Black Panther + Black Panther: Wakanda Forever

Filme die viel kosten und meistens nicht das halten, was der Trailer verspricht.
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Re: Black Panther

Beitrag von deBohli » 28.11.2022, 13:30

Da finde ich deine Ansicht eher rassistisch oder zumindest engstirnig, denn nur weil sich die Weisse Welt sehr stark von der Folklore entfernt hat, ist dies nicht besser oder die alleinige Möglichkeit, auf der Welt zu existieren. "Black Panther" ist zu einem gewissen Mass Afrofuturismus und darin haben Tradition und Kultur viel Raum - gerade auch betreffend der Stammeskultur oder der im Film gezeigten Lebensweise.

Ein sehr interessantes und lesenswertes Buch zu dem Thema ist "Afrotopia" von Felwine Sarr, in dem der Autor eine selbstbestimmte Entwicklung Afrikas aufzeichnet und einen möglichen Zustand der Gegenwart und nahen Zukunft entwirft, der sich von unserem weissen und westlichen Denken losgelöst hat. Fortschritt ist nicht gleich Fortschritt, Veränderung nicht gleich Entwicklung. "Black Panther" zeigt dies sehr gut mit seinen alternativen und wunderbar bunten, naturverbundenen Designs und kulturellen Aspekten.

Grossartig auch der Filme "Neptune Frost", der sich sehr intensiv mit oben erwähnten Punkten auseinandersetzt.

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Re: Black Panther

Beitrag von kami » 28.11.2022, 18:04

deBohli hat geschrieben:
28.11.2022, 13:30
Da finde ich deine Ansicht eher rassistisch oder zumindest engstirnig, denn nur weil sich die Weisse Welt sehr stark von der Folklore entfernt hat, ist dies nicht besser oder die alleinige Möglichkeit, auf der Welt zu existieren. "Black Panther" ist zu einem gewissen Mass Afrofuturismus und darin haben Tradition und Kultur viel Raum - gerade auch betreffend der Stammeskultur oder der im Film gezeigten Lebensweise.
Gesellschaften, bei denen Tradition hochgeschrieben, ja, geradezu als Fetisch gelebt wird, sind fast immer reaktionär. Und genau so eine reaktionäre Gesellschaft ist auch Wakanda, die Verwirklung ethnopluralistischer und identitärer Fieberträume. Klar, dass das modernen identitätsreduktionistischen Pseudolinken mit ihrem verqueren, relativierenden Weltbild gefällt.

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Re: Black Panther

Beitrag von McClane » 28.11.2022, 19:10

Vielleicht täte euch beiden die rhetorische Abrüstung ganz gut. Sowohl den Rassismusvorwurf gegenüber kami als auch jenen gegenüber den Film finde ich doch etwas schnell herbeizitiert.

@ kami
Meine Nachfrage war ernsthaft interessiert, ich kann deine Sicht aber überhaupt nicht teilen. Denn ich persönlich finde es etwas seltsam, wenn man als weißer Deutscher dem Film Rassismus unterstellt. Wie gesagt: Die Reaktionen, die ich aus der afroamerikanischen Community mitbekommen habe, waren überwältigend positiv, die FilmemacherInnen sind schwarz, außerdem hat mit Trevor Noah ein südafrikanischer Komiker und Lateshow-Host eine Sprecherrolle in den Filmen, es wird Xhosa gesprochen usw.
Man kann diese Form von Afrofuturismus (der ja tatsächlich auch in der afrikanischen Kunst oft vorkommt) sicherlich problematisch oder nicht zielführend finden; rassistisch finde ich als Urteil aber dann doch daneben.
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Re: Black Panther

Beitrag von deBohli » 28.11.2022, 19:42

Ach Mensch, dabei war es so schön, dass für einmal nicht nur SFI Fremdwörter benutzt. :lol:

Aber es stimmt schon, wir als weisse Europäer sollten uns in der Beurteilung dieser Aspekte wohl etwas zurückhalten. Mir persönlich gefallen viele Elemente von Afrofuturismus (egal ob in Buch oder Film) und ehrlicherweise muss ich auch zugeben, dass mir solche Darstellungen immer ans Herz gehen. Eine Welt voller Farben, Vielfalt und stärkerer Bindung zur Natur und Herkunft - ist doch toll. :)
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Re: Black Panther

