Originaltitel: the Condemned
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2007
Regie: Scott Wiper
Darsteller: Steve Austin, Vinnie Jones, Robert Mammone, Tory Mussett, Rick Hoffman, Madeleine West, ...
Trailer:
http://german.imdb.com/title/tt0443473/trailers
„the Condemned” ist die neuste cineastische Produktion aus dem Hause „WWE“-Films. Letztere Abkürzung steht natürlich für „World Wrestling Entertainment“ und definiert auf diese Weise schon von vornherein die angepeilte Zielgruppe des Werks: In erster Linie sollen jene leicht zufriedenzustellende Zuschauer angesprochen werden, die sich regelmäßig an dieser von Chairman Vince McMahon berechnend gestalteten Form der Unterhaltung ergötzen. Auf dem Papier lassen die entsprechenden TV-Quoten ganz klar ein umfangreiches Publikumspotential erkennen – diese Leute, welche sich in einem derartigen Maße an einem vorhersehbar choreographierten homoerotischen Spektakel begeistern, bei dem mit Steroide aufgepumpte Gestalten im Rahmen getürkter Fights im Ring gegeneinander antreten, müssen doch ebenso in die Kinos zu locken sein, oder? Nicht wirklich – u.a. weil sie ihre Filme wohl lieber in Reichweite des ihr Bier klimatisierenden Kühlschranks auf der heimischen Couch konsumieren. Dennoch brachte man diesen in allen Belangen förmlich nach „Direct to Video“-Veröffentlichung schreienden Streifen im April 2007 auf die amerikanischen Leinwände, wo er, genauso wie die meisten seiner Vorgänger (vgl. „See No Evil“ oder „the Marine“), recht kläglich scheiterte bzw zu einem ziemlichen Flop avancierte…
Der Multi-Millionär Ian Breckel (Robert Mammone) ist gerade dabei, eine neuartige, verdammt kontroverse Reality Show auf die Beine zu stellen, die den verheißungsvollen Titel „the Condemned“ trägt und ihn binnen kürzester Zeit noch um ein Vielfaches reicher machen soll: 10 handverlesene, zum Tode verurteilte Schwerverbrecher, welche seine Leute zuvor aus Gefängnissen der dritten Welt freigekauft haben, sollen auf einer abgelegenen, mit zig Kameras ausgestatteten Insel in der Südsee einen erbarmungslosen Kampf auf Leben und Tod gegeneinander ausfechten – der alleinige Sieger erhält am Ende nicht nur seine Freiheit, sondern auch eine Tasche voller Geld mit auf den Weg. Da natürlich kein TV-Sender dazu bereit ist, solches Material auszustrahlen, wird die Sendung per Live-Stream im Internet präsentiert, wo sie sich jeder für einen Betrag von knapp 50 Dollar unzensiert ansehen kann – auf diese Weise erhofft sich Breckel, zusätzlich genährt von dem sich rapide verbreitenden Hype in der Online-Welt, ein Publikum zu erreichen, das von der Zahl her an jene des Super Bowls heranreicht (also ca. 40 Millionen). Per Hubschrauber über der Insel abgeworfen, bleiben den Kandidaten genau 30 Stunden Zeit für ihren Kampf – am Knöchel tragen sie jeweils eine entsprechend herunterzählende Fußfessel mit Plastiksprengstoff, deren explosive Wirkung sich aber auch per Betätigen einer Vorrichtung unmittelbar auslösen lässt. Nach demographischen Kriterien ausgewählt, setzt sich die Gruppe aus folgenden Individuen zusammen: Saiga (Masa Yamaguchi), einem japanischer Attentäter, dem Ehegespann Paco (Manu Bennett) und Rosa Pacheco (Dasi Ruz), einem russischen Hünen namens Petr Raudsep (Nathan Jones), dem Afroamerikaner Kreston Mackie (Marcus Johnson), einem deutschen Schwerverbrecher, Helmut Bruggerman (Andy McPhee), der in Ghana geborenen Mörderin Yasantwa Adei (Emelia Burns) sowie den beiden Alphamännchen, dem ehemaligen britischen Elitekämpfer Ewan McStarley (Vinnie Jones), inhaftiert wegen diversen Vergewaltigungen plus Morden in Afrika, und Jack Conrad (Austin), seines Zeichens eigentlich ein Ersatzkandidat, über den Breckel nicht viel weiß, weshalb man ihm kurzum eine fiktive Bio erstellt, die ihn fürs Publikum zu einem „hassenswerten Amerikaner“ werden lässt („KKK“-Mitgliedschaft und ermordete Kinder inklusive). An dieser Stelle übrigens bereits nur noch zu neunt, da es der italienische Teilnehmer (Rai Fazio) bis hierhin schon nicht geschafft hat (die beste Szene des Films, zu sehen nach knapp 23 Minuten), nimmt die Sendung fortan ihren brutalen, gradlinigen Lauf…
Manchmal ist weniger einfach mehr. Es ist unverkennbar, dass die Macher von „the Condemned“ diesen Erfahrungswert hätten beherzigen sollen, als es um die Konzeption des Projekts ging. 10 Gewaltverbrecher, eine Insel, 30 Stunden, 1 Million Dollar Preisgeld – und nur ein Sieger, der einzige Überlebende. Aus dieser simpel gestrickten Prämisse wäre es ein leichtes gewesen, einen knallharten, Genre-Fans zum vergnügten Grinsen bringenden Action-Flick im 80er-Jahre-Stil zu kreieren – aber leider visierten Skriptschreiber Rob Hedden („Knight Rider 2000“/„Clockstoppers“) und Regisseur Schrägstrich Co-Autor Scott Wiper weitaus höhere, gar anspruchsvolle Ziele an: Angestrebt wurde das Vermitteln einer gesellschafts- und medienkritischen Botschaft, welche uns, die Zuschauer, zum Nachdenken über solch voyeuristische und immer geschmacklosere Sendungen anregen soll, die sich heutzutage einer starken Beliebtheit erfreuen. Wie weit würden Programmgestalter gehen, um ihr blutdurstiges Publikum zu beglücken? Solche Fragen, vereint zu einer ewigen Diskussion, werden heraufbeschworen, bloß nie in die Tiefe gehend erörtert oder gar beantwortet: Der geldgeile Produzent darf im Zuge dessen die gängigen Argumente vorbringen, also dass es für sein Angebot eine eindeutige Nachfrage gibt, es nicht an Kinder gerichtet ist, welche ja gar keine Kreditkarte besitzen, um den Zugang zu erhalten, dass ein Betrachten zu einem (stellvertretenden) inneren Aggressionsabbau führt, statt anregend zu wirken – und so weiter und so fort. Wow. Ausgerechnet ein brutales Spektakel, dass sein „R“-Rating verdient hat und die Tagline „10 People will fight, 9 People will die – you get to watch!” zur Schau trägt, hat sich diese Message auf die zerfledderte Fahne geschrieben?!? Einerseits feiert Wiper die gebotene Action bzw Gewalt, um welche zu sehen sich die Leute den Streifen ja im Kino oder auf DVD ausgesucht haben – auf der anderen wird der moralische Zeigefinger erhoben und vorwurfsvoll genau auf jene Konsumenten gerichtet. Eine großartig durchdachte Taktik (*hust, hust*) – besonders für ein Produkt unter dem „WWE“-Banner. Getreu dieser heuchlerischen, vollkommen unebenen Ausrichtung, wechseln sich in diese Richtung predigende Sequenzen mit harten, direkt aufgezeigten Gräueltaten ab: In einem Moment erschießt einer der Killer mehrere unbewaffnete Techniker, was bedrückende Abscheu erzeugen soll, im nächsten wird jener selbst vom Hauptdarsteller ins Jenseits befördert – begeleitet von einem lässigen Oneliner des Schützen. Zu allem Überfluss gibt es auch noch eine bedächtige Reporterin, die ihre Enttäuschung darüber äußert, dass so viele Menschen hohe Summen dafür ausgeben, um sich Breckel´s Show im Internet anzusehen – ihre Aufgabe ist es, uns den Spiegel vorzuhalten, gekrönt von der tatsächlich gestellten, ihre Ausführungen abschließenden Frage: „Who really are the Condemned here?“ Herrje! Verärgerung keimt statt eines schlechten Gewissens auf – letztere Empfindung leben uns aber immerhin zwei der Charaktere veranschaulichend vor, nämlich Ian´s Regie-Koordinator Goldman (Rick Hoffman) sowie seine eigene Assistentin und Freundin Julie (Tory Mussett). Schönen Dank.
