Dracula Legacy (1931 - 1945)

Horrorfilme, die Monster, Tiere oder Mutationen thematisieren.
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Dracula Legacy (1931 - 1945)

Beitrag von Vince » 09.03.2007, 16:10

DRACULA LEGACY (1931 - 1945)

Dracula

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Originaltitel: Dracula
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1931
Regie: Tod Browning
Darsteller: Bela Lugosi, Helen Chandler, David Manners, Dwight Frye, Edward Van Sloan

"Among the rugged peaks that crown down upon the Borgo Pass are found crumbling castles of a bygone age." - mit diesen Worten aus dem Munde von Carla Laemmle, der Nichte des Universal-Gründers Carl Laemmle, wird die Ära des vertonten Universal-Horrorfilms eingeleitet. Sie beginnt mit “Dracula”, der allerersten Verfilmung des einflussreichen Romans von Bram Stoker, dessen Mix aus Liebesroman, Abenteuer und Grusel die Romantik des ausgehenden 19. Jahrhunderts nachhaltig prägte und dafür sorgte, dass die historische Persönlichkeit Vlad III. Draculea (1431 - 1476) bis zum heutigen Tag Film und Literatur unermüdlich zu Geschichten inspiriert, die sich längst von den historischen Tatsachen verabschiedet haben... welche sie ja eigentlich nie in Anspruch genommen haben. So auch nicht Stokers darauf basierende Erfindung, der Vampir Graf Dracula.

Dessen Mythos strömt der ersten Verfilmung von Tod Browning (“Freaks”) nun unerbittlich voraus, so dass Universals großer Kassenerfolg von 1931 im Grunde schon obligatorisch zum Klassiker stigmatisiert wird - einfach deshalb, weil diese Urverfilmung Normen bildete, Maßstäbe setzte und Archetypen erschuf. Der Gärungsprozess kommt dem Werk wie der gleichjährige “Frankenstein” schon von sich aus zugute, denn Brownings Film zu diffamieren, wäre Blasphemie vor dem Herrn. Um so interessanter ist es, dass “Dracula” zwar immer noch ein guter Wein ist, “Frankenstein” trotz gleichen Jahrgangs aber der bessere, der mit dem vollmundigeren Geschmack. Es gibt bei allem Charme unübersehbare Störfaktoren, die das Bouquet stören.

Vieles davon ist den Entstehungsumständen zu entnehmen. Carl Laemmle sah zunächst überhaupt keine Veranlassung, den Stoff zu verfilmen, weil der sich nicht mit der Unterhaltungsschiene vertrage, die Universal eigentlich verfolgte. Als Laemmle das Studio 1929 in die Hände seines Sohnes gab, wurden dann endlich Pläne verfolgt, das Werk doch noch auf die Leinwand zu bringen. Vorgesehen war zunächst, den Roman als etwas zu verfilmen, das man nach den 1970er Jahren einen “Blockbuster” genannt hätte - einen großen Film für die große Masse, der keine Mühen gescheut hätte, die literarische Vorlage mit allen erdenklichen Mitteln werksgetreu umzusetzen. Doch 1931 war das Jahr, in dem die Große Depression um sich schlug. Geldressourcen waren auch bei Universal knapp bemessen, und so wurde es eher ein Projekt im Kleinen.
Das schlug sich auch auf die Wahl des Hauptdarstellers nieder. Ursprünglich war der große Lon Chaney erste Wahl von Carl Laemmle Jr., doch verstarb der kurz vor Drehbeginn - ebenso wie Paul Leni im Jahr 1929 als einer der beiden favorisierten Regisseure (der andere war Conrad Veidt, bekannt vor allem für seine Leistung in “Das Cabinet des Dr. Cagliari” - er ging damals lieber wieder nach Deutschland).
Der ungarische Auswanderer Bela Lugosi hatte derweil bereits in seinen Bühnenstücken als Graf Dracula für Furore gesorgt und war daher brennend daran interessiert, auch im Film die Hauptrolle zu übernehmen. Nur war Lugosi für Laemmle Jr. anfangs keine Option. Erst nach der Verhinderung diverser anderer Schauspieler und dem Verzicht auf eine hohe Gage wurde dann doch Lugosi verpflichtet, was sich für den Film dann als Glücksgriff herausstellen sollte.

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Denn man sieht dem Ungaren an, wie sehr er diese Rolle gewollt hat. Zwar ist Lugosi nie zum alleinigen Synonym für Dracula geworden so wie Karloff für Frankenstein, aber das liegt beileibe nicht an seiner Leistung, sondern schlicht und einfach daran, dass “Dracula” filmhistorisch viel höhere Wellen geschlagen hat als “Frankenstein”, der außer ein paar direkten Sequels und einem Remake in den Neunziger Jahren kaum nennenswert weiter ausgebaut wurde. Und so muss sich Lugosi seinen Thronplatz mit Christopher Lee auskämpfen, aber immerhin... bei der Masse an Schauspielern, die in ihrer Karriere mal den Grafen Dracula darstellen durften, ist alleine dies schon eine Leistung, die der von Karloff gleichkommt.

So ist Lugosi auch im wahrsten Sinne der Blickfang des Films - nicht nur durch die Art, wie er in Szene gesetzt wird - nein, auch durch seine pure Eigenausstrahlung. Er verleiht dem mysteriösen Geschöpf mit seinem hypnotisierenden Blick, seinen künstlich-theatralischen Gesten und seiner akzentuierten Ausdrucksweise eine faszinierende Aura. Das, was hier vonstatten geht, ist ein Stück weit die Interpretation des Schauspielers selbst, und das merkt man, denn er drückt der Rolle eindeutig seinen Stempel auf. Den abstoßenden alten Mann mit schütterem Haar und Mundgeruch, wie ihn Bram Stoker in seinem Roman beschrieb, verformt Lugosi zu einem undefinierbaren Wesen, das sein Gegenüber unweigerlich in seinen Bann zieht. Das mag nicht werkgetreu sein, aber es verleiht der Figur eine neue Facette, die sich in einem Zweig auch fortgesetzt hat. Lugosi romantisiert Graf Dracula, letzten Endes verleiht er ihm gar eine erotische Aura, auch wenn das heute schwerfällt zu glauben, sieht man den stieren Blick des kleinen Mannes in dem pechschwarzen Umhang und seinen kauzigen Akzent. Doch genau daraus schöpfen erotische Vampirdarstellungen wie die aus “Interview mit einem Vampir” ihre Substanz.

