Filmtagebuch: StS
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Re: Filmtagebuch: StS
„Babyteeth“ ist ein preisgekröntes australisches Drama aus dem Jahr 2019, das hierzulande unter dem Titel „Milla meets Moses“ veröffentlicht wurde und die Geschichte der todkranken Teenagerin Milla (Eliza Scanlen) erzählt, welche sich in den „auf der Straße“ lebenden Drogensüchtigen Moses (Toby Wallace) verliebt – was für ihre sie behütenden Eltern (Essie Davis und Ben Mendelsohn) natürlich schlimm ist; jene zugleich aber auch mitbekommen, dass es ihr diese Freundschaft (samt der zugehörigen Gefühle) merklich guttut…
Eine Beziehung von zwei jeweils auf ihre Weise „rebellischen“ Jugendlichen aus unterschiedlichen „Welten“, die Auswirkungen einer schweren Krankheit, die Sorgen der Eltern etc.: Von der Story an sich her nicht sonderlich originell, überzeugt das Spielfilm-Debüt Shannon Murphys dennoch in Gestalt einer feinen Kombination aus Emotionen, Ernsthaftigkeit und Humor, mit dem eben jene (vom Stil her tendenziell unkonventionell; zudem gar mit gewissen Überraschungen aufwartend) verschiedene Klischees entweder „entkräftet“ oder gar komplett umschifft…
In den betreffenden Tagen durchlebt Milla eine beschleunigte „Coming-of-Age-Phase“ – womit ihre Eltern plötzlich (zusätzlich zu ihren eigenen Problemen) umgehen müssen – doch was bewirkt das eigentlich bei Moses? Die Charaktere wurden prima gezeichnet und seitens der vier Darsteller überzeugend gespielt, die Bildersprache weiß zu gefallen und einzelne Szenen sind schlichtweg großartig geraten. Obgleich „dynamisch“ daherkommend, merkt man dem Werk sein Ursprung als Theaterstück punktuell minimal an – was aber nichts an dem lobenswerten Ganzen ändert…
- deBohli
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Re: Filmtagebuch: StS
Ich fand "Babyteeth" ebenfalls sehr sehenswert und vergab 8 Punkte. Besonders das Spiel von Eliza Scanlen und Ben Mendelsohn (der endlich nicht bloss einen Bösewicht darstellen musste) gelungen.
Re: Filmtagebuch: StS
Jip, Meldelsohn fiel mir hier ebenfalls positiv auf.
Re: Filmtagebuch: StS
Co-verfasst und in Szene gesetzt von Tearepa Kahi („Mt. Zion“), handelt es sich bei „Muru“ um ein neuseeländisches Action-Thriller-Drama aus dem Jahr 2022, das verschiedene wahre Begebenheiten zu einer die Kernpunkte der betreffenden Ereignisse miteinander vermengenden Geschichte vereint: In erster Linie der Tod von Steven Wallace, der 2000 im Alter von 23 in Waitara von Polizisten erschossen wurde, sowie ein 2007er Polizei-Einsatz gegen Angehörige der Ngāi Tūhoe Maori-Gemeinschaft in Rūātoki, welche von den Behörden (zu Unrecht) verdächtigt wurden, „inländische Terroristen“ zu sein…
Unmittelbar zu Beginn wird das Statement „This film is not a recreation – it is a response“ eingeblendet – und schnell wird einem die Perspektive des Werks klar. Zum Teil an Original-Schauplätzen gedreht, wird Tame Iti – welcher damals als Anführer der „Bewegung“ galt und somit im primären Fokus der anrückenden Beamten stand – sogar von Iti höchstpersönlich gespielt, welcher überdies als Co-Produzent fungierte. Dienlich tragen diese Faktoren ihren Teil zum Vermitteln eines Eindrucks von „Authentizität“ der Lebenssituation, Anschauungen und erlittenen Diskriminierungen dieser Bevölkerungsgruppe bei…
In der Hauptrolle überzeugt der stets verlässliche Cliff Curtis als jemand, der quasi „zwischen diesen zwei Welten“ steht und verzweifelt eine zunehmende Eskalation der Lage zu verhindern versucht – tragischerweise mit nur eingeschränktem Erfolg. Was als ein „Slow Burn“ seinen Anfang nimmt – im Zuge dessen die zentralen Charaktere mit der nötigen Zeit/Ruhe eingeführt werden – mündet schließlich in einer geradezu klassischen Action-Thriller-Phase, die handwerklich gut, mitunter aber durchaus etwas „zu Genre-typisch“ konzipiert und inszeniert wurde – komplett mit einem viel zu klischeehaften „Baddie“ (Manu Bennett)…
Re: Filmtagebuch: StS
Auf wahren Begebenheiten beruhend, erzählt der 2023er Crime-Streifen „Inside Man“ eine Geschichte, die so generisch ist wie sein Titel. Im Qantas-Bordprogramm hieß er dagegen „Gemini Lounge“ – benannt nach einer Bar, in der sich eine Gruppe von Ganoven im New York der '80er regelmäßig trifft. Im Film infiltriert ein Cop (Emile Hirsch) diese Runde – welcher eigentlich eine Schreibtisch-Stelle zugewiesen bekam, nachdem er den Liebhaber seiner Frau (Ashley Greene) verprügelt hatte; er durch einen Zufall aber die Chance ergreift, dort undercover tätig zu werden. Je länger sein Einsatz dauert und je mehr er in die Machenschaften rund um Mafia-Boss Anthony 'Nino' Gaggi (Robert Davi) involviert wird, desto stärker erkeimt die Frage in seinem Umfeld: Ist er wohlmöglich in too deep?
