Star Trek: Discovery - Staffel 4
Nach der misslungenen 3. Staffel und dem Rohrkrepierer Star Trek: Picard gab es nichts mehr zu erwarten, zumal die imdb Bewertungen der 4. Staffel ins Bodenlose sanken. Entsprechend war ich nicht traurig, als Netflix wenige Tage vor Premiere die Nichtausstrahlung verkündete. Staffel 4 startet dann auch genau mit dem Unfug, mit dem Staffel 3 endete: ein Erstkontakt mit infantilen Albernheiten für Sechsjährige. An Funken sprühende Konsolen hat man sich indes gewöhnt, sie dienen eben der Dramaturgie bei einem Angriff, doch die Rammstein-Pyrotechnik der Discovery ist dann doch zum Fremdschämen. Es gibt tatsächlich Schächte in der Wand, aus denen im regelmäßigen Intervall Flammenwerfer züngeln, auch dann, wenn das Schiff gar nicht getroffen wird.
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Das soll es aber tatsächlich mit meiner Kritik gewesen sein, den anderen Kritikpunkten der Fans kann ich so gar nicht zustimmen: Der fast schon zwanghafte Altruismus, die vielen emotionalen Szenen, in den heikelsten Situationen bleibt genug Zeit, um Kindheitstraumata zu reflektieren oder das beständige touchy Gruppenkuscheln. Das mag alles affektiert wirken, doch das entspricht eben auch der Föderation, wie sie sich Roddenberry vorstellte: Mitgefühl, Diplomatie, Teamgeist. Es stieß mir in Staffel 2 bitter auf, dass man darüber debattierte, wie man einen von einer fremden Macht assimilierten ehemaligen Offizier nun vernichten könne, anstatt ihn zu retten. So etwas hätte es bei Roddenberry nie gegeben. In Staffel 4 besinnt man sich diesen Tugenden und weicht auch in Zeiten der größten Bedrohung nicht davon ab. Die hat es in sich und lässt all jene Fans erstrahlen, denen die Science-Komponente bisweilen zu kurz kam. Eine Anomalie aus dunkler Materie, die durch ihre Gravitation Planeten zerstören kann und es auch tut und dabei willkürlich durch den Raum springt. Eine Orientierung an Star Trek: Der Film, der ja gewissermaßen neben Teil 5 das Credo ... to seek out ... von allen Filmen als einziger erfüllte. Visuell stark bebildert, begibt sich die Discovery auf des Rätsels Suche und legt noch eine Schippe Science nach, in dem sie dafür nicht nur unsere Galaxie verlassen, sondern auch die galaktische Barriere durchdringen muss. Steil! Die Auflösung, wow! Auch wenn man sich hier stark an The Arrival orientierte und im Endeffekt eine 1 zu 1 Kopie bekommt, präsentiert sich jene in eben demselben qualitativen Gewand, nebst höchst innovativer Abwandlung der Kommunikationshürde. Unbekannte Lebensformen gilt es auch auf der Discovery selbst zu erforschen und so wird im Subplot auch der Bordcomputer Teil des Star Trek Credos. In Staffel 4 sind keine Waffen, sondern die in Vergessenheit geratenen Ideale von Star Trek gefragt, die tatsächlich vollumfänglich transportiert werden. Spannung obendrauf. Ein Novum.
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