Atmosphärisch ist die erste knappe halbe Stunde bei allen Mängeln, die ohne Zweifel auch hier zu finden sind, hervorragend geworden. Besonders, wenn man die Umstände bedenkt, denn das Schloss und seine unwirtliche Umgebung wirken trotz der vielen zum Einsatz gekommenen gemalten Hintergründe unheimlich und fremdartig - ganz so, wie es die Vorlage verlangte. Denn “Dracula” wurde bekanntlich absichtlich in die rumänischen Karpaten verlegt, eine aus Sicht der Amerikaner im Nirgendwo liegende Einöde, die genau dadurch ihren Grusel erlangt. Im Gegensatz zu James Whales surreal anmutender Verschleierung des Handlungsortes von “Frankenstein” sind diese Karpaten nun aber lokalisierbar, womit der Realismus betont wird - die Tatsache, dass in unserer rationalen Welt tatsächlich irgendwo ein Fleckchen existiert, das derart unheimlich ist - wobei das Unheimliche selbstverständlich weitestgehend von Bram Stoker hinzugedichtet wurde, der übrigens nie selbst an den Orten war, die er im Buch beschreibt.

Die Bilder sprechen aber für sich. Auch wenn “Dracula” aus heutiger Sicht kaum mehr jemanden erschrecken dürfte, als “unheimlich” darf man die Szenen vor und im Schloss ohne schlechtes Gewissen bezeichnen. Dazu trägt nicht nur die gelungene Verschmelzungstechnik von realen Szenen und gemalten Landschaften bei (zum Teil wurde direkt vor die obere Hälfte der Kamera ein Hintergrundgemälde montiert und darunter lief der Film ab), sondern auch diverse gelungene Sequenzen, die das Drehbuch ausspuckte. Zu erwähnen sei Renfields Trip in der Kutsche, wobei ein geisterhafter Kutscher bereits einen Vorgeschmack auf den Zielort gibt und Renfield am Ende seiner Reise feststellen muss, dass er ohne Kutscher gefahren ist. Lugosi selbst führt den von Dwight Frye hervorragend gespielten Renfield zum Schloss, und zwar in aller Offensichtlichkeit - wiederum ein neuer Aspekt dieses Films, da der Kutscher ansonsten als vermummte Gestalt geschrieben war, die ihre Identität nicht preisgibt, worauf sich dann auch Coppolas Neuverfilmung wieder besonnen hat.

Das Innere des Schlosses ist nicht minder imposant mit den hohen Steinwänden und Spinnweben, auch wenn die US-amerikanische Zensur einige sehr kuriose Änderungen verfügte (so laufen im Schloss keine Ratten herum, sondern Opossums und Gürteltiere!). Aber auf den ersten Blick fasziniert die durchaus spannende Ruhe in den Szenen der Unterhaltung zwischen Renfield und Dracula - mit Dialogen von Doppeldeutigkeit in mehrfacher Hinsicht. Draculas Akt des Betäubens seines Gastes durch Wein ist mit religiösen Motiven gespickt (hieraus ging dann auch die berühmte Zeile “I never drink... wine” hervor), und das, obwohl Regisseur Browning im Grunde nicht so sehr daran gelegen war, subtil zu werden. Angeblich wohnte er vielen Dialogszenen bei ihrer Entstehung nicht einmal persönlich bei, weil er sich vor ihnen grauste, obwohl er kurz darauf mit “Freaks” ein durch und durch sozialkritisches Werk ablieferte. Das deutet dann auch eher darauf hin, dass Browning ungleich weniger Herzblut in das Projekt steckte als der hochmotivierte Hauptdarsteller, was man leider auch an so mancher Szene erkennt, die bei all ihrem oberflächlichen Schein nicht immer ganz durchdacht wirkt. Wirklich stilistisch “perfekte” Momente wie die Auferstehung der Bräute in den Kellergewölben bleiben doch relativ selten.

Das ist aber nicht alleine dem Regisseur zuzuschreiben, sondern fällt auf die komplette Produktion zurück. Leider ist zu deutlich die Orientierung an den Theaterstücken zu erkennen, die das Publikum erfreut haben, lange bevor bei Universal der Regierungswechsel vonstatten ging und das Projekt “Dracula-Film” endlich in Angriff genommen wurde. Auch sehr überraschend ist es, wie zurückhaltend der Deutsche Karl Freund, generell ein Virtuose seines Fachs, die Kamera einsetzt. Es gibt Szenen, in denen sein Talent zum Vorschein kommt und er mit effektiven Kamerafahrten brilliert, so wie in der erwähnten Auferstehungsszene geschehen. Meist aber bleibt die Kamera statisch. Allerdings ist hier wieder Einflussnahme des Regisseurs zu vermuten, der im Ruf stand, stehende Bilder für sich sprechen zu lassen.

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Nachdem Dracula London erreicht hat, verliert der Film zudem deutlich von seiner dichten Grundatmosphäre, entfernt man sich doch wieder von der fremden Umgebung und kehrt in die Zivilisation zurück. Dort begegnen uns nun allerlei cineastische Banalitäten, zu denen leider auch der restliche Cast zu zählen ist. Am Schloss waren die beiden besten Schauspieler mit ihrem Dialog isoliert und vermochten den subversiven Charakter der Dialoge alleine durch ihre schauspielerische Darstellung hervorragend zu transportieren, stets unterstützt von visuellen Gimmicks wie der Lichtreflexion auf die Augen Draculas, um so den Aufmerksamkeitsfokus des Zuschauers auf Lugosis Augen zu lenken und dessen Ausstrahlung noch zu vergrößern.

Die Untersuchungen Van Helsings sind dabei zwar interessant und das Duell mit dem Grafen gefällt, aber die innere Spannung stellt sich nicht wieder ein. Geschickte Wortspiele, die Dracula und seinesgleichen zu einem Gleichnis von Luzifer machen (“Vampire existieren nur deswegen, weil niemand glaubt, dass es sie gibt”), verlieren ihren ironischen Unterton, denn er wird optisch einfach nicht gut weitergeleitet. Helen Chandler bemüht sich derweil, eine möglichst verwirrte Mina zu präsentieren, doch auch hier fehlt es ein wenig das Zusammenspiel mit Lugosi. Bei Coppolas Neuverfilmung wurde die Liebesgeschichte oft als ein dramaturgisches Defizit ausgelegt, doch für sich betrachtet funktionierte sie durchaus, während Lugosis Interpretation diese Facette fehlt.

