Sledge Hammer!
Sledge Hammer!
Sledge Hammer!
Originaltitel: Sledge Hammer!
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1986
Regie: Daniel Attias, Reza Badiyi, Bruce Bilson, Bill Bixby, Charles Braverman, Martha Coolidge, Jackie Cooper, Charles S. Dubin, Kim Manners, Dick Martin, Seymour Robbie, Thomas Schlamme, James Sheldon, Bob Sweeney, Gary Walkow, David Wechter
Darsteller: David Rasche, Anne-Marie Martin, Harrison Page, Leslie Morris, Kurt Paul, Patti Tippo u.a.
I know what you're thinking. "Did he fire six shots or only five?" Well, to tell you the truth, in all this excitement I kind of lost track myself. But being as this is a .44 Magnum, the most powerful handgun in the world, and would blow your head clean off, you've got to ask yourself a question: Do I feel lucky? Well, do ya, punk?
Harry Calahan, “Dirty Harry”
Trust me - I know what I’m doing!
Sledge Hammer!
Akt 1: Auferstehung und Untergang
Es war einmal ein junger Alan Spencer. Spencer, von Gemüt und Ausstrahlung her eigentlich ein Kerl mit Metal-Roadie-Mentalität, zog es sehr schnell in die Unterhaltungsbranche. Ganz sporadisch und eher nebenbei sammelte er Erfahrungen, indem er sich etwa als Bub unbefugter Weise am Set von Mel Brooks’ “Frankenstein Junior” aufhielt und Marty Feldman kennenlernte. Die Begeisterung für absurde Komik stieg - und in den Achtziger Jahren, auf der Spitze des Eisberges, stand dann ihr Konglomerat und sein Baby:
Sledge Hammer!
Dabei sollte zuerst kein Studio Interesse an diesem seltsam anmutenden Werk haben. Spencer musste hausieren gehen und sich abfällige Kommentare anhören. Die Charaktereigenschaften der Hauptfigur wurden schlichtweg missverstanden, die Satire hinter der Figur nicht erfasst. Sledge Hammer, war die Welt noch nicht reif für dich? Nur Drehbuchautor und Regisseur Leonard Stern verstand Spencer und seine Kreation; dennoch dauerte es bis 1986, bis das Skript, das Spencer schon als 16-Jähriger verfasst hatte, endlich die TV-Serienlandschaft unsicher machte.
Zum Inhalt. Das primär als Parodie auf die zahlreichen Copfilme der Siebziger und Achtziger ausgelegte Konzept handelt von einem Mann - und seiner Gun. Eben Sledge Hammer. Seine Person erklärt sich von selbst in der Minute, in der er auf dem Bildschirm erscheint. Knallhart, reaktionär, aggressiv, chauvinistisch, rücksichtslos, rüde, psychisch labil, destruktiv, voreilig und ohne jegliches Taktgefühl.
Die Inkarnation? David Rasche, für den die Figur des Sledge Hammer zur Paraderolle wurde. Meist in diversen TV-Serien als schmieriger Unsympath von höherer Position brillierend, sollten die Auftritte als schießwütiger Cop für den einstigen Theatermimen zum Höhepunkt seines kommerziellen Schaffens werden. Und auch dies ist einer der Indikatoren dafür, wie respektlos diese Serie vonstatten ging; fern des guten Geschmacks und der moralischen Grundsätze der USA sich einen solchen Ruf zu verschaffen, und das unter diesen schwierigen Startbedingungen, das bedarf schon einer gewissen qualitativen Grundfeste.
Und die schlägt schon gleich im Piloten durch. Über Fans von Action und Copfilmen, aber auch über Freunde guter Satire und Komödien im Allgemeinen bricht folgende Erkenntnis schon in den ersten Minuten ein: “Sledge Hammer” ist Liebe auf den ersten Blick. Selbst wer vorher abgesehen vom Namen niemals auch nur eine Folge dieser nunmehr fast zwei Jahrzehnte alten Serie - und dazu musste ich bislang auch mich selbst zählen - gesehen hat, wird sofort süchtig danach, Episode für Episode mit dem Cop auf Streife zu gehen, der Richter und Henker in einer Person vereint und das perfekte Amalgam von Judikative und Exekutive mit Selbstjustiztendenzen darstellt.
Überdeutlich ist die Hauptinspirationsquelle für unseren Helden. Natürlich kann dies niemand geringerer als Clint Eastwood aka Dirty Harry sein, die nicht ganz so strahlende Identifikationsfigur einer Generation von harten Hunden, aus einer Zeit, die vor derjenigen anzusiedeln ist, in der Männer sensibel sein mussten. Eastwood schuf einen ikonischen Mythos in Form eines Mannes, der Frauen - aus heutiger Sicht politisch unkorrekterweise - wie Gegenstände behandelte, seinen Gegnern mit stoischem Zynismus entgegnete, knochentrocken Gebrauch von seiner 44er Magnum machte und mit Feingefühl nicht viel anfangen konnte. Letzten Endes ein aus dem Spaghettiwestern weitergeführtes Verhaltensprofil.
Und Sledge Hammer? Er ist die ironische Aufarbeitung dieses Heldenbildes. Die glorreiche Idee für den parodistischen Bullen kam Alan Spencer nicht umsonst, nachdem er als Zehnjähriger das Kino verließ, in dem er Harry Calahan bei der wortkargen Arbeit zusehen durfte. Ist nun deswegen “Sledge Hammer” das Produkt eines Zehnjährigen? Irgendwie schon, aber wie sagte schon Komödiant Rodney Dangerfield, als er von Alan Spencer erfuhr, dass der ihm Witze verkauft hatte, die Spencer erst mit 15 Jahren geschrieben hatte? “I remember those jokes. They looked like they were written by a fifteen year old.”
