Star Trek: Picard - Staffel 2
Was waren das für Zeiten, als sich Fans noch an tendenziellen Ungereimtheiten des Kanons oder an der Latexvisage der Woche stießen. Vorbei die Kleinkrämerei, selbst alte Füllfolgen mit Matte-Painting und Plastikgebüsch bieten mehr Unterhaltung als die zweite Staffel Picard, die tatsächlich noch etliche Kellertreppen unter Staffel 1 rangiert. Es ist eine einzige Charakter-Demontage und Aneinanderreihung von Unkreativität, die mit ihren peinlichen Dialogen und der Actiongülle am ehesten an Trash-Action der Marke The Asylum erinnert. Unnütz und wirr, stellenweise auch pubertär, stolpern die Charaktere durch das Bild und haben nichts beizutragen. Picard wirkt senil und wiederholt beständig das Offensichtliche: „Wir müssen das Schiff zurückerobern, sonst können wir nicht in unsere Zeit zurück. Wir müssen das Schiff zurückerobern, koste es was es wolle.“ Wow! Das liegt wohl mitunter auch daran, dass man eine Prämisse, die seinerzeit in einem Dreiteiler abgehandelt worden wäre, auf zehn Folgen streckt, aber am Ende doch nichts zur Franchise beiträgt, im Gegenteil. Nun hatte man mit dem Jahr 2024 die Möglichkeit, die in DS9 thematisierten Bell-Aufstände oder den zwei Jahre später ausbrechenden dritten Weltkrieg als fundamentale Voraussetzung für den Erhalt der Zeitlinie zu nutzen. Jener wird übrigens in der finalen Retroperperspektive mit Guianan zugunsten von Ponyhofromantik über die Verbliebenen negiert. Stattdessen: Starke, unabhängige Frau mit Borderline, die an sich selbst zweifelt und ein Picard, der über 80 Jahre später herausfindet, dass er seit seiner Kindheit an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet. Eingebettet in Computerspiel-CGI und einer borgischen Friedensbewegung. Selbst das lästige Star Trek: Discovery taugt tatsächlich mehr. Gnadenpunkte gibt es für einen (unnützen), aber dennoch gern gesehenen Cameo, der, dank einer anderen Serie, mittlerweile ein Fanliebling sein dürfte und den (homoerotischen) Q.
