bzw.
Originaltitel: Final Move
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2006
Regie: Joey Travolta
Darsteller: Matt Schulze, Lochlyn Munro, Amanda Detmer, Rachel Hunter, David Carradine, Daniel Baldwin, Lyndsay Griffin, ...
Frage: Was haben Michelle Pfeiffer, Sly Stallone, Julia Roberts, John Travolta und Alec Baldwin, abgesehen von dem augenfälligen Verbindungsmerkmal, gemeinsam? Antwort: Sie (und andere) könnten in einem Bericht mit dem Titel „Hollywood-Stars und ihre B-Movie-Geschwister“ Erwähnung finden, denn Dedee, Frank, Eric, Joey sowie mehrere Mitglieder des letzteren Clans verdienen sich ihren Lebensunterhalt hauptsächlich in kostengünstigen Produktionen abseits des mächtigen Studiosystems der Traumfabrik. Auf der Cast- & Crew-Liste des 2006er „Cops vs. Serienkiller“-Streifens „Final Move“, welcher neben der klassischen Thriller-Ausrichtung zusätzlich einen übernatürlichen Einschlag aufweist, lassen sich gleich zwei zu jenem erwähnten Personenkreis gehörende Namen entdecken – ein wirklich adelndes Qualitätssiegel ist sowas ja üblicherweise nicht…
Vor einigen Jahren versetzte eine brutale Mordserie die Stadt Los Angeles in Angst und Schrecken: Ein vom Schachspiel besessener Psychopath (Gino Dente) hatte damals eine Vielzahl grausam zugerichteter Opfer hinterlassen, ehe es der FBI-Agentin Iris Quarrie (Rachel Hunter) sowie den beiden örtlichen Cops Roman Krieg (Lochlyn Munro) und dessen Partner Schrägstrich Schwager Dan Marlowe (Matt Schulze) gelungen war, ihn dingfest zu machen. Letzterer bildete dabei die treibende Kraft, welche zur Verhaftung führte, denn Dan besitzt die Fähigkeit, anhand von Visionen die Taten rekonstruieren bzw gar vor seinem inneren Auge ablaufen lassen zu können. Diese Gabe ist für ihn sowohl ein Segen als auch persönlicher Fluch: Ausgebrannt, innerlich kaum mehr als ein emotionales Wrack, reichte er in Folge dessen die Kündigung ein, suchte Hilfe in einer psychiatrischen Anstalt und schwor sich, sein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen, um sich der Familie, bestehend aus Ehefrau Amy (Amanda Detmer) und ihrer schwer an Diabetes erkrankten Tochter Claire (Christina Gabrielle), erneut im notwendigen, richtigen Maße widmen zu können. Die Hinrichtung des Mannes soll die Sache nun endgültig zu einem finalen Abschluss bringen – doch bereits am Tag nach der Vollstreckung muss ihn Roman darüber informieren, dass eine weitere Tote gefunden wurde, die dem leider nur allzu vertrauten Profil entspricht...
Aufgrund der Vorgehensweise vermutet man einen Nachahmungstäter – nur kennt dieser offensichtlich Einzelheiten, welche nie an die Öffentlichkeit weitergegeben wurden, was zu dem aufsteigenden Verdacht führt, man habe eventuell einen Unschuldigen in die Todeszelle gebracht. In der Position eines offiziellen L.A.P.D.-Beraters lässt man Dan wieder an dem Fall mitarbeiten – etlichen zweifelnden Stimmen zum Trotz, die nicht nur aus Amy´s Richtung stammen. Schon bald steckt er inmitten eines perfiden „Katz & Maus“-Spiels, denn der Killer hat ein imaginäres Schachbrett über die Karte der Stadt der Engel gelegt und lädt seine Jäger nun zu einer gnadenlosen Partie auf Leben und Tod ein: In dem Feld, in welchem sein jeweils nächster Zug mündet, schlägt er jedes Mal umgehend zu. Seine Ziele sind schuldige Kriminelle, die allerdings von der Justiz (aus welchen Gründen auch immer, meist aus Mangel an Beweisen) freigesprochen wurden – oder deren Anwälte. Es geht um Taktik sowie vorausahnende Weitsicht, und mit jeder gefundenen Leiche werden Dan´s Visionen intensiver. Der Police-Captain (David Carradine) fordert rasche, brauchbare Ergebnisse, allmählich kristallisieren sich drei Verdächtige (David Baldwin, Lydsay Griffin, Charles DeFazio) heraus – aber wie viele Züge sind wohl noch nötig, bis man zu einem entscheidenden, verwendbaren Ergebnis gelangt, zumal in den aktuellen Fällen sichergestellte DNA-Beweise auftauchen, die eindeutig auf den eigentlich Exekutierten hindeuten…?
