
Originaltitel: Taxi 3
Herstellungsland: Frankreich
Erscheinungsjahr: 2003
Regie: Gérard Krawczyk
Darsteller: Sylvester Stallone, Samy Naceri, Frédéric Diefenthal, Bai Ling, Bernard Farcy, Emma Sjöberg, Marion Cotillard, Edouard Montoute, Jean-Christophe Bouvet, Patrice Abbou, David Gabison, Clément Inglesakis, Bonnafet Tarbouriech u.a.
Geschrieben am 20.04.2004, ergänzt am 29.10.2005
"Taxi 3" ist die Fortführung der Vorzeige-Actionkomödien-Serie Frankreichs, produziert von Luc Besson, dem wir auch Perlen wie "Das Fünfte Element" oder "Leon - Der Profi" zu verdanken haben. Im Zentrum steht der führerscheinlose Taxifahrer Daniel, der stets mit 300 Sachen durch die Ortschaften Frankreichs düst und nebenbei wichtigen Leuten das Leben rettet, indem er sie in Rekordzeit am Flughafen abliefert. Als er einmal den ewigen Fahrschüler Emilien chauffieren muß, entpuppt sich dieser als Polizist. Der schlägt Daniel einen Deal vor: er erlässt ihm alle Strafen für das schnelle Fahren ohne Führerschein und erklärt sich im Gegenzug dazu bereit, ihm bei seinen Ermittlungen zu erhelfen. Trotz Daniels Hass auf die Polizei entwickelt sich dabei über Teil 1 und 2 eine Freundschaft zwischen den Beiden.
Soweit zur Vorgeschichte. Teil 3 beginnt mit Beziehungsproblemen. Daniels Freundin ist mit der Wohnsituation unzufrieden und Emilien scheint seine Freundin - eine deutsche Kollegin, die er in Teil 2 erobert hatte - gar nicht mehr wahrzunehmen. Während sie in Emiliens Büro überall Blumenkohl verteilt, läßt Daniels Freundin in dessen Wohnung einen Schwangerschaftstest herumliegen - was das wohl zu bedeuten hat?
Wie dem auch sei: der Grund für Emiliens Unfähigkeit, eins und eins zusammenzuzählen, liegt darin, daß er in seinem neuen Fall einfach nicht weiterkommt. Eine Bande von Weihnachtsmännern macht ihm zu schaffen. Daniel und Emilien machen sich also auf den Weg, um die Bande zu stoppen, während ihr Chef sich von einer Reporterin von chinesisch-schweizer Herkunft um den Finger wickeln lässt...
"Taxi 3" beginnt wahrlich spektakulär und wird den spritzigen Vorgängern zunächst einmal durchaus gerecht. Wir sehen in der ersten Einstellung die idyllische Landschaft Marseilles, als plötzlich ein Motorrad durch die Fenster eines Hochhauses bricht und von rechts nach links über den Bildschirm fliegt. Es folgt eine spektakuläre Verfolgungsjagd zwischen dem flüchtenden Motorradfahrer und mehreren dunklen Gestalten auf Rollerblades. Die Jagd endet vor Daniels Taxitür, und der Motorradfahrer entpuppt sich als Sylvester Stallone höchstpersönlich. Es kommt, wie es kommen muss: Daniel befördert den Biker postwendend zum Flughafen, bevor dann das Titelthema eingespielt wird: eine unterhaltsame Parodie auf die Silhouettenthemen der Bond-Filme.
Der folgende Abschnitt ist nun allen richtigen Männern gewidmet, die auf Muskeln, Stahl, Schweiß und Feuerbälle stehen.