Beitrag von StS » 28.11.2022, 19:57

McClane hat geschrieben:
28.11.2022, 19:10
Meine Nachfrage war ernsthaft interessiert, ich kann deine Sicht aber überhaupt nicht teilen. Denn ich persönlich finde es etwas seltsam, wenn man als weißer Deutscher dem Film Rassismus unterstellt. Wie gesagt: Die Reaktionen, die ich aus der afroamerikanischen Community mitbekommen habe, waren überwältigend positiv, die FilmemacherInnen sind schwarz, außerdem hat mit Trevor Noah ein südafrikanischer Komiker und Lateshow-Host eine Sprecherrolle in den Filmen, es wird Xhosa gesprochen usw.
Man kann diese Form von Afrofuturismus (der ja tatsächlich auch in der afrikanischen Kunst oft vorkommt) sicherlich problematisch oder nicht zielführend finden; rassistisch finde ich als Urteil aber dann doch daneben.
Ja, sehe ich auch so. Es ist schon etwas schräg (und "unvorteilhaft" vom "Bild" her), sich als weißer Europäer quasi vor einen Film mit eben jenem (von Nils dargelegeten) "Hintergrund"... also sowohl vors Produktionsteam als auch vor die Zuschauer bzw. Haupt-Zielgruppe... zu stellen und ersterer Seite Rassismus zu unterstellen sowie letztere Seite im übertragenen Sinne quasi darauf hinzuweisen, dass sie da eigentlich "rassistisch durchsetztes Gut" konsumieren und auch noch derart schätzen (im Sinne von: die merken das nichtmal)...

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Re: Black Panther

Beitrag von kami » 28.11.2022, 20:44

Stereotypes Denken, Tunnelblick und Betriebsblindheit der Macher führen zu dem rassistischen Eindruck, den der Film auf mich macht, ich würde den Leuten natürlich nie bewussten Rassismus unterstellen. Und mir ist Afrofuturismus durchaus ein Begriff, Black Panther ist allerdings ein ideenarmer, denkfauler Vertreter davon. Als Big Budget Film ist er konkurrenzlos, was aber trotzdem nicht für sein Gesellschaftskonzept spricht. Bedeutung hat der Film nur auf soziopolitischer Metaebene, nicht auf künstlerischer.

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Re: Black Panther

Beitrag von kami » 28.11.2022, 20:50

StS hat geschrieben:
28.11.2022, 19:57
. Es ist schon etwas schräg (und "unvorteilhaft" vom "Bild" her), sich als weißer Europäer quasi vor einen Film mit eben jenem (von Nils dargelegeten) "Hintergrund"... also sowohl vors Produktionsteam als auch vor die Zuschauer bzw. Haupt-Zielgruppe... zu stellen und ersterer Seite Rassismus zu unterstellen sowie letztere Seite im übertragenen Sinne quasi darauf hinzuweisen, dass sie da eigentlich "rassistisch durchsetztes Gut" konsumieren und auch noch derart schätzen (im Sinne von: die merken das nichtmal)...
Furchtbarer und völlig falscher Denkansatz, sorry.

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Re: Black Panther

Beitrag von SFI » 29.11.2022, 05:12

Ach Mensch, dabei war es so schön, dass für einmal nicht nur SFI Fremdwörter benutzt. :lol:
Hey! :lol: Ich benutze keine Fremdwörter, sondern nur meinen aktiven Wortschatz. Für einen Einjährigen wäre Auto auch ein Fremdwort. Lest einfach mehr gelbe Reclams! :wink: :lol:

Obwohl ich kamis Charakterisierungen nachvollziehen kann, tue ich mir wie die anderen mit dem Begriff Rassismus schwer, der als europäische Erfindung ja auf dem kolonialen Glauben beruht, dass weiße Menschen besser seien als andere Rassen und diese dadurch systematisch benachteiligt. Rassismus dürfte es somit auch nur in dem Kontext geben. Was vielleicht passen könnte ist der Ethnozentrismus, der ja ähnliche Charaktereigenschaften wie der Rassismus aufweist und bei vielen Völkern / Kulturen die Denkmuster bestimmt. Zudem, auch wenn die Macher schwarz sind, konstruieren sie eine afrikanische Utopie aus ihr westlich geprägten Perspektive, wie könnten sie auch anders. Einen SciFi-Roman eines afrikanischen Naturvolkes gibt es nicht. Das ergibt dann die Kritikpunkte?
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Re: Black Panther

