Alien: Romulus hatte wohl den Anspruch die Franchise zurück zu ihren Wurzeln zu führen, nachdem die letzten beiden Prequels von Ridley Scott mehr oder weniger versagten. Regisseur Fede Alvarez, bekannt für seinen effektiven Reboot von Evil Dead, schien die richtige Wahl zu sein, um den nackten Terror des Xenomorphs wieder auf die Leinwand zu bringen. Doch obwohl er visuell beeindruckende Kulissen und eine düstere Atmosphäre schuf, bleibt der Film in vielen Aspekten hinter den Erwartungen zurück.
Die Handlung spielt im Jahr 2142 auf einem Minenplaneten, wo die Protagonistin Rain und ihr Androiden-Bruder Andy in die Fänge der Weyland-Yutani-Corporation geraten. Alvarez gelingt es hier, eine düstere und bedrückende Atmosphäre zu schaffen, die an die Anfänge der Reihe erinnert. Der Minenplanet, auf dem die Geschichte beginnt, ist ein trostloser Ort und geprägt von rostigen Maschinen und einer vergifteten Umwelt, die das Gefühl von Hoffnungslosigkeit verstärkt. Die Erzählung folgt dann jedoch schnell dem inflationären Muster: Eine Gruppe von jungen Menschen (inkl. heutiger Gen Z Sprache) entdeckt ein verlassenes Raumschiff, das sich schnell als Todesfalle entpuppt. Hierbei bedient sich der Film zahlreicher Elemente der ursprünglichen Alien-Filme, was zwar Nostalgie weckt, aber sogleich auch die Frage aufwirft, ob die in der nächsten Stunde noch etwas Neues zu erwarten ist.
Alvarez gelingt es nun immerhin, einige spannende und kreative Momente zu inszenieren, insbesondere in der Darstellung der Facehugger als abscheuliche Bedrohung. Die Kulisse und das Produktionsdesign des Raumschiffes sind durchweg gelungen und erinnern an die düstere Ästhetik der frühen Filme. Dennoch leidet der Film unter einem Mangel an tiefgründigen Charakteren und einer vorhersehbaren Dramaturgie. Die Figuren bleiben blass und eindimensional, was es schwer macht, mit ihnen mitzufühlen. Während Andy als Android eine interessante Dimension hinzufügt, bleibt der Rest der Besetzung somit austauschbar.
Ein weiteres Manko ist die übermäßige Abhängigkeit von Franchise-Elementen. Der Film versucht, sich ständig an den Vorgängern zu orientieren, was ihm zwar einige vertraute und geliebte Momente beschert, aber auch die eigene Identität in Frage stellt. Die Handlung wirkt oft wie eine Ansammlung von Anspielungen und (visuellen) Zitaten, ohne dass eine frische Perspektive oder neue Ideen eingebracht werden. Über die finale Geburt habe ich mich dann sogar richtig geärgert, weil man hier noch unsinnigerweise dem bedient, was erstmals im 240 Jahre später spielenden Alien: die Wiedergeburt gezeigt wurde und schon seinerzeit für mich die Franchise ruinierte.
Insgesamt ist Alien: Romulus ein visuell ansprechender Film mit einigen spannenden Momenten, der jedoch in der Tiefe und Originalität hinter seinen Vorbildern zurückbleibt. Alvarez hat das Handwerkliche gut im Griff, doch die fehlende Substanz und die Vorhersehbarkeit der Geschichte ließen mich am Ende mit einem Gefühl der Enttäuschung zurück.