
Originaltitel:The X-Files: Nothing Important Happened Today
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2001
Regie: Kim Manners, Tony Wharmby
Darsteller: Robert Patrick, Gillian Anderson, Annabeth Gish, Lucy Lawless, Cary Elwes, Mitch Pileggi, James Pickens Jr., Tom Braidwood, Dean Haglund, Bruce Harwood, Sheila Larken, Jeff Austin, John Casino, Nicholas Walker, Adam Baldwin, Ryan Cutrona u.a.
Inhalt: Agent John Doggett (Robert Patrick) trifft unerwartet auf eine alte Bekannte: Nach vielen Jahren taucht seine Ex-Army-Kollegin Shannon McMahoon (Lucy Lawless) wieder auf und behauptet, Teil eines Militärexperimentes zu sein und zu Versuchszwecken mißbraucht worden zu sein. Man habe sie zu einer Art Amphibienwesen gemacht, um so die Entwicklung von Supersoldaten voranzutreiben.
Dana Scully (Gillian Anderson), als Neumutter soeben von ihrem Partner Fox Mulder (David Duchovny) getrennt, macht erste Erfahrungen mit ihrem Kind William - und muss erkennen, dass es außerirdische Gene in sich trägt! Zu allem Überfluß scheint jemand das Video ausgetauscht zu haben, das beweist, dass Unbekannte hinter dem damals noch ungeborenen Kind Scullys her waren. Doggett verdächtigt den leitenden FBI-Director Kersh (James Pickens Jr.), der zur Verstärkung Brad Follmer aktiviert, seines Zeichens Assistent Director - und Ex-Freund von Doggetts Partnerin Monica Reyes (Annabeth Gish)...
“You ever hear of King George III? He was King of England when America declared independence in 1776. King George III kept a diary. On July 4, 1776, he made an entry in it:
Nothing important happened today.”
Director Kersh, “Nothing important happened today, Part II”
Spoiler zur TV-Serie.
Die X-Akten gehen in die neunte und letzte Runde. Viel ist passiert in acht Jahren der Ermittlungen von Fox “Spooky” Mulder, der seit der Entführung seiner Schwester auf der Suche nach Beweisen für außerirdische Existenzen ist, und von seiner kritischen Partnerin Dana Scully, die sich mit ihrer wissenschaftlichen Art in all den Jahren als feste Stütze erwiesen hat. Autarke Fälle von höchster Kuriosität wechselten sich ab mit einem niemals enden wollenden Strang der Verschwörung auf höchsten Regierungsebenen. Beweise für außerirdisches Leben schienen mal definitiv zu sein, bevor das Licht der Erkenntnis wieder auf neue Felder schlug und jegliche Alien-Geschichten als Ablenkungsmanöver entlarvte. Erst nach dem fünften Jahr stand es hundertprozentig fest: Aliens gibt es auf der Erde schon seit Jahrtausenden, und durch zunehmende Entführungen und Experimente steuert die Welt auf den Punkt X zu, den Moment der vollständigen Kolonisierung. Das Ziel der wenigen Rebellen um Mulder, Scully und Skinner: “Fight the Future”.
Bedingt durch David Duchovnys zunehmende Unzufriedenheit mit dem Schattendasein als TV-Serien-Darsteller wurde die Season 7 zu seinem letzten kompletten Amtsjahr als Fox Mulder, bevor er im Season 7-Finale selbst Opfer seiner langjährigen Suche wurde und gleichzeitig am Ziel seines Weges angelangt war. Am Ende von “Alles beginnt in Oregon” wird er entführt.
Aus Sicht der Drehbuchautoren wie auch der sonstigen Filmemacher war das der einzige richtige Schritt, denn wo Duchovny im zwischen Season 5 und 6 angesiedelten Kinofilm noch mit voller Frische dabei war, machten sich schon in Season 6 teilweise Ermüdungserscheinungen bemerkbar, bevor er in Season 7 vollkommen die Lust verlor. Für die Serie bedeutete sein Verlust aber den Anfang vom Ende. Es folgten zwar immerhin noch zwei Staffeln, die teilweise sogar noch mit Duchovnys Präsenz abliefen, jedoch verloren die Folgen zunehmend an Qualität.
Dabei hatte man mit Robert Patrick als Darsteller von Agent John Doggett, Scullys neuem Partner für die Suche nach Mulder, noch ein dickes Ass im Ärmel. Patrick, der bis heute immer noch mit seiner Lebensrolle des T-1000 aus “Terminator 2" in Verbindung gebracht wird, vermochte es tatsächlich, dem Konzept von Chris Carter eine neue Facette hinzuzufügen. Schließlich stieß noch Annabeth Gish als spirituell veranlagte Agent Monica Reyes zum Ensemble.
Zur Doppelfolgen-Premiere der Season 9 “Deep Water” - oder im weitaus tiefergehenden Originaltitel gesprochen “Nothing important happened today” - sind daher erwartungsgemäß Annabeth Gish, Robert Patrick, Gillian Anderson (Dana Scully) und Mitch Pileggi (Direktor Skinner) die zentralen Figuren. Unterstützt werden sie von zwei Gaststars: Cary Elwes (“Der Dummschwätzer”, “Saw”) spielt den neuen FBI-Agent Brad Follmer, einen früheren Vertrauten von Monica Reyes, und Lucy Lawless (“Xena”) verkörpert eine inzwischen zum Supersoldaten mutierte frühere Army-Kollegin von John Doggett.