Okay, unseren Herrn Sly also als selbstparodierender Bond-Verschnitt? Was es nicht alles gibt. Es passt ja eigentlich überhaupt nicht, aber es zündet dennoch wie Brennholz. Woran das liegt, vermag ich gar nicht zu sagen. Stallone hat sich in den letzten Jahren gerne von seiner unernsten Seite gezeigt, spielte auch mal gerne dumme, kleine Nebenrollen (“Spy Kids 3-D”) - so halt auch hier. Es ist wohl so, dass eine Parodie nicht immer unbedingt perfekt auf die Biografie des Parodierten zutreffen muss, denn so sehr wir mit Sly zusammen “Adriaaaaaan!” geheult haben, so sehr wir ihm geglaubt haben, dass blaues Licht blau leuchtet, und so sehr wir ihm letztendlich auf dem Zenit seiner Karriere sogar noch einen Oscar in die Schuhe gewünscht haben (Okay - “Cop Land” war für Sly-Verhältnisse wahrlich oscarreif, aber sich vorzustellen, wie er sich den Goldjungen abholt, das ist dann wohl doch ein wenig zu viel des Guten)... den Charme eines schneidigen Geheimagenten hat er nimmer ausgestrahlt. Aber vielleicht ist genau dies der Grund, warum die komplette Szene funktioniert: Die in jungen Jahren EINSTIGE MUSKELMASCHINE im FORTGESCHRITTENEN ALTER plötzlich entgegen des Alterungsprozesses als WINDIGEN CHARMEUR MIT AGENTEN-FLAIR zu erleben, das hat schon was Verschrobenes. Und wer dabei noch so cool rüberkommt - zumal in Emiliens Taxi bislang noch jeder die Kotztüte hat verwenden müssen - der hat es verdient, dass man ihn für seinen Kurzauftritt nicht etwa belächelt, sondern aufsteht und andächtig den Rocky-Score anstimmt, der ihm einst zum Durchbruch verhalf und uns Zuschauern viele vergnügliche Stunden bereitete.
Danke, Sylvester, du italienischer Hengst, jetzt können wir mit Optimismus auf “Rocky 6" und “Rambo 4" schauen - denn wir wissen, dass du dich schon lange nicht mehr zu ernst nimmst.
Diese turbulenten Anfangsminuten versprechen leider viel mehr, als der Film anschließend halten kann. Zunächst einmal zu den positiven Aspekten: der komplette Originalcast konnte wieder herbeigerufen werden. Zur Freude der Zuschauer bleiben sich die Charaktere treu und versprühen viel Wortwitz in ihren Dialogen, in dem ein typisch französischer Humor (leicht dümmlich, aber auf seine Weise sehr amüsant) hervorsticht, der an die ersten beiden Teile erinnert.
Das war`s leider schon soweit mit dem Positiven. Zu bemängeln sind diverse Punkte. So sucht man vergeblich eine Story, die sich sozusagen in sich selbst verflüchtigt. Nicht mal einen Tag nach Ansehen des Films war mir überhaupt noch klar, wer die Weihnachtsmänner eigentlich sind und was sie vorhatten. Natürlich ist eine Story in einem Film dieses Genres eher zweitrangig, aber als Grundgerüst benötigt sie jeder Film.
Wo schon die Story versagt, sollte zumindest der Actionanteil überzeugen. Das tut er wegen Mangels an Stunts leider auch nicht. Was im Film zu sehen ist, hat zwar meistens Hand und Fuß, aber erstens hat man vieles davon schon mal gesehen und zweitens bleiben die wenigen Actionszenen viel zu rar gesät. Gerade das Finale im Schnee wurde viel zu unspektakulär angelegt. Daniel und sein Taxi können sich viel zu selten in Szene setzen. Atmosphärisch zieht das Ambiente gegen Ende zwar wieder deutlich am 007-Strang und orientiert sich bevorzugt an “Im Geheimdienst ihrer Majestät”, aber die übertreibende Parabel auf den Super-Geheimagenten will sich nie so richtig auf die Protagonisten dieses Filmes übertragen. Ein wenig ist das auch Samy Nacéri anzukreiden, der zwar charmant wie immer sein Taxi steuert, in Bezug auf den parodistischen Aspekt jedoch keinen Millimeter von seiner Spur weicht. Von einem Bond-Verschnitt ist in ihm nichts zu finden; diese Trotzköpfigkeit ist zwar irgendwo auch wieder ganz sympathisch, aber dazu bedarf es dann auch nicht des ganzen Bond-Unterbaus - wenn auch Bai Ling einen passablen und vor allem exotischen Bösewicht abgibt.
