![Bild](http://img164.imageshack.us/img164/6778/armourbu0.jpg)
Originaltitel: Longxiong hudi / Operation Condor 2: The Armour of Gods
Herstellungsland: Hongkong, Jugoslawien
Erscheinungsjahr: 1986
Regie: Jackie Chan
Darsteller: Jackie Chan, Alan Tam, Rosamund Kwan, Lola Forner, Bozidar Smiljanic, Ken Boyle, John Ladalski, Robert O'Brien, Boris Gregoric, Alicia Shonte, Vivian Wycliffe, Stephanie Evans, Linda Denley, Marcia Chisholm, William Williams
Gerade noch den USA zum zweiten Mal enttäuscht den Rücken gekehrt und wieder in die Heimat zurückgekehrt, wendet Jackie Chan sich ihnen ideologisch doch gleich wieder zu, indem er auf seine eigene Art ganz keck Indiana Jones zuwinkt... von einem Steinobelisken aus, kraxelnd, eine Rückwärtsrolle vollführend und auf dem harten Boden der Tatsachen aufkommend, denn im Opener schlägt er sich bei einem unglücklichen Sturz ein Loch in den Kopf und spannt sein eigenes Leben auf einen seidenen Faden.
Gefahr ist eben sein Leben, seit er sich in den ersten Stuntjobs so stürmisch verhielt, dass er schnell aus der Masse herausragte und Nebenrollen, schließlich Hauptrollen bekam. Für die amerikanische Safety-First-Maxime hat er seit dem Durchbruch mit “Rush Hour” nichts als ein Lächeln parat. Jackie Chan kommt aus Hongkong, dessen Filmgeschäft weniger eine Traumfabrik ist als vielmehr ein Steinbruch. Netze und doppelte Böden gibt es kaum. Die Gefahr einer Verletzung ist so hoch, wie es die Sicherheitsauflagen in den Vereinigten Staaten niemals zulassen würden. Das ist in einigen Fällen sicherlich an der Grenze des moralisch Vertretbaren, auch wenn jeder Mensch selbst entscheiden sollte, in welche Situationen er sich begibt. Jedoch ist nicht der unzweifelhafte positive Nebeneffekt zu verleugnen, der Hongkong-Action unter Filmfans ihren guten Ruf verdankt: Die Stunts wirken tatsächlich noch handmade, echt, unsimuliert.
“Jäger des verlorenen Schatzes”, so wegweisend er für das Abenteuer-Genre auch gewesen ist, hat an vielen Stellen hingegen eher das Flair einer simulierten Geisterbahnfahrt und wollte ja auch nie die Sparte des Rauen, Harten bedienen. Im Gegenteil, mit dem Gründer der “Star Wars”-Reihe als Schirmherr wollte und schaffte es Steven Spielberg, eine beeindruckende Magic Show abzuliefern. Es verzauberte und es setzte gigantische Meilensteine, aber es wirkt(e) eben auch inszeniert und kreiert. Genug Freiraum für den Hongkong-Star, dem amerikanischen Film auf seine Art ein Denkmal zu setzen mit dem, was er am besten kann.
“Der rechte Arm der Götter” ist ganz sicher mitnichten das Beste, was Jackie Chan als Actiondarsteller und Regisseur auf dem Kasten hatte. Wieviel mehr aus dem Indy-Parodie-Ansatz herauszuholen war, beweist das um Klassen bessere Sequel “Mission Adler”, wo Chan sich zu der Perfektion trieb, die hier noch fehlte.
Spaß hatte er aber ohne Zweifel, das sieht man ihm von der ersten Szene weg an, die sicherlich einige Takes brauchte, bis sie im Kasten war - so sehr glaubt man, dass er immer wieder in fröhliches Gelächter ausgebrochen ist und den Take abbrechen musste.
Mit seinem Kurzhaarschnitt, den er aber nur im Opener trägt, und der Sonnenbrille kommt Chan fast rüber wie ein Chow Yun Fat, steht zugegeben leider mal wieder einem vor Klischees triefenden Urwaldstamm entgegen, dem man das Parodistische aber nur mit Müh und Not ablesen kann - zumal “Mein Name ist Nobody” 1997 die gleichen Klischees auffuhr und sich dabei nicht hinter parodistischen Intentionen verstecken konnte.
Vergeben und vergessen, denn das Jump ‘n’ Run-Spiel über die Gebirgswiesen und Steinformationen mag zwar mit dem heftigen Unfall teuer bezahlt gewesen sein, es hat sich aber wenigstens ordentlich gelohnt. Da muss man schon oft zweimal hingucken, um zu glauben, wie der Mann mal eben kopfüber drei Meter in die Tiefe hüpft, wo nichts als Felsgestein wartet.
Das antreibende Storyelement, eine fünfteilige Rüstungsgarnitur, ist genreüblich ein MacGuffin, und hier wendet sich Chan an die Mechanismen seiner Vorbilder. Denn der Abenteuerfilm benötigt nicht mehr als einen Vorwand, um das eigentlich Interessante in Angriff zu nehmen: den Weg zum Ziel, ein Hindernisparcours, um zu etwas zu gelangen, das eigentlich eher unwichtig ist - so unwichtig wie die Frage, ob der “Wer wird Millionär”-Kandidat am Ende seiner schweißtreibenden Jagd nach dem Gewinn nun die Aussicht auf eine Million Euro oder eine Million Mark hat.
