Musiktagebuch: Sir Jay
Moderator: gelini71
Vince - verstehe ich schon aber gerade "the Dreaming" ist wirklich etwas zu eigen, zu anders. Nicht umsonst haben es viele Kritiker und auch Fans ziemlich niedergemacht als "über das Ziel hinausgeschossen" oder "schmort im eigenen Saft".
Und Kate Bush ist Prog, wenn auch nicht im Sinne von Yes oder Genesis. Wenn man Progressive mit "gegen den Mainstream" oder "gegen festgefahrenen Strukturen" ersetzt paßt es schon.
Und Kate Bush ist Prog, wenn auch nicht im Sinne von Yes oder Genesis. Wenn man Progressive mit "gegen den Mainstream" oder "gegen festgefahrenen Strukturen" ersetzt paßt es schon.
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note
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"gegen den Mainstream"gelini71 hat geschrieben: Und Kate Bush ist Prog, wenn auch nicht im Sinne von Yes oder Genesis. Wenn man Progressive mit "gegen den Mainstream" oder "gegen festgefahrenen Strukturen" ersetzt paßt es schon.
das ist Bushido auch, macht für mich aber auch noch keinen Prog
"gegen festgefahrene Strukturen"
also auch im mainstream pop bereich gab es doch so einige kleine Revolutionen und Neuartigkeiten (die dann aber mit der Zeit zum Standard wurden)
Und "The Dreaming" habe ich aus zwei Gründen "erwählt" - ich habe eigentlich gar nicht vor mich durch andere Kate Bush Alben zu kämpfen - aber dieses eine hier wurde halt immer wieder auf Prog-Bestenlisten aufgezeigt und zusätzlich bin ich dem Cover schon sehr oft Jahre vorher begegnet, als ich nach meiner damaligen Lieblings "Neo-Wave-Electronica-Punk"-Band "The Dreaming" gegoogelt habe
von denen gibts übrigens ein sehr schönes Depeche-Mode Cover!
https://www.youtube.com/watch?v=NzhDQgh7tM4
Ja und generell starte ich Albumtechnisch sehr gerne mit dem best bewertetsten bzw dem Referenzstück. Daran entscheide ich dann, ob ich an dem Künstler dranbleibe oder nicht :)
@Vince
Hast du damals auch mit "On the sunday of life" angefangen? ;)
Bushido soll gegen den Mainstream sein? Harharhar!Sir Jay hat geschrieben: "gegen den Mainstream"
das ist Bushido auch, macht für mich aber auch noch keinen Prog
Das ist dann aber trotzdem noch kein Prog. Die Definition ist zwar schwierig, ich finde aber, dass man intuitiv immer heraushört, ob etwas progressiv ist oder nicht, auch unabhängig von Moden und Trends (weil eben auch rückblickend viele Bands aus den 70ern mit den gleichen Songs heute immer noch proggy wären).also auch im mainstream pop bereich gab es doch so einige kleine Revolutionen und Neuartigkeiten (die dann aber mit der Zeit zum Standard wurden)
Das mit deiner Lieblings-Neo-Wave-Electronica-Punk-Band als Grund war mir übrigens klar in dem Moment, als ich den Titel gelesen habe. ;)
@Vince
Hast du damals auch mit "On the sunday of life" angefangen? ;)
Nein, mit dem seinerzeit aktuellen Album (ich glaub das war Deadwing), aber in der Tat gehörte "On The Sunday Of Life" zu den ersten PT-Platten, die ich gehört habe. Wobei ich dieses Album nicht stellvertretend als schwierigstes / unzugänglichstes PT-Album bezeichnen würde, es ist halt ein typisches, unausgereiftes erstes Album. Solche wiederum finde ich eher retrospektiv interessant, um zu sehen, woraus sich die heute bekannten Bands entwickelt haben. Als Einstieg sind die mir zu nichtssagend. Deswegen gehe ich Künstler selten chronologisch von hiten bis vorne durch, es sei denn, ich bin von Anfang an dabei.
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Also auf jedenfall ist das für mich keine Mainstream-Musik - scheiße ist sie natürlich trotzdem, aber unter Mainstream verstehe ich dennoch was anderes.Vince hat geschrieben:Bushido soll gegen den Mainstream sein? Harharhar!Sir Jay hat geschrieben: "gegen den Mainstream"
das ist Bushido auch, macht für mich aber auch noch keinen Prog
Na genau davon rede ich doch. Damit wollte ich eben sagen, dass nur wenn etwas gegen den Standard geht es noch lange kein Prog ist. Ich glaube so ziemlich jedes Genre, das seinerzeit neu auf "den Markt" gekommen ist war etwas ganz anderes im Vergleich zu dem, was da war.Vince hat geschrieben:Das ist dann aber trotzdem noch kein Prog.also auch im mainstream pop bereich gab es doch so einige kleine Revolutionen und Neuartigkeiten (die dann aber mit der Zeit zum Standard wurden)
Der Grunge ging damals auch stark gegen diverse Konventionen, ist aber noch lange kein...
Es ist meine bevorzugte Herangehensweise, aber es kann auch mal (aus oben genannten Gründen) auch mal anders kommen, wobei "the Deaming" ja sehr wol als bestes (zumindest von eclipsed) ausgewiesen wurdegelini71 hat geschrieben:Dann hättest Du mit "Hounds of Love" oder "Aerial" anfangen müßenJa und generell starte ich Albumtechnisch sehr gerne mit dem best bewertetsten bzw dem Referenzstück
"Low" von David Bowie habe tatsächlich auch aus dem Antrieb heraus angehört, weil in einem jüngeren Interview Trent Reznor und der interviewende Radio Moderator sich darauf einigten, dass dieses das beste Bowie-Album sei. Tja und schon hatten sie mein Interesse geweckt - ich bin auch echt verdammt einfach zu manipulieren
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Es war eine sehr traurige Zeit der Stagnation in Sachen Musik bei mir. Von 2003 bis 2008 habe ich wirklich nur Stabbing Westward und the Dreaming gehörtVince hat geschrieben: Das mit deiner Lieblings-Neo-Wave-Electronica-Punk-Band als Grund war mir übrigens klar in dem Moment, als ich den Titel gelesen habe. ;)
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Jetzt hab ich hier doch tatsächlich das Jahr 2013 vergessenSir Jay hat geschrieben: Fangen wir mal mit den bleibendsten Eindrücken an und meinem persönlichen Award für die Entdeckung des Jahres an. Ich vergebe diesen Award ja gerne, da ich in den letzten Jahren prägende Entdeckungen machte, die meinen Musikgeschmack nachhaltig beeinflussen soltlen, wenn auch extrem verspätet. Die Sieger der letzten Jahre kann ich recht klar ausmachen, dank herausragender Alben, die ich in den jeweiligne Jahren mehr gheört habe als jedes andere (und seitdem immer wieder).
2008 Waren es Nine Inch Nails mit The Downward Spiral
2009 Porcupine Tree mit Deadwing
2010 Devin Townsend mit Ocean Machine
2011 Tool mit Aenima
2012 Ayreon mit Into The Electric Castle
Aber ich würde tatsächlich sagen, dass 2013 bei mir recht stark von Opeth und deren Album „Ghost Reveries“ beherrscht wurde, obwohl gegen Ende des Jahres auch Marillion sich verstärkt aufdrängte.
Und 2014?
Da tu ich mir diesmal ziemlich leicht, denn keine Neuentdeckung dieses Jahr hat mich mehr bei der Stange gehalten als Judas Priest!
Zwar hatte ich ja bereits 2011 mal einen kleinen Ausflug in klassische Metal-Gefielde gewagt und mich da unter anderem mit „Painkiller“ beschäftigt und 2013 nochmal in einem zweiten Anflug spontanem Interesses „Defenders of the Faith“ erwählt, doch nochmal richtig aufmerksam auf die Band wurde ich erst nach einem Interview mit Mikael Akerfeldt, der „Sad Wings of Destiny“ als das beste Metal Album aller Zeiten bezeichnete.
Da wurde ich nochmal neugierig – und dann ist es auch um mich geschehen ;)
Sobald hier zum ersten mal die Gitarren von „Victim of Changes“ erklingen, wird einem sofort mit einem Schlag klar, wie sehr sich Heavy-Metal sound der 70er von den 80ern unterscheiden kann.
Viel smoother, weniger aggressiv vllt sogar etwas dumpf und doch mit viel Kraft und Dynamik.
Die ganze Scheibe ist einfach nur ein einziges schönes Kunstwerk, da es einen gewissen Konzeptalbum-Charakter aufweist und mit diversen Einspielern auf Bevorstehendes einstimmt, einen sehr ruhigen, in sich gekehrten Mittelpart im Longplayer „Victim of Changes“ bietet und generell mit bedachten Klavierstücken den Sound abrundet.