Es bleibt die Fortsetzung einer französischen Erfolgskomödie mit einigen guten Ansätzen, die dann aber nicht konsequent weiterverfolgt wurden. Der Film tut das, was er am wenigsten tun sollte: er langweilt etappenweise. Die flotten Dialoge, unterstützt von französischen HipHop-Einlagen, machen das zwar teilweise wieder wett, aber dennoch kommt der dritte "Taxi" nicht über Mittelmaß hinaus, geschweige denn an seine Vorgänger heran. Deshalb nur

Die Komplett-Trilogie erschien im März 2004 in einem hübschen (und angeblich limitierten) Digipak mit insgesamt vier DVDs. Zwei davon gehen auf das Konto von "Taxi 3", der auch einzeln als Doppel-DVD veröffentlicht wurde. Mehrwerte gegenüber den Erstauflagen gibt es abgesehen von der Verpackung nicht, dafür aber ausreichend Auseinandersetzung mit den Hauptfilmen in Form von Making Ofs (gerne auch als Musik-Doku), Interviews, Musikvideos, Trailern etc. Da kann man nicht meckern.
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Taxi Taxi

Originaltitel: Taxi 2
Herstellungsland: Frankreich
Erscheinungsjahr: 2000
Regie: Gérard Krawczyk
Darsteller: Samy Naceri, Frédéric Diefenthal, Emma Sjöberg, Bernard Farcy, Marion Cotillard, Jean-Christophe Bouvet, Marc Faure, Malek Bechar, Philippe Du Janerand, Edouard Montoute, Sébastien Pons u.a.
Geschrieben am 22.03.2005
Wer schon ein Review zu „Taxi“ verfasst hat, kann zum Sequel „Taxi Taxi“ eigentlich nicht mehr viel Neues vortragen. Es ist die typische Fortsetzung, mit einer Ausnahme: sie kommt an das Original heran. Sie übertrifft es nicht, ist aber durchaus gleichwertig.
Das dürfte daran liegen, dass die Story schon in „Taxi“ nicht besonders viel Bedeutung hatte; und sie ist es immerhin, die dafür sorgt, dass Fortsetzungen normalerweise immer schlechter sind als das Original. Und in der Tat – der Plot wirkt noch mal eine Stufe tiefergelegt, die Übeltäter sind tatsächlich noch mal einen Tick ärmer an Persönlichkeit und Charakter. Eine Entwicklung, die sich auch noch mit dem dritten Teil fortsetzen sollte. Aber wen juckt's? Die Taxi-Reihe ist auf Action und Comedy ausgelegt, und hier wurde im Vergleich zum Vorgänger wirklich noch mal ordentlich getunt. Alles, was das erste Abenteuer um den Taxifahrer Daniel (Samy Nacéri) und den dusseligen Polizisten Emilien (Frédéric Diefenthal) ausgezeichnet hatte, wird wieder aufgegriffen und aufgemotzt.
Die entscheidendste Neuerung aus Sicht der Story dürfte der Vater von Daniels Freundin sein, der den Humor wirklich nochmals um eine Nuance anreichert. Beinahe im „Meet the Parents“-Stil kommt es zu einer schwierigen Situation, als seine Tochter ihm ihren Freund vorstellen will. Ähnlich wie Robert de Niros Figur stammt auch dieser nämlich aus dem militärisch-konservativen Lager und ist zunächst einmal gar nicht begeistert von dem jungen Mann. Der schlägt sich aber weitaus besser als sein Pendant Greg Focker (aka Ben Stiller) und schmiert seinem neuen Schwiegerdaddy so lange Honig ums Maul, bis der den sympathischen jungen Mann ins Herz geschlossen hat.