Ein weiteres Problem markiert die Tatsache, dass sich die Geschichte selbst feige Schlupflöcher gewährt, mit denen auf den ersten Blick normabweichend anmutende Gegebenheiten zurück zum Konventionellen hin untergraben werden. Besonders auffällig ist das im Zuge der Gestaltung der Hauptfigur, also Jack Conrad: Nein, er ist kein kaltblütiger Mörder wie seine Mitstreiter, sondern in Wahrheit ein echter amerikanischer Patriot – ein ausgebildetes Special Forces Mitglied, das im Auftrag des Geheimdienstes eine „Black Ops“-Mission gegen ein Drogenkartell durchführte, dabei jedoch bedauerlicherweise gefasst wurde, worauf ihm die US-Regierung leider nicht zu Hilfe eilen konnte, da sie ja offiziell nichts von seiner Identität bzw Profession weiß, was selbstverständlich ebenso für seine besorgte, daheim mit ihrem Kind auf ihn wartende Lebensgefährtin gilt. Puh! Und ich dachte fast, Wiper wollte, dass wir uns schlecht fühlen, weil wir einem Killer zujubeln – nochmal Glück gehabt! Wie auch immer: Gespielt wird er jedenfalls von dem ehemaligen Profi-Wrestler „Stone Cold“ Steve Austin (TV´s „Nash Bridges“/„the Longest Yard“), der nach der Blimse Kane („See No Evil“) und dem „Muckibuden-Vanilla-Ice“ John Cena („the Marine“) seinerseits versucht, eine Karriere á la „the Rock“ in Gang zu bekommen – nur fehlen ihm (mindestens) zwei zentrale Faktoren zum Erreichen jener Bestrebung: Ausstrahlung und Talent. Außer der nötigen physischen Präsenz vermag er nicht wirklich etwas vorzuweisen. Entsprechend kann er kämpfen, grimmig dreinblicken und markige Sprüche von sich geben (Highlight: „Game on!“) – beinahe reicht das aus, dennoch ist knapp daneben gleichwohl vorbei. In Anbetracht der entfesselten Performance von Widersacher Vinnie Jones („Snatch“/„Swordfish“), der mit seinem typischen schwer zu verstehenden Akzent sowie sichtlich energischer Spielfreude agiert, mutet Austin´s Leistung umso blasser an. Ihre acht Kontrahenten sind in keinerlei Belangen der Rede wert. Die hübsche Tory Mussett („Boogeyman“/„Peter Pan”) meistert ihre schablonenhafte Rolle ganz passabel, was gleichermaßen für Robert Mammone („Man-Thing“/„the Great Raid“) als Bösewicht von der Stange sowie seinem Programm-Koordinator Rick Hoffman („Hostel“/„Cellular“) gilt, den ich allerdings vom Auftreten her noch nie leiden konnte. Keine einzige Rolle ist reichhaltig ausgefallen – selbst die besten Mimen hätten angesichts dessen nichts reißen können.
Die Handlung kombiniert eine Vielzahl bekannter und abgegraster Motive der vergangenen Jahrzehnte: Man nehme (u.a.) die Location der Hit-Serie „Survivor“, einige Elemente aus „Mean Guns“ und „Battle Royale“, kombiniere diese mit weiteren Versatzstücken aus „Ten Little Indians“, „the Most Dangerous Game“ und „Running Man“, addiere darüber hinaus noch unzählige Klischees hinzu – fertig ist die Vorlage einer unsäglich einfallslosen Produktion, welche jede Hürde zwischen ihrer Existenz und der Zuschauergunst bestenfalls strauchelnd meistert, was bekanntermaßen einen erfolgreichen Ausgang der Angelegenheit unmöglich macht. Stereotypen sind an jeder Ecke vorzufinden – wie das Latino-Paar, welches aus den höchst kreativ benannten Paco und Rosa besteht, der akrobatische asiatische Fighter oder das im O-Ton schwer verständliche Kraftausdrücke wie „Schlampe!“ von sich gebende deutsche Ekel. Das mag in der „WWE“-Welt funktionieren, hier aber markiert das einen weiteren Sargnagel im Gesamtbild. Von Beginn an ist abzusehen, dass alles auf zwei bestimmte Kandidaten hinauslaufen wird – der Rest ist reines, die Zeit bis dato überbrückendes Kanonenfutter, dem kaum Aufmerksamkeit gewidmet wird. Die gebotenen Dialoge sind ein Graus, klassische Unsinnigkeiten werden aufgewärmt (jedes Mal, wenn einer stirbt, schießen die Quoten schlagartig in die Höhe) sowie unlogische, aber nachher im Geschehen „dienliche“ Aktionen vollführt: Etwa befindet sich die Kommandozentrale der überwachenden Crew ebenfalls auf der Insel, und zwar in einem Gebiet, in dem keine Kameras installiert wurden, weil man sich dort sicher und fernab der Auseinandersetzungen wähnt – zufällig führt der einleitende Helikopterflug jedoch ausgerechnet übers Hauptquartier hinweg zur Landezone, so dass sich Conrad und Co. problemlos die betreffende Position (für später) merken können. Graeme Revell´s („Harsh Times“/„Tomb Raider”) Score kommt gewohnt solide daher, während die begleitende Song-Auswahl nicht ganz optimal anmutet: Spiderbait´s „Black Betty“ passt noch wie die Faust aufs Auge, der Rest weniger – zum Finale hin ertönt the Prodigy´s „Firestarter“, das Abschlusslied liefern dann ausgerechnet die Soft-Rocker von Nickelback. Hey, warum nicht gleich Bon Jovi Tracks zur Untermalung eines echten Männer-Films verwenden…?
