Filmtagebuch: Hannibal
Moderator: SFI
Wenn man zwischen den Zeilen liest, hat er das doch gemacht... ;) Aber mit der Begründung kann ich leben...man muss ja nicht immer alles auseinander analysieren, damit einem etwas gefällt! ;)gelini71 hat geschrieben:Mensch StS: Hab doch einfach mal die Eier in der Hose & sag ganz klipp & klar das Du den Film nur magst weil Du die Amber geil findest ohne da jetzt Sätzelang irgendwelche Filmtechnische Begründungen rauszuhauen
Scream 1
Nach Ewigkeiten nochmal gesehen und nach über 15 Jahren noch immer gut konsumierbar, auch wenn die Aufregung hinsichtlich Indizierung der Uncut-Fassung heute nicht mal ansatzweise nachvollziehbar ist. im Vergleich zur Torture-Porn-Welle ist "Scream" der reinste Kindergeburtstag und über weite Strecken enorm unspektakulär. Dennoch hat er seine Momente, die selbstironische Herangehensweise mag stellenweise etwas zu plakativ daher kommen, funktioniert aber trotz des fortgeschrittenen Alters des Streifens immer noch erstaunlich oft. Das und die immer noch unterhaltsame Frage des "Who has done it?" macht den "Scream" immer noch zu einem sehenswerten Genre-Vertreter, der damals dem ganzen Genre neue Impulse verlieh.
Grindhouse
Erstmalige Sichtung im ursprünglich von Tarantino & Rodriguez erdachten Cut mit beiden Filmen, Fake-Trailern und allem drum und dran. Die Konsequenz, mit der die verrückte Idee eines kompletten Grindhouse-Feature-Erlebnisses in Zeiten gleichförmiger Blockbuster-Veröffentlichungen umgesetzt ist, ist beeindruckend und das Herzblut, dass beide Regisseure in dieses Projekt gesteckt haben ist zu jeder Sekunde ersichtlich. Nichtsdestotrotz wird gerade im direkten Gegenüber die gewaltige Kluft zwischen dem eher überschätzten Rodriguez und dem chronisch genialen Tarantino deutlich. "Planet Terror" funktioniert durchaus innerhalb des Konzepts, sieht im direkten Vergleich zu "Death Proof" aber dann erstaunlich alt aus, denn Tarantino's Beitrag scheint die Reminiszenzen ans Grindhouse-Kino nicht nur abzuarbeiten, sondern er atmet regelrecht den Geist dieses Erlebnisses. "Planet Terror" versucht zu sein, "Death Proof" ist es... Schade ist demzufolge, dass ersterer für den Grindhouse-Cut nur wenig federn lassen musste, während dem Tarantino-Vehikel 2 der beeindruckensten Szenen aus dem Einzel-Cut fehlen. "Planet Terror" erscheint im Gesamtkontext einen Tick zu lang, "Death Proof" läuft ein wenig zu kurz. Demzufolge werde ich wohl in Zukunft nach dem Grindhouse-Cut von "Planet Terror" den kompletten "Death Proof" einlegen. Dennoch kann man der konsequenten Umsetzung dieser beiden Liebeserklärungen nur höchsten Respekt zollen, für den Mut etwas derart unkonventionelles großflächig zu veröffentlichen! Hut ab!
Scream 2
Die Fortsetzung der 90er-Wiederbelebung des Slashers nimmt die Mechanismen von Sequels nicht nur clever auf's Korn (noch wesentlich cleverer und pointierter als der erste Teil das klassische Slasherkino), sondern läuft auch wesentlich hochtouriger, macht mehr Spaß, kommt spannender daher und bietet einige durchaus denkwürdige Sequenzen, die zweifellos in Erinnerung bleiben. Die Gewaltschraube wurde im Vergleich zur 1 leider zurückgedreht. Der Cast hat sichtlich Spaß, Wes Craven's Inszenierung funktioniert tadellos, der Soundtrack funktioniert hervorragend, auch wenn ihm der Erkennungswert eines "Halloween"-Themes ein wenig fehlt. Auffällig ist, dass sämtliche guilty pleasures relativ konsequent umschifft werden. Die "Scream"-Trilogie verzichtet durchgängig auf nackte Haut und auch der Gewaltgrad bleibt auf für das Massenpublikum zumutbarem Niveau: In Endeffekt trägt das wohl zur Summe bei, die dafür sorgten, dass die Reihe den Horrorfilm Mitte/Ende der 90er wieder Salon-fähig machte, da man sich recht clever den Mainstream-Mechanismen anpasste. In jedem Fall ein gelungenes Sequel..
