Daddy's Home 2
Das übliche Prozedere: Nimm die Originalrezeptur und hau genug Geschmacksverstärker rein, bis man Salzkristalle spuckend nach dem Küchenchef schreit. Nachschlag? Nein, danke. Nur weil jetzt John Lithgow und Mel Gibson als Fleischbällchen mit Ugly-X-Mas-Sweater in der Suppe schwimmen, schmecken die Ferrell- und Wahlberg-Nudeln nicht weniger schlaff.
Naiverweise könnte man ja meinen, dass Fortsetzungen gemacht werden, um besonders einfallsreiche Originalfilme weiterzuführen. Wer den Baukastensatz „Daddy's Home“ bereits gesehen hat, weiß es besser. Ein Blick auf den Veröffentlichungskalender 2017 offenbart die Wahrheit: Wenn sich die Frauen nach dem Weihnachtseinkauf in der Stadt von ihren Männern loseisen, um mit der besten Freundin „Bad Moms 2“ anzusehen, lockt das fröhliche Herren-Quartett von „Daddy's Home 2“ mit einem schulterzuckenden „Gobble Gobble One Of Us!“ in den anderen Kinosaal. Besser in Gesellschaft von Gleichgesinnten als sich auf dem Weihnachtsmarkt die Eier abzufrieren, bis die Frau zurück ist.
Nun bereut der Mann die Entscheidung aber bereits, sobald Lithgow und Gibson in Zeitlupe die Rolltreppe nehmen. Das eingespielte Duo Ferrell / Wahlberg hat sich charakterlich bereits einander angenähert. Friede, Freude, Eierkuchen war einer bissigen Komödie noch nie förderlich, doch das Drehbuch baut darauf, dass sich die ungleichen Hauptdarsteller des ersten Teils inzwischen ganz gut arrangieren können. Wahlberg strahlt nun nicht weniger Spießigkeit aus als sein Kompagnon, der längst zur Unsichtbarkeit eingedampft ist.
Weil Lithgow als verpeilter Monchichi direkt auf seinen Filmsohn schließen lässt und nichts Neues beizutragen weiß, beruht alle Hoffnung auf Mel Gibson. Doch dem werden bloß erbärmliche, abgehalfterte Badboyismen auf den Leib geschrieben, die eher niedlich (im Sinne von bemitleidend) wirken als wirklich cool. Und da nun zwei Väter und zwei Großväter mit den unterschiedlichsten Strategien auf die Kindererziehung Einfluss nehmen, wird man Zeuge, wie der Junge (Owen Vaccaro) langsam zum Frankenstein-Kind mutiert, dem es nicht vergönnt ist, eigene Charaktereigenschaften zu entwickeln. Soziopath under construction. Das Weihnachtssetting mit Tannenbäumen, Mistelzweigen und Gesangseinlagen in der Mall (inklusive erneutem Gastauftritt von Super-Daddy John Cena) sorgt für das angemessen synthetische Ambiente, das sich ebenso künstlich anfühlt wie formelhaft.
Gut, dass „Daddy's Home 2“ trotz der großen Namen deutlich weniger einspielte als der erste Teil. So bleibt Kirk Douglas und Sean Connery vielleicht die Anfrage erspart, ob sie nicht vielleicht die nächste Generation von Vätern spielen wollen...
