Evel Knievel
Evel Knievel
Originaltitel: Evel Knievel
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2004
Regie: John Badham
Darsteller: George Eads, Jaime Pressly, Beau Bridges, Lance Henriksen, Fred Dalton Thompson, ...
„Men admire him, Women want to sleep with him – and Kids want to be like him!”
„Evel Knievel“ wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, entdeckte früh seine Begeisterung für Motorräder und entwickelte sich, dank spektakulärer Schau-Veranstaltungen, welche ihm die Sympathien der Öffentlichkeit im Sturm einbrachten, rasch zu einem Archetypen des amerikanischen Traums: Ein ansprechender Draufgänger, der es „from Rags to Riches“ schaffte und Menschen aller Generationen unheimlich gut zu unterhalten vermochte – dass er dabei einen Anzug in den US-Nationalfarben trug, war in dem Zusammenhang gewiss auch nicht von Nachteil. Im Auftrag des TV-Senders „TNT“ rief Regisseur John Badham 2004 den heutigen Jahrgängen diesen inzwischen leicht verblassten Mythos in Form des hier vorliegenden Biopics erneut in Erinnerung: Vor allem jüngeren, außerhalb der Staaten lebenden Zuschauern dürfte seine Geschichte heutzutage kaum noch bekannt sein – vermutlich haben sich einige gar kürzlich die Frage stellen müssen, welch schräge Gestalt Kanye West da eigentlich (neben Pam Anderson) in seinem „Touch the Sky“-Musikvideo darstellen sollte…
Geboren am 17.Oktober 1938, wird dem jungen Robert Craig Knievel schnell klar, dass sein Leben anders als das der meisten Einwohner der Kleinstadt Buttle in Montana verlaufen soll, denn ein Schuften in der örtlichen Miene und das damit verbundene karge Dasein kann er sich auf Dauer überhaupt nicht vorstellen. Diebstähle von Radkappen und Ärger mit dem Gesetz bringen ihm bald den Spitznamen „Evil” ein – welchen er später (ganz offiziell) in „Evel“ ändert, um negative Assoziationen möglichst zu vermeiden. Im Alter von 8 besteht für ihn kein Zweifel mehr daran, dass Motorräder definitiv eine wichtige Rolle in seiner Zukunft spielen werden. 1958 verdient er (George Eads) sich mit Kunststücken auf der Straße bereits seine ersten Dollars, wobei es ihm, etwa dank seines rebellischen Verhaltens, sogar gelingt, das Herz der schönen Linda (Jaime Pressly), einem Mädel aus gutem Hause, zu erobern – was deren Dad (Beau Bridges) natürlich wenig gefällt. Als jener aber erkennen muss, dass seine Tochter sich diese Beziehung fest in den Kopf gesetzt hat, vergewissert er sich bezüglich der Ehrlichkeit von Robert´s Absichten und gibt der Verbindung schließlich seinen Segen – 1965 sind beide dann glücklich verheiratete Eltern zweier Kinder. Die Werkstatt, welche Robert und sein „Ziehvater“ (Lance Henriksen) über die Runden zu bringen versuchen, läuft leider nicht so gut – dieser Situation entspringt irgendwann die Idee, eine „Daredevil“-Sprung-Show auf die Beine zu stellen, in der er mit seinem Motorrad direkt vor der Arbeitsstätte werbewirksam über einige Tiere hinwegspringt. Zwar misslingt dieser erste Jump (mehr oder weniger) – allerdings hat er nun (sprichwörtlich) Blut geleckt und ist auf diesem Sektor fortan nicht mehr zu bremsen…
Die folgenden Monate verbringt er damit, so viele Veranstaltungs-Auftritte wie realisierbar zu absolvieren, doch ihm fehlt noch immer der letzte Schritt hin zu einem anerkannten Status als „Star“. Ein publikumsträchtiger, 151 Fuß weiter Sprung über die Fontänen vorm „Ceasar´s Palace“ in Las Vegas, dokumentiert von einem erfahrenen Hollywood-Regisseur, soll die Kasse klingeln lassen und seine Karriere aufs nächsthöhere Level heben – bloß stürzt er bei der Landung böse und fällt aufgrund seiner schweren Verletzungen für 29 Tage in ein tiefes Koma. Obwohl die Ärzte davon ausgehen, dass er wahrscheinlich nie wieder ein Motorrad fahren können wird, beweist er ihnen nur wenig später das Gegenteil – u.a. stellt er im Februar 1971 einen Weltrekord auf, indem er in Ontario 19 Autos überfliegt. Ein Kinofilm und gar eine Action-Figur festigen sein nach außen hin getragenes Nationalhelden-Image, doch hinter der schillernden Fassade zeigen sich tiefe Risse: Sein Hang zum Alkohol sowie sich permanent übertreffen zu wollen, das ständige Herumreisen, Stimmungsschwankungen und gar Affären belasten die Ehe mit Linda, die ihm dennoch treu zur Seite steht. Zudem setzt Evel alles daran, seinen großen Traum zu verwirklichen, nämlich in einer Rakete über den Grand Canyon geschossen zu werden. Da man ihm jedoch die Genehmigung dafür verweigert, weicht er schließlich auf den ebenfalls recht ansehnlichen, eine Viertelmeile breiten Snake River Canyon in Idaho aus, welchen er im Cockpit eines von der NASA indirekt mitkonstruierten „Skycycles” überqueren will…
Auf Steve Mandich´s Buch „Evel Incarnate: the Life and Legend of Evel Knievel“ basierend, präsentiert uns Routinier Badham („Blue Thunder“/„Bird on a Wire“/„Stakeout“), wie von ihm gewohnt, ein unsperriges Unterhaltungsprodukt, dem es leider an einer nachhaltigen Wirkung mangelt. Wie aus kurzen Episoden zusammengesetzt, die immer nur Bruchstücke seines Werdegangs aufzeigen, ohne sich die Zeit zu nehmen, mal länger an einem Punkt zu verweilen und diesen intensiver zu beleuchten, mutet der Verlauf ziemlich sprunghaft an – wodurch zwar ein nettes Tempo erzeugt, allerdings nie sonderlich tief in die Materie eingedrungen wird. Robert´s schwierige Kindheit wird förmlich zu einem Abenteuer trivialisiert, in welchem er sich auf seinem Fahrrad Verfolgungsjagden mit der Polizei liefert und sogar mal im Kittchen landet, im jugendlichen Alter ist er der coole Rebell in Lederjacke, der die Damenwelt in Aufruhr versetzt – und von da an steht im Prinzip nur noch seine Karriere als Stunt-Fahrer im Vordergrund: Seinem ersten Sprung im heimatlichen Nest folgen sogleich die Vorbereitungen auf den Jump in Vegas, nach dem Sturz und der Bekanntgabe, sich von diesem Rückschlag nicht aufhalten zu lassen, wird kurzerhand unmittelbar zu seinem Comeback geschnitten. Natürlich erhalten wir zudem eine Menge zwischenmenschliche Szenen geboten – nur sind diese sehr seichter Natur: Sie langweilen nie, füllen die Charaktere aber im Gegenzug ebenso wenig vollwertig mit Leben aus.
Ein großes Plus dieser Produktion markiert zweifelsohne das gelungene Casting. Genau das Charisma, dass ihm solch kapitale Beliebtheit als Nick Stokes in TV´s „CSI“ eingefahren hat, injiziert George Eads („Just a Walk in the Park“) ebenso in diesen Part, was hervorragend funktioniert – darüber hinaus sieht man ihm deutlich an, dass er Spaß beim Dreh hatte, was sich förderlich auf seinen Auftritt übertragen bzw ausgewirkt hat. Ihm zur Seite steht die wunderbare Jaime Pressly (TV´s „My name is Earl“/„Torque“) als verlässliche Ehefrau: Ihre Performance, inklusive der vermittelten Emotionen, wirkt ehrlich – sie macht ihre Sache ausnehmend gut. Die Frisuren, welche die zwei Leads im Laufe der verschiedenen zeitlichen Perioden und Trends zu Schau tragen, sind, nebenbei erwähnt, übrigens zum Teil sehr amüsant. In unterstützenden Nebenrollen überzeugen auf wohltuende Weise die beiden Alt-Stars Beau Bridges („Norma Rae“/„the Fabulous Baker Boys“) und Lance Henriksen („Aliens“/„Hard Target“), welche jeweils anklingende Leistungen abliefern: Beau ist als Linda´s Dad, der Bobby (nachdem er ihn akzeptiert hat) bei Bedarf immerzu mit einem väterlichen Rat aushilft, perfekt besetzt worden – Lance, dem man seinen Jahrgang inzwischen deutlich ansieht (was gar nicht mal negativ gemeint ist), besitzt einige echt kumpelhafte Momente, in denen man glatt vergisst, dass der Mann hauptsächlich dafür bekannt ist, einprägsame B-Movie-Villains zu verkörpern. Ferner ist noch, mehr oder weniger am Rande, der aktuell in der Politik erfolgreiche Fred Dalton Thompson (TV´s „Law & Order“) als Casino-Besitzer zu entdecken…
Jason Horwitch („Joe and Max“) fokussierte sein Drehbuch auf die Höhepunkte der Motorradlegende, ohne genügend auf die Schattenseiten des Ruhmes einzugehen, welche eher beiläufig abgehandelt werden. Eine Folge dieser Gewichtung ist ein recht unausgewogenes Gefühl, denn es ist klar ersichtlich, dass man ein potentiell vielschichtiges Portrait einer oberflächlichen Thematisierung des in den Geschichtsbüchern festgehaltenen Erbes opferte. Sicher hängt die Laufzeit von nur rund 91 Minuten damit zusammen – hätte man etwas in der Richtung einer halben Stunde mehr zur Verfügung gehabt, wäre die Sache vielleicht ganz anders ausgefallen. Unglücklicherweise war dem jedoch nicht so, weshalb Schicksalsschläge und Belastungen, welche Evel´s Privatleben auf die Probe stellen (wie zahlreiche Affären, Wutausbrüche oder Alkoholprobleme, die sowohl auf den vorherrschenden Druck der Presse und Fans als auch seinem eigenen sturen Ego zurückgehen), nicht den nötigen Raum erhalten – sie verbleiben im Hintergrund, sind dem Bestreben, einen positiven Grundton zu bewahren, eindeutig untergeordnet. Der Mythos wird nicht wirklich angekratzt, denn die Art, wie man seine Erfolge in den nächsten Einstellungen stets in Szene setzt, überstrahlt die dunklen Flecken. Seitensprünge und Alkoholkonsum scheinen zum Star-Dasein annähernd selbstverständlich dazuzugehören, auf Kritik an seiner Person oder der Show reagiert er des Öfteren mit Aggressivität – nur zeigt der Film das quasi als Kehrseite der Medaille auf, vermittelt schier die Empfindung, als wäre er ein Opfer der Umstände: Man nimmt es ihm kaum quer – schließlich sehen wir ja, dass er sich nicht unterkriegen lässt, im Grunde kein übler Mensch ist sowie seine Eskapaden ohne Folgen bleiben (seine Frau hält trotzdem zu ihm, der Griff zur Flasche ruiniert seine Existenz nicht etc). Das Image des „Bad Boys“, der sich den konservativen Idealen widersetzt, wird gepflegt – besonders in jener Epoche verknüpfte er rebellische, unkonforme Ansätze mit klassischem Patriotismus, was ein ungemein breites Spektrum der Bevölkerung ansprach. Es ist ja auch nicht so, dass sein Lebensstil ihn ins Grab brachte – nein, aktuell genießt der Mann seinen wohlverdienten Ruhestand in Florida, nachdem er sich in der 80ern gen Malerei umorientierte sowie sich verstärkt der Familie und Charity-Arbeit (hauptsächlich im Rahmen der „Make a Wish Foundation“) widmete…
Dass in keiner gemeinsamen Liga mit „Ray“, „Kinsey“ oder „Capote“ gespielt werden würde, war mir von Anfang an klar – eventuell ist es auch so zu erklären, dass ich bei meiner Bewertung nicht so hart mit dem Werk zu Gericht gehen möchte. Klar, einzelne Detail-Fehler (z.B. Automobil-Typen, Oldies und Cola-Dosen, welche es in den betreffenden Jahren noch gar nicht gab) sowie irritierend lose eingebettete inhaltliche Elemente (wie etwa die geschäftliche Begegnung mit John Derek und Linda Evans) sind irgendwo ärgerlich, nur möchte ich diese innerhalb des lockeren Kontextes genauso wenig negativ überbewerten wie die Verwendung einiger bestenfalls mäßig animierter CGI-Shots. Die eingängige Musikuntermalung steuerte „the Police“-Mitglied Stewart Copeland bei, John Badham´s Regieleistung ist absolut solide – die beschränkten zur Verfügung stehenden Mittel hat er vollkommen annehmbar eingesetzt. Budget-Defizite sind vor allem bei den spektakulären Sprüngen auffällig: Da man sich keine kostenintensiven Sequenzen (wie beispielsweise in „Ghost Rider“) leisten konnte, wurden diese Gegebenheit kaschierende, beinahe altmodische Montagen genutzt, die manchmal leicht unbeholfen wirken – allerdings hat man diese an zentralen Stellen mit echten Dokumentaraufnahmen kombiniert, was in jenen Augenblicken einen schön authentischen Effekt erzeugt (sein „Ceasar´s Palace“-Crash tut selbst beim Anschauen verdammt weh). Der Abspann, welcher nach einem in meinen Augen zu abrupten Schluss sowie einer leidlich informativen Texttafel-Einblendung einsetzt, besteht übrigens aus Archiv-Bildmaterial-Auszügen, was der ganzen Angelegenheit immerhin einen netten Abschluss verleiht.
Letzten Endes kann und möchte ich, unabhängig aller von mir erkannten und aufgeführten Kritikpunkte, die ich beileibe nicht verleugne, diesem auf wahren Begebenheiten beruhenden „Made for TV“-Movie, welchem es nicht nur angesichts der sympathischen Darsteller und keineswegs todernsten Ausrichtung durchaus gelang, mich passabel zu unterhalten, eine zumindest eingeschränkte Empfehlung aussprechen. Aufgrund der ungemein oberflächlichen Herangehensweise vermochten es die Macher zwar nicht, dem berühmten Motorrad-Entertainer, der bereitwillig Flammenwände durchbrach, „dank“ 35 Knochenbrüche im „Guinness Buch der Rekorde“ vertreten ist und unter anderem wagemutig (13) Busse, (50) Autos, (13) Trucks, ein Haifisch-Becken sowie (fast) sogar eine weite Schlucht übersprang, ein herausragendes cineastisches Denkmal zu setzen – wohl aber, einen kurzweiligen Zeitvertreib für einen Abend vorm heimischen Fernseher zu produzieren. Wer mehr als das erwartet bzw will, sollte besser auf eine der zahlreichen „Evel Knievel“-Dokus zurückgreifen…
In Deutschland ist der Film von "Koch Media/Bronson" auf DVD veröffentlicht worden.
Feines Review Stefan. Die Screenshots zeigen, dass der gute John Badham selbst im TV zu vernünftigen Bildern fähig ist. Dass die Biographie eher oberflächlich und auf Tempo ausgerichtet inszeniert ist, habe ich auch in anderen Reviews schon mitbekommen, was mich persönlich aber eher nicht stören wird. Im TV geb ich dem hundertprozentig eine Chance und freu mich auch schon drauf.
Imo begann ja mit dem Film die Frisurenumstellung von Nick Stokes in CSI. Als er auf einmal mal mit Bart rumrannte, mal lange Haare hatte usw. Da hat man Eads wohl die Maske net mehr runternehmen können
In diesem Sinne:
freeman
Imo begann ja mit dem Film die Frisurenumstellung von Nick Stokes in CSI. Als er auf einmal mal mit Bart rumrannte, mal lange Haare hatte usw. Da hat man Eads wohl die Maske net mehr runternehmen können
In diesem Sinne:
freeman
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