Sucker Punch (Extendet Cut)
"Sucker Punch" ist prinzipiell eine der größten audiovisuellen Seifenblasen, die Hollywood in den letzten Jahren auf den Markt geworfen hat, denn das 3-Erzählebenen umfassende Story-Konstrukt ist alles andere als durchdacht miteinander verknüpft. Aber nichtsdestotrotz ist Regisseur Zack Snyder mit seinem Bilderrausch, der mit einem kongenial ausgewählten Soundtrack geradezu verschmilzt ein besonderer Film geglückt. In der Bildsprache vor allem im Zusammenhang mit der Musik erinnert er mich in "Sucker Punch" an einen jungen Pop-Tarantino...das mag hoch gegriffen sein, aber die Liebe zum Film, mit der hier alles zu einem audiovisuellen Rausch verschmilzt, ist in jedem Frame spürbar...angefangen bei der großartigen Opening-Sequenz, der unglaublich guten Musical-Szene (unverständlicherweise nur im Extended Cut), bis hin zu den Fight-Szenen. Im Endeffekt sind es überraschenderweise genau diie, die trotz tadelloser Inszenierung kaum Spannung erzeugen. In den Filmrausch passen sie dennoch wie die Faust auf's Auge. Der Cast um Emily Browning ist zu keinem Zeitpunkt herausragend, funktionierte aber in sofern, dass er in dem Bildstrudel nicht komplett untergeht. Als größtes Problem könnte man dem Streifen die mangelhafte Verknüpfung der unterschiedlichen Ebenen ankreiden, die teilweise arg selbstzweckhaft und willkürlich erscheint. Da wäre noch wesentlich mehr drin gewesen. Zack Snyder ist vielleicht kein Mann der Tiefe, aber nur wenige Mainstream-Regisseure können im momentanen Hollywood einen derart liebevoll-kombinierten Bilder/Musiksturm entfachen, der im Sequel/Reboot-Durcheinander zumindest versucht neue, innovative Wege zu gehen, auch wenn dies nicht so ganz gelingt. Auch eine Seifenblase kann beeindrucken...;)
- LivingDead
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Jip, ich fand den auch eher öde... ich meine, 5 Minuten sind so Seifenblasen ja richtig schön anzusehen. Je größer, desto besser. Aber irgendwann langweilen die halt nur noch. Und "Sucker Punch" hat mich spätestens nach der Roboter-Fightszene sehr angeödet. Mich hat er da leider null gepackt.
Snyders Bester ist imo "Dawn of the Dead", dann "Watchmen" und dann "300". Und erst dann würde ich "Sucker Punch" irgendwo im letzten Drittel einordnen.
Snyders Bester ist imo "Dawn of the Dead", dann "Watchmen" und dann "300". Und erst dann würde ich "Sucker Punch" irgendwo im letzten Drittel einordnen.
Mit freundlichem Gruß
LivingDead
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Sucker Punch und 300 sind wirklich nur Style over Substance, von mir zwar immer noch 7/10er Kandidaten aber trotz allem enttäuschend da die Stories mehr oder weniger mies sind
"And shepherds we shall be, for Thee, my Lord, for Thee. Power hath descended forth from
Thy hand.That our feet may swiftly carry out Thy command. So we shall flow a river forth
to Thee, and teeming with souls shall it ever be. In nomine Patri Et Filii.Spiritus Sancti"
Finde auch "Dawn of the Dead" am rundesten, aber auch am konventionellsten. "Watchmen" versucht den schmalen Grad zwischen Style und originell verpacktem Anspruch zu meistern, schafft es imo aber nicht vollständig, zumal mich da nach wie vor das konservative Ende stört. "Sucker Punch" meistert's natürlich auch nicht, wobei hier natürlich deutlich der Style dominiert...das man dies mit einer so verschachtelten Story umsetzt, sammelt bei mir aber doch irgendwie Sympathie-Punkte. Und "300"...naja...das ist dann Style over Substance in Reinkultur...der ermüdet imo am schnellsten von allen, auch wenn die kreierten Bilderwelten nach wie vor unschlagbar sind...