Die achte Staffel, um noch kurz die Ausgangsposition zu klären, endete nicht wie gewöhnlich mit einem Cliffhanger, sondern die Doppelepisode “William” wurde noch vor der Pause abgeschlossen. Es ging um die Austragung von Scullys Schwangerschaft, während Unbekannte Scully jagten, um an ihr Kind William zu gelangen. In einem aufwändigen Beschützungsszenario, das deutlich durch Camerons “Terminator”-Reihe inspiriert ist, konnte Scully schließlich ihr Neugeborenes in den Händen halten. Viele Fragen wurden beantwortet, einige Charaktere fanden ihr unrühmliches Ende und ein provisorischer Schlussstrich wurde gezogen: nicht zuletzt durch das endliche Zusammenfinden von Mulder und Scully, auf das die Fans so viele Jahre gewartet haben.
“Deep Water” eignet sich nun ganz klar die Ausgangslage nach der achten Season an, um sie für die Zwecke des Plots zu verwenden. Mulder ist inzwischen wieder ins Nichts verschwunden, während Scully sich als Mutter einer ganz neuen Situation ausgesetzt sieht, die der Dynamik vollkommen entgegenläuft, welche in ihrer Ermittlungsarbeit als FBI-Agent zu einem Teil von ihr geworden war. Den aktiven Part übernehmen nun Doggett und Reyes, für die sich die Drehbuchautoren deutlich sichtbar bemühten, persönliche Komponenten ins Spiel zu bringen.
Der Prolog ist trotz des vollständigen Eintauchens in den Hauptstrang der Serie jedoch wie gehabt im Stil der “Monster of the Week”-Stories gehalten. Lucy Lawless, bislang in der Serie noch nicht aktiv gewesen, wird mit der kühlen Ausstrahlung beinahe einer Terminatrix vorgestellt, womit die stilistische Brücke zur “William”-Doppelfolge schon gelegt wäre. In einer (nicht auf der DVD enthaltenen) geschnittenen Szene wird dies noch deutlicher, wenn der Mann am Tresen mit dem Drink in der Hand aus dem Augenwinkel glaubt, eine nackte Frau vorbeigehen zu sehen, als er plötzlich bemerkt, dass es nur eine Frau in rückenfreiem Abendkleid ist. Lawless’ Figur ist unmenschlich, unwirklich gezeichnet und mit eiskalter Erotik versehen, die Wärme jeglicher Art vermissen lässt. Sie ist tatsächlich auf den ersten Blick ein “Monster of the Week”, angelegt wie eine Männer verschlingende Nymphe, die wie durch Sirenengesang ihren Partner auf sich zulocken kann, um ihn schließlich zu töten. Das Schicksal des verträumt im Drink rührenden Mannes an der Bar ist in dem Moment besiegelt, wo er versucht, ein Gespräch einzuleiten. Schließlich machen sich beide auf den Weg zu seinem Haus (hier wird man an “Species” erinnert), als der deutsche Titel der Doppelepisode erstmals seine Wirkung entfaltet: Auf einer Brücke drückt Lucy Lawless das Bein ihres Begleiters auf das Gas und stürzt mit ihm zusammen in den Fluss. Im sinkenden Auto bleibt sie regungslos sitzen, während er panisch versucht, sich aus seinem Sitz zu befreien. Kaum hat er es geschafft, packt sie ihn blitzschnell am Bein und zieht ihn mit in die Tiefe.
Hier beginnt nun normalerweise der übliche Vorspann, jedoch wurden die beiden Folgen auf der DVD-Auskopplung zu einem abendfüllenden Spielfilm zusammengeschnitten, so dass ein veränderter Abspann (der allerdings die komplette neunte Staffel begleitet) bereits vor dem Prolog abläuft. Es ist deutlich erkennbar, dass die Folgen nicht auf das Spielfilmkonzept ausgelegt sind, denn anfangs sowie in der Filmmitte ergeben sich kleinere strukturelle Sprünge, die “Deep Water” als Doppelfolge einer Serie entlarven.
Was folgt, ist die Klärung der Ausgangspositionen. Nacheinander wird die aktuelle Situation der drei Protagonisten - Agent Reyes, Agent Doggett und Dana Scully - dargestellt. In Dialogen und Handlungen der Figuren werden die zurückliegenden Geschehnisse aus “William” verarbeitet. Wir erfahren erneut davon, dass Doggett eine Ermittlung gegen Direktor Kersh hat anlaufen lassen. Neue Beweismittel ergeben sich, die das zuvor Gesehene verfälschen: Ein Videoband zeigt nichts von dem, was in der Tiefgarage vor sich gegangen ist.
Gleichzeitig werden Reyes und Doggett von ihrer Vergangenheit eingeholt. Reyes muss sich mit ihrem früheren Freund Brad herumschlagen, den Kersh zur Klärung des Falls hinzugezogen hat. Cary Elwes ist mal wieder in seinem Element, wenn er eine Figur spielt, die zwar das Richtige tun will, aber in ihrem Stursinn immer nur das Gegenteil macht.