Damit wäre auch der Grundstein gelegt für den weiteren Handlungsverlauf. Durch einen Zufall lernt der „General“ Daniels Fahrkünste kennen, wodurch der sich für höhere Aufgaben empfiehlt: gegen seinen Willen wird er vom Schwiegervater nämlich als Chauffeur in den Auftrag des Militärs gestellt. Es gilt, einen sehr wichtigen Staatsmann aus Japan in einem speziell gepanzerten Peugeot durch Marseille zu chauffieren und eventuelle Kidnapper-Versuche abzuwehren.
Hier kommt die Polizei ins Spiel, womit auch wieder Emilien in den Film integriert wäre und das ungleiche Paar wieder vereint ist. Er und seine Kollegen sind nämlich für die Sicherheit des Staatsmannes verantwortlich. Und so kommt es, wie es kommen muss: der Japaner wird gekidnappt, und mit ihm auch noch die Deutsche Petra, Emiliens frischgebackene Freundin, um die er den ganzen ersten Teil und eine Hälfte des zweiten Teils lang geworben hat.
Man merkt also schon, alles ist deutlich abgehobener und weniger bodenständig als in „Taxi“, was nur selten ein Garant für Qualität ist, hier aber noch verrücktere Stunts und Actionsequenzen provoziert. Und genau das bekommen wir geboten: richtig abgefahrenes Zeug, manchmal dezent übertrieben, aber nie fehl am Platz. Daniels Taxi springt nun (mit ausgestreckten Flügeln) über Zäune... und sogar (an drei Fallschirmen befestigt) aus einem fliegenden Flugzeug. Die charakteristischen Rennszenen auf den Landstraßen vor der Meeresidylle von Marseille sind natürlich auch wieder mit von der Partie.
Diesmal sorgen auch die Gegenspieler für Action. Frédéric Diefenthal darf vier oder fünf Ninjas durch die Straßen verfolgen, welche sich geschmeidig über Stock und Stein bewegen, als bestünden sie bloß aus Federn. Übrigens darf auch Emma Sjöberg ihre Karate-Fähigkeiten zur Schau stellen – erst beim polizeilichen Training, in dem sie ihren kleinen Emilien plattmacht, später dann gegen die Entführer, unter anderem mit einer Szene, für die sich der Slow Motion-Knopf am DVD-Player lohnt.
Samy Nacéri glänzt dagegen wie gewohnt mit lässigem Wortwitz und durch seine Fahrkünste. Oftmals erlebt man Déjà-Vus, nicht zuletzt auch durch serienübergreifende Running Gags wie die kleinen Kriminellen, die wider Erwarten immer wieder durch einen Polizeieinsatz überrascht werden, der Geschäftsmann, der schon in Teil 1 Daniels Taxi bestiegen hat, oder der Fahrschullehrer, der Emilien nach der x-ten Führerscheinprüfung freiwillig die Lizenz gegeben hat und nun ansehen muss, wie er unmittelbar vor seinem Fahrschulauto mit einem weißen Peugeot bildlich gesprochen aus allen Wolken fällt. Nicht alles davon zündet, aber das meiste ist doch amüsant.
Neben dieser Fallschirm-Szene dürfte das absolute Stunt-Highlight die Massenkarambolage der Polizeiautos vor der Brücke sein. Das hat beinahe schon Bruckheimer-Qualität und hat die Produktionskosten sicherlich ein ganzes Stück ansteigen lassen. Überhaupt sind die Bemühungen um Superlative in jeder Beziehung spürbar. Der Aufwand ist gestiegen, jedoch ist die Atmosphäre gleich geblieben, was der wichtigste Garant dafür ist, dass das Niveau des Originals gehalten werden konnte. Trotz aller Aufwertungen bleibt es ein waschechter „Taxi“-Film. Die Atmosphäre von Marseille trägt natürlich ihr Übriges dazu bei, was unter anderem auch durch Daniels Outfit, wahlweise ein Trikot von Olympique oder der französischen Nationalmannschaft, unterstrichen wird.
