Eigentlich wollen alle nur Diamanten stehlen, die undurchschaubare Geschichte, merkwürdigen Sets und Kostüme, plus Inzestfantasien kommen dem Vorhaben aber in die Quere. Ein durchgeknalltes Stück Action-Film-Geschichte, das so schlecht und absurd ist, dass man es fast nicht erklären kann. Oder spielt etwa alles in einem Paralleluniversum? Das würde auch die herrliche Einblendung «Instambul» erklären – und dies bei einem durch die Türkei koproduzierten Vehikel.
Tideland
BD / Regie: Terry Gilliam
Niemals hätte ich vermutet, dass ich nach einem filmischen Verkehrsunfall Erleichterung verspüren könnte. Das Ereignis half in diesem Film jedoch, die angestaute und bedrückende Stimmung zu lichten. Nicht, dass «Tideland» deswegen eine leichte und schnell verdaubare Geschichte wäre, taucht dank dem Vorfall aber tiefer in die magische Realität ab. Extrem gespielt, mit verrückten Perspektiven gefilmt und optisch als überbordende Welt aufgebaut – Gilliam sucht die Nähe zum Boden trotz Höhenflüge und schreckt nicht vor Trauer und Trauma zurück.
Re: Filmtagebuch: deBohli
White Fire ist echt ein Must See... alleine um es zu glauben. Habe auch 3/10 gegeben, es ist aber auch irgendwie eine 7/10. So was kann nur ein echtes guilty pleasure.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Unangenehmen Spass macht der auf jeden Fall viel mehr, als man bei der 3er-Wertung vermuten würde. Trotzdem, der Film ist bloss eine Tarnung für Inzest-Festisch und darum zugleich auch eklig. Das möchte ich nicht allen empfehlen.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Der Regisseur hat ja vorher auch Pornos gedreht (keine Ahnung allerdings aus welchem Genre), das merkt man auch durchaus an der Logik, nach der das Drehbuch vorgeht. Mit Berücksichtigung des Hintergrundes ist "White Fire" also sogar sowas wie seine Doktorarbeit.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Danke gelini, doch diese Filmografie werde ich nicht nachverfolgen.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Der Gummibär kann dir die VHS sicher mal ausleihen.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Ob die noch spielt? So verklebt wie die sein muss.
Re: Filmtagebuch: deBohli
1979 hatte ich noch kein VHS, da wurde noch mit dem Quellekatalog die Wedelträume befriedigt
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Ich hatte 1984 auch noch keinen BD-Player.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Wow, ein Frühwedler mit 8.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Früh übt sich was ein Profiwedler werden will
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Sami, Joe und ich
Kino / Regie: Karin Heberlein
Filme über die schwierigen Jahre der Adoleszenz folgen zu oft einem typischen Schema. So auch diese Geschichte über drei Mädels, die ihre Schulausbildung abgeschlossen haben und sich nun in der Arbeitswelt zurechtfinden müssen. Natürlich spielt der Film im Umfeld von Zürich, die Charaktere haben Migrationshintergrund und müssen sich mit den Familienklischees herumschlagen. Schön gefilmt (im engen 4:3-Format), modern aufgezogen und am Ende erstaunlich überdreht, will leider nicht alles zusammenkommen. Eventuell hätte ein Schauspielcoaching während den Dreharbeiten geholfen.
The Bubble
Kino / Regie: Valerie Blankenbyl
Der Dokumentarfilm über die Rentner-Gemeinde “The Villages” taucht tief in den destruktiven Kapitalismus der wohlhabenden und weissen Schicht der USA ein. 150'000 alte Personen leben auf einer riesigen Fläche im herausgeputzten Vorort, deren Wachstum Natur und normales Leben von Florida immer stärker gefährdet. Krank, absurd, überraschend. Schade bloss, macht es sich der Film an gewissen Stellen etwas zu einfach und gibt sich einer Narration mit formelhaften Punkten hin.
Star Wars Episode IV bis VI
BD / Regie: George Lucas, Irvin Kershner, Richard Marquand
Star-Wars-Day, unsere Kinematografische Chaos-Gesellschaft nutzte diesen, um die ursprüngliche Trilogie zu geniessen. Leider in der mehrfach überarbeiteten Version der BD-Ausgabe, Spass hat es trotzdem gemacht. Auch wenn drei solche Filme an einem Tag zu etwas Überdruss führen können. Wie oft da Arme und Hände abgeschlagen werden, was für ein Fetisch.
