Fußgänger. Na und? Um die höchstmögliche Potenz der Hauptfigur zu demonstrieren, wird das gemeine Fußvolk ebenso wie der übrige Gegenverkehr zur reinen Streckendekoration vermurkst. Skrupel vor Kollateralschaden jedweder Art kennt man bei dieser Rennaction nicht.
Was aber schon bei „Transformers“ nicht verziehen wurde – und hier ging es immerhin um die Rettung der Menschheit – da lässt man eine Gruppe Asphalt-Rowdies ganz sicher nicht ohne Konsequenz schalten und walten. Die Sympathie von Aaron Paul und seiner Crew leidet stark darunter, dass sie die Erdoberfläche zu ihrem persönlichen Spielplatz machen, denn wer mag schon Autofahrer, die meinen, ihnen gehört die Welt. Sie kommen herüber wie hirnlose Proleten und haben gegenüber „The Fast and the Furious“ dafür nicht einmal die Entschuldigung, im Namen einer Subkultur zu handeln, die in dieser Videospielverfilmung einfach nicht gut genug herausgearbeitet wird. Insbesondere Paul wirkt in seinem Auftreten arrogant und überheblich, so dass man ihm trotz eines persönlichen Schicksalsschlag beinahe wünscht, er möge vom Gegner doch mal einen auf die Mütze kriegen – wäre der nicht noch schmieriger.
Deutlich besser schneidet „Need For Speed“ da schon in der eigentlichen Hauptdisziplin ab. Rennen filmen, das kann Scott Waugh offenbar. Variantenreich experimentiert er mit waghalsigen Kameraeinstellungen, um ein höchstmögliches Tempogefühl zu erzeugen, was ihm immer wieder in den richtigen Momenten gelingt. Dazu sorgen abwechslungsreiche Strecken durch Stadt, Wüste und Wald in unterschiedlichen Zusammenstellungen (etwa Autorennen, Flucht vor der Polizei oder beides gleichzeitig) für einen durchweg hohen Unterhaltungswert. Die Pace bleibt trotz der über zwei Stunden Laufzeit extrem ausgewogen, weil Waugh die Actionhöhepunkte mit idealem Timing einsetzt.
Sollte es also mal zu einem Crossover zwischen „Need For Speed“ und „The Fast And The Furious“ kommen, wird man wohl eher der Vin-Diesel-Crew seine Symapthien schenken; actiontechnisch jedoch kann es Waughs Film als einziger moderner Rennsportfilm ernsthaft mit der etablierten Franchise aufnehmen.