Für Agent Doggett bedeutet die Recherche in der Vergangenheit eine Verknüpfung mit dem Prolog, denn Shannon McMahon (Lawless) ist eine Kollegin aus seiner Zeit in der Army. Hier entwickelt sich der Plot dann am stärksten weiter, denn sie ist der Schlüssel für eine erneute Regierungsverschwörung um die Züchtung von Supersoldaten - ein Handlungsstrang, der bis zum Ende der Staffel beibehalten werden sollte und im Finale endgültig aufgelöst wird.
Problematisch ist nun die Zuteilung der Figuren, was gerade auf Annabeth Gish - und dies nicht zum letzten Mal - zutrifft. Man versuchte, eine Art Beziehungsviereck um die neuen Agenten und ihre Anhänge aufzubauen. Doggett wird mit Shannon konfrontiert, Reyes mit Brad, während man zu allem Überfluss versuchte, eine implizite Beziehung zwischen Doggett und Reyes heraufzubeschwören. Das Resultat sind streckenweise schrecklich dumme Dialoge mit Soap-Niveau (“Glaubst du etwa, er würde mich während der Arbeit im Büro betatschen? So ist das nicht.”). Der komplette Subplot um Cary Elwes ist vollkommen unnötig, hat er doch nicht wirklich etwas Sinnvolles zur Story beizutragen, was nicht auch auf Kersh oder sonstige Akteure hätte übertragen werden können. Darüber hinaus erweist sich ausgerechnet Scully als fünftes Rad am Wagen, steht sie doch kurz nach der Geburt ihres Sohnes ganz klar im Hintergrund. Ihre Passivität ist für Akte X-Fans erdrückend, zumal nicht einmal mehr Fox Mulder zur Verfügung steht, um als Ausgleich auf Ermittlung zu gehen. Der komplette Ur-Cast wurde also in den Hintergrund gedrängt, womit “Deep Water” einen Eindruck von fehlender Dynamik vermittelt.
Dabei ist das Geschehen eigentlich ganz klar dynamisch. Es gibt groß angelegte Stunts wie das Versenken des Autos im Fluss oder die finale Explosion des Schiffs. Zwischendurch sorgen subtile Momente wie das schattenhafte Auftauchen des geheimnisvollen Hinweisgebers für Intensität, die Terminator-Bewegungsweise der Supersoldaten für Spannung. Nur sind es eben Robert Patrick und Annabeth Gish, die auf Entdeckungsreise gehen, nicht David Duchovny und Gillian Anderson. Ein unvorbelasteter Zuschauer mag diesen Kritikpunkt nicht so sehr nachvollziehen können, aber wer in der Materie drin ist, wird sich so fühlen, als würde er mit der zweiten Wahl abgespeist werden - ohne die Leistungen von Patrick oder Gish schmälern zu wollen.
Überhaupt ist Patrick das kleinere Problem. Es ist Gish, die zwar nicht durch ihre Performance, aber durch ihre geschriebene Rolle wie ein Fremdkörper wirkt. Sie ist schlichtweg überflüssig, und zwar in der kompletten Serie, was erstmals in “Deep Water” deutlich wird. Konzipiert war sie laut Making Of als eine Art Schwestern-Ersatz für Scully, die ja bekanntlich in einer früheren Staffel ihre Schwester verlor. So richtig funktionieren mag das Konzept aber nicht, was jedoch keinesfalls Gishs Schuld ist.
Dass “Deep Water” trotz aller Kritikpunkte doch noch ein würdiger Einstieg in die letzte Staffel geworden ist, liegt vor allem an dem optischen und effekteversierten Aufwand, der betrieben wurde. Für die Wassertanks wurden Studiobauten errichtet, die denkwürdige Szenen im Wasserwerk ermöglichten. Lucy Lawless gibt darin wirklich alles, so dass man ihren Charakter im Rückblick auf die Serie nicht vergessen wird, wenn es auch ihr einziger Akte X-Auftritt blieb. Das explodierende Schiff ist ein pyrotechnisches Highlight der Serie, das nicht ganz an die Ölturmexplosion aus der achten Staffel herankommt, aber dennoch beeindruckend ist; zumal die Darsteller selbst vor dem Schiff agieren.
Von höchster Intensität ist dann der abschließende Dialog zwischen Direktor Kersh und Agent Doggett, der mitunter an die Wirkung der flammenden Rede von Skinner gegen den Kettenraucher erinnert, als der ihn mit einem Navajo-Code erstmals in der Hand hält und das Blatt wenden kann. Hier wird nun die Bedeutung des Originaltitels deutlich. “Nothing important happened today” - eine Phrase, die das volle Ausmaß der Revolution verbildlicht, die vor den Augen von Millionen von Menschen abläuft und doch von niemandem gesehen wird - nicht mal von den höchsten Positionen.
Fazit: Neue Spannungen haben sich aufgebaut, neue Untersuchungsfelder haben sich ergeben. Insofern macht “Deep Water” den optimalen Auftakt in die letzte Staffel perfekt. Dass trotzdem diverse Schwächen zu erkennen sind, die auch Schlimmes für die weiteren Episoden befürchten lassen, kann aber nicht geleugnet werden. So macht schon diese Doppelfolge deutlich, dass für eine Agent Reyes eigentlich nie ein Platz in der Serie gewesen ist. Ebenso wird klar, dass das Konzept ohne die liebgewonnenen Hauptdarsteller Mulder und Scully nach neun Jahren nicht mehr funktioniert. Hilflos muss man mit ansehen, wie sich Scully durch ihre neue Aufgabe als Mutter in der Passivität verliert, während ihr Kollege wieder ins Nirvana eingetaucht ist und aus diesem längere Zeit nicht mehr auftauchen wird. Technisch bleibt jedoch alles weiterhin auf gewohntem Niveau, so dass “Deep Water” im Endeffekt doch noch zufrieden stimmt.