Unübersehbar ist es letzten Endes, dass der Mythos “Dracula” seiner ersten Verfilmung ein Schnäppchen schlägt und sie deutlich runder dastehen lässt, als sie wirklich ist. Wirtschaftskrise und sonstige äußere Einflüsse sind dem Werk anzumerken, aber nicht etwa in beschränkten Darstellungsmitteln, sondern in gewissen Entscheidungen, die von einflussnehmenden Akteuren getroffen wurden. “Dracula” wirkt trotz der atmosphärischen Bilder der ersten zwanzig Minuten wie ein Kammerspiel, eben wie ein Stück vom Broadway. Dem steht ein grandios aufspielender Bela Lugosi entgegen, der mit dieser Rolle auf ewig verbunden wurde (obwohl er sie von einer satirischen Ausnahme in der Abbott & Costello-Reihe abgesehen im Film nie wieder spielte) und der Vampirthematik entscheidende Anstöße gab, auf die noch heute zurückgegriffen wird. Bram Stokers Vorlage sorgt dafür, dass auch sonst in Tod Brownings Film eine Geschichte erzählt wird, die ohne Zweifel Substanz beweist, auch wenn sie aus heutiger Sicht abgedroschener nicht wirken könnte. Als Archetyp, auf den jüngere Beiträge zum Vampirfilm zurückzuführen sind, funktioniert er aber heute immer noch.
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Beitrag von Vince » 09.03.2007, 16:11

Drácula

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Originaltitel: Drácula
Herstellungsland: Spanien / USA
Erscheinungsjahr: 1931
Regie: George Melford, Enrique Tovar Ávalos
Darsteller: Carlos Villarías, Lupita Tovar, Barry Norton, Pablo Álvarez Rubio, Eduardo Arozamena, José Soriano Viosca, Carmen Guerrero, Amelia Senisterra, Manuel Arbó

“Children of the Night. What Music they make.”. So lautet eine von Bela Lugosis berühmtesten Zeilen als Dracula. Könnte er damit womöglich die spanischen Kollegen gemeint haben, die des Nachts die Kulissen des amerikanischen Filmteams beanspruchten?

Denn zu bettruhender Zeit war mitnichten Drehschluss im Schlosse Dracula. Parallel zu Tod Brownings Film entstand jeweils in der anderen Hälfte des Tages eine spanische Version derselben Geschichte. Browning und seine Crew traten um acht Uhr morgens zum Dreh an - einen halben Tag später rückte die Crew von Regisseur Melford an, um mitunter beinahe identische Szenen mit unterschiedlichen Schauspielern zu drehen. Beide Filme basieren auf dem gleichen Skript, das lediglich von Baltasar Fernández, der das Gleiche bereits für eine spanische Version von “The Cat Creeps” (1930) gemacht hatte, übersetzt und leicht modifiziert wurde. Drehorte und Kulissen waren identisch, selbst die Anweisungen für die Darsteller waren die gleichen - im fertigen Film stehen die Schauspieler exakt so zueinander, wie sie es auch in der US-Version taten.

Eine berechtigte Frage drängt sich durch diese Fakten auf, die aber leicht beantwortet werden kann: Wozu der ganze Aufwand? Was hat es für einen Sinn, parallel nochmal dasselbe zu drehen, als gälte es, dem Sprichwort “Doppelt gemoppelt hält besser” eine Existenzberechtigung zu verleihen? Nun, die Antwort ist eigentlich ziemlich banal: Das Projekt ist als eine frühe Form der Synchronisationsarbeit zu verstehen. Eine wirkliche Synchronisation wäre in dieser Zeit noch nicht möglich gewesen, so dass man die Gunst der Stunde nutzte, die gerade bereitstehenden Kulissen verwendete und Geld sparte. Ein Schema, das heute bei sicher geglaubten Projekten für Sequels wieder verwendet wird (etwa die “Herr der Ringe”-Filme oder die Fortsetzungen von “Matrix” und “Fluch der Karibik”).

Aber: Dreht man einen kompletten Film neu, das auch noch mit einer vollkommen neu besetzten Crew, so ist reine Synchronisation selbstverständlich nicht zu erwarten. “Drácula” ist eine eigenständige Interpretation, die zwar zugegeben unmissverständlich mit Brownings Arbeit verknüpft ist, dennoch eine eigene Richtung verfolgt... und die hat den Kritikern mehr zugesagt.

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Mit der außergewöhnlichen Laufzeit von fast 100 Minuten PAL-Zeit bewegt sich die spanische Version fast schon in epische Gefilde. Alleine deswegen kann von einer simplen Kopie für das spanische Publikum schon nicht die Rede sein, denn das US-Pendant schafft es gerade mal auf rund 72 Minuten. Da die Drehbuchvorlage identisch ist und sämtliche Szenen hier wie dort auf irgendeine Weise verarbeitet wurden, ist die Laufzeitdifferenz vor allem in verlängerten Dialogen zu lokalisieren, die einige interessante Ansätze weiterstricken, welche im eigentlichen Original nur gedämpft zur Geltung kamen. Nicht umsonst wirkte dieses nämlich phasenweise ähnlich abgehackt wie ein Theaterstück und weniger wie ein flüssig zu einem Ganzen verbundener Film. Speziell die Figuren Renfield, Mina (hier allerdings Eva genannt) und Van Helsing profitieren von den meist sinnvollen Dialogerweiterungen, wird ihnen doch deutlich mehr Screentime zuteil als im Gegenstück.

Aber auch Regie und Kamera wirken teils einfallsreicher als das bisweilen erstaunlich undynamische Zweigespann Tod Browning und Karl Freund. George Melford, der übrigens die spanischen Schauspieler dirigieren musste, ohne auch nur ein Wort Spanisch zu sprechen, überrascht immer wieder mit Szenenkompositionen, die deutlich frischer wirken als in Brownings eher statischer Vision. Herausragend ist die komplette Betäubungssequenz Renfields; als sich die Bräute über den betäubten Mann hermachen, werden uns vollkommen neue, ideenreiche Perspektiven zuteil. Dass Renfield sich kurz zuvor beim Speisen an einem Messer schneidet und nicht etwa an einem Stück Papier, ist ebenfalls eine der zahlreichen zunächst unscheinbar wirkenden Veränderungen, die dem Ganzen aber ein originelles Ambiente verleihen. Hier wird eine individuelle Signatur geschrieben, die keineswegs, wie man aufgrund des geringen Bekanntheitsgrads von “Drácula” annehmen würde, irgendwo in den Fußzeilen der Filmhistorie vermodert. Melfords Werk hat mehr Einfluss ausgeübt, als auf den ersten Blick sichtbar wird - diverse Szenen, die beispielsweise in Mel Brooks’ Parodie von 1995 vorkommen, sind keineswegs der US-Version entnommen, sondern stammen einzig und allein von der spanischen Version.

George Robinsons Kameraarbeit fängt die innovativen Einschübe des Regisseurs derweil äußerst stilvoll und modern ein, wo sein Gegenpart Karl Freund für seine Verhältnisse doch ziemlich konventionell geblieben ist und sich der Tradition des Stummfilms verschrieb. Die Begrüßung Draculas auf der Treppe, nur ein Beispiel, erscheint durch die völlig gelöste Kamera wie eine total von sich selbst abgetrennte perspektivische Furie, ein hektischer Totentanz, der dem Grafen eine eindrucksvolle Introduktion beschert. Die zu Nacht gedrehte Version erscheint deswegen im Gesamtbild deutlich moderner und auch rasanter - und das, obwohl die Dialoge stark ausgeweitet wurden.

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Einen weiteren Punktsieg erringt die spanische Version darin, nicht so sehr sittlichen Beschränkungen unterlegen gewesen zu sein wie die US-Version, deren Darstellungsfreiheit durch die amerikanische Prüderie entscheidend eingeschränkt wurde. Ganz besonders wälzt sich das auf die Garderobe nieder. Die Frauen geizen für damalige Verhältnisse nicht mit Reizen, was insofern einen positiven Effekt hat, als dass gerade Draculas zentrales Opfer umso stärker anzusehen ist, wie sehr sie dem Grafen ausgeliefert ist. Die Unschuldssymbolik gewinnt hierdurch einfach an Durchschlagskraft. Eva-Darstellerin Lupita Tovar grinste noch Jahrzehnte später darüber, wie sie zum personifizierten Sexappeal gestylt wurde.

Geteilter Meinung kann man über die Besetzung der Hauptrolle sein. Rein schauspielerisch erachte ich persönlich Lugosis Leistung nicht nur als die klar bessere, ich würde Carlos Villarías in gewissen Szenen sogar gnadenloses Overacting unterstellen, das eher an eine Faschingsmaskerade erinnert als an einen Vampirgrafen. Die unmenschliche Unnahbarkeit Lugosis erreicht Villarías jedenfalls nicht. Andererseits soll der ungarische Akzent, den die Produzenten ihm nahegelegt hatten, Kritikern zufolge sehr gut gelungen sein, was ich mir aber nicht zu bewerten anmaße. Wohltuend kommt allerdings die spärliche Gestik des Spaniers rüber im Gegensatz zu Lugosis überbordender Theatralik. Wenn sich bei der Unterhaltung im Schloss beispielsweise Renfield in den Finger schneidet und Dracula zuerst gierig hinschaut, bis ihm das Kruzifix an Renfields Hals auffällt, schwingt Lugosi höchst dramatisch seinen Umhang vor das Gesicht, um sich zu schützen. Villarías hingegen schaut eher angewidert weg und zieht sich ein Stück zurück, was doch natürlicher erscheint und besser in den Film passt als das, was Lugosi hier an Theater inszeniert. Auch muss ich dazusagen, dass das Hypnoseduell zwischen Dracula und Van Helsing in der spanischen Version intensiver wirkt, gerade weil Villarías so massiv die Augen aufreißt und so aussieht, als habe er gerade eine Zitrone mit Senfsauce verspeist.
Bei der Darstellung des Renfield nehmen sich Dwight Frye und Pablo Àlvarez Rubio nicht viel. Rubio spielt den Wahnsinnigen wahrhaftig so, als sei er selbst dem Wahnsinn verfallen - gegenüber Frye (der seinen besten Moment vielleicht dann hat, als er aus der Schiffskajüte nach oben blickt und irre kichert) wirkt er vielleicht deswegen noch stärker, weil ihm mehr Szenen zuteil werden, in denen er sich beweisen kann.

“Drácula” gilt im internen Vergleich unter Experten nicht umsonst als der bessere Film gegenüber “Dracula”, denn er führt viele unfertig erscheinende Dialoge der US-Version sinnvoll weiter und besitzt dennoch durch die innovative Kamera und Regie das größere Tempo. Die Darstellung des Dracula ist sicher Geschmackssache, ich persönlich bevorzuge Lugosis Darstellung, wenngleich Villarías gemäßigtere Gestik doch angenehmer wirkt. Wohl auch aufgrund der Tatsache, dass die spanische Version als verschollen galt, bis der Filmhistoriker David J. Skal sie vor rund 15 Jahren in Kuba wiederentdeckte, ist Melfords Film heute der unbekanntere der beiden; der schlechtere ist er aber keinesfalls.
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Beitrag von Vince » 09.03.2007, 16:11

Draculas Tochter

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Originaltitel: Dracula's Daughter
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1936
Regie: Lambert Hillyer
Darsteller: Otto Kruger, Gloria Holden, Marguerite Churchill, Edward Van Sloan, Gilbert Emery, Irving Pichel, Halliwell Hobbes, Billy Bevan, Nan Grey, Hedda Hopper, Claud Allister, Edgar Norton

Dracula ist tot! Die Polizei findet Van Helsing (Edward van Sloan) mit einem Pflock in der Hand neben seiner und Renfields Leiche. Dass es sich bei den Leichen um einen Vampirfürsten und seinen Diener handelt, glaubt ihm keiner. So wird Van Helsing eingesperrt und die Leichen unter Verschluß gestellt.
Plötzlich verschwindet Draculas Körper unter geheimnisvollen Umständen. Gleichzeitig taucht die Gräfin Marya Zaleska (Gloria Holden) in der Stadt auf. Was niemand weiß: sie ist Draculas Tochter und beabsichtigt, sich von dem grauenvollen Vampirvermächtnis zu befreien, indem sie die Leiche ihres Vaters zerstört.
Als das Vorhaben nicht gelingt, wird der Psychologe Jeffrey Garth (Otto Kruger) zu ihrer letzten Hoffnung...

Ich wage jetzt Einiges, weil sich mein Wissen über die Universal-Klassiker und ihre Hintergründe doch in Grenzen hält (Anm.d.A.: War die erste Kritik eines Universal-Klassikers). Trotzdem versuche ich, das Sequel zum zeitlosen Klassiker "Dracula" nicht aus heutiger Sicht, sondern am Index der Filmgeschichte zu bewerten. Und insofern kommt die Fortsetzung wie so oft zwar auch hier nicht ans Original heran, zeigt jedoch in vielerlei Hinsicht eine Reife, die man vom einem Sequel dieser Sorte nicht unbedingt erwarten konnte.

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Die ungewöhnliche Richtung schlägt "Dracula`s Tochter" schon gleich zu Beginn ein, indem man zwei bedeutende Charaktere des Vorgängers schon in der ersten Szene tot auf dem Boden liegen sieht: Dracula und Renfield, bäuchlings auf dem kalten Stein des Schlosses liegend. Neben ihnen steht Van Helsing. Die Polizei gesellt sich hinzu, sieht ihn mit einem Pflock in der Hand und zwei Leichen auf dem Boden, verhaftet ihn. Die Geschichte, von wegen die Leichen seien Vampire gewesen und er habe die Welt vor ihnen erlöst, glaubt ihm keiner der Polizisten. So wird Van Helsing für den Großteil der Geschichte außer Gefecht gesetzt.
Während Van Helsing also so vor sich hinvegitiert, wird plötzlich Draculas Leichnam gestohlen.
Schließlich taucht die Gräfin Marya Zaleska (Gloria Holden) auf. Was außer ihrem Diener Sandor (Irving Pichel) niemand ahnt: die Gräfin ist Draculas Tochter. Von ihrem Dasein als Vampir gepeinigt, will sie durch die Vernichtung von Draculas Körper den Fluch brechen und zum Menschen werden. Als dies jedoch nicht gelingt, beruhen ihre letzten Hoffnungen auf den Fähigkeiten des Psychiaters Dr. Garth (Otto Kruger)...

Man versuchte, sich so weit wie möglich vom Original zu lösen und dieses nur noch als Vermächtnis, als Legende vorkommen zu lassen. Die Geschichte sollte weitergeführt werden, und das ist es, was den Film qualitativ gewaltig anhebt.

Anstatt Dracula zurückkehren zu lassen, entschloss man sich, einen neuen Protagonisten ins Licht zu rücken. Mit Gloria Holden als Vampir-Nachkomme griff man direkt in den Goldpott. Ihre Präsenz wirkt geradezu hypnotisierend und steht Bela Lugosis Darstellung in nichts nach. Sie ist nicht das, was man unter makelloser Schönheit versteht. Ihre Gesichtszüge sind eckig und markant, ihre Augen kalt und berechnend, was vor allem in einer einzelnen Szene dokumentiert wird (als die Gräfin ihren Diener fragt "Was siehst du in meinen Augen?" und er antwortet: "Den Tod."). Es gelingt ihr, die innere Zerrissenheit und ihre undankbare Existenz zwischen Mensch und Monster widerzuspiegeln.

Das liegt nicht zuletzt auch an besagter Geschichte, die gewissermaßen dem Original-"Dracula" in Sachen Komplexität und Aussagekraft noch voraus ist. Zwar bleibt die Grundaussage (grob gesagt: auch Monster haben Gefühle) nur eine Variation aller Universal-Monsterfilme, doch ist die Dramaturgie mit all ihren Wendungen gerade zum Ende hin ihrer Zeit weit voraus (hier findet man unter anderem den Archetyp des "sadistic choice" vom Green Goblin aus "Spider-Man").

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Der Rest des Casts fällt gegenüber Gloria Holden doch leicht ab. Irving Pichel wirkt als Diener Sandor wie ein Hybrid von Frankensteins Monster (vom Aussehen her) und Igor (von seiner Funktion her). Nichtsdestotrotz hat auch seine Figur einen bedeutenden Anteil an der Klasse der Story, und Pichel spielt den Sandor ja auch nicht schlecht. Nur irgendwie stören diese Assoziationen zu einem gewissen anderen Universal-Meilenstein. Aber das ist wohl den Konventionen der Zeit zuzuschreiben.
Aus heutiger Sicht leicht fehlbesetzt wirkt allerdings Otto Kruger als Psychiater Dr. Garth. Er bringt eine unfreiwillige Komik ins Spiel, die so gar nicht ins dramaturgische Grundgerüst passen will. Es gibt da so ein paar Stellen, in denen man sich über seine euphorisch-lustige Art amüsieren könnte, doch dadurch wird der Schmerz der unerfüllten Liebe der Gräfin etwas abgeschwächt.
Ansonsten bleiben die Schauspieler (Garth` Sekretärin, Van Helsing, die Polizisten) unauffällig und solide.

Ein Punkt, in dem "Dracula`s Tochter" gegenüber dem Original stark abfällt, ist die Atmosphäre. Wegen deren Fehlen wirkt der Film aus heutiger Sicht eher uninteressant. "Dracula" hatte wundervolle Kulissen zu bieten, eingefangen durch eine tolle Kameraarbeit. Man denke an Renfields Fahrt in der Kutsche ohne Kutscher zum Schloss, an die steinige Felslandschaft Transsylvaniens, an das bäuerliche Dorf, an die dunkle Gruft, an die geisterhaften Bräute Draculas, an die riesige Eingangshalle, die stürmische Schiffsfahrt, die Londoner Innenstadt... solche Magic Moments hat "Dracula`s Tochter" leider, leider nicht zu bieten. Ein Großteil des Films spielt sich in recht schlichten Räumlichkeiten ab, weshalb einfach diese besondere Gruselatmosphäre ausbleibt. Lediglich das Finale spielt in Draculas Schloss, doch kennt man die Kulissen hier bereits (selbst das riesige Spinnennetz bekam eine Neuaufführung), weshalb sich das atmosphärische Potential hier in Grenzen hält.

Ohne Frage ist "Dracula`s Tochter" ein würdiges Sequel, das durch einen unglaublich reifen Storyverlauf punkten kann sowie durch die imposante Ausstrahlung der Gloria Holden. Atmosphärisch - und das ist ja das Element, wegen dem man heutzutage Monsterklassiker bevorzugt ansieht - steht das Sequel jedoch deutlich hinter dem Original zurück.
Deswegen gerade noch
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Beitrag von Vince » 09.03.2007, 16:12

Draculas Sohn

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Originaltitel: Son of Dracula
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1943
Regie: Robert Siodmak
Darsteller: Robert Paige, Louise Allbritton, Evelyn Ankers, Frank Craven, J. Edward Bromberg, Samuel S. Hinds, Adeline De Walt Reynolds, Pat Moriarity, Etta McDaniel, George Irving, Lon Chaney Jr.

Dracula muss einen fruchtbaren Genpool haben, treibt doch nun nach seiner Tochter das nächste untote Flattervieh aus der unheiligen Karpatenfamilie sein Unwesen: Graf Alucard.

Der Name verspricht eine Gaudi für alle Freunde herzlichen Rätsel- und Knobelspaßes. Die Kreditkarte wurde erst ein paar Jahre später in den Zahlungsverkehr integriert, und so hat es wohl etwas anderes mit diesem Namen auf sich. Kritisch werden am Bahnhof, wo der Graf ebenso erwartet wird wie damals Frankensteins Sohn, die Gepäckstücke begutachtet, und... huch! Liest man den Namen rückwärts... heiliger Vater, Jesus, Maria und Josef! Nosferatu! Le Vampire! Dæmonicus diabolus!

Das Rätsel ist gelöst. Der Fremde, den Kay Caldwell (Louise Allbritton) bei einer Weltreise kennengelernt und nun zu ihrer Hochzeit mit Frank Stanley (Robert Paige) eingeladen hat, ist kein Geringerer als der wahrhaftige Graf Dracula... oder wenigstens ein Nachfahre, wie der Filmtitel betont, das wird im Grunde nicht so richtig deutlich. Zumindest fällt der Apfel nicht weit vom Stamm, denn höchst dramatisch verschafft sich Dracula Einlass zur Hochzeit - nicht als regulärer Gast durch die Haustür, sondern als Nebelschwade durch die Fenster. Ganz der Alte... die Theatralik hat unter all den verstrichenen Jahren nicht gelitten. “Wolf Man”-Darsteller Lon Chaney Jr. ist es, der dem Vampirgrafen diesmal sein Antlitz leiht. Das trifft sich gut, erfahren wir doch von dem listenreichen Doktorenzweigespann, dass der Herrscher der Nacht sich nicht nur per Nebelmaschine und Gummifledermaus, sondern auch als Werwolf durch das Dunkel schlängeln kann.

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Der Sohnemann beschwört den romantischen Kitsch herauf, wo er nur kann. Was Lugosi eher subtil einbrachte, bricht mit Chaney nun nach der Holzhammermethode ins Szenario ein - eine hypnotisierte Braut, Mythen und Legenden, Okkultismus, Paralyse und Zombiehaftigkeit prägen die Horrorelemente, und sie tun es auf im B-Bereich wahrhaftig auf erfreuliche Art. “Vertrau mir”, säuselt die Braut dem Bräutigam kurz vor der Hochzeit ins Ohr, und kurz darauf ist sie vermählt... nicht mit dem Bräutigam, sondern mit Dr. Hypno, Herrn Alucard. Der verwirrte Bräutigam, ganz Stier mit roter Binde vor dem Augenpaar, folgt rasend vor Eifersucht dem emotional schon leergesaugten Liebespaar (ewiges Leben bedeutet schließlich auch ewige Leere). Blitze durchzucken seinen Schädel, er kramt seine Waffe hervor, schießt, schießt, ohne sich auch nur die Zeit zu nehmen, dazu den Arm auszustrecken. Doch o grausames Schicksal, welch Spiel treibst du mit dem armen Tor? Gezielt hat er auf Chaneys überlegen grinsenden Alucard, doch traf er durch ihn hindurch nur seine Liebste! Alucard steht nur da, während Frank, der verwiesene Bräutigam in den Wahnsinn driftet, sieht er seine ihm vorbestimmte Braut doch tödlich getroffen zu Boden fallen. Nun, holdes Weib, warum hast du dich auch nur hinter die Zielscheibe gestellt?

Romantischer Quatsch wie dieser ist es, der das Geschehen bestimmt, untermalt von den Spitzfindigkeiten von Polizei, Doktoren und Vampirexperten, die dem untoten Duo langsam auf die Schliche kommen. Nichts hiervon ist als intelligent zu bezeichnen, doch Atmosphäre und gar ein wenig Humor kann man dem Treiben kaum absprechen. Die romantisch-erotische Seite Draculas wird zwar maßlos überzeichnet, doch hieraus ergibt sich ein Freudenfest für jeden, der B-Movies zu seinen liebsten Momenten der Filmgeschichte zählt. Die innere Zerrissenheit des Monsters, die noch “Draculas Tochter” verfolgte, wird vollkommen ignoriert, und so kann man vor allem eines Robert Siodmaks kauziger Pose nicht vorwerfen, nämlich dass er nichts neues mehr zur Reihe beitrage. Auch von der Erzählweise her ist Draculas Sohnemann weit entfernt von seiner Schwester und seinem Daddy.

Dass man nun ausgerechnet den knautschigen Chaney als romantische Version engagierte, mutet etwas seltsam an, ist aber eigentlich nicht ungewöhnlich, hatte er doch auch als “Wolf Man” mit seiner Wirkung auf das weibliche Geschlecht zu arbeiten - offenbar muss der Typ, den Chaney verkörpert, damals etwas für sich gehabt haben. Heutzutage eigentlich fast unvorstellbar...

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Einige Dinge werden nun doch wieder von Brownings Originalverfilmung aufgegriffen, und zwar betreffend verschiedener Gesetzmäßigkeiten der Serie. Dracula, ein Unsterblicher bei Nacht, am Tage jedoch der Sonne ausgeliefert... wieso nennt man ihn dann eigentlich unsterblich? Angst vor Kreuzen hat er auch... wieso, weiß nicht mal der Doktor, das muss wohl etwas mit dem Christentum zu tun haben oder so... die Transformation in die Fledermaus ist auch ein bewährtes Mittel, um Effekte einzubringen. Wohl der Kreatur, dass es damals noch nicht so viele Fliegenklatschen gab und Ozzy Osbourne auch noch nicht geboren ward... und Heimaterde im Sarg ist auch hier wieder ein bewährter Exportschlager. Genau dies wird auch zum Aufhänger für die Story gemacht, nämlich die Tatsache, dass Dracula als Geschöpf aus den europäischen Karpaten in die USA kam, weil ihm die heimische Rasse viel zu blutleer erschien. Viel leckerer sind da die amerikanischen Menschlein, eine junge Rasse strotzend vor Potenz, wie es heißt. Die US-Kinder, die sich 1943 ins Kino geschlichen haben, um “House of Dracula” zu sehen, werden des Nachts zitternd ans Fenster geschaut haben, weil der Film sie lehrte, dass sie die fetten Braten sind, nicht die klapprigen Europäer. Und wo immer sich Dracula auch gerade aufhält, er wird sich von seiner Nase zu ihnen führen lassen. Muuuaaaahahahahhaaaa! Nicht umsonst wird ein junger Fratz das erste Opfer des ausländischen Blutsaugers...

