Da stimm ich doch mal ein in den Chor. Bereits mit der eröffnenden Sniper-Sequenz ist man mitten im Geschehen und wird fortan nicht mehr herausgelassen: Schweres Atmen, eine Egoperspektive und ein Fadenkreuz, das scheinbar willkürlich die Ziele wechselt - wie in einem guten Hitchcock werden mit minimalen Mitteln Unmengen an Informationen für den Betrachter ausgestreut. Darauf basierend ergeben sich komplexe Ermittlungen, die den Film als Verschwörungsthriller voll auf Kurs halten; "Jack Reacher" wirkt in dieser Phase beklemmend, packend und sehr stilvoll.
Überraschenderweise bricht McQuarrie die dialoglastige, ernste Struktur aber spätestens ab Kneipenbesuch mit unerwarteten, eruptiven Humoreinlagen und plötzlichen Actionschüben. Wann immer der hyperaktiv wirkende Jack Reacher von seiner Umwelt zum Helden stilisiert wird, führen meistens absurde Reaktionen der Nebenfiguren zu spontanen Lachern ("Um 18 Uhr hätte ich Schluss"), und als es einmal zu dialoglastig zu werden droht, wird mal eben eine nächtliche Autoverfolgungsjagd eingestreut, die in Sachen Intensität und Choreografie massiv an den letztjährigen "Drive" erinnert.
All das sind Gratwanderungen, denn allzu schnell hätte man den Film nicht mehr ernstgenommen oder man würde ihm vorwerfen, zu uneinheitlich zu sein. Tatsächlich führt die Abwechslung im Pacing aber zu einem extrem unterhaltsamen Sehvergnügen, das obendrein mit überraschenden Wendungen punkten kann - weniger, was den Plot angeht, sondern vielmehr, was den Ausgang einzelner Szenen angeht. Erst zum Ende wird es im klassischen Einzelkämpfer-Showdown zu formelhaft - "Shooter" & Co. lassen grüßen.
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