Runaway Train - Express in die Hölle
Originaltitel: Runaway Train
Herstellunsland: USA
Erscheinungsjahr: 1985
Regie: Andrei Konchalovsky
Darsteller: Jon Voight, Eric Roberts, Rebecca deMornay, Kyle T.Heffner, John P. Ryan, T.K. Carter, Kenneth McMillan, Walter Wyatt, Danny Trejo
Legendär für ihre guten alten 80s-Actionvehikel, in denen sich Ein-Mann-Armeen der Marke Chuck Norris reaktionär und politisch unkorrekt durch die Reihen ihrer Gegner ballern durften, produzierte die legendäre Actionschmiede Cannon der israelischen Cousins Menahem Golan und Yoram Globus 1985 auch einen Klassiker, der sich zwar im weitesten Sinne ins charakteristische Cannon-Genre einordnen lässt, anstatt ausufernder Zerstörungsorgien und Bodycounts jedoch auf Spannung und Atmosphäre setzt und sich mehr als Abenteuerthriller denn Actionkracher deklarieren lässt. Basierend auf einer Story von „Die sieben Samurai“-Legende Akira Kurosawa inszenierte der russische Regisseur Andrei Konchalovsky, im Westen vor allem durch die vier Jahre später folgende Stallone/Russell-Gaudi „Tango & Cash“ bekannt, mit seinem zweiten US-Film „Express in die Hölle“ ein – vor allem aus heutiger Sicht – nicht originelles, wohl aber unterhaltsames Thrillerspektakel.
Verbrecherlegende Mani (Jon Voight) schafft es, mithilfe seines Mithäftlings Buck (Eric Roberts) aus einem schwer bewachten Hochsicherheitsgefängnis in Alaska zu türmen. Auf ihrer Flucht durch die unwirtliche Eiswüste entschließen sich die beiden, sich als blinde Passagiere in einem Güterzug zu verstecken. Dummerweise fällt kurz darauf der Lokführer tot aus seinem Waggon und der Zug rast unkontrolliert durch Alaska – Absprung unmöglich. Während die Verantwortlichen fieberhaft versuchen, den Geisterzug umzuleiten, sodass er nicht mit entgegenkommenden Loks kollidiert, bekommt der Gefängnisdirektor, den mit Mani eine persönliche Feindschaft verbindet, spitz, dass sich auch die zwei entflohenen Häftlinge auf dem Zug befinden und bläst zur Jagd. Die müssen sich unterdessen widerwillig zusammenraufen und versuchen die Todesfahrt auf eigene Faust zu stoppen – zunächst ohne Erfolg…
Was anno 1985 noch neu gewesen sein mag, weiß storytechnisch aus heutiger Sicht keinen Hund mehr hinter dem Hofen hervorzulocken: An unkontrolliert rasenden Zügen, Bussen (man denke an den 90s-Hit „Speed“) und sonstigem Gefährt ist die Filmgeschichte wahrlich nicht arm, weshalb „Runaway Train“ weniger durch Originalität als durch Atmosphäre, Spannung und das Spiel seiner Protagonisten auftrumpft. Bevor die beiden allerdings ihre Todesfahrt beginnen, scheint „Express in die Hölle“ sich zunächst als klassischer Knastthriller zu entwickeln – von intriganten, messerstechenden Mitknackis über sadistische Wärter bis zu brutalen Boxkämpfen zwischen den Insassen (bei denen einiges Actionpotential verschenkt wird, ohne jetzt gleich Florentinesche Sphären eines „Undisputed II“ zu erwarten) hat das Drehbuch alles an Bord, was derartige Szenarien gemeinhin typisiert – nur dass all das vor 20 Jahren wohl noch frischer war als es heutiger Sicht wirkt, zumal einige Klassiker des Knastfilmsgenres nach „Runaway Train“ entstanden.