So ist die TV-Serie irgendwo auch eine kindische Angelegenheit geworden, aber eine glatte Enttäuschung wäre es gewesen, wenn dies nicht der Fall gewesen wäre. Schließlich lebt die Hauptfigur von ihrer kindischen Art, die sich nicht umsonst mit dem schneidet, was unter anderem als Chauvinismus und mangelnde Umgänglichkeit ausgelegt wird. Auch darin liegt nämlich die Parodie: Die unangreifbaren Idealtypen um Dirty Harry & Co. werden daraufhin analysiert, wie viel Ähnlichkeit in ihrem Verhalten zu dem von Kindern auf dem Spielplatz zu erkennen ist.
Gerade in Bezug auf Clint Eastwood erweist sich David Rasche als kleines Genie in Sachen ironischer Schablonierung bekannter Verhaltensmuster von Eastwood. Dieser zähneknirschende, schlitzäugige, einschätzende Blick, den man immer wieder bei Eastwood findet, wurde auch zum überspitzten Markenzeichen des Sledge Hammer. Betont auffällig verzieht Rasche sein Knautschgesicht so, dass Eastwood bzw. eine Übertreibung seiner selbst nahezu wiederzuerkennen ist. Unterstützt wird dies durch zwei weitere Faktoren: Einmal die hässlichen, grauen Streifenanzüge, zum anderen die komplette Körpersprache. Jene wurde auch in den Vorspann verlegt, der daraus besteht, dass von einem Close Up des Griffes von Hammers 44er Magnum zurückgeblendet wird, bis wir Hammer sehen, der seine Magnum liebkosend in die Hand nimmt, sich lässig hinkniet und einen Schuss aus der Hüfte abgibt, nachdem er selbstbewusst seinen legendären Spruch “Trust me - I know what I’m doing!” abgelassen hat. Dann gibt’s einen Schuss durch die Scheibe und im Deutschen ertönt ein stark an Rainer Brandt erinnerndes “Autsch!” - überhaupt erinnert die deutsche Synchronisation, wenngleich sie mal wieder nicht die Originalfassung erreicht, enorm an die Arbeit von Rainer Brandt - witzig, charmant und erfolgreich emanzipiert von der Originalsynchronisation, ohne deren Sinn zu entstellen (obwohl das freilich bei Spencer/Hill der Fall war). Ein rockiger Soundtrack mit Ohrwurmgarantie ertönt und lässt sich als Titelthema in der laufenden Serie immer wieder dann finden, wenn es ans Eingemachte geht und Hammer seinen Hintern in Bewegung setzen muss, sprich: wenn die Action ihr Stelldichein gibt.
Nun ist “Sledge Hammer” trotz der Betitelung nach dem Helden keine simple One-Man-Show - wir finden ein Darstellertryptichon vor.
Sehr wichtig ist Sledges weibliche Partnerin, Dori Doreau, gespielt von Anne-Marie Martin. Auf den ersten Blick und im Gesamteindruck nach dem Genuss der ersten Staffel unglaublich unscheinbar, was ihre Funktion betrifft, ist sie in Wirklichkeit ein wahres Sammelsurium an Parodien und Anspielungen. Da wäre zunächst einmal der Buddy-Aspekt ganz vorherrschend. Hier geraten dann auch die Vorgänger von “Lethal Weapon” ins Blickfeld; tatsächlich mutet sogar eine Szene aus dem Piloten an wie aus “Lethal Weapon” geklaut, wenn nämlich Hammer mit seiner verbeulten Rostlaube (mit dem Stoßstangenaufkleber “I love Violence”) vorfährt, zum Kofferraum geht (übrigens heißt der Käptn “Cpt. Trunk” - Zufall oder böswillige Absicht?), eine Bazooka hervorholt und ein ganzes Hochhaus plattmacht, auf dem sich ein Scharfschütze verschanzt. Wie dem auch sei, der Buddy-Aspekt wird schon alleine durch die Mann-Frau-Konstellation aufrechterhalten. An sich ist das kein Garant für Buddy-Comedy; wenn wir uns aber Hammers Chauvi-Ader ins Gedächtnis berufen, ist Wortwitz en masse garantiert. Nun ist Dori Doreau natürlich ein toughes Weibsbild, und das muss sie auch sein, um an Hammers Seite bestehen zu können, doch den Respekt muss sie sich erst einmal erarbeiten. Was natürlich am Ende auch funktioniert, wie folgender Dialogauszug verrät:
(Dori) “I’ve got an idea.”
(Sledge) “Now you’re thinking like a man!”
Dies hat nun folgenden Effekt: Dori wird durch ihre Hartnäckigkeit und ihren unbeirrbaren Glauben an Sledge zuerst sympathisch, dann attraktiv und schließlich sogar richtig sexy. Das wiederum führt dazu, dass wir Sledge, den Doris Sexappeal vollkommen kalt lässt, unglaublich cool finden... Nein, wir finden ihn nicht schwul! Schon vergessen? Dies ist eine Parodie auf Dirty Harry und Konsorten. Die knallharten Superbullen durften keinerlei Emotionen zeigen, schon gar nicht gegenüber Frauen. Und genau deswegen sind Parodien die ultimativen Danksagungen an Dinge, die man liebt.
Das war nun Sledges Rechte. Zu seiner Linken steht noch sein Vorgesetzter, ein manisch-depressiver Schwarzer namens Captain Trunk. Harrison Page, der diesen Trunk spielt, verkörpert nun die absolut auf die Spitze getriebene Verballhornung eines Klischees, das eben auch auf den zerstörerischen Verhaltensweisen unseres Helden basiert. All unsere Vorbilder hatten einen solchen Boss, und jedes Mal war es so, dass dieser Boss im Inneren ein seelisch Verwandter und allerbester Freund des Helden war - das wusste ein Jahrzehnt später auch Actiondrehbuchlegende Shane Black, der Arnie Schwarzenegger als Jack Slater in “Last Action Hero” einen ebensolchen Vorgesetzten zur Seite stellte. Pages Aufgabe besteht also nun darin, in seinem Büro zu sitzen und Hammer mit Geschrei und Gezeter ob dessen letzter Zerstörungsorgien zu begrüßen.
