No good Deed (a.k.a. the House on Turk Street)

Filme abseits des Actiongenres mit Actionhelden (irgendwie so in der Art).
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No good Deed (a.k.a. the House on Turk Street)

Beitrag von StS » 06.07.2006, 15:44

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Originaltitel: the House on Turk Street
Herstellungsland: USA / Deutschland
Erscheinungsjahr: 2002
Regie: Bob Rafelson
Darsteller: Samuel L. Jackson, Milla Jovovich, Stellan Skarsgård, Doug Hutchison, Grace Zabriskie, Joss Ackland, ...


„The House on Turk Street“, inzwischen vornehmlich als „No good Deed“ bekannt, ist die Verfilmung einer Kurzgeschichte von Dashiell Hammett (“Millers Crossing”/“the Maltese Falcon“), welche der angesehene Regisseur Bob Rafelson (“Black Widow“/“the Postman always rings twice“) im Jahre 2002 mit Darstellern wie Samuel L.Jackson („Pulp Fiction“), Milla Jovovich („Resident Evil“), Stellan Skarsgard („Good Will Hunting“), Doug Hutchinson („the Green Mile“), Grace Zabriskie („Twin Peaks“) und Joss Ackland („Lethal Weapon 2“) inszenierte. Hochwertige Vorlage, gute Besetzung, fähiger Regisseur – im Vorfeld musste ich mir daher zwangsläufig die Frage stellen, warum der Film denn trotzdem so dermaßen unbekannt ist. Meistens weist eine solche Tatsache auf kein gutes Zeichen hin – aber erst einmal optimistisch das betreffende Werk begutachten…

Jack Friar (Jackson) ist ein Cop – ein ehrlicher, gutherziger Gesetzeshüter, der unter Diabetes leidet, ein Faible für klassische Musik besitzt und sich in seiner Freizeit am Cello-Spielen versucht. Eines Tages bittet ihn eine Nachbarin, ihre Tochter für sie ausfindig zu machen, die allem Anschein nach mit ihrem „nichtsnutzigen“ Freund durchgebrannt ist und nun angeblich irgendwo in der Nähe der „Turk Street“ wohnt. Selbstverständlich erklärt sich Jack dazu bereit und begibt sich umgehend auf die Suche in jener Straße sowie deren Umgebung. Vorort hört und schaut er sich vergeblich nach dem Mädel oder ihrem Lover um, bis er eine ältere Dame (Zabriskie) beobachtet, die im Regen vor ihrem Haus ausrutscht und ihre Einkäufe verliert. Durch und durch ein Kavalier, hilft er ihr auf sowie die Sachen ins Haus zu tragen, lernt dort ihren Mann (Ackland) kennen und erkundigt sich bei ihnen natürlich ebenfalls nach den gesuchten Personen. Statt einer Antwort erhält er jedoch einen unvorhergesehenen Schlag auf den Kopf, geht bewusstlos zu Boden und findet sich nach dem Erwachen an einen Stuhl gefesselt wieder. Wie es sich herausstellt, trifft die Beschreibung des Mannes zufällig auch auf den Kriminellen Hoop (Hutchinson) zu, der sich gerade mit einigen anderen Personen genau in jenem Haus aufhält. Noch am selben Tag soll nämlich ein Coup über die Bühne gehen, bei dem man mit Hilfe eines Insiders eine Bank um 10 Millionen Dollar durch den Zugriff auf Transaktionsdaten erleichtern will.

Die Truppe besteht, neben Mr.&Ms.Quarrie sowie dem hitzköpfigen Hoop, zudem aus der schönen Erin (Jovovich) und ihrem Freund Tyrone (Skarsgard), seines Zeichens Kontroll-Freak und Kopf der Bande. Schnell erkennt Jack, dass deutliche Spannungen innerhalb der Gruppe bestehen: Tyrone sieht Erin beispielsweise als sein Eigentum an (er hat ihr sogar einen Zeh abgeschnitten, als sie mal „böse“ war), was dem leicht naiven Hoop stark gegen den Strich geht, da er mehr als nur freundschaftliche Gefühle für sie in sich trägt. Während die Aktion schließlich anläuft, bleibt Erin im Haus zurück, hält dort die Stellung und passt auf Jack auf – welcher jedoch im Verlauf einen Zuckerschock erleidet und in ein diabetisches Koma fällt. Nur indem sie schnell schaltet, seine Adresse heraussucht und aus der Wohnung das rettende Insulin beschafft, überlebt er den Anfall. Aus persönlichem Interesse heraus hat sie zusätzlich noch sein Cello mitgebracht – und da sie selbst eine begabte Klavierspielerin ist, beginnen die beiden irgendwann (nach langen Gesprächen) gemeinsam zu musizieren, um so die Zeit des Wartens zu überbrücken, wobei sie einander gar ein wenig näher kommen.

