Bottom Feeder
Bottom Feeder
Originaltitel: Bottom Feeder
Herstellungsland: Kanada
Erscheinungsjahr: 2006
Regie: Randy Daudlin
Darsteller: Tom Sizemore, Wendy Anderson, Charles Fitzpatrick, Amber Cull, Martin Roach, Simon Northwood, ...
Trailer:
http://videodetective.com/titledetails. ... rID=339620
Es ist noch gar nicht so lange her, da spielte Tom Sizemore im knallharten Filmgeschäft der Traumfabrik Hollywood ganz oben mit: Von einem charismatischen Nebendarsteller in Produktionen wie „Passenger 57“ oder „True Romance“ hatte er sich relativ zügig zu einem gefragten Player im Business emporgearbeitet, welchen die Kritiker sehr mochten und der neben den angesehensten Kollegen unter der Führung der erstklassigsten Regisseure in verschiedenen geachteten Produktionen (wie etwa „Saving Private Ryan“, „Heat“, „Natural Born Killers“ oder „Black Hawk Down“) zu sehen war. Doch dann kamen die Drogen mitsamt all ihrer abgründigen Auswirkungen auf sein Leben immer stärker ins Spiel, was seine Karriere zwangsläufig mit einschloss: Er verlor seine Luxusvilla in den Hollywood Hills sowie die Chance auf gute Rollen, es tauchten selbstgedrehte Pornos im Internet auf, er wurde (unter anderem) dafür angeklagt, seine damalige Freundin Heidi Fleiss (jip, genau die!) verprügelt zu haben, und man ertappte ihn sogar beim Manipulieren eines Drogentests mit Hilfe eines künstlichen Penises. Frisch aus der Entzugsklinik entlassen, willigte Tom ein, seinen schweren Gang von einem Kamerateam dokumentieren zu lassen: Heraus kam „VH-1´s“ Reality-Serie „Shooting Sizemore“, welche schonungslos seine Versuche aufzeigte, die Scherben seiner Existenz wieder zu sortieren – Tränen, Wutausbrüche und freimütige Selbstreflexionen inklusive. Eine der Episoden hat zum Inhalt, wie er den Dreh des hier nun vorliegenden Monster-Flicks „Bottom Feeder“ nach zwei Tagen abbrach, nur um in Folge etlicher Überlegungen später zurückzukehren und die Sache würdig zu einem Abschluss zu bringen. Seither stand er regelmäßig für diverse weitere kleine Projekte (á la „White Air“ oder „Toxic“) vor der Kamera. Es bleibt abzuwarten bzw fragwürdig, ob er in Zukunft je zu alter Form zurückfinden und seinen ehemaligen Status wiedererlangen kann. Kürzlich erst, im Juni 2007, verurteilte ihn ein Gericht zu mehreren Monaten Haft – zuvor war er mit Amphetaminen erwischt worden und hatte somit erneut gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen...
Aufgrund eines fürchterlichen Unfalls ist der wohlhabende Geschäftsmann Charles Deaver (Charles Fitzpatrick) an einen Rollstuhl gefesselt und sein Körper mit schrecklichen Brandnarben übersät – seither hat er weder Kosten noch Mühen gescheut, irgendwie in den Besitz eines Mittels zu gelangen, das ihn auf die eine oder andere Weise zu kurieren bzw retten vermag. Aktuell scheint er am Ziel seiner Wünsche angelangt zu sein, denn der begabte Wissenschaftler Nathaniel Leech (James Binkley) behauptet, ein Serum kreiert zu haben, welches zerstörtes Gewebe regenerieren kann. Der betreffende Deal soll in einem abgelegenen Lagerhaus auf dem Gelände eines stillgelegten Klinikkomplexes abgewickelt werden: Nachdem Leech ausführlich die möglichen Nebenwirkungen erläutert hat, fasst Deaver den Entschluss, es nicht unmittelbar auf einen risikoreichen Selbstversuch ankommen zu lassen, worauf er den Forscher von seiner Haupt-Gehilfin, der eiskalten Krendal (Wendy Anderson), böse zusammenschlagen, die Beine zerschießen, die neon-gelblich leuchtende Flüssigkeit injizieren und ihn dann über Nacht in einen unterirdischen Korridor sperren lässt – sollte der unfreiwillige Proband am nächsten Morgen wohlauf sein, wunderbar, leidet er fortwährend an den Nachwehen seiner Verletzungen oder ist gar an ihnen verstorben, nun ja…
