Zugegeben, dieses Potpourri der größten Carpenter-Hits ist offen manipulativ und appelliert gezielt an die Gefühle der 80er-Semester. Nicht falsch verstehen; wir recken die Fäuste nicht zum Jubeln in den Himmel, weil wir es aus freiem Willen tun, sondern weil dünne Marionettenfäden mit ihnen verankert sind, die vom Gespann Kostanski und Gillespie im Wissen um unsere cineastische Sozialisation spielend gesteuert werden. In sozialen Netzwerken würde man dieses Phänomen so begründen: „I'm a simple man. I see tentacles, I press like“.
Dass der völlig konfuse Plot voller unsauberer Nahtstellen ist, weiß man bei dem Anblick sich im Stroboskoplicht windender Fleischmutanten recht bequem auszublenden. Wer die Kapuzenmänner mit dreieckigem Gesichtsfeld sind? Wen juckt die Herkunft, wenn sie so mysteriös symmetrisch dastehen und Unruhe verbreiten können? „The Assault“-Belagerung mit Okkult-Terror verknüpft, resultierend in ein Horrorszenario, das sich halb naturalistisch an „The Thing“ lehnt, halb infernalisch an „Hellraiser“. Besessene in einem Krankenhaus, ein Keller voller lebender Leichen, ein humanoides Gottmonster, letztlich kosmische Leere... in welchem Universum würde man als Mittdreißiger darauf nicht abfahren?
Dass sich das Gebrabbel der Belagerten in der ersten halben Stunde mächtig zieht – manch einer würde hier sogar den religiösen Smalltalk aus „The Mist“ vorziehen – ist nichts anderes als eine Gelegenheit zum Austausch von Erlebnissen über die gute alte Video-Nasty-Zeit vor der Mattscheibe. Oder zum Toilettengang (von dort aus kann man seine Stories ja über den Flur schreiend weitererzählen). Wenn die Anekdoten dann von einem Spielfilm mit wohldosierten praktischen Effekten in Echtzeit visuell erlebbar gemacht werden, hat das die Wirkung einer guten Pointe. Alleine schon die in der aktuellen Filmlandschaft hoffnungslose Unterzahl handgemachter Effekte gegenüber reiner Computeranimation rechtfertigt jede Sekunde, die in die Handarbeit vor Ort geflossen ist, auch wenn einige Blutspritzer wohl dennoch eher in der Postproduktion geflogen sind.
Ja, als vollwertiger Film ist „The Void“ vielleicht unausgegorenes Hackwerk. Seiner Zeitreisewirkung nimmt das nichts. Wie eine reißerische Horrordokumentation der Frühneunziger, die Highlights der alten Klassiker rezitiert und zwischendurch irgendwelche Köpfe schlaue Sätze aufsagen lässt... großartig. Kann man aber vielleicht nur verstehen, wenn man dabei war.