Trotz einer unglücklichen Verkettung der Umstände geht Tyrones Plan derweil erfolgreich über die Bühne, doch es schließen sich eine ganze Reihe von Intrigen und Verdächtigungen an, bei denen jeder der Beteiligten anscheinend eigene Ziele verfolgt – immerzu mit Jack im Zentrum des Geschehens, da alle Fäden bzw Informationen im Haus zusammenlaufen. Zwar ist jener konstant gefesselt, versucht allerdings redegewandt (psychologisch) auf die Leute einzugehen sowie gleichzeitig die fast unausweichlich erscheinende blutige Eskalation der Ereignisse abzuwenden. Gegen Ende brechen die verbliebenen Überlebenden schließlich mit ihrer Geisel in Richtung der kanadischen Grenze auf – wobei ihre wahren Intentionen noch immer nicht klar zu erkennen sind…

Eine klassische Kurzgeschichte aus dem Jahre 1924, eine namhafte Cast & Crew – was kann da schon schief gehen? Leider eine ganze Menge, denn das Ergebnis vermag nahezu auf keiner Ebene wirklich zu überzeugen:

Der größte Fehler resultiert eindeutig aus der Gegebenheit, dass man die Handlung in die Gegenwart übertragen hat. Die Motive der Personen passen einfach nicht (mehr) in die aktuelle Zeit und wirken dementsprechend befremdlich bzw unglaubwürdig. Das Wort eines Mannes erscheint (oder vielleicht: ist) heutzutage einfach weniger wert als damals – selbst wenn es sich um einen Vertreter der „alten Schule“ handelt. Bestes Beispiel ist hier die Tatsache, dass sich Jack nach dem Musizieren, für das Erin ihm die Fesseln abgenommen hat, bereitwillig wieder an den Stuhl festbinden lässt, da er ihr versprochen hat, „keine Schwierigkeiten zu machen“, also dass er weder flieht noch sie zu überwältigen versucht. Diese Zusage hat er ihr als Gegenleistung dafür gegeben, dass sie ihm das Leben gerettet hat. Insgesamt engagiert sich der Film nicht genügend, dem Zuschauer Jacks noble Einstellung glaubhaft zu verdeutlichen, weshalb sich so manch eine Entscheidung (aus der allgemeinen Betrachtung der Dinge heraus) nur schwerlich nachvollziehen lässt.

Zwar hat man sich redliche Mühe gegeben, allem einen netten „Neo-Noir“-Look zu verpassen (also eine stimmige Ausleuchtung des Hauses, viele Schatten, Gewitterwetter, warme Farbtöne etc), doch letztendlich fehlt es einfach an einer dichten Atmosphäre, welche diese optischen Eindrücke zu unterstützen bzw tragen vermag. Hätte man die Story, wie ursprünglich konzipiert, in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts spielen lassen, hätte das allem vermutlich einen stimmigeren Eindruck verliehen – es handelt sich halt um stilmäßig bewährtes „Film Noir“-Material. Darüber hinaus hat es meiner Meinung nach ebenfalls geschadet, den Inhalt der Kurzgeschichte auf 97 Minuten zu strecken, denn an einigen Stellen hätte ich mir durchaus eine Straffung gewünscht. Optimal wäre es wohl gewesen, Hammetts Geschichte in Form einer Episode von Showtime´s „Fallen Angels“, welche in Deutschland teilweise unter dem Titel „Perfect Crimes“ auf DVD veröffentlicht wurde, umzusetzen.