„Taxi Taxi“ ist letztendlich insofern das typische Sequel, als dass die Vorzüge des Originals wieder aufgegriffen und variiert bzw. ausgebaut wurden. Das funktioniert weitgehend sehr gut. Jedenfalls ist die Kurzweil auch wieder der große Trumpf dieses 85-Minüters. Die Story ist platt wie eine Flunder, aber bei dem Bombenmix aus Action und Komödie und dem Wiedersehen mit schon in Teil 1 liebgewonnenen Charakteren tut das überhaupt nicht weh.

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Taxi

Originaltitel: Taxi
Herstellungsland: Frankreich
Erscheinungsjahr: 1998
Regie: Gérard Pirès
Darsteller: Samy Naceri, Frédéric Diefenthal, Marion Cotillard, Manuela Gourary, Emma Sjöberg, Bernard Farcy, Georges Neri, Guy Quang, Maurice Murcia, Sabine Bail, Dan Herzberg, Sébastien Thiery, Eric Bérenger, Philippe Du Janerand, Christophe Fesquet u.a.
Geschrieben am 22.03.2005
Frankreich wird immer mehr zur ersten Adresse für europäische Filme. Ein entscheidender Grund dafür ist sicherlich die Artenvielfalt, die vielen anderen Ländern fehlt. Beispiele gefällig? Deutschland fährt ein zweigleisiges Extrem mit anspruchsvollem Drama und platter Komödie. England verzichtet nur selten auf eigenkulturelle Aspekte (ihr Glück, dass der britische Humor auch international ankommt). Dänemark hat es lediglich einzelnen Regisseuren wie Lasse Spang Olsen („In China essen sie Hunde“) zu verdanken, dass man nicht vollständig auf die Dogma-Filme reduziert wird. Und als die Türkei zuletzt einen Horrorfilm vermarktete, hörte sich das Ganze doch arg exotisch an.
Anders die Franzosen. Obwohl durchaus die kulturellen Einflüsse erkennbar bleiben, verbreitet der französische Film doch ein ganz anderes Flair. Der Anspruch, international zu sein, kommt deutlich rüber.
Unter anderem steht auch Produzent Luc Besson für das Internationale. Zusammen mit Weltstar Bruce Willis hat er immerhin DAS Globalitätsvehikel überhaupt abgedreht, nämlich „Das fünfte Element“. Auch sonst muss er seine Arbeit nicht vor der Welt verstecken.
„Taxi“ ist nun einer der international kompatiblen Vorreiter aus dem Bereich Actionkomödie. Die Idee ist doch recht konventionell, wie auch die Buddy-Konstruktion. Aber was lange währt, wird endlich gut. Soll heißen: das Buddy-Movie ist eines der wenigen Wunder des Films, die sich entgegen der allgemeinen Regularitäten nie abnutzen, sondern immer wieder neu erfunden werden können. „Taxi“ bietet mit Samy Nacéri und Frédéric Diefenthal ein von Grund auf sympathisches Zweigespann, das gegenüber den US-Vorbildern eine entscheidende Variation mitbringt: es handelt sich um europäische Buddies, und damit auch um europäischen – oder spezieller gesagt, um französischen – Humor. Diese Alternation tut dem Genre gut und lässt es lockerer erscheinen.
Mehr noch als die beiden Hauptdarsteller jedoch setzt der Filmlook mitsamt den kameratechnisch ausgefeilten Verfolgungsjagden und Rennszenen Akzente. Regisseur Gérard Krawczyk hat Verständnis für die Bedürfnisse des Zuschauers und bietet einen lupenreinen Unterhaltungsfilm, der keine Sekunde langweilt. Wenn Taxifahrer Daniel (Samy Nacéri) ganz relaxt am Steuer sitzt, sein Mittagessen verputzt, plötzlich ein verzweifelter Geschäftsmann einsteigt und schwitzend und zitternd erklärt, dass sein Leben davon abhängt, dass er in einer Viertelstunde am Flughafen ist, Daniel mit aller Ruhe das Straßen- gegen das Rennlenkrad tauscht und plötzlich von außen sämtliche Gadgets ausgefahren werden, da geht der Puls hoch und die Vorfreude auf ein heißes Rennen steigt. Das hat es seit „Knight Rider“ nicht mehr gegeben, und sofort kommt das nostalgische Freiheitsgefühl auf, das man damals bei der Kult-TV-Serie empfunden hatte.