Bedauernswerterweise verliert Chan diesen roten Faden und damit die Parodie aus den Augen, um seine gewohnten Schemata abzuwickeln. Der begehrte Weg des Abenteuerfilms ist diesmal leider zu sehr der des Jackie Chan, dessen 80er-Jahre-Filme fast alle bestimmte Elemente teilten, die leider nicht besonders gut in das Adventure-Konzept hineinpassen. Vor allem, was sich zwischen Jackie und seinen Co-Stars Alan Tam, Rosamund Kwan und Lola Forner abspielt, folgt zu sehr dem Buster-Keaton-Prinzip. Chan inszeniert vom Plot abgebundene Verwechslungs- und Versteckspielszenarien, die slapstickhaft wirken sollen und dabei die Charakterzeichnung doch sträflich vernachlässigen. Die Beziehungsspielchen sind ganz nett, aber doch erschreckend beliebig für ein Filmprojekt dieses Kalibers, das offensichtlich mehr Ziele verfolgen muss als ein wenig Situationscomedy im Wechseltakt mit Kung Fu zu zeigen.
Zudem sind die Gags unglaublich pointenfrei. Wie bei den Knetfigurenpinguinen von Nick Park aus der “Kinder Pingui”-Werbung: Da macht das Pinguinmädchen einen Ablenkungstanz für die Mutter, damit der Pinguinjunge die leckeren Snacks klauen kann. Die Mutter kommt dahinter, und als der Vater nach Hause kommt, sagt sie herausfordernd: “Zeigt doch auch mal Papa euren Tanz” - und die Kinder gucken verlegen auf den Boden. Da fragt man sich doch, ob den Pinguinkindern nun ein Zacken aus der Krone bricht, wenn sie einfach nochmal für Papa tanzen, anstatt sich ganz ertappt zu fühlen. Szenen dieser Art begegnen einem auch zuhauf bei der Suche nach dem “Rechten Arm der Götter” - total konstruierte Gags - wie der mit dem chinesischen Käse, der das Ablaufsdatum überschritten hat - die einfach nicht zu Ende gedacht wirken und bei denen man sich nicht selten fragen muss, ob man da nicht gerade irgendeinen Insider verpasst hat. Denn die Schauspieler tun so, als wäre da gerade ein Riesenkalauer über die Mattscheibe gelaufen.
Das alles betrifft speziell den Mittelteil, der aber glücklicherweise immer wieder von schön verteilten Stunthöhepunkten flankiert wird. Die Autoverfolgungsjagd ist schon klasse und einige Stunts erinnern nicht von ungefähr an den gerade erst abgedrehten “Police Story”. Ein Jeep, der über zwei fahrende Motorräder springt und später in eine Absperrung knallt, in deren Lücke genau der Stuntmann hineinspringt, als der Crash erfolgt - nur ein Ausschnitt, der später noch von einer Brückensprungszene überholt wird. Es sieht manchmal der Natur der Sache gemäß etwas inszeniert aus, aber das darf es auch. Alleine diese Jeep-Szene ist schon weit mehr, als man vom trägen letzten US-Abenteuer “Das Vermächtnis der Tempelritter” im kompletten Film an Stunts geboten kam.
Wer aber Jackie kämpfen sehen will, wird zwar mit größeren Szenen sehr lange auf die Folter gespannt, doch dann geht es so richtig ab. In der Einlage gegen die vier Ladies findet Jackie endlich, endlich seine Chauvi-Ader, die auch in die ausgesprochen schnelle Choreografie eingeflochten wird. Während Jackie stets auf seine “Juwelen” (und damit ist nicht der gesuchte Schatz gemeint) achten muss, haben seine Gegnerinnen mit ihren “Luftpolstertaschen” und abgebrochenen Absätzen zu kämpfen. Nicht nur technisch der absolute Höhepunkt der diesmal leider doch etwas raren Martial Arts. Und nicht das Sprengstofffeuerwerk vergessen.
Abfallend gegenüber dem Nachfolger sind nicht zuletzt leider auch die nur wenig exotischen Handlungsorte. “Mission Adler” war schon mehr das, was man eine Odyssee nennen konnte. Gedreht wurde zwar diesmal schon in gleich 9 Ländern (Tschechien, Marokko, Philippinen, Frankreich, Spanien, Kroatien, Slowenien, Österreich, Jugoslawien), davon ist aber leider nur wenig zu sehen, da allzu viel in Wohnungen und Kunstbauten angelegt ist und zu wenig von den einzelnen Landschaften gezeigt wird. Eine Reise um die Welt sieht jedenfalls in der Regel anders aus.
Trotzdem bekommt der Film am Ende noch die Kurve und ein einigermaßen unterhaltsamer Streifen mit gewohnt hochklassigen Stunts und Martial Arts steht, wobei das Sequel “Mission Adler” seinen Vorgänger vier Jahre später als unvollkommene Übungseinheit entlarvte. Aber wieso auch nicht, denn wo die Story so unerheblich ist, gilt ja oft das Prinzip “Übung macht den Meister”. “Der rechte Arm der Götter” ist halt ein Prototyp.
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Die Neuauflage ist uncut (mit untertitelten Originalszenen) und wahlweise einzeln im Amaray oder zusammen mit Teil 2 im Steelbook zu bekommen.