Seit der letzten Sichtung dieser Filme sind für mich etwa sechs Jahre vergangen, es fühlte sich trotzdem nicht alles frisch an. «A New Hope» kämpft mit merkwürdigem Erzähltempo und der Last des Universums, welches heutzutage auf dessen Schultern sitzt. Ein hübsches Märchen ist es weiterhin.
«The Empire Strikes Back» natürlich ein Meisterwerk, nicht nur im SW-Kosmos, sondern allgemein in der Filmwelt. Ein packendes Drehbuch, das mühelos Charaktermomente und grosse Action kombiniert, geniales Setdesign und eine wunderbar düstere Grundstimmung. Kein Wunder, wurde an diesem Teil von Herr Lucas bisher am wenigsten verändert.
Der Abschluss mit «Return Of The Jedi” gestaltete sich leider zäher, als ich es in Erinnerung hatte. Die Geschichte ist über die meiste Zeit hinweg sinn- und logikfrei, die knuffigen Tierchen und Ewoks fehl am Platz, die Action eher erzwungen. Da wäre viel mehr möglich gewesen, «Jedi Rocks», Vaders «Nooo» und der junge Anakin-Geist trüben alles noch stärker.
Die weiteren Filme werden von uns aber nicht nachgeholt, da ist die Qualität klar viel zu tief.
Episode IV –
Episode V –
Episode VI -
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Na gut, die Szene ist natürlich Oscar-verdächtig!
Wem drei Filme an einem Tag zu viel sind, dem empfehle ich übrigens folgende Zusammenfassung:
Wem drei Filme an einem Tag zu viel sind, dem empfehle ich übrigens folgende Zusammenfassung:
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Re: Filmtagebuch: deBohli
The Pink Cloud
Streaming, Filmingo / Regie: Iuli Gerbase
Das Leben bietet die verrücktesten Zufälle: 2017 geschrieben und 2019 gedreht, ist dieser Film nun plötzlich die perfekte Adaption unserer aktuell herrschenden Pandemie. Eine pinke Wolke verhindert, dass die Menschheit ihre Häuser verlassen kann. Das Leben wird während Jahren von Isolation und sozialer Distanz beherrscht, neue Abgründe und psychische Belastungen entstehen. Schön gefilmt und voller interessanter Ansätze, leider etwas wenig ausgereift an gewissen Stellen. Trotzdem, die aktuelle Situation verleiht den Bildern eine beklemmende Realität.
The Rider
Streaming, Filmingo / Regie: Chloé Zhao
Langsam, wunderschön und wärmend. Das Portrait eines Rodeo-Reiters ist feinfühlig und leise, gedreht mit Laien und Personen aus dem Umfeld des amerikanischen Reitsportes. Zhao begeistert von Beginn an mit ihrer Entscheidung, Gesichter, Umgebungen und Licht als wichtige Elemente auftreten zu lassen und verlagert das Gewicht somit von den Dialogen zur Stille. Ein Film, der berührt und trotz der eigenwilligen Kultur, welche er aufzeigt, für viel Empathie und menschliche Nähe sorgt.
Spookies
BD / Regie: Genie Joseph, Thomas Doran, Brendan Faulkner
Drei Regisseur*innen, zwei separate Filme, ein chaotisch-unnachvollziehbares Produkt. Dieser Horrorfilm ist ein Unfall, der im richtigen Moment Spass machen kann. So lacht man über die furzenden Matschmonster, freut sich über verrückte Charaktere, die auftauchen und sofort wieder aus der Geschichte verschwinden, über katastrophale Schnitte und eigentlich ziemliche coole Monster und Effekte. Wer hat beispielsweise gewusst, dass der Sensenmann nach einem Fall am Boden explodiert? Nur eines fehlt: Der Grusel.
Festen
DVD / Regie: Thomas Vinterberg
Nachdem das Dogme-Manifest unter Mitwirkung von Vinterberg verfasst wurde, drehte dieser sogleich den ersten Film mit offiziellem Zertifikat. Und was für ein Film es geworden ist. Das Tragikspiel über ein Familienfest, in dem rabenschwarze und verbrecherische Dinge offenbart werden, ist roh, direkt und packend. Fast meint man, Home-Video-Aufnahmen zu sehen und in eine wahre Umgebung gesaugt worden zu sein. Bis heute ein meisterliches Werk, das bis zur letzten Sekunde mitfiebern lässt.
Mehr Infos zum «Dogme 95»-Prinzip hier:
Twisted Tale: The Unmaking of Spookies
BD / Regie: Michael Gingold, Glen Baisley
Die Dokumentation lag als Bonus bei der «Spookies»-Ausgabe von 101Films mit dabei.
Was mussten die Macher hinter «Spookies», ursprünglich «Twisted Tale» betitelt, nicht alles aushalten. Die Zügel wurden ihnen entrissen, ihr gedrehtes Material verstümmelt, ihre Intentionen mit Füssen getreten. So entstehen Legenden in der Branche, diese Dokumentation versucht Klarheiten ans Licht zu bringen. Das geschieht vor allem durch verbale Angriffe gegenüber Michael Lee und Erinnerungen an die Dreharbeiten, wirklich tief oder herausfordernd werden die Inhalte aber nie.
Druk (Another Round)
Kino / Regie: Thomas Vinterberg
Endlich im Kino, herrlich. Noch selten hatte ich beim Konsum eines Filmes so stark Lust, das Gesehene mit Alkohol zu begleiten. Der Absturz nach dem einstweiligen Hoch folgt in Vinterbergs Sozialdrama allerdings schnell – und zeigt die Auswirkungen von Trinkverhalten und Sucht realistisch und ungeschönt. Da sich der Film, nebst dem genial spielenden Mads Mikkelsen und geschickt eingebauten Reminiszenzen an die Dogme-95-Kultur (Licht, Musik, Handlungsrahmen), ein ambivalentes Ende gönnt, ist ein mitreissendes und intelligentes Abbild der gesellschaftlichen Alkoholsucht entstanden.
Naked Lunch
BD / Regie: David Cronenberg
Das Buch habe ich bisher nicht gelesen, trotzdem hat die Beat-Literatur eine anziehende Wirkung auf mich (lest Fauser!). Cronenbergs Adaption von William S. Burroughs’ Roman führt die Spirale in Richtung Untergrund und Hölle korrekt weiter. Wahre Begebenheiten, diverse Erzählungen und visueller Wahn vermengen sich zu einem dreckigen, vom Rausch durchzogenen und mit Fallen gefüllten Prozess. Am Ende ist wenig klar, die Unschuld der Menschheit aber schon lange zerschlagen. Eine Frage bleibt aber: Wieso gab man sich bei den Sets der nordafrikanischen Gassen mit den falschen Tauben so wenig Mühe?
VIPCO: The Untold Story
BD / Regie: Jason Impey
Die Dokumentation lag als Bonus bei der «Spookies»-Ausgabe von 101Films mit dabei.
Mit über zwei Stunden ist die orale Nacherzählung des damaligen «Video-Nasty»-Labels VIPCO und dessen Gründer Michael Lee leider viel zu lang und gefüllt mit alten Herren und mittelalten Liebhabern kaputter Filme, die sich in Interviews in den eigenen Erinnerungen austoben. Mit vielen Wiederholungen und wenigen wirklich interessanten Fakten wäre der eigentliche Inhalt schnell erzählt gewesen. Schade auch, ist der Film visuell sehr altbacken und monoton gestaltet.
Re: Filmtagebuch: deBohli
"Another Round" ist für mich auch der Must-See-Film zur Zeit.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Lohnt sich wirklich. Für meine Freundin und mich war es nebst "Promising Young Woman" der Film, auf den wir während des Lockdowns am sehnlichsten gewartet haben.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Oh, von dem hab ich ja noch gar nix mitbekommen. Den setz ich mir auch mal ganz oben auf die Liste. Vinterbergs "Die Jagd" ist für mich eines der besten Dramen des bisherigen Jahrtausends, insofern freue ich mich natürlich auf eine weitere Zusammenarbeit mit ihm und Mikkelsen. Auch "Das Fest" fand ich hervorragend.
Die furzenden Matschmonster kommen dann gleich an zweiter Stelle auf dem Notizblock.
Die furzenden Matschmonster kommen dann gleich an zweiter Stelle auf dem Notizblock.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Vinterberg und Mikkelsen ist eine berauschende Kombination, ich kann dir nur empfehlen, "Another Round" bald zu kredenzen. Und ja, "Spookies" ist ein klarer Fall für das Weird-Shit-Regal.
Bottle Rocket
BD / Regie: Wes Anderson
Ach, wie jung alle damals noch waren. Mit der ersten Regiearbeit Andersons etablierte er sich nicht nur als Talent in Hollywood, sondern sorgte für den Karrierestart der Wilson-Brüdern. Noch etwas unsicher und kantiger als in den nachfolgenden Projekten, aber mit viel Herz und der gewohnten Verschrobenheit zeigt sich die Geschichte um Raubüberfälle und neu gefundene Liebe. Lumi Cavazos als Inez ist wundervoll.
Sedel – Rock’n’Roll Kingdom
DVD / Regie: Thomas Horat, Luzius Wespe
Seit 40 Jahren existiert der Sedel, ein ehemaliges Gefängnis oberhalb Luzerns, in dem Bandräumlichkeiten und ein Club untergebracht sind. Rock’n’Roll ausserhalb der Norm, der Film von Horat und Wespe wurde vor zehn Jahren zum 30. Geburtstag gedreht. Man erhält Einblicke in die Proberäume diverser Gruppen und Musiker (viel zu wenige Frauen sind dabei!), darf zu den Sounds den Kopf nicken und in den bis heute herrschenden Kosmos eintauchen. Tiefschürfendes gibt es nicht, ebenso nur spärliche Infos zum Gebäude und Konzept selbst. Fragt sich bloss, welche von den gezeigten Acts heute noch existieren.
Sweat
Kino / Regie: Magnus von Horn
Der Social-Media-Wahn ist nicht selten zentrales Thema eines Films, die Schwedisch-Polnische Produktion verfängt sich glücklicherweise nicht in den üblichen Klischees. So ist von Beginn an klar, dass die erfolgreiche Fitness-Influencerin Sylwia Zając mit ihrem Leben nicht mehr klarkommt, allerdings unfähig ist, die herrschende Welt aus Schein und Selbstdarstellung zu verlassen. Viel neues wagt das Drehbuch nicht, die Inszenierung und das Spiel (Magdalena Koleśnik ist sehr sympathisch) bieten aber genügend Substanz.
I Care A Lot
Kino / Regie: J Blakeson
Darum fand ich den Film nirgends bei uns im Streaming, der läuft doch noch im Kino! Was für eine Wucht ist denn Rosamunde Pike, und wieso gab es dafür keinen Oscar? Sie spielt sich phänomenal durch den bunt gefilmten und wunderbar frechen Film über Verbrechen, Betrug und kapitalistischen Wahn. Das ist Pop, das knallt herrlich rein, mit genialen Kostümen und der perfekten Frisur Pikes. Da fällt fast nicht mehr auf, dass die eigentlich versuchte Kritik am System zu plump verpufft und die Handlung im letzten Drittel stark die Bodenhaftung verliert. Soundgestaltung, Darsteller*innen (Eiza González!) und Atmosphäre sind allerdings auf höchstem Niveau.
Bottle Rocket
BD / Regie: Wes Anderson
Ach, wie jung alle damals noch waren. Mit der ersten Regiearbeit Andersons etablierte er sich nicht nur als Talent in Hollywood, sondern sorgte für den Karrierestart der Wilson-Brüdern. Noch etwas unsicher und kantiger als in den nachfolgenden Projekten, aber mit viel Herz und der gewohnten Verschrobenheit zeigt sich die Geschichte um Raubüberfälle und neu gefundene Liebe. Lumi Cavazos als Inez ist wundervoll.
Sedel – Rock’n’Roll Kingdom
DVD / Regie: Thomas Horat, Luzius Wespe
Seit 40 Jahren existiert der Sedel, ein ehemaliges Gefängnis oberhalb Luzerns, in dem Bandräumlichkeiten und ein Club untergebracht sind. Rock’n’Roll ausserhalb der Norm, der Film von Horat und Wespe wurde vor zehn Jahren zum 30. Geburtstag gedreht. Man erhält Einblicke in die Proberäume diverser Gruppen und Musiker (viel zu wenige Frauen sind dabei!), darf zu den Sounds den Kopf nicken und in den bis heute herrschenden Kosmos eintauchen. Tiefschürfendes gibt es nicht, ebenso nur spärliche Infos zum Gebäude und Konzept selbst. Fragt sich bloss, welche von den gezeigten Acts heute noch existieren.
Sweat
Kino / Regie: Magnus von Horn
Der Social-Media-Wahn ist nicht selten zentrales Thema eines Films, die Schwedisch-Polnische Produktion verfängt sich glücklicherweise nicht in den üblichen Klischees. So ist von Beginn an klar, dass die erfolgreiche Fitness-Influencerin Sylwia Zając mit ihrem Leben nicht mehr klarkommt, allerdings unfähig ist, die herrschende Welt aus Schein und Selbstdarstellung zu verlassen. Viel neues wagt das Drehbuch nicht, die Inszenierung und das Spiel (Magdalena Koleśnik ist sehr sympathisch) bieten aber genügend Substanz.
