Warte, bis es dunkel wird

Hier geht es um Serienkiller- und Slasher-Flicks.
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Warte, bis es dunkel wird

Beitrag von freeman » 04.09.2015, 08:29

Wer will, der darf ;-)
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Warte, bis es dunkel wird

Beitrag von freeman » 04.09.2015, 08:29

Warte, bis es dunkel wird

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Originaltitel: The Town That Dreaded Sundown
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2014
Regie: Alfonso Gomez-Rejon
Darsteller: Addison Timlin, Denis O’Hare, Spencer Treat Clark, Gary Cole, Ed Lauter, Veronica Cartwright, Edward Herrmann, Wes Chatham, Joshua Leonard, Garrett Kruithof u.a.

1946 wurde die kleine Stadt Texarkana tatsächlich von einer brutalen Mordserie erschüttert. Der 1976 gedrehte Film „The Town that dreaded Sundown“ verarbeitete diese Ereignisse. Der aktuelle Slasher „Warte, bis es dunkel wird“ ist nun Remake und Fortsetzung zugleich und überrascht mit einer fantastischen Optik und einem reizvollen Spiel mit den Wirklichkeitsebenen.
:liquid7:

Zur "Warte, bis es dunkel wird" Kritik

In diesem Sinne:
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Beitrag von StS » 04.09.2015, 09:48

Auf den freu ich mich auch. Hatte mir letztens den Trailer nochmal angeschaut, da ich mit dem deutschen Titel nichts anfangen konnte. Dürfte einer der besseren Titel aus der "Blumhouse"-Schmiede sein...

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Beitrag von McClane » 22.09.2015, 09:39

The Town That Dreaded Sundown (1976) a.k.a. Der Umleger

Teilweise Vorläufer der Slasherwelle, teilweise in seinem dokumentarischen Gestus auch an "Zodiac" erinnernd. Im Gegensatz zum Fincher-Film wirkt das Charles-B.-Pierce-Teil aber einfach inkohärent und lässt jedwede interessante Figur vermissen: Ein paar profillose Hansel suchen nach dem Killer, ein Off-Kommentar labert mahnerisch geschichtliche Details dazwischen, aber für saudämlichen Blödelhumor und Holzhammersplastick (Hohoho, Sparkplug ist ein schlechter Autofahrer) muss auch noch Platz sein. Ebenso wie für Unmengen unnötiger Füllszenen, die Autofahrten ebenso ausgiebig bebildern wie Auftritte der Schulkapelle, damit sich der Film noch über die 80-Minuten-Marke schleppt. Ähnlich gedehnt sieht es bei den überlangen Mordszenen aus, die immerhin ab und zu mal Spannung erzeugen. Ansonsten aber so aufregend wie eingeschlafene Füße.

:liquid3:

The Town That Dreaded Sundown (2014) a.k.a. Warte, bis es dunkel wird

Vielleicht habe ich die falschen Kritiken im Vorfeld gelesen, denn das Meta-Sequel hinterlässt ein Gefühl der (relativen) Enttäuschung. Beim Versuch hier den nächsten gewitzten Metafilm Marke "Scream" zu drehen, eifert Alfonso Gomez-Rejon unbeholfen dem Craven-Meisterwerk nach, klaut einige Elemente fast eins zu eins, beweist aber nie die Cleverness von "Scream": Die Film-im-Film-Bezüge beschränken sich in erster Linie darauf, dass der Killer eben die Mordserie nachstellt, hin und wieder Szenen aus dem Original zu sehen sind und die Backgroundstory Fakt und Fiktion etwas vermischt, aber dabei nie besonders gewagt wirkt. Das formelhafte Abarbeiten der Stationen des Originals sorgt dafür, dass in diversen Set Pieces Leute dahingemetzelt werden, die man nur dafür eingeführt werden (sieht man ein Paar, dann weiß man sofort: Gleich ist es wieder soweit) und deren Schicksal den Zuschauer entsprechend wenig juckt. Zudem lässt Gomez-Rejon dem Film nie Zeit zum atmen: Wenn dann tatsächlich mal handlungsrelevante Figuren verhackstückt werden, dann muss ein kurzer Reißschwenk auf die blutige Leiche reichen, danach weiter im Text, jedwede Wirkung der potentiell schockierenden Szene im Keim erstickt. Zudem sind die Figurenmotivationen schwach (das kaum nachvollziehbare Liebesleben der Hauptfigur sprach freeman schon an, genauso dünn sieht es eigentlich immer in der Hinsicht aus). Genug gemeckert, der Film hat auch seine Meriten: Visuell geht das alles in Ordnung, rein handwerklich haben die Mordszenen ordentlich Drive und für ordentlich Hackepeter ist auch gesorgt, sodass man das Filmchen als ordentlichen 08/15-Slasher durchwinken kann. Angesichts des verschenkten Potentials und der teilweise guten Besetzung (Veronica Cartwright, Ed Lauter, Anthony Anderson) ist das aber schon ärgerlich.

