Hypnotic

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Hypnotic

Beitrag von freeman » 27.11.2023, 20:47

Hypnotic

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Originaltitel: Hypnotic
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2023
Regie: Robert Rodriguez
Darsteller: Ben Affleck, Alice Braga, JD Pardo, Dayo Okeniyi, Jeff Fahey, Jackie Earle Haley, William Fichtner, Zane Holtz, Ruben Javier Caballaro, Kelly Frye u.a.

Robert Rodriguez schickt in seinem Film Polizist Ben Affleck auf die Suche nach dessen verschwundener Tochter. Schlüssel zur Lösung des Falles könnten die Hypnotics sein: Menschen, die andere Menschen via Gedankenkontrolle lenken und deren Realität verbiegen können.
:liquid4:

Zur Kritik von "Hypnotic"

In diesem Sinne:
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Re: Hypnotic

Beitrag von SFI » 28.11.2023, 05:18

Hypnotic wirkt wie der Versuch einen Nolan Film zu inszenieren, in den sich Ben Affleck verirrte, weil Nicolas Cage beschäftigt war. Wahrscheinlich dachte auch Affleck beim Lesen des Drehbuchs an einen Nolan Film und hatte dann am Set keine Lust mehr, als er merkte, wo er da hineingeraten war. :lol: Der Schreibstil ist glanzlos und die Schauspielerei fade, immerhin zitiert sich Rodriguez in einer Szene selbst und erinnert damit an bessere Filme. Der Twist kommt allerdings gut, das viele oberflächliche Erklärbär-Geschwätz, um auf kreative Hose zu machen, indes weniger. Wo die 70 Mio. $ Budget hingeflossen sind, keine Ahnung, denn die Action ist rar gesät und kaum nennenswert.

:liquid4:
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Re: Hypnotic

Beitrag von Vince » 18.01.2024, 18:22

So kanariengelb wie die Luft gefärbt ist, kann sie ja gar nicht echt sein. Ein Film wie ein Konstrukt, das aus Schichten von Scheinrealitäten besteht. Horizontal übereinandergestapelt wie halbtransparente Folien, bedruckt mit Fakten, die jedes Mal als unwahr entlarvt werden, wenn man eine weitere Lage abzieht. Als würde man sich mit 64 Scheiben amerikanischem Käse an den Küchentisch setzen, eine Scheibe nach der anderen futtern und dabei einen Berg leerer Folien anhäufen. Währenddessen arbeiten die Thriller-Mechanismen darauf hin, gegen Zeitdruck zu einer Wahrheit durchzustoßen, die, einmal bei der untersten Lage angekommen, viel zu dünn geraten ist, um überhaupt noch eine Bedeutung zu haben. Kein Wunder, dass sich Robert Rodriguez gerade in diesem Moment per Abspann elegant aus der Affäre zieht, just zu dem Zeitpunkt, an dem er eigentlich hätte liefern müssen.

Denn in seiner Konzeption, in seinem gesamten Aufbau versteht sich "Hypnotic" als anspruchsvolles XXL-Erwachsenenpuzzle, das mit seinen 64 Teilen gerne in der Nolan-Liga mitspielen würde. Deswegen auch William Fichtner in der Rolle des Architekten, der, würde er aus der Matrix stammen, sicher vom Hugo-Weaving-Virus befallen wäre. Gemeinsam mit einigen namhaften Gesichtern im Support Cast (Alice Braga, Jackie Earle Haley, Jeff Fahey...) und dem kernigen Affleck in der Hauptrolle ergibt sich da schon ein fesches Hypnoseduell mit reichlich Starpower, das immerhin nicht ganz so albern geraten ist wie in den Fortsetzungen zu Cronenbergs "Scanners", allerdings in kurzen Momenten dann doch deren Swing in den Knochen hat.

Gerahmt ist all das in artifizielle Hintergründe, die mit teuren, leblosen Kulissen dekoriert sind, welche sich schließlich so weit entblättern, dass man glauben könnte, ein Hinter-den-Kulissen-Video zu den Dreharbeiten von "Hypnotic" zu sehen anstatt "Hypnotic" selbst. Eine verkappte Hollywood-Parabel ist das also womöglich auch noch, die mit jedem ihrer kleinen Twists einen Hauch intelligenter werden möchte, letztlich aber kaum mehr als eine flotte Tour durch die Filmgeschichte zu bieten hat: Von "Terminator" zu "Inception", von "Botschafter der Angst" bis "Echoes". Nur Robert Rodriguez, dessen Handschrift liest man nun wirklich nicht heraus. Fast wie damals, als sich Affleck seinen Paycheck bei John Woo abholte.

Spätestens als sich "Hypnotic" mehr wie eine Comicverfilmung als wie ein Mindgame-Thriller anzufühlen beginnt, kann man seine Hoffnungen auf endlich mal wieder anspruchsvolles Mittelklasse-Kino begraben... und mit gelockerten Erwartungen vielleicht sogar ein wenig Spaß haben. Man sollte eben nur nicht hoffen, hinter der letzten Scheibe auf etwas Wahrhaftiges zu stoßen. Zurück bleibt lediglich ein großer Berg leerer Käsefolien.
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Re: Hypnotic

Beitrag von SFI » 19.01.2024, 07:05

Ein dreifacher Zieleinlauf von uns Dreien. Gabs das schon einmal? Hypnotic dient von nun an als exemplarisches Beispiel für die Filmverständigung zwischen Filmfans, die nie einen gemeinsamen Filmabend verbringen könnten. :lol:
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Re: Hypnotic

Beitrag von Vince » 20.01.2024, 19:45

In der Tat eine ziemlich seltene Konstellation. Ist der Streifen also doch für etwas gut!

