Filmtagebuch: deBohli

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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 11.10.2023, 20:40

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27 Storeys
Stream, Festival Scope / Regie: Bianca Gleissinger
(ZFF 23-25) Das Konzept und die Ausführung der Wohnsiedlung Alterlaa in Wien ist sehr interessant, zu gerne würde ich die Überbauung einmal besuchen. Mit dem Dokumentarfilm «27 Storeys» bietet Bianca Gleissinger einen Einblick in den Alltag, inklusive vieler persönlicher Verknüpfungen.
Das ist unterhaltsam und intim, bietet aber vor allem oberflächliche Kommentare. Eine Vertiefung zur Architektur, der Vision und dem heutigen Zustand fehlt leider – wie auch eine Behandlung der kritischen Stimmen.
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Muere, monstruo, muere
BD / Regie: Alejandro Fadel
(Shocktober 23-04) Sperrig und ohne viele Erklärungen behandelt Alejandro Fadel in seinem mysteriösen Film «Muere, monstruo, muere» das Thema der Isolation. Wundervoll gefilmt, mit beklemmender Stimmung und Horrorelementen versehen, weiss die Produktion zu überzeugen, muss aber aktiv erarbeitet werden.
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La madre muerta
BD / Regie: Juanma Bajo Ulloa
(Shocktober 23-05) Entrückt und gnadenlos ist die Welt, die Juanma Bajo Ulloa mit «La madre muerta» präsentiert. Themen der Liebe, Zuneigung und Familie werden beklemmend dargestellt, Gothic Thriller und Horror-Drama finden in der Geschichte zusammen.
Tolle Kamerafahrten, gelungene Setpieces und das eindringliche Spiel machen viel von der Faszination aus, stimmungsmässig erhält auch die absurde Komik ihren Raum.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 13.10.2023, 16:10

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Dead Girls Dancing
Stream, Festival Scope / Regie: Anna Roller
(ZFF 23-26) Das Licht, die langen Sommertage, die emotionale Unsicherheit und das intensive Gefühl der Freundschaft: Anna Roller fängt mit ihrem Debütfilm «Dead Girls Dancing» eine real wirkende Stimmung ein, die durch wunderbares Sounddesign und starke Kameraarbeit greifbar wird.
Da stört es wenig, zerfasert sich die Geschichte um eine Gruppe junger Frauen, die in Italien Abenteuer und Sinn suchen. Gerne lässt man sich von den Vibes davontragen. Leider waren einige Sequenzen sehr dunkel.
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Le viol du vampire
BD / Regie: Jean Rollin
(Shocktober 23-06) Ohne Geld und ohne Vorwissen inszenierte Jean Rollin seinen ersten Film und liess für «Le viol du vampire» zwei Kurzfilme zu einer grösseren Erzählung zusammenkommen. Wobei, wirklich Sinn macht die Geschichte nie und den roten Faden zu finden gestaltet sich schwierig.
Stimmungsmässig weiss die Low-Budget-Produktion mit sehr billiger Ausstattung aber zu gefallen und bietet alle Eurotrash-Elemente, die nötig sind. Nackte Brüste, Blut, mysteriöses Gehampel und Nachtszenen, die bei hellem Tageslicht gedreht wurden – gute Vorzeichen für Rollins Karriere.
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The Werewolf
BD / Regie: Fred F. Sears
(Shocktober 23-07) Der Wolfmann, verwandelt durch Wissenschaft und Wut. «The Werewolf» bewegt sich fernab den üblichen Erzählweisen des Monsterfilms und wirkt wie eine Kombination aus Film Noir und Western.
Dank der sicheren Hand von Regisseur Fred F. Sears und dem guten Spiel weiss der Film sehr zu gefallen und liefert wunderbar eingefangene Gesprächsmomente; das offensichtliche Day For Night darf man getrost übersehen.
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Dolls
BD / Regie: Stuart Gordon
(Shocktober 23-08) Ein grosser Spass, obwohl alles an «Dolls» eigentlich doof ist. Aber zu sehen, wie sich die Puppen mit ihren grotesken Fratzen genüsslich an den Menschen vergreifen und diese blutig umbringen, hat seinen Reiz.
Stuart Gordon liefert einige gute Momente und Bilder ab, die herrlichen Beschimpfungen gegenüber dem Kind und Stephen Lee als kindlicher Angsthase machen Laune.
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Thirst
Stream, Mubi / Regie: Park Chan-Wook
(Shocktober 23-09) Ich bin immer wieder fasziniert, welch grossartige Bilder Park Chan-Wook in seinen Filmen unterbringt – auch «Thirst» kann eine fantastische Kameraarbeit von Jeong Jeong-hun und Yu Eok vorweisen.
In all diesen fesselnd inszenierten Szenen entfaltet sich eine Geschichte über Begierde und Lust, mit blutigem Sex und mit einer gelungenen Mischung aus Horror, Drama und Komik. Ein Vampirfilm, der sich für viele gesellschaftliche Themen und Konflikte interessiert.
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Zombies Of Mora Tau
BD / Regie: Edward L. Cahn
(Shocktober 23-10) Mehr als zehn Jahre vor dem Zombie-Erfolg von George Romero liessen Produzent Sam Katzman und Regisseur mit Algen verzierte Untote umherwandeln. «Zombies Of Mora Tau» kombiniert den Schrecken mit einem Schiffswrack voller Diamanten, einem Afrika ohne POC und streitlustigen Frauen.
Besonders die Unterwasserszenen und die Momente mit der Zombie-Meute machen Laune, der Rest des Filmes wirkt etwas zahm und träge. Kameraarbeit und Spiel sind aber für diese Art von Produktion gelungen.
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The Giant Claw
BD / Regie: Fred F. Sears
(Shocktober 23-11) Ein Horror-Kreaturen-Science-Fiction-Schocker, der sich mit schlimmen Spezialeffekten herumschlagen muss. «The Giant Claw» wurde von Fred F. Sears kompetent inszeniert, weiss neben den Genre-üblichen Zutaten aber keine frischen Ideen auf die Leinwand zu bringen.
Spätestens wenn der grosse Vogel mit seinem leicht doof wirkenden Gesicht in die Kamera schaut, muss man unfreiwillig lachen. Da haben andere Kaiju-Filme aus der Zeit mehr Wucht.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 14.10.2023, 09:10

