Conman in Tokio

Der Action Film der 80er, der 90er und heute.
Antworten
Benutzeravatar
Vince
Actioncrew
Actioncrew
Beiträge: 20427
Registriert: 30.09.2005, 18:00
Wohnort: Aachen

Conman in Tokio

Beitrag von Vince » 30.11.2006, 20:55

Conman in Tokio

Bild

Originaltitel: Chung wa diy hap / Conman in Tokyo
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 2000
Regie: Ching Siu-Tung
Darsteller: Louis Koo, Nick Cheung Ka Fai, Athena Chu Yun, Christy Chung, Ben Lam, Yasuaki Kurata, Leung Kar Yan, Joe Cheng u.a.

“Casino Royale” ist derzeit in aller Munde und James Bond muss anno 2006 der Welt sein Pokerface gegen den fiesen Le Chiffre unter Beweis stellen. Doch auf die Art spielt man nicht in jedem Teil der Welt Karten. Jersy (Nick Cheung) beweist jedenfalls, dass sich selbst hysterischer Hongkong-Klamauk mit erfolgreichem Kartenspiel unter einen Hut bringen lässt. Es muss nicht immer die abgeklärte Tour sein. Ablenkung durch irres Herumzappeln kann manchmal auch ganz schön hilfreich sein...

Bild Bild

Ching Siu-Tung, Mitbegründer der “A Chinese Ghost Story”-Trilogie, Szenarienbereiter von Jet Lis Indy-Variante “Schrift des Todes” und späterer Hilfszivi für den in die Breite gegangenen Steven Seagal in “Belly of the Beast”, ist hier verantwortlich für ein Gambler-Movie, das erstaunlich gut ein neues Rezept ausprobiert, indem es aus dem ruhigen bis dramatischen Genre ein wahres Kartenspektakel macht, das kaum mal zu einer ruhigen Minute kommt. Von der ersten Minute an geht es total straight nach vorne. Siu-Tung bleibt sich selbst schön treu, indem er einen massiven Bleifuß an den Tag legt und sein Programm ebenso dynamisch wie kurzweilig vorantreibt.

Dies geschieht im allseits gefürchteten Bereich der Hongkong-Comedy, die auch in diesem Fall wieder kein Blatt vor den Mund nimmt. Doch treibt sie sich dabei so extrem in die Höhe, dass bald fast so etwas wie Anleihen bei “Simpsons”-Gags auftauchen. Als da wäre ein Weib, das die ganze Zeit ihren Freund anquengelt mit “Ich will shoppen! Ich will shoppen!”, über mehrere Szenencuts hinweg, bis der Mann irgendwann heulend im Schrank sitzt und verzweifelt seine Zustimmung gibt - wie Homer, wenn er gerade von seinen Kindern mit dem unausstehlichen “Dürfen wir nach Itchy & Scratchy-Land? Dürfen wir nach Itchy & Scratchy-Land?” beschallt wurde. Und wenn dann plötzlich der ständig fluchende Jersy auf Anraten seiner Freundin zusammen mit seinen Kumpels eine synchrone Gesangs- und Tanzeinlage à la Detlef “D” Soost bringt, um so die Flüche etwas sanfter wirken zu lassen, dann grüßt auch kurz der liebe Stephen Chow.
Ja, der Humor treibt sich so weit in absurde Höhen, dass da nicht einmal die “Lucky Stars” mithalten können - und wird darüber tatsächlich richtig witzig! Im Sinne von “da steckt eine Pointe dahinter”. Aber nicht etwa mit System, nein, scheinbar durch die reine Kumulation des Blödsinns entsteht so etwas wie richtiger, unter Umständen auch für den Westlichen greifbarer Humor.

Bild Bild

Dabei ist die Story gar nicht mal so undurchdacht - zu Beginn scheint sich ein altes Western-Muster nach der Formel “Mein Name ist Nobody” zu entwickeln, denn es geht um einen in seiner Heimat Hongkong erfolgreichen Spieler (Nick Cheung), der nach Tokio kommt und dort sein absolutes Vorbild trifft, an dessen Fähigkeiten nicht einmal er heranreicht: Cool (Louis Koo).

Jedoch fehlt, das wird bald klar, der Aspekt des alternden Meisters und des auftrumpfenden Neulings, und so entwickelt sich Nick Cheung langsam zu einem ordinären Sidekick des viel ernster spielenden Louis Koo und der “Mein Name ist Nobody”-Ansatz kann vergessen werden. Koo wird zwar erst sehr spät eingeführt, doch dann ist er gleich Hauptdarsteller und um ihn strickt sich eine nicht unkomplizierte Geschichte, die größtenteils durch Rückblenden nacherzählt wird. Auf einmal ist Liebe im Spiel, ein ehemaliger Freund, der Cool seine Freundin gestohlen hat und sie in der Ehe nun misshandelt. Über das Kartenspiel, Cools Spezialität, wird dann Rache genommen.