Samuel L.Jackson hat man offenbar bewusst entgegen seiner sonst üblichen Rollenausrichtung besetzt: Einfühlsam, gutherzig, nett, ruhig – und nahezu gar nicht cool. Gewiss, Sam ist auch solch ein Part locker zuzutrauen, und trotzdem verbleibt er in diesem Fall erstaunlich blass, was sicher nicht nur damit in Zusammenhang steht, dass seine Figur recht dröge wirkt (z.B. reagiert er immerzu sehr gelassen, egal was mit ihm oder um ihn herum passiert – nur dass es hier irgendwie keineswegs lässig wirkt). Milla Jovovich spielt die bewährte Rolle der Femme Fatale, welche alle Männer (subtil manipulierend) um ihren Finger wickeln kann, selbst wenn diese ihr körperlich überlegen sind (der abgeschnittene Zeh ist der beste Beweis dafür). Sie macht ihre Sache anständig und spielt dabei gekonnt mit ihren Reizen – auch schauspielerisch zeigt sie erneut, dass sie deutlich mehr kann, als nur auf Zombies zu schießen. Leider will der Funke zwischen ihr und Jackson zu kaum einer Sekunde wirklich überspringen – es liegt einfach keine knisternde Spannung in der Luft. Hutchinson agiert okay, aber Hoop ist im Endeffekt nicht mehr als ein bereits oft in dieser Art gesehenes (klischeehaftes) Abziehbild. Den Glanzpunkt stellt auf jeden Fall Skarsgard dar, welcher Tyrone herrlich brummig sowie fast exzentrisch mit Leben füllt und daher einen umso stärker erkennbaren Kontrast gegenüber dem enttäuschenden Auftritt von Jackson erzeugt.

Leider befindet sich die Inszenierung bestenfalls auf solidem TV-Niveau, was dem Film angesichts der fast vollkommen spannungsfreien, biederen und sterilen Herangehensweise weiteres Potential raubt – mit zusätzlichen Schauwerten hätte man wohlmöglich zumindest einige inhaltliche Schwächen übertünchen können. In den entscheidenden Szenen herrscht zwischen den Darstellern kein emotionales Feuer, der Coup ist unspektakulär umgesetzt, die Kulissen (bewusst) minimalistisch gehalten worden. Tempo kommt nur kurz an einer Stelle auf – und bloß, als Jack einen Stau vor der Grenze umfährt! Dass Rafelson all diese Punkte durchaus besser in Szene setzen kann, hat er bereits mit „Blood & Wine“ bewiesen. Zwar klingt es oberflächlich, ist aber wahr: Den insgesamt aufregendsten Moment präsentiert uns Milla, als sie nackt aus der Dusche steigt. Selbst der Showdown entfaltet sich recht unkreativ – genauso wie das Ende, welches hingegen wenigstens den Zynismus der Vorlage ansatzweise durchschimmern lässt. Ferner stören einige nervige Details wie extrem künstliche Blitze oder ein angeblich starker Regenguss in einer Einstellung an einem Flugzeughangar, bei der nur wenige Meter entfernt im Hintergrund die Sonne ohne erkennbaren Niederschlag strahlt. Sogar der Grund, warum die Bande überhaupt in genau dem Haus (und nicht an einem neutralen Ort) auf das Anlaufen der Aktion wartet, warum der Garten wie der blühend-schöne Traum eines jeden Landschaftsgestalters aussieht oder was denn nun aus eigentlich dem eingangs gesuchten Mädchen geworden ist, bleibt einem vorenthalten. Es ist wirklich schade, dass sich der Film als eine derartige Enttäuschung herausgestellt hat, denn mit einer besseren, aufregenderen Erzähl- und Inszenierungsweise hätten einige klassische Szenen gewiss einen stimmungsvollen Eindruck hinterlassen – so aber verblassen selbst starke Dialogzeilen wie:

(Erin) „You don´t look so good.“ – (Jack) „That´s because you´re used to looking at you…“

:liquid3:


In Deutschland ist der Film bislang noch immer nicht auf DVD erschienen. Zur RC1 von Columbia Tri-Star: Trotz der soliden Bild- und Tonqualität hinterlässt diese DVD-Veröffentlichung einen recht negativen Eindruck, was hauptsächlich auf das ärgerliche Bildformat (4:3 Fullscreen) sowie das fast vollständige Fehlen von Bonusmaterial zurückzuführen ist. Um wenigstens ersteres Manko zu umgehen, empfehle ich den Griff zur britischen RC2, welche dafür allerdings ein (imo) schwächeres Covermotiv besitzt.


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Beitrag von SFI » 06.07.2006, 16:03

naja das Covermotiv ist bei nem 3/10 Streifen doch Schnuppe odda?
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Beitrag von StS » 06.07.2006, 16:59

Liquid Love hat geschrieben:naja das Covermotiv ist bei nem 3/10 Streifen doch Schnuppe odda?
Das wußte ich ja vorher nicht... :wink: ...wollte es auch nur mal erwähnt haben.

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