„the Condemned“ ist nach „A better Way to Die“ (2000) die zweite abendfüllende Regiearbeit des auch als Schauspieler tätigen Scott Wiper. Auf handwerklicher Ebene lassen sich im Prinzip keine gravierenden Kritikpunkte entdecken bzw aufführen – nur sind einige seiner Entscheidungen leider etwas fragwürdig, beispielsweise der zur Schau gestellte Sadismus mancher Sequenzen, zumeist verbunden mit Gewalt gegen Frauen. Um wirklich jedem klar zu machen, dass Vinnie Jones zweifellos der böseste Böse auf der Insel ist, wird jener dabei gezeigt, wie er Rosa verprügelt, vergewaltigt und mit einem Messer bearbeitet – und ihr Mann dabei zusehen muss. Zwar erspart man uns die grausamen Details, bloß erhalten solche Momente zuviel Interesse seitens der Inszenierung gewidmet. Würde der Rest passen, wäre das ja an und für sich zu verzeihen – aber letzten Endes stellt einem nicht einmal die gebotene Action umfassend zufrieden: Die Tötungen sind verhältnismäßig zahm ausgefallen und bestehen überwiegend aus Explosionen der Fußfesseln sowie harten Faustfights, deren Qualität sich nicht eindeutig bestimmen lässt, da Cinematographer Ross Emery („the Cave“) seine ständig wackelnde Kamera meist zu nahe an den Personen platziert hat und die von Editor Derek G.Brechin („Doom“) kreierten Turbo-Schnittfolgen den übrig gebliebenen Rest zusätzlich verschleiern. Anfangs sind die Kandidaten unbewaffnet, erst später erhalten sie per Fallschirmabwurf an zwei Stellen Waffen zugespielt. Die wunderbare Location (Drehort war Queensland, Australien) dient meist nur als Hintergrund – man hätte die Beschaffenheit der Landschaft viel stärker in die Geschehnisse mit einbinden sollen, ein kreativer Mangel (nicht nur an Abwechslung) herrscht vor. Ferner nährt diese Impression die Gegebenheit, dass man dem „Spiel“ weitaus weniger Gewichtung als erwartet zugesprochen hat, denn es gibt noch verschiedene andere, davon ablenkende Handlungsstränge: Breckel und seine Crew im Kontrollraum, ein FBI-Agent in den Staaten (Luke Pegler), der umgehend Ermittlungen aufnehmen will, entgegen der Anweisungen seiner Vorgesetzten, sowie Jack´s Frau Sarah (Madeleine West), welche im Bekanntenkreis die Sendung fassungslos in einer texanischen Bar mitverfolgt. Das lenkt ab, reißt einen stets aus dem Fluss heraus und führt zu allem Überfluss gar zu einem großartigen Augenblick der unfreiwilligen Komik: Conrad gelingt es, den Funktower des Camps einzunehmen – also ruft er prompt Sarah daheim an, erzählt ihr von seinen angesparten finanziellen Rücklagen und gibt ihr die Erlaubnis, diese abzuheben, um ihre Zukunft zu sichern, sollte er es nicht schaffen. Es ist einfach keine gute Kombination, wenn ein Werk derart offenkundlich abwegig ist, sich allerdings vollkommen ernst nimmt. Eine gehörige Dosis schwarzen Humors hätte zweifelsfrei eine Menge bewirkt – amüsante Kleinigkeiten wie die dargebotene „USA vs. UK“-Rivalität oder „with or against me“-Mentalität wären auf jenem Wege gewiss besser zur Geltung gekommen. Zum einmaligen Sichten reicht das vorliegende Ergebnis auf jeden Fall aus – zu mehr aber definitiv nicht.
Fazit: „the Condemned“ ist leider nicht der erhoffte gradlinige Action-Böller geworden, wie es der Trailer noch versprach, sondern eine teils heuchlerisch anmutende, spannungslose sowie unter Tempoproblemen krankende Produktion, die zu allem Überfluss auch noch gerne eine sozialkritische Botschaft vermitteln möchte, in dieser Hinsicht jedoch auf ganzer Linie scheitert und sich zudem in ermüdenden wie belanglosen Subplots verzettelt…

Während in den USA bereits die DVD aus dem Hause "Lionsgate" zu haben ist, soll der Film hierzulande im November 2007 tatsächlich noch in die Kinos kommen...