Sehr flashig war noch zu erfahren, dass die Track-Reihenfolge, wie sie mir auf der CD präsentiert wurde, die weltweit falsche war aufgrund eines Druckfehlers, durch den Side A und Side B damals vertauscht wurden, was sich so dann letztlich auch historisch fortgetragen hat. Und dennoch hat die „falsche“ Trackreihenfolge mit „Victim of Changes“ als Anfang und „Island of Domination“ als Ende durchaus Sinn gemacht.
Ach mir fehlt eigentlich die Expertise um hier ins Detail zu gehen, doch es hat auf jeden Fall gezündet und meine Ambitionen kräftig geschürrt mehr von dieser Band hören zu wollen.
Laut Stereogum ja das beste Priest-Album.
Diese Wahl kann ich durchaus nachvollziehen, denn hier wurde der Sound von "Sad Wings" nochmal weiterentwickelt und perfektioniert.
Das ganze fetzt ordentlich und macht Laune und weiß einige nette überraschende Einspieler noch miteinzupacken, doch irgendwie fehlt mir hier der künstlerische Ansatz von "Sad Wings". Stained Class ist durchgehend lauter und dynamischer - dabei auch zu jedem Zeitpunkt sehr stilsicher und letztlich auch feingeschliffener, aber es fehlt ein klein wenig Struktur. Zumindest tu ich mir bei dem Album sehr viel leichter einen x-beliebigen Track herauszupicken, während ich Sad Wings bevorzugt an einem Stück durchhöre.
Aber das ist nur eine persönliche Bevorzugung, denn Stained Class ist wirklich eine edle Klasse für sich.
Also zunächst mal erinnert das Cover mal ganz stark an das vom allerersten Command&Conquer
Ansonsten ein an sich gutes Album, das jedoch eventuell falsche Erwartungen schüren kann. Auch wenn der martialisch klingende Titel "Killing Machine" einen aggressiveren, destruktiveren Sound suggeriert, finden sich hier die ersten ernstgemeinten Ansätze richtung Pop-Musik der Band - unter "Killing Machine" hätte eigentlich das Spätwerk "Painkiller" firmieren müssen.
Zwar weiß ich eine Nummer wie "Take on the World" wegen dem netten Chor durchaus zu schätzen, und der Titeltrack fetzt wirklich ordentlich, doch der feuchtfröhliche Refrain in "Evening Star" lässt dann doch so manche Fragezeichen aufkommen. Je nach Sichtweise und Laune ist das entweder ganz nett oder eben furchtbar albern und fehlplatziert.
Jedenfalls hat das Album nun nicht so einen großen Wiederspielwert aufgrund geringer Dichte memorabler Songs.
Und Hier drückt Judas Priest mal so richtig auf die Tube und rüttelt den Hörer mit „Rapid Fire“ erstmal so richtig wach mit dem neuen, aggressiveren Sound.
Mit dem neuen Sound kam auch die Tendenz zu einfacher gestrickteren Songs, die sich wohl mehr der breiteren Masse erschließen sollen. Deswegen wird hier auch die Hitsingle „United“ um die Ohren gehauen, die sich so dermaßen an ein Kollektiv von sich in Armen vereint haltenden Bar-Rockern anbiedert, dass es fast schon widerlich ist. Die Nummer ist so dermaßen massenkompatibel gestrickt, dass auch ich nicht wiederstehen kann und mitsingen muss.
Hingegen ein „Grinder“ weiß im Refrain kräftigst zu überzeugen und amüsiert zusätzlich mit einer Textpassage wie "I've held my licence - it came with birth" sehr. Der Rest an Tracks wie „Breaking the Law“ und „Living after Midnight“ sind dann zwar auch noch coole Partyrock-Nummern aber auch schon nicht mehr das, wofür ich schwärmen könnte...
Ohje Ohje und hiermit sind Judas Priest nun endgültig im Mainstream angelangt.
Irgendwo zwischen ACDC, Bon Jovi und Alice Cooper werden hier die ganz heiß berechneten Pub/Pop-Rock-Nummern rausgehauen wie „Bloodstone“, „Another Thing comin“, „Devil's Child“ oder „Take These Chains off“. Letzteres wirkt dabei tatsächlich wie eine Blaupause für All-American-Pop-Rock in Reinkultur – macht Spaß, kann aber auch sehr eklig sein.
Eigentlich würde ich ja ganz gerne den Albumauftakt „The Hellion/Electric Eye“ loben, denn die Strophen zu Beginn sind an Coolness und Stilsicherheit kaum zu schlagen, doch leider ist der Refrain total scheiße!
Dieses unbeholfene Gejaule von Rob Halford lässt einen sehr stark gestarteten Song tief stürzen und reist eine Riesen Kluft, wie ich es selten zuvor bei einem Song erlebt habe.
Dafür aber weiß der melancholische Schlusstrack „Prisoner of Your Eyes“ wieder mit saftigen Gitarren zu überzeugen.
Alles in allem ein unterhaltsames Album mit vielen dicken Rosinen zum herauspicken drin - nur ist Rosinenpickerei imo auch nicht unbedingt das, was ein gutes Album auszeichnet...
Meiner chronologischen Besprechung nach hat jedes Album immer mehr nachgelassen, doch mit dem unmittelbaren Nachfolger ihres bis dato erfolgreichsten Albums „Screaming for Vengeance“ ist ihnen meiner Meinung nach deren beste Arbeit gelungen. Der Hitsingle-Ansatz von „British Steel“ und „Screaming...“ wurde wieder ad acta gelegt, ohne jedoch ganz auf den Sound zu verzichten.
Und herausgekommen ist Priests bester Mix aus Härte, destruktiven Texten, Melancholie und unglaublich guten Gitarrensoli. Hier stimmt einfach das komplette Album von vorne bis hinten. Es gibt keinen einzigen Schwachpunkt, viel Abwechslung und keinen einzigen Song, der sich allzusehr von den anderen wegen irgendwelcher Starallüren aufdrängen würde.
Auch dieses Album genieße ich am liebsten als Ganzes an einem Stück, was es imo zur besten Priest-Platte neben „Sad Wings...“ macht, auch wenn diese beiden Werke doch von grundauf verschieden sind. Sad Wings ist musikhistorisch sicherlich relevanter und ambitionierter, doch Denfenders macht einfach so dermaßen Laune, dass ich sie wohl letztlich ein klein wenig bevorzuge.
Ja und das hier wiederum ist leider einfach nur scheiße. Zwei Durchgänge und es ist im Prinzip nur das nicht sonderlich gelungene Johnny Be Good – Cover und das immerhin eingermaßen brauchbare „Love you to death“ hängen geblieben. Aber ansonsten wars echt nur relativ belanglose 08/15-Standardware im Autopilot-Modus...viel mehr habe ich nicht mehr dazu zu sagen...
Insgesamt kann ich nur sagen, dass es ein sehr aufschlussreiches Erweckungserlebnis war, sich mal intensiver mit einer Band beschäftigt zu haben, die ich nur vom Namen her kannte, bzw diese auf ein Album (Painkiller) reduziert habe und dann feststellen durfte, dass da doch so viel mehr drin steckte. Jetzt bin ich schon beinahe sowas wie ein Fan geworden und werde mir im Laufe der Zeit sicher noch den Rest der Diskographie genehmigen
Kommen wir jetzt aber mal vom Heavy Metal zum gelini-Kram.
Was wurde ich hier nicht vorgewarnt? „Lies dir lieber erstmal die kommentare bei amazon durch“ oder „Ohje, jetzt muss ich ausziehen, bevor der jay mich schlachtet“ waren Statements die mich das schlimmste befürchten ließen – das hässliche Cover bestärkte mein Gefühl nur. Ich entwickelte eine gewisse Ehrfurcht vor dem Album, ohne es überhaupt gehört, geschweige denn auch nur einen Kommentar dazu gelesen zu haben.
Mit zugekniffenen Augen und präventiv weggedrehtem Kopf versuchte ich ganz zaghaft mal den Play-Button zu betätigen. Ich erwartete eine widerspenstige Kreuzung aus Einstürzende Neubauten und Pink Floyds „Ummagumma“, doch geboten bekommen hatte ich überraschend harmlosen 80s-Pop.
Erst beim zweiten und dritten Durchhören eröffneten sich dann mir aber auch diverse Finessen im Songwriting und dem Einspielen diverser Instrumente.
Die Mischung aus groovig, poppigen Soundteppichen, eigenwilligen Gesangseinlagen und recht experimentellen Intermezzos schafft einen extravaganten Stil, der mich durchaus zu überzeugen weiß.
Ohne mich jetzt tiefer mit den Lyrics beschäftigt zu haben, konnte ich etwas Amerika-Kritik heraushören, was das Album ebenfalls von der Masse abhebt.
Bleibt somit ein Album, das gut groovt und trotz aller poppigkeit dennoch hier und da mal gegen typische PopSong-Struktur-Dogmen verstößt und etwas verdreht eigenes probiert, ohne mich dabei wegzuekeln. Und dafür gibt’s einen Daumen hoch!
Wie geflasht war ich doch, als mir der erste Track der Scheibe „Shout“ sofort bekannt vorkam, da ich über Jahre hinweg im Training das Metalcover von Disturbed um die Ohren geknallt bekommen habe. Nett fand ichs, war aber vom Stil her doch nie so ganz meines. Das das Original hingegen eröffnet unerwartete Klangwelten, denen ich einfach nur noch erliege und mich voll in deren Bann ziehen lasse. Es ist schon ein bezeichnendes Kriterium, wenn ich bei einem Song anfange zu gestikulieren, um prägnante Gesangspassagen durch mein eigenes, körperliches zu tun in ihrer Klasse zu unterstreichen – bei „These are things I can do without“ muss ich einfach immer den Finger in gesenkter Haltung zum ungezielten Hindeuten erheben – das Metalcover hat mir hierfür nie Anlass verschaffen
Auch wenn die folgenden Songs dann nicht mehr ganz diese verzaubernde Wirkung haben wie „Shout“ so zieht sich dennoch eine echte Klasse durch die Scheibe hindurch und weiß mich auch mit „Head over Heals“ oder „Everybody wants to rule the World“ zu fesslen.
Auffalend gut sind vor allem sind die virtuosen Instrumental/Computer-Passagen, wie der Beginn von „Broken“.
Bevor ich mich jetzt aber in noch weiteren komplitziert formulierten Eindrücken verliere, die sicher nicht ganz das fein ausgearbeitete Songwriting und Sounddesign würdig erfassen, belasse ich es bei dem Prädikat „Besonders Wertvoll“!
Ok, das wiederum hat mich jetzt aber mal so gar nicht vom Hocker gehauen. Das interessanteste ist hierbei vllt noch der Gesang von Prince, der mal in ganz ganz seltsame Verführungstänze verfällt und dann eben ein gewisses Etwas hat, wie in „Darling Nikki“. Aber solche Nummern wie „Lets go crazy oder „Computer blue“ lassen mich irgendwie eher schulter zuckend zurück.
Zugegeben eröffnen sich beim öfteren hören, auch bei einem zunächst nichtssagenden Track wie „computer blue“ dann doch der verspielte Mittelpart, der durchaus seinen Reiz haben kann, aber eben nicht vollständig überzeugt. Hingegen wissen die Grundthemen von „Take me with you“ und „I would die for you“ sofort zu gefallen und retten das Album dann doch vom belanglosen Durchschnitt.
Achja, aber dann gibt’s ja noch die große Hitsingle „Purple Rain“, die zu meiner Überraschung hier tatsächlich original in einer 8min langen Fassung vorliegt. Da gefällt mir die zweite Hälfte mit dem langezogenen Soli noch am besten, aber mehr als „nett“ ist sie dann letztlich auch nicht.
Ich bin ja sonst immer ganz gerne der Typ, der bei zwei vergleichbaren Werken das weniger populäre bevorzugt, aber in dem Falle sage ich mal ganz plump, dass mir das im selben Jahr erschienene „Thriller“ von Michael Jackson doch um einiges mehr zusagt, da greifbarer.
Das hier ist sicher künstlerisch ambitionierter, aber zündet bei mir einfach nicht so sehr wie Jacksons knallharte Pop-Attacke
Dann mache ich hier erstmal vorläufig cut, denn yello ist immernoch nicht im postfach gelandet, Angel dust braucht mehr als einen Durchlauf und müde bin ich jetzt erstmal auch vom schreiben
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Auf der Suche nach meiner Musikentdeckung 2017 bin ich nach mehren Monaten der Verzweiflung schließlich bei Killing Joke fündig geworden. Und wie ich fündig geworden bin.
Wohl kaum eine andere Band hat es geschafft mich so dermaßen in ihren Bann zu ziehen, dass ich mich völlig hilflos ihrer kompletten Discography ergeben und mit Freude den Geldbeutel gezückt habe. Noch nie habe ich in so kurzer Zeit so viele Alben (und bei Killing Joke sind das nicht wenige) derselben Band durchgehört.
Killing Joke ist eine verdamt vielseitige Band, die sich über eine Karriere von über 30 Jahren mehrfach neu definiert hat. So unterschiedlich das Repertoire Stilrichtungen ist, so ist es auch der qualitative output, der von schrottig belanglos über seltsam schräg, bis hin zu schweine geil reicht.
Die Post Punk Pioniere um Jaz Coleman hat so einige Ecken und Kanten... und Dornen und Stopersteine...und Risse und Dellen...und trotzdem ist es eine musikhistorisch verdammt ernstzunehmende Gruppe, da sie nicht nur gleich mehrere subgenres entscheidend mitprägte, sondern auch direkten Einfluss auf teilweise völlig unterschiedliche Bands ausübte.
Ob Metallica oder Nine Inch Nails, Foo Fighters oder Fear Factory, Faith no More oder Soundgarden...all diese Bands im Besonderen aber Dave Grohl von den Foo Fighters nannten die Band als Inspirationsquelle. Lezterer beehrte Jaz Coleman sogar mit einer Einladung auf der Bühne.
Dabei ist es aber eigentlich mehr der Bereich Gothic und Industrial, auf den die Band wohl den meisten Einfluss hatte. Genau mein Ding also.
Wirklich fröhlich ging es bei Killing Joke nie zu. Die lyrischen Themen operieren immer irgendwo zwischen Dystopie, Misstrauen gegenüber der Regierung, Krieg, Leid, soziale Missstände, Verschwörung und Weltuntergang.
Vor allem letzteres, die Apokalypse hat Frontman Jaz Coleman so dermaßen in Beschlag genommen, dass man ihn leider auch zu der Reihe der religiösn Spinnern mitzählen muss, die mehrfach erfolglos den Tag des jüngsten Gerichts prophezeiten.
Mit diesem Hintergrund sind die Bandtexte also schließlich stets mit Vorsicht zu genießen, auch wenn sicherlich viele angeprangere Themen ihre Relevanz haben.
Auch wenn es die Band gut meint und sich ernsthaft textlich mit Politik auseinandersetzt, brilliant geschrieben sind die Texte dann eben leider doch nicht.
Doch dafür kann die Band eben (und das ist immer noch die Hauptsache) mit ihrem Sound überzeugen und der hat es echt in sich, auch wenn dieser ebenfalls nicht völlig frei von Kritik ist.
1980 – Killing Joke
Die Karriere beginnt stark. In ihrem selbstbetitelten Debutalbum schmiedeten Killing Joke aus dem Nichts einen völlig neuen, beispiellosen, Sound und lieferten damit ein kleines Meisterwerk ab, das zum grundlegenden Bausatz für Nine Inch Nails und andere Industrial Performer werden sollte. Zwar könnte man noch weiter gehen und auf die eigentlichen Industrial Pioniere „Throbbing Gristle“ verweisen, doch mehr als schräge Soundspielereien sind aus dieser Ecke nicht zu verzeichnen.
Killing Joke hingegen liefern allein schon mit dem Opener „Requiem“ ein unsterbliches Thema ab, das sich sofort in die Gehörgänge einbrennt. Nicht umsonst wurde auch dieses Stück von Dave Grohl gewählt, um es seinem jungen Publikum zusammen mit Coleman als Sänger vorzutragen.
Und auch Metallica scheinen große Fans zu sein und coverten „The Wait“. Weniger rühmlich ist, dass „Wardance“ nachgesagt wird die Lieblingsbegleitmusik von Soldaten beim Panzerfahren und Leichen überrollen gewesen sein soll...
Alles in allem ein hervorragendes Album, das trotz der dreckigen, verzerrten Gitarren und dem leicht pessimistischen, regierungskritischen Unterton eine gewisse Groovyness bewahrt, die zum tanzen, vor allem aber Wiederhören animiert.
1981 - What's THIS For…!
Für einen Außenstehenden mag der Albumtitel wie die Faust aufs Auge fassen, da es wirklich schwer ist die Musik einzuordnen. Eigentlich handelt es sich hier um eine konsequente Weiterentwicklung des Debütalbums, Wobei die Grovyness zugunsten der Düsternis weicht und die Songs sich noch einmal mehr von klassischen Song- und Lyrikstrukturen entfernen. Meist bestehen die Texte nur aus wiederholten Ausrufen ohne wirklich erkennbaren Strophen. Dennoch wissen Nummern wie „Unspeakable“ oder „Follow the Leader“ in den Bann zu ziehen. „Madness“ ist dabei so ein echtes widerspenstiges Kuriosum für sich, das völlig den Konventionen entrückt über 7 Minuten lang den Hörer nur mit Geklopfe und Schreien des Entsetzens „THIS IS MADNESS“ belagert – und ich finde es absolut geil.
Unterm Strich nochmal deutlich schräger und weniger zugänglich als das Debütwerk, aber nicht weniger faszinierend und sicherlich eine mindestens genauso wichtige Inspirationsquelle, denn
„Who told you how“ klingt wie ein verlorenes Nine Inch Nails stück, das es nicht ganz in „The Fragile“ hineingeschafft hat.
1982 - Revelations
Hier merkt man leider, dass den Post-Punkern allmählich die Ideen ausgehen, denn hier servieren sie lediglich eine Variation ihrer aus den ersten beiden Alben vorangegangenen Versatzstücke, das aber so uninspiriert und lustlos, das man vor lauter Langeweile regelrecht zu kämpfen hat mit der ohnehin nicht großen Laufzeit. Fairerweise muss schon die ein oder andere gute Idee, die gelegentlich aufblitzt zur Kenntnis genommen werden, doch unterm Strich ist hier kein einziger wirklich brauchbarer Song zu finden. Das Album habe ich so wenig durchgehört, dass ich nicht mal einen Song nennen kann. Nur was für Komplettisten...
1984 – Fire Dances
Scheisshaufen! Die Ideenlosigkeit des Vorgängeralbums schien sich fortgeführt zu haben. Eigentlich könnte ich hier dasselbe schreiben, wie schon zu Revalations, nur dass das ganze jetzt alles NOCH beschissener ist. Der Fairness halber kann man hier zugestehen, dass Frontspinner Jaz Coleman zu dieser Zeit bereits das Ende der Welt erwartet und sich deswegen nach Island zurückgezogen hat (wahrscheinlich, weil es den vier apokalyptischen Reitern dort zu kalt ist...) und wohl nicht mit ganzer Sache beim Musikmachen war. CRAP!
1985 – Night Time
Der nicht eingetretene Weltuntergang schien neue Lebensfreude und Kreative Energien in Coleman geweckt zu haben, denn Night Time markiert die erste signifikante Neuorientierung der Band. Zum Guten. Der Dark Pop steht der Band sehr gut. Mit „Love Like Blood“ schufen die ehemaligen Post-Punker sogar so etwas ähnliches wie einen Single Hit – bis heute ihr einziges Lebenszeichen in den gehobeneren Chartsphären. Und das Stück hat es wirklich in sich. Allein diese schweinecoole Basslinie macht das Stück zu einem der besten Songs der 80er, welches dem ebenfalls hervorragend vom Bass getragenen „Fascination Street“ von The Cure auf Augenhöhe begegnen kann. Mit der melancholischen Strahlkraft dieses Song wurde Killing Joke schließlich auch zu einem Begriff in der Gothic Szene. Dennoch bewahrt hier die Band noch ihre wurzeln und lässt bei einigen Nummern die rohen, ungeschliffenen E-gitarren durchschimmern und servieren mit „Kings and Queens“ und „Multitudes“ zwei echte Brechern, die beiden jeweils von einem simplen, aber sehr genialen, memorablen Thema getragen werden, das man am liebsten gleich wieder auf die imaginäre Tanzfläche will.
Dass Killing Joke ein echt gutes Händchen für markante, gut ins Ohr gehende Melodien hat beweist die Band schließlich auch mit dem letzten Track „Eighties“, dessen Einleitendes Gitarrenspiel von niemand geringerem als Nirvana für den Song „Rape Me“ geklaut worden schien. Die ähnlichkeit ist unbestreitbar und führte auch zu einem Gerichtsprozess. Umso interessanter die Tatsache, dass der ehemalige Nirvana Schlagzeuger Dave Grohl dennoch Jaz Coleman auf seine eigene Bühne holte :)
1986 - Brighter Than a Thousand Suns
Da hat Killing Joke wohl Blut geleckt und bestreiten den in „Night Time“ eingeschlagenen Weg konsequent weiter. Hier haben sie sich gänzlich von ihrem rohen rohen, punkigen Sound entfernt und servieren stattdessen reinsten 80er Jahre New Wave mit leichtem Hang zur Melancholie und Weinerlichkeit. Wenn man kritisch sein will kann man das ganze als etwas belanglos bezeichnen, doch mit einem offenen Ohr lässt sich hier durchaus gutes Songwriting erkennen. Einigen eher kitschen Nummern wie „Sanity“ stehen auch aufregende Stücke „Rubicon“ entgegen.
Zwar fehlt dem Album ein kräftiges Zugpferd wie „Love Like Blood“, dafür hingegen ist es insgesamt besser durchgeschliffen und kann mit der richtigen Stimmung über die Volle Lauflänge bei der Stange halten.
1988 - Outside the Gate
Eigentlich als Soloprojekt von Jaz Coleman und Geordie Walker angedacht, wurde die Platte nach Ende der Produktion aus reinen Marketinggründen doch als neuestes Killing Joke Werk Veröffentlicht.
Wenn man es nicht wüsste besser wüsste, würde man sich hier zunächst auch nicht groß die Ohren putzen, doch wenn man das Album genauer unter die Lupe nimmt erkennt man bisher völlig ungewohnte Finessen. Oberflächlich könnte man das ganze als Verdüsterung des Vorgängeralbums „Brighter than a thousand suns“ bezeichnen. Der klare Popsound ist geblieben, doch der melancholische Klangteppich weist reichliche Wölbungen von unterschwelliger Bedrohlichkeit auf.
Das interessante ist, wie Coleman diese Bedrohlichkeit arrangiert, nämlich vollkommen ungewohnt durch den bedachten Einsatz von einsamen Akkustikgitarren und sogar Piano. Der Titelsong am Ende des Albums überrascht in den letzten 2 Minuten mit einem brillianten Klaviersolo, das genauso ohne Abstriche auch von den späteren Opeth hätte stammen können.
Man muss sich etwas mit dem Album beschäftigen, doch es schimmert echte musikalische Reife heraus.
1990 - Extremities, Dirt and Various Repressed Emotions
Wer bei „Outside the Gate“ nur mit halbem Ohr hingehört hat und keine große Veränderung herausgehört haben will, der wird von diesem musikalischen Ungetüm sehr unsanft vom Stuhl gestoßen. Was auch immer die Band zu dieser radikalen wiederholten Neuorientierung getrieben haben mag, doch es entpuppte sich als die ertragreichste Entscheidung in der Bandkarriere, denn hiermit leitete Killing Joke ihre stärkste und bis heute anhaltende Phase ein.
Nach der schrägen, unnahbaren Post-Punk Exzentrik und den massentauglichen Popambitionen etablierte sich Killing Joke hiermit nun als absolut ernstzunehmende Metal Band.
Harte, schwere Gitarren treffen hier auf eine völlig entstellte Stimme Colemans. Zwar schimmerte diese kratzige, tiefe verrauchte Stimme in vergangenen Stücken gelegentlich mal kurz durch, doch hier nutzt er sie gezielt und fokussiert. Die Entdeckung seines inneren Teufels war die vielleicht wichtigste Bandentdeckung, denn Jaz Coleman kann beizeiten ohne Abstriche haarenau wie die Metal Legende Lemmy Kilmister klingen. Die Ähnlichkeit ist so stark, dass es schon fast lustig ist. Weniger Lustig ist die Grundstimmung des Albums, das dank der neuen Ausrichtung locker auch zum bisher freudlosesten Werk macht. Coleman peitscht den Hörer hier von einem Schreianfall zum nächsten, während die Stimmung dabei immer weiter richtung Hölle abzudriften scheint, bis das ganze dann in dem unfassbar geilen „North of the Border“ seinen absoluten Höhepunkt findet. Mit diesem Album zeigt Killing Joke, dass sie vor allem eines sind. BAD ASS
1994 - Pandemonium
Scheinbar musste Coleman seine Stimme mehrere Jahre lang schonen, ehe er den 1990 eingeschlagenen Weg fortühren konnte. Die Pause hat auf jeden Fall nicht geschadet.
Als ob sie nie etwas anderes getan hätten, haut die Gruppe hier einen fetzig furiosen Einstieg raus, verdutzen dann zwar in „Exorcism“ den Hörer mit reichlich Hust Attacken von Coleman, überzeugen dann aber wieder mit dem genialen „Millenium“ und halten auch sonst mit vielen schwerfälligen, gut geschriebenen Melodien ihr vom Grunge ermüdetes Publikum gut bei der Stange. Den 90ern sei dank finden sich hier auch verstärkt technoide Einflüsse, die zusammen mit den elegischen, schweren Gitarren, den Industrial Elementen und der gequält krächzenden Stimme Coleman eine einzigartige Symbiose ergeben und eine klare Empfehlung für jeden Metalfan darstellt, der gerne etwas über den Tellerrand schaut.
1996 – Democracy
Bisher zeichnete sich bei Killing Joke das Bild ab, dass sie einen gefundenen Stil nicht lange aufrechterhalten können, doch mit Democracy zeigen sie endgültig, dass sie ihre Bestimmung als Alternativemetal Band gefunden haben. Den Titeltrack zähle ich ganz klar zu den stärksten Rock-Singles, die je produziert worden sind – und das obowhl der Song im Mainstream wohl kaum bekannt ist, doch das soll nicht mein Pech sein. Wie schon auf Pandemonium beweisen Killing Joke, dass ihr ganz speziell gewobener Klangteppich aus Colemans kratzender Stimme und schweren Gitarren gepaart mit stimmungsvollen Songwriting über sämtliche Distanzen hinweg tragen können. Alle Songs sind im Durchschnitt über 5min lang, doch man merkt nirgends die Länge. Es ist schon eine wahre Kunst über eine schier unendliche Laufzeit mit einfachen Songstrukturen bei Laune halten zu können. Vor allem aber ist es echte Kunst ein solch unfassbar geiles Stück wie „Absent Friends“ hinzubekommen. Als ob Coleman hier im absolut tiefsten Kerker der Hölle sitzt, schreit er von dort aus ein psychedelisch, alptraumhaftes, langgezogenes „Love“ heraus, das mich so dermaßen in seinen Bann zieht, dass ich am liebsten gleich in der Hölle Urlaub machen möchte.
Ein fast rundum gelungens Werk, das leider nur, wie aber auch jedes andere KJ Album an einer eher schwachen Produktion leidet...
2003 – Killing Joke
Nach einer Bandpause von mehr als 7 Jahren meldeten sich Killing Joke wieder eindrucksvoll mit einem erneut selbstbetitelten Album zurück, quasi um eine Art Rückbesinnung zu den Wurzeln zu subkommunizieren. Zwar ist hier in der Tat die Attitüde aus dem Frühwerk Anfang der 80er bei genauerem Hinhören festzustellen, doch vordergründig dominiert dennoch der in den 90ern gefundene harte Sound. Hier setzt KJ dem Härtegrad noch eine Schippe drauf, und wirt dabei die melödiöse Leichtfüßigkeit aus den 90ern über Bord, so dass man hier ein sehr sehr rohes, ungeschliffenes, kaltes und aggressives Ungetüm von einem Alternative Metal Album serviert bekommt. Ich persönlich als Freund ihrer 90er Werke wurde immer nur bedingt warm mit dieser Schwerpunktverlagerung. Sicherlich bekommt man hier sehr viele eindrucksvoll produzierte und brilliant konzipierte Hooks. Überhaupt gehört schon allein der Auftakt der Scheibe sicherlich zu den beeindruckensten Türeintretern, mit der sich eine Band je zurückgemeldet hat. Damit steckt KJ locker einen großteil der zeitgenössischen, jüngeren Rock- und Metallandschaft der damaligen Zeit weg und zeigt nochmal, was solche Rock-Großväter noch alles drauf haben.
Doch mich persönlich konnte die Musik leider nie ganz so sehr erreichen, wie die anderen Alben.
Dennoch spreche ich für das Arrangement , die Herangehensweise und vor allem für die mit Abstand sauberste und fetzigste Soundproduktion in der Bandgeschichte eine klare Kaufempfehlung aus.
2006 - Hosannas From the Basements of Hell
Nach den leichten 2003er comebackalbum hat sich Killing Joke wieder gefangen und führt, als ob nichts gewesen wäre ihren Stil von 1996 ganz gekonnt fort. Mit mehr vom Selben möchte man fast böswillig behaupten. Wahnsinnig viel neues wird man von der Band hier nicht mehr bekommen, dafür aber nochmal das Beste in all seinen Stärken und interessanten Variantionen.
Die größte Neuerung ist sicherlich die durchschnittliche Laufzeit von etwa 7 Min pro Song, was auch den bisherigen Bandrekord darstellt. Unüblich für eine Band, deren Songstrukturen von ausufernden Prog-Strukturen gar nicht weiter weg sein können. Doch der von KJ produzierte Klangteppich ist nunmal dafür ausgelegt trotz einer verhältnismäßigen Einfachheit schwier ewig ausgerollt werden zu können. Der Sound ist und bleibt eine Droge, die in sphären zieht, aus denen man sich nur als geneigter Katy Perry Hörer zu entwinden vermag. Allein das über 8min Lange „Walking with Gods“ ist eine echte Machtdemonstration, die zeigt, dass die Band immernoch gute Ideen hat ihren Stil neuzuverkaufen.
2010 - Absolute Dissent
Und wieder eine Neuausrichtung. Oder doch eine Rückbesinnung? Eine Mischung aus beiden?
Seit 2008 besteht die Band wieder in ihrer Originalbesetzung von vor knapp 30 Jahren, doch das Album ist nicht nur zeitgeschichtlich weit veg von „What's THIS for...?!“.
Hier mischt KJ gerne wieder verstärkte softere, elegische Wave-Elemente zu dem ansonsten gewohnt metallastigen Treiben. Nur irgendwie fiel hier das Songwriting nicht mehr ganz so stark aus, wie noch bei anderen Veröffentlichungen. Die typischen infernalischen ScreamPassagen und protzigen Ausschreitungen sind da, nur gabs das eben schonmal besser.
Zudem überzieht die Scheibe ein durchgehend bemerkenswert schlechter Klang, der selbst unter KJ Verhältnisse liegt. KJ war leider nie für kristallklaren, sauber produzierten Sound bekannt, 2003 konnten sie diesbezüglich ihre Kritiker auch mal verstummen lassen, doch hier liefern sie eine wirklich bemerkenswert schlechte Produktion ab, die einfach nur blechern, stumpf und hohl klingt.
Zum Glück kann unterm Strich die Musik letztlich doch noch überzeugen...
2012 - MMXII
2012. Ein gutes Jahr für den Weltuntergang. Ob Coleman immernoch an ein solches Szenario glaubt, ist mir nicht ganz klar, doch zumindest bietet es guten Stoff für eine anständige KJ Platte.
Wie schon bei Absolute Dissent finden sich hier auch wieder verstärkt wieder wavige, melancholische Passagen, die diesmal aber viel besser mit der Metalseite kombiniert werden was zusammen mit dem wieder verbesserten Songwriting der Band zu neuer Stärke verhilft.
Eigentlich ist es ziemlich beeindruckend, wie es so eine mittlerweile über 30 Jahre alte Band es schafft nach vielen Auf und Abs, Stilveränderungen und qualitativ sehr unterschiedlichen Outputs trotzdem nochmal ein so starkes Album auf die Beine zu stellen. Der knapp 9minütige Opener „Pole Shift“ präsentiert die Bands und ihre Facetten von ihrer besten Seite, kann aber auch darüber hinaus, mit betrübt schwelgerischen Nummern wie „In Cythera“ genauso überzeugen, wie auch mit den Schrei aus der Hölle „Glitch“.
Alles in allem sicherlich das beste KJ Album des 21. Jahrhunderts!
2015 – Pylon
Ich machs kurz: nicht ganz so gut wie MMXII, aber immernoch ne ordentliche Hausnummer 8-)
Ich habe wie gesagt noch nie in so kurzer Zeit die komplette discographie einer Band nachgeholt. Sie hats mir echt angetan. Killing Joke zeigt eindrucksvoll, wie sich eine Band der der ganz große kommerzielle Erfolg immer ausblieb dennoch auch über Jahrzehnte relevant bleibt und Duftmarken setzt, an denen andere, zeitgenössischere Künstler noch zu knabbern haben.
Die Band war nie perfekt, dazu stand Jaz Colemans Wahn und die generell eher meise Soundproduktion im Weg, doch wenn man die Band machen lässt, kommen manchmal echte Wunderwerke heraus, die man sich einfach wieder und wieder anhören möchte.
Wenn man mich nach einem Einstieg fragen würde, um einen guten Überblick über das Schaffender Band zu bekommen, würde ich spontan Das Debut-Album von 1980, Night Time und Democracy empfehlen, da hiermit alle Soundlandschaften, auf denen KJ je gespielt hat gut abgedeckt werden.
Während die Band im Bereich Post-Punk absolute Pioniere und große Inspirationsquelle waren, schufen sie im Bereich Industrialmetal einen einzigartigen, unschlagbaren Stil, der sich vor anderen, kommerziell erfolgreicheren Bands aus der Sparte nicht zu verstecken braucht.
Nur im Bereich Pop / Pop-rock würde ich der Band eine nicht ganz so hohe Klasse zuschreiben, da hatten andere Künstler in dem Bereich schlicht mehr Talent, auch wenn sich Nummern wie „Love like Blood“ oder „Rubicon“ mehr als hören lassen können.
Schade nur, dass es gearde die stärkte Phase der Band, nämlich der 90s Output aus irgendwelchen Gründen in der Versenkung verschwunden ist, denn an Kopien von „Extremities...“, „Pandemonium“ oder „Democracy“ zu kommen ist schlicht und einfach unbezahlbar.
Mittlerweile sind genau diese Alben nichtmal mehr bei amazon zu finden. Ich kann mich jedoch an Preise um die 500 Euro für eine Vinyl erinnern, während die CDs zwischen 50 und 100 ebenfalls nicht zum kaufen animieren. Ebenso gibt es genau diese Alben nicht auf Spotify.
Bleibt nur noch das gute alte youtube
Wohl kaum eine andere Band hat es geschafft mich so dermaßen in ihren Bann zu ziehen, dass ich mich völlig hilflos ihrer kompletten Discography ergeben und mit Freude den Geldbeutel gezückt habe. Noch nie habe ich in so kurzer Zeit so viele Alben (und bei Killing Joke sind das nicht wenige) derselben Band durchgehört.
Killing Joke ist eine verdamt vielseitige Band, die sich über eine Karriere von über 30 Jahren mehrfach neu definiert hat. So unterschiedlich das Repertoire Stilrichtungen ist, so ist es auch der qualitative output, der von schrottig belanglos über seltsam schräg, bis hin zu schweine geil reicht.
Die Post Punk Pioniere um Jaz Coleman hat so einige Ecken und Kanten... und Dornen und Stopersteine...und Risse und Dellen...und trotzdem ist es eine musikhistorisch verdammt ernstzunehmende Gruppe, da sie nicht nur gleich mehrere subgenres entscheidend mitprägte, sondern auch direkten Einfluss auf teilweise völlig unterschiedliche Bands ausübte.
Ob Metallica oder Nine Inch Nails, Foo Fighters oder Fear Factory, Faith no More oder Soundgarden...all diese Bands im Besonderen aber Dave Grohl von den Foo Fighters nannten die Band als Inspirationsquelle. Lezterer beehrte Jaz Coleman sogar mit einer Einladung auf der Bühne.
Dabei ist es aber eigentlich mehr der Bereich Gothic und Industrial, auf den die Band wohl den meisten Einfluss hatte. Genau mein Ding also.
Wirklich fröhlich ging es bei Killing Joke nie zu. Die lyrischen Themen operieren immer irgendwo zwischen Dystopie, Misstrauen gegenüber der Regierung, Krieg, Leid, soziale Missstände, Verschwörung und Weltuntergang.
Vor allem letzteres, die Apokalypse hat Frontman Jaz Coleman so dermaßen in Beschlag genommen, dass man ihn leider auch zu der Reihe der religiösn Spinnern mitzählen muss, die mehrfach erfolglos den Tag des jüngsten Gerichts prophezeiten.
Mit diesem Hintergrund sind die Bandtexte also schließlich stets mit Vorsicht zu genießen, auch wenn sicherlich viele angeprangere Themen ihre Relevanz haben.
Auch wenn es die Band gut meint und sich ernsthaft textlich mit Politik auseinandersetzt, brilliant geschrieben sind die Texte dann eben leider doch nicht.
Doch dafür kann die Band eben (und das ist immer noch die Hauptsache) mit ihrem Sound überzeugen und der hat es echt in sich, auch wenn dieser ebenfalls nicht völlig frei von Kritik ist.
1980 – Killing Joke
Die Karriere beginnt stark. In ihrem selbstbetitelten Debutalbum schmiedeten Killing Joke aus dem Nichts einen völlig neuen, beispiellosen, Sound und lieferten damit ein kleines Meisterwerk ab, das zum grundlegenden Bausatz für Nine Inch Nails und andere Industrial Performer werden sollte. Zwar könnte man noch weiter gehen und auf die eigentlichen Industrial Pioniere „Throbbing Gristle“ verweisen, doch mehr als schräge Soundspielereien sind aus dieser Ecke nicht zu verzeichnen.
Killing Joke hingegen liefern allein schon mit dem Opener „Requiem“ ein unsterbliches Thema ab, das sich sofort in die Gehörgänge einbrennt. Nicht umsonst wurde auch dieses Stück von Dave Grohl gewählt, um es seinem jungen Publikum zusammen mit Coleman als Sänger vorzutragen.
Und auch Metallica scheinen große Fans zu sein und coverten „The Wait“. Weniger rühmlich ist, dass „Wardance“ nachgesagt wird die Lieblingsbegleitmusik von Soldaten beim Panzerfahren und Leichen überrollen gewesen sein soll...
Alles in allem ein hervorragendes Album, das trotz der dreckigen, verzerrten Gitarren und dem leicht pessimistischen, regierungskritischen Unterton eine gewisse Groovyness bewahrt, die zum tanzen, vor allem aber Wiederhören animiert.
1981 - What's THIS For…!
Für einen Außenstehenden mag der Albumtitel wie die Faust aufs Auge fassen, da es wirklich schwer ist die Musik einzuordnen. Eigentlich handelt es sich hier um eine konsequente Weiterentwicklung des Debütalbums, Wobei die Grovyness zugunsten der Düsternis weicht und die Songs sich noch einmal mehr von klassischen Song- und Lyrikstrukturen entfernen. Meist bestehen die Texte nur aus wiederholten Ausrufen ohne wirklich erkennbaren Strophen. Dennoch wissen Nummern wie „Unspeakable“ oder „Follow the Leader“ in den Bann zu ziehen. „Madness“ ist dabei so ein echtes widerspenstiges Kuriosum für sich, das völlig den Konventionen entrückt über 7 Minuten lang den Hörer nur mit Geklopfe und Schreien des Entsetzens „THIS IS MADNESS“ belagert – und ich finde es absolut geil.
Unterm Strich nochmal deutlich schräger und weniger zugänglich als das Debütwerk, aber nicht weniger faszinierend und sicherlich eine mindestens genauso wichtige Inspirationsquelle, denn
„Who told you how“ klingt wie ein verlorenes Nine Inch Nails stück, das es nicht ganz in „The Fragile“ hineingeschafft hat.
1982 - Revelations
Hier merkt man leider, dass den Post-Punkern allmählich die Ideen ausgehen, denn hier servieren sie lediglich eine Variation ihrer aus den ersten beiden Alben vorangegangenen Versatzstücke, das aber so uninspiriert und lustlos, das man vor lauter Langeweile regelrecht zu kämpfen hat mit der ohnehin nicht großen Laufzeit. Fairerweise muss schon die ein oder andere gute Idee, die gelegentlich aufblitzt zur Kenntnis genommen werden, doch unterm Strich ist hier kein einziger wirklich brauchbarer Song zu finden. Das Album habe ich so wenig durchgehört, dass ich nicht mal einen Song nennen kann. Nur was für Komplettisten...
1984 – Fire Dances
Scheisshaufen! Die Ideenlosigkeit des Vorgängeralbums schien sich fortgeführt zu haben. Eigentlich könnte ich hier dasselbe schreiben, wie schon zu Revalations, nur dass das ganze jetzt alles NOCH beschissener ist. Der Fairness halber kann man hier zugestehen, dass Frontspinner Jaz Coleman zu dieser Zeit bereits das Ende der Welt erwartet und sich deswegen nach Island zurückgezogen hat (wahrscheinlich, weil es den vier apokalyptischen Reitern dort zu kalt ist...) und wohl nicht mit ganzer Sache beim Musikmachen war. CRAP!
1985 – Night Time
Der nicht eingetretene Weltuntergang schien neue Lebensfreude und Kreative Energien in Coleman geweckt zu haben, denn Night Time markiert die erste signifikante Neuorientierung der Band. Zum Guten. Der Dark Pop steht der Band sehr gut. Mit „Love Like Blood“ schufen die ehemaligen Post-Punker sogar so etwas ähnliches wie einen Single Hit – bis heute ihr einziges Lebenszeichen in den gehobeneren Chartsphären. Und das Stück hat es wirklich in sich. Allein diese schweinecoole Basslinie macht das Stück zu einem der besten Songs der 80er, welches dem ebenfalls hervorragend vom Bass getragenen „Fascination Street“ von The Cure auf Augenhöhe begegnen kann. Mit der melancholischen Strahlkraft dieses Song wurde Killing Joke schließlich auch zu einem Begriff in der Gothic Szene. Dennoch bewahrt hier die Band noch ihre wurzeln und lässt bei einigen Nummern die rohen, ungeschliffenen E-gitarren durchschimmern und servieren mit „Kings and Queens“ und „Multitudes“ zwei echte Brechern, die beiden jeweils von einem simplen, aber sehr genialen, memorablen Thema getragen werden, das man am liebsten gleich wieder auf die imaginäre Tanzfläche will.
Dass Killing Joke ein echt gutes Händchen für markante, gut ins Ohr gehende Melodien hat beweist die Band schließlich auch mit dem letzten Track „Eighties“, dessen Einleitendes Gitarrenspiel von niemand geringerem als Nirvana für den Song „Rape Me“ geklaut worden schien. Die ähnlichkeit ist unbestreitbar und führte auch zu einem Gerichtsprozess. Umso interessanter die Tatsache, dass der ehemalige Nirvana Schlagzeuger Dave Grohl dennoch Jaz Coleman auf seine eigene Bühne holte :)
1986 - Brighter Than a Thousand Suns
Da hat Killing Joke wohl Blut geleckt und bestreiten den in „Night Time“ eingeschlagenen Weg konsequent weiter. Hier haben sie sich gänzlich von ihrem rohen rohen, punkigen Sound entfernt und servieren stattdessen reinsten 80er Jahre New Wave mit leichtem Hang zur Melancholie und Weinerlichkeit. Wenn man kritisch sein will kann man das ganze als etwas belanglos bezeichnen, doch mit einem offenen Ohr lässt sich hier durchaus gutes Songwriting erkennen. Einigen eher kitschen Nummern wie „Sanity“ stehen auch aufregende Stücke „Rubicon“ entgegen.
Zwar fehlt dem Album ein kräftiges Zugpferd wie „Love Like Blood“, dafür hingegen ist es insgesamt besser durchgeschliffen und kann mit der richtigen Stimmung über die Volle Lauflänge bei der Stange halten.
1988 - Outside the Gate
Eigentlich als Soloprojekt von Jaz Coleman und Geordie Walker angedacht, wurde die Platte nach Ende der Produktion aus reinen Marketinggründen doch als neuestes Killing Joke Werk Veröffentlicht.
Wenn man es nicht wüsste besser wüsste, würde man sich hier zunächst auch nicht groß die Ohren putzen, doch wenn man das Album genauer unter die Lupe nimmt erkennt man bisher völlig ungewohnte Finessen. Oberflächlich könnte man das ganze als Verdüsterung des Vorgängeralbums „Brighter than a thousand suns“ bezeichnen. Der klare Popsound ist geblieben, doch der melancholische Klangteppich weist reichliche Wölbungen von unterschwelliger Bedrohlichkeit auf.
Das interessante ist, wie Coleman diese Bedrohlichkeit arrangiert, nämlich vollkommen ungewohnt durch den bedachten Einsatz von einsamen Akkustikgitarren und sogar Piano. Der Titelsong am Ende des Albums überrascht in den letzten 2 Minuten mit einem brillianten Klaviersolo, das genauso ohne Abstriche auch von den späteren Opeth hätte stammen können.
Man muss sich etwas mit dem Album beschäftigen, doch es schimmert echte musikalische Reife heraus.
1990 - Extremities, Dirt and Various Repressed Emotions
Wer bei „Outside the Gate“ nur mit halbem Ohr hingehört hat und keine große Veränderung herausgehört haben will, der wird von diesem musikalischen Ungetüm sehr unsanft vom Stuhl gestoßen. Was auch immer die Band zu dieser radikalen wiederholten Neuorientierung getrieben haben mag, doch es entpuppte sich als die ertragreichste Entscheidung in der Bandkarriere, denn hiermit leitete Killing Joke ihre stärkste und bis heute anhaltende Phase ein.
Nach der schrägen, unnahbaren Post-Punk Exzentrik und den massentauglichen Popambitionen etablierte sich Killing Joke hiermit nun als absolut ernstzunehmende Metal Band.
Harte, schwere Gitarren treffen hier auf eine völlig entstellte Stimme Colemans. Zwar schimmerte diese kratzige, tiefe verrauchte Stimme in vergangenen Stücken gelegentlich mal kurz durch, doch hier nutzt er sie gezielt und fokussiert. Die Entdeckung seines inneren Teufels war die vielleicht wichtigste Bandentdeckung, denn Jaz Coleman kann beizeiten ohne Abstriche haarenau wie die Metal Legende Lemmy Kilmister klingen. Die Ähnlichkeit ist so stark, dass es schon fast lustig ist. Weniger Lustig ist die Grundstimmung des Albums, das dank der neuen Ausrichtung locker auch zum bisher freudlosesten Werk macht. Coleman peitscht den Hörer hier von einem Schreianfall zum nächsten, während die Stimmung dabei immer weiter richtung Hölle abzudriften scheint, bis das ganze dann in dem unfassbar geilen „North of the Border“ seinen absoluten Höhepunkt findet. Mit diesem Album zeigt Killing Joke, dass sie vor allem eines sind. BAD ASS
1994 - Pandemonium
Scheinbar musste Coleman seine Stimme mehrere Jahre lang schonen, ehe er den 1990 eingeschlagenen Weg fortühren konnte. Die Pause hat auf jeden Fall nicht geschadet.
Als ob sie nie etwas anderes getan hätten, haut die Gruppe hier einen fetzig furiosen Einstieg raus, verdutzen dann zwar in „Exorcism“ den Hörer mit reichlich Hust Attacken von Coleman, überzeugen dann aber wieder mit dem genialen „Millenium“ und halten auch sonst mit vielen schwerfälligen, gut geschriebenen Melodien ihr vom Grunge ermüdetes Publikum gut bei der Stange. Den 90ern sei dank finden sich hier auch verstärkt technoide Einflüsse, die zusammen mit den elegischen, schweren Gitarren, den Industrial Elementen und der gequält krächzenden Stimme Coleman eine einzigartige Symbiose ergeben und eine klare Empfehlung für jeden Metalfan darstellt, der gerne etwas über den Tellerrand schaut.
1996 – Democracy
Bisher zeichnete sich bei Killing Joke das Bild ab, dass sie einen gefundenen Stil nicht lange aufrechterhalten können, doch mit Democracy zeigen sie endgültig, dass sie ihre Bestimmung als Alternativemetal Band gefunden haben. Den Titeltrack zähle ich ganz klar zu den stärksten Rock-Singles, die je produziert worden sind – und das obowhl der Song im Mainstream wohl kaum bekannt ist, doch das soll nicht mein Pech sein. Wie schon auf Pandemonium beweisen Killing Joke, dass ihr ganz speziell gewobener Klangteppich aus Colemans kratzender Stimme und schweren Gitarren gepaart mit stimmungsvollen Songwriting über sämtliche Distanzen hinweg tragen können. Alle Songs sind im Durchschnitt über 5min lang, doch man merkt nirgends die Länge. Es ist schon eine wahre Kunst über eine schier unendliche Laufzeit mit einfachen Songstrukturen bei Laune halten zu können. Vor allem aber ist es echte Kunst ein solch unfassbar geiles Stück wie „Absent Friends“ hinzubekommen. Als ob Coleman hier im absolut tiefsten Kerker der Hölle sitzt, schreit er von dort aus ein psychedelisch, alptraumhaftes, langgezogenes „Love“ heraus, das mich so dermaßen in seinen Bann zieht, dass ich am liebsten gleich in der Hölle Urlaub machen möchte.
Ein fast rundum gelungens Werk, das leider nur, wie aber auch jedes andere KJ Album an einer eher schwachen Produktion leidet...
2003 – Killing Joke
Nach einer Bandpause von mehr als 7 Jahren meldeten sich Killing Joke wieder eindrucksvoll mit einem erneut selbstbetitelten Album zurück, quasi um eine Art Rückbesinnung zu den Wurzeln zu subkommunizieren. Zwar ist hier in der Tat die Attitüde aus dem Frühwerk Anfang der 80er bei genauerem Hinhören festzustellen, doch vordergründig dominiert dennoch der in den 90ern gefundene harte Sound. Hier setzt KJ dem Härtegrad noch eine Schippe drauf, und wirt dabei die melödiöse Leichtfüßigkeit aus den 90ern über Bord, so dass man hier ein sehr sehr rohes, ungeschliffenes, kaltes und aggressives Ungetüm von einem Alternative Metal Album serviert bekommt. Ich persönlich als Freund ihrer 90er Werke wurde immer nur bedingt warm mit dieser Schwerpunktverlagerung. Sicherlich bekommt man hier sehr viele eindrucksvoll produzierte und brilliant konzipierte Hooks. Überhaupt gehört schon allein der Auftakt der Scheibe sicherlich zu den beeindruckensten Türeintretern, mit der sich eine Band je zurückgemeldet hat. Damit steckt KJ locker einen großteil der zeitgenössischen, jüngeren Rock- und Metallandschaft der damaligen Zeit weg und zeigt nochmal, was solche Rock-Großväter noch alles drauf haben.
Doch mich persönlich konnte die Musik leider nie ganz so sehr erreichen, wie die anderen Alben.
Dennoch spreche ich für das Arrangement , die Herangehensweise und vor allem für die mit Abstand sauberste und fetzigste Soundproduktion in der Bandgeschichte eine klare Kaufempfehlung aus.
