Man of Steel
Mit Christopher Nolan, David S. Goyer und Zack Snyder waren hier gleich drei Veteranen des aktuellen Comickinos am Werke, doch sie dürfen sich in die Reihe derer einreihen, die mehr oder minder an der langweiligen Figur des Superman gescheitert sind. Dabei darf sich Snyder immerhin noch mit Lester um die Krone der brauchbarsten Superman-Verfilmung streiten, trotz unterschiedlicher Ansätze. Was bei Lester noch eine augenzwinkernde Kirmes war, die sich selbst nicht so ernst nahm, wird bei Snyder zu einem überraschend dramatischen und über weite Strecken sogar gut funktionierenden Spektakel: Supermans Leiden, dass er sein Können verstecken muss, das Trauma
den eigenen (Pflege-)Vater den Freitod wählen zu lassen, damit er unerkannt bleibt und die Frage wie seine Existenz gewertet werden würde: Freund, Studienobjekt, Bedrohung oder gar Gott? Mit diesen Fragen ist Snyder schon fast auf dem Terrain, das "Watchmen" mit seiner Superman-Paraphrase Dr. Manhattan beschritt. Schade, dass diese Ansätze nicht vertieft werden, so wie auch der Charakter von General Zod, der ja in erster Linie das Überleben der Kryptoianer will, nie ganz so komplex ausgearbeitet wird, wie er sein könnte.
Auch sonst ist der Film etwas durchwachsen: Grandios der Support von Costner, trotz weniger Szenen. Auf Fishburne und ehrlich gesagt auch Amy Adams als Lois Lane könnte der Film dagegen ganz verzichten, da die beiden wenig leisten, ihre Rollen aber eigentlich auch nur dazu sein scheinen, weil der Daily Planet zum Superman-Universum gehört. So macht es dann keinen Unterschied, dass Lois hier Clarks Identität von Anfang an kennt, da sie eine Stichwortgeberin bleibt, über die man gerade man erfährt, dass sie Preise für ihre Artikel gewonnen hat. Cavill ist okay, aber farblos, wie seine Vorgänger in der Rolle, auch wenn er im Gegensatz zu Brandon Routh nicht so aussieht als könnte man ihn direkt durch einen CGI-Effekt ersetzen.
Bleibt die Action, die auf Krypton noch recht schnieke ist und in der Filmmitte mit der Klopperei in Smallville ihren Höhepunkt findet. Snyder gibt Superman die Körperlichkeit zurück, indem er ihn gegen gleichwertige Widersacher antreten lässt, über bloßes Kryptonit hinausgehende Schwächebedingungen für den Helden einbaut und das Ganze in Richtung einer rohen Schlägerei bringt. Im Finale dagegen ist die Action trotz jeder Menge Bombast 08/15, kein Vergleich zu "The Avengers" - vielleicht lag es daran, dass ich das Ganze von DVD auf einem Röhrenfernseher gesehen hab, vielleicht hätte es im Kino mehr gewirkt. Vielleicht ist es aber auch der Verzicht auf Snyder-Trademarks wie Zeitlupen, der das Ganze stellenweise etwas beliebig wirken lässt, die zusammenstürzenden Hochhäuser und der Angriff der Metalschlangen lassen jedenfalls eher kalt, spannender das Zusammentreffen von Superman und General Zod am Ende.
Kurzweilig ist "Man of Steel" schon, insgesamt durchaus okay und merklich besser als der zwischen Verlaberung und Videospiel schwankende Reboot-Versuch von 2006. Vielleicht sogar der beste filmische Versuch einer Superman-Umsetzung (den Donner-Cut von Teil 2 kenn ich allerdings noch nicht), aber man merkt an den Schwächen des Films, das man noch mehr mit der Figur hätte machen können, so wenig Ecken und Kanten sie auch hat. Ganz schön immerhin, dass man weg von den naiven Interpretationen weggeht, in denen Superman ganze Städte rettet, in dem hier mal jemanden aus einer Grube befreit und dort eine Katze aus dem Baum holt, während gerade alles in sich zusammenfällt.
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Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]