I Care A Lot
Kino / Regie: J Blakeson
Darum fand ich den Film nirgends bei uns im Streaming, der läuft doch noch im Kino! Was für eine Wucht ist denn Rosamunde Pike, und wieso gab es dafür keinen Oscar? Sie spielt sich phänomenal durch den bunt gefilmten und wunderbar frechen Film über Verbrechen, Betrug und kapitalistischen Wahn. Das ist Pop, das knallt herrlich rein, mit genialen Kostümen und der perfekten Frisur Pikes. Da fällt fast nicht mehr auf, dass die eigentlich versuchte Kritik am System zu plump verpufft und die Handlung im letzten Drittel stark die Bodenhaftung verliert. Soundgestaltung, Darsteller*innen (Eiza González!) und Atmosphäre sind allerdings auf höchstem Niveau.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Dito zu I Care A Lot!
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Re: Filmtagebuch: deBohli
The Invisible Man
BD / Regie: James Whale
Diesen Film 1933 im Kino erlebt haben zu können, muss ein fesselndes Erlebnis gewesen sein. Ein unsichtbarer Mann, herumschwebende Gegenstände, ein Fahrrad, das von selbst losfährt. Bis heute sind die Aufnahmen beeindruckend und der Film überzeugt nicht nur im technischen Bereich. Als Metapher auf die immer grösser werdende Paranoia ist die Geschichte eine Vorahnung der schlimmen Dinge, welche die Welt befallen werden. Zusätzlich wunderbar böse und düster, ein sehenswerter Klassiker.
Host
BD / Regie: Rob Savage
Grundsätzlich liefert Savage mit diesem Horrorfilm, der während dem Lockdown 2020 gedreht wurde, einen weiteren Vertreter des Found-Footage-Genres, in Kombination mit Haunted-House. Dämonen, Beschwörungen, Jump-Scares – und trotzdem ist alles packend und in der zweiten Hälfte nervenzerfetzend. Das liegt daran, dass die Darstellerinnen sympathisch sind und die Dynamik von bekannten Standards wegbewegt wurden, sowie «Host» unsere aktuelle Lage der sozialen Isolation und des technischen Alltags clever ausnutzt. Zeitgemäss und gelungen.
Demoni
BD / Regie: Lamberto Bava
In den Achtzigern war es egal, wie sinnentleert ein Film daherkam, solange die Musik stimmte und die Action die Realität übertraf. Mit «Demoni» erhält man genau dies im Umfeld des VHS-Horror-Stils. Ein grusliges Kino in Berlin als Ausgangslage, alte Dämonen, die sich an den Zuschauer*innen vergreifen. Das wirkt eher, als sollte es New York darstellen und verliert gegen Ende jegliche Zurückhaltung (mit Motorrad und Samuraischwert durch die Ränge, Helikopter kracht durchs Dach) – und macht viel Spass.
Promising Young Woman
Kino / Regie: Emerald Fennell
Lange musste man auf dieses Kinoerlebnis warten, jede Sekunde hat sich aber gelohnt. Der Film von Fennell ist ein knallbunter, tiefschwarzer und vielschichtiger Kommentar zu den herrschenden Zuständen im Patriarchat. Sexuelle Übergriffe von Männern an Frauen, institutionelle Ungerechtigkeit und korrupte Systeme – Carey Mulligan hält als Cassie dagegen an. Die Bilder sind aufrüttelnd, die letzten 20 Minuten extrem brutal, der Film funktioniert als bissiger Kommentar und Spiegel zur eigenen Vergangenheit. Auf jeder Ebene ein Meisterstück, brandaktuell und mit viel Kraft – ganz klar einer der besten Filme des Jahres.
Hollow Man
BD / Regie: Paul Verhoeven
Auf DVD habe ich diesen Film früher oft geschaut, er mutierte zu einer dieser nostalgischen Teenager-Erinnerungen betreffend Hollywood. Heute können sich die sexistischen Momente, das doofe Drehbuch und die vielen Neunziger-Aspekte nicht mehr verstecken, trotzdem macht die etwas zu stark auf Erotik getrimmte Neuerfindung von «The Invisible Man» weiterhin Spass. Das liegt am wunderbar grosskotzig auftretenden Kevin Bacon und den starken Effekten. Ja, Rhona Mitra schaut auch super aus.
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