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Re: Hypnotic

Beitrag von Cinefreak » 21.01.2024, 15:00

fand den gar nicht so schlecht, wie ihr im FTB sehen könnt...auch wenn der Tempowechsel nach ca. zwei Dritteln schon etwas heftig war
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Re: Hypnotic

Beitrag von SFI » 22.01.2024, 06:28

Mach unser :brockebackmountaining: nicht kaputt! :wink:
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Re: Hypnotic

Beitrag von Cinefreak » 22.01.2024, 12:42

SFI hat geschrieben:
22.01.2024, 06:28
Mach unser :brockebackmountaining: nicht kaputt! :wink:
nicht, dass ich noch die Symmetrie der Zahlen störe :lol:
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Re: Hypnotic

Beitrag von StS » 21.05.2024, 08:52

Ah, so sieht´s also aus, wenn sich ausgerechnet Robert Rodriguez an einem „High-Concept-Projekt“ versucht, das er sich höchstpersönlich (so um 2002 herum) ausgedacht hat: Wie eine 65 Millionen Dollar teure B-Movie-Variante von „Inception“ – angereichert u.a. mit einem Hauch von „Scanners“ und „the Matrix“. Was durchaus ansprechend beginnt, entfaltet sich leider jedoch weder so mysteriös wie eingangs gewähnt noch so spannend wie durchweg erhofft, vermag sowohl optisch als auch Action-technisch nicht nennenswert zu punkten und entpuppt sich zwar als verschachtelt geartet – nicht aber als clever oder irgendwie komplex-anspruchsvoll…

Ben Affleck agiert hier mal wieder „auf Autopilot“ – hat aber zumindest im selben Jahr mit „Air“ bewiesen, dass weiterhin zu guten Performances fähig ist – Alice Braga wurde verschenkt und William Fitchter ist so sehenswert wie eh und je – hat allerdings nicht viel vom Skript zu tun erhalten. Während Rodriguez' Regie mitunter „zweitklassig“ wirkt, hat mich zudem gestört, dass viel zu oft Dinge von Figuren einfach geradeheraus erklärt werden sowie das Ganze (trotz punktueller netter Momente) zunehmend belangloser anmutet – worüber hinaus ich den nachgeschobenen „Twist“ in der Mid-Credits-Sequenz einfach nur als lahm und öde empfand…

:liquid4:

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Re: Hypnotic

Beitrag von freeman » 23.05.2024, 20:55

Zumindest hat uns der Robert dahingehend hypnotisiert, dass er uns allen eine 4/10 abverlangt hat.

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Re: Hypnotic

Beitrag von SFI » 24.05.2024, 05:28

Das hat der Stefan doch für extra gemacht, um auch ins Zelt zu dürfen. :lol:
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Re: Hypnotic

Beitrag von McClane » 23.09.2025, 12:25

Qualitätsmäßig bin ich da im allgemeinen Tenor drin, bei der Gewichtung des Films stehe ich freeman allerdings diametral gegenüber. "Hypnotic" fängt relativ reizvoll mit dem stark inszenierten Banküberfall an, der allerdings auch gleich die fetteste Spektakelszene darstellt. Die Motorradjagd in Mexiko ist noch ganz schick, der Showdown dazu reichlich statisch und trotz aller Ballerei irgendwie öde.
Spoiler
Show
Und moralisch auch leicht fragwürdig: Hatten die wirklich ALLE den Tod verdient? Die meisten davon ziehen zwar mit, aber so wirklich böse Taten kann man ihnen noch weniger zuordnen als den stiernackigen Wachleuten, die in jedem Actionfilm immer dran glauben müssen. Und der Twist im Abspann teasert dann eine Fortsetzung an, die angesichts des Einspiels und der Kritiken weder kommen wird noch irgendjemand überhaupt sehen möchte.
Aber zurück zur Gewichtung der Hälften. "Hypnotic" funktioniert dann am besten, wenn er noch wenig erklärt. Sobald es allerdings ans Eingemachte geht, dann erinnert er an Gimmick-Filme wie "Next" oder "Solace - Die Vorsehung", die auch ein Regelwerk aufbauten, das mit jedem Plottwist immer kruder wurde. So auch hier, dass man sich spätestens ab der Filmhälfte zunehmend von "Hypnotic" verascht wurde, wenn mal wieder eine Illusion in einer Illusion oder eine Hypnose in einer Hypnose enthüllt wird, ehe am Ende ein Masterplan enthüllt wird, den man kaum noch ernst nehmen kann. Zu Beginn des letzten Drittels fühlt sich "Hypnotic" kurz wie ein Metafilm übers Filmemachen an, aber dieser Ansatz wird auch wieder direkt versenkt.
Ansonsten wird man mit Erklärbärdialogen erschlagen, sieht verschenkten Nebendarstellern zu (etwa Jackie Earle Hailey, der für eine Szene vorbeischaut) und wünscht sich die pure Mittelmäßigkeit eines "Paycheck" zurück, in dem Ben Affleck ebenfalls rätselhafte Hinweise entschlüsseln musste und an den man dauernd denken muss. Die anderen offensichtlichen Vorbilder wie "Scanners" und die Nolan-Filme werden eh in quasi jeder Kritik und jedem Kommentar zum Film genannt, ansonsten ist das eine reichlich dröge Angelegenheit, ein Thriller, der nicht thrillt.

:liquid3:,5 (wer mag, der kann die für den Formationsflug auf knappe :liquid4: aufrunden)
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