Schlappe Bullen beissen nicht

Der Action Film der 80er, der 90er und heute.
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John Woo
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Schlappe Bullen beissen nicht

Beitrag von John Woo » 16.01.2006, 20:47

Schlappe Bullen beissen nicht

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Originaltitel: Dragnet
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1987
Regie: Tom Mankiewicz
Darsteller: Dan Aykroyd, Tom Hanks, Christopher Plummer, Harry Morgan, Alexandra Paul, Jack O'Halloran, Elizabeth Ashley, Dabney Coleman, Kathleen Freeman u.a.

Vom James Bond -Drehbuchautor Tom Mankewicz stammt diese Actionkomödie mit Komiker Dan Aykroyd und dem damals noch nicht so bekannten Schauspieler Tom Hanks, die mal wieder ein typisches Beispiel der unzähligen Buddy-Movies darstellt.

Joe Friday (Aykroyd) vom Los Angeles Police Departement ist ein genauer und ordentlicher Mensch und duldet keine Schlampereien. Als sein langjähriger Partner für eine Schäfchenfarm seine Stelle bei der Polizei aufgibt, wird ihm ein neuer Partner, den völlig unordentlichen und lockeren Pep Streebek (Hanks), an die Seite gestellt, mit dem er sich alles andere als anfreunden kann.
Zusammen kämpfen sie -mit Müh' und Not- gegen eine grosse Verbrecherorganisation.

"Es ist mir vollkommen egal als was getarnt Sie unter welchem Stein vorgekrochen sind. Es gibt eine Kleiderregel für Detectives im Raub- und Morddezernat. Anweisung 3-605. Punkt 1.0, Punkt 2.0, Punkt 2.2, Punkt 2.4, Punkt 2.6, Punkt 5.0, Punkt 7.0, Punkt 8.0. Diese Vorschrift bezieht sich auf einen reinen Kragen, kurzes Haar, Kravatte, gebügelte Hosen, Sportsakko oder Anzug und Lederschuhe vorzugsweise hochglänzend poliert."

Was hier gleich auffällt (neben dem leider schlappen deutschen Titel), ist die coole 80er- Musik, der Titelsound zum Beispiel ist ein echter Ohrwurm. Zwar kommt das ganze musikalisch ingesamt sicherlich nicht z.B. an die Klasse von "Beverly Hills Cop" ran, macht aber dennoch einen Riesen-Spass für das Gehör, welches genug von der heutigen Mucke hat und mal etwas Abwechslung will. Der Sound bei den Verfolgungsjagden ist perfekt gemacht und lässt das 80er-Actionherz gleich ein wenig höher schlagen.

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Aykroyd und Hanks bei den etwas unhygenischen Ermittlungen

Nun aber zu den Schauspielern: Dan Aykroyd hebt sich da wohl ganz eindeutig ab. Er spielt den pflichtbewussten, verkrampften Polizisten herrlich gut und bildet in der Tat einen tollen Kontrast zu Hanks, der den oberflächlichen Streebek überraschend frisch und realistisch darstellt. Mal wieder ein Buddy-Movie, wo der Kontrast zwischen den beiden Hauptdarstellern gut gelungen ist und wesentlich zur Unterhaltung im Film beiträgt.

Die Dialoge sind besonders in der ersten Filmhälfte überaus witzig und halten den Zuschauer bei Laune, zumal die Inszenierung leider nicht gänzlich ohne Längen, etwas Kitsch und Klischees auskommt.
So bleibt zwischen den Actionszenen teilweise etwas Leerlauf, und nicht alle Szenen punkten mit feinstem Humor. Beispielsweise sind die Szenen, wo sich die beiden Detectives, gänzlich verkleidet, unbemerkt an einer "Party" der Verbrecherorganisation teilnehmen wollen, etwas witzlos und 08/15 -mässig inszeniert worden.
Teilweise liegt dies auch an Christopher Plummer als Priester, der eine eigenartige und überzogene Darstellung zu bieten hat, die niemanden aus den Socken haut. Ansonsten sind die Nebendarsteller teilweise recht witzig geworden. Zum Beispiel der Handlanger "Emil", der genau so dämlich agiert, wie er aussieht. Einige Lacher zwischen ihm und dem Detektivdou sind garantiert.

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Ob die Verkleidungen dem Boss wohl gefallen...