2006 - Hosannas From the Basements of Hell
Nach den leichten 2003er comebackalbum hat sich Killing Joke wieder gefangen und führt, als ob nichts gewesen wäre ihren Stil von 1996 ganz gekonnt fort. Mit mehr vom Selben möchte man fast böswillig behaupten. Wahnsinnig viel neues wird man von der Band hier nicht mehr bekommen, dafür aber nochmal das Beste in all seinen Stärken und interessanten Variantionen.
Die größte Neuerung ist sicherlich die durchschnittliche Laufzeit von etwa 7 Min pro Song, was auch den bisherigen Bandrekord darstellt. Unüblich für eine Band, deren Songstrukturen von ausufernden Prog-Strukturen gar nicht weiter weg sein können. Doch der von KJ produzierte Klangteppich ist nunmal dafür ausgelegt trotz einer verhältnismäßigen Einfachheit schwier ewig ausgerollt werden zu können. Der Sound ist und bleibt eine Droge, die in sphären zieht, aus denen man sich nur als geneigter Katy Perry Hörer zu entwinden vermag. Allein das über 8min Lange „Walking with Gods“ ist eine echte Machtdemonstration, die zeigt, dass die Band immernoch gute Ideen hat ihren Stil neuzuverkaufen.
2010 - Absolute Dissent
Und wieder eine Neuausrichtung. Oder doch eine Rückbesinnung? Eine Mischung aus beiden?
Seit 2008 besteht die Band wieder in ihrer Originalbesetzung von vor knapp 30 Jahren, doch das Album ist nicht nur zeitgeschichtlich weit veg von „What's THIS for...?!“.
Hier mischt KJ gerne wieder verstärkte softere, elegische Wave-Elemente zu dem ansonsten gewohnt metallastigen Treiben. Nur irgendwie fiel hier das Songwriting nicht mehr ganz so stark aus, wie noch bei anderen Veröffentlichungen. Die typischen infernalischen ScreamPassagen und protzigen Ausschreitungen sind da, nur gabs das eben schonmal besser.
Zudem überzieht die Scheibe ein durchgehend bemerkenswert schlechter Klang, der selbst unter KJ Verhältnisse liegt. KJ war leider nie für kristallklaren, sauber produzierten Sound bekannt, 2003 konnten sie diesbezüglich ihre Kritiker auch mal verstummen lassen, doch hier liefern sie eine wirklich bemerkenswert schlechte Produktion ab, die einfach nur blechern, stumpf und hohl klingt.
Zum Glück kann unterm Strich die Musik letztlich doch noch überzeugen...
2012 - MMXII
2012. Ein gutes Jahr für den Weltuntergang. Ob Coleman immernoch an ein solches Szenario glaubt, ist mir nicht ganz klar, doch zumindest bietet es guten Stoff für eine anständige KJ Platte.
Wie schon bei Absolute Dissent finden sich hier auch wieder verstärkt wieder wavige, melancholische Passagen, die diesmal aber viel besser mit der Metalseite kombiniert werden was zusammen mit dem wieder verbesserten Songwriting der Band zu neuer Stärke verhilft.
Eigentlich ist es ziemlich beeindruckend, wie es so eine mittlerweile über 30 Jahre alte Band es schafft nach vielen Auf und Abs, Stilveränderungen und qualitativ sehr unterschiedlichen Outputs trotzdem nochmal ein so starkes Album auf die Beine zu stellen. Der knapp 9minütige Opener „Pole Shift“ präsentiert die Bands und ihre Facetten von ihrer besten Seite, kann aber auch darüber hinaus, mit betrübt schwelgerischen Nummern wie „In Cythera“ genauso überzeugen, wie auch mit den Schrei aus der Hölle „Glitch“.
Alles in allem sicherlich das beste KJ Album des 21. Jahrhunderts!
2015 – Pylon
Ich machs kurz: nicht ganz so gut wie MMXII, aber immernoch ne ordentliche Hausnummer 8-)
Ich habe wie gesagt noch nie in so kurzer Zeit die komplette discographie einer Band nachgeholt. Sie hats mir echt angetan. Killing Joke zeigt eindrucksvoll, wie sich eine Band der der ganz große kommerzielle Erfolg immer ausblieb dennoch auch über Jahrzehnte relevant bleibt und Duftmarken setzt, an denen andere, zeitgenössischere Künstler noch zu knabbern haben.
Die Band war nie perfekt, dazu stand Jaz Colemans Wahn und die generell eher meise Soundproduktion im Weg, doch wenn man die Band machen lässt, kommen manchmal echte Wunderwerke heraus, die man sich einfach wieder und wieder anhören möchte.
Wenn man mich nach einem Einstieg fragen würde, um einen guten Überblick über das Schaffender Band zu bekommen, würde ich spontan Das Debut-Album von 1980, Night Time und Democracy empfehlen, da hiermit alle Soundlandschaften, auf denen KJ je gespielt hat gut abgedeckt werden.
Während die Band im Bereich Post-Punk absolute Pioniere und große Inspirationsquelle waren, schufen sie im Bereich Industrialmetal einen einzigartigen, unschlagbaren Stil, der sich vor anderen, kommerziell erfolgreicheren Bands aus der Sparte nicht zu verstecken braucht.
Nur im Bereich Pop / Pop-rock würde ich der Band eine nicht ganz so hohe Klasse zuschreiben, da hatten andere Künstler in dem Bereich schlicht mehr Talent, auch wenn sich Nummern wie „Love like Blood“ oder „Rubicon“ mehr als hören lassen können.
Schade nur, dass es gearde die stärkte Phase der Band, nämlich der 90s Output aus irgendwelchen Gründen in der Versenkung verschwunden ist, denn an Kopien von „Extremities...“, „Pandemonium“ oder „Democracy“ zu kommen ist schlicht und einfach unbezahlbar.
Mittlerweile sind genau diese Alben nichtmal mehr bei amazon zu finden. Ich kann mich jedoch an Preise um die 500 Euro für eine Vinyl erinnern, während die CDs zwischen 50 und 100 ebenfalls nicht zum kaufen animieren. Ebenso gibt es genau diese Alben nicht auf Spotify.
Bleibt nur noch das gute alte youtube
Bei Killing Joke fand ich immer krass das sich die Soloarbeiten von Bassist Youth so krass von der Hauptband unterschieden habe da gab es nicht einen (!!!) Berührungspunkt.....
"Love like Blood" war der Grund weswegen ich mir das "Night Time" Album gekauft habe weil hier die einzig richtig lange Version des Songs drauf ist (auf der Maxi befindet sich eine andere Fassung die nicht so gut ist). Der Rest des Albums ist nicht so meine Baustelle...Rückblickend ist es sogar ein Wunder das dieser Somg ein Hit wurde, aber so waren halt die 80iger
"Love like Blood" war der Grund weswegen ich mir das "Night Time" Album gekauft habe weil hier die einzig richtig lange Version des Songs drauf ist (auf der Maxi befindet sich eine andere Fassung die nicht so gut ist). Der Rest des Albums ist nicht so meine Baustelle...Rückblickend ist es sogar ein Wunder das dieser Somg ein Hit wurde, aber so waren halt die 80iger
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note
Dann schau mal hier und dann hätten wir noch seine Remixarbeiten
Eine Produktion von ihm die in meiner All-Time Hitparade bis zu meinem Tode sein wird ist das hier - ein absolut grandioser Clubburner, je lauter desto besser.
Dürfte Dir aber wohl zu sehr Dance/Disco mäßig sein
Eine Produktion von ihm die in meiner All-Time Hitparade bis zu meinem Tode sein wird ist das hier - ein absolut grandioser Clubburner, je lauter desto besser.
Dürfte Dir aber wohl zu sehr Dance/Disco mäßig sein
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note
ich kenne nur die Sachen aus den 80igern, habe aber i.M. keinerlei Drang irgendetwas neues an Musik anzutesten. Bei mir ist seit Mitte Dezember Totenstille - kein Radio, keine CDs, kein Vinyl, keine Musikvideos. Ich habe einfach keine Lust mehr Musik zu hören......
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note
Das verrückte ist ja: ich habe jetzt alles so wie ich es wollte. Guter Plattenspieler, tolle Boxen, guter CD Player, Internetradio, Funkkopfhörer sowie Digitalmischpult und Laptop zum mixen. Und was mache ich ? Nichts !
Ich werde wohl echt alt.... :(
Ich werde wohl echt alt.... :(
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note
Ich glaub eher, dass du einfach zu übersättigt bist.gelini71 hat geschrieben:Das verrückte ist ja: ich habe jetzt alles so wie ich es wollte. Guter Plattenspieler, tolle Boxen, guter CD Player, Internetradio, Funkkopfhörer sowie Digitalmischpult und Laptop zum mixen. Und was mache ich ? Nichts !
Ich werde wohl echt alt.... :(
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