Regisseur Danny A. Abeckaser („Mob Town“) hat diese „klassische“ Story mit einem geringen Budget umgesetzt – vorrangig in irgendwelchen Innenräumen sowie (für geübte Seher erkennbar) zum Teil in Studio-Backlot-Kulissen. Quasi eine kleinskalierte „B-Movie-Indie-Variante” von Werken á la „Donnie Basco“ und „GoodFellas“, welche mit ihren knapp 90 Minuten weder zu ausgewalzt noch ernsthaft schlecht oder ärgerlich anmutend daherkommt – wohl aber recht belanglos und spannungsarm, mit einigen Gewaltspitzen, unterentwickelten Charakteren, mittelprächtigen Performances (in weiteren Rollen sind zudem noch Jake Cannavale, Lucy Hale, Vincent Laresca und James Russo mit von der Partie) sowie voller Szenen und Szenarien, die man aus verschiedenen anderen Werken bereits (besser) kennt…
Re: Filmtagebuch: StS
Mein Halloween-Film 2023: „Dark Stories“ (to survive the Night). Dabei handelt es sich um einen französischen Anthology-Horror-Streifen aus dem Jahr 2019 – offenbar eine „Compilation“ aus Folgen einer kurzlebigen Serie, wie mir die Imdb verriet. Die für Werke dieser Art obligatorische Rahmenhandlung besteht im Vorliegenden daraus, dass die Ex-Nonne Christine (Kristanna Loken) eines Tages per Kurier eine creepy-seltsame Puppe zugestellt erhält – welche lebendig ist, sie prompt überwältigt sowie sie im Laufe der frisch angebrochenen Nacht zu töten gedenkt. Um sich Zeit (bis zum Sonnenaufgang) zu verschaffen, versucht Christine jene im Folgenden mit dem Erzählen von fünf Grusel-Geschichten abzulenken…
In Nr.1 geht es um Menschen in einem nächtlichen Museum „in Gemälde hinein“ zerrende bzw. verschleppende Ghouls… in Nr.2 sieht sich eine Joggerin nachts im Park mit verschiedenen Geistern Ermordeter konfrontiert… in Nr.3 nimmt es ein „frisch erwachter“ Zombie mit einigen Gangstern auf, die ihn zuvor getötet hatten sowie seine Nachbarin und deren Tochter in ihrer Gewalt haben… in Nr.4 wird eine junge Frau nach ihrem Bereisen einer nordafrikanischen Wüste von einem garstigen Djinn heimgesucht… und in Nr.5 fahren zwei Journalisten raus auf eine Farm, wo ein Bauer (Dominique Pinon) lebt, der sowohl behauptet, von Aliens als „der Messias“ auserwählt worden zu sein, als auch dass in Kürze alle sterben würden, die nicht an ihn glauben…
Obgleich mich diese rund 100-minütige „Short-Sammlung“ im Ganzen nicht wirklich überzeugen konnte, muss man ihr aber durchaus in mancherlei Hinsicht Lob zusprechen: Obgleich das Budget nicht allzu hoch war, gehen die Effekte und Make-up-Arbeiten vollkommen in Ordnung – und trotz der jeweils nicht gerade originellen Storys gibt es in jeder von ihnen (entweder inhaltlich und/oder stilistisch) etwas Interessantes oder zumindest „Eigenständiges“ zu entdecken. Auf billige CGIs wurde weitestgehend verzichtet: Ein weiteres klares Plus. Die darstellerischen Leistungen sind als „zweckdienlich-okay“ zu werten – und mitunter kommen gewisse Momente oder gar Passagen tatsächlich brauchbar „atmosphärisch“ daher…
Einigermaßen abwechslungsreich sowie punktuell mit gewissem Humor aufwartend, hätte ich mir die Geschichten im Grunde durchweg einen Zacken „fieser“ und kreativer gewünscht. Mehr Spannung hätte ebenfalls nicht geschadet – worüber hinaus mich die „bösen Punchlines“ Schrägstrich „finalen Höhepunkte“ nahezu allesamt underwhelmed zurückließen. Wie bereits geschrieben: Ernsthaft schlecht ist an „Dark Stories“ (to survive the Night) nicht wirklich etwas – vielmehr ist das Gebotene eher „belanglos“; einen quasi mit einem Schulterzucken zurücklassend. Dann lieber zu Veröffentlichungen wie „Trick ’r Treat“, „Tales of Halloween“, „Scary Stories to tell in the Dark“ oder einzelnen Teilen der „V/H/S“-Reihe greifen…
Re: Filmtagebuch: StS
Leider hat sich „Pain Hustlers“ (2023) als nichts Halbes und nichts Ganzes entpuppt: Eine während der Anfänge der Opioid-Krise in den USA angesiedelte schwarzhumorig-dramatische Satire über Kapitalismus und Gier sowie daraus resultierende tragische Schicksale und kriminelle Machenschaften – welche nicht so gewichtig-ernst wie etwa „Dopesick“, nicht so informativ wie „the Crime of the Century“, nicht so clever und komplex wie „the Big Short“, nicht so bissig wie „I care a lot“, nicht so wunderbar over-the-Top wie „Wolf of Wall Street“ und nicht so unterhaltsam-sehenswert wie alle zuvor genannten Werke daherkommt…
Man hat das Gefühl, „Harry Potter“-Regisseur David Yates war einfach nicht die richtige Wahl für die Materie – wobei aber auch schon das auf dem gleichnamigen Roman Evan Hughes' basierende Drehbuch des Newcomers Wells Tower nicht das volle Potential der Story vernünftig auszuschöpfen in der Lage war. U.a. kann einen die rund um die Hauptprotagonistin gestrickte „Underdog-Story“ nicht ernsthaft mitreißen – einer überzeugenden Performance von Emily Blunt zum Trotz – während Chloe Coleman und Brian d'Arcy James ebenfalls noch gut agieren sowie Chris Evans und Andy Garcia da nicht ganz mithalten können…
Es fehlt die „emotionale Connection“ zu den Opfern der Taten und Manipulationen – von denen eh im Grunde bloß nur zwei „beispielhaft“ herausgestellt werden – der Humor ist zu zahm (und nicht wirklich witzig), es mangelt an inhaltlicher Tiefe und der Versuch, dem Werk im Form von Schwarzweiß-Interview-Sequenzen so etwas wie eine Art „Doku-Touch“ zu verleihen, scheitert sowieso, da diese Passagen im Prinzip komplett überflüssig anmuten. Zwar wurde „Pain Hustlers“ handwerklich ordentlich umgesetzt und hat mich das zweistündige Gebotene nie zu langweilen begonnen – unbefriedigend war´s aber dennoch…
knappe
Re: Filmtagebuch: StS
Zwei Jahre nach „Infinite Darkness“ gibt´s nun (2023) Nachschub in Sachen „Resident Evil“-Animationskost: „Death Island”. Zeitlich nach „Vendetta“ (2017), aber noch vor „Biohazard” (dem Spiel) angesiedelt, bietet dieser 90-Minüter Fans der Franchise ein Zusammentreffen bekannter Figuren á la Jill Valentine und Leon S. Kennedy sowie Claire und Chris Redfield, welche eine von Mystery, Action und Horror durchzogene Geschichte durchleben, die sie schließlich nach Alcatraz führt, wo es u.a. zu allerlei Fights, Shootouts, Opfer und Mutationen kommt…
Unter der Regie Eiichirô Hasumis entstanden, dessen 2022er „Welzard Handy Novel“-Realfilm-Adaption „Re:member“ ich mochte, wird der Streifen zwar nie langweilig – allerdings wird die ansonsten recht straffe Handlung regelmäßig von ruhigeren, Story-orientierteren Passagen „ausgebremst“, bei denen einem umso deutlicher gewahr wird, wie belanglos sowohl die Plot-Beschaffenheit und dargebotenen Charaktere als auch wie mau die vernehmbaren Dialoge doch sind. Obendrein empfand ich den Baddie (den menschlichen, nicht die finale Riesen-Kreatur) als eher lahm…
Generell bin ich ohnehin kein übermäßig großer Freund von solchen Animations-Werken, wie sie diese Reihe bislang zu bieten hatte. Ja, an sich ist der Film als „technisch gelungen“ zu bezeichnen – doch will das Vermitteln von Emotionen einfach nicht überzeugend genug gelingen; was der zu unfiligranen Mimik der Figuren zuzurechnen ist. Wer daran nichts auszusetzen hat sowie nicht so viel Wert auf das Inhaltliche legt, der kann hier durchaus einen Blick riskieren. Bei dem stimmungsvollen Setting und den Möglichkeiten dieser Präsentationsform hatte ich mir bloß etwas mehr erhofft…
Re: Filmtagebuch: StS
"ARQ" (2016) ist ein kleiner Low-Budget-Science-Fiction-Zeitschleifen-Thriller von Tony Elliott, der sich (in einer zerstörten, von Krieg und Umweltproblemen gebeutelten Zukunft angesiedelt) nahezu komplett im Innern eines Hauses entfaltet. In dem Film muss sich der unabsichtliche (weil eigentlich eine Energiequelle bauen wollende) Erfinder einer "Zeitmaschine" (Robbie Amell) mit einigen Home-Invadern (u.a. Shaun Benson und Gray Powell) herumschlagen – wobei er des Öfteren getötet wird sowie beim jeweils "nächsten Durchgang" sein Vorgehen entsprechend anpassen muss. Ebenfalls mit in dem Ganzen verstrickt: Seine Ex-Freundin Hannah (Rachael Taylor)...