Beitrag von deBohli » 29.11.2022, 07:32

SFI hat geschrieben:
29.11.2022, 05:12
Einen SciFi-Roman eines afrikanischen Naturvolkes gibt es nicht.
Leider nein. Ich quetsch jetzt trotzdem noch eine literarische Empfehlung aus den Bereichen Afrofuturismus, Fantasy und alternative Weltsicht hier in den Fred. :26
Die "Dark Star"-Trilogie von Marlon James, deren erster Band "Schwarzer Leopard, roter Wolf" mich umgehauen hat. Hoffentlich wird der zweite Teil bald auf Deutsch übersetzt. Infos bei Wiki.
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Re: Black Panther

Beitrag von kami » 29.11.2022, 09:18

SFI hat geschrieben:
29.11.2022, 05:12
Einen SciFi-Roman eines afrikanischen Naturvolkes gibt es nicht.
Es gibt auch keine SciFi-Romane von europäischen Naturvölkern. Was ist das denn für ein seltsamer Einwurf?

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Re: Black Panther

Beitrag von SFI » 29.11.2022, 09:44

Das erklärt sich doch aus dem Satz davor. StS schrieb, dass die Macher etc. schwarz sind und es somit kein Rassismus sein kann. Das hast du kritisiert, weil das nicht die Sichtweise ist, um die es geht. Es geht dir um die reaktionäre und stereotype Darstellung des Afrofuturismus. Ich habe das nur ergänzt, da eben der Black Panther Afrofuturismus zwar von Schwarzen visualisiert wurde, aber eben aus deren westlich sozialisierter Sichtweise. Selbst eine afrofuturistische Literaturvorlage aus afrikanischen Ländern wäre schon durch die Erfahrungen und Prägungen der Kolonialzeit determiniert. Für einen "realistischen und reinen" Afrofuturismus ohne externe Einflüsse, bräuchte es daher metaphorisch einen Naturzustand. Das meinte ich damit.
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Re: Black Panther

Beitrag von kami » 29.11.2022, 11:16

Wenn du damit eine autark und von äußeren Einflüssen isolierte Schreibtradition meinst, magst du recht haben, obwohl ich da zu wenig Einblick in afrikanische Literatur habe, um eine fundierte Aussage zu treffen. Aber so eine isolierte Schreibtradition ist ja auch nicht Bedingung für authentische regionale Literatur.

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Re: Black Panther

Beitrag von McClane » 12.12.2022, 11:31

Black Panther: Wakanda Forever

Bild

Originaltitel: Black Panther: Wakanda Forever
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2022
Regie: Ryan Coogler
Darsteller: Letitia Wright, Lupita Nyong’o, Danai Gurira, Winston Duke, Angela Bassett, Tenoch Huerta, Martin Freeman, Dominique Thorne, Florence Kasumba, Michaela Coel, Mabel Cadena, Richard Schiff, Julia Louis-Dreyfus, Lake Bell u.a.

Das Sequel „Black Panther: Wakanda Forever“ reagiert auf den unerwarteten Krebstod des ursprünglich gesetzten Hauptdarstellers Chadwick Boseman. Auch seine Figur T’Challa verstirbt, weshalb das titelgebende Königreich in tiefe Trauer fällt und über seine Nachfolge entscheiden muss. Gleichzeitig wird das Unterwasserreich Talokan, wo Prinz Namor regiert, zum Gegner Wakandas.

:liquid4:

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Re: Black Panther + Black Panther: Wakanda Forever

Beitrag von SFI » 28.04.2023, 05:50

Black Panther: Wakanda Forever

Das Sequel erinnerte mich ein wenig an Inception. Nicht wegen dessen inhaltlicher Raffinesse, wohl aber wegen des Traum-im-Traum-Konzepts. Hier lautet das Konzept dann: Exposition in der Exposition in der Origins Story in der Origins Story. Das ist ermüdend, uninspiriert und bald war es mir egal, wer da nun der neue Black Panther wird. Die durchaus interessante Origins-Story des Lumpen wird leider durch dessen fremdschämende Hermes-Mutation konterkariert. Immerhin kann man sich hernach das Avatar-Sequel sparen, blau geht es auch hier zur Sache. Was war noch? Stimmt, unnötige Charaktere, wie die Iron-Girl Tante und Everett Ross. Immerhin, die Kulissen heben sich vom üblichen Marvel-Einheitsbrei ab, die Musik ist fantastisch und erinnerte in ihrer faszinierenden Fremdartigkeit an Hans Zimmers Black Hawk Down.

:liquid3:
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