Das Quartett vervollständigt nun der Zuschauer, der sich diesem Dreigestirn unter Führung eines verrückten Cops, der mit seiner Magnum spricht, ungemein nahe fühlt.
Um so ferner sind wir den Bad Guys, auf deren Charakterzeichnung dann die jeweiligen Episoden in ihrer Struktur aufgebaut sind. Da hätten wir in der ersten Staffel Elvis-Imitatoren, Frauen mit giftigen Schlangen, Babyhändler, Erpresser, zickige High School-Gangstakiddies und mehr. Interessant daran ist die Tatsache, dass die Bad Guys und damit die komplette Szenerie in ihrer Exposition überhaupt nicht satirisch wirkt; man glaubt, eine klassische, ernst gemeinte Cop-Krimiserie zu sehen. Bis dann letztendlich die Figuren ihre totale und hoffnungslose Überzeichnung preisgeben. Sie lachen total überspitzt, verschließen link die Augen, hecken großspurig Pläne aus, bewegen sich von einem Extrem ins andere. Dieser Ansatz erlaubt es, dass der Zuschauer sanft in die Satire übergleitet, denn er beginnt sozusagen im “Ernstfall”, der sich im weiteren Verlauf dann zum reinen Spaßprodukt verwandelt.
Die erste Staffel ist letztendlich sogar ein in sich geschlossenes Gesamtwerk geworden. Noch während der Dreharbeiten arbeitete man auf ein endgültiges Finale zu, da man nicht glaubte, der vertreibende Sender ABC würde es sich wagen, noch eine zweite Staffel in Auftrag zu geben, da Sittenwächter schon lauthals nach Vergeltung schrieen. Die letzte Folge der Staffel fällt daher auch vollkommen aus dem Rahmen und beendet quasi einen Mythos durch die absolute Quintessenz der Destruktivität. Der letzte (in normalem Ton ausgesprochene) Satz der Staffel lautet dementsprechend auch “Trust me - I know what I’m doing!”...
Akt 2: Wie Phoenix aus der atomaren Asche
Die Kreativität Filmschaffender kann noch so grenzenlos sein - stets unterliegt sie den Gesetzen des Marktes. Im Falle des fragilen Gerüstes von Sledge Hammer entschloss man sich deswegen, vorzubeugen und die Sache im Rahmen einer einzigen Staffel rund zu machen. Das Ergebnis? Die atomare Zerstörung einer ganzen Großstadt auf Kosten eines schießwütigen Cops. Eingeflochten in das Spiel mit den Regeln des gewöhnlichen Cop-Films, Satire auf die Mechanismen des TV-Geschäftes und einer gehörigen Portion Selbstironie.
So abrupt und radikal die erste Staffel endete, so simpel und erklärungsfrei wurde eine zweite in Auftrag gegeben. Wo Serien, die sich ernstnehmen, mühsam nach kausaler Logik suchen müssen, um die erste mit der zweiten Staffel in Einklang zu bringen, reichte den Machern von “Sledge Hammer” eine simple Erklärungstafel vor der ersten Episode:
“The following season of Sledge Hammer! takes place five years before that nuclear explosion. Thank you.”
Selbst enorme Logikbrüche wurden einfach rotzfrech ignoriert. Wenn man sich zurückerinnert, lernen sich Sledge und Dori in der ersten Episode der ersten Staffel frei nach “Dirty Harry” erst kennen; in der zweiten Staffel, die nun mal der Bemerkung zufolge als Prequel zur Original-Season zu verstehen ist, albern die beiden von Beginn an herum wie die besten Kumpels und kommen sich im Laufe der Staffel zwischenmenschlich deutlich näher, als dies in der ersten Staffel jemals der Fall gewesen ist. Mit anderen Worten: “Sledge Hammer” entwickelt sich so selbstverständlich weiter, als habe es niemals die Notwendigkeit gegeben, die zweite Staffel der ersten voranzustellen. Ein Schlag ins Gesicht des gesichtslosen TV-Marktes!
Zum satirischen Aspekt. Unterhielt die erste Staffel aus parodistischer Sicht noch ein mehr oder minder monogames Verhältnis zu Cop-Filmen und hier im Speziellen zu “Dirty Harry”, wurde die Angriffsfläche für das zweite Jahr nun deutlich ausgeweitet. Unter Rückgriff auf inzwischen bekannt gewordene Figuren wagte man sich an diverse Actionfilme heran, darüber hinaus gar auf Klassiker anderer Genres (eine komplette Episode ist “Dracula” gewidmet und könnte inszenatorisch eine Ed Wood-Arbeit sein). Dann läuft mal eben Alfred Hitchcock durchs Bild, der Film Noir wird gemäß seiner Farbgebung durch den Kakao gezogen, David Lynch wird sanft umrissen und Sledge läuft eine Folge lang als “Crocodile Dundee”-Verschnitt durch die Gegend - ganz zu schweigen von der Robocop-Sache. Die Plots werden abgedrehter, zynischer und durchgeknallter, um in Zwischenpassagen doch immer wieder auf den Teppich zurückzukehren.