Zwar sind die Charakter-Zeichnungen recht "dünn" geraten und kristallisieren sich etwaige Backstorys erst häppchenweise im Verlauf heraus – doch gehen die Darsteller vollkommen in Ordnung, resultiert u.a. aus Erkenntnissen über die Motive der beteiligen Personen durchaus die eine oder andere nette Offenbarung und sorgen "Bedingungs-Veränderungen" innerhalb der fortschreitenden Time-Loops für Abwechslung. Handwerklich rundum solide in Szene gesetzt, wurde die Spannungs-Erzeugung einem flotten Tempo untergeordnet und schafft es "ARQ" letztendlich sogar, sich nicht beklagenswert unvorteilhaft in Sachen Logik zu verzetteln. Kurzum: Oberflächliche, aber kurzweilig-unterhaltsame Kost...
Zwar sind die Charakter-Zeichnungen recht "dünn" geraten und kristallisieren sich etwaige Backstorys erst häppchenweise im Verlauf heraus – doch gehen die Darsteller vollkommen in Ordnung, resultiert u.a. aus Erkenntnissen über die Motive der beteiligen Personen durchaus die eine oder andere nette Offenbarung und sorgen "Bedingungs-Veränderungen" innerhalb der fortschreitenden Time-Loops für Abwechslung. Handwerklich rundum solide in Szene gesetzt, wurde die Spannungs-Erzeugung einem flotten Tempo untergeordnet und schafft es "ARQ" letztendlich sogar, sich nicht beklagenswert unvorteilhaft in Sachen Logik zu verzetteln. Kurzum: Oberflächliche, aber kurzweilig-unterhaltsame Kost...
Re: Filmtagebuch: StS
In dem finnischen Horror-Streifen „Koputus“ (internationaler Titel: „the Knocking“) aus dem Jahr 2022 geht es um drei inzwischen erwachsene Geschwister (zufrieden stellend verkörpert von Saana Koivisto, Inka Kallén und Pekka Strang), die zu dem inmitten eines Waldes gelegenen Haus ihrer Eltern fahren, um es zu verkaufen. Seit einem tragischen Vorfall in ihrer Kindheit – im Zuge dessen ihr Vater brutal ermordet wurde sowie ihre Mutter spurlos verschwand – war jenes unbewohnt. Vor Ort angekommen, fangen sich kurzerhand gewisse „Merkwürdigkeiten“ zu häufen an…
Bei dem solide in Szene gesetzten Werk Joonas Pajunens und Max Seecks haben wir es mit einem nicht allzu spannenden „Slow Burn“ zu tun: Das nicht sonderlich enge Verhältnis zwischen den Geschwistern wird ebenso aufgearbeitet wie verschiedene traumatische Erlebnisse aus ihrer jeweiligen Vergangenheit, dies und jenes wird unheilschwanger-creepy angedeutet und so einige klassische Genre-Elemente (á la eine sie zu warnen versuchende „externe Person“) werden fürs finale Drittel in Position gebracht – in welchem der vordergründige „Horror-Gehalt“ dann kräftig gesteigert wird…
Atmosphärisch weiß der Film dank seines nordischen Wetters (feucht, kühl, wenig Sonne) und Settings (ein rustikal-unmodernes, abgelegenes Haus im dunklen Wald), seiner erzählten Geschichte und angepassten Bebilderung zu gefallen. Dazu noch etwas Folklore, eine flüchtige Öko-Botschaft, einzelne (seitens der Musikuntermalung stets akzentuierte) Jump-Scares und viel „Typisches“. Im letzten Akt wird´s zudem surrealer – Stichwort: rotes Licht – aber auch plumper. Insgesamt ist „the Knocking“ kaum der Rede wert. Was hinter dem Titel steckt, ist allerdings durchaus nett fies…
Bei dem solide in Szene gesetzten Werk Joonas Pajunens und Max Seecks haben wir es mit einem nicht allzu spannenden „Slow Burn“ zu tun: Das nicht sonderlich enge Verhältnis zwischen den Geschwistern wird ebenso aufgearbeitet wie verschiedene traumatische Erlebnisse aus ihrer jeweiligen Vergangenheit, dies und jenes wird unheilschwanger-creepy angedeutet und so einige klassische Genre-Elemente (á la eine sie zu warnen versuchende „externe Person“) werden fürs finale Drittel in Position gebracht – in welchem der vordergründige „Horror-Gehalt“ dann kräftig gesteigert wird…
Atmosphärisch weiß der Film dank seines nordischen Wetters (feucht, kühl, wenig Sonne) und Settings (ein rustikal-unmodernes, abgelegenes Haus im dunklen Wald), seiner erzählten Geschichte und angepassten Bebilderung zu gefallen. Dazu noch etwas Folklore, eine flüchtige Öko-Botschaft, einzelne (seitens der Musikuntermalung stets akzentuierte) Jump-Scares und viel „Typisches“. Im letzten Akt wird´s zudem surrealer – Stichwort: rotes Licht – aber auch plumper. Insgesamt ist „the Knocking“ kaum der Rede wert. Was hinter dem Titel steckt, ist allerdings durchaus nett fies…
Re: Filmtagebuch: StS
„Heojil kyolshim“ (deutscher Titel: „Frau im Nebel“, internationaler Titel: „Decision to Leave“) ist ein südkoreanisches Krimi-Lovestory-Melodram von Regisseur Park Chan-wook aus dem Jahr 2022. Vielerorts wird der Film als Mystery-Thriller vermarktet – ohne aber ernsthaft spannend oder unvorhersehbar zu sein. Handwerklich gibt es indes nichts zu beanstanden: Die komplette Inszenierung ist sehr hochwertig – voller Details, die schön zu registrieren sind, wenn man drauf achtet – und auch die beiden Hauptdarsteller Jang Hae-joon und Song Seo-rae überzeugen rundum…
Neben dem „Style“ (selbst eins der Poster-/Covermotive ist erwähnenswert schön) passt hier zudem auch der Anteil an „Substance“, denn die mit verschiedenen Subplots aufwartende Geschichte entfaltet sich inspiriert ausgearbeitet und legt dabei viel Wert auf seine Protagonisten (samt Themen/Elemente wie Manipulation, Sehnsucht, Bedauern, Liebe, Entfremdung und Obsession). Der Neo-Noir-Part hat einzelne Brutalitäten und einige morbide Images zu bieten – wie z.B. Ameisen auf den glasigen Augen eines Toten – wogegen anderes aber auch „verspielt“ anmutend daherkommt…