Die DVD erschien noch vor der Veröffentlichung der Staffelboxen mit durchschnittlicher Bild- und Tonqualität sowie sehr spärlichen Extras, die vor allem die Deleted Scenes vermissen lassen. Diese findet man nur auf der Season 9 - nicht nur deswegen sollte man besser zu den Staffelboxen greifen.
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Akte X - Die unheimlichen Fälle des FBI

Ääh, quatsch...

Originaltitel: X-Files, The
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1993
Regie: Gillian Anderson, Cliff Bole, Rob Bowman, Chris Carter, Richard Compton, Kim Manners, David Nutter, James Wong, David Duchovny, James A. Contner, Dwight H. Little, Robert Mandel, Frank Spotnitz, Glen Morgan, William A. Graham
Darsteller: Gillian Anderson, David Duchovny, Robert Patrick, Annabeth Gish, Mitch Pileggi, William B. Davis, Bruce Harwood, Tom Braidwood, Dean Haglund, Nicholas Lea, James Pickens Jr., Zachary Ansley, Jeff Gulka, Brian Thompson, Chris Owens, Bruce Campbell, Brad Dourif, Giovanni Ribisi, Adam Baldwin, Tony Todd, Jack Black, Bokeem Woodbine, J.T. Walsh, Jesse Ventura, Ken Foree, Kurtwood Smith, Lucy Liu, Cliff De Young, Seth Green, Barry Primus, Xander Berkeley, Ed Lauter, Marshall Bell, Amanda Pays, Raymond J. Barry, Steve Railsback, Terry O'Quinn, Lance Guest, Peter Boyle, Robert Ito, Sam Bottoms, Roy Thinnes, Carl Lumbly, Kristen Cloke, Fritz Weaver, Veronica Cartwright, Mimi Rogers, Katharine Isabelle, Emily Perkins, Luke Wilson u.a.
Zwei entscheidende Verdienste für die Fernsehwelt sind Chris Carters Serie anzuschreiben. Erstens hat sie das Mystery-Genre salonfähig gemacht - sowohl im TV- als auch im Kinobereich. Zweitens hat sie den Serienstandard angehoben wie kaum eine andere Serie vor ihr, weswegen wir heute in den Genuß qualitativ erstklassiger TV-Serien kommen wie etwa "24".
Dabei war das Anfang der 90er weder Hype noch Kult. Nur wenige können von sich behaupten, seit der ersten Staffel dabei gewesen zu sein. Und viele derer, die es können, werden ein Liedchen davon singen können, dass sie oftmals, ähnlich wie die Trekkies, als Freaks abgestempelt wurden. Die können jetzt stolz sagen: ich hab`s schon damals gewusst.
Erst mit etwa der vierten Staffel hatten die Geschichten um "Spooky" Mulder und seine Partnerin Dana Scully vom FBI Einzug erhalten in den Mainstream der TV-Landschaft.
Worum geht es? Wir lernen eine ganz spezielle Abteilung des FBI kennen: die der X-Akten, bei der unerklärbare Phänomene untersucht werden. Geleitet wird diese Abteilung von Fox Mulder (David Duchovny), der auch persönliche Interessen verfolgt: schliesslich glaubt er, dass seine kleine Schwester Samantha von Ausserirdischen entführt wurde, als er noch ein Junge war.
Da man ihm beim FBI nicht so ganz über den Weg traut, stellt man ihm eine Wissenschaftlerin als Partnerin zu: Dana Scully, die ihn überwachen soll.
Doch bei ihren Ermittlungen führt Mulder sie in eine Welt, bei der es irgendwann schwierig wird, alles rational zu erklären. Und wie steckt die Regierung in der ganzen Verschwörung, allen voran der kettenrauchende Krebskandidat?
Die 20 bis 24 Episoden jeder Season lassen sich alle in zwei Kategorien gliedern. Zum einen gibt es die sogenannten "Monster-of-the-week"-Stories, die vor allem für Neueinsteiger geeignet sind und schätzungsweise 65 bis 70 Prozent aller Folgen ausmachen. Hier handelt es sich um geschlossene Handlungsstränge, bei der es einen von allem anderen unabhängigen Fall zu klären gibt. Da gäbe es Formwandler, Werwölfe, Menschen mit Psi-Kräften oder auch Hinterwäldler... alles, was man sich so vorstellen kann.
Zum anderen wird ein zentraler Handlungsstrang verfolgt, bei dem es hauptsächlich um Aliens geht sowie die Regierung, die jegliche Existenz Ausserirdischer auf der Erde dementiert. Die wichtigsten Charaktere der Serie - Mulder, Scully, Samantha, Skinner, der Krebskandidat, Deep Throat, Alex Krycek usw. - sind hier von Bedeutung, genauso wie ihre Entwicklung. Die Episoden dieser Kategorie sind für die Serie bedeutender.