Dazu dienen auch Handlungsorte, die aus der ersten Staffel alte Bekannte sind. Die Außenaufnahme des Polizeigebäudes wird so oft eingeblendet, dass man mal Heimweh hat, wenn sie längere Zeit nicht auftaucht. In Sledges Apartment wird nach wie vor das ein oder andere Chaos angerichtet und Captain Trunk bekommt in seinem Büro immer noch einen Wutanfall nach dem anderen. Insofern kann verziehen werden, dass die Plots zwischenzeitlich dazu tendieren, über die Stränge zu schlagen. Man ist dennoch geneigt, der ersten Staffel mehr Originalität zuzuschreiben, weil sie es noch stärker vermochte, aus dem optischen Minimalismus das Maximale herauszuholen.
Die Charaktere entwickeln sich, wie gesagt, weiter, obwohl gleichzeitig althergebrachte Verhaltensweisen noch stärker als je zuvor eingeflochten werden - und es stellt sich dabei in der Regel kein Übersättigungseffekt ein; man könnte Sledge immer wieder dabei zuhören, wie er sagt “Vertrauen Sie mir... Ich weiß, was ich tue!” Und die Art und Weise, wie er seine “Suzie” - so im Deutschen der Name für seine 44er Magnum mit weißem Perlmuttgriff - mit seiner Rechten aus dem Halfter an seiner Linken zieht und sie sich in Gesichtshöhe hält, um mit ihr einen Dialog zu führen, das kann man nicht oft genug sehen.
Auch seine Abneigung beziehungsweise sein Desinteresse an Frauen (rein aus dienstlichen Gründen) wurde aufgeplustert und zugleich ein Kontrast geschaffen in Form von diversen Liaisons mit verschiedenen Frauen. Der stoische Typus, den Eastwood einst unter Sergio Leone markierte, ist spürbarer denn je, und doch zeigt David Rasche als Hammer so etwas wie Emotionen - ein konstantes Wechselspiel, das es ermöglicht, Sledge Hammer einerseits als Figur ernstzunehmen und ihr zum anderen dennoch ihren parodistischen Charakter zu lassen.
Captain Trunk und Dori Doreau entwickeln sich dagegen ungleich weniger weiter. Dori scheint sich in Bezug auf ihr Äußeres sogar zurückzuentwickeln; ihre Frisuren, wenigstens zu Beginn der Staffel, sind ein grausames Zugeständnis an die Achtziger Jahre. Allerdings scheint sie sich ihrer sexuellen Ausstrahlung dennoch langsam bewusst zu werden, da sie unter anderem undercover an einem Schönheitswettbewerb mitspielt - was ihr jedoch keinesfalls den naiven, jungenhaften Charme nimmt, denn nach wie vor setzt sie ihr unschuldiges, verschmitztes Lächeln auf und verteilt in hohem Bogen Arschtritte, suhlt sich kurz gesprochen immer noch voller Freuden in extremer physical comedy. Trunk dagegen erreicht in Sachen Wutanfälle die ultimative Überspitzung, indem er durch seinen hohen Blutdruck dem ganzen Polizeirevier das Leben rettet. Wie das geht? Episode 35 “Hoher Blutdruck” einschalten!
In Sachen Stunts hat man eine Stufe hochgeschaltet, das sieht inzwischen alles noch einen Tick besser aus, auch in Bezug darauf, dass es absichtlich dilettantisch aussehen soll. Das Pacing ist den Folgen stets angemessen; es wird sich Zeit gelassen für ausgiebige Dialoge, in denen der Brandt-ähnliche Humor sich entfalten kann, um dann in die Action einzusteigen, die manchmal Charakterzüge der “Batman”-TV-Serie annimmt - nur, dass das hier nicht ernst gemeint ist, sondern ironisch.
Das Ende der Serie stellt sich mit einem Dialog zwischen Sledge und Dori ein, der die Summe ihrer Beziehung kompakt wiedergibt:
(Sledge) “Es fällt mir nicht leicht, das zu sagen... nun, ich werde es einfach mal versuchen. Ich weiß nicht, ob ich das rauskriege...äh... Wollen Sie mich heiraten?”
(Pause)
(Dori)“Sledge... ist das Ihr Ernst?”
(Sledge)“Nein.”
Akt 3: Sledge Hammer - The Movie!?
Mal sehen. Angeblich befindet sich Alan Spencer in Verhandlungen. Oder er befand sich.... aber vertrauen Sie ihm. Er weiß, was er tut - meistens jedenfalls...
Fazit
Das Fazit kann nur mit kurzen, knappen Adjektiven umschrieben werden: Bissig, zynisch, kompakt, ironisch, gemein, respektlos, scharfzüngig, unheilschwanger, witzig, dumm und dem Zeitgeist voraus - das ist Hammer. Sledge Hammer.
Beide Staffeln erschienen bereits unter Marketing und glänzen mit ungeschnittenen Folgen (im Gegensatz zu den TV-Ausstrahlungen), massig Extras (wenn auch überwiegend Slideshows) und leider nicht ganz so guter Bild- und Tonqualität.
Originaltitel: Sledge Hammer!
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1986
Regie: Daniel Attias, Reza Badiyi, Bruce Bilson, Bill Bixby, Charles Braverman, Martha Coolidge, Jackie Cooper, Charles S. Dubin, Kim Manners, Dick Martin, Seymour Robbie, Thomas Schlamme, James Sheldon, Bob Sweeney, Gary Walkow, David Wechter
Darsteller: David Rasche, Anne-Marie Martin, Harrison Page, Leslie Morris, Kurt Paul, Patti Tippo u.a.
I know what you're thinking. "Did he fire six shots or only five?" Well, to tell you the truth, in all this excitement I kind of lost track myself. But being as this is a .44 Magnum, the most powerful handgun in the world, and would blow your head clean off, you've got to ask yourself a question: Do I feel lucky? Well, do ya, punk?
Harry Calahan, “Dirty Harry”
Trust me - I know what I’m doing!
Sledge Hammer!