Es bleibt das Geheimnis des Grafen, was er mit der Heirat bezweckt. Und es ist seine eigene Dummheit, dass er am Ende dermaßen von einer Zombiebraut und einem Schwachsinnigen aufs Kreuz gelegt wird. Sinnig ist das alles also nicht, aber who cares? Es macht Freude, der mitnichten langweiligen Chose zuzusehen. Es ist ein im Vergleich zum Original geradezu erfrischend schnelles Spektakel, das mit Horror eigentlich weniger am Hut hat als mit Spaß. Filmhistorisch selbstverständlich ein eher minderwertiger Beitrag zur Reihe, der Unterhaltungswert fehlt ihm allerdings nicht, und so nimmt man “Draculas Sohn” nur allzu gerne in die Familie auf. Willkommen, Alucard.
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Beitrag von Vince » 09.03.2007, 16:12

Draculas Haus

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Originaltitel: House of Dracula
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1945
Regie: Erle C. Kenton
Darsteller: Onslow Stevens, John Carradine, Lon Chaney Jr., Jane Adams, Martha O'Driscoll, Lionel Atwill, Skelton Knaggs, Ludwig Stössel, Glenn Strange

Viele Köche verderben den Brei, heißt es so schön. Das musste zuletzt der durch die alten Universal-Klassiker inspirierte SFX-Grusler "Van Helsing" von Stephen Sommers erfahren. Hatte ich noch recht viel Spaß bei diesem Monster-Kuddelmuddel (natürlich habe ich meine grauen Zellen vorher in den Stand by-Modus geschaltet), lautete der Tenor der Zuschauer und Kritiker: unausgereifte Charaktere, schwachsinnige Story, seelenloses Durcheinander.

Dabei hat sich hier wie so oft einfach nur die Geschichte wiederholt. Denn die Monster-Cooperation aus "House of Dracula" krankt im Prinzip an genau denselben Stellen wie die fast 60 Jahre jüngere Hommage.

Während sich "Dracula`s Daughter" noch um eine intelligente Weiterführung des Mythos bemühte und auch "Son of Dracula" mit einer romantisch angehauchten, wenn auch leicht kitschigen Variation ("Alucard") glänzen konnte, trifft die Geschichte um den Vampirfürsten aus Universal-Sicht nun auf ein etwas wirres Ende.

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Der Titel verrät schon, woran wir sind: "House", das ist ein Ort, an dem alles zusammentrifft. So wie der "Dunkle Turm" aus Stephen Kings Fantasy-Saga, nachdem sich zuvor jeder durch sein höchstpersönliches Abenteuer gekämpft hat. Nur ist hier nicht alles so metaphorisch und bedeutungsschwanger wie bei Roland, dem Revolvermann und seiner Crew. Nein, hier treffen sich lediglich die berühmten Universal-Monster im Haus des Wissenschaftlers Dr. Edelmann (das "...of Dracula" im Filmtitel kann daher auch nur Marketingstrategie sein, denn das Haus gehört dem Mad Scientist): Dracula, der Wolfsmensch, Frankenstein und zusätzlich die hübsche, aber bucklige Hilfsschwester des Dr. Edelmann. Getreu ihrer (Universal-)Herkunft ist der Grund ihres Besuchs folgender: sie alle wollen ihren schrecklichen Fluch loswerden. Hach ja, unter ihrer Monster-Fassade sind sie halt doch nur Menschen.

Wie es halt bei einem Double-, Triple- oder gar Quadriple-Crossover in der Natur zu liegen scheint, sind die größten Kritikpunkte erwartungsgemäß:
-die überaus kompliziert und verworren erscheinende, letztendlich aber unglaublich platte und auf einer Stelle tretende Story
-schwach ausgearbeitete Figuren mit unverhältnismäßig wenig Screentime
-Logiklöcher en masse
-unaufgeklärte Storyansätze.
Hinzu kommt, dass der Film nur gut 60 Minuten dauert. In der Konsequenz leiden gerade der Wolfsmensch und Frankensteins Monster an zu wenig Beachtung. Letzteres erscheint gerade mal sporadisch und ohne Motivation in den letzten zehn Minuten. Von gut ausgearbeiteten Rollen kann da gar keine Rede sein.

Dabei spielen Lon Chaney Jr. (Wolfsmensch) und Glenn Strange (Frankensteins Monster) ihre Rollen noch am besten. John Carradine spielt seinen Dracula hingegen so kitschig, dass es schon weh tut.

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Wenn man dem Film einen Verdienst zusprechen will, dann sind das die Spezialeffekte und die vielen visuellen Einfälle. Als erstes sticht die verblüffend gute Verwandlung des Wolfsmenschen heraus. Diese schrittweise Überblendung ist zwar logischerweise aus heutiger Sicht altbacken, zeugt aber vom Einfallsreichtum und der Mühe der Effekteleute (da müssen recht viele Zwischenstufen der Verwandlung kreiert worden sein). Ähnlich verhält es sich bei dem Spiegelbild, das langsam, aber sicher verschwindet.
Der visuelle Höhepunkt ist aber die verschwommene Tagtraumsequenz, inklusive Nebelspirale, herumschwirrenden Instrumenten und Gesichtern. Das dürfte im Jahre 1945 ziemlich verblüfft haben.
Wie immer sichtbar unecht dagegen wirkt die fette Gummifledermaus. Auch bei der "Buckligen" kann man die Kissenform auf dem Rücken deutlich nachzeichnen.

Im Prinzip lohnt sich auch dieser Monstermix. Witzig ist`s allemal, was vor allem dem immensen Trashfaktor zuzuschreiben ist. Qualitativ darf man aber nicht erwarten, dass sich "House of Dracula" in irgendeiner Kategorie mit dem Original oder auch nur den ersten beiden Fortsetzungen mit Draculas Nachkommen messen könnte. Wer nichts gegen ein unübersichtliches Storykonstrukt hat und auch verkraften kann, dass die Monsterlieblinge nur sekundenweise vorkommen, der darf ruhig einen Blick wagen. Die absurden visuellen Einfälle machen jedenfalls einiges wieder wett.
:liquid4:

Das Original "Dracula" erschien bereits mehrfach auf DVD von Universal; einzeln, in der Sargbox und zuletzt in der 18 Filme umfassenden Monster Legacy. Nur letztere beinhaltet auch sämtliche Sequels nebst dreier Statuetten von Frankenstein, Dracula und dem Wolfsmenschen in einer großen Pappbox.

