Filmtagebuch: deBohli

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Vince
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von Vince » 09.12.2022, 20:00

Fragt sich, wer eingesprungen wäre, wenn Bacon verhindert gewesen wäre. Johnny Depp? Kevin Costner? Ich wäre für Steven Seagal gewesen. :lol:

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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von StS » 09.12.2022, 20:27

Vince hat geschrieben:
09.12.2022, 20:00
Fragt sich, wer eingesprungen wäre, wenn Bacon verhindert gewesen wäre. Johnny Depp? Kevin Costner? Ich wäre für Steven Seagal gewesen. :lol:
Kiefer Sutherland vielleicht :wink:

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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 11.12.2022, 18:58

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Schwestern oder die Balance des Glücks
BD / Regie: Margarethe von Trotta
Wie sich Margarethe von Trotta den toxischen Abhängigkeiten im Leben von zwei Schwestern nähert, ist in «Schwestern oder die Balance des Glücks» distanziert, oft unnahbar wirkend und trotzdem fesselnd. Vieles wird bloss angedeutet, die Ausstattung und das Spiel sind nicht immer auf höchstem Niveau. Trotzdem, der Film wirkt.
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Dancer In The Dark
DVD / Regie: Lars Von Trier
(Long December 22-03) Das Anti-Musical, die grosse Leistung von Björk. Wenn sich Lars Von Trier bei «Dancer In The Dark» den Mechanismen des überbordenden Filmstils annimmt, bleibt nur ein destruktives und hoffnungsloses Loch zurück.
Die Geschichte umspannt viele Themen, die Inszenierung bleibt reduziert und ohne Showeffekte. Das lässt vieles realistisch wirken und schafft mit den Fantasiesequenzen einen stark wirkenden Bruch.
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She Said
Kino / Regie: Maria Schrader
(Long December 22-04) Erste Befürchtungen, «She Said» könnte eine dieser überzeichneten und verherrlichenden Nacherzählungen wahrer Tatsachen sein, verpufften schnell. Der Film von Maria Schrader ist eine packende Darstellung des investigativen Journalismus, welcher zum Fall von HW geführt hat.
Mit Zoe Kazan und Carey Mulligan sehr stark besetzt, gut gefilmt und bis zum Ende voller Spannung – hier würde man gerne länger zusehen und fiebert mit allen Frauen mit. Dazu kommt, dass die Opfer im Zentrum stehen und den Tätern keinen Raum gegeben wird – eine wichtige und weise Entscheidung.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 17.12.2022, 11:59

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Il vangelo secondo Matteo
BD / Regie: Pier Paolo Pasolini
(Long December 22-05) Obwohl er selbst nicht gläubig war, verfilmte Pier Paolo Pasolini mit «Il vangelo secondo Matteo» die Geschichte von Jesus nahe an den verfassten Schriften, was in einer ungewohnten Mischung aus erklärenden Dialogen und Predigten resultierte.
Die schönen Aufnahmen in Schwarzweiss, die gelungenen Perspektiven und Schnitte, das ambivalente Bild von Jesus – all dies trägt zu einem Film bei, der den Ursprung des Christentums interessant darstellt.
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Into The Abyss
BD / Regie: Werner Herzog
Mitleid mit Mördern und Verbrechern? Mit der Dokumentation «Into The Abyss» lässt Werner Herzog solche Gefühle und Konflikte entstehen. Die Darstellung von Personen im Gefängnis und dem Todestrakt ist geschickt aufgezogen und bringt die Wunder des Lebens stärker in den Vordergrund als die Abgründe des Daseins.
Emotional packend und mit schöner Musik unterlegt, wird der Film nie zu weinerlich oder kitschig. Herzog bleibt seinem eigenen Stil treu und dringt in Gebiete des Daseins vor, die zu wenige Menschen beachten.
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Mustang
BD / Regie: Deniz Gamze Ergüven
Die Kraft von jungen Frauen, das starke Band zwischen Schwestern. Mit «Mustang» erinnert Deniz Gamze Ergüven an Filme wie «The Virgin Suicides» (Sofia Coppola, 1999), zeigt aber das Leben zwischen patriarchaler Unterdrückung und restriktivem Sexismus in der Türkei auf.
Das ist wenig erbaulich und voller Schicksalsschläge, aber als Film trotzdem wundervoll, menschlich und schön. Die Aufnahmen, die Schauspielerinnen und die Musik von Warren Ellis; träumerisch.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 22.12.2022, 13:06

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In weiter Ferne, so nah
BD / Regie: Wim Wenders
(Long December 22-06) Als Fortsetzung zu «Der Himmel über Berlin» funktioniert «In weiter Ferne, so nah» wunderbar, als eigenständiger Film aber auch. Wim Wenders forscht mit seinen Engelsfiguren weiter nach der menschlichen Güte, nach dem Sinn im Dasein.
Dank den schönen Aufnahmen, dem tollen Soundtrack und dem grossartigen Drehbuch, welches in der letzten halben Stunde alle Fäden auf perfekte Weise zusammenbringt, ist die Geschichte nie zu rührselig. Ein Zauber steckt in dieser Produktion.
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La Flor
BD / Regie: Mariano Llinás
(Long December 22-07) Mit seinem 14-stündigen Werk «La Flor» hat der argentinische Regisseur Mariano Llinás nicht bloss einen weiteren Film geschaffen, sondern eine Hommage und Liebeserklärung an die Geschichte des Kinos und Films. Das ist berauschend und verwirrend, erheiternd und nachdenklich stimmend, absurd und monoton, ein wahnsinniges Unterfangen und kurzweiliger Spass zugleich.
Die sechs Genre-Episoden verbinden sich auf geniale Weise zu einer Gesamtheit, die unterschiedlichen technischen Aspekte sind gleichermassen Zitate wie Inhalt und Mechaniken. Getragen von den vier Hauptdarstellerinnen ist «La Flor» ein Erlebnis, ein Meisterwerk.
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Medusa
Streaming Filmingo / Regie: Anita Rocha da Silveira
(Long December 22-08) Knallige Farben und Neonlichtern prallen auf christlichen Fanatismus: Das Brasilien der Gegenwart wird zu einer verzerrten Fratze, in deren Furche Satire, Kritik und Wut lauern. Trotzdem wirkt «Medusa» von Anita Rocha da Silveira langatmig und schleppend.
Während Mari Oliveira und Lara Tremouroux in ihren Rollen stark agieren, audiovisuelle Aspekte betören und die Geschichte viele witzige Details bereithaltet, schmeckt am Ende doch alles halbgar und hätte mehr bitterböse Konsequenzen vertragen.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 26.12.2022, 13:05

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Women Make Film
BD / Regie: Mark Cousins
(Long December 22-09) Durch die Filmgeschichte in der Form eines Roadmovies, 40 Kapitel über Methoden, Techniken, Stimmungen und Aspekte. Mark Cousins untersucht das kreative Schaffen anhand 340 Beispiele von Regisseurinnen und bringt bei «Women Make Film» Erstaunliches und Zauberhaftes zusammen.
Die Filmgeschichte als weibliches Unterfangen, ironischerweise von einem Mann kuratiert und zusammengefasst. Die 14-stündige Dokumentation ist stellenweise unrund (das Kapitel «Science-Fiction» etwa ist stümperhaft) und logischerweise niemals vollumfassend, gleichzeitig aber voller Reize und vergessener Perlen. Die Watchlist wächst und wächst.
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Shoah
BD / Regie: Claude Lanzmann
(Long December 22-10) Die neun Stunden andauernde Dokumentation «Shoah» muss erlebt werden, Worte werden diesem meisterhaften Film von Claude Lanzmann niemals gerecht. Allein, weil er Aspekte des Holocausts mit Augenzeugenberichten darstellt, ohne Archivaufnahmen oder Schauspiel zu verwenden.
Im Verbund mit den ruhigen Aufnahmen der Landschaften und Umgebungen wird das Abbild des damaligen Horrors zu einem betörenden, ergreifenden, und stellenweise sogar schönen Erlebnis. Das verursachte Grauen lässt sich trotzdem nur erahnen, «Shoah» ist einer der wichtigsten Filme aller Zeiten und sollte niemals enden.
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EO
Kino / Regie: Jerzy Skolimowski
Die Kombination aus Musik und Bild, die rote Farbe und das flackernde Licht: Der Beginn von «EO» ist betörend, die visuelle Qualität des Filmes von Jerzy Skolimowski beachtlich. Die Reise eines Esels durch die Menschenwelt schwankt zwischen absurdem (Alb)Traum und zauberhafter Fabel, immer faszinierend.
Der Regisseur liefert sieben Jahre nach «11 minut» einen eigenwilligen und schönen Film ab, der berührt, verzaubert und verwirrt. Und dank dieser Mischung lange nachhallt.
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Glass Onion: A Knives Out Mystery
Streaming, Netflix / Regie: Rian Johnson
(Long December 22-11) Wie bei der titelgebenden Zwiebel entpuppt sich «Glass Onion» als mehrschichtiger Film, der die eigenen Erwartungen nach dem wunderbaren «Knives Out» wie Schalen abzieht. Darunter kommt eine von Rian Johnson mit viel Leidenschaft und Freude inszenierte Geschichte hervor, die sich mehrmals in der Form wandelt.
Getragen vom spiellustigen Ensemble (aus dem für mich die grossartige Janelle Monáe hervorstach), stolpert «Glass Onion» allerdings über den eigenen Grundsatz des Grössenwahns einer Fortsetzung. Was Spass macht ist zugleich aufgeblasen und überkonstruiert, der Hochglanz wirkt unecht und stellenweise mühsam, die Bilder künstlich. Freude bereitet das Geschehen aber während der gesamten Laufzeit, auch wenn durch diese Aspekte nichts mehr real wirkt.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von Cinefreak » 26.12.2022, 13:26

Die gläserne Zwiebel sehe ich ähnlich...ich würde noch hinzufügen, dass ich ihn - wobei vielleicht meinst du das ja auch mit aufgeblasen - wieder mal deutlich gestreckt empfand. Das ist eigentlich mein hauptsächlicher Kritikpunkt...wäre mit ner Viertelstunde weniger glaube ich ne rundere Nummer :roll:

Und sehr cool, dass hier noch jemand den "Beyond the infinite two minutes" zu schätzen wusste...ich fand den auch irgendwie originell, auch wenn ich mich öfter gefragt habe: "Hä?! Was wollt ihr gerade von mir?!" - aber ne schräge Nummer und gerade wenn man die Entstehung bedenkt - eigentlich ist das ja ne Theatergruppe - dann ist das schon aller Ehren wert :cool:
Unser neuestes Projekt: https://open.spotify.com/show/35s3iDdkQ12ikEFT9hOoTP - Talk rund um Filme und Serien

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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 27.12.2022, 09:29

Ich habe nach einem weiteren Tag sogar entschieden, die Zwiebel auf 7 Punkte herabzusetzen. Die Euphorie gewisser Momente beim Genuss war nicht nachhaltig.