Das Problem ist, dass fast alle Snyder Filme mit der Zeit heftig verlieren. Dawn finde ich inzwischen auch nur noch höchst konventionell. 300 war ja noch nie so meine Männeroper und Sucker Punch hinterlässt einen einfach nur mit einer stumpfen Leere. Der Soundtrack des Filmes hat mehr Herzblut als die ganze verquaste "Alle Ladys sind nur Puppen in einem Strippenzieher Varietetheater" Geschichte. Watchmen aber, und das gebe ich gerne zu, wächst bei mir von Durchlauf zu Durchlauf, obwohl ich das fatalistische Ende der Vorlage kenne und sehr schätze. Ein wenig mehr Mut und das Ende hinten dran, und Watchmen wäre Snyders Opus Magnum, so isses "nur" sein imo bester Film. Vor allem im DC/EC läuft der verdammt rund!
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freeman
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WORDfreeman hat geschrieben:Das Problem ist, dass fast alle Snyder Filme mit der Zeit heftig verlieren. Dawn finde ich inzwischen auch nur noch höchst konventionell. 300 war ja noch nie so meine Männeroper und Sucker Punch hinterlässt einen einfach nur mit einer stumpfen Leere. Der Soundtrack des Filmes hat mehr Herzblut als die ganze verquaste "Alle Ladys sind nur Puppen in einem Strippenzieher Varietetheater" Geschichte. Watchmen aber, und das gebe ich gerne zu, wächst bei mir von Durchlauf zu Durchlauf, obwohl ich das fatalistische Ende der Vorlage kenne und sehr schätze. Ein wenig mehr Mut und das Ende hinten dran, und Watchmen wäre Snyders Opus Magnum, so isses "nur" sein imo bester Film. Vor allem im DC/EC läuft der verdammt rund!
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"And shepherds we shall be, for Thee, my Lord, for Thee. Power hath descended forth from
Thy hand.That our feet may swiftly carry out Thy command. So we shall flow a river forth
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The Machinist
"The Machinist" ist eine beängstigende Lehrstunde für jeden angehenden Schauspieler, denn das, was Christian Bale für diesen Film auf sich nahm, geht über Obsession hinaus und ist in Ansätzen durchaus schon unverantwortlich. Um 30kg runtergehungert auf nur noch ein Skelett mit Haut und Haaren veredelt der Ausnahmeschauspieler nicht nur mit einer schockierenden physischen Präsenz dieses kleine, aber feine Mindfuck-Juwel, sondern füllt das wenige, was von ihm übrig ist, auch noch mit einer präzisen Charakterstudie. Man könnte ihm höchstens ankreiden, dass der betriebende Abmagerungs-Aufwand im Laufe des begleitenden Medienechos einen gewissen Selbstzweck entfaltet hat, der den eigentlichen Film in den Schatten rückt. Das hat der Streifen aber in keinster Weise verdient, ist er doch ein fantastisch geschriebenes, durchdacht inszeniertes und auf den Punk gespieltes Juwel voller Doppelbödigkeit, falscher Fährten und netter Twists. Hin und wieder erscheinen Dinge einen Tick zu offensichtlich, dennoch überzeugt der Film über seine gesamte, kompakte Laufzeit und endet in einer stimmigen, aufrüttelnden Auflösung! Sehr stark!
Willkommen bei den Sch'tis
Der erfolgreichste französische Film mit über 20 Millionen Besuchern, überhäuft mit guten Kritiken, für die Deutschen veredelt mit einer prominenten und wirklichen guten Synchro (u.a. Christoph Maria Herbst), was man ja noch lange nicht von jedem französischen Film behaupten kann...und doch eine allenfalls durchschnittliche Komödie, die viele gute Ideen auffährt, aber keine einzige so wirklich zu nutzen weiß. Ein Großteil des Sprachwitzes basierend auf dem gewöhnungsbedürften Dialekt im Norden Frankreichs verpufft ungenutzt (auch im O-Ton) und auch sonst versteht man es zwar ein Fundament für zahlreiche komische Situationen zu legen, kann aber nicht darauf aufbauen. Daraus ergibt sich eine seltsam ruckelige Start/Stop-Dynamik, die immer wieder zum Höhepunkt ansetzt, aber keinen liefert. Das enttäuscht und nervt mit zunehmender Laufzeit maßlos. Auch mit dem schrägen Figuren-Interieur weiß man nicht wirklich was anzufangen, außer eine abgedroschene, höchst einfallslose Love-Story über die gesamte Laufzeit zu schleppen. Die Inszenierung ist solide, kann da aber natürlich auch nichts mehr rausreißen. Ein ziemlicher Griff in den Klo!
