Es ist doch aber völlig ok, dass es so ist wie es bei uns ist. Ich halte das für absolut richtig und notwendig. Du blendest in der Sache aus, dass du das rein aus der Sicht eines Befürworters der Maßnahmen siehst. Irgendwann werden vielleicht mal Entscheidungen getroffen, die du für nicht ganz richtig erachtest. Dann bist du froh, dass es so ist wie es ist. Es ist doch auch nicht so, dass man wegen der demokratischen Einschränkungen nicht in der Lage ist, Maßnahmen zu ergreifen. Man muss sich halt einem gewissen Rahmen bewegen, was aber nicht bedeutet, dass man darin keine Erfolge erzielen kann.Cinefreak hat geschrieben: ↑30.11.2021, 23:52Was immer wieder vergessen wird, wenn du in ner Demokratie harte Maßnahmen ergreifst zur Pandemiebekämpfung, dann kommen die ersten Volldeppen und klagen oder demonstrieren. So schätzenswert und wichtig eine Demokratie ist, aber in einem Land ohne solche kannst du ganz anders agieren.
Das Problem ist, wie der Diskurs geführt wird. Es geht ganz viel um Meinung und um die zu unterstützen zieht man Fakten einseitig heran. Der Gegenseite spricht man hingegen in der Argumentation jeden Wahrheitsgehalt ab. Dabei gilt es doch auch zu erarbeiten, ob etwas an der Sache dran sein könnte. Bei WhatsApp nutze ich immer mal gerne den lateinischen Spruch "Fas est et ab hoste doceri", übersetzt "Auch vom Feind lernen ist Recht". Hintergrund ist einfach, dass ich (vor allem beruflich) sehr häufig mit Situationen konfrontiert bin, wo es einigen ausschließlich darum geht, ihren Willen durchzusetzen. Dabei habe ich gelernt, zu erfassen, inwiefern etwas an der Argumentation dieser Personen dran ist, auch wenn ich anderer Meinung bin. Nimmt man zutreffende Argumente auf und packt die in den richtigen Kontext, kann man Diskussionen und Lösungsansätze besser steuern. Man muss dafür aber halt auch bereit sein, von seiner Position abzuweichen, wenn es sinnvoll ist. Das ist auch ein Grund, warum ich so sehr pragmatisch gepolt bin. Nehmen wir doch mal das Thema der Impfpflicht. Warum wurde denn das so vehement abgestritten und nicht unter bestimmten Voraussetzungen mit Erwägung gezogen? So wie es jetzt abgelaufen ist, gibt man gewissen Gruppierungen die besten Argumente an die Hand. Wieder ein starker kommunikativer Fehler, welcher hätte vermieden werden können.
Heute morgen kam im Radio, dass in Sachsen die ersten Impfzentren wieder öffnen. Wenn ich daran denke, wie ich mit McClane, welchen ich doch sehr schätze, wegen dem Thema aneinander geraten bin. Da wurde mir vorgeworfen, dass ich ihn verarschen will. Mir geht es hier immer noch nicht darum, dass ich vielleicht richtig gelegen habe. Man muss schließlich klar sagen, dass der Zusammenhang in dem ich meine Aussage gesetzt habe (die Erstimpfungen), es tatsächlich falsch gewesen wäre die Impfzentren offen zu lassen. Mir kam halt der Zeitpunkt der Schließungen (Anfang Oktober) suspekt vor. Das konnte ich aber nicht mit Zahlen etc. belegen. Den RKI-Bericht vom Juli hatte ich auch nicht gelesen, weshalb ich die Auffrischungsimpfungen auch nicht im Blick hatte, so dass ich diese Argumentation auch nicht vorbringen konnte. Aber wie gesagt, dass ist doch auch nicht mein Job. Ich darf Wissenslücken in diesem Thema haben. Schade ist es aber, dass in der Folge es nicht möglich ist gemeinsam zu eruieren, was an den Überlegungen dran sein und wie man diese in Lösungsansätze mit einbringen könnte. Und so laufen die Diskussionen inzwischen vermehrt überall ab. Da werden schnell Fronten gebildet und im Rahmen selektiver Wahrnehmung einseitig Fakten zugeschoben.
Eigentlich liegt in der schwierigen Entscheidungsfindung der Demokratie eine große Stärke. Die besten Entscheidungen trifft man nämlich, wenn man verschiedene Argumente bündelt und versucht daraus einen vernünftigen Kontext zu bilden. Dafür muss man sich aber auch mal persönlich zurück nehmen können, was gerade in der Politik schwierig ist. Schließlich geht es da um Profil, Abgrenzung und Wiederwahl. Wenn man das aber mal ablegen könnte, dann wären wir viel besser in der Lage die jetzige und auch zukünftige Krisen zu bewältigen. Viel besser als jeder totalitäre Staat...