Akt 1: Auferstehung und Untergang
Es war einmal ein junger Alan Spencer. Spencer, von Gemüt und Ausstrahlung her eigentlich ein Kerl mit Metal-Roadie-Mentalität, zog es sehr schnell in die Unterhaltungsbranche. Ganz sporadisch und eher nebenbei sammelte er Erfahrungen, indem er sich etwa als Bub unbefugter Weise am Set von Mel Brooks’ “Frankenstein Junior” aufhielt und Marty Feldman kennenlernte. Die Begeisterung für absurde Komik stieg - und in den Achtziger Jahren, auf der Spitze des Eisberges, stand dann ihr Konglomerat und sein Baby:
Sledge Hammer!
Dabei sollte zuerst kein Studio Interesse an diesem seltsam anmutenden Werk haben. Spencer musste hausieren gehen und sich abfällige Kommentare anhören. Die Charaktereigenschaften der Hauptfigur wurden schlichtweg missverstanden, die Satire hinter der Figur nicht erfasst. Sledge Hammer, war die Welt noch nicht reif für dich? Nur Drehbuchautor und Regisseur Leonard Stern verstand Spencer und seine Kreation; dennoch dauerte es bis 1986, bis das Skript, das Spencer schon als 16-Jähriger verfasst hatte, endlich die TV-Serienlandschaft unsicher machte.
Zum Inhalt. Das primär als Parodie auf die zahlreichen Copfilme der Siebziger und Achtziger ausgelegte Konzept handelt von einem Mann - und seiner Gun. Eben Sledge Hammer. Seine Person erklärt sich von selbst in der Minute, in der er auf dem Bildschirm erscheint. Knallhart, reaktionär, aggressiv, chauvinistisch, rücksichtslos, rüde, psychisch labil, destruktiv, voreilig und ohne jegliches Taktgefühl.
Die Inkarnation? David Rasche, für den die Figur des Sledge Hammer zur Paraderolle wurde. Meist in diversen TV-Serien als schmieriger Unsympath von höherer Position brillierend, sollten die Auftritte als schießwütiger Cop für den einstigen Theatermimen zum Höhepunkt seines kommerziellen Schaffens werden. Und auch dies ist einer der Indikatoren dafür, wie respektlos diese Serie vonstatten ging; fern des guten Geschmacks und der moralischen Grundsätze der USA sich einen solchen Ruf zu verschaffen, und das unter diesen schwierigen Startbedingungen, das bedarf schon einer gewissen qualitativen Grundfeste.
Und die schlägt schon gleich im Piloten durch. Über Fans von Action und Copfilmen, aber auch über Freunde guter Satire und Komödien im Allgemeinen bricht folgende Erkenntnis schon in den ersten Minuten ein: “Sledge Hammer” ist Liebe auf den ersten Blick. Selbst wer vorher abgesehen vom Namen niemals auch nur eine Folge dieser nunmehr fast zwei Jahrzehnte alten Serie - und dazu musste ich bislang auch mich selbst zählen - gesehen hat, wird sofort süchtig danach, Episode für Episode mit dem Cop auf Streife zu gehen, der Richter und Henker in einer Person vereint und das perfekte Amalgam von Judikative und Exekutive mit Selbstjustiztendenzen darstellt.
Überdeutlich ist die Hauptinspirationsquelle für unseren Helden. Natürlich kann dies niemand geringerer als Clint Eastwood aka Dirty Harry sein, die nicht ganz so strahlende Identifikationsfigur einer Generation von harten Hunden, aus einer Zeit, die vor derjenigen anzusiedeln ist, in der Männer sensibel sein mussten. Eastwood schuf einen ikonischen Mythos in Form eines Mannes, der Frauen - aus heutiger Sicht politisch unkorrekterweise - wie Gegenstände behandelte, seinen Gegnern mit stoischem Zynismus entgegnete, knochentrocken Gebrauch von seiner 44er Magnum machte und mit Feingefühl nicht viel anfangen konnte. Letzten Endes ein aus dem Spaghettiwestern weitergeführtes Verhaltensprofil.
Und Sledge Hammer? Er ist die ironische Aufarbeitung dieses Heldenbildes. Die glorreiche Idee für den parodistischen Bullen kam Alan Spencer nicht umsonst, nachdem er als Zehnjähriger das Kino verließ, in dem er Harry Calahan bei der wortkargen Arbeit zusehen durfte. Ist nun deswegen “Sledge Hammer” das Produkt eines Zehnjährigen? Irgendwie schon, aber wie sagte schon Komödiant Rodney Dangerfield, als er von Alan Spencer erfuhr, dass der ihm Witze verkauft hatte, die Spencer erst mit 15 Jahren geschrieben hatte? “I remember those jokes. They looked like they were written by a fifteen year old.”
So ist die TV-Serie irgendwo auch eine kindische Angelegenheit geworden, aber eine glatte Enttäuschung wäre es gewesen, wenn dies nicht der Fall gewesen wäre. Schließlich lebt die Hauptfigur von ihrer kindischen Art, die sich nicht umsonst mit dem schneidet, was unter anderem als Chauvinismus und mangelnde Umgänglichkeit ausgelegt wird. Auch darin liegt nämlich die Parodie: Die unangreifbaren Idealtypen um Dirty Harry & Co. werden daraufhin analysiert, wie viel Ähnlichkeit in ihrem Verhalten zu dem von Kindern auf dem Spielplatz zu erkennen ist.