Die darauf folgenden Szenen des weißen Taxis in Aktion bestätigen dann die Vorfreude. Wie ein postmoderner Herbie rauscht der Peugeot durch die malerische Idylle von Marseille, so dass beinahe Urlaubsfeeling aufkommt. Optisch sind die Rennen überaus individuell und rasant eingefangen worden: Kameras folgen dem Geschehen unmittelbar am Heck des Taxis, aus der Ego-, Frosch- oder Vogelperspektive, das Blickfeld des Zuschauers schlängelt sich an sämtlichen Autos vorbei. „The Transporter“, ebenfalls eine Luc Besson-Produktion, sollte sich später eines ähnlichen Looks bedienen.
Ach ja, nebenbei gibt's ja auch noch eine Story zu erzählen. Hier kommen die Deutschen leider mal wieder nicht besonders gut weg und müssen mit der kriminellen Mercedes-Gang einmal mehr die Bösewichte zur Verfügung stellen. Darüber hinaus werden deren Aktionen durch den ziemlich rassistischen Polizeichef auf ganz Deutschland verallgemeinert („Scheiß-Deutsche“, „Krauts“). Später stellt sich dann aber auch heraus, dass sich der Auslandshass nicht nur auf Deutschland fokussiert, sondern auch die „Schlitzaugen“ und die „Fish & Chips“ ihr Fett wegkriegen. Das mag nicht ganz die feine Art sein, allerdings sieht man das als selbst Betroffener immer etwas enger. Außerdem gibt es doch zumindest eine sympathische Deutsche, die uns sehr gut aussehen lässt. Die Polizistin Petra wird von dem verdammt gut aussehenden (schwedischen?) Model Emma Sjöberg dargestellt, die hier ihr Filmdebüt gibt. Das dürfte doch schmeicheln; immerhin hätte man auch das Klischee vom riesigen Mannweib mit Schnauzer (ich erinnere an Barts Parodie bei den „Simpsons“) verwursten können.
Obwohl das Riesenhafte, Dominante durchaus bestehen geblieben ist und sogar ein Gag daraus gemacht wurde. Denn Emma Sjöberg ist eine sehr große Frau und wird ausgerechnet als Love Interest des kleinen, milchgesichtigen Frédéric Diefenthal eingebaut. Dessen Bemühungen um die deutsche Kollegin machen einen nicht unerheblichen Bestandteil der Comedy aus.
Auf der anderen Seite hat sein Buddy-Partner auch seine liebe Müh mit dem weiblichen Geschlecht. Es wird zwar kein Balztanz ausgeführt wie bei den Polizisten (denn Daniel und seine Herzdame sind schon ein Paar), dafür kommt aber immer wieder etwas zwischen die Bemühungen um ein romantisches Wochenende. Zu guterletzt gerät auch noch die Mutter von Emilien (Diefenthal) ins Spiel sowie dessen Unfähigkeit, einen Autoführerschein zu machen.
So ist es kaum verwunderlich, dass dieses komplexe Beziehungsnetz beinahe schon etwas von den Gegenspielern ablenkt. Dies hat zur Folge, dass die Mercedes-Gang nur schwach charakterisiert und ihre Mitglieder kaum ausgearbeitet sind. Das stört aber weniger, da der Fokus sowieso auf der Ausarbeitung der Beziehung zwischen Polizei und führerscheinlosem Taxifahrer liegt.
Fazit: „Taxi“ ist eine optisch einwandfreie, bestens unterhaltende Actionkomödie mit furiosen Stunts, rasant geschnittenen Autoverfolgungsjagden und einem absolut sympathischen Hauptdarsteller-Duo. Dass der Plot nur wenig originell ist und gerade in Bezug auf die Darstellung der Deutschen mit nicht mehr haltbaren Klischees nur so um sich wirft, trübt den Spaß keinesfalls. Für kurzweilige Abendunterhaltung bestens geeignet.