Wer nur sporadischer Akte X-Gucker ist, wird mit letzteren Episoden nicht viel anfangen können. Kein Wunder, gibt es hier doch dermassen viele Erzählstränge und Wendungen, dass selbst eingefleischte Fans manchmal nicht mehr mitkommen. Ich habe kürzlich innerhalb weniger Monate alle Folgen von Season 1 bis 7 chronologisch hintereinander angesehen und hatte dennoch teilweise Schwierigkeiten, der Geschichte zu folgen. Hier ist für mich auch der größte, allerdings nahezu einzige Kritikpunkt einzuwenden: der Hauptplot ist zu verstrickt, tritt sich sozusagen auf die eigenen Gedärme.
Dennoch kann man nicht bestreiten, dass die ganze Alien-Entführungsgeschichte trotz einer sehr klischeehaften Grundlage und einem ebensolchen Beginn ("Ausserirdische haben meine Schwester entführt, und ich werde sie suchen und finden, auch wenn ich mein ganzes Leben damit verbringe") irgendwann sehr vielschichtig und episch wird. Auch wenn man zwischendurch die Orientierung verliert, am Ende steht doch die dichteste Verschwörungsgeschichte der Fernsehgeschichte.
Es ist natürlich nicht so, dass die Verschwörungsepisoden nur aus unverständlichen Dialogen bestehen. Auch hier wird was fürs Auge geboten. Man denke nur an das schwarze Öl, die UFO-Landungen oder die Männer mit den zugenähten Augen und Mündern.
Wer aber auf tolle Effekte und verrückte Ideen aus ist, sollte dennoch seine Aufmerksamkeit auf die Motw-Folgen konzentrieren. Hier gibt es teilweise wirklich abstruse Einfälle zu bestaunen. Klassische Monster wie Vampire oder gar das Monster von Loch Ness (!) wechseln sich ab mit eigenen Ideen (bei der Geschichte um die hyperschnellen Teenies wird sogar eine Idee aus "Matrix" vorweggenommen) und Filmhommagen ("Blutschande", eine der brutalsten, umstrittensten und besten Episoden).
Egal ob Motw oder Verschwörungstheorie, der Aufbau der Folgen ist immer relativ ähnlich. Im Prolog wird der Zuschauer Zeuge eines Vorfalles des in der kommenden Episode zu klärenden Phänomens. Der Clou ist folgender: noch hat der Zuschauer keine Ahnung, was er da gerade eigentlich gesehen hat. Es war definitiv gruselig oder zumindest seltsam, aber man weiß noch nicht, worum es geht. Ein Beispiel gefällig? Bitte:
Ein Arbeiter wird von seinem Chef gezwungen, seine Pause zu beenden und weiterzumachen. Der genervte Arbeiter geht in einen Schuppen und beginnt dort aufzuräumen. Als er einen Teppich weglegen will, bewegt dieser sich plötzlich. Er rollt ihn aus und findet darin eine Frau.
Schnitt. Man sieht den Chef. Er geht in den Schuppen und sucht nach dem Arbeiter. Der ist aber nicht da. Plötzlich fängt der Chef - mit dem Rücken zum Zuschauer - an, zu wimmern. Er dreht sich um... und hat keinen Mund mehr!
Was soll das nun? Das wird dann nach dem (inzwischen fast legendären) Vorspann geklärt. In diesem Fall war die im Teppich eingerollte Frau eine Dschinn (ihr wisst schon, wie Barbara Eden in "Bezaubernde Jeannie") und der Arbeiter hat sich von ihr gewünscht, dass sein Chef endlich mal die Klappe halten würde.
Ein derart konstruierter Prolog macht aber Spass, weil er eben den Zuschauer im Ungewissen lässt, was den Aspekt des Unerklärlichen noch heraushebt.
In den folgenden 40 Minuten gehts dann meist so weiter: Mulder und Scully kommen am Tatort an, finden Beweise, nisten sich am Ort des Geschehens ein. Dann gibt es wieder einen Vorfall zu bestaunen, bevor am nächsten Tag wieder Mulder und Scully aufkreuzen. So kommen sie der Sache immer näher, bis sie sich irgendwann auflöst. Hört sich so etwas spröde an, wird es aber aufgrund der kreativen Plots fast nie.
Unterstützt wird das Ganze durch ebenso kreative Variationen bezüglich der Inszenierung. So wird z.B. eine Episode als Huldigung an Hitchcocks "Cocktail für eine Leiche" ohne sichtbare Schnitte gedreht. Eine andere wiederum zeigt die Ermittlungen des FBI in Blair Witch-Manier, mit Handkamera gedreht, um so Realismus einzufangen.
Bei all den unglaublichen Stories steht aber eines immer im Vordergrund: die Beziehung zwischen dem glaubenden Mulder und der kritischen Scully. Glaube gegen Wissenschaft, das gibt es nicht erst seit Akte X. Hier steckt ein ungemeines Spannungspotential drin. Das hat sich wohl auch Chris Carter gedacht, und in der Tat hält das Konzept immer wieder bei der Stange. Als aufgeklärter Rationalist schliesst man sich doch meistens Scullys Ansichten an, um dann doch wieder von Mulder eines Besseren belehrt zu werden. Man kann jetzt fragen: lernt diese dämliche Scully jetzt nicht endlich mal, dass sie mit ihrer Wissenschaft hier nicht weit kommt? Aber auch als Zuschauer sucht man immer erst nach der einfachsten Erklärung, weshalb Scullys Skeptizismus niemals unangebracht erscheint. Ausserdem wird in der Serie mehrmals betont, dass sich Glaube und Wissenschaft ergänzen und Mulder seine sieben Leben ohne Scullys rationale Weltsicht schon alle verloren hätte.
Ein weiteres Spannungselement: Mulder ist ein Single-Männlein, Scully ein Single-Weiblein. Und was haben wir noch in der Schule über Bienchen und Blümchen gelernt? Richtig, da muss doch was gehen. Aber wir wollen das hier mal nicht ins Lächerliche ziehen, denn immer wieder gelingt es Carter & Co., wirklich berührende Momente zwischen Beiden zu schaffen, bei denen sich Freundschaft und Liebe vermischen, wie man es noch selten gesehen hat. Auf einen Kuss mussten die Fans lange warten. Beim Akte X-Film, der zwischen den Seasons 5 und 6 angesiedelt ist, hätte so mancher eine ganz bestimmte Biene am liebsten in den Bienenhimmel befördert.
Wie bedeutend die Beziehung zwischen Mulder und Scully für den Erfolg der Serie war, wurde dann mit Duchovnys Ausstieg nach der siebten Staffel deutlich. Nach zwei weiteren Staffeln mit einem sehr guten Robert Patrick als Agent Doggett und einer überflüssigen Agent Reyes (habe den Namen vergessen) kam das Ende der Serie. Obwohl auch hier noch überdurchschnittliche TV-Kost geboten wurde, war das Besondere einfach verloren gegangen.
Fazit: Die unheimlichen Fälle des FBI sind zurecht als Meilenstein in die Geschichte der TV-Serien eingegangen. Jede nachfolgende Serie wird sich mit ihr messen müssen, egal ob Mystery oder nicht. Erst Jack Bauer und die schlimmsten Tage seines Lebens brachten ähnliche Innovationen zurück ins Wohnzimmer.
Jeder sollte zumindest einmal ein paar Folgen um Mulder und Scully gesehen haben. Man muss es nicht mögen, wird es aber wahrscheinlich, wenn man sich drauf einlässt.
Mehr als verdiente

Alle neun Staffeln der Serie gibt es inzwischen komplett auf DVD - die Erstauflage im attraktiven Digipak.
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Akte X - Der Film

Originaltitel: X-Files - The Movie, The
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2001
Regie: Rob Bowman
Darsteller: Gillian Anderson, David Duchovny, William B. Davis, Mitch Pileggi, John Neville, Martin Landau, Jeffrey DeMunn, Blythe Danner, Terry O'Quinn, Armin Mueller-Stahl u.a.
Dieser Text kann Spoiler für diejenigen beinhalten, die sich noch nicht ausgiebig mit der TV-Serie beschäftigt haben, dies aber in Zukunft noch tun wollen. Alle anderen dürften die Ergebnisse sowieso von vorneherein angenommen haben.
Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis die Mutter aller Mystery-Serien ihren eigenen Kinofilm bekommen sollte. Nach fünf Staffeln war es soweit: Serienschöpfer Chris Carter und Frank Spotnitz lieferten das Drehbuch zu einem abendfüllenden Spielfilm, das ganz speziell auf die Fans ausgelegt war und ihnen einige der im Akte X-Universum so seltenen und begehrten Antworten zur Verschwörungsgeschichte versprach.
Regie führte Rob Bowman („Elektra“, „Die Herrschaft des Feuers“), der nicht nur Regieerfahrungen in massenweise älteren TV-Serien sammeln durfte, sondern auch bei „Akte X“ zu den Stammregisseuren gehörte. Dementsprechend ist es nur wenig überraschend, dass sich Bowman voll an Carters Vorgaben hielt und das Drehbuch so adaptierte, dass es konsequent die Serienfans ansprach.
Ich kann und will gar nicht beurteilen, inwiefern Nicht-Serien-Kenner auf ihre Kosten kommen. Das steht auch eigentlich gar nicht zur Debatte, denn dieses Publikum zu ignorieren, war ganz klar die richtige Entscheidung – auch wenn das verständlicherweise ein Punkt ist, der gerne kritisiert wurde. Aber mal ehrlich, thematisch musste sich der Plot ganz einfach um die Verschwörungstheorie drehen, und mit einer solchen kann der Nicht-Fan sowieso nichts anfangen. Warum also die Story massenkompatibel für jemanden abändern, der sich ohnehin nicht dafür interessiert?
„Akte X – Der Film“ fungiert nun als Bindeglied zwischen den Staffeln fünf und sechs und steht zwischen der Doppelepisode „Das Ende“ und „Der Anfang“. Die komplette fünfte Staffel hatte mit einem Glaubensumschwung des Fox Mulder (David Duchovny) zu kämpfen, der jahrelang an Außerirdische geglaubt hatte, nun aber annahm, dass die Regierung all dies absichtlich inszeniert hatte, um damit abzulenken und hinter dem Rücken der Bevölkerung mit militärischen Kampfstoffen zu experimentieren. Dieser radikale Glaubensumschwung basierte auf scheinbar unwiderlegbaren Beweisen: perfekte Nachbildungen von Alien-Leichen, Dokumente von höchster Geheimhaltungsstufe und mysteriöse Informanten. Derweil schien ausgerechnet Scully nach ihrem durch die Regierung verursachten Krebs zum Glauben gefunden zu haben und findet in ihrem Unterbewusstsein auch Bruchstücke, die auf Raumschiffentführungen hinweisen und sie mit Cassandra, der Mutter des neuen FBI-Agenten Spender, verbinden.