Gerade in Bezug auf Clint Eastwood erweist sich David Rasche als kleines Genie in Sachen ironischer Schablonierung bekannter Verhaltensmuster von Eastwood. Dieser zähneknirschende, schlitzäugige, einschätzende Blick, den man immer wieder bei Eastwood findet, wurde auch zum überspitzten Markenzeichen des Sledge Hammer. Betont auffällig verzieht Rasche sein Knautschgesicht so, dass Eastwood bzw. eine Übertreibung seiner selbst nahezu wiederzuerkennen ist. Unterstützt wird dies durch zwei weitere Faktoren: Einmal die hässlichen, grauen Streifenanzüge, zum anderen die komplette Körpersprache. Jene wurde auch in den Vorspann verlegt, der daraus besteht, dass von einem Close Up des Griffes von Hammers 44er Magnum zurückgeblendet wird, bis wir Hammer sehen, der seine Magnum liebkosend in die Hand nimmt, sich lässig hinkniet und einen Schuss aus der Hüfte abgibt, nachdem er selbstbewusst seinen legendären Spruch “Trust me - I know what I’m doing!” abgelassen hat. Dann gibt’s einen Schuss durch die Scheibe und im Deutschen ertönt ein stark an Rainer Brandt erinnerndes “Autsch!” - überhaupt erinnert die deutsche Synchronisation, wenngleich sie mal wieder nicht die Originalfassung erreicht, enorm an die Arbeit von Rainer Brandt - witzig, charmant und erfolgreich emanzipiert von der Originalsynchronisation, ohne deren Sinn zu entstellen (obwohl das freilich bei Spencer/Hill der Fall war). Ein rockiger Soundtrack mit Ohrwurmgarantie ertönt und lässt sich als Titelthema in der laufenden Serie immer wieder dann finden, wenn es ans Eingemachte geht und Hammer seinen Hintern in Bewegung setzen muss, sprich: wenn die Action ihr Stelldichein gibt.
Nun ist “Sledge Hammer” trotz der Betitelung nach dem Helden keine simple One-Man-Show - wir finden ein Darstellertryptichon vor.
Sehr wichtig ist Sledges weibliche Partnerin, Dori Doreau, gespielt von Anne-Marie Martin. Auf den ersten Blick und im Gesamteindruck nach dem Genuss der ersten Staffel unglaublich unscheinbar, was ihre Funktion betrifft, ist sie in Wirklichkeit ein wahres Sammelsurium an Parodien und Anspielungen. Da wäre zunächst einmal der Buddy-Aspekt ganz vorherrschend. Hier geraten dann auch die Vorgänger von “Lethal Weapon” ins Blickfeld; tatsächlich mutet sogar eine Szene aus dem Piloten an wie aus “Lethal Weapon” geklaut, wenn nämlich Hammer mit seiner verbeulten Rostlaube (mit dem Stoßstangenaufkleber “I love Violence”) vorfährt, zum Kofferraum geht (übrigens heißt der Käptn “Cpt. Trunk” - Zufall oder böswillige Absicht?), eine Bazooka hervorholt und ein ganzes Hochhaus plattmacht, auf dem sich ein Scharfschütze verschanzt. Wie dem auch sei, der Buddy-Aspekt wird schon alleine durch die Mann-Frau-Konstellation aufrechterhalten. An sich ist das kein Garant für Buddy-Comedy; wenn wir uns aber Hammers Chauvi-Ader ins Gedächtnis berufen, ist Wortwitz en masse garantiert. Nun ist Dori Doreau natürlich ein toughes Weibsbild, und das muss sie auch sein, um an Hammers Seite bestehen zu können, doch den Respekt muss sie sich erst einmal erarbeiten. Was natürlich am Ende auch funktioniert, wie folgender Dialogauszug verrät:
(Dori) “I’ve got an idea.”
(Sledge) “Now you’re thinking like a man!”
Dies hat nun folgenden Effekt: Dori wird durch ihre Hartnäckigkeit und ihren unbeirrbaren Glauben an Sledge zuerst sympathisch, dann attraktiv und schließlich sogar richtig sexy. Das wiederum führt dazu, dass wir Sledge, den Doris Sexappeal vollkommen kalt lässt, unglaublich cool finden... Nein, wir finden ihn nicht schwul! Schon vergessen? Dies ist eine Parodie auf Dirty Harry und Konsorten. Die knallharten Superbullen durften keinerlei Emotionen zeigen, schon gar nicht gegenüber Frauen. Und genau deswegen sind Parodien die ultimativen Danksagungen an Dinge, die man liebt.
Das war nun Sledges Rechte. Zu seiner Linken steht noch sein Vorgesetzter, ein manisch-depressiver Schwarzer namens Captain Trunk. Harrison Page, der diesen Trunk spielt, verkörpert nun die absolut auf die Spitze getriebene Verballhornung eines Klischees, das eben auch auf den zerstörerischen Verhaltensweisen unseres Helden basiert. All unsere Vorbilder hatten einen solchen Boss, und jedes Mal war es so, dass dieser Boss im Inneren ein seelisch Verwandter und allerbester Freund des Helden war - das wusste ein Jahrzehnt später auch Actiondrehbuchlegende Shane Black, der Arnie Schwarzenegger als Jack Slater in “Last Action Hero” einen ebensolchen Vorgesetzten zur Seite stellte. Pages Aufgabe besteht also nun darin, in seinem Büro zu sitzen und Hammer mit Geschrei und Gezeter ob dessen letzter Zerstörungsorgien zu begrüßen.
Das Quartett vervollständigt nun der Zuschauer, der sich diesem Dreigestirn unter Führung eines verrückten Cops, der mit seiner Magnum spricht, ungemein nahe fühlt.
Um so ferner sind wir den Bad Guys, auf deren Charakterzeichnung dann die jeweiligen Episoden in ihrer Struktur aufgebaut sind. Da hätten wir in der ersten Staffel Elvis-Imitatoren, Frauen mit giftigen Schlangen, Babyhändler, Erpresser, zickige High School-Gangstakiddies und mehr. Interessant daran ist die Tatsache, dass die Bad Guys und damit die komplette Szenerie in ihrer Exposition überhaupt nicht satirisch wirkt; man glaubt, eine klassische, ernst gemeinte Cop-Krimiserie zu sehen. Bis dann letztendlich die Figuren ihre totale und hoffnungslose Überzeichnung preisgeben. Sie lachen total überspitzt, verschließen link die Augen, hecken großspurig Pläne aus, bewegen sich von einem Extrem ins andere. Dieser Ansatz erlaubt es, dass der Zuschauer sanft in die Satire übergleitet, denn er beginnt sozusagen im “Ernstfall”, der sich im weiteren Verlauf dann zum reinen Spaßprodukt verwandelt.
Die erste Staffel ist letztendlich sogar ein in sich geschlossenes Gesamtwerk geworden. Noch während der Dreharbeiten arbeitete man auf ein endgültiges Finale zu, da man nicht glaubte, der vertreibende Sender ABC würde es sich wagen, noch eine zweite Staffel in Auftrag zu geben, da Sittenwächter schon lauthals nach Vergeltung schrieen. Die letzte Folge der Staffel fällt daher auch vollkommen aus dem Rahmen und beendet quasi einen Mythos durch die absolute Quintessenz der Destruktivität. Der letzte (in normalem Ton ausgesprochene) Satz der Staffel lautet dementsprechend auch “Trust me - I know what I’m doing!”...
Akt 2: Wie Phoenix aus der atomaren Asche
Die Kreativität Filmschaffender kann noch so grenzenlos sein - stets unterliegt sie den Gesetzen des Marktes. Im Falle des fragilen Gerüstes von Sledge Hammer entschloss man sich deswegen, vorzubeugen und die Sache im Rahmen einer einzigen Staffel rund zu machen. Das Ergebnis? Die atomare Zerstörung einer ganzen Großstadt auf Kosten eines schießwütigen Cops. Eingeflochten in das Spiel mit den Regeln des gewöhnlichen Cop-Films, Satire auf die Mechanismen des TV-Geschäftes und einer gehörigen Portion Selbstironie.
So abrupt und radikal die erste Staffel endete, so simpel und erklärungsfrei wurde eine zweite in Auftrag gegeben. Wo Serien, die sich ernstnehmen, mühsam nach kausaler Logik suchen müssen, um die erste mit der zweiten Staffel in Einklang zu bringen, reichte den Machern von “Sledge Hammer” eine simple Erklärungstafel vor der ersten Episode:
“The following season of Sledge Hammer! takes place five years before that nuclear explosion. Thank you.”
Selbst enorme Logikbrüche wurden einfach rotzfrech ignoriert. Wenn man sich zurückerinnert, lernen sich Sledge und Dori in der ersten Episode der ersten Staffel frei nach “Dirty Harry” erst kennen; in der zweiten Staffel, die nun mal der Bemerkung zufolge als Prequel zur Original-Season zu verstehen ist, albern die beiden von Beginn an herum wie die besten Kumpels und kommen sich im Laufe der Staffel zwischenmenschlich deutlich näher, als dies in der ersten Staffel jemals der Fall gewesen ist. Mit anderen Worten: “Sledge Hammer” entwickelt sich so selbstverständlich weiter, als habe es niemals die Notwendigkeit gegeben, die zweite Staffel der ersten voranzustellen. Ein Schlag ins Gesicht des gesichtslosen TV-Marktes!
Zum satirischen Aspekt. Unterhielt die erste Staffel aus parodistischer Sicht noch ein mehr oder minder monogames Verhältnis zu Cop-Filmen und hier im Speziellen zu “Dirty Harry”, wurde die Angriffsfläche für das zweite Jahr nun deutlich ausgeweitet. Unter Rückgriff auf inzwischen bekannt gewordene Figuren wagte man sich an diverse Actionfilme heran, darüber hinaus gar auf Klassiker anderer Genres (eine komplette Episode ist “Dracula” gewidmet und könnte inszenatorisch eine Ed Wood-Arbeit sein). Dann läuft mal eben Alfred Hitchcock durchs Bild, der Film Noir wird gemäß seiner Farbgebung durch den Kakao gezogen, David Lynch wird sanft umrissen und Sledge läuft eine Folge lang als “Crocodile Dundee”-Verschnitt durch die Gegend - ganz zu schweigen von der Robocop-Sache. Die Plots werden abgedrehter, zynischer und durchgeknallter, um in Zwischenpassagen doch immer wieder auf den Teppich zurückzukehren.
Dazu dienen auch Handlungsorte, die aus der ersten Staffel alte Bekannte sind. Die Außenaufnahme des Polizeigebäudes wird so oft eingeblendet, dass man mal Heimweh hat, wenn sie längere Zeit nicht auftaucht. In Sledges Apartment wird nach wie vor das ein oder andere Chaos angerichtet und Captain Trunk bekommt in seinem Büro immer noch einen Wutanfall nach dem anderen. Insofern kann verziehen werden, dass die Plots zwischenzeitlich dazu tendieren, über die Stränge zu schlagen. Man ist dennoch geneigt, der ersten Staffel mehr Originalität zuzuschreiben, weil sie es noch stärker vermochte, aus dem optischen Minimalismus das Maximale herauszuholen.
Die Charaktere entwickeln sich, wie gesagt, weiter, obwohl gleichzeitig althergebrachte Verhaltensweisen noch stärker als je zuvor eingeflochten werden - und es stellt sich dabei in der Regel kein Übersättigungseffekt ein; man könnte Sledge immer wieder dabei zuhören, wie er sagt “Vertrauen Sie mir... Ich weiß, was ich tue!” Und die Art und Weise, wie er seine “Suzie” - so im Deutschen der Name für seine 44er Magnum mit weißem Perlmuttgriff - mit seiner Rechten aus dem Halfter an seiner Linken zieht und sie sich in Gesichtshöhe hält, um mit ihr einen Dialog zu führen, das kann man nicht oft genug sehen.
Auch seine Abneigung beziehungsweise sein Desinteresse an Frauen (rein aus dienstlichen Gründen) wurde aufgeplustert und zugleich ein Kontrast geschaffen in Form von diversen Liaisons mit verschiedenen Frauen. Der stoische Typus, den Eastwood einst unter Sergio Leone markierte, ist spürbarer denn je, und doch zeigt David Rasche als Hammer so etwas wie Emotionen - ein konstantes Wechselspiel, das es ermöglicht, Sledge Hammer einerseits als Figur ernstzunehmen und ihr zum anderen dennoch ihren parodistischen Charakter zu lassen.
Captain Trunk und Dori Doreau entwickeln sich dagegen ungleich weniger weiter. Dori scheint sich in Bezug auf ihr Äußeres sogar zurückzuentwickeln; ihre Frisuren, wenigstens zu Beginn der Staffel, sind ein grausames Zugeständnis an die Achtziger Jahre. Allerdings scheint sie sich ihrer sexuellen Ausstrahlung dennoch langsam bewusst zu werden, da sie unter anderem undercover an einem Schönheitswettbewerb mitspielt - was ihr jedoch keinesfalls den naiven, jungenhaften Charme nimmt, denn nach wie vor setzt sie ihr unschuldiges, verschmitztes Lächeln auf und verteilt in hohem Bogen Arschtritte, suhlt sich kurz gesprochen immer noch voller Freuden in extremer physical comedy. Trunk dagegen erreicht in Sachen Wutanfälle die ultimative Überspitzung, indem er durch seinen hohen Blutdruck dem ganzen Polizeirevier das Leben rettet. Wie das geht? Episode 35 “Hoher Blutdruck” einschalten!
In Sachen Stunts hat man eine Stufe hochgeschaltet, das sieht inzwischen alles noch einen Tick besser aus, auch in Bezug darauf, dass es absichtlich dilettantisch aussehen soll. Das Pacing ist den Folgen stets angemessen; es wird sich Zeit gelassen für ausgiebige Dialoge, in denen der Brandt-ähnliche Humor sich entfalten kann, um dann in die Action einzusteigen, die manchmal Charakterzüge der “Batman”-TV-Serie annimmt - nur, dass das hier nicht ernst gemeint ist, sondern ironisch.
Das Ende der Serie stellt sich mit einem Dialog zwischen Sledge und Dori ein, der die Summe ihrer Beziehung kompakt wiedergibt:
(Sledge) “Es fällt mir nicht leicht, das zu sagen... nun, ich werde es einfach mal versuchen. Ich weiß nicht, ob ich das rauskriege...äh... Wollen Sie mich heiraten?”
(Pause)
(Dori)“Sledge... ist das Ihr Ernst?”
(Sledge)“Nein.”
Akt 3: Sledge Hammer - The Movie!?
Mal sehen. Angeblich befindet sich Alan Spencer in Verhandlungen. Oder er befand sich.... aber vertrauen Sie ihm. Er weiß, was er tut - meistens jedenfalls...
Fazit
Das Fazit kann nur mit kurzen, knappen Adjektiven umschrieben werden: Bissig, zynisch, kompakt, ironisch, gemein, respektlos, scharfzüngig, unheilschwanger, witzig, dumm und dem Zeitgeist voraus - das ist Hammer. Sledge Hammer.
Beide Staffeln erschienen bereits unter Marketing und glänzen mit ungeschnittenen Folgen (im Gegensatz zu den TV-Ausstrahlungen), massig Extras (wenn auch überwiegend Slideshows) und leider nicht ganz so guter Bild- und Tonqualität.
Spät, aber besser als nie!
Ich wusste es damals nicht - bei der imdb stand er nicht gelistet.Bei den Narren, freeman hat geschrieben:Der bei Robocop is fei schon der Clown aus Devil Recjects und Vorgänger, oder?
Scheint, als sei das tatsächlich Sid Haig. Wenn nicht, hat er aber wirklich ne verblüffende Ähnlichkeit.Scarred for Life-Review hat geschrieben:Auch Sid Haig beehrte die Serie mit einem Gastauftritt, der inzwischen in „Haus der 1000 Leichen“ und „The Devil’s Rejects“ als dämonischer Clown Furore machte.
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Naja, anstatt lol zu schreiben, habe ich den lolSmiley genommen ;)
Coole Sache das mit Sid :)
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Wollt Ihr 'nen Ritt auf meinem Discostick?
Putzt euch die Zähne mit 'ner bottle of shit
Nein Mann ich will noch nicht gehen
Ich will weiter auf dich schiffen
Solang bis du erkennst
Dass meine Pisse keine Fanta ist
Callejon <3
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da ich mir ja gerad wieder die Dirty Harry filme angucke, muss ich sagen das ich wirklich verblüfft bin wie gut David Rasche den Clint mimmt, vorallem wenn er ne Sonnenbrille an hat sieht er ihm zum verwechseln ähnlich. Die Serie selber mag ich auch, guck die mir auch mittlerweile wieder auf Super RTL an, dieses total übertrieben, mit zynismus und ironie vollgepackte etwas funktioniert einfach großartig
*lol*, die Folge habe ich letztens auf vox (oder wo SH jetzt auch immer läuft) gesehen, sowas von genial.Vince hat geschrieben:Ich wusste es damals nicht - bei der imdb stand er nicht gelistet.Bei den Narren, freeman hat geschrieben:Der bei Robocop is fei schon der Clown aus Devil Recjects und Vorgänger, oder?
Und Cpt. Spaulding ist mir sofort aufgefallen, die Fresse vergißt man doch so schnell nicht.
Ich muss mir jetzt unbedingt mal diese Doppelbox mit beiden Staffeln besorgen... demnächst... wenn es das Budget zuläßt...
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