Hierbei nutzt Siu-Tung die Gelegenheit, die “A Chinese Ghost Story”-Fantasy-Ansätze im Geiste weiterleben zu lassen, als er Cool zu einem magischen Meister der Kartenhandhabung aufbaut und ihn nicht nur im eigentlichen Spiel gut dastehen lässt, sondern die Piks und Herzen und Karos und Kreuze auch als tödliche Waffen verwendet.
In Konflikten, und davon gibt’s einige an der Zahl, tritt Cool mit Karten bewaffnet gegen Wurfsterne schleudernde oder AKs abfeuernde Gegner an, die entweder namenloses Projektilfutter sind oder wichtige Schlüsselfiguren in der Frage um den Verrat an Cool durch seinen alten Freund Yeung Kwong (Ben Lam). Zwar durch Verwischeffekte manchmal ein bisschen unterstützt, können sich die Effekte in den Kampfszenen dennoch gut sehen lassen. Da wirbeln die weißen Rechtecke durch die Luft wie in vielen Wuxia-Filmen Rosenblätter, bohren sich durch Fleisch und Knochen, schlitzen Kehlen und Handgelenke auf. Terence Hill mit seinen alten Fast Motion-Tricks würde glatt vor Neid erblassen, wenn er sähe, was Cool so alles mit seinen Werkzeugen auf dem Kasten hat.
Leider sind nicht alle Effekte so hundertprozentig gelungen, denn als schließlich Hubschrauber aus der Luft geschossen werden, sieht das nicht immer ganz sauber aus. Schön exorbitant ist die Art und Weise dennoch, wie dieser Streifen zu Ende geht.

Bild Bild

Problematisch sind einige Stimmungsschwankungen, die normalerweise nicht so sehr ins Gewicht fallen würden, es diesmal aufgrund der Extremität der Comedy aber doch tun. Louis Koo passt sich seiner Rolle gemäß nicht dem Hongkong-Klamauk an, sondern macht seinem Namen “Cool” alle Ehre. Umso bedepperter steht sein hyperaktiver Bewunderer Jersy dann da, zuerst Held von ganz Hongkong, dann die Flachpfeife von Tokio.
Welch irrer Geist der Jersy-Figur innewohnt, sieht man dann in einem seiner Träume, den der Regisseur aus mir unerfindlichen Gründen visualisierte. Da sehen wir ein grottig animiertes Areal in billigster Computergrafik, in dem die Kamera sich wild dreht, im Hintergrund steht “Bejing Station” (im Schrifttyp der “PlayStation” geschrieben) und zwei Charaktere stehen sich in Kampfpose gegenüber und bekriegen sich schon bald. Das geht dann doch ein Stück zu weit...

Ansonsten ist die Story gar nicht mal so uninteressant, die Comedy gar nicht mal sooo unlustig und die Charaktere gar nicht mal so unsympathisch. “Conman in Tokio” ist wirklich kurzweilig, erlaubt sich nicht einmal dann Hänger, wenn es darum geht, den Herzschmerz Cools zu thematisieren. Die gezeigten Fights sind ordentlich, hätten aber durch weniger verwischte Effekte noch besser präsentiert werden können, und das Gambling-Szenario wird interessant umgesetzt, inklusive recht spannender Spielszenen, die vor allem einige Klischees des gemeinhin bekannten HK-Geblödel angenehm umdrehen.
:liquid7:

Die DVD kommt uncut von e-m-s. Ausführliche Besprechung hier.

Benutzeravatar
Vince
Actioncrew
Actioncrew
Beiträge: 20427
Registriert: 30.09.2005, 18:00
Wohnort: Aachen

Beitrag von Vince » 30.11.2006, 20:55

Wie nen knallharter Mod hab ich meine Entscheidung gefällt. :lol:

EDIT: Das wird'n Platzhalter für Conman

Benutzeravatar
Vince
Actioncrew
Actioncrew
Beiträge: 20427
Registriert: 30.09.2005, 18:00
Wohnort: Aachen

Beitrag von Vince » 30.11.2006, 20:59

Platzhalter für den Conman in Vegas

Benutzeravatar
Vince
Actioncrew
Actioncrew
Beiträge: 20427
Registriert: 30.09.2005, 18:00
Wohnort: Aachen

Beitrag von Vince » 30.11.2006, 21:00

Und nochn Platzhalter für God of Gamblers 3 - My Name is Nobody.