Okay… warum also „unterm Strich“ nur die mittelprächtige Wertung? Manches habe ich mir einfach spannender und atmosphärischer gewünscht – etwa in der Art von „Stoker“ – worüber hinaus es auch im Vorliegenden mal wieder unrealistisch-albernen „Asia Humor“ (speziell bei einem Polizisten) zu verzeichnen gibt (zwar nicht viel – aber trotzdem). Obendrein beträgt die Laufzeit knapp 140 Minuten. 110 hätten es ebenfalls getan – weshalb bei mir punktuell die Empfindung „gediegene Langeweile“ heraufbeschworen wurde. Das Ende am Strand gefiel mir wiederum herausragend prima…
gute
Neben dem „Style“ (selbst eins der Poster-/Covermotive ist erwähnenswert schön) passt hier zudem auch der Anteil an „Substance“, denn die mit verschiedenen Subplots aufwartende Geschichte entfaltet sich inspiriert ausgearbeitet und legt dabei viel Wert auf seine Protagonisten (samt Themen/Elemente wie Manipulation, Sehnsucht, Bedauern, Liebe, Entfremdung und Obsession). Der Neo-Noir-Part hat einzelne Brutalitäten und einige morbide Images zu bieten – wie z.B. Ameisen auf den glasigen Augen eines Toten – wogegen anderes aber auch „verspielt“ anmutend daherkommt…
Okay… warum also „unterm Strich“ nur die mittelprächtige Wertung? Manches habe ich mir einfach spannender und atmosphärischer gewünscht – etwa in der Art von „Stoker“ – worüber hinaus es auch im Vorliegenden mal wieder unrealistisch-albernen „Asia Humor“ (speziell bei einem Polizisten) zu verzeichnen gibt (zwar nicht viel – aber trotzdem). Obendrein beträgt die Laufzeit knapp 140 Minuten. 110 hätten es ebenfalls getan – weshalb bei mir punktuell die Empfindung „gediegene Langeweile“ heraufbeschworen wurde. Das Ende am Strand gefiel mir wiederum herausragend prima…
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Re: Filmtagebuch: StS
Der riss mich in seiner Form total mit, wenn auch die Emotionalität etwas schwach war. Neun Punkte gab ich trotzdem.
Die Komik fand ich nicht störend, wobei meine Sehgewohnheiten sich seit dem vermehrten Konsum von Filmen aus Asien sich diesbezüglich verändert haben.
Die Komik fand ich nicht störend, wobei meine Sehgewohnheiten sich seit dem vermehrten Konsum von Filmen aus Asien sich diesbezüglich verändert haben.
Re: Filmtagebuch: StS
Damit werd ich wohl nie warm werden
Re: Filmtagebuch: StS
Ich kann die Kurzkritik von Stefan von vorne bis hinten unterschreiben. 6 Punkte meinerseits, weil ich resistenter bin, was die speziellen Eigenarten asiatischer Filme angeht, ansonsten aber genau mein Empfinden. Hatte mir nach den vielen starken früheren Werken des Regisseurs und dem vielversprechenden Trailer mehr versprochen, und der Film endete letztlich gerade dann, als es doch irgendwie noch interessant wurde.
Re: Filmtagebuch: StS
„Girls against Boys“ ist ein eigenwilliger Rape&Revenge-Streifen aus dem Jahr 2012: Weder ein schäbiger Exploitaition-Flick noch ein z.B. auf gesellschaftskritischer oder psychologischer Ebene tieferschürfendes Werk, sondern eine „holprige“ Kombination diverser Ansätze, Elemente, Ideen und Richtungen – á la Drama, Thriller, Satire, Horror, Überwindung von Schicksalsschlägen, Empowerment, Selbstfindung, Männer sind Schweine, Manipulation, Spaß an Heimzahlung sowie das Zuweittreiben letzterer Handlungen…
In den Hauptrollen überzeugen Danielle Panabaker und Nicole LaLiberte – während sich Regisseur und Drehbuchautor Austin Chick an sich zwar nicht in Sachen Brutalitäten zurückgehalten hat, eben jene aber nicht allzu explizit zeigt: Die Kombination aus kurzen fiesen Aufnahmen, den entsprechenden Reaktionen der Beteiligten sowie der Vorstellungskraft des Zuschauers funktioniert recht ordentlich. Zudem sind durchweg immer mal wieder kleine Details zu registrieren – wie die Lyrics im Hintergrund eingespielter Songs, die im deutlichen Kontrast zu den Geschehnissen stehen…
„Girls against Boys“ hat ein paar echt feine Momente – aber auch einige, die einen auf die eine oder andere Weise frustrieren. Meist einseitig (aus der weiblichen Perspektive) sowie nicht immer glaubwürdig (etwa im Hinblick auf scheinbar nicht existierende Ermittlungen der Cops) geartet, ist dieser „Indie“ nicht aufs Erzeugen von Spannung oder Vermitteln einer Botschaft aus, sondern konzentriert sich auf die Verbindung/Beziehung der beiden (stets selbstsicher-sexy gekleideten) Mädels – also auf ihre Ansichten, Taten und Verhaltensweisen (untereinander sowie gegenüber Männern)…
knappe
In den Hauptrollen überzeugen Danielle Panabaker und Nicole LaLiberte – während sich Regisseur und Drehbuchautor Austin Chick an sich zwar nicht in Sachen Brutalitäten zurückgehalten hat, eben jene aber nicht allzu explizit zeigt: Die Kombination aus kurzen fiesen Aufnahmen, den entsprechenden Reaktionen der Beteiligten sowie der Vorstellungskraft des Zuschauers funktioniert recht ordentlich. Zudem sind durchweg immer mal wieder kleine Details zu registrieren – wie die Lyrics im Hintergrund eingespielter Songs, die im deutlichen Kontrast zu den Geschehnissen stehen…
„Girls against Boys“ hat ein paar echt feine Momente – aber auch einige, die einen auf die eine oder andere Weise frustrieren. Meist einseitig (aus der weiblichen Perspektive) sowie nicht immer glaubwürdig (etwa im Hinblick auf scheinbar nicht existierende Ermittlungen der Cops) geartet, ist dieser „Indie“ nicht aufs Erzeugen von Spannung oder Vermitteln einer Botschaft aus, sondern konzentriert sich auf die Verbindung/Beziehung der beiden (stets selbstsicher-sexy gekleideten) Mädels – also auf ihre Ansichten, Taten und Verhaltensweisen (untereinander sowie gegenüber Männern)…
knappe
Re: Filmtagebuch: StS
Inhaltlich unkomplex-gradlinig, aber jede Station des Weges sich von der vorherigen unterscheidend, mit ansprechend zu registrierenden Details und Einsprengsel von ironischem Humor daherkommend, überzeugend gespielt, stimmungsvoll und präzise in Szene gesetzt sowie seitens des Schnitts, Sound-Designs und der Musik-Untermalung Trent Reznors und Atticus Ross' her durchweg stark, hat man es bei „the Killer“ (2023) zwar mit keinem Meisterwerk oder neuen Genre-Klassiker zu tun – wohl aber sowohl mit der besten Comic-Realfilm-Adaption als auch mit der besten „Netflix“-Veröffentlichung des Jahres 2023, mit einem erfreulichen „qualitativen Comeback“ für Michael Fassbender sowie mit einem weiteren hochklassigen Werk in der renommierten Filmographie David Finchers…
Re: Filmtagebuch: StS
In dem taiwanesischen, bei „Netflix“ zu findenden Thriller „Cha wu ci xin“ (internationaler Titel: „the Abandoned“, 2022) geht es um einen Serienkiller, der in einer Großstadt jenes Inselstaats illegale Gastarbeiterinnen tötet. Für den Fall zuständig sind die seit dem Selbstmord ihres Verlobten depressive Polizistin Wu Chieh (Janine Chun-Ning Chang) und ihre junge, frisch von der Polizei-Akademie kommende Kollegin Cai Wei-shan (Chloe Xiang). Der Mörder tötet seine Opfer via Kohlenmonoxid-Vergiftung, entnimmt ihnen das Blut, schneidet ihnen einen Finger ab sowie das Herz heraus und legt ihre Leichen dann jeweils bei den Betrieben ab, in denen sie bis zu ihrer Verschleppung illegal gearbeitet hatten…
An sich ist der Film jetzt nicht unbedingt originell – hebt sich also weder inhaltlich noch von der Inszenierung her (Locations, Farbpalette, Düsternis etc.) von ähnlich-typischen „Cop-Procedurals“ ab – allerdings gibt es handwerklich nichts weiter an dem Gebotenen auszusetzen, gefielen mir die lokalen Eigenheiten der Story (primär hinsichtlich der Situation der Gastarbeiterinnen in Taiwan), gehen die Charakter-Zeichnungen in Ordnung und machen die Darsteller ihre Sache glaubwürdig. Auf den Mörder bin ich zwar irgendwann von selbst gekommen – was mich aber nicht weiter gestört hat – und obgleich man einzelnes durchaus hätte „vertiefen“ und/oder anderes minimal hätte „straffen“ können, wurde es nie langweilig oder ununterhaltsam…
Kurzum: Brauchbar-solide Genre-Kost.
An sich ist der Film jetzt nicht unbedingt originell – hebt sich also weder inhaltlich noch von der Inszenierung her (Locations, Farbpalette, Düsternis etc.) von ähnlich-typischen „Cop-Procedurals“ ab – allerdings gibt es handwerklich nichts weiter an dem Gebotenen auszusetzen, gefielen mir die lokalen Eigenheiten der Story (primär hinsichtlich der Situation der Gastarbeiterinnen in Taiwan), gehen die Charakter-Zeichnungen in Ordnung und machen die Darsteller ihre Sache glaubwürdig. Auf den Mörder bin ich zwar irgendwann von selbst gekommen – was mich aber nicht weiter gestört hat – und obgleich man einzelnes durchaus hätte „vertiefen“ und/oder anderes minimal hätte „straffen“ können, wurde es nie langweilig oder ununterhaltsam…
Kurzum: Brauchbar-solide Genre-Kost.
Re: Filmtagebuch: StS
Von Tommy Wirkola mitproduziert, ist „Leave“ (2022) ein norwegischer, aber Englisch-sprachiger dramatischer Mystery-Horror-Thriller von Regisseur Alex Herron („Dark Windows“). Als Baby auf einem Friedhof in den USA ausgesetzt – eingewickelt in eine Decke mit diversen okkulten Zeichen drauf sowie mit einem Wolfskreuz-Anhänger an einer Kette um den Hals – ist Hunter (Alicia von Rittberg) im Kreise einer guten Adoptiv-Familie inzwischen zu einem jungen Twen herangewachsen, der herauszufinden versucht, wer ihre leiblichen Eltern waren und warum jene das mit ihr gemacht hatten…
Eine norwegische Death-Metal-Band war damals gerade auf Tour in der Stadt – und mit dieser Info als Ausgangspunkt sammelt sie weitere Anhaltspunkte zusammen und reist schließlich nach Bergen, um die sich dort momentan aufhaltenden Musiker aufzusuchen und zu befragen. Tatsächlich kann ihr die Sängerin Cecilia (Ellen Dorrit Petersen) auch weiterhelfen – obgleich sie weder ihre Mutter ist noch ihre Auskunft Grund zur Freude bietet: Infolge eines Streits zwischen ihrer Mutter und ihrem Vater (welche Cecilia beide kannte) hatte erstere damals behauptet, ihr Kind getötet zu haben – worauf er sie wiederum brutal ermordet hatte…
Seitdem ist Kristian (Morten Holst) in einer psychiatrischen Anstalt untergebracht – und nach einem Besuch bei ihm (ohne ihm zu verraten, wer sie ist), reist Hunter weiter zu der wohlhabenden Familie ihrer Mutter. Dort (auf dem Lande) wird sie herzlich aufgenommen – wobei aber rasch deutlich wird, dass das „Death-Metal-Interesse“ ihrer Mutter bei der recht streng religiösen Verwandtschaft nicht allzu gut angekommen war. Je weiter Hunter nachforscht, desto intensiver werden obendrein plötzlich die düsteren Alpträume bzw. schrecklichen Visionen, welche sie seit ihrer Ankunft im Lande heimsuchen…
Bei „Leave“ hat Autor Thomas Moldestad (u.a. „Cold Prey“ und „Konferensen“) einfach „ein paar Ideen zu viel“ in sein Drehbuch mit eingebunden – was schade ist, denn die Geschichte rund um Hunter und ihrem Streben nach Antworten hätte sich eigentlich ganz ordentlich als gediegener dramatischer Mystery-Thriller geeignet, den man prima im ZDF-Abendprogramm hätte platzieren können: Familien-Geheimnisse, ein abgelegenes Anwesen im feucht-kühl-dunklen Nordeuropa, eine zwar unspektakuläre, an sich aber nicht uninteressante Story sowie eine sympathische Haupt-Protagonistin inklusive…
Als Lead macht Alicia von Rittberg („Jugend ohne Gott“) ihre Sache richtig prima, ihre Co-Stars überzeugen ebenfalls, es gibt stimmungsvolle Bilder zu sehen und handwerklich ruft der Film im Ganzen keine ernsthafte Notwendigkeit zur Klage hervor. Leider jedoch sind die Horror-Elemente absolut „08/15“ geraten sowie im Grunde vollkommen unnötig – und zwar dermaßen, dass man sie gar leicht komplett hätte entfernen können. Zudem entfaltet sich manches etwas umständlich konstruiert, gibt es ein paar Plot-Löcher und „Standard-Situationen“ zu verzeichnen und wäre mehr Spannung wünschenswert gewesen…
Eine norwegische Death-Metal-Band war damals gerade auf Tour in der Stadt – und mit dieser Info als Ausgangspunkt sammelt sie weitere Anhaltspunkte zusammen und reist schließlich nach Bergen, um die sich dort momentan aufhaltenden Musiker aufzusuchen und zu befragen. Tatsächlich kann ihr die Sängerin Cecilia (Ellen Dorrit Petersen) auch weiterhelfen – obgleich sie weder ihre Mutter ist noch ihre Auskunft Grund zur Freude bietet: Infolge eines Streits zwischen ihrer Mutter und ihrem Vater (welche Cecilia beide kannte) hatte erstere damals behauptet, ihr Kind getötet zu haben – worauf er sie wiederum brutal ermordet hatte…
Seitdem ist Kristian (Morten Holst) in einer psychiatrischen Anstalt untergebracht – und nach einem Besuch bei ihm (ohne ihm zu verraten, wer sie ist), reist Hunter weiter zu der wohlhabenden Familie ihrer Mutter. Dort (auf dem Lande) wird sie herzlich aufgenommen – wobei aber rasch deutlich wird, dass das „Death-Metal-Interesse“ ihrer Mutter bei der recht streng religiösen Verwandtschaft nicht allzu gut angekommen war. Je weiter Hunter nachforscht, desto intensiver werden obendrein plötzlich die düsteren Alpträume bzw. schrecklichen Visionen, welche sie seit ihrer Ankunft im Lande heimsuchen…
Bei „Leave“ hat Autor Thomas Moldestad (u.a. „Cold Prey“ und „Konferensen“) einfach „ein paar Ideen zu viel“ in sein Drehbuch mit eingebunden – was schade ist, denn die Geschichte rund um Hunter und ihrem Streben nach Antworten hätte sich eigentlich ganz ordentlich als gediegener dramatischer Mystery-Thriller geeignet, den man prima im ZDF-Abendprogramm hätte platzieren können: Familien-Geheimnisse, ein abgelegenes Anwesen im feucht-kühl-dunklen Nordeuropa, eine zwar unspektakuläre, an sich aber nicht uninteressante Story sowie eine sympathische Haupt-Protagonistin inklusive…
Als Lead macht Alicia von Rittberg („Jugend ohne Gott“) ihre Sache richtig prima, ihre Co-Stars überzeugen ebenfalls, es gibt stimmungsvolle Bilder zu sehen und handwerklich ruft der Film im Ganzen keine ernsthafte Notwendigkeit zur Klage hervor. Leider jedoch sind die Horror-Elemente absolut „08/15“ geraten sowie im Grunde vollkommen unnötig – und zwar dermaßen, dass man sie gar leicht komplett hätte entfernen können. Zudem entfaltet sich manches etwas umständlich konstruiert, gibt es ein paar Plot-Löcher und „Standard-Situationen“ zu verzeichnen und wäre mehr Spannung wünschenswert gewesen…
Re: Filmtagebuch: StS
„Saltburn“ (2023) ist eine sehenswerte satirisch-abgründige Psychothriller-Dramödie von Emerald Fennell („Promising Young Woman“), die aber leider nicht tief genug unter die Oberfläche der erzählten Geschichte vordringt, in der es u.a. um Obsession sowie bestimmte Unterschiede zwischen den Klassen/Schichten der britischen Gesellschaft geht. Einiges davon ist clever – wie z.B. der Umgang mit gewissen Klischees – anderes wiederum auf amüsante oder provokante Weise reizvoll (ich sage nur: Menstruationsblut-Oralsex, der einen unweigerlich an Vampirismus denken lässt)…
Dazu noch eine tolle Ausstattung, feine Kamera-Arbeit, nette Song-Auswahl (auch wenn ich „Murder on the Dancefloor“ nicht ausstehen kann) und eine überzeugende Besetzung (Barry Keoghan, Rosamund Pike, Richard E. Grant, Jacob Elordi, Alison Oliver, Carey Mulligan etc.). Die Regie-Leistung passt ebenfalls. Doch wirklich etwas (bspw. auf die Charaktere bezogen) „Auslotendes“ zu bieten oder sonstwie Neues zu sagen hat einem diese Kombination u.a. aus „the Talented Mr. Ripley“, „Call my by your Name“, „Cruel Intentions“ und diversen anderen englischen „Society-Streifen“ leider nicht…
An der knapp über zweistündigen Laufzeit hatte ich per se nichts auszusetzen – schließlich vermochte mich das Gebotene durchweg ordentlich zu unterhalten – allerdings wäre es von Vorteil gewesen, wenn der Film ganz konkret auf seine finalen Minuten verzichtet hätte: Statt Ambiguität und Interpretationsraum entschied sich Fennell nämlich aus irgendwelchen Gründen dafür, eine Montage-Sequenz einzubauen. Wäre „Saltburn“ Mainstream-orientierter gewesen, wäre das ja noch irgendwie nachzuvollziehen gewesen – so aber wirken die dargereichten Infos/Verbildlichungen überflüssig…
gute
Dazu noch eine tolle Ausstattung, feine Kamera-Arbeit, nette Song-Auswahl (auch wenn ich „Murder on the Dancefloor“ nicht ausstehen kann) und eine überzeugende Besetzung (Barry Keoghan, Rosamund Pike, Richard E. Grant, Jacob Elordi, Alison Oliver, Carey Mulligan etc.). Die Regie-Leistung passt ebenfalls. Doch wirklich etwas (bspw. auf die Charaktere bezogen) „Auslotendes“ zu bieten oder sonstwie Neues zu sagen hat einem diese Kombination u.a. aus „the Talented Mr. Ripley“, „Call my by your Name“, „Cruel Intentions“ und diversen anderen englischen „Society-Streifen“ leider nicht…
An der knapp über zweistündigen Laufzeit hatte ich per se nichts auszusetzen – schließlich vermochte mich das Gebotene durchweg ordentlich zu unterhalten – allerdings wäre es von Vorteil gewesen, wenn der Film ganz konkret auf seine finalen Minuten verzichtet hätte: Statt Ambiguität und Interpretationsraum entschied sich Fennell nämlich aus irgendwelchen Gründen dafür, eine Montage-Sequenz einzubauen. Wäre „Saltburn“ Mainstream-orientierter gewesen, wäre das ja noch irgendwie nachzuvollziehen gewesen – so aber wirken die dargereichten Infos/Verbildlichungen überflüssig…
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- LivingDead
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- Wohnort: Oldenburg
Re: Filmtagebuch: StS
Den habe ich auch die Tage gesehen und komme aufs gleiche Ergebnis. Da hatte ich die gesamte Laufzeit das Gefühl, weder Fisch noch Fleisch vorgesetzt zu bekommen. Unterm Strich eine amüsante Angelegenheit, die aber hinter selbst gesteckten Zielen zurück bleibt.