Rango
"Rango" ist für mich eigentlich der erste Pixar-fremde Animationsfilm, der an die Referenzwerke aus Emeryville rankommt. Dabei wirkt er, auch wenn am Ende wieder die alten Disney-Werte gepriesen werden, über weite Strecken enorm erwachsen und dürfte für einen Großteil der Kids vielleicht sogar zu schwierig sein. Denn "Fluch der Karibik"-Regiemann Gore Verbinski inszeniert eine unterhaltsame Identitätssuche um das Chamäleon, welches zu Beginn des Films in einem Familien-Terrarium imaginäre Theaterstücke aufführt, bis es bei einem Umzug mitten in der Wüste von der Ladefläche fällt. Von hier an beginnt ein wahnwitziger Trip durch die Wüste, der optisch absolut grandios in Szene gesetzt wurde und sich diesbzgl. vor Pixar-Referenzen wie "Wall-E" kaum zu verstecken braucht. Dabei ist "Rango" über weite Strecken bis auf das etwas zu konventionelle Ende überraschend originell, reich an Ideen und - kaum zu glauben - sogar witzig. Einige Szenen haben dabei sogar regelrechten Slapstick-Charakter. Höchst erfrischend ist auch der Fakt, dass so ziemlich sämtliche Protagonisten im Film Reptilien, Amphibien und Nagetiere sind, die mit viel Mut zur allgemein empfunden Hässlichkeit ins heiße Wüstenlicht gerückt wurden. Alleine durch die von Warzen, grauen, fettigen Haaren und verdreckte Haut dominierte Wüstenbevölkerung atmet der Film eine ganz eigene Atmosphäre, die sich sämtlich von anderen Kind-gerechteren Animationsfilmen unterscheidet. Die Actionsequenzen sind spritzig und dennoch enorm druckvoll und dazu immer wieder versetzt mit tollen Ideen, Hommages ans Realkino und musikalisch perfekt platzierten Seitenhieben. Sehr stark!
Insgesamt ein enorm stimmiges Stück Animations-Kino, dass den entsprechenden Oscar dieses Jahr zu Recht eingeheimst hat, denn "Rango" ist endlich nochmal ein mutiger, individueller Ansatz mit originellen Ideen, auch wenn ihm gegen Ende ein wenig die Puste ausgeht und man sich insgesamt noch mehr Konsequenz gewünscht hätte.
Tim und Struppi - Das Geheimnis der Einhorn
Steven Spielberg und Peter Jackson vereint in einem Filmprojekt klingt nach einem Jahrhundertereignis, da erstaunt es doch, dass ausgerechnet die Umsetzung eines belgischen Comics das Ziel der beiden Regiegrößen wurde und das auch noch als 3D-Animationsfilm mit dem selben, oft kritisierten Verfahren mit dem schon Robert Zemeckis den Polarexpress umsetzte. Die Kritik an der Technik greift im Fall von "Tim und Struppi" auf keinen Fall mehr, denn was Spielberg hier auf die Zuschauer loslässt, ist in der dargestellten Brillianz nicht mehr weit entfernt vom Realfilm. Oft stört nur die leichte Überzeichnung der Figuren mit klassischen Comic-Nasen diesen Eindruck, wohingegen die Action mit Leinwand-füllendem Fotorealismus in den Kinosessel drückt. Inhaltlich macht "Tim und Struppi" über die gesamte Laufzeit enormen Spaß, auch wenn die Story keinen Innovationspreis gewinnt. Größtes Problem ist eigentlich, dass das Gezeigte inhaltlich in rasend schnellem Tempo wieder verblasst, da die Geschichte weder mit sorgfältig eingeführten Charakteren, noch einem räumlichen Unterbau dienen kann. Stattdessen ist der Film auf hohes Tempo ausgerichtet, dass den Zuschauer über 107 Minuten mit nur ganz wenigen Reibepunkten ins Comic-Universum des Belgiers Hergé katapultiert und in teilweise absurd-genialen Actionsequenzen (die Jagd durch die arabische Stadt, der Hammer!) durchschüttelt, aber im Endeffekt zu wenig Sogwirkung kreiert, die über den Abspann hinausreicht. "Tim und Struppi" bringt 107 Minuten perfekten Animations-Spaß, ist aber ab Minute 108 mit Ende des Abspanns wieder mehr oder weniger vergessen. Und gerade das hätte man sich bei einer Zusammenarbeit von Steven Spielberg und Peter Jackson doch anders vorgestellt...
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- MasonStorm
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