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Taylor Swift: The Eras Tour
Kino / Regie: Sam Wrench
What a time to be alive!
Ich bin sehr glücklich darüber, das Zeitalter von «The Eras Tour» miterleben zu können. Was für eine Energie, was für Musik. Schaut euch den Konzertfilm im Kino an, das mehr als beeindruckende Liveerlebnis von Taylor Swift wurde durch Sam Wrench perfekt eingefangen und reisst emotional mit.
Zürich 2024, I am ready!
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von StS » 14.10.2023, 10:13

Nach meinem Konzert im nächsten Jahr schau ich mir den Film an, da so etwas meist "aufregender" in Szene gesetzt ist als man es in der Realität empfindet (ohne Editing, Hochglanz, man ist nicht so hautnah dran etc.)...

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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 14.10.2023, 13:03

Das ist so, der Film zeigt die Choreografie, Inszenierung und Details der Show sehr gut - und konnte bei mir die Vorfreude auf das Live-Erlebnis stark steigern. Es macht auf jeden Fall Spass, den Film in einem Kino mit geiler Soundanlage zu geniessen. Da konnte ich nicht so lange warten. :D
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 15.10.2023, 09:57

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Torture Garden
BD / Regie: Freddie Francis
(Shocktober 23-12) Wo ist denn hier der Garten, und welche Folter findet statt? Der Titel zielt an diesem Anthologie-Film komplett vorbei, die abgefahrenen Kurzgeschichten von Robert Bloch, welche für den Film von Freddie Francis verwendet wurden, machen trotzdem Spass.
«Torture Garden» liefert Gedanken kontrollierende Katzen, unsterbliche Androiden-Schauspieler, verrückte Poe-Sammler und mörderische Konzertflügel. Das ist selten gruselig oder blutig, dafür durchgeknallt und bunt.
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The Eternal Daughter
Kino / Regie: Joanna Hogg
Joanna Hogg wagt sich an ihre Version einer stimmungsvollen Gothic-Geschichte und lässt Tilda Swinton in einer Doppelrolle gegen die eigenen Geister der Vergangenheit anspielen. «The Eternal Daughter» ist ein intimer, persönlicher und emotionaler Film über familiäre Liebe und Beziehungen, über Verlust und Reue.
Wunderschön gefilmt, langsam im Aufbau und sehr vielschichtig: Noch lange nach dem Verlassen des Kinos kreisen Gedanken und Überlegungen zur Thematik und der Geschichte im Kopf herum.
(Gesehen im Filmpodium Zürich in Anwesenheit von Joanna Hogg)
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 18.10.2023, 15:41