Mit freundlichem Gruß
LivingDead
LivingDead
Re: Filmtagebuch: StS
Ich würde sehr viel von Stefans Worten zu "Saltburn" unterstreichen, komme aber nicht auf die gleiche Note. Dazu war er mir nicht bissig genug, vor allem angesichts des Vorgängerfilmes. Dennoch hat der Film seine unbestreitbaren Pluspunkte. Dabei vor allem die grandiose Optik, deren geometrische Perfektion durch das 4:3-Format erstaunlich stark unterstützt wurde, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass der Film sein strenges Format mit dem Ankommen Olivers in der "High Society" immer mehr öffnet. Dann hätte das Stilmittel irgendwie noch mehr Sinn gemacht. Dazu ein paar Szenen, die man eigentlich nie sehen wollte. Der Geschlechtsverkehr mit dem Grab gehörte dazu, die Badewannenauslutschszene erst recht. Da fand ich die Menstruationsbluteinlage, in der er im Übrigen ja selbst erwähnt, sich wie ein Vampir vorzukommen, fast schon drollig. Und am Ende dachte ich, die hätten bei mir zu Hause gefilmt, wie ich durch meine Bude tanze, bis mir der kleine Schniedel vom ansonsten großartigen Hauptdarsteller auffiel. Naja, nicht jeder kann alles haben. Am meisten haderte ich aber wie du mit der Auflösungsmontage. Die ist ein gigantischer Schwachpunkt des Filmes, nimmt ihm seine Vagheit, seine Ambivalenz. Ich war mit der Unsicherheit in Bezug auf das Tun Olivers echt absolut fein. Trotzdem komme ich auf immerhin gute:
In diesem Sinne:
freeman
In diesem Sinne:
freeman
Re: Filmtagebuch: StS
Der Titel „Strange Dreams“ klingt schon irgendwie so, als wäre er ein „deutscher“ – und tatsächlich heißt der (übrigens von Vincenzo Natali mitproduzierte) kanadische Low-Budget-Indie aus dem Jahr 2020, um den es hier geht, im Original „Come True“. Durch und durch „ein Anthony Scott Burns Film“ – da eben jener Regie führte, das Drehbuch verfasste, Teile der Musik-Untermalung komponierte, mit an den visuellen Effekten und dem Sounddesign arbeitete sowie auch als Editor und Kameramann tätig war, wird die Geschichte von Sarah (Julia Sarah Stone) erzählt, welche an einer Schlafstudie teilnimmt, im Rahmen derer sie schon bald an bedrückenden Albträumen zu leiden beginnt, die anwachsend auch Auswirkungen auf ihren „Wachzustand“ zu haben beginnen…
„Come True“ ist ein Horror-Streifen ohne Action oder reißerische Jump Scares – sondern stattdessen einer, der eine mitunter geradezu „hypnotische“, nicht selten unbehagliche Atmosphäre via düstere Images (nicht nur in Sarah´s Traumwelten) sowie eines klangvoll-feinen Scores erzeugt. Von der retro-futuristischen Technik bis hin zu diversen inspiriert arrangierten Bildkompositionen stylisch, sich ruhigen Tempos entfaltend, von Julia Sarah Stone überzeugend gespielt sowie inhaltlich bewusst „vage belassen“ daherkommend, markiert die vermittelte Stimmung die größte Stärke des Films. Inhaltlich ist er dagegen nicht ganz so stark – und an dem gebotenen Ende werden sich definitiv die Geister scheiden – doch ist er für Freunde von Werken dieser Art auf jeden Fall einen Blick wert…
„Come True“ ist ein Horror-Streifen ohne Action oder reißerische Jump Scares – sondern stattdessen einer, der eine mitunter geradezu „hypnotische“, nicht selten unbehagliche Atmosphäre via düstere Images (nicht nur in Sarah´s Traumwelten) sowie eines klangvoll-feinen Scores erzeugt. Von der retro-futuristischen Technik bis hin zu diversen inspiriert arrangierten Bildkompositionen stylisch, sich ruhigen Tempos entfaltend, von Julia Sarah Stone überzeugend gespielt sowie inhaltlich bewusst „vage belassen“ daherkommend, markiert die vermittelte Stimmung die größte Stärke des Films. Inhaltlich ist er dagegen nicht ganz so stark – und an dem gebotenen Ende werden sich definitiv die Geister scheiden – doch ist er für Freunde von Werken dieser Art auf jeden Fall einen Blick wert…
Re: Filmtagebuch: StS
1665 in England angesiedelt, wo gerade eine Pest-Epidemie wütet, sowie obendrein inmitten der Zeit der Hexen-Verfolgung, welcher in Europa und Nordamerika damals rund 500.000 Frauen zum Opfer fielen (wie einem eine Texttafel mitteilt), handelt es sich bei „the Reckoning“ von Neil Marshall um ein Horror-Drama aus dem Jahr 2020, das im Ganzen leider nicht sonderlich gut geraten ist…
Das liegt zum einen an Hauptdarstellerin (sowie Co-Autorin und Marshall´s Lebensgefährtin) Charlotte Kirk, welche zwar durchaus attraktiv, mimisch jedoch ausdrucksschwach ist sowie zudem stets zu schick gestylt und geschminkt wurde, um glaubwürdig zu wirken – zum anderen daran, dass der Film einfach „zu sauber und glatt“ ausschaut, um das „Dreckig-düstere“ jener Ära (und Machenschaften) vernünftig zu vermitteln. Klassische Streifen der „Hammer-Studios“ sowie solche wie Verhoeven´s „Flesh and Blood“ oder Stuart Gordon´s „the Pit and the Pendulum“ haben das ungleich besser hinbekommen…
Als Hexen-Jäger weiß Sean Pertwee zu gefallen – während alle übrigen (unter ihnen Joe Anderson und Steven Waddington) hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben. Spannung kommt indes keine auf – wogegen in der finalen Viertelstunde aber zumindest das Tempo anzieht. Einzelne nette Effekte sowie Bilder und Momente ließen „the Reckoning“ bei mir bisweilen leicht in die „Guilty Pleasure“-Richtung tendieren – doch letztendlich zu empfehlen ist auch dieses Werk Marshalls (leider) mal wieder nicht…
knappe
Das liegt zum einen an Hauptdarstellerin (sowie Co-Autorin und Marshall´s Lebensgefährtin) Charlotte Kirk, welche zwar durchaus attraktiv, mimisch jedoch ausdrucksschwach ist sowie zudem stets zu schick gestylt und geschminkt wurde, um glaubwürdig zu wirken – zum anderen daran, dass der Film einfach „zu sauber und glatt“ ausschaut, um das „Dreckig-düstere“ jener Ära (und Machenschaften) vernünftig zu vermitteln. Klassische Streifen der „Hammer-Studios“ sowie solche wie Verhoeven´s „Flesh and Blood“ oder Stuart Gordon´s „the Pit and the Pendulum“ haben das ungleich besser hinbekommen…
Als Hexen-Jäger weiß Sean Pertwee zu gefallen – während alle übrigen (unter ihnen Joe Anderson und Steven Waddington) hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben. Spannung kommt indes keine auf – wogegen in der finalen Viertelstunde aber zumindest das Tempo anzieht. Einzelne nette Effekte sowie Bilder und Momente ließen „the Reckoning“ bei mir bisweilen leicht in die „Guilty Pleasure“-Richtung tendieren – doch letztendlich zu empfehlen ist auch dieses Werk Marshalls (leider) mal wieder nicht…
knappe
Re: Filmtagebuch: StS
„Anderson Falls“ (aka „Darkness Falls“) ist ein in Los Angeles angesiedelter französisch-belgisch-amerikanischer Cop/Serienkiller-Thriller des Franzosen Julien Seri (u.a. „Yamakasi“, „Scorpion“ und „Night Fare“) aus dem Jahr 2020. In dem Streifen tötet das misogyne Duo Mark (Gary Cole) und sein Sohn Adam (Richard Harmon) seit einiger Zeit schon erfolgreiche, selbstsichere Frauen – wobei sie die Morde wie Suizide aussehen lassen. Eines ihrer Opfer ist die Künstlerin Elizabeth (Vahina Giocante) – deren Ehemann Jeff (Shawn Ashmore) ein Cop ist und einfach nicht glauben kann, dass sie ihm und ihrem Sohn Frankie (Judah Mackey) das jemals angetan hätte. Also bleibt er verbissen an der Sache dran, recherchiert hartnäckig – und kommt der Wahrheit schließlich auf die Spur…
Handwerklich, optisch und darstellerisch (ebenfalls noch mit von der Parte: Lin Shaye und Daniella Alonso) geht der Film in Ordnung – welcher sich über seine Lauflänge von knapp 80 Minuten hinweg zudem mit einem angenehmen Tempo entfaltet. Das Hauptproblem an dem Werk markiert jedoch das Drehbuch von Giles Daoust („Painkillers“): Sich von einem Klischee zum nächsten hangelnd – von dem wütenden, fixierten, selbstzerstörerischen Verhalten Jeffs (er schläft in seinem Wagen, lässt sich ein Bart wachsen etc.) über Erinnerungen an glückliche Zeiten mit Elizabeth bis hin zu seinem „sich in den Kopf des Killers hineinversetzen“-Vorgehen (an die Wände gehängte Zeitungsausschnitte und Notizen inklusive) – ist hier kaum etwas sonderlich originell geraten…
Dennoch haben mich die ersten zwei Drittel solide bei Laune gehalten – nur den Subplot rund um Jeff und seinen Sohn, für den er keine Zeit hat (z.B. um mit ihm nach Disneyland zu fahren) und er ihn daher bei seiner Oma einquartiert, fand ich einen Zacken „zu ausgelutscht“. Dann kreuzen sich jedoch die Wege von ihm und dem Mörder-Duo – worauf der Streifen irgendwie entgleist, statt durchzustarten: Das Motiv wird in Form eines „Exposition Dumps“ ausführlich dargelegt, die Unglaubwürdigkeiten nehmen noch weiter zu (Stichwort: Ausbruch aus dem Polizei-Revier), Frankie gerät in Gefahr und Jeff´s Fokus auf dessen Sicherheit führt zu dem Tod einer Kollegin sowie einem Selbstjustiz-Alleingang, der ihm mindestens den Job, wenn nicht gar seine Freiheit kosten sollte. Ärgerlich und Schade.
gute
Handwerklich, optisch und darstellerisch (ebenfalls noch mit von der Parte: Lin Shaye und Daniella Alonso) geht der Film in Ordnung – welcher sich über seine Lauflänge von knapp 80 Minuten hinweg zudem mit einem angenehmen Tempo entfaltet. Das Hauptproblem an dem Werk markiert jedoch das Drehbuch von Giles Daoust („Painkillers“): Sich von einem Klischee zum nächsten hangelnd – von dem wütenden, fixierten, selbstzerstörerischen Verhalten Jeffs (er schläft in seinem Wagen, lässt sich ein Bart wachsen etc.) über Erinnerungen an glückliche Zeiten mit Elizabeth bis hin zu seinem „sich in den Kopf des Killers hineinversetzen“-Vorgehen (an die Wände gehängte Zeitungsausschnitte und Notizen inklusive) – ist hier kaum etwas sonderlich originell geraten…
Dennoch haben mich die ersten zwei Drittel solide bei Laune gehalten – nur den Subplot rund um Jeff und seinen Sohn, für den er keine Zeit hat (z.B. um mit ihm nach Disneyland zu fahren) und er ihn daher bei seiner Oma einquartiert, fand ich einen Zacken „zu ausgelutscht“. Dann kreuzen sich jedoch die Wege von ihm und dem Mörder-Duo – worauf der Streifen irgendwie entgleist, statt durchzustarten: Das Motiv wird in Form eines „Exposition Dumps“ ausführlich dargelegt, die Unglaubwürdigkeiten nehmen noch weiter zu (Stichwort: Ausbruch aus dem Polizei-Revier), Frankie gerät in Gefahr und Jeff´s Fokus auf dessen Sicherheit führt zu dem Tod einer Kollegin sowie einem Selbstjustiz-Alleingang, der ihm mindestens den Job, wenn nicht gar seine Freiheit kosten sollte. Ärgerlich und Schade.
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