Die abschließende Episode „Das Ende“ wirft nun mit einem Schach-Wunderkind, das offenbar Gedanken lesen kann, die scheinbar sicher geglaubten Erkenntnisse wieder über den Haufen, denn irgendjemand will dieses Kind töten – und der Grund dafür kann nur die Vertuschung sein. Die Vertuschung eines Beweises, dass es eben doch außerirdische Substanzen gibt; wie hier bei dem Kind, das durch solche außerirdische Substanz auf „schlafende Gene“ Zugang hat, die zwar jeder Mensch besitzt, aber nur bei ihm aktiv sind. Die Episode schließt mit einem Star Wars-artigen Zugeständnis des kettenrauchenden Krebskandidaten an Agent Spender und schließlich mit einem brennenden Büro von Agent Mulder. Die X-Akten sind verbrannt, die langjährige Arbeit von Mulder und Scully zerstört.
Das Ende?
Hier beginnt Rob Bowmans Verfilmung. Diese gibt sich von Beginn an epischer als die TV-Serie, denn der Prolog gibt bereits einige Wahrheiten frei. Von vornherein steht nun definitiv fest: es gibt Außerirdische. Dies kann so eindeutig gesagt werden, weil der Prolog in der Eiszeit spielt und das Aufeinandertreffen von Höhlenmenschen und Außerirdischen dokumentiert, und zwar frei jeglicher Schachfiguren auf dem Feld des Mulder-Kreuzzuges, die das Gesehene verfälschen oder dementieren könnten.
Ein großzügiger Jump Cut befördert uns schließlich in die Gegenwart, wo ein kleiner Junge in eine Erdaushöhlung stürzt und sich dort mit dem aus der TV-Serie bekannten Schwarzen Öl infiziert, welches dem Vorspann zufolge das Blut der Außerirdischen ist.
Dann sehen wir erstmals unsere Titelhelden. Inzwischen zur Anti-Terror-Einheit versetzt, befinden sich Mulder und Scully auf dem Dach eines Hochhauses, um nach einer Bombe zu suchen. Allerdings auf dem Dach des mutmaßlich falschen Gebäudes, aber Mulder hat mal wieder seine Ahnungen und findet dann auch tatsächlich die Bombe. Agent Michaud (Terry O'Quinn, „Millennium“) soll sich um ihre Deaktivierung kümmern, doch das Vorhaben mißlingt: die Bombe explodiert und reißt den Agenten, zwei Feuerwehrmänner und ein kleines Kind in den Tod.
Fortan werden Sündenböcke gesucht und in Mulder, Scully und ihrem Vorgesetzten Skinner (Mitch Pileggi) gefunden. Mulder gibt sich damit jedoch nicht ab und schickt Scully illegalerweise zur Untersuchung der Bombenopfer. Und es stellt sich heraus, dass diese schon vorher tot waren – gestorben an einer Zellauflösung des kompletten Körpers. War die Bombenexplosion also nun beabsichtigt, um gewisse Fakten zu vertuschen?
Hier beginnt ein dichtes Verschwörungskonstrukt, das vorwiegend aus Dialogen und ominösen Treffen zwischen den einzelnen Schachfiguren besteht. Wir sehen das Treffen der ominösen Hintermänner um den Krebskandidaten, wo fortan die Handlungen beschlossen werden, wir sehen den betrunkenen Agent Mulder, wie er einer Barkeeperin seine komplette absurde Geschichte ausplaudert und schließlich draußen gegen ein Independence Day-Poster pinkelt, wir sehen den zwielichtigen Autoren Alvin Kurtzweil (Martin Landau), der sich möglicherweise als wichtiger Informant herausstellt, ja selbst die Einsamen Schützen (Dean Haglund, Bruce Harwood, Tom Braidwood), die Mulder mal wieder aus der Klemme helfen. Wenngleich die Wahrheit im eigentlichen Sinne schon von Beginn an offen dargelegt wurde, ergibt sich dennoch wieder das alte Spiel, das im Wesentlichen aus Irrlichtern und Verwirrungen besteht. „Trust No One“ ist der Leitsatz, der nach wie vor gilt.
Der angestrebte Status des Films als „Fragenbeantworter“ funktioniert durchaus, denn die Akteure werden in Gelegenheiten gezeigt, in denen man sie vorher nie zu Gesicht bekam. Die Dialoge wirken trotz der Verwirrungen aus Sicht Mulders viel klarer und bemühen sich, Lücken zu schließen, gleichzeitig aber auch wieder neue Fragen aufzuwerfen.
Der eigentliche Unterschied zur Serie jedoch besteht darin, endlich das Wesen der außerirdischen DNA zu offenbaren. Gab es in der TV-Serie stets nur Andeutungen und isolierte Ausschnitte, so werden die hier zu einem zusammenhängenden Zyklus verbunden. Einige Doppelfolgen befassten sich beispielsweise mit dem Schwarzen Öl, andere wiederum mit den Formwandlern, wieder andere mit Raumschifflandungen oder Alienobduzierungen. Nun werden all diese Elemente zur Freude der Fans ihrer Autarkie beraubt und beinahe im Stil der „Alien“-Reihe miteinander in einen kausalen Zusammenhang gesetzt, der viele Aha-Effekte beinhaltet, je weiter sich das Mosaik zusammensetzt. Ob nun das Schwarze Öl, die sich auflösenden Körper, die Aliens, die Bienen, das Virus oder das finale Raumschiff – alles erfüllt seinen Zweck und baut aufeinander auf.
Inszenatorisch hatte man nun die Gelegenheit, eben jene Elemente so darzustellen, wie es sich Carter wirklich vorgestellt hat, wo die Serie doch ab und zu mit monetären Beschränkungen zu kämpfen hatte. Orientieren sich die Dialoge in düsteren Gassen atmosphärisch abgesehen vom neuen Cinemascope-Format doch deutlich an der grauen Tristesse der kanadischen TV-Serien-Umgebung, lassen sich in Sachen Effekte deutliche Fortschritte verzeichnen. Als direktes Beispiel lässt sich wieder das Schwarze Öl anführen, das nun deutlich besser zur Geltung kommt als im Fernsehen, wo die Verschwärzung der Augen oft wie eine bloße Montage von sich aufbauschender schwarzer Tinte wirkte.
Das betrifft auch die Aliens: konnte man in der Serie die menschlichen Körper unter den Alienkostümen erahnen, sind die Movie-Aliens kompromisslos fiese, schwarze, schleimige Geschöpfe, die Gottseidank Einflüsse von „Alien“ aufweisen und deswegen nie in ihrer vollen Montur gezeigt werden, sondern sich stets auch im Schatten bewegen, womit das Mysteriöse deutlich an Zugkraft gewinnt.
Die Bienen- und Maisfeld-Szene geizt dagegen nicht mit Gigantismus, der in der Form außerhalb des Spielfilmgerüstes einfach nicht möglich gewesen wäre. Gleiches gilt für gesamte Arktis-Szene: das unterirdische Raumschiff-Set ist einfach grandios, das finale Abheben aus den Tiefen des Eis ein wahrer Leckerbissen für jeden Fan.
Die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern musste zu diesem Zeitpunkt eigentlich überhaupt nicht hinterfragt werden. Die Lustlosigkeit von David Duchovny stellte sich erst so langsam nach dem Kinofilm ein, während Gillian Anderson weiterhin mit ihrer wackeren Rationalität und Treue erfreute. Hier jedoch gibt sich das Spiel zwischen beiden einmal mehr perfekt. Mulders trockener Humor kommt in diversen Szenen voll zur Geltung und scheut sich auch nicht davor, hin und wieder frühere Episoden zu zitieren („In all den Jahren, in denen wir uns kennen, wie oft habe ich mich da geirrt? Einmal. Zumindest, was das Autofahren betrifft.“). Mulders Eigenimitation seines Gesichtsausdrucks bei Panik ist brillant und selbstironisch, seine plumpen Antworten auf die philosophischen Monologe von Scully herzerfrischend. Auf der dramatischen Seite haben wir eine weitere Verdickung des Bandes zwischen beiden zu verzeichnen, das sich durch das gemeinsame Schicksal wegen der geschlossenen X-Akten ergibt. Den ersten Kuss hatte hier jeder Fan erwartet, doch mehr als zum Ansatz kommt es nicht, denn dieser wird gestört durch den Stich einer Biene, symbolisch auch durch den Stich des Lebenswerkes von Mulder und der Treue seiner langjährigen Partnerin, der jegliche privaten Hingaben verbietet.
Schließlich werden die Verhältnisse wieder zurechtgerückt: Mulder bekommt seinen Beweis (zumindest für sich selbst), Scully sieht ihn mal wieder nicht, und echte Beweise gegenüber den Vorgesetzten fehlen auch mal wieder. Wie Mulder so schön sagt, ist man mal wieder an dem Punkt, an dem man schon 1000 Mal war: so nah und doch so fern. Die Serie kann weitergehen. Und das tut sie mit „Der Anfang“.
Rob Bowmans erste Verfilmung lässt dem Fan kaum Wünsche offen. Ohne Kompromisse eingehen zu müssen, werden die Handlungsstränge um die Verschwörung optimal mit der gegenüber der Serie mehrwertigen Action verknüpft und gehen in einem nahezu perfekten Spannungsbogen auf. Sicherlich ist der Plot selbst für hartgesottene Seriengucker recht komplex, geht aber zumindest bei mehrmaligem Ansehen voll auf. Das Hauptziel, einen Knotenpunkt zu erstellen, an dem sich viele Fragen beantworten und neue Fragen aufgeworfen werden, wird jedenfalls erreicht. Einige logische Schwächen sind zwar erwartungsgemäß da, können aber verkraftet werden.
Für den Nicht-Kenner der Serie mag der Film recht uninteressant sein. Die stimmende Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern und die gelungenen Effekte sollten aber selbst von ihnen anerkannt werden. Ansonsten sollte „Akte X – Der Film“ aber eben den Serienguckern vorbehalten werden. Es wird ja niemand gezwungen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Die so genannte "Special Edition" von Fox bietet nur wenige Specials, dafür aber eine ordentliche technische Umsetzung.