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Globi und der Schattenräuber
Kino / Regie: Robi Engler
Seien wir ehrlich, der Film hätte eine tiefere Wertung verdient, das Seherlebnis bei der Jubiläumsvorstellung im Kino machte aber viel Spass. Zugegebenermassen habe ich mehr über «Globi und der Schattenräuber» als mit ihm gelacht und «The Most Beautiful Song» von Lunik bleibt wohl für immer als Ohrwurm haften, aber was solls.
Der von Robi Engler inszenierte Animationsfilm verfehlt sonst alles. Die Geschichte ist konfus, Globi ist bloss eine Nebenfigur, der Animationsstil wirkt unpassend und die Dialoge sind wirr. Viele Momente passieren ohne Folgen, die Auflösung der Geschichte ist einfach. Da muss hinter den Kulissen einiges schiefgelaufen sein.
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The Crazies
BD / Regie: George A. Romero
(Shocktober 23-13) Wild und laut geht es bei «The Crazies» zu und her, die US-amerikanische Armee wird als chaotischer Haufen präsentiert, die Angst vor Willkür und Kontrolle wird greifbar gemacht.
Dank der realistisch gehaltenen Inszenierung und dem dreckigen Look wirkt der Film von George A. Romero intensiv und atemlos. Das Schauspiel und die Effekte sind unterdurchschnittlich, dafür ist die Schutzanzugsoptik schon fast ikonisch.
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The Killing Of A Sacred Deer
Stream, Filmingo / Regie: Yorgos Lanthimos
Unheimlich sind die langsamen Zooms, karg und dissonant die musikalische Untermalung, ungewohnt die Kamerapositionen: Von den ersten Minuten an sorgt Yorgos Lanthimos mit seinem Thriller «The Killing of a Sacred Deer» für Spannung und Unwohlsein, was sich am Ende in blutigen Handlungen entlädt.
Die Geschichte über Kontrolle, Reinheit und der Suche nach Füllung von Leerräumen im Leben lässt die Charaktere wie in einem Theater agieren, nimmt deren Verlangen als Auslöser extremer Handlungen und ist in jeder Szene aufwühlend, rätselhaft und brutal.
Genial gespielt von Barry Keoghan, Colin Farrell und Raffey Cassidy ist der Film eine entrückte Erfahrung, die fesselt und nicht mehr loslässt. Und hält sogar Songs von Ellie Goulding bereit.
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La Nuit des traquées
BD / Regie: Jean Rollin
(Shocktober 23-14) Zuerst als «Erwachsenenfilm» erdacht, erweiterte Jean Rollin «La Nuit des traquées» zu einem Horror-Thriller mit viel nackter Haut. Durch das Setting des sterilen Bürogebäudes und den Science-Fiction-Elementen ist die Geschichte angenehm anders, kann aber selten überzeugen.
Dem Drehbuch fehlt der Fokus, das Schauspiel ist auf tiefem Niveau und die Sexszenen dauern unangenehm lange. Einige Szenen wissen zu überzeugen (Zugdepot), das Gesamtresultat war für mich aber zu durchwachsen und ziellos.
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Horrors of Malformed Men
BD / Regie: Teruo Ishii
(Shocktober 23-15) Fünfzig Jahre lang wurde «Horrors of Malformed Men» vom Studio selbst unter Verschluss gehalten, und nach der Sichtung weiss ich etwa, wieso. Der Film von Teruo Ishii ist voller schlimmer Ideen, Taten und menschlichen Monstern; Operationen, Verstümmelung und Inzest treiben die Geschichte voran.
Durch die bunte Ausstattung, die Tanzelementen und die grosse Kreativität ist der Film sehr gelungen, einen starken Magen sollte man aber zur Sichtung mitbringen. Und lange Expositionsdialoge ertragen können.
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The Boogeyman
Stream, Disney+ / Regie: Rob Savage
(Shocktober 23-16) Ein erster üppiger Studiofilm von Rob Savage, da bin ich dabei. «The Boogeyman» macht aus der Kurzgeschichte von Stephen King gruslige Unterhaltung mit viel Anspannung und ausgelutschter Geschichte.
Während das letzte Drittel des Filmes inhaltlich abstürzt, wissen Kameraarbeit und Beleuchtung, Elemente wie die Mondlampe und Sophie Thatcher in der Hauptrolle sehr zu gefallen.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von Vince » 18.10.2023, 20:03

Danke für den Boogeyman-Tipp, wusste gar nicht, dass es den auf Disney gibt (neu im Programm, nehme ich an).
Mit Crazies habe ich irgendwie so meine Probleme, weiß auch nicht genau warum. Sacred Deer mochte ich auch sehr, auch bei Malformed Men geh ich mit. Aber bei Night of the Hunted sind wir komplett auseinander. Ist sicher alles nicht falsch, was du schreibst, aber du unterschlägst ja all die guten Sachen am Film. Diese komplett unwirkliche Atmosphäre, die für so einen B-Streifen ziemlich raffinierte Story und vor allem das Ende, das gehört sogar zu meinen liebsten Auflösungen überhaupt, wenn wir von dieser Sorte Film sprechen.

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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 19.10.2023, 07:53

Die Geschichte bei «La Nuit des traquées» fand ich sinnlos zusammengeklatscht ohne stringente Atmosphäre oder fesselnde Entwicklung. Ja, das Ende war nett, aber ich war vom Film vor allem gelangweilt - wenn auch einzelne Elemente (Science Fiction, Büro-Setting, Sounds) toll waren. Aber bisher ist es der einzige Absturz von Rollin-Veröffentlichungen für mich. :D
Rollin selbst hasste den Film und sagte über den Inhalt, dass es ohne wirkliche Planung gefilmt wurde. Eher eine improvisierte Sache, als eine durchdachte Story. So zumindest laut dem Booklet von Indicator.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 21.10.2023, 09:54