Während Leech´s Wunden zwar heilen, er jedoch nicht die notwendigen (künstlichen) Zusatzproteine erhalten hat, um die Wirkung unter Kontrolle zu bewahren, weshalb in ihm stetig ein intensiver Heißhunger nach allem Essbaren aufsteigt, betritt ein aus dem Schichtführer Vince Stoker (Tom Sizemore), dessen Nichte Sam (Amber V.Cull), seinem guten Kumpel Otis (Martin Roach) sowie dem flippigen Callum (Joe Dinicol) bestehender städtischer Instandhaltungstrupp die Örtlichkeit, um zu überprüfen, ob die Gebäude leer sind, da sich Kids gerne darin illegal zum Feiern treffen. Die jüngeren Crewmitglieder bekommen umgehend den Auftrag, alle Türen zu verriegeln, die zwei alten Hasen machen sich vorerst daran, weiterverkaufbare Einrichtungsgegenstände zu suchen, mit denen sie später ihr karges Gehalt etwas aufbessern wollen. Schon bald stoßen sie auf den Obdachlosen Sarge (Philip Akin), der unten in den Tunneln seinen entlaufenen Hund sucht – unwissend von der Gegebenheit, dass Leech jenen Vierbeiner, zusätzlich zu einigen gierig verschlungenen Ratten, bereits verspeist hat. Die Sache ist nur: Dank des Serums nimmt er beständig diverse Charakteristika beider Tierarten an und mutiert nun dementsprechend äußerlich hin zu einer grotesken wie bösartigen Nager-K9-Kombination. Auch Deaver ist mit seinen Schergen inzwischen zurückgekehrt und natürlich wütend über die verschwundene Testperson, weshalb er Krendal und den toughen Wilkes (Simon Northwood) umgehend dazu verpflichtet, diese schnellstmöglich aufzuspüren, um den Ausprägungsgrad der Wirkung mit eigenen Augen zu bestätigen. Bei solch einer reichhaltigen Auswahl findet die Kreatur prompt ihre ersten menschlichen Opfer – und so müssen die Überlebenden zwangsweise ein Bündnis eingehen, um überhaupt eine geringe Chance wahren zu können, diese Situation mit heiler Haut zu überstehen…
Bei „Bottom Feeder“ handelt es sich um eine Veröffentlichung aus dem Hause „Archetype“, einer in Kanada ansässigen Low-Budget-Genre-Schmiede, welche binnen kürzester Zeit zu Bekanntheit gelangte, u.a. weil ihre Produktionen (von der Konzeption her) im Grunde immer einem identischen Schema folgen: Straffe Drehpläne, kostengünstige Locations (in diesem Fall eine verlassene Anstalt in Hamilton, Ontario) sowie ein leicht zu verpflichtender Hauptdarsteller, der zwar schon den Zenit seiner Karriere überschritten hat, dennoch genügend Wiedererkennungswert besitzt, um mit seinem Namen auf dem Cover einige Interessenten anzulocken. Hier ist jener der bereits ausführlich kommentierte Sizemore, der sich wohl kaum aus künstlerischen Gründen für dieses Projekt hat verpflichten lassen: Man kann ihm förmlich ansehen, dass er damals gerade eine Menge durchmachen musste – und trotzdem liefert er eine annehmbare Leistung als unfreiwilliger Held ab, der sich engagiert für seine Crew einsetzt. Oftmals blitzt der typische Tom durch, wie wir ihn aus vergangenen Tagen kennen und schätzen, was diverse lässige One-Liner mit einschließt. Einen minimal besseren Eindruck hinterließ bei mir Wendy Anderson („the Wisher“/„Tideland“), welche die zielstrebige Krendal treffend verkörpert – eine knallharte, ihre Dienste gerne mal dem finanzstärksten Auftraggeber unterstellende sowie im Umgang mit Waffen aller Art geübte Regierungsagentin. Im finalen Drittel entwickelt sich ihr Part zudem ein interessantes Stück weiter: Flüchtige Blicke auf einen ansprechenden Charakter hinter der gestählten Fassade werden zugelassen – dies resultiert sogar in einigen Flirt-Ansätzen zwischen ihr und Vince, was keineswegs aufgesetzt wirkt, auch weil die Chemie zwischen den Akteuren stimmt. Charles Fitzpatrick („Badlands“) spielt den entstellten Multimillionär unter einer Schicht „Freddy Krueger“-Make-up, als seine ziemlich eindimensionalen Helfer sind Ting Fong („Dracula 2000“) und Simon Northwood („Outlander“) zu sehen, die allesamt okay agieren – etwas, das ebenso auf Martin Roach („Diary of the Dead“) und Amber V.Cull („the Woods“) im anderen Parteienlager zutrifft. Leider stürzen zwei Figuren in die Kategorie „Könnte ihn nicht bitte jemand möglichst schnell um die Ecke bringen?!“ hinein – nämlich der obdachlose, selbstverständlich eine Dreadlock-Frisur tragende Jamaikaner Sarge (Philip Akin, „the Man“), dessen Akzent vollkommen lächerlich unecht klingt, und Callum (Joe Dinicol, „the Marsh“), ein Sidekick der nervigen Sorte. Umso schöner bzw erfreulicher, wenn einem der Film diesen Wunsch tatsächlich mal verhältnismäßig rasch erfüllt!
Von Beginn an wird einem zügig klar, dass „Bottom Feeder“, ähnlich wie der kürzlich erschienene „Archetype“-Titel „UKM: the Ultimate Killing Machine“, in erster Linie darauf abzielt, dem Publikum ein wohliges, im Ansatz augenzwinkerndes 80er-Jahre-Retro-Feeling zu vermitteln: Die Farbe des Serums erinnert auffällig an Herbert West´s Mittelchen in „Re-Animator“, die Gestaltung der Anfangscredits ebenfalls – im Verlauf wechseln sich dann lockere Sprüche und blutige Szenen ab, die Herangehensweise ist klar „Old School“, also fast ausschließlich handgemachte Effekte, die in spärlichen Einstellungen um CGI-Elemente ergänzt wurden. Regiedebütant Randy Daudlin war im Vorfeld als F/X-Profi für seine produzierende Schmiede tätig (u.a. bei „Warriors of Terra“, „Heartstopper“ oder „5ive Girls“), was man dem fertigen Werk deutlich ansieht: Er und sein Team schufen, trotz der limitierten finanziellen Mittel, einige unappetitliche, recht Gore-haltige Details (wie blutige Einschüsse, verschiedenartige Verletzungen, Enthauptungen, tote Tiere etc), die allesamt sehr nett anzusehen sind. Den Höhepunkt auf diesem Sektor markiert zweifelsfrei das Dahinscheiden eines unglückseligen Individuums kurz vorm Showdown, dessen Unterkiefer vom wuterfüllten Angreifer vollständig ab- bzw herausgerissen wird. Die Kreatur an sich ist eine klassische „Gummikostüm“-Schöpfung: Ihr Äußeres wandelt sich, getreu der Devise „Du bist was Du isst“, mit jedem verspeisten Opfer – man kann sie sich als eine Kreuzung aus Hund, Ratte und Mensch vorstellen. Manchmal wird das Wesen allerdings etwas zu deutlich ins Bild gerückt – und ja, es sieht tatsächlich so lustig (und wenig furchteinflößend) aus, wie es sich anhört: „Schleimiger, missgebildeter, kaum behaarter Werewolf“ trifft es annähernd, denke ich.
Gut, dass man dem Gesamtgefühl permanent anmerkt, dass die Verantwortlichen nicht darauf aus waren, einen bierernsten Horror-Streifen umzusetzen, sondern einfach nur spaßige Unterhaltung abliefern wollten – was ihnen auch einigermaßen gelang. Spürbare Schwächen offenbaren sich im Bereich des Tempos, welches in den ersten zwei Akten nicht sehr hoch daherkommt, also zuviel Luft zwischen den Monster-Attacken aufweist, sowie angesichts des geringen zu Verfügung stehenden Budgets: Während an einigen Stellen diese Tatsache geschickt kaschiert werden konnte, etwa indem man eine Explosion nur in Form einer Reflektion in den Gläsern einer Brille präsentiert, statt diese direkt (dann vermutlich per auffälligem CGI-Einsatz) aufzuzeigen, ist das gewählte Setting (primär sterile unterirdische Tunnel) hingegen zu unbeeindruckend und unabwechslungsreich geraten – eine bedrohliche oder klaustrophobische Atmosphäre entsteht leider nie. Das Drehbuch, wiederum eine Erstlingsarbeit von Daudlin, mutet ebenso schlicht wie die Kulissen an, in denen sich die Geschehnisse entfalten: Die Story (Dialoge, Handlungsabläufe und Charakterzeichnungen eingeschlossen) ist banal, sich jedoch unaufhörlich der verwendeten Klischees bewusst (man nehme nur mal die Standard-Figuren und deren Verhaltensweisen) – spielerisch wird damit umgegangen, der gewitzte Humor funktioniert innerhalb der spezifischen Situationen einträglich („You were beaten up a lot as a Child, weren´t you?“ – „Yeah. Why?“). Ab der Halbzeitmarke steigt der Action-Gehalt stetig an, die Konfrontationen treten häufiger auf, das Sehvergnügen erhöht sich spürbar: Verfolgungen, Schießereien, der Kampf eines stummen Asiaten mit Messern gegen die Bestie sowie eine bitterböse, untypische Schluss-Sequenz machen Laune – können aber im Großen und Ganzen nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir diese Art Film bereits zig Male zuvor in vergleichbarer Gestalt und Qualität vorgesetzt erhalten haben…
Fazit: „Bottom Feeder“ ist ein unoriginelles, kostengünstiges, keineswegs vorbildliches, nichtsdestotrotz einigermaßen unterhaltsames Creature Feature, welches (u.a.) das nötige Augenzwinkern, Blutvergießen und Retro-Feeling aufweist, um einigen der gestandenen Fans dieser Genre-Ausrichtung wohlmöglich passabel gefallen zu können…
knappe
Ein deutscher VÖ-Termin ist mir noch nicht bekannt, aber da "MIB" die ganzen "Archetype"-Titel im Programm hat, kann man davon ausgehen, dass die Jungs aus Buchholz ihn vertreiben werden. Bis dato kann man bedenkenlos zur RC1 greifen...
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