"Beyond The .." ist ein verrücktes und leidenschaftliches Beispiel für Experiment und Filmvergnügen. Solche Sachen mag ich eigentlich immer. :D
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 27.12.2022, 11:59

Ein Filmtag zum Fest, durchgeführt von uns beim KCG:

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Divines
Streaming, Netflix / Regie: Houda Benyamina
Junge Frauen in den Vororten Frankreichs, inmitten von Armut, Hoffnungslosigkeit und Verbrechen. «Divines» zeigt den Alltag zwischen Desillusionierung und möglichem Ausweg, Houda Benyamina bleibt immer nahe bei ihren Figuren und liefert nebst tragischen Situationen auch kleine Lichtblicke.
Die beiden Hauptdarstellerinnen Oulaya Amamra und Déborah Lukumuena sind super, der Film geht unter die Haut, die sozialkritischen Aussagen treffend dargestellt.
:liquid8:

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Silent Night
DVD / Regie: Camille Griffin
«Silent Night» hat vieles, das für den Film spricht. Ein toller und gutaussehender Cast (lange nicht mehr gesehen, Keira Knightley), eine interessante Grundidee und viele sozialkritische Kommentare zur heutigen Weltlage.
Doch leider wird die Inszenierung von Camille Griffin diesen Grundlagen nicht gerecht, besonders im Bereich der Atmosphäre. Wie manisch-depressiv wechselt die Geschichte zwischen bissigem Humor und Endzeit-Depression. Da wäre eine fortwährende Wandlung wie etwa bei «Melancholia» (Lars von Trier, 2011) passender gewesen.
:liquid5:

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Treevenge
Streaming, Youtube / Regie: Jason Eisener
Eine Viertelstunde lang liess Jason Eisener ein paar Jahre vor seinem Hobo-Geballer die Rache der Weihnachtsbäume mit viel Blut und Komik toben. Der Kurzfilm «Treevenge» mit dem Trailer-Park-Boy Jonathan Torrens ist absurd, sehr blutig und nicht ohne spannende Beobachtungen zu Massenkonsum und Ausnutzung der Natur. Das lockert jedes Weihnachtsfest auf.
:liquid6:

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A Banquet
BD / Regie: Ruth Paxton
Wie ein Rätsel bleibt «A Banquet» nach dem Abspann im Raum hängen, Ruth Paxton liefert mit ihrem ersten Spielfilm keine Erklärungen oder simple Deutungsweisen. Der Horror in Bezug auf Verlust und Trauer wird durch Essstörungen und Körperwandlungen akzentuiert, religiöse Gedanken und Verblendungen gesellen sich dazu.
Die wunderbar gefilmten Bilder, das gute Spiel der Darstellerinnen und das Drehbuch voller interessanter Aspekte lassen den Film elegant wirken und sorgen auch Stunden danach für nachdenkliche Momente.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 31.12.2022, 16:50

Vor dem Jahreswechsel die noch ausstehenden Filme:

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Teen Spirit
DVD / Regie: Max Minghella
Ich funktioniere einfach: Elle Fanning in der Hauptrolle, Songs von Ellie Goulding, Sigrid und Grimes, eine neonfarbene und pinke Gestaltung; «Teen Spirit» muss geschaut werden. Schauspieler Max Minghella inszeniert eine Geschichte um Hoffnung und Musiktalent, Castings-Shows und den Kampf der Unterschicht.
Doch leider krankt der Film an ähnlichen Problemen wie «Vox Lux» (Brady Corbet, 2018): Die Geschichte passiert ohne klare Motivation, die Figuren und Handlungen erhalten keine Tiefe, die dramaturgisch üblichen Pfade werden stur beschritten. Da hilft es auch nicht, treten Zlatko Burić, Rebecca Hall und Agnieszka Grochowska in Nebenrollen auf.
:liquid5:

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A Woman Under the Influence
BD / Regie: John Cassavetes
(Long December 22-12) Das Stolpern in den Wahnsinn, die Überforderung des privaten Alltags. John Cassavetes lässt uns auf fast dokumentarische Weise am Zerfall einer Frau teilhaben. Das macht «A Woman Under the Influence» zu einer intensiven und düsteren Erzählung ohne Ausweg.
Gena Rowlands und Peter Falk gehen in den Rollen auf, die langen Einstellungen ohne Schnitt sind beeindruckend, die Nähe der Bilder faszinierend.
:liquid8:

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Sátántangó
BD / Regie: Béla Tarr
(Long December 22-13) Der Kommunismus ist am Ende, das abgelegene Dorf in Ungarn versinkt im ewigen Regen und Morast. Während mehr als sieben Stunden bringt uns Béla Tarr mit «Sátántangó» diese Welt näher, mit langen Szenen ohne viel Inhalt, mit eindrücklichen Bildern und brutalen Sequenzen.
Das wirkt bedrückend, hoffnungslos und trotzdem schön, das ist eine unvergessliche Reise in eine Existenz, die man so nicht kennt. Mit der Zeit wird man immer tiefer in das Geschehen hineingesogen und vergisst die Barrieren zwischen Realität und Fiktion. Schade nur, musste eine Katze so leiden.
:liquid10:

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Long Day’s Journey Into Night
BD / Regie: Sidney Lumet
(Long December 22-14) Aus dem Theaterstück wird ein langer Film, der sich in nur wenigen Räumen abspielt. Vier Menschen streiten während eines Tages, Sidney Lumet lässt Monologe und Dialoge nonstop auf die Zuschauer:innen einprasseln.
Das macht «Long Day’s Journey Into Night» zu einem stellenweise anstrengenden Film, der aber schön eingefangen wurde und dank den Leistungen von Katharine Hepburn und Dean Stockwell überzeugt. Auch wenn mir die Probleme dieser wohlhabenden Menschen der Oberschicht schlussendlich egal sind.
:liquid7:

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Fitzcarraldo
BD / Regie: Werner Herzog
(Long December 22-15) Der Wahnsinn im Doppelpack, die wahre Geschichte eines Kolonialisten, der ein Schiff über den Berg transportieren liess; der Regisseur, der dieses Unterfangen nachstellte. In echt. Werner Herzog kam mit «Fitzcarraldo» an die Grenzen, nicht nur wegen seinem Hauptdarsteller.
Aber genau deswegen ist diese Erzählung so fesselnd, dieser Film so verrückt und gut. Und wie gewohnt bei Herzog gibt es träumerische Aufnahmen, schöne Musik und philosophische Aspekte.
:liquid8:

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Twilight’s Last Gleaming
BD / Regie: Robert Aldrich
(Long December 22-16) Die Kritik am Regierungs- und Kriegsverhalten der USA wird von Robert Aldrich in «Twilight’s Last Gleaming» auf direkte Weise geäussert, alles im Rahmen eines Abenteuerfilms. Das macht Spass und lädt zum Nachdenken ein, durch die Verwendung von Split Screens und vielen Schnitten bleibt die Spannung immer hoch. Bis zum überraschend bösen Ende.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 01.01.2023, 10:10

Das Filmjahr endete leider etwas unglücklich.

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Paradise Hills
DVD / Regie: Alice Waddington
Auf der Habenseite stehen das famose Kostümdesign, die schönen Haarfarben, Eiza González, Danielle Macdonald und Awkwafina, sowie interessante Ansätze in der Geschichte. Leider aber wird das alles in «Paradise Hills» vom schlecht geklonten Drehbuch zunichte gemacht.
Der Film von Alice Waddington ist in der Imagination besser als in echt, Emma Roberts kann halt doch nicht schauspielern, das Ende haareraufend doof.
:liquid3:

Dafür hier noch die nackten Zahlen:

Statistik 2022

Wie letztes Jahr gibt euch mein Account bei Letterboxd eine spielerische Darstellung des Filmjahres. Hier einige Zahlen, deren Menge man sich besser nicht zu lange vor Augen führt.

Filme total: 493 (2021: 468)
Kinobesuche inkl. Festivals: 122 (2021: 70)
Miniserien: 2 (2021: 4)
Serienstaffeln: 1.5 (2021: 0)
Gesamte Dauer: 878 Stunden
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von SFI » 01.01.2023, 15:40

Krasse Zahl, soviel schaut wohl manch anderer in seinem ganzen Leben nicht. Wenn ich meinen Serienkosum hochrechne, dürfte ich auch die Stundenanzahl erreichen.
PFALZBOTE | DVD-Profiler

„Fate: Protects fools, little children and ships named Enterprise.“

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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von Vince » 01.01.2023, 18:48

Vor allem die Anzahl der Kinobesuche ist erstaunlich. Hast du eigentlich eine Flat oder so?

Bei der genannten Anzahl an Serien kannst du jetzt aber zumindest noch verraten, welche es geworden sind.

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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 02.01.2023, 12:14

Bei den Kinobesuchen stieg die Zahl so stark an, da ich für ARTNOIR viele Festivals besucht und dann an wenigen Tagen oft bis zu 15 Filmen geschaut habe. Eine Flat gibt es bei uns keine, aber ich habe für diverse Kinos eine Memberkarte, mit der die Tickets vergünstig zu kaufen sind. :D
Und da meine Freundin Kino ebenso stark liebt wie ich, ist es für uns normal, pro Woche 1-2 Filme im Lichtspielhaus zu geniessen.

Miniserien: "Pam and Tommy", "Trainwreck: Woodstock ’99"
Serienstaffeln: "Babylon 5" Season 1 und die Hälfte von der zweiten. 2023 möchte ich die Serie eigentlich abschliessen.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 05.01.2023, 22:40

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Broker
Kino / Regie: Hirokazu Kore-eda
Nach dem eher mittelmässigen Ausflug nach Frankreich mit «La Vérité» (2019) ist Hirokazu Kore-eda in Korea angekommen. «Broker» ist eine mehrschichtige Geschichte um Familie und Zusammenhalt, angereichert mit Verbrechen und Verzweiflung.
Wunderbar gespielt, schön gefilmt und mit genügend Schichten und Gefühlen ausgestattet, dass der Film niemals zu beliebig wirkt oder mit Klischees hantieren muss. Bloss beim Ende drückte die heile Welt für meinen Geschmack zu stark durch.
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Paranoid Park
BD / Regie: Gus Van Sant
Als Teenager ist es nicht einfach, mit der Welt klarzukommen. Emotionen, Empfindungen und Pflichten – alles ist im Konflikt. Bei «Paranoid Park» wird diese Perspektive durch den Filmstil perfekt transportiert, Gus Van Sant dramatisiert das Verhalten eines Jungen durch ein schlimmes Verbrechen.
Vage und undurchsichtig bleibt die Geschichte, schwebend wirkende Sequenzen wechseln sich mit harschen Momenten ab; eine Atmosphäre entsteht, die wir alle selbst kennen und erlebt haben.
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Tangerine
BD / Regie: Sean Baker
Während die Aufnahmen von «Tangerine» vor allem zu Beginn sonnendurchflutet sind, strahlt an der Geschichte des Filmes wenig positiv. Sean Baker zeigt uns den Alltag von Transpersonen in LA, ohne Stereotypen oder Verfälschungen.
Das Resultat ist ein menschlicher und packender Film, der das Beste aus den Möglichkeiten eines iPhones geholt hat und das Leben in der Szene auf fast dokumentarische Weise darstellt.
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La classe operaia va in paradiso
BD / Regie: Elio Petri
Das harte Leben der Arbeiterklasse, eingefangen mit direkten und nahen Aufnahmen, verwackelten Eindrücken und einer kakofonisch wirkenden Tonspur. «La classe operaia va in paradiso» von Elio Petri ist ein Film, der berauscht und ermüdet, mit der grossartigen Leistung von Gian Maria Volonte in der Hauptrolle.
Die Spannung steigert sich ins Extreme, die sozialkritischen Aussagen gelten noch heute. Eine Geschichte mit viel Relevanz und künstlerischer Kraft.
Die BD-Disc vom neuen Label Radiance überzeugt zusätzlich in allen Belangen. Tolle Verpackung, fettes Booklet, technisch über alle Zweifel erhaben.
:liquid9:

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Trancers
DVD / Regie: Charles Band
Wie dreht man einen Science-Fiction-Film mit möglichst wenig Geld? Man siedelt die Geschichte in der (damaligen) Gegenwart an. Gesagt, getan, «Trancers» ist ein typisches Stück B-Ware mit witziger Grundidee und ein paar netten Effekten.
Charles Band lieferte mit dieser Produktion zwar keinen Meilenstein oder Kulthit ab, aber immerhin ein unterhaltsames und regelmässig unfreiwillig komisches Werk. Dazu macht es Spass, der jungen Helen Hunt zuzuschauen.
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Scanners
DVD / Regie: David Cronenberg
Klar, da ist dieser explodierende Kopf. Aber auch sonst lohnt sich «Scanners», bei dem David Cronenberg seinen Bodyhorror mit tristen Umgebungen der Siebzigerjahre (Kaufhaus, Büroräumlichkeiten) mischte und zum ersten Mal die grössere Masse abholte.
Zwar hat der Film einige Probleme bei Tempo und Inhalt, das Konzept aber gefällt. Auch die Effekte wissen weiterhin zu überzeugen und Michael Ironside ist eh immer ein Gewinn.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 07.01.2023, 14:28

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Bull
BD / Regie: Paul Andrew Williams
Brutal und trostlos ist «Bull», Paul Andrew Williams legt mit dem fesselnden Neil Maskell in der Hauptrolle einen Rache-Thriller vor, der durch die abschliessende Wendung viele Szenen und Handlungen in ein neues Licht stellt.
Durch die geschickt angeordneten Szenenfolgen, den lebensechten Umgebungen und der direkten Rohheit wird man vom Film gefesselt und emotional erschüttert.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 08.01.2023, 12:47

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Les Olympiades
DVD / Regie: Jacques Audiard
Dank den schönen Aufnahmen in Schwarzweiss, der musikalischen Untermalung von Rone und den real wirkenden Charakteren ist «Les Olympiades» durchwegs gute Unterhaltung. Das Drama von Jacques Audiard über junge Menschen im heutigen Paris, die sich zwischen Zukunftsfragen, Beziehungen und Sex verlieren, lebt in den Darbietungen von Lucie Zhang und Jehnny Beth – bloss fällt der Film im letzten Drittel etwas ab.
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La Cité des Enfants Perdus
DVD / Regie: Jean-Pierre Jeunet, Marc Caro
Welch Aufwand in der Ausstattung und den Kulissen, was für eine überbordende Fantasie. Jean-Pierre Jeunet und Marc Caro legten mit «La Cité des Enfants Perdus» die Grundsteine für das weitere Schaffen (wie etwa die Farben bei «Le Fabuleux Destin d'Amélie Poulain» oder die Kostüme bei «The Fifth Element») und lieferten eine Fantasy-Geschichte für alle Altersschichten ab.
Dass die eigentliche Story eher zweitrangig und deren Verlauf durch die optischen Reize nicht immer klar zu verfolgen ist, kann man bei einem solchen Fest der Ideen verschmerzen. Wunderbar schräg wie die Kameraperspektiven.
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Big Time Gambling Boss
BD / Regie: Kōsaku Yamashita
Im Gegensatz zu den Yakuza-Filmen von Kinji Fukasaku versucht sich Kōsaku Yamashita an einem politischen und gesprächigen Stück, das die persönlichen Beziehungen der Gangster und deren moralischen Fragen in den Mittelpunkt stellt.
«Big Time Gambling Boss» ist ein vielschichtiger und überlegter Film, der mit gutem Spiel und schönen Kameraperspektiven aufwartet. Die Gewalt ist nicht so überbordend wie bei sonstigen Genrewerken, dafür umso effektiver.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 13.01.2023, 09:54

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107 Mothers
DVD / Regie: Peter Kerekes
Im Frauengefängnis in Odessa befinden sich 107 Mütter, ihre Kinder halten sich mit ihnen in den Räumlichkeiten auf. Eine merkwürdige Situation, die von Peter Kerekes mit «107 Mothers» untersucht und in Spielfilmform dargestellt wird.
Viele Szenen wirken realistisch und wurden von wahren Begebenheiten adaptiert, die Inszenierung erinnert dadurch sehr stark an eine Dokumentation und blickt kritisch auf das Gesellschafts- und Justizsystem.
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L’Avventura
BD / Regie: Michelangelo Antonioni
Macht das Leben Sinn? Verhalten sich Menschen logisch? Nein, das zeigt Michelangelo Antonioni mit seinem langen und ruhigen Film «L’Avventura» auf sehr gelungene Weise. Ein Verschwinden, Sehnsucht und Liebe – alles verkommt vor der romantischen Kulisse Italiens zu einem Schwindelanfall aus Nichts und falschen Intentionen.
Die Kameraarbeit ist grossartig, das Spiel akzentuiert und das Ende so offen wie unser wirkliches Dasein.
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Naked
BD / Regie: Mike Leigh
Die Zivilisation bröckelt, die Männer sind das destruktive Übel. Bei «Naked» werden die unterdrückenden und misogynen Verhaltensweisen auf dreckige und direkte Art gezeigt, Mike Leigh demontiert das England der Neunzigerjahre.
Das ist harsch und brutal, allerdings auch genial gemacht und stets fesselnd. Besonders dank dem atemberaubend agierenden David Thewlis in der Hauptrolle, dem dichten Drehbuch und den urkomischen Situationen.
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Warning From Space
BD / Regie: Koji Shima
Achtung: Knuffige Seesterne sind in Tokio gelandet. Doch das Positive: Sie wollen die Menschheit vor dem drohenden Untergang warnen. Das erzählt uns Koji Shima im ersten in Farbe gedrehten Science-Fiction-Film aus Japan, «Warning From Space».
Da die Geschichte nicht bloss Menschen gegen Ausserirdische antreten lässt, wirkt es erfrischend und macht bei der Sichtung Spass – auch wenn wenig Spannung aufkommt.
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Cutter’s Way
BD / Regie: Ivan Passer
Jeff Bridges beim Spiel zuzusehen ist immer ein grosses Vergnügen, in «Cutter’s Way» von Ivan Passer gibt er vorzüglich den verwöhnten und feigen Bone. Daneben thront die wuchtige Darstellung der titelgebenden Figur von John Heard, gemeinsam mit Lisa Eichhorn bestimmen sie den Film.
Das Krimi-Drama um Verbrechen, Trauma und Unterdrückung gibt sich erstaunlich zurückhaltend, mit durchgehender Spannungskurve und famosen Szenen. Eine selten gesehene Produktion, die sich sehr lohnt; die BD von Fun City Editions ist vorzüglich.
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Le otto montagne
Kino / Regie: Felix van Groeningen, Charlotte Vandermeersch
Mit «Beautiful Boy» berührte mich Felix van Groeningen nachhaltig, gemeinsam mit Charlotte Vandermeersch hat der Regisseur den Roman «Le otto montagne» verfilmt. Der leicht schwebenden, auf die Gefühle konzentrierten Art ist die Inszenierung treu geblieben, das Drama um eine lebenslange Freundschaft zwischen zwei Männern bleibt zugleich distanziert.
Viel passiert während der Laufzeit nicht, dank dem guten Spiel, den wunderschönen Aufnahmen und der musikalisch wunderbaren Begleitung schleicht sich der Film mit jeder Minute tiefer ins Herz.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 14.01.2023, 14:38

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Seberg
DVD / Regie: Benedict Andrews
Während Jean Seberg immer als Grund für eine Filmsichtung gilt, ist dieses Biopic von Benedict Andrews ein unausgegorenes Produkt ohne Herz oder Fokus. Kristen Stewart überzeugt in der Hauptrolle, doch leider zeigt uns «Seberg» nie das Innenleben der Figur, nie ihre Perspektive.
Der Cast mit Anthony Mackie, Zazie Beetz und Vince Vaughn ist üppig, die Ausstattung gelungen – doch nie vermag der Film mitzureissen oder etwas Interessantes zu erzählen.
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The Banshees of Inisherin
Kino / Regie: Martin McDonagh
“You’re all so feckin’ boring!”
Isolation, Langeweile und männlicher Stolz: Martin McDonagh erzählt im ruhig und klein gehaltenen Film «The Banshees of Inisherin» von einer Männerfreundschaft, die an den kleinen Dingen zerbricht. Colin Farrell und Brendan Gleeson sind super, Kerry Condon brilliert.
Alles ist durch und durch irisch, die Aufnahmen sind sehr schön, der Humor wunderbar ausgeglichen.
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Married To The Mob
BD / Regie: Jonathan Demme
Michelle Pfeiffer ist süss, ganz klar. Doch auch der Rest von «Married To The Mob» ist mit so viel Zucker überzogen, dass es den Achtzigerjahren fast zu viel wurde. Jonathan Demme legte mit diesem Film eine satirische Mafia-Geschichte mit den Frauen im Zentrum vor, nahe der Screwball-Komödie.
Alles ist überbordend ausgestattet, immer läuft ein Song, die Schauspieler:innen haben Spass. Adolf Loos sah bestimmt diesen Film voraus, als er «Ornament und Verbrechen» geschrieben hatte.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 15.01.2023, 16:34

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Pacifiction
Kino / Regie: Albert Serra
Sehr langsam entwickelt sich «Pacifiction», es wird gesprochen und verhandelt, geschwitzt und die Lage beobachtet. Doch es passiert nichts. Albert Serra zeigt uns das diplomatische Seilziehen auf Tahiti mit den kolonialistischen Handlungen, einem schleimig-faszinierenden Benoît Magimel in der Hauptrolle und spürbarer Hitze.
Der Tanz zwischen den Figuren passiert ohne Pause, die Realität schleicht sich in den Film. Am Ende wähnt man sich im Kreis gedreht zu haben, ist aber in der Spirale weiter nach unten gerutscht, näher zum Abgrund.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 16.01.2023, 15:40

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Under The Tree
BD / Regie: Hafsteinn Gunnar Sigurðsson
Eine kleine Fehde unter Nachbarn, die sich immer mehr zuspitzt und in einem erstaunlich blutigen Finale endet. «Under The Tree» von Hafsteinn Gunnar Sigurðsson überrascht, in Ton und Präsentation.
Das egozentrische und überhebliche Verhalten der Figuren wird nüchtern dargestellt, Satire und schwarzer Humor nicht offensichtlich präsentiert. Der Film hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack und eignet sich vorzüglich, um sich ab der Menschheit zu nerven.
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Above Suspicion
DVD / Regie: Phillip Noyce
Emilia Clarke ist sympathisch und sieht umwerfend aus – doch leider will ihr die Darstellung der «White Trash Lady» in «Above Suspicion» nicht gelingen. Emotionen, Innenleben und Akzent, nichts wirkt greifbar.
Dass der Film unter dem schlechten Drehbuch stark leidet, welches aus der interessanten Geschichte Standardware des Thrillergenres macht, hilft ebenfalls nicht. Ganz zu schweigen vom Voice-Over und den Dialogen. Da greift man besser zu den älteren Werken von Phillip Noyce.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 21.01.2023, 10:00

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1976
Kino / Regie: Manuela Martelli
Während die rosa Wandfarbe eine naive Sicherheit suggeriert, versinkt Chile immer stärker in einem Chaos aus Misstrauen, Verrat und Aufwiegelung. In «1976» von Manuela Martelli ist das private politisch, die Handlungen einzelner Personen unter steter Beobachtung.
Ein zurückhaltender Film, der die damals herrschende Anspannung und Gewalt auf reduzierte Weise darstellt und mit dem Spiel und den Aufnahmen überzeugt.
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Cléo de cinq à sept
DVD / Regie: Agnès Varda
Ein Film in Realzeit, ein grossartiges Erlebnis aus der «Nouvelle Vague». Agnès Varda entzückt mit ihrem Portrait «Cléo de cinq à sept», einem Film voller Leben und Freude. Corinne Marchand ist in der Hauptrolle umwerfend, die Gastauftritte von Jean-Luc Godard und Anna Karina perfekt platziert.
Wie immer bei Varda sind Kamera, Schnittfolgen und Komposition von erster Güte. Ein schillerndes Filmvergnügen aus der besten Zeit des Kinos.
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Babylon 5: Season 2
DVD
Während die Drehbücher immer dichter werden und sich einzelne Folgen zu einem grossen Handlungsbogen vereinen, gibt es weiterhin einige Durchhänger in der zweiten Staffel von «Babylon 5». Doch mit der Einführung der gegnerischen Rasse, dem Krieg zwischen den Narn und den Centauri, und dem politischen Umsturz auf der Erde serviert die Serie grosse, facettenreiche Themen.
Wie wunderbar es doch ist, Science-Fiction zu sehen, in denen alle Charaktere miteinander diskutieren können, in der Moral und Ethik einen wichtigen Stellenwert haben und scheinbar alle Handlungen weit vorausgeplant wurden (zum Beispiel Lyta Alexander, Talia Winters, latente Gaben).
Die letzte Hoffnung auf den Frieden ist zunichte, das grosse Feuer steht bevor.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 22.01.2023, 09:53

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Fatherland
BD / Regie: Ken Loach
«Ich sing den Blues in Rot.» Die Emotionen und Kraft sind da, das Spiel von Gerulf Pannach hilft, die Geschichte glaubhaft zu gestalten. Da spielte es für mich weniger eine Rolle, dass «Fatherland» unrund ist und viele Aspekte des Filmes im Nichts verlaufen.
Ken Loach war mit dem Drama über das geteilte Deutschland am Puls der Zeit, zeigte sich als Sprachrohr der sozialen Missstände und jonglierte geschickt die Mehrsprachigkeit.
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Dementia
BD / Regie: John Parker
Ohne Dialoge, mit intensiver Musikbegleitung und vielen Soundeffekten versehen: «Dementia» ist ein experimenteller Film, der sich zwischen Film Noir, Horror und Psycho-Drama bewegt und optisch viele Versuche eingeht.
Eventuell von John Parker gedreht (der Film bietet keine definitiven Angaben zur Regie), ist das damals verpönte und verbotene Werk ein Kuriosum und für die Filmgeschichte sehr spannend.
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Gestern waren wir an der 58. Ausgabe der Solothurner Filmtage:

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Those Shocking Shaking Days
Kino / Regie: Selma Doborac
Dokumentarische Filme über den Krieg: Welche Inhalte sollen verwendet werden, wie soll mit der Vergangenheit umgegangen werden? Selma Doborac versucht mit dem Essayfilm «Those Shocking Shaking Days» einen radikal anderen Ansatz und bietet mit langen Texten, ruhigen Aufnahmen von Gebäude und nicht klassifiziertem Archivmaterial frische Gedankenanstösse.
Das ist sperrig, das ist konfrontativ und eher Kunstobjekt als Kinofilm – trotzdem ein wichtiger Diskussionsansatz und voller ethischen Dilemmas.
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The DNA of Dignity
Kino / Regie: Jan Baumgartner
Der kurze Dokumentarfilm von Jan Baumgartner stellt die Arbeit der forensischen Forscher in den Mittelpunkt, welche seit vielen Jahren im Balkan die Knochen und Leichen der Kriegsopfer untersuchen und vermissten Personen zuweisen.
«The DNA of Dignity» vermischt Fiktion und Realität und geht das Thema emotional an (hilfreich die Musik von Mario Batkovic). Der Umfang ist zwar zu klein gehalten, trotzdem bietet die Produktion wichtige und interessante Einblicke in das Erbe des Krieges.
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This Kind of Hope
Kino / Regie: Pawel Siczek
Das filmische Portrait des ehemaligen Diplomaten Andrei Sannikov aus Belarus ist leider hochaktuell und bietet viele Einblicke in das politische Geschehen des Ostens der letzten Jahrzehnte. Pawel Siczek hat mit «This Kind of Hope» einen packenden Dokumentarfilm geschaffen, der sich einer faszinierenden Figur widmet, die den Kampf für eine bessere Welt nie aufgegeben hat.
Die Mischung aus Archivaufnahmen, Interviews und privaten Einblicken funktioniert emotional, der grosse politische Rahmen wird geschickt heruntergebrochen. Dazu die treibende Musik von David Langhard, welche viele Montagen mit Spannung versieht.
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The Land Within
Kino / Regie: Fisnik Maxville
Das Drama «The Land Within» über die Folgen des Jugoslawienkrieges und die offenen Fragen zu vermissten und getöteten Personen hätte viel Potenzial, auch dank der wunderbaren Luàna Bajrami in der Hauptrolle. Doch leider wollen die dramaturgischen Mittel nicht immer funktionieren, vieles versinkt in klischierten Abläufen.
Etwas holprige Schnittfolgen und zu viele verwirrende Momente trüben das Erlebnis; das Thema und dessen Behandlung sind aber sehr wichtig.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 23.01.2023, 15:53

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John Wick Chapter 2
BD / Regie: Chad Stahelski
Wie sangen es bereits Hot Chocolate in den Siebzigerjahren? «Every 1's a Killer Baby»; und ganz besonders in der Welt von «John Wick». Das zweite Kapitel, erneut von Chad Stahelski inszeniert und mit dem adrette-reizvollen Keanu Reeves in der Hauptrolle, ist eine Gewalt- und Actionorgie, rastlos und voller Neonlichtern.
Packend und visuell überzeugend werden die Kämpfe und Schiessereien dargestellt, immer ist man vom Geschehen fasziniert. Die Mythologie der Welt wird ausgeweitet, die Personen in den Nebenrollen machen das Abenteuer wunderbar rund.
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American Graffiti
BD / Regie: George Lucas
Die Songs, die scheinbare Freiheit, die endlos wirkende Zeit in einer Welt voller poliertem Chrom und nächtlichen Begegnungen auf den Strassen. «American Graffiti» zeigte als zweiten Spielfilm von George Lucas eine nostalgisch-sehnsüchtige Sicht auf die Sechzigerjahre.
Mit Richard Dreyfuss, Ron Howard und der bezaubernden Mackenzie Phillips im Ensemble entfaltet die Geschichte einen Zauber, der das Herz berührt und an die eigene Jugend zurückdenken lässt. Ein Film, dessen riesiges Erbe etwa in «Dazed and Confused» (Richard Linklater, 1993) und «Everybody Wants Some!!» (Richard Linklater, 2016) stark zu spüren ist.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 25.01.2023, 08:01

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Old
DVD / Regie: M. Night Shyamalan
Was für ein gespaltener Film: Ein wirklich dummes Trashfest der Sondergleichen, dass sich aber so ernst nimmt, dass jeder Spass verpufft. Ein wunderbares Ensemble mit Namen wie Gael García Bernal, Vicky Krieps, Thomasin McKenzie und Eliza Scanlen, das über idiotische Dialoge und schlechte Anweisungen stolpert. Eine abenteuerlustige Kamera, die immer die falschen Techniken und Winkel zu wählen scheint.
«Old» ist ein weiterer Sargnagel im Vermächtnis von M. Night Shyamalan und eines dieser filmischen Wunder, das mit jeder Sekunde, die man darüber nachdenkt, noch unlogischer und lächerlicher wird.
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Utama
Streaming, Filmingo / Regie: Alejandro Loayza Grisi
«Utama» ist ein sanfter, schöner und berührender Film. Vom Debütanten Alejandro Loayza Grisi mit sicherer Hand inszeniert, erzählt das Drama über das Kräftemessen zwischen Tradition und Zukunft in Bolivion, Herkunft und Vertreibung, und die Sinnlosigkeit männlichen Stolzes.
Bereits ab der ersten Einstellung war ich verzaubert; durch das Licht, die Ruhe, das ehrliche Spiel. Die viele süssen Lamas machten das Erlebnis perfekt.
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