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Samir
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Beitrag von Samir » 09.03.2007, 17:25

huuuii ja führen wir hier weiter kopier ich dann auch mal meine meinung zu den filmen aus dem NArren fred ;)

Dracula

War doch ein wenig enttäuschend. Vorallem das der Film am anfang wirklich keine Spur einer Geschichte Aufweist. Es scheint eher so zu sein das der Film nur darauf abzielt das Thema Vampir auf die Leinwand zu bringen und das Dracula Leute aussaugt. Ma könnt das so vergleichen als hät Spielberg bei Jurassic Park 1 Stunde lang Dinosaurier beim Fressen gezeigt. Aus heutiger Sicht ist das Thema Vampir doch eher ausgelutscht, als das es einen anfang über faszinieren kann. Erst mit dem erscheinen Van Helsings wendet sich das und ab da wird der film auch klasse. Für den Film spricht auch sein erstklassige atmosphäre, klasse Hervorgehoben durch die Untermalung Draculas Augen durch Licht umgeben von Schatten. 1A und wirkt wirklich erschreckend und Bedrohlich, dazu kommt noch die klasse Musikuntermalung. Ein negatives noch. Ich find dieses „Auferstehungsszenen“ wo Dracula aus dem Grab kommt, man sieht seine Hand den Sarg aufmachen, dann ein Schwenk nach links ein paar Sekunden später wieder zurück und da steht er in seiner vollen Montur. Ein extrem billiger trick, der von wenig fantasie hervorkommt, wie man es hätte machen sollen sah man ein paar Jahre davor in Nosferatu. Und da prangere ich mal direkt den Regisseuer Tod Browning an, den einmal kann man das machen, ein zweites mal na gut grenzwertig, aber 4 mal das selbe zeigen, zeigt mir ein gewisses unvermägen des Regisseuers, zumal diese Szenen die eigentlich 1:1 aussehen den fortlauf der geschichte stören, ich mein nach 2x wird doch wohl der gelernte Zuschauer wissen wie er aufsteht.

:liquid6:

Drácula

So nun hab ich mir auch die spanische Version von Dracula angeguckt und find ihn klar besser als den Lugosi, auch wenn Lugosi fehlt, wird er gut kompensiert. Der rest der Cast ist auch gut, vorallem der Schauspieler der Renfield ist außergewöhnlich gut und spielt selbst die Darstellung von Dwight Frye, die ja schon exszellent im original war, an die Wand. Technisch auch überlegener alles in allem würd ich ihm ne sehr gute

:liquid7: ,5

Draculas tochter

Der hat mir wiederrum sehr gut gefallen, besser als Dracula. Vorallem da es sich hier mehr um ein Drama handelt, der Zwiespältigkeit von Draculas Tochter, die einerseits den Blutdurst erlegt aber sich dagegen wären will um Erlösung zu bekommen, eine Art Drogenabhängigkeitsthematik der 30er Jahre. Was vor allem durch die exzellente darstellung Gloria Holden getragen wird, der man die zwispältigkeit direkt am Gesicht anblickt. Auch Otto Kruger den ich ja schon in Hitchcocks Saboteure klasse fand gefällt mir hier auch sehr gut.

:liquid7:

Draculas Sohn

Oh man der ging ja gar nicht. Nach dem Ende fragt ich mich doch tatsächlich worum es in dem Film eigentlich ging. Der hat meiner meinung nach nicht mal den Ansatz einer Story um mal von der Problematik mit einer nicht vorhandenen Atmosphäre und Logiklöchern so groß wie der Grand Canyon nicht anzufangen. Sachen werden gesagt und ein paar minuten später das genaue gegenteil wieder. Oder wenn man das Grab von Kay am friedhof in dem Schrein findet, macht man es am hellischten Tag auf und was passiert schadet das ihr als new Vampire nein natürlich nicht. Kommen wir mal auf die Darstellung von Graf Alucard rückwärts gesprochen Dracula zu sprechen den Lon Chaney Jr. Darstellt und das extrem mies und total gelangweilt. Man könnt meinen das wäre ne verfrühte Form des Virus der heute das Filmgeschäft befällt, das man gegenwärtige Steven Seagalismus oder Wesley Snipesismus nennt, es kennzeichnet sich durch method acting artiges total gelangweiltes Leinwandauftreten. Mal davon abgesehen das der gute Lon Chaney Jr. So sehr ungarisch aussieht und ist wie ich Japanisch. Das einzige was man dem Film zu gute sprechen kann ist das er ein paar effeltmäßig gelungene sachen hat, wie die von mir im originalen Dracula bemengelte „Auferstehungsszene“ die hier schon klasse gemacht wurde

:liquid2: ,5

Draculas Haus

die House of teil hätten die sich mal echt sparen können, obwohl mir dieser noch nen tick besser als Frankensteins Haus gefallen hat. Er hat doch einige interessante Stellen. Die Spiegelszene wo Dracula die Schwester Miliza führt und die andere Schwester zuguckt ist technisch gesehen absoult spitze. Was ich auch gut fand war das Spiel mit dem Zuschauer um die andere Schwester Nina, man stellt sie sitzend vor und ja die Frau sieht seht gut aus und dann plumps steht sie auf und ist sozusagen das pendant zum Buckeligen Helfer von Frankenstein, etwas was ich für mein Teil nicht erwartet hätte, aber trotzdem der film bleibt schwach

:liquid3: ,5

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Mr_Pink
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Beitrag von Mr_Pink » 08.07.2013, 14:00

Hab die Lugosi-Variante gesehen und fand den Film recht gut. Klar, der Film ist wirklich alt und das sieht man auch nicht nur an der fehlenden Farbe aber da gibt es trotz allem neuere Filme, die schlechter gealtert sind. Lugosi liefert in der Titelrolle wirklich eine tolle Vorstellung ab, wird aber auch entsprechend in Szene gesetzt. Auch Dwight Frye hat mir wirklich gut gefallen. Den Rest der Darsteller fand ich ok, aber nicht sonderlich auffallend. Der größte Nachteil des Films ist, dass ich jetzt verdammt neugierig auf die spanische Version bin...

:liquid6: ,5
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