Rob-B-Hood
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Rob-B-Hood
Rob-B-Hood
Originaltitel: Bo bui gai wak
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 2006
Regie:Benny Chan
Darsteller: Jackie Chan, Michael Hui, Louis Koo, Charlene Choi, Cheuk-Yi, Chen Baoguo, Gao Yuanyuan, Teresa Carpio, Ken Lo, Hiro, Terrence Yin, Conroy Chan, Andrew Lin
Eigentlich hat mein Interesse an Jackie Chan Filmen schon lange nachgelassen.
Ich bin auch heute noch begeistert von seinen HK-Klassikern, die Ende der 70er angingen, sich über die absolute Hochkonjunktur in den goldenen 80er erstreckten, und irgendwo in den 90er allmählich endeten.
Und verglichen damit, treffen eben die neueren Werke des Meisters auf weniger Begeisterung meinerseits. Natürlich ragt da auch mal ein „New Police Story“ heraus, und die Zusammenarbeiten mit Owen Wilson sind ebenfalls erträglicher als jene mit Herrn Tucker; doch der Drang jedes Filmmaterial mit Jackie Chan in der Hauptrolle haben zu müssen ist angesichts der jüngsten Filmographie verflogen.
Wenn aber Chan versucht sein „Goodguy Image“ etwas loszuwerden ( 2 mal hat er bereits einen Bad guy gespielt) und zugleich an alte Zeiten anzuknüpfen, indem er nach einem langjährigen Streit erstmals wieder mit seinen beiden Peking-Oper Brüdern Yuen Biao und Sammo Hung vor der Kamera stehen will, um einen kleinen Säugling zu pflegen, dann wird man als Fan schon ein wenig hellhörig.
Men in White and Black...
Enttäuschenderweise aber entpuppen sich diese Ideen bei der Projektplanung letztlich nur als Halbwahrheiten, denn ein Bad Guy ist Jackie im Film nun doch nicht so richtig; Yuen Biao muss sich mit einem kleinen Cameo Auftritt zufrieden geben, und Sammo Hung ist gar nicht erst dabei.
Das besondere an Jackie’s Rolle ist, dass er einen Dieb spielt. Hier muss Chan als Fong Ka Ho in Privathäuser einbrechen, und Saves knacken; das Geld behält er natürlich und teilt es mit seinem Partner Octopus (Louis Ko) und dem „Vermieter“ (Michael Hui).
Das Geld, das Chan’s Figur dabei erwirtschaftet wird auch sofort beim Mahjong auf den Kopf gehauen.
Bis auf diese moralischen Defizite aber ist Fong Ka Ho immer noch dem Jackie Typ untergeordnet.
Entführen oder gar Morden würde nie in Frage kommen, und das Geld, das er beim Einbrechen und Spielen gewinnt, wandert in großen Mengen an dessen Familie in Form von Geschenken.
Der Vater jedoch, ist weniger begeistert von dieser Nettigkeit, er weiß womit der Sohnemann sein Geld verdient, ist enttäuscht, dass er keinen anständigen Job ausübt, und verstößt ihn schließlich.
So viel zu Jackie’s „Bad Guy“ Rolle, die eben vor allem deswegen nicht aufgeht, weil Jackie einfach…zu nett ist. Der nette Dieb Jackie…
Etwas anders sieht es da mit dem Partner Louis Koo aus, der trotz sympathischer Ausstrahlung zu einem Arschloch werden kann, zumindest Gegenwart seiner Frau, denn diese sehr schüchterne, süße Dame befindet sich in Schwangerschaft, stößt aber nur auf Egoismus und anderem Verhalten das eines Gentlemans und erst Recht eines Ehemannes nicht würdig ist.
Und das ist nun ernsthaft arbeiten am Filmset...
Doch sie beide, Fong Ka Ho und Octopus sollen schon bald zu besseren Menschen werden, und hier kommt das Herzstück des Filmes ins Spiel, das kleine Baby.
Als die beiden sich von ihrem Vermieter auf einen äußerst lukrativen Auftrag einlassen, ahnen die beiden nicht, dass es nicht Geld ist, das sie stibitzen sollen, sondern ein kleiner Säugling.
Obwohl sich Fong Ka Ho mit Händen und Füßen wehrt den Kleinen tatsächlich mitzunehmen, werden die 3 von der angespannten Situation in die Ecke gedrängt, und schließlich sitzt der Vermieter für 10 Tage im Knast, während sich die beiden um den kleinen kümmern sollen.
Doch der Auftraggeber, der das Baby haben wollte, findet schon bald heraus wo sich der Kleine aufhält und schickt schon bald ein paar Leute vorbei…
Ganz ehrlich, vor 20 Jahren, als Jackie Chan, Sammo Hung und Yuen Biao noch ein eingefleischtes Team waren hätten die 3 einen super unterhaltsamen Film daraus gemacht.
Sie waren jung, frech, dynamisch und haben super gut zueinander gepasst.
Damals wäre das Konzept auch noch recht frisch gewesen.
Heute jedoch ist spätestens seit „Juniors freier Tag“ kein Blumentopf damit mehr zu gewinnen.
Und referenzverdächtig ist Benny Chan’s Interpretation des Stoffes auch nicht so ganz, obwohl einige gute Ideen schon mit dabei sind.
Es ist 50cm hoch, trägt eine Mütze, hockt da, und treibt Männer in den Wahnsinn.
Sobald Jackie und Louis Koo mit dem Baby allein gelassen werden, versucht Benny Chan nun auch das ganze Babygag Programm runterzuspielen.
Das Baby heult und die beiden Ersatzväter müssen mit den albernsten und peinlichsten Erheiterungsversuchen, das Baby zur Ruhe bringen.
Sicher ganz witzig, doch die Gesangseinlage kann genauso gut nerven.
Dann landet das Baby natürlich in einer Waschmaschine, und diese geht anschließend auch in Betrieb.
Kackern tut der kleine auch, und da landen diese Windeln mit höchstgefährlicher Ladung auch nicht immer im Mülleimer sondern auch da, wo man sie am wenigsten haben möchte; ihr wisst was ich meine ;)
Die Bemühungen der verzweifelten Diebe kennen keine Grenzen, und schon bald finden sie sich in einem Erziehungskurs wieder, wo Jackie auf eine scheinbare Love Interest stößt, Melody; sehr süßes Mädchen (Yuanyuan Gao).
Sicher ist es ganz unterhaltsam die beiden bei ihren väterlichen Tätigkeiten zuzusehen, wie sie mit dem Kleinen spielen ist auch zuckersüß, und wenn die beiden dann mal von einer Fachkraft eines Besseren belehrt werden, dann ist das auch nicht ganz unlustig, aber richtige Brüller sind eben nicht dabei…höchstens bei den vollgekackten Gesichtern könnte man abfeiern, wenn man denn solch einen Geschmack hat.
Das Hauptproblem aber, weshalb das Gezeigte nicht ganz so viel Spaß macht, wie es eigentlich vorgesehen war, ist Jackie Chan himself, der meiner Meinung nach einfach nicht in die Rolle passt.
Ich hatte mich vorher noch nie darüber beschwert, dass Jackie nicht der ist, den er vorgibt zu sein; ob Polizist Ka Kui, Imbissbudenbetreiber Tom oder Abenteurer Asian Hawk, das waren alles authentische Jackie Rollen, aber ein Dieb ist er nun doch nicht, woran aber das Drehbuch auch nicht ganz unschuldig ist.
Er passt jedoch auch nicht zu seinem deutlich jüngeren Partner Louis Koo.
Ein Daniel Wu oder meinetwegen Nicolas Tse an dessen Stelle wären in diesem Fall die bessere Wahl gewesen, und Jackie hätte dann eben den „Auftraggeber“ spielen können, wenn er denn wirklich einen „Bad Guy“ spielen wollte.
Doch die erwähnten Namen müssen sich mit Cameos begnügen, und Yuen Biao darf zumindest mal als Polizist ein klein wenig gegen Jackie kämpfen.
Auch im sitzen isser gefährlich
Und das in einem äußerst witzigen Kampf in einem Appartment, das alles andere als geräumig ist.
Hier darf Chan wieder seine patentierten Moves, Einlagen und Ausweichmanöver präsentieren.
Es ist immer wieder grandioses Eyecandy, wenn Jackie blitzschnell durch enge Öffnungen flutscht, Schiebetüren flink verschiebt um anschließend die Fäuste fliegen zu lassen, oder im letzten Moment großen Gefahren haarscharf ausweicht, wie etwa einem rasenden Auto, oder einer Achterbahn.
Das alles kennt man ja schon, hier zum tausendsten Mal recycelt.
Ganz unkreativ ist Jackie aber auch nicht.
Irgendetwas fällt dem Guten immer ein, und so bietet er hier einen äußerst sehenswerten Stunt, als er an einer Gebäudefassade auf die Lüftungsschächte stufenweise runterspringt.
Alles in einem Take mit anschließendem Dialog, der, wie man den Outtakes entnimmt durch kleine Verhaspelungen schuld daran ist, dass Jackie den Stunt mehrfach wiederholen musste.
Jetzt werden schon Lüftungsschächte zwecksentfremdet...
Beeindruckend, was sich der mittlerweile 53 jährige noch alles zumutet, obwohl er das nun beim besten Willen nicht mehr nötig hat.
Dieser Workoholismus, und der Drang ständig etwas Neues zeigen zu müssen, führt aber auch zu Recht bizarren Ideen, wie sie nur aus Hong Kong stammen können.
Jackies Zwecksentfremdung kennt keine Grenzen, obwohl die Gegner trotz allem Wind abbekommen ;)
Nach dem Kampf im Kühlraum, wo Jackie zur Abwechslung mal mit einem wirbelnden Ventilator um sich haut, wird es auch schon ernster, und da trägt der Film nun wirklich zu dick auf.
Wenn Jackie Wiederbelebungsversuche startet, indem er sich an eine Autobatterie verkabelt, um anschließend Stromschläge zu verpassen, kann man nur noch mit der Hand an die Stirn klatschen.
Und auch hier kann man sich wieder über die Schauspielkünste von Herrn Chan streiten, wenn er dabei heult wie verrückt.
Für die einen gutes Schauspiel, für die anderen peinliches Overacting.
Das hat meiner Meinung nach in Drunken Master 2 noch am besten funktioniert, obwohl Chan allseits bekannt erst seit New Police Story den entscheidenden Schritt Richtung „Guter Schauspieler“ gemacht hat.
Nun, denn am Ende bleibt ein etwas unbefriedigendes Gefühl.
Chan passt nicht so recht in die Rolle, darf aber im Rahmen dessen was sein Körper noch erlaubt, einige exzellente Einlagen vorführen, und auch sonst für einige nette Schmunzler herhalten. Das Baby ist natürlich süß, doch die Gags die es mit sich bringt einfach keine Brüller mehr.
Da das ganze eine nette Familienunterhaltung sein soll, fällt auch das Ende entsprechend aus, obwohl es zunächst tatsächlich den Anschein hatte als würde der Film wirklich so enden, wie er es uns anmuten will.
Hätte der Film tatsächlich so geendet (was aber angesichts der vorherigen Sachlage unrealistisch erscheint), würde ich einen Punkt drauf geben, doch das wäre für Jackie Verhältnisse wirklich die Höhe gewesen.
Alles in allem: Nette Familien Unterhaltung, über die wohl nur Kinder wirklich laut lachen können.
Wer nur den film sehen will, holt sich die single disc aus der videothek, wer, wie der Vince ein umfassendes Review mit allem hintergründen schreiben will, wartet auf die 3disc premium edition, die nächsten Monat rauskommen soll
Wenn da kein gutes bild und Ton nicht dabei is, weiß ich auch nicht
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Vince mag Rob:
Es gibt immer wieder Momente, in denen man sich daran erinnert, was man an Filmen aus Asien eigentlich so zu schätzen weiß. Das ist oft dann der Fall, wenn altgediente Themen auf sehr merkwürdige neue Art interpretiert werden. Die Südkoreaner haben so eine innovative, wenngleich in unseren Breitengraden schwer zu entschlüsselnde Bombe jüngst mit “The Host” im Monster Movie-Genre gezündet; “New Police Story”-Regisseur Benny Chan mischt nun das überladene komödiantische Subgenre “überforderter Erwachsener trifft auf Baby” ein wenig auf. “Rob-B-Hood” ist trotz der global bekannten und von vielen Menschen (inklusive mir selbst) zugleich gefürchteten, jedoch von noch viel mehr Menschen geliebten Prämisse ein Projekt, das im Westen auf diese Weise in eintausend Jahren nicht entstehen könnte.
Was die Amerikaner mit einem Remake (dieses Quasi-Remakes eines französischen Filmes, das seinerseits auch schon zwei US-Remakes erfahren hat) wieder verstärkt in süßliche Gefilde ziehen würden, dem hängt in Hongkong von Anfang an ein Hauch des Verruchten an, das einzig und alleine für erwachsene Augen bestimmt ist. Zwar ist der Humor wie von den Chinesen gewohnt wieder mit ganzer Seele infantil, doch parallel dazu zaubert Chan eine Aura des Komplexen, das eben nicht nur die Slapstick im Umgang mit dem Neugeborenen als einzige Dimension kennt. Das Spiel um die Kindesentführung wird erweitert um die individuellen Probleme aller Beteiligten und schnell ist man davon entfernt, “Rob-B-Hood” als reinen Lobgesang auf die Verantwortung zu betrachten, wie man es sonst aus Komödien mit ähnlicher Konstellation gewohnt ist.
Mit der Reunion der drei alten Freunde Jackie Chan, Yuen Biao (zumindest eine Nebenrolle) und Sammo Hung (fehlt ganz) hat es zwar bekanntermaßen nicht geklappt, aber das Drehbuch hat dennoch unübersehbar auf genau diese Konstellation hingearbeitet. Gespickt mit Reminiszenzen an alte Filme der drei Kollegen, wäre der Streifen ein absolut würdiges Follow Up aus seligen “Powerman”-Zeiten geworden, hinübergerettet ins zum damaligen Zeitpunkt bereits sechs Jahre alte 21. Jahrhundert.
Jackie Chan schlägt sich nun mit Louis Koo und Michael Hui herum, was ihn aber nicht davon abhält, sich voll und ganz in die alten Muster fallen zu lassen. Obwohl bei weitem nicht die für den Kung Fu Comedy-Star ungewohnt ausgeprägte Charakterkomplexität aus “New Police Story” erreicht wird, gesteht sein Regisseur ihm erneut eine Vielschichtigkeit zu, die er in den USA nie bekommen hat. Fong Ka Ho ist nach langer Zeit mal wieder eine zwielichtige Figur im Repertoire Chans, wenn eben auch in tiefstem Herzen einmal mehr einer der Guten; die beiden Auftritte als Bösewicht liegen schon lange zurück und sind wohl darauf zurückzuführen, dass er damals noch zu jung war, um sich seine Rollen selbst aussuchen zu können.
Doch der von ihm gespielte Gauner ist weder der vorlaute Hampelmann aus ganz alten Tagen noch der höfliche Exot aus dem Land der “unbegrenzten Möglichkeiten” (die zumindest für ihn in Sachen Darstellungsvielfalt gar nicht mal so unbegrenzt sind). Fong Ka Ho ist vielmehr ein Konglomerat aus Chans besten Tagen in den Achtzigern / frühen Neunzigern. Er gerät in einen Generationenkonflikt mit seinem eigenen Vater wie in “Drunken Master II”; er erleidet teilweise emotionale Überforderung, als er sich zwischen dem eigenen Wohl und dem eines anderen Menschen entscheiden muss, wie in “Powerman 3 “.
Und nicht zuletzt wird er von einem Regisseur, der sich im Rahmen seiner Funktion mit Fug und Recht als Actionexperte bezeichnen kann, endlich mal wieder ansprechend in Szene gesetzt, was die Stunts betrifft. Wo etwa in der “Rush Hour”-Reihe zunehmend mit holpriger Schnittechnik und viel Hast die abnehmende körperliche Belastungsfähigkeit des Hauptdarstellers eher schlecht als recht kaschiert wird, trifft der Mann in seiner Heimat endlich wieder auf Ohren, die ihm auch zuhören. Die Stunts in “Rob-B-Hood” entbehren zweifellos der Überlebensgröße einmaliger und teils lebensgefährlicher Sequenzen von vor 20 Jahren. Aber sie machen nie den Fehler, zu viel zu wollen und schätzen die noch verbliebenden Fähigkeiten des alternden Stars stets richtig ein. Angenehm dosiert werden viele in ihrer Konstruktion eher kleinere, nichtsdestotrotz zum Teil jedoch beeindruckende Stunts und Kämpfe gezeigt, die Chan absolut in angemessenem Licht erscheinen lassen und in dieser Form kaum etwas von Abnutzungserscheinungen verraten. Mit dem Alter setzt er sich per Selbstironie zwar immer noch nicht auseinander, aber solange er noch glaubwürdig ist und nicht dem Tiefpunkt entgegen segelt, den derzeit Steven Seagal besetzt, der sich angeblich sogar schon beim Einsteigen in ein Auto hat doubeln lassen, ist das auch gar nicht nötig. Ein Verstecktanz um mehrere Toilettenhäuschen herum, ein sehr riskant ausschauender Crash an einer Kreuzung mit Dutzenden von Autos und einem Baby mittendrin oder der Sprung ein Hochhaus hinunter über Belüftungskästen, das sieht immer noch frisch und spektakulär aus.
Das Baby ist bei alldem zwar immer mittendrin und logischerweise in der Regel auch Hauptgegenstand der jeweiligen Szene, nimmt überraschenderweise dennoch in Sachen Leinwandpräsenz nicht die Überhand ein, die man begleitet von Zuckerguss en masse hatte befürchten müssen. Oft verdeckt von Kleidungsstücken oder einem Schlafkörbchen, gestaltet sich die Präsentation des Kindes zur Freude der Hasser von Baby-Kitsch nahezu wie ein Gebrauchsgegenstand. Das Baby erlangt dadurch streckenweise nahezu MacGuffinsche Qualitäten, zumindest solange Hektik und Situationskomik den Raum erfüllen. Dazwischen freilich muss immer mal wieder die Beziehung der beiden Gauner zum entliehenen Baby ein Stück weiterentwickelt werden, was sich in etwa auf dem Niveau bewegt, das man in der Folge “Baby an Bord” aus der achten Staffel der Sitcom “King of Queens” zwischen Doug und seinem kleinen Schützling geboten bekam. So darf der Racker wider Jackies Willen an dessen Brust nuckeln und in die Runde alleinerziehender Mütter wird der einzige “alleinerziehende Vater” dann auch noch eingeladen.
Trotz der stattlichen Laufzeit von zwei Stunden alleine schon in der internationalen, um einige Handlungsszenen gekürzten Fassung schafft man es, das Geschehen durchweg spannend und wendungsreich zu gestalten. Kritik lässt sich höchstens an speziellen Charakterkonstellationen (der vom Dreigespann stark distanzierte Michael Hui ist beispielsweise eher schwach in die Geschichte eingebaut) oder speziellen Drehbucheinwürfen üben (ob man derart mit vollgeschissenen Windeln herumwedeln musste, bleibt fraglich), selten jedoch an kompletten Szenenabfolgen. Der Unterhaltungsfaktor gestaltet sich enorm hoch, sofern man nicht mit den Erwartungen an einen üblichen, formelhaft ablaufenden Familienfilm ausgestattet ist.
Die Formelhaftigkeit holt das bunte Treiben erst am Ende wieder ein. Der in die Länge gezogene Showdown überzeugt zwar zunächst mit höchst abwechslungsreichen Sets vom Abenteuerspielplatz bis zur Kühlkammer, entlädt sich dann aber in einem übersteigert emotionalen Finale, als das Leben des Babys auf dem Spiel steht und Jackie freilich sein eigenes Leben riskieren würde, um es zu retten. Heraus kommt das Unvermeidliche und der Streit mit dem alten Vater wird natürlich in einem Zug mit aufgelöst, als das kleine Patschehändchen den alten Daumen umgreift. Was man sich dann noch mit dem merkwürdigen Epilog im Gefängnis gedacht hat, bleibt wohl Geheimnis der Macher oder zumindest Hongkongs, dessen Publikum vielleicht mit dieser Art von Galgenhumor mehr anzufangen weiß.
“Rob-B-Hood” hat sicher nicht mehr viel zu erzählen, in Europa, Asien und Amerika hat es die Geschichte schon unzählige Male gegeben; vermutlich kennen sie sogar die Pinguine auf dem Südpol. Doch wenigstens die Erzählweise gefällt bis kurz vor Ende durchaus. Seit dem Hoch mit “New Police Story” ist es handwerklichem Geschick zum Dank wiederum Benny Chan, der seinem Star Jackie Chan einen erneuten kleinen Höhepunkt im Herbst seiner Karriere schenkt, welcher ungeachtet aller Flops hoffentlich noch einen prächtigen Winter zur Folge haben wird.
(knapp)
Originaltitel: Bo bui gai wak
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 2006
Regie:Benny Chan
Darsteller: Jackie Chan, Michael Hui, Louis Koo, Charlene Choi, Cheuk-Yi, Chen Baoguo, Gao Yuanyuan, Teresa Carpio, Ken Lo, Hiro, Terrence Yin, Conroy Chan, Andrew Lin
Eigentlich hat mein Interesse an Jackie Chan Filmen schon lange nachgelassen.
Ich bin auch heute noch begeistert von seinen HK-Klassikern, die Ende der 70er angingen, sich über die absolute Hochkonjunktur in den goldenen 80er erstreckten, und irgendwo in den 90er allmählich endeten.
Und verglichen damit, treffen eben die neueren Werke des Meisters auf weniger Begeisterung meinerseits. Natürlich ragt da auch mal ein „New Police Story“ heraus, und die Zusammenarbeiten mit Owen Wilson sind ebenfalls erträglicher als jene mit Herrn Tucker; doch der Drang jedes Filmmaterial mit Jackie Chan in der Hauptrolle haben zu müssen ist angesichts der jüngsten Filmographie verflogen.
Wenn aber Chan versucht sein „Goodguy Image“ etwas loszuwerden ( 2 mal hat er bereits einen Bad guy gespielt) und zugleich an alte Zeiten anzuknüpfen, indem er nach einem langjährigen Streit erstmals wieder mit seinen beiden Peking-Oper Brüdern Yuen Biao und Sammo Hung vor der Kamera stehen will, um einen kleinen Säugling zu pflegen, dann wird man als Fan schon ein wenig hellhörig.
Men in White and Black...
Enttäuschenderweise aber entpuppen sich diese Ideen bei der Projektplanung letztlich nur als Halbwahrheiten, denn ein Bad Guy ist Jackie im Film nun doch nicht so richtig; Yuen Biao muss sich mit einem kleinen Cameo Auftritt zufrieden geben, und Sammo Hung ist gar nicht erst dabei.
Das besondere an Jackie’s Rolle ist, dass er einen Dieb spielt. Hier muss Chan als Fong Ka Ho in Privathäuser einbrechen, und Saves knacken; das Geld behält er natürlich und teilt es mit seinem Partner Octopus (Louis Ko) und dem „Vermieter“ (Michael Hui).
Das Geld, das Chan’s Figur dabei erwirtschaftet wird auch sofort beim Mahjong auf den Kopf gehauen.
Bis auf diese moralischen Defizite aber ist Fong Ka Ho immer noch dem Jackie Typ untergeordnet.
Entführen oder gar Morden würde nie in Frage kommen, und das Geld, das er beim Einbrechen und Spielen gewinnt, wandert in großen Mengen an dessen Familie in Form von Geschenken.
Der Vater jedoch, ist weniger begeistert von dieser Nettigkeit, er weiß womit der Sohnemann sein Geld verdient, ist enttäuscht, dass er keinen anständigen Job ausübt, und verstößt ihn schließlich.
So viel zu Jackie’s „Bad Guy“ Rolle, die eben vor allem deswegen nicht aufgeht, weil Jackie einfach…zu nett ist. Der nette Dieb Jackie…
Etwas anders sieht es da mit dem Partner Louis Koo aus, der trotz sympathischer Ausstrahlung zu einem Arschloch werden kann, zumindest Gegenwart seiner Frau, denn diese sehr schüchterne, süße Dame befindet sich in Schwangerschaft, stößt aber nur auf Egoismus und anderem Verhalten das eines Gentlemans und erst Recht eines Ehemannes nicht würdig ist.
Und das ist nun ernsthaft arbeiten am Filmset...
Doch sie beide, Fong Ka Ho und Octopus sollen schon bald zu besseren Menschen werden, und hier kommt das Herzstück des Filmes ins Spiel, das kleine Baby.
Als die beiden sich von ihrem Vermieter auf einen äußerst lukrativen Auftrag einlassen, ahnen die beiden nicht, dass es nicht Geld ist, das sie stibitzen sollen, sondern ein kleiner Säugling.
Obwohl sich Fong Ka Ho mit Händen und Füßen wehrt den Kleinen tatsächlich mitzunehmen, werden die 3 von der angespannten Situation in die Ecke gedrängt, und schließlich sitzt der Vermieter für 10 Tage im Knast, während sich die beiden um den kleinen kümmern sollen.
Doch der Auftraggeber, der das Baby haben wollte, findet schon bald heraus wo sich der Kleine aufhält und schickt schon bald ein paar Leute vorbei…
Ganz ehrlich, vor 20 Jahren, als Jackie Chan, Sammo Hung und Yuen Biao noch ein eingefleischtes Team waren hätten die 3 einen super unterhaltsamen Film daraus gemacht.
Sie waren jung, frech, dynamisch und haben super gut zueinander gepasst.
Damals wäre das Konzept auch noch recht frisch gewesen.
Heute jedoch ist spätestens seit „Juniors freier Tag“ kein Blumentopf damit mehr zu gewinnen.
Und referenzverdächtig ist Benny Chan’s Interpretation des Stoffes auch nicht so ganz, obwohl einige gute Ideen schon mit dabei sind.
Es ist 50cm hoch, trägt eine Mütze, hockt da, und treibt Männer in den Wahnsinn.
Sobald Jackie und Louis Koo mit dem Baby allein gelassen werden, versucht Benny Chan nun auch das ganze Babygag Programm runterzuspielen.
Das Baby heult und die beiden Ersatzväter müssen mit den albernsten und peinlichsten Erheiterungsversuchen, das Baby zur Ruhe bringen.
Sicher ganz witzig, doch die Gesangseinlage kann genauso gut nerven.
Dann landet das Baby natürlich in einer Waschmaschine, und diese geht anschließend auch in Betrieb.
Kackern tut der kleine auch, und da landen diese Windeln mit höchstgefährlicher Ladung auch nicht immer im Mülleimer sondern auch da, wo man sie am wenigsten haben möchte; ihr wisst was ich meine ;)
Die Bemühungen der verzweifelten Diebe kennen keine Grenzen, und schon bald finden sie sich in einem Erziehungskurs wieder, wo Jackie auf eine scheinbare Love Interest stößt, Melody; sehr süßes Mädchen (Yuanyuan Gao).
Sicher ist es ganz unterhaltsam die beiden bei ihren väterlichen Tätigkeiten zuzusehen, wie sie mit dem Kleinen spielen ist auch zuckersüß, und wenn die beiden dann mal von einer Fachkraft eines Besseren belehrt werden, dann ist das auch nicht ganz unlustig, aber richtige Brüller sind eben nicht dabei…höchstens bei den vollgekackten Gesichtern könnte man abfeiern, wenn man denn solch einen Geschmack hat.
Das Hauptproblem aber, weshalb das Gezeigte nicht ganz so viel Spaß macht, wie es eigentlich vorgesehen war, ist Jackie Chan himself, der meiner Meinung nach einfach nicht in die Rolle passt.
Ich hatte mich vorher noch nie darüber beschwert, dass Jackie nicht der ist, den er vorgibt zu sein; ob Polizist Ka Kui, Imbissbudenbetreiber Tom oder Abenteurer Asian Hawk, das waren alles authentische Jackie Rollen, aber ein Dieb ist er nun doch nicht, woran aber das Drehbuch auch nicht ganz unschuldig ist.
Er passt jedoch auch nicht zu seinem deutlich jüngeren Partner Louis Koo.
Ein Daniel Wu oder meinetwegen Nicolas Tse an dessen Stelle wären in diesem Fall die bessere Wahl gewesen, und Jackie hätte dann eben den „Auftraggeber“ spielen können, wenn er denn wirklich einen „Bad Guy“ spielen wollte.
Doch die erwähnten Namen müssen sich mit Cameos begnügen, und Yuen Biao darf zumindest mal als Polizist ein klein wenig gegen Jackie kämpfen.
Auch im sitzen isser gefährlich
Und das in einem äußerst witzigen Kampf in einem Appartment, das alles andere als geräumig ist.
Hier darf Chan wieder seine patentierten Moves, Einlagen und Ausweichmanöver präsentieren.
Es ist immer wieder grandioses Eyecandy, wenn Jackie blitzschnell durch enge Öffnungen flutscht, Schiebetüren flink verschiebt um anschließend die Fäuste fliegen zu lassen, oder im letzten Moment großen Gefahren haarscharf ausweicht, wie etwa einem rasenden Auto, oder einer Achterbahn.
Das alles kennt man ja schon, hier zum tausendsten Mal recycelt.
Ganz unkreativ ist Jackie aber auch nicht.
Irgendetwas fällt dem Guten immer ein, und so bietet er hier einen äußerst sehenswerten Stunt, als er an einer Gebäudefassade auf die Lüftungsschächte stufenweise runterspringt.
Alles in einem Take mit anschließendem Dialog, der, wie man den Outtakes entnimmt durch kleine Verhaspelungen schuld daran ist, dass Jackie den Stunt mehrfach wiederholen musste.
Jetzt werden schon Lüftungsschächte zwecksentfremdet...
Beeindruckend, was sich der mittlerweile 53 jährige noch alles zumutet, obwohl er das nun beim besten Willen nicht mehr nötig hat.
Dieser Workoholismus, und der Drang ständig etwas Neues zeigen zu müssen, führt aber auch zu Recht bizarren Ideen, wie sie nur aus Hong Kong stammen können.
Jackies Zwecksentfremdung kennt keine Grenzen, obwohl die Gegner trotz allem Wind abbekommen ;)
Nach dem Kampf im Kühlraum, wo Jackie zur Abwechslung mal mit einem wirbelnden Ventilator um sich haut, wird es auch schon ernster, und da trägt der Film nun wirklich zu dick auf.
Wenn Jackie Wiederbelebungsversuche startet, indem er sich an eine Autobatterie verkabelt, um anschließend Stromschläge zu verpassen, kann man nur noch mit der Hand an die Stirn klatschen.
Und auch hier kann man sich wieder über die Schauspielkünste von Herrn Chan streiten, wenn er dabei heult wie verrückt.
Für die einen gutes Schauspiel, für die anderen peinliches Overacting.
Das hat meiner Meinung nach in Drunken Master 2 noch am besten funktioniert, obwohl Chan allseits bekannt erst seit New Police Story den entscheidenden Schritt Richtung „Guter Schauspieler“ gemacht hat.
Nun, denn am Ende bleibt ein etwas unbefriedigendes Gefühl.
Chan passt nicht so recht in die Rolle, darf aber im Rahmen dessen was sein Körper noch erlaubt, einige exzellente Einlagen vorführen, und auch sonst für einige nette Schmunzler herhalten. Das Baby ist natürlich süß, doch die Gags die es mit sich bringt einfach keine Brüller mehr.
Da das ganze eine nette Familienunterhaltung sein soll, fällt auch das Ende entsprechend aus, obwohl es zunächst tatsächlich den Anschein hatte als würde der Film wirklich so enden, wie er es uns anmuten will.
Hätte der Film tatsächlich so geendet (was aber angesichts der vorherigen Sachlage unrealistisch erscheint), würde ich einen Punkt drauf geben, doch das wäre für Jackie Verhältnisse wirklich die Höhe gewesen.
Alles in allem: Nette Familien Unterhaltung, über die wohl nur Kinder wirklich laut lachen können.
Wer nur den film sehen will, holt sich die single disc aus der videothek, wer, wie der Vince ein umfassendes Review mit allem hintergründen schreiben will, wartet auf die 3disc premium edition, die nächsten Monat rauskommen soll
Wenn da kein gutes bild und Ton nicht dabei is, weiß ich auch nicht
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Vince mag Rob:
Es gibt immer wieder Momente, in denen man sich daran erinnert, was man an Filmen aus Asien eigentlich so zu schätzen weiß. Das ist oft dann der Fall, wenn altgediente Themen auf sehr merkwürdige neue Art interpretiert werden. Die Südkoreaner haben so eine innovative, wenngleich in unseren Breitengraden schwer zu entschlüsselnde Bombe jüngst mit “The Host” im Monster Movie-Genre gezündet; “New Police Story”-Regisseur Benny Chan mischt nun das überladene komödiantische Subgenre “überforderter Erwachsener trifft auf Baby” ein wenig auf. “Rob-B-Hood” ist trotz der global bekannten und von vielen Menschen (inklusive mir selbst) zugleich gefürchteten, jedoch von noch viel mehr Menschen geliebten Prämisse ein Projekt, das im Westen auf diese Weise in eintausend Jahren nicht entstehen könnte.
Was die Amerikaner mit einem Remake (dieses Quasi-Remakes eines französischen Filmes, das seinerseits auch schon zwei US-Remakes erfahren hat) wieder verstärkt in süßliche Gefilde ziehen würden, dem hängt in Hongkong von Anfang an ein Hauch des Verruchten an, das einzig und alleine für erwachsene Augen bestimmt ist. Zwar ist der Humor wie von den Chinesen gewohnt wieder mit ganzer Seele infantil, doch parallel dazu zaubert Chan eine Aura des Komplexen, das eben nicht nur die Slapstick im Umgang mit dem Neugeborenen als einzige Dimension kennt. Das Spiel um die Kindesentführung wird erweitert um die individuellen Probleme aller Beteiligten und schnell ist man davon entfernt, “Rob-B-Hood” als reinen Lobgesang auf die Verantwortung zu betrachten, wie man es sonst aus Komödien mit ähnlicher Konstellation gewohnt ist.
Mit der Reunion der drei alten Freunde Jackie Chan, Yuen Biao (zumindest eine Nebenrolle) und Sammo Hung (fehlt ganz) hat es zwar bekanntermaßen nicht geklappt, aber das Drehbuch hat dennoch unübersehbar auf genau diese Konstellation hingearbeitet. Gespickt mit Reminiszenzen an alte Filme der drei Kollegen, wäre der Streifen ein absolut würdiges Follow Up aus seligen “Powerman”-Zeiten geworden, hinübergerettet ins zum damaligen Zeitpunkt bereits sechs Jahre alte 21. Jahrhundert.
Jackie Chan schlägt sich nun mit Louis Koo und Michael Hui herum, was ihn aber nicht davon abhält, sich voll und ganz in die alten Muster fallen zu lassen. Obwohl bei weitem nicht die für den Kung Fu Comedy-Star ungewohnt ausgeprägte Charakterkomplexität aus “New Police Story” erreicht wird, gesteht sein Regisseur ihm erneut eine Vielschichtigkeit zu, die er in den USA nie bekommen hat. Fong Ka Ho ist nach langer Zeit mal wieder eine zwielichtige Figur im Repertoire Chans, wenn eben auch in tiefstem Herzen einmal mehr einer der Guten; die beiden Auftritte als Bösewicht liegen schon lange zurück und sind wohl darauf zurückzuführen, dass er damals noch zu jung war, um sich seine Rollen selbst aussuchen zu können.
Doch der von ihm gespielte Gauner ist weder der vorlaute Hampelmann aus ganz alten Tagen noch der höfliche Exot aus dem Land der “unbegrenzten Möglichkeiten” (die zumindest für ihn in Sachen Darstellungsvielfalt gar nicht mal so unbegrenzt sind). Fong Ka Ho ist vielmehr ein Konglomerat aus Chans besten Tagen in den Achtzigern / frühen Neunzigern. Er gerät in einen Generationenkonflikt mit seinem eigenen Vater wie in “Drunken Master II”; er erleidet teilweise emotionale Überforderung, als er sich zwischen dem eigenen Wohl und dem eines anderen Menschen entscheiden muss, wie in “Powerman 3 “.
Und nicht zuletzt wird er von einem Regisseur, der sich im Rahmen seiner Funktion mit Fug und Recht als Actionexperte bezeichnen kann, endlich mal wieder ansprechend in Szene gesetzt, was die Stunts betrifft. Wo etwa in der “Rush Hour”-Reihe zunehmend mit holpriger Schnittechnik und viel Hast die abnehmende körperliche Belastungsfähigkeit des Hauptdarstellers eher schlecht als recht kaschiert wird, trifft der Mann in seiner Heimat endlich wieder auf Ohren, die ihm auch zuhören. Die Stunts in “Rob-B-Hood” entbehren zweifellos der Überlebensgröße einmaliger und teils lebensgefährlicher Sequenzen von vor 20 Jahren. Aber sie machen nie den Fehler, zu viel zu wollen und schätzen die noch verbliebenden Fähigkeiten des alternden Stars stets richtig ein. Angenehm dosiert werden viele in ihrer Konstruktion eher kleinere, nichtsdestotrotz zum Teil jedoch beeindruckende Stunts und Kämpfe gezeigt, die Chan absolut in angemessenem Licht erscheinen lassen und in dieser Form kaum etwas von Abnutzungserscheinungen verraten. Mit dem Alter setzt er sich per Selbstironie zwar immer noch nicht auseinander, aber solange er noch glaubwürdig ist und nicht dem Tiefpunkt entgegen segelt, den derzeit Steven Seagal besetzt, der sich angeblich sogar schon beim Einsteigen in ein Auto hat doubeln lassen, ist das auch gar nicht nötig. Ein Verstecktanz um mehrere Toilettenhäuschen herum, ein sehr riskant ausschauender Crash an einer Kreuzung mit Dutzenden von Autos und einem Baby mittendrin oder der Sprung ein Hochhaus hinunter über Belüftungskästen, das sieht immer noch frisch und spektakulär aus.
Das Baby ist bei alldem zwar immer mittendrin und logischerweise in der Regel auch Hauptgegenstand der jeweiligen Szene, nimmt überraschenderweise dennoch in Sachen Leinwandpräsenz nicht die Überhand ein, die man begleitet von Zuckerguss en masse hatte befürchten müssen. Oft verdeckt von Kleidungsstücken oder einem Schlafkörbchen, gestaltet sich die Präsentation des Kindes zur Freude der Hasser von Baby-Kitsch nahezu wie ein Gebrauchsgegenstand. Das Baby erlangt dadurch streckenweise nahezu MacGuffinsche Qualitäten, zumindest solange Hektik und Situationskomik den Raum erfüllen. Dazwischen freilich muss immer mal wieder die Beziehung der beiden Gauner zum entliehenen Baby ein Stück weiterentwickelt werden, was sich in etwa auf dem Niveau bewegt, das man in der Folge “Baby an Bord” aus der achten Staffel der Sitcom “King of Queens” zwischen Doug und seinem kleinen Schützling geboten bekam. So darf der Racker wider Jackies Willen an dessen Brust nuckeln und in die Runde alleinerziehender Mütter wird der einzige “alleinerziehende Vater” dann auch noch eingeladen.
Trotz der stattlichen Laufzeit von zwei Stunden alleine schon in der internationalen, um einige Handlungsszenen gekürzten Fassung schafft man es, das Geschehen durchweg spannend und wendungsreich zu gestalten. Kritik lässt sich höchstens an speziellen Charakterkonstellationen (der vom Dreigespann stark distanzierte Michael Hui ist beispielsweise eher schwach in die Geschichte eingebaut) oder speziellen Drehbucheinwürfen üben (ob man derart mit vollgeschissenen Windeln herumwedeln musste, bleibt fraglich), selten jedoch an kompletten Szenenabfolgen. Der Unterhaltungsfaktor gestaltet sich enorm hoch, sofern man nicht mit den Erwartungen an einen üblichen, formelhaft ablaufenden Familienfilm ausgestattet ist.
Die Formelhaftigkeit holt das bunte Treiben erst am Ende wieder ein. Der in die Länge gezogene Showdown überzeugt zwar zunächst mit höchst abwechslungsreichen Sets vom Abenteuerspielplatz bis zur Kühlkammer, entlädt sich dann aber in einem übersteigert emotionalen Finale, als das Leben des Babys auf dem Spiel steht und Jackie freilich sein eigenes Leben riskieren würde, um es zu retten. Heraus kommt das Unvermeidliche und der Streit mit dem alten Vater wird natürlich in einem Zug mit aufgelöst, als das kleine Patschehändchen den alten Daumen umgreift. Was man sich dann noch mit dem merkwürdigen Epilog im Gefängnis gedacht hat, bleibt wohl Geheimnis der Macher oder zumindest Hongkongs, dessen Publikum vielleicht mit dieser Art von Galgenhumor mehr anzufangen weiß.
“Rob-B-Hood” hat sicher nicht mehr viel zu erzählen, in Europa, Asien und Amerika hat es die Geschichte schon unzählige Male gegeben; vermutlich kennen sie sogar die Pinguine auf dem Südpol. Doch wenigstens die Erzählweise gefällt bis kurz vor Ende durchaus. Seit dem Hoch mit “New Police Story” ist es handwerklichem Geschick zum Dank wiederum Benny Chan, der seinem Star Jackie Chan einen erneuten kleinen Höhepunkt im Herbst seiner Karriere schenkt, welcher ungeachtet aller Flops hoffentlich noch einen prächtigen Winter zur Folge haben wird.
(knapp)
Nettes Ding! Aber hattest du im Filmtagebuch nicht noch gegeben?
Ich bin auf jeden Fall auch zwiegespalten. Ich mag einfach die Prämisse des Films nicht. Dieses Baby-Aufgepasse... näää! Da muss mir schon ordentlich was geboten werden.
Qualifiziert sich das Ding eigentlich nicht für den Actionbereich oder warum ist der in "Sonstiges"?
Ich bin auf jeden Fall auch zwiegespalten. Ich mag einfach die Prämisse des Films nicht. Dieses Baby-Aufgepasse... näää! Da muss mir schon ordentlich was geboten werden.
Qualifiziert sich das Ding eigentlich nicht für den Actionbereich oder warum ist der in "Sonstiges"?
- Sir Jay
- Palmenkicker
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wenn das teil in den action bereich soll, dann muss "in 80 tagen um die welt" auch in den Action bereich....es liegt bei euch ;)
Ich weiße nochmal auf das Ende hin, das im doppelten Sinne überrascht.
Am Anfang dachte ich echt: Ne, das können die doch nicht ernst meinen, so endet doch kein Jackie Chan Film?!
So ein Ende wäre was für ein meisterhaftes Epos...aber dann wird man eines besseren belehrt
ich hoffe ich spoilere nicht zu viel
ach ja und wegen der bewertung, die 6 ist nach genauerem überlegen meine endnote...jackie bonus halt ;)
EDIT:
Achja, jetzt habe ich doch tatsächlich keinen screenshot vom Baby gepostet; wäre ja wohl eigentlich zu erwarten oder?
Na gut, hier ein Nachschlag
Ich wette, irgendwann wird auch er ein großer Hong Kong Star 8-)
Ich weiße nochmal auf das Ende hin, das im doppelten Sinne überrascht.
Am Anfang dachte ich echt: Ne, das können die doch nicht ernst meinen, so endet doch kein Jackie Chan Film?!
So ein Ende wäre was für ein meisterhaftes Epos...aber dann wird man eines besseren belehrt
ich hoffe ich spoilere nicht zu viel
ach ja und wegen der bewertung, die 6 ist nach genauerem überlegen meine endnote...jackie bonus halt ;)
EDIT:
Achja, jetzt habe ich doch tatsächlich keinen screenshot vom Baby gepostet; wäre ja wohl eigentlich zu erwarten oder?
Na gut, hier ein Nachschlag
Ich wette, irgendwann wird auch er ein großer Hong Kong Star 8-)
- wolfman
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Schönes Review Jay! Film würde ich wertungstechnisch ähnlich sehen, evtl. sogar noch etwas nach oben. Ich fühlte mich trotz der von dir angesprochenen Punkte irgendwie gut unterhalten. Muss mir endlich mal noch die Kinoversion ansehen. Kenne bis jetzt nur den Extended Cut. Welche Version hast du denn gesehen (Theatrical 121min. - Extended Cut 135min.)?
Sehe den Film auch bei 6 Punkten angesiedelt, trotz ausgezeichneter Optik, gewohnt guter Action inkl. einiger haarsträubender Szenen und für einen Jackie-Chan-Film ungewohnt ambivalenter Charaktere ist ROB-B-HOOD einfach zu lang und zu schwerfällig, die Gags unlustig bzw. zu albern, der Soundtrack billig, das Ende zu dick aufgetragen.
Würde den Film aber ähnlich wie auch IN 80 TAGEN... in den Actionbereich verschieben, es sind doch letztendlich Actionkomödien.
Würde den Film aber ähnlich wie auch IN 80 TAGEN... in den Actionbereich verschieben, es sind doch letztendlich Actionkomödien.
Hab ihn mir letzte Woche auch endlich mal aus der Videothek ausgeliehen und fand ihn richtig klasse. :) War für MICH mal wieder ein richtig schöner Old School Jackie Chan, mit dem gewohnten überdrehten Hong Kong Humor ( mit dem allerdings bei Gott nicht jeder zurecht kommt ) , super choreografierter Action , sympathischen Charakteren, jeder Menge Cameos und einem ungeheuer süssen Baby.
Würde auf jeden Fall die vergeben, und tu es auch .
Eine Sache die mir aufgefallen ist : Die Namen der Hauptpersonen kamen mir in der deutschen Fassung ein bisschen komisch vor , also Ren Sito , Bei Da Tong, Sini oder wie auch immer die geschrieben werden. Im Original hatten die doch wenn ich mich nicht irre ganz andere Namen. Hörte sich irgendwie nicht chinesisch an. Naja, egal .
Würde auf jeden Fall die vergeben, und tu es auch .
Eine Sache die mir aufgefallen ist : Die Namen der Hauptpersonen kamen mir in der deutschen Fassung ein bisschen komisch vor , also Ren Sito , Bei Da Tong, Sini oder wie auch immer die geschrieben werden. Im Original hatten die doch wenn ich mich nicht irre ganz andere Namen. Hörte sich irgendwie nicht chinesisch an. Naja, egal .
Lache und die ganze Welt lacht mit Dir,
weine und Du weinst allein.
weine und Du weinst allein.
In den engl.UT der HK-Version heißen die drei Protagonisten "Thongs", "Octopus" und "Landlord".Andy Lau hat geschrieben:Die Namen der Hauptpersonen kamen mir in der deutschen Fassung ein bisschen komisch vor , also Ren Sito , Bei Da Tong, Sini oder wie auch immer die geschrieben werden. Im Original hatten die doch wenn ich mich nicht irre ganz andere Namen.
Zu lang, zu unwitzig, in bestimmten Momenten zu lärmig und die Pippie Kaka Witzchen waren einfach mal nur müde. Der Alte aus dem Diebestrio war Overactinggott Nummer I, seine Frau die Nummer II. Dafür sah der Film gut aus (Benny halt) und macht in der Action schon ordentlich Laune. Jackie war gut, sein Partner auch, leider stimmte imo zwischen beiden die Chemie nicht hundertpro. Die eingebundenen Liebeleien fand ich ein wenig bemüht und das andauernde Gebläcke des Kindes nervte mit der Zeit auch enorm. Der Showdown ist viel zu ausgewalzt für einen Film dieser Coleur ... Keine Ahnung, wie befürchtet: Net mein Film ...
In diesem Sinne:
freeman
In diesem Sinne:
freeman
Ich fand den Streifen auch nicht so doll. Der Anfang ist wirklich gelungen , aber sobald das Baby ins Spiel kommt ist der Ofen aus. Der Schluß war auch für mich viel zu langatmig erzählt & voll mit Szenen bei denen ich nur mit dem Kopf geschüttelt habe (Stichwort Autobatterie).
Wie mag dann erst die HongKong Fassung sein , die noch länger geht ?
Chan ist ja wirklich ein netter Kerl & er hat auch bei mir auf ewig ein Stein im Brett. Ich habe ihm sogar die schwachen US Filme verziehen - aber dieser Film hätte nun wirklich nicht sein brauchen.
Von mir eine schwache
Wie mag dann erst die HongKong Fassung sein , die noch länger geht ?
Chan ist ja wirklich ein netter Kerl & er hat auch bei mir auf ewig ein Stein im Brett. Ich habe ihm sogar die schwachen US Filme verziehen - aber dieser Film hätte nun wirklich nicht sein brauchen.
Von mir eine schwache
Angesichts von Chans Alter geniale Action (ich war hin und weg, übertraf sogar die imo sehr feinen Realwelt-Fights aus "The Myth"), gute Comedy, Baby-Niedlichkeitsfaktor - passt. Allerdings auch deutlich zu lang und daher teils zu zäh, vor allem gegen Ende nachdem die letzte Actionszene gelaufen ist hat sich's schier endlos gezogen (Autobatterie etc.)
kann dir hier leider nur zustimmen. Viiiiel zu lang, zu nervig und die wirklich guten Szenen bisher (ca. 70 min. geschaut...) kann man echt mit der Lupe suchen. Selbst die Action wirkt zu kindgerecht, ich glaub ich steige auch gleich aus....freeman hat geschrieben:Zu lang, zu unwitzig, in bestimmten Momenten zu lärmig und die Pippie Kaka Witzchen waren einfach mal nur müde. Der Alte aus dem Diebestrio war Overactinggott Nummer I, seine Frau die Nummer II. Dafür sah der Film gut aus (Benny halt) und macht in der Action schon ordentlich Laune. Jackie war gut, sein Partner auch, leider stimmte imo zwischen beiden die Chemie nicht hundertpro. Die eingebundenen Liebeleien fand ich ein wenig bemüht und das andauernde Gebläcke des Kindes nervte mit der Zeit auch enorm. Der Showdown ist viel zu ausgewalzt für einen Film dieser Coleur ... Keine Ahnung, wie befürchtet: Net mein Film ...
In diesem Sinne:
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