Nach all den Diskussionen über Micaela Schäfer, Nippelformen und Trash-TV mache ich mal was ganz Verrücktes und schreibe was zum Film an sich. Der ist - so weit ich das überblicke - ja allgemein ziemlich gut gelitten, aber ich muss doch ein wenig den Party-Pooper spielen. Das Konzept des beengten Schauplatzes ist nicht neu, mir kamen vor allem "Nicht auflegen", "Saw" und vor allem "Buried" in den Sinn, auch wenn das Dixi-Klo - Vince sagte es schon - dem ganzen einen typisch deutschen Spin. Und auch einen sehr ekligen, denn ab der Hälfte des Films dachte ich nur noch: "Naja, wenn er hier lebend rauskommt, dann verreckt er kurze Zeit später an Sepsis". Aber über weite Strecken kann Lukas Rinker die üblichen Mechanismen des Genres bedienen, wenn der Protagonist mit minimalen Mitteln nach Wegen sucht, um aus seiner beschissenen Lage zu entkommen. Zweckentfremdung von Seife, verzweifelte Gegenstandswürfe, Einsatz der eigenen Stärken (hier: Architektenwissen) - alles ist dabei und wird meist recht gewinnbringend eingesetzt. Vor allem ist der Film dabei teilweise echt unangenehm, gerade wenn diverse Bewegungen zu Schmerzen und Verrenkungen bis hin zur Selbstverstümmelung führen. Dummerweise gibt es einen Restfilm um diese Aktion drumherum und den hat Rinker zwar nicht komplett verkackt, aber ein paar unschöne Bremsspuren sind zu sehen.
Der wohl unvermeidliche Humor funktioniert mal mehr, mal weniger gut. Das Szenario schrie wohl nach einer unernsten Herangehensweise, die vor allem dann funktioniert, wenn Gedeon Burkhard die Rampensau gibt. Selbst wenn er nur als Stimme präsent ist und seine Off-Kommentare in der Lage des Protagonisten einen ganz anderen Klang bekommen, dann ist das schon ziemlicher witziger Shit. Schade nur, dass das Ganze bisweilen unpassende Blödelzüge annimmt, vor allem im Finale. Da treten zwei depperte Bullen auf, die dümmer sind als die Polizei erlaubt, da wird der "Haha, diese Figur bringe ich jetzt auch noch um"-Gag über Gebühr strapaziert, während auch Burkhards Performace von geil drüber zu schmierigen Kasperletheater wird. Und auch eine humorige Herangehensweise entschuldigt nicht jeden Blödsinn. Wenn zwei Figuren im Überlebenskampf nicht nach Auswegen aus der Scheiße, in der sie stecken, reden, sondern über die Wichtigkeit der Liebe zur besseren Hälfte, dann wirkt das so dermaßen gestellt und gewollt, dass man die Drehbuchseiten mehr als nur rascheln hört. Zumal die Hauptfigur je nach Szene total brillant oder komplett dämlich ist: Dass er Burkhard, der so eindeutig als Schurke überinszeniert wird, erst so spät als Übeltäter identifiziert (Gedächtnislücken hin oder her), das kaufe ich "Ach, du Scheiße!" nicht ab. Ist allerdings ein kleines Unikum im deutschen Kontext, das muss man honorieren. Auch sonst konnte ich bei Vince' Kritik oft nicken, da ich die gleichen Assoziationen (Smiley-Klodeckel als Toiletten-Wilson, heißer Draht, "Staplerfahrer Klaus") hatte, auch wenn ich das Gesamtergebnis nicht so ganz so wohlwollend sehe. Nicht der heißeste Scheiß aus Deutschland, aber auch von einem Kackfilm weit entfernt.
,5 bis knappe
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Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]