Benutzeravatar
John Woo
Action Experte
Action Experte
Beiträge: 5640
Registriert: 22.11.2005, 15:52

Beitrag von John Woo » 30.11.2006, 21:25

Kann es sein dass hier irgendwas nicht stimmt?
Ich kann den Namen Jackie Chan irgendwie nicht finden...

Benutzeravatar
freeman
Expendable
Expendable
Beiträge: 61454
Registriert: 12.12.2004, 23:43
Wohnort: Rötha

Beitrag von freeman » 01.12.2006, 00:11

God of Gamblers 3 ist aus dem Conman Franchise und nicht aus dem God of Gamblers Franchise? Kann ich ja gar net glooben. Im übrigen haben wir ein God of Gamblers II Review unter dem Begriff Hard Game I im Forum ... damit ihr mal lesen könnt, wie ähnlich das alles ausfällt. Die Chinesen haben eben ein Faible für Glücksspiel im Film ... steht da auch dabei ;-) und ist übrigens mit Chow Yun Fat und 3 dicken Shoot Outs!

In diesem Sinne:
freeman
Bild

Benutzeravatar
wolfman
Action Prolet
Action Prolet
Beiträge: 1368
Registriert: 01.06.2005, 08:49
Wohnort: DVDnarr.com
Kontaktdaten:

Beitrag von wolfman » 01.12.2006, 07:35

freeman hat geschrieben:Die Chinesen haben eben ein Faible für Glücksspiel im Film ...
Nicht nur im Film! :wink:

Benutzeravatar
Vince
Actioncrew
Actioncrew
Beiträge: 20427
Registriert: 30.09.2005, 18:00
Wohnort: Aachen

Beitrag von Vince » 01.12.2006, 12:49

freeman hat geschrieben:God of Gamblers 3 ist aus dem Conman Franchise und nicht aus dem God of Gamblers Franchise? Kann ich ja gar net glooben.

Keene Ahnung, vermutlich wohl nicht. Ich blicke bei der Franchise nicht durch, zumal in der ofdb auf der "Conman in Tokio"-Seite keine Sequels oder so angegeben sind. Als ich das Review geschrieben habe, wusste ich auch noch gar nicht, dass es überhaupt ne ganze Franchise davon gibt. Hab dann oben die Platzhalter auf Grundlage von Rain Jaos Review in der ofdb mal vorsorglich gemacht. Der spricht da von einem 98er "Conman", von einem Sequel "Conman in Las Vegas" und dass dann 2000 "Conman in Tokio" und "God of Gamblers 3" nachgeschoben wurden, deren Zusammenhang nicht ganz klar sei. Also einfach mal nen Platzhalter gemacht... besser einen zuviel als einen zu wenig.

Benutzeravatar
freeman
Expendable
Expendable
Beiträge: 61454
Registriert: 12.12.2004, 23:43
Wohnort: Rötha

Beitrag von freeman » 02.12.2006, 00:52

Ahjo, kein Vorwurf ... i hoab da bei den beiden Franchises auch keinen Plan ... Sind net so meine Filme. Mir gefällt ja net mal God of Gamblers wirklich ... kenn ich nur wegen dem Chow ...

In diesem Sinne:
freeman
Bild

Benutzeravatar
kami
Action Experte
Action Experte
Beiträge: 5604
Registriert: 10.06.2006, 17:39
Wohnort: Leipzig

Beitrag von kami » 02.12.2006, 08:05

MY NAME IS NOBODY heißt übrigens NICHT God of Gamblers 3, davon gibt es nämlich schon zwei, einmal GoG - Back to Shanghai mit Stephen Chow und einmal GoG 3 - The Early Stage mit Leon Lai in der Chow Yun Fat-Rolle. Nichtsdestsotrotz soll NOBODY wohl auch irgendwie zur Franchise gehören, die ja unendlich zu sein scheint, und deren Konstante Produzent und häufig auch Regisseur Wong Jing gehört, der auch die CONMAN-Serie produziert, die
im übrigen nicht gerade actionlastig ist, mit Ausnahme von CONMAN IN VEGAS. Für die unersättlichen gibt es auch noch zwei weitere CONMAN-Filme, CONMAN 2002 und FATE FIGHTER, beide mit Nick Cheung, beide eher lausig.

Benutzeravatar
kami
Action Experte
Action Experte
Beiträge: 5604
Registriert: 10.06.2006, 17:39
Wohnort: Leipzig

Beitrag von kami » 02.12.2006, 08:09

Ach ja, my opinion zu CONMAN IN VEGAS: Für einen Conman-Flick sehr gut, für einen Ching Siu Tung-Film eher nicht ganz so gut, immerhin ist CIT zuweilen wirklich lustig, die Action knallt ganz ordentlich, die Optik ist schnieke, Christy Chung auch, und ein Flugzeug explodiert, was ja nie schaden kann.
6,5/10

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste