Als ich vor ein, zwei Jahren den Koontz-Roman gelesen habe, nachdem ich ihn ohne größere Erwartungen von einem Grabbeltisch erstanden hatte, wurde ich mit einer kleinen, unscheinbaren Geschichte voller Wärme und Humor entlohnt, von der man aber niemals vermutet hätte, dass sie je verfilmt werden würde. Aber der einst so groß gestartete und langsam abgesunkene Stephen Sommers war wohl gerade in der richtigen Position, um diese intime Kleinstadtnovelle so adäquat verfilmen zu können. "Odd Thomas" ist auch im Filmformat nichts Großes oder Wichtiges, ein einfacher Unterhaltungsfilm in warmen Farben letztlich, mit guten, aber auch wie Plastik wirkenden Spezialeffekten und eben Anton Yelchin in der Hauptrolle, einem der wenigen aktuellen Jungdarsteller, denen man die Bescheidenheit noch abkauft.
Sommers jagt geradezu durch den Plot, als werde er von Zeitsprüngen gejagt; mitunter setzt er auch einfach logische Ereignisse als gegeben voraus, ohne sie noch groß auszuführen. Und doch wirkt der Film bei allem Tempo ungemein locker und behäbig, eine Wirkung, die vor allem von den Schauspielern und deren Vorgaben ausgeht. Yelchin erschafft ohnehin eine charmante, unaufdringliche Figur, die stets zwischen Selbstbewusstsein und Naivität schwankt, aber auch Willem Dafoe legt seinen Charakter erfrischend positivistisch an, indem er niemals eine Entscheidung Odds kritisch hinterfragt, sondern ihm grenzenloses Vertrauen zusichert - ein Charakterzug, der eigentlich gar nicht in der Anlage seines beruflichen Daseins liegt. Und dann ist da natürlich noch Addison Timlin, eine unglaubliche Charmebombe, so unverschämt lebensfroh, dass ihre Ausstrahlung den Bildschirm zu sprengen droht, was ihr einen großen Anteil an der Wirkung zuspricht, den der Film im Gesamten verströmt.
Eine besondere Erwähnung hat auch das Ende verdient: Ein nicht unbedingt augenöffnender Plottwist, aber ein ruhevoller, persönlicher Moment des Innehaltens nach einer ganzen Handlungskette von aufeinanderfolgenden Ereignissen, die von Minute 1 an mit jeder Faser ihres Daseins nach dem Frieden verlangten, der hier zur Geltung kommt. Zumindest kurzzeitig, bevor sich Odd möglicherweise ins nächste Abenteuer stürzt und der Bestimmung der Koontz'schen Romanreihe folgt.