Die Action ist ganz nett, leider kann man in den Verfolgungsjagden, die immerhin recht temporeich (und dank guter Musikuntermahlung) recht nett anzusehen sind, die Doubles der Schauspieler wegen mangelnder Schnitttechnik teilweise erschreckend gut erkennen.
Desweiteren gibt es einige wenige Schiessereien und einen netten kleinen Panzer der Polizei mit der Aufschrift "Have a nice day", der in Grundstücke von Bösewichten eindringen und gar ganze Molkereien schrottreif fahren darf.

"Mit Ausnahme von Ihnen und einem vertrocknetem alten Dosenpfirsich wird es mir schwer fallen, jemanden zu finden, der nicht weiß, dass man grundsätzlich nie den Schlüssel in der Zündung stecken lässt!"


Fazit: Solide Buddykomödie, die nicht in allen Bereichen glänzt, aber dank dem hervorragenden Spiel der Hauptdarsteller und dem tollen Soundtrack nicht nur für 80er-Actionfans durchaus einen Blick wert ist.
:liquid6:

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Beitrag von StS » 16.01.2006, 21:47

Ich persönlich hätte mir gewünscht, daß Du einen Bogen zu der Original-Serie schlägst, auf welche der Film ja eine Parodie darstellt...schließlich gibt es da Anspielung en Masse (inklusive Cameos etc) :wink:

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Beitrag von John Woo » 16.01.2006, 21:54

Ich wusste, dass das kommt... :lol: :wink:

Ich kenne die Serie leider nicht und zu dem Zeitpunkt, als ich mir den Film zum ersten Male angeschaut habe hatte ich noch nicht einmal davon Kenntiss. Vielleicht würde es den Spass noch steigern, aber ich habe mich auch so gut unterhalten.

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Beitrag von Vince » 16.01.2006, 22:40

Aha, diesen Film kenne ich wieder, und so weit ich das in den Untiefen meines Hirns noch richtig in Erinnerung habe, sind wir uns da relativ einig, was die Quali betrifft.

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Beitrag von kami » 11.09.2008, 11:09

Hab den Film gerade gesehen. Nettes Teil mit einem gut aufgelegten Hauptdarstellerduo, gelungenen Gags und passender 80er Mucke. In der Actionabteilung dieses Forums ist er aber gänzlich verkehrt aufgehoben, da diese kaum vorhanden und wenn, höchst unspektakulär daherkommt. Sollte eher in Sonstiges rein.
Würde gute 6 bis knappe 7/10 Punkten vergeben.

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Beitrag von Cinefreak » 28.11.2010, 11:50

Also bei meiner letzten Sichtung fand ich den noch ziemlich gut. Der Ich-Erzählstil, der skurrile Humor des Films und gut platzierte Action machen Spaß.
Bewertung bei Neusichtung :wink:
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McClane
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Beitrag von McClane » 06.09.2016, 10:10

Ganz amüsantes Komödchen der 1980er, bei dem man sich aus heutiger Sicht - 30 Jahre und diverse All-American-Biedermann-Rollen später - die Augen reibt, wenn ausgerechnet Hanks den flippigen der Cops gibt. Highlight ist dagegen Aykroyd, der als Neffe des originalen Joe Friday tatsächlich wie ein in den 1980er gebeamtes Relikt der Nachkriegszeit wirkt und der Film das alte "Dragnet"-Thema pointiert einsetzt (etwa beim Schlussgag). Der Film um das Duo herum schwankt aber ständig zwischen eher bodenständiger Actionkomödie (gerade in den gelungenen Verfolgungsjagden) und parodistischem Quatsch, ohne aber den Wahnsinn letzterer Option mal vollends auszukosten, obwohl gerade der für gelungene Momente wie den Schlangenkampf oder die absure PAGAN-Organisation sorgt. Leider wird die Plotte immer mehr zum müden, nie so richtig abhebenden Ermittlungsfilm, dessen Auflösung man eh schon meilenweit kommen sieht, wenn auf das Akronymfaible einer Figur achtet, die aber dem Film herzlich egal ist, weil es eh nur um die Blödeleien geht, die sich in der zweiten Hälfte zunehmend wiederholen - einige Varianten sind da noch lustig, etwa wenn Hanks die Erzählerrolle einnimmt, aber mehr als ein anfangs temporeicher, in der zweiten Hälfte immer mehr erlahmender Eighties-Jokus mit extrem schwachen Antagonisten ist bei "Dragnet" nicht herumgekommen.

:liquid5:
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