„Final Move“ bietet dem Zuschauer im Prinzip genau das, was ein Blick auf das DVD-Cover (gemäß Gestaltung, Credits und Inhaltsangabe) erahnen lässt: Einfach alles weist in Richtung eines zweitklassigen, relativ belanglosen Thrillers, welcher (vornehmlich in ästhetischer Hinsicht) auf dem seit Fincher´s „Se7en“ häufig von Genre-Produktionen frequentierten Serienkiller-Pfad wandelt, sich evident den 1992er Streifen „Knight Moves“ zum Vorbild genommen sowie die ganze Angelegenheit mit einem Hauch Mystery (á la TV´s „1-800-Missing“) angereichert hat. Jedem dürfte klar sein, dass die Wahrscheinlichkeit, einen echten Hit entdeckt zu haben, ziemlich gering ist – jedoch besteht ja noch die Hoffnung, dass sich zumindest die Inszenierung als angenehm solide entpuppt und der Unterhaltungsgrad nicht zu sehr gen Null-Linie tendiert. Glücklicherweise haben wir es hier nicht mit einer an „the Card Player“ erinnernden Katastrophe zutun – nein, ein einmaliges Ansehen (ohne späterem Nachtrauern der investierten Lebenszeit) kann man durchaus wagen, sofern gerade mal nichts zweifellos besseres zur Auswahl steht oder keine anderen, wichtigeren Dinge (wie lernen, ein Buch lesen, die Wohnung aufräumen etc) anliegen.
Der Verlauf setzt sich aus diversen Sequenzen unterschiedlicher Qualitäten zusammen: Während die meisten vollkommen durchschnittlich anmuten, gibt es allerdings ebenso auffällige Abweichungen sowohl positiver als auch negativer Art. Eröffnet wird mit einer Schachpartie zwischen dem Killer und einem seiner weiblichen Opfer, nach welcher er ihr diverse Schnittwunden (u.a. im Gesicht) zufügt, dann die Maske abnimmt und irre zu lachen beginnt – autsch! Es folgt ein wirklich ansprechend gestalteter Vorspann, dann die unbeträchtlich intensiv umgesetzte Hinrichtung – kleine Anmerkung am Rande: Kalifornien nutzt den elektrischen Stuhl gar nicht! Der erste Mord kommt recht fies daher (u.a. wird jemandem mit einem Taser aus nächster Nähe in den Kopf geschossen), bevor die traditionelle, immerhin erfreulich knapp gehaltene Einführung vorüberzieht und sich der Fall in Bewegung setzt. Getreu des üblichen Schemas, missfällt es Dan´s Frau, dass er sich erneut in die Untersuchung reinziehen lässt, welche ihm damals fast den Verstand raubte, was zu diversen privaten Reibereien führt – obwohl ich zugeben muss, von der Tatsache, dass seine Familie noch immer zu ihm hält, überrascht worden zu sein. Gelegentlich meldet sich der Killer mit verstellter Stimme per Telefon, grausam zugerichtete Leichen tauchen auf, Verdächtige werden unter die Lupe genommen, Kollegen sterben in Ausübung ihres Dienstes. Die Visionen sind (noch) nicht konkret genug, um aus ihnen die Identität des Täters abzuleiten, man ist meist einen winzigen Moment zu spät am Ort des Verbrechens – und am Ende, wie sollte es auch anders sein, wird es gar persönlich! Der Showdown geht im Grunde genommen in Ordnung – wenn man nur nicht zum Finale hin eine Reihe „handgemachter“ Explosionen um zusätzliche CGI-Einstellungen ergänzt hätte, welche die Sache spektakulärer gestalten, bloß ärgerlich unecht aussehen. Meinen persönlichen Höhepunkt markiert übrigens eine längere Szene am Anfang des letzten Drittels – eine Action-reiche, rasante Verfolgungsjagd durch die Korridore sowie übers Dach eines Hotels…
Die Besetzung ist keineswegs berauschend, aber okay – und entspricht demnach (mehr oder minder) der Wahrnehmung des gesamten Werks. Matt Schulze („Torque“/„the Transporter“) füllt seine Hauptrolle adäquat aus: Den harten, seine Sonnenbrille so gut wie nie absetzenden Typen nimmt man ihm mit Leichtigkeit ab, die anderen Persönlichkeitsfacetten werden in einem tolerierbaren Rahmen vermittelt. Ihm zur Seite stehen Lochlyn Munro („the Tooth Fairy“/„Dead Man on Campus“), der bei mir einen soliden Eindruck hinterließ, sowie Rachel Hunter („TripFall“/„Larva“), die ehemalige Ms. Rod Stewart, welche auch heute noch äußerst heiß ausschaut, als Aktrice jedoch sichtbare Schwächen offenbart und darüber hinaus Probleme hat, sich auf einen britischen oder amerikanischen Akzent festzulegen. Amanda Detmer (TV´s „What about Brian“/„Final Destination“) liefert die wohl beste Leistung aller Beteiligten ab, Altstar David Carradine („Kill Bill“/„the Last Sect“) ist einige Minuten lang im Bild zu sehen – seinen Part hätte ebenso jeder andere spielen können. Ferner wären da zwei Nebencharaktere, die jeweils zu Verhören herangezogen werden und an sich kaum etwas zur Handlung beitragen, dafür aber ein bestimmtes Maß an Abwechslung ins Geschehen einbinden, was den Film sichtlich bereichert: Zum einen wäre da Daniel Baldwin („Knight Moves“/„Paparazzi“), der als klaustrophobischer Krimineller köstliches Overacting betreibt, zum anderen Lyndsay Griffin („Miles from Home“), eine Sexualstraftäterin, die kürzlich bei einer Ménage à trois einen ihrer Lover angeschossen hat, da dieser zu früh kam (wovon wir gar eine freizügige kleine Rückblende geboten erhalten), und nun vor den befragenden Cops bereitwillig ihren Slip herunterstreift, um ihnen (zwecks DNA-Abgleich) eine Körperflüssigkeiten-Probe zu überlassen. Zugegeben, diese beiden Schlenker sind wenig gehaltvoll – dafür hingegen amüsant und beileibe nicht störend, da sie willkommene kurze Abschweifungen von der ansonsten gewohnten Story-Abfolge darstellen.
Regisseur Joey Travolta („Detour“/„the House next Door“) präsentiert uns handwerklich solide B-Movie-Kost, angereichert mit einigen brutalen Morden, leidlich stylisch gestalteten Visionen, den üblichen düsteren Impressionen gängiger Genre-Schauplätze sowie einigen Standard-„Füllsel-Sequenzen“, wie nächtlicher Großstadtverkehr in Zeitraffer oder von oben herab gefilmte Häuserschluchten (etc). Was dem Werk den potentiell befreienden Sprung über die Marke des glatten Durchschnitts verwehrt, ist definitiv die enttäuschende Qualität des Drehbuchs aus der Feder von Richard Preston Jr. und David Shoshan: Es umfasst einige interessante Ansätze bzw Ideen, die man nur hätte weiterentwickeln müssen, was vorliegend aber nicht geschah, so dass einem vieles halbherzig, überstürzt sowie kaum zu Ende gedacht vorkommt. Die übersinnlichen Fähigkeiten des Hauptprotagonisten hätte man getrost weglassen können – sie bringen die Geschichte so gut wie nie voran und dienen offensichtlich nur dem Zweck, die Tötungen in Form von schnell zwischengeschnittenen und farbverfremdeten Images aufzeigen zu können. Eine vergangene Affäre zwischen Dan und Iris wird in den Ring geworfen, seine Familienprobleme erhalten einen Tick zuviel Aufmerksamkeit, während die psychischen Auswirkungen der Situation eigentlich nur in einer Szene konkret in den Vordergrund rücken, nämlich als er sich eines Nachts einbildet, das Telefon klingeln zu hören sowie in den eigenen vier Wänden umherhuschende Schatten zu erspähen. Die Beschaffenheit aller Figuren verbleibt lückenlos oberflächlich, in die Tiefe stößt kein einziges seitens der Story konstruiertes Element vor. Das Schachspiel dient, besonders in Anbetracht des Schuss-Twists, nur als vager Aufhänger der Mordserie: Aufgrund einer bruchstückhaften Präsentation der einzelnen Partiephasen wird der Zuschauer-Bezug nur ungenügend hergestellt – Spannung generiert diese Einbindung jedenfalls nicht, die daraus resultierenden (kurzen) Wettläufe gegen die Zeit rufen ebenso keine sonderlich ausgeprägte Puls-beschleunigende Wirkung hervor, da das gängige Schema auf altbekannte Weise ohne Überraschungen oder Innovationen abgespult wird. Vermag der Film im ersten Akt noch dank des angenehmen Tempos der straffen Inszenierung zu unterhalten, driftet alles nach dem Überschreiten der Halbzeit-Marke kontinuierlich in konventionelle (und somit beinahe ermüdende) Gefilde ab. Im abschließenden Drittel geht es allerdings wieder etwas bergauf – und das, obwohl mir die Identität des Killers (leider Gottes) rund 30 Minuten vorm Ende schlagartig bewusst wurde…
Fazit: Einigermaßen nett besetzt, technisch ordentlich realisiert, kann „Final Move“ letzten Endes dennoch nicht rundum überzeugen, da sich die Macher zu sehr mühten, großen Serienkiller-Thriller-Vorbildern nachzueifern, ohne dabei auf eigene (frische oder zumindest originelle) Ideen zurückgreifen zu können, was diese hier zu einer eher belanglosen Angelegenheit degradiert…
Die deutsche DVD von "Planet Media / Cine Plus" kommt ungekürzt mit einer "Keine Jugendfreigabe"-Klassifizierung daher, weist eine annehmbare Qualität auf und lässt sich inzwischen für wenig Geld im gängigen Handel beschaffen...
Final Move
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