Jedenfalls hat Konchalovsky die Chose souverän im Griff und weiß sowohl mit einigen Härten als auch der hochspannenden Inszenierung des Ausbruchs (hier konnte er schon mal für „Tango & Cash“ üben) zu punkten, während Jon Voights geniale, aufbrausende Darstellung der Verbrecherlegende dem die Krone aufsetzt. Seine Oscar-Nominierung hat der Altstar wahrlich nicht zu Unrecht erhalten, während die für Costar Eric Roberts, B-Actionfans aus reichlich Genreware bekannt, weniger nachvollziehbar ist: Mehr als den dampfplaudernden Gegenpart zum ernsten, harten Mani zu spielen hat seine Figur des Buck nämlich kaum zu tun.
Sind die Protagonisten nach erfolgreicher Flucht auf dem Todeszug angekommen, weiß „Runaway Train“ vor allem durch seine Atmosphäre zu gefallen: Konchalovsky weiß die eisige Kälte der Location durch Schneestürme und frierende nackte Füße wahrlich gekonnt zu transportieren, während die Versuche der beiden Ausbrecher, den Zug durch waghalsige Kletterpartien und Abkopplungen aufzuhalten, ein passables Maß an Spannung garantieren.
Action steht dabei nicht im Mittelpunkt des Geschehens, wenn entsprechende Momente eingestreut werden, sind sie jedoch fein inszeniert: Die Hindernisse durchbrechende und entgegenkommende, im Ausweichmanöver befindliche Züge zur Seite rammende Lok ist nämlich immer mal wieder für ordentlich in Szene gesetzte Krawalleinlagen à la Cannon gut.
Fazit: „Runaway Train“ zählt nicht grundlos zu den Klassikern der Cannon Group, rechtfertigt aus heutiger Sicht aber auch keine allzu hohe Wertung. Viel zu verbraucht ist mitterlweile das grundlegende Szenario, aufgrund eisiger Atmosphäre, eines hervorragenden Jon Voight, solider Spannung und dezent eingestreuter Actioneinlagen erweist sich der Film von „Tango & Cash“-Regisseur Andrei Konchalovsky allerdings als durchaus sehenswerter Abenteuerthriller im 80er-Jahre-Look.
Die deutsche DVD von MGM trägt ein FSK-16-Siegel und ist genauso wie die von Fox vertriebene Neuauflage uncut.
Runaway Train - Express in die Hölle
Express in die Hölle dürfte mein meistgesehener Eric Roberts Streifen sein ... finde da cool, dass der Streifen ja eigentlich herrlich reduziert ist: Ein Schauplatz, wenige Figuren, herrlich karge Landschaften usw. und dann immer wieder mittendrin fetteste Zugaction, die ja dann später sogar in Form von Stock Footage in anderen Filmen (Con Express beispielsweise) verbraten wurde ... Starker Film ...
Von mir
In diesem Sinne:
freeman
Von mir
In diesem Sinne:
freeman
OHHHH JAAAAAAA!!!
Der wohl beste Film aus der Cannonschmiede, unheimlich spannend und gut gespielt von den beiden Protagonisten Jon Voigt und Eric Roberts! Ein Film an dem ich mich persönlich nicht satt sehen kann. Für mich ne ganz knappe 9, aber definitiv mit Avening Force der beste Film aus der Cannon Reihe!
Der wohl beste Film aus der Cannonschmiede, unheimlich spannend und gut gespielt von den beiden Protagonisten Jon Voigt und Eric Roberts! Ein Film an dem ich mich persönlich nicht satt sehen kann. Für mich ne ganz knappe 9, aber definitiv mit Avening Force der beste Film aus der Cannon Reihe!
- jack warrior
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Das eisige Land, das sich rund um die Gleise eines herrenlosen Zuges auf Amokfahrt erstreckt, ist nicht einfach nur ein Survival-Panorama, es symbolisiert die letzte Härteprobe für ein Ausbrecher-Duo mit Schüler-Lehrer-Konstellation in einem Proto-Actionthriller, den man beinahe schon als symbolische Brutstätte der Virilität bezeichnen kann.
So kämpfen sich ein junger Eric