:liquid5:
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Beitrag von Vince » 31.01.2016, 11:55

Erstmal zum Umleger:
Bisweilen ist schwer einzuschätzen, als was dieser frühe Slasher-Prototyp in die Geschichte eingehen wollte – als fahrige Slapstick-Komödie, als Kriminalfilm mit Realitätseffekt oder als Serienkiller-Thriller. Ein Sensationen versprechender Off-Kommentator sorgt für eine narrative Metaebene, die an den Ton typischer Aufklärungsreportagen der 70er Jahre angelehnt ist und eine merkwürdige Distanz zur Handlung schafft, die es schwer macht, selbige ernst zu nehmen. Ein Unterfangen, das letztlich ohnehin scheitern muss, weil jeder Ansatz von Suspense gleich in der nächsten Szene mit comichaftem Humor aufgebrochen wird – nicht etwa mit erleichternder Wirkung, sondern Verwirrung stiftend. Wie soll man auch den Killer ernst nehmen, wenn schon seine Jäger in Frauenkleidung zur Tat schreiten oder seine Opfer jedes noch so dämliche Prom-Night-Klischee mitnehmen?

Dass man sich für ein Remake fast 40 Jahre später doch noch an den Film erinnert hat, liegt wohl auch an seiner Absurdität, die von einer ganz besonderen Sequenz gekrönt wird – der phallischen Tötung durch ein Messer, das an eine Trompete gebunden wurde und immer dann zusticht, wenn der Mörder mit erregten Augen unter seiner dummen Kapuze herzhaft hineinbläst. Ein Moment vollkommener Absurdität, die ohne Bilder schwer zu vermitteln ist und doch geradezu symbolisch für das Gesamtwerk steht.
:liquid3:

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Beitrag von Vince » 07.02.2016, 15:56

Und zum Remake:

Gar nicht dumm, sich einen Film wie “Der Umleger” zum Neudreh auszusuchen, der abgesehen von ein paar Schlüsselreizen nicht viel bot und somit leicht übertroffen werden konnte. Alfonso Gomez-Rejon bietet sich die Gelegenheit, das Original für die eigenen Zwecke zu instrumentalisieren, ohne allzu große Proteste wegen Klassiker-Schändung befürchten zu müssen, zumal jenes Original mit dem reißerischen Erzählrahmen ohnehin die perfekte Vorlage für einen postmodernen Meta-Rahmen liefert.

„Scream 2“ wird in der Szene im Autokino vielleicht etwas plakativer als unbedingt notwendig rezitiert, doch immerhin ist die Marschrichtung jetzt klar. Die potenziellen Opfer sind auf keiner Ebene sicher, weil der Filmrahmen keine Fluchtwege aus der Gefahrenzone zulässt. Mit teils unverbrauchten, wenn nicht gar innovativen Kamerawinkeln wird die Gefahr noch stärker herausgestellt; regietechnisch ist „Warte, bis es dunkel wird“ in jedem Fall wesentlich höher einzustufen als der Morast, aus dem der Großteil des Genres besteht.

Hauptdarstellerin Addison Timlin wird interessanterweise schon in der Eröffnungssequenz eingeführt, die traditionellerweise eigentlich Scream Queens in cameoartigen Kurzauftritten vorbehalten sind (vgl. Drew Barrymore in „Scream“). Ihre völlig passive Art mag nicht in den von starken Frauen bevölkerten Zeitgeist passen, ist aber gerade deswegen eine begrüßenswerte Abwechslung.

Ganz und gar unorthodox, weil im höchsten Maße antiklimatisch, erhöht sich dann der Bodycount des Kapuzenträgers, als es zur Sache geht. Die Morde aus der Vorlage werden ansatzweise nachgestellt, aber oft anders aufgelöst. Die komödiantischen Aspekte fallen weitestgehend unter den Tisch, was allerdings dazu führt, dass gerade die abstrus-legendäre Trompeten-Szene nicht dieselbe Wirkung erreicht wie vor 40 Jahren. Stattdessen werden neue Fässer aufgeschlagen, beispielsweise eine Attacke auf ein Homosexuellenpaar, womit wiederum Fäden in die auslaufenden 70er gesponnen werden, als Milieuthriller wie „Cruising“ für Aufsehen sorgten.

„Warte, bis es dunkel wird“ mag nicht so intelligent sein, wie er sich gerne gefiele, übertrifft aber wenigstens seine Vorlage mühelos und ist selbst im Post-Scream-Zeitalter ein willkommener Slasher, der die Regeln des Spiels registriert und nachstellt, aber nicht immer einsieht, sich an sie zu halten.
:liquid7:

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