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Que ta joie demeure
Stream, Mubi / Regie: Denis Côté
Aus dem monotonen Rhythmus wird Poesie: Denis Côté unterzieht den Alltag von Fabrikarbeiter:innen in seiner Dokumentation «Que ta joie demeure» einer künstlerischen Transformation und lässt die dreckige Realität auf gestelltes Drama treffen.
Ein interessanter Ansatz, der die Menschlichkeit hervorbringt und mit sehr gelungenen Aufnahmen ausgestaltet wurde.
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Un couteau dans le cœur
Stream, Mubi / Regie: Yann Gonzalez
(Shocktober 23-17) Giallo-Hommage, Nostalgietrip in die Siebzigerjahre und eine andere Sicht auf die Gay-Porno-Industrie der damaligen Zeit: «Un couteau dans le cœur» verbindet all diese Thematiken auf fesselnde Weise.
Die Stimmung, welche Yann Gonzalez erzeugt, ist grossartig und erinnert durch Optik und Musik an die Filme von Bertrand Mandico (der hier eine Nebenrolle spielt). Die Brutalität wird verzaubert, das Leben zum ätherischen Rätsel. Was für eine positive Überraschung.
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The Black Phone
Stream, Netflix / Regie: Scott Derrickson
(Shocktober 23-18) Niemals hätte ich gedacht, dass mich «The Black Phone» stark mitnehmen würde. Die Gewalt, welche die Kinder in der Geschichte erfahren müssen, traf mich und diverse übernatürlichen Elemente gruselten mich.
Scott Derrickson liefert mit dem Horrorfilm aber nichts Neues ab, sondern eine handwerklich gelungene Mischung aus Mystery, Horror und Fantastik. Dank Ethan Hawke, besonders Madeleine McGraw und der Optik wurde ich sehr gut unterhalten.
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The Wonderful Story of Henry Sugar
Stream, Netflix / Regie: Wes Anderson
Ich muss aufhören, es will nicht mehr funktionieren. Die Art von Wes Anderson, Filme zu inszenieren und zu erzählen hat für mich jeglichen Reiz verloren und entlarvt sich bloss als Aufrechterhaltung einer zur Marke verkommenen Stilistik.
Der Kurzfilm «The Wonderful Story of Henry Sugar» überzeugte mich trotz Handwerk und Besetzung nicht, das Spiel und die Geschichte langweilten mich sogar. Tja, es wird wohl Zeit für ein Rewatch von «Moonrise Kingdom».
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The Addiction
BD / Regie: Abel Ferrara
(Shocktober 23-19) Gleich mit dem Titel macht Abel Ferrara keinen Hehl daraus, dass er bei «The Addiction» mit Vampirismus die Drogensucht darstellt. Das New York City der Neunzigerjahre wird zum schmutzigen Sündenpfuhl, gefilmt in kontrastreichem Schwarzweiss; Lili Taylor und Christopher Walken beissen.
Mit einem philosophischen Überbau versehen und mit diversen Bildern realer Grausamkeiten angereichert, wirkt der Film stets unangenehm und mit Bedeutungen aufgeladen. Das ist platt, aber auch angenehm ungewohnt.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von Vince » 21.10.2023, 17:36

Versuch es trotzdem nochmal mit den anderen drei Kurzfilmen (insbesondere dem mit der Ratte). Die sind zwar stilistisch identisch, deren Stories aber wegen der kurzen Laufzeit packender und unterhaltsamer präsentiert.

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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 22.10.2023, 09:27

Ehrlich gesagt habe ich aktuell absolut keine Lust, mir diese Kurzfilme noch anzusehen oder mich erneut mit Anderson zu beschäftigen. Eventuell zu einem späteren Zeitpunkt, oder als Lückenfüller. :|
Dinge zu schauen, auf die man sich freut (aus welchen Aspekten auch immer), erscheint mir aktuell sinnvoller. :wink:
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von John Woo » 22.10.2023, 12:11

Ich habe das Gefühl, "Moonrise Kingdom" und "Grand Budapest Hotel" waren Andersons künstlerische Highlights, danach ging es leider bergab.

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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 22.10.2023, 12:57

Handwerklich und inszenatorisch ist Anderson immer grossartig, doch seit "The French Dispatch" bin ich seiner Erzählweise und Darstellungsform überdrüssig. Vielleicht ändert sich das wieder, wenn nicht, auch egal.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 22.10.2023, 13:18

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Killers Of The Flower Moon
Kino / Regie: Martin Scorsese
Die epische Länge, das bedächtige Tempo und das grandiose Schauspiel (besonders von Lily Galdstone): «Killers Of The Flower Moon» ist ein sehr gut gemachter Film und Martin Scorsese beweist ein weiteres Mal, dass er als Regisseur sein Schaffen schon lange perfektioniert hat.
Wirklich umgehauen hat mich diese Aufarbeitung der schrecklichen Verbrechen an den Osage allerdings nicht. Der Geschichte fehlt der Fokus, die Emotionalität sprang nicht immer über und die Aussagen waren letztendlich platt.
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The Mad Magician
BD / Regie: John Brahm
(Shocktober 23-20) Technische Konstruktionen, die tödlich sind; Identitätswechsel mit täuschend echten Masken – nein, wir sind hier nicht bei «Mission Impossible», sondern beim Kampf eines Magiers um Anerkennung. «The Mad Magician» lässt Vincent Price dem mörderischen Wahn verfallen.
Zwar wird zu wenig gezaubert, die Tötungen sind dafür brutal und John Brahm hat den Film in kompakter Form auf die Leinwand gebracht. Ein netter Snack für Zwischendurch.
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The Prophecy
DVD / Regie: Gregory Widen
(Shocktober 23-21) Gregory Widen macht keinen Hehl daraus, dass er jegliches Stil-Klischee der Neunzigerjahre in «The Prophecy» verbaut hat. Das passt zur wilden Geschichte über den Krieg zwischen den Engeln und stachelt den illustren Cast um Christopher Walken, Virginia Madsen, Viggo Mortensen und Amanda Plummer zu übertriebenen Darbietungen an.
Ein Film, der viel mehr Spass macht, als er eigentlich sollte und besonders durch Walkens Coolness überzeugt. Darf gerne mit «Stigmata» (Rupert Wainwright, 1999) oder «End Of Days» (Peter Hyams, 1999) kombiniert werden.
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The Omen
DVD / Regie: Richard Donner
(Shocktober 23-22) Das Kind des Teufels! Mit dem Mahl auf dem Kopf! In den Siebzigerjahren muss «The Omen» ziemlich einschüchternd gewesen sein, heute überzeugt der Film durch die gute Struktur, die überraschend brutalen Morde und das düstere Ende.
Von Richard Donner gedreht, wurde die Geschichte um Damian zu einem Klassiker und liefert einen interessanten Einblick in den damaligen Glauben und Umgang mit der Kirche.
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Leprechaun 3
DVD / Regie: Brian Trenchard-Smith
(Shocktober 23-23) Was macht man, wenn man zu wenig Ideen, Geld und Talent hat? Eine DTV-Fortsetzung wie «Leprechaun 3». Brian Trenchard-Smith lässt den Kobold im passenden Setting von Las Vegas wüten, füllt die Laufzeit mit langweiligen Nebenplots und verzichtet zu oft auf Blut.
Das macht stellenweise Spass und Lee Armstrong ist als Tammy sympathisch, aber nicht einmal mehr Warwick Davis wirkt in der Titelrolle vom Unterfangen überzeugt.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 25.10.2023, 17:25

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Messiah Of Evil
BD / Regie: Willard Huyck, Gloria Katz
(Shocktober 23-24) «Messiah Of Evil» ist ein schauriger Traum aus Wahnsinn, Pop Art und Unberechenbarkeit. Der Horrorfilm von Willard Huyck und Gloria Katz liefert viele Zitate aus dem Kunstbereich, lässt die Geschichte um Zombies ungewohnt passieren und bricht mit diversen Konventionen.
Bilder, denen man sich hingeben muss, eine Story, welche durch die unzuverlässige Erzählerin ohne absolute Richtigkeit dargelegt wird. Eine echte Entdeckung.
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Misterios de ultratumba
BD / Regie: Fernando Méndez
(Shocktober 23-25) Nicht nur suchen die Figuren in «Misterios de ultratumba» nach einer Möglichkeit, die Seele aus dem Totenreich zurückzuholen, es mischen zusätzlich Wahnsinnige und Entstellte mit.
Der Film von Fernando Méndez ist überraschend, packend und mit vielen optischen Elementen des Expressionismus inszeniert. Ein grosser Gruselspass aus Mexiko, besonders im letzten Drittel.
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Anatomie d’une chute
Kino / Regie: Justine Triet
Im vorzüglich inszenierten und sehr spannungsgeladenen Gerichtsdrama «Anatomie d’une chute» interessiert sich Justine Triet nicht für die absolute Wahrheit, sondern unsere Sichtweisen auf Taten und Menschen.
Wie werden Meinungen und Realitäten gebildet, wie lassen sich Handlungen schlüssig nachvollziehen? Sandra Hüller brilliert in der Hauptrolle, die Kameraführung ist sehr gelungen und die Struktur bis zur letzten Einstellung durchdacht. Ein Film, der diskutiert werden will, eine grosse Leistung.
(Vorpremiere im Arthouse Le Paris in Anwesenheit von Sandra Hüller.)
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El espejo de la bruja
BD / Regie: Chano Urueta
(Shocktober 23-26) Hexen suchen Rache an gewalttätigen Männern, ein Spiegel wird zum Portal in die Totenwelt, ein verrückter Arzt stiehlt Leichen, um seine Frau zu verschönern. Was beim mexikanischen Gruselfilm «El espejo de la bruja» zusammenkommt, ist wunderbar.
Der Film überrascht, unterhält und liefert einige tolle Trickmomente ab. Die Bilder sind in kontrastreichem Schwarzweiss gehalten und passen perfekt in den Herbst. I like.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 27.10.2023, 12:14

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El barón del terror
BD / Regie: Chano Urueta
(Shocktober 23-27) 300 Jahre nachdem ein Baron von der Inquisition auf dem Scheiterhaufen hingerichtet wurde, kehrt er als Wesen aus dem All zurück, um Rache zu nehmen. Wie bitte? Ja, «El barón del terror» ist eine krude Mischung aus Horror und «The Twilight Zone», mit einer Prise Science-Fiction und mexikanischem Flair.
Das Monster ist wunderbar absurd, die von Chano Urueta präsentierte Geschichte leider lahm. Im Gegensatz zu seiner Arbeit bei «El espejo de la bruja» (1962) fehlen die Überraschungen und das inszenatorische Flair, wenn auch die auf Tücher gedruckten Hintergründe ihren Charme haben.
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Bodies Bodies Bodies
BD / Regie: Halina Reijn
(Shocktober 23-28) Willkommen in der Gegenwart, lieber Horrorfilm. «Bodies Bodies Bodies» verpackt ein Murder-Mystery mit Slasher-Aspekten geschickt in eine sehr gelungene Optik, in zeitgenössische Dialoge und real wirkende Figuren.
Es macht viel Spass, Amandla Stenberg, Maria Bakalova, Rachel Sennott und den andern beim Spielen, Streiten und Feiern zuzusehen. Und Glowsticks sind halt immer grossartig!
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Hungry Wives (Season Of The Witch)
BD / Regie: George A. Romero
(Shocktober 23-29) Kritik am patriarchalen System der Ehe, Hexen-Grusel und experimentelles Filmemachen kommen bei «Hungry Wives» (auch als «Season Of The Witch» bekannt) zusammen. George A. Romero kann keinen Aspekt zur vollen Zufriedenheit ausarbeiten und wurde wohl durch Budgeteinschränkungen blockiert.
Reizvoll ist der Film aber dank seiner wilden Anfangsszene, den satirischen Momenten und dem Siebzigerflair, das hervorragend zur Geltung kommt.
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There’s Nothing Out There
Stream, Mubi / Regie: Rolfe Kanefsky
(Shocktober 23-30) Ein Horrorfilm als Meta-Parodie auf das eigene Genre? «There’s Nothing Out There» nimmt vorneweg, was «Scream» einige Jahre später mit globalem Erfolg auf die Leinwand bringen würde. Das Regiedebüt von Rolfe Kanefsky blieb ein Kuriosum, ein Low-Budget-Vergnügen und Trash-Spass.
Gore-Momente, nackte Haut und Verweise auf viele Filme machen das Geschehen unterhaltsam, zugleich lässt sich Kanefskys späterer Karriereschritt zum Erotikfilm bereits ablesen.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 28.10.2023, 09:49

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The Ghost Ship
BD / Regie: Mark Robson
(Shocktober 23-31) Nein, Geister gibt es in diesem Thriller keine. Sehr wohl aber Momente der Hochspannung und diverse Tote. «The Ghost Ship» gilt zwar als RKO Horrorfilm und weiss einiges über Machtstrukturen, toxische Männlichkeit und verstecke Zuneigung zu erzählen, schockierend ist das nicht.
Die Inszenierung von Mark Robson hingegen ist sehr gelungen und stimmungsmässig.
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The Killer
Kino / Regie: David Fincher
Wie wenig Story, passt in einen Actionfilm? «The Killer» beweist: Sehr wenig. So liefert David Fincher einen technisch grandios ausgeführten Thriller ab, mit tollen Bildern von Erik Messerschmidt und einer phänomenalen Tonmischung (Score von Trent Reznor und Atticus Ross, Bässe, Needle Drops), der aber keine Nahrung für den Geist bietet.
Michael Fassbender passt in die Hauptrolle, der Nervenkitzel ist vorhanden, die Details stimmen (Yoga-Posen, Kette der Fehlentscheidungen) – aber satt wird man bloss kurz. Warum es unbedingt Lieder von «The Smiths» sein mussten, kann ich beim heutigen Verhalten von Morrissey ebenfalls nicht nachvollziehen. Das Geld hätte ein besserer Mensch verdient – egal, was die Wahl über den Charakter erzählt.
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Support The Girls
Stream, Mubi / Regie: Andrew Bujalski
Die Geschichte über Kapitalismus und Unterdrückung im Arbeitssystem, welche Andrew Bujalski mit seinem Spielfilm «Support The Girls» erzählt, ist sehr wichtig – doch leider konnte mich der Film emotional nicht packen.
Die Freude, Regina Hall, Haley Lu Richardson und Dylan Gelula zusehen zu dürfen, war da, die Faszination, welche zum Beispiel bei «Computer Chess» (2013) erlebte, blieb aber aus.
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La maldición de la Llorona
BD / Regie: Rafael Baledón
(Shocktober 23-32) Abel Salazar hatte den richtigen Riecher und genügend Talent, um die Filmindustrie Mexikos in den Fünfziger- und Sechzigerjahren wachzurütteln. Als Produzent und Darsteller bei «La maldición de la Llorona» wurde unter der Regie von Rafael Baledón nicht bloss das alte Schauermärchen erneut auf die Leinwand gebracht, sondern genial erweitert.
Der Fluch, die Toten, das grosse Haus mit Glockenturm, die Rückblenden in weitere Filme, die impressionistischen Bilder, das Spiel und die Kulissen – alles ein Fest und fernab den ausgetretenen Pfaden.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von Vince » 28.10.2023, 10:00

Bei The Killer werde ich auf Netflix warten (weiß nicht mal, ob der überhaupt in meiner Nähe läuft), aber da freu ich mich schon drauf. Mit der Mexico-Box müsste ich eigentlich auch mal weitermachen jetzt...

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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 28.10.2023, 20:33

Ich bin froh, haben die Kinos hier den Film im Programm - der Sound war echt nice, da wäre mein TV-Ton nicht so eindrücklich gewesen. :lol:

Und yes, die Box ist wirklich super. Habe keine solch guten Filme erwartet und lechze nun nach weiteren solchen Veröffentlichungen. Material gäbe es ja genug.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 30.10.2023, 18:03

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Big Trouble In Little China
Kino / Regie: John Carpenter
Dass John Carpenter einen solch verrückt bunten und witzigen Film gedreht hat, bleibt erstaunlich. Leider aber wollte mich «Big Trouble In Little China» nicht komplett überzeugen – und die rassistischen Elemente lassen sich nicht wegdiskutieren.
Kurt Russell und Kim Cattrall sind wunderbar, das Design sehr gelungen und besonders die erste Hälfte ein abgefahrener Spass. Dann aber geht dem Film etwas die Luft aus.
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Dead Heat
Kino / Regie: Mark Goldblatt
(Shocktober 23-33) Wie jetzt, Cops als Zombies, Vincent Price als untoter Mogul und blutige Goremomente? «Dead Heat» von Mark Goldblatt ist ein Film, der wohl nur in den Achtzigerjahren entstehen konnte. Der Rausch des weissen Pulvers ist zu spüren, die Geschichte hanebüchen.
Treat Williams, Joe Piscopo und Lindsay Frost geben doofe Sprüche von sich, es wird herumgeballert und am Ende sind alle tot. Ok.
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Baghead
Stream, Mubi / Regie: Jay Duplass, Mark Duplass
(Shocktober 23-34) Mublecore trifft auf Horror, Meta-Aspekte auf das Thema des DIY-Filmemachens: «Baghead» ist eine Geschichte über Freundschaft und die Liebe zum Film, mit Greta Gerwig prominent besetzt und geschickt erzählt.
Die Wendungen sind überraschend und die Szenen wirken real. Wirklich spannend ist aber der Kontext des Filmes von Jay und Mark Duplass.
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It Comes At Night
BD / Regie: Trey Edward Shults
(Shocktober 23-35) «It Comes At Night» spielt mit den Erwartungen und der Wahrnehmung. Als Zuschauer wird man über die Hintergründe nicht aufgeklärt und muss sich in der Welt selbst zurechtfinden. Das funktionierte für mich wunderbar und Trey Edward Shults konnte eine angespannte Stimmung erzeugen.
Der Cast mit Joel Edgerton, Christopher Abbott und Riley Keough spielt super, die Bilder sind sehr schön anzusehen und der Schrecken, der in der Nacht kommt, kennen wir wohl alle. Was ist wirklich passiert und was ist Fantasie? Der Film schweigt.
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Trouble Every Day
Stream, Mubi / Regie: Claire Denis
(Shocktober 23-36) Der französische Erotikthriller trifft auf Claire Denis Variation einer Vampirgeschichte: «Trouble Every Day» ist ruhig, herausfordernd und erschreckend. Das Blut fliesst, die Menschlichkeit geht verloren.
Eine andersartige und aufreibende Analyse von Liebesbeziehungen und Verlangen.
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Totally Killer
Stream, Amazon / Regie: Nahnatchka Khan
(Shocktober 23-37) Dieser Film ist Spass pur! Nahnatchka Khan lässt uns mit «Totally Killer» in die Slasher der Achtzigerjahre zurückreisen und serviert eine bunte und energetische Erzählung, die mich wunderbar unterhalten hat.
Kiernan Shipka ist awesome in der Hauptrolle, die Sprüche zu den ehemaligen Verhaltensweisen sitzen und der Konflikt der Epochen amüsant dargestellt. Solch etwas darf es gerne öfters geben.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von freeman » 01.11.2023, 19:30

Totally Killer hat mich totally angeödet. Vor allem das politisch korrekte Geblubber der Hauptfigur angesichts der 80er fand ich totsterbenslangweilig, weil unfassbar vorhersehbar. Hab dann viel gespult, auch weil ich die Hauptfigur allgemein irgendwann nicht mehr ertragen habe, und das Ende verpennt. :lol: Die Idee klang gut, das wars dann imo auch schon.

In diesem Sinne:
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 02.11.2023, 09:02

Ich fand die Demontage der sexistisch-rassischten Klischees der Slasherfilme aus jener Zeit das reizvolle am Film. Endlich inszenierte jemand nicht bloss ein sinnloses Nostalgiefest. Ein Film, der für mich sehr gut aufzeigt, dass die heutige Generation so viel bewusster und weiter ist, als ich es in dem Alter war. Von meinen Eltern ganz zu schweigen.

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Un autre monde
Stream, Filmingo / Regie: Stéphane Brizé
Ein Hoch auf den menschenzerstörenden Kapitalismus, ein Hurra auf die zermürbende Arbeitswelt. Stéphane Brizé lässt kein gutes Haar an der Managerebene von Konzernen und lässt Vincent Lindon in der Hauptrolle grosse Momente spiele.
«Un autre monde» ist ein realistisch wirkender Film über Gier und Fehlentscheidungen, über Profitsucht und Ausbeutung – im Kleinen, wie auch im grossen Rahmen.
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The Most Dangerous Game
BD / Regie: Ernest B. Schoedsack, Irving Pichel
(Shocktober 23-38) Ernest B. Schoedsack und Irving Pichel benötigten nur eine Stunde, um mit «The Most Dangerous Game» einen der Grundsteine im Kino für Genrefilme zu schaffen. Eine Abenteuergeschichte mit Schrecken, eine Prise Horror und durchgehender Spannung.
Die Sets sind gross und schön gestaltet, die Jagd ist packend und die Ausleuchtung der Szenen sehr gelungen. Ein Meilenstein der Filmgeschichte.
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Visible Secret
BD / Regie: Ann Hui
(Shocktober 23-39) Die Ausleuchtung der Settings, die Ausstattung der Räume, die Kleidung der Figuren – «Visible Secret» weiss mit den optischen Aspekten zu überzeugen und transportiert die Zeit nach der Jahrtausendwende wunderbar auf den Bildschirm.
Die Geschichte selbst konnte nicht gleichermassen überzeugen, Ann Hui weiss aber die Geister- und Horror-Elemente geschickt mit Drama und Humor zu verbinden.
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Lazzaro felice
Stream, Filmingo / Regie: Alice Rohrwacher
Wow, was passierte da? Alice Rohrwacher kreiert eine wundervolle Stimmung mit realistischen Figuren und grossartig gefilmten Aufnahmen – und in der Mitte des Filmes transportiert eine unerwartete Wendung «Lazzaro felice» in den Himmel der grossen Meisterwerke.
Wie grossartig die magischen Aspekte auf die harte Realität treffen, wie berührend Verlust und Unglück dargestellt werden und wie viel Tiefe durch die Inszenierung aufgebaut wird – fantastisch. Ein feinfühliger Film, eine ergreifende Geschichte.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 06.11.2023, 18:56

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Es geschah am hellichten Tag
Stream, Filmingo / Regie: Ladislao Vajda
(Noirvember 23-01) Mit dem Drehbuch von Dürrenmatt lieferte Ladislao Vajda in den Fünfzigerjahren einen spannenden Krimi ab, der die Schweiz als Ort von schrecklichen Verbrechen zeigt. «Es geschah am hellichten Tag» präsentiert Heinz Rühmann als Kommissar auf einem Alleingang und hält die Spannung durchweg hoch.
Lange sieht man den Täter nicht, viele Entscheidungen führen zu brenzligen Situationen und der Wald wird zu einer bedrohlichen Umgebung – so erlebt man die ländlichen Gebiete unseres Landes selten. Das Geschehen im Film ist gemessen an den meisten Vertretern von Film Noir nie hoffnungslos und bietet ein gutes Ende, abschrekende Härte gibt es nicht. Und auch heute noch wirkt der Film (nebst einigen Dialogzeilen und gesellschaftlichen Situationen) keinesfalls verstaubt. Da fiebert man gerne mit.
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Pickpocket
BD / Regie: Robert Bresson
(Noirvember 23-02) Wie sich die Hände und Finger zwischen Körper und Kleidung hindurchbewegen, wie die Gegenstände geräuschlos entwendet werden und wie sich die Menschen umkreisen: «Pickpocket» findet Poesie im Diebstahl, Romantik in der Misere.
Der Film von Robert Bresson ist wunderschön gefilmt und erzählte eine klischeefreie Geschichte über Einsamkeit und Verlangen.
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Detour
DVD / Regie: Edgar G. Ulmer
(Noirvember 23-03) Nur knapp mehr als eine Stunde Laufzeit benötigt Edgar G. Ulmer bei «Detour», um seine Figuren tief in den Abgrund zu manövrieren. Aus der Hoffnung wird ein Albtraum, aus Verheissung der Tod.
Ein Film Noir, dessen Geschichte sich durch Off-Kommentare und Rückblenden langsam entfaltet und mit bösen Wendungen überrascht.
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The Booksellers
DVD / Regie: D.W. Young
Bücher sind wunderbar, deren Jäger:innen und Händler:innen ein schrulliges Volk. Dieses Vorurteil kann und will die Dokumentation «The Booksellers» nicht widerlegen, zeigt zugleich aber eine neue Generation im Antiquariatsgeschäft.
Nicht ohne Selbstironie und mit Aufnahmen von wunderbaren Bibliotheken und Sammlungen bebildert, lässt D.W. Young die Augen von bibliophilen Menschen glänzen.
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Bakushu
DVD / Regie: Yasujiro Ozu
Eine junge Frau, die nicht verheiratet ist? Das sorgt in der Gesellschaft Japans für Wirbel. Yasujiro Ozu erzählt mit «Bakushu» aber keine Geschichte der Unterdrückung, sondern schildert das selbstständige und eigenmächtige Leben von Noriko.
Humorvoll, in szenischen Vignetten gedreht und voller lyrischer Kraft ist der Film ein gefühlvolles und menschliches Werk, das berührt. Ohne Hast und Urteil wird das Leben der Figuren gezeigt, die perfekt komponierten Bilder bilden Stillleben und die Musik verzaubert.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 07.11.2023, 18:18

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The Hot Spot
BD / Regie: Dennis Hopper
(Noirvember 23-04) Die Hitze ist zu spüren, in jeder Szene. Nicht nur dank der nackten Haut, sondern der Ausleuchtung und den Farben. Dennis Hopper näherte sich bei «The Hot Spot» dem Film Noir in langsamen Bewegungen, nahm den Western und Erotik-Thriller mit und liess das Feuer lodern.
Die Struktur sperrt sich stellenweise gegen gängige Sehgewohnheiten, dafür liefert der Cast um Don Johnson, Jennifer Connelly, Virginia Madsen und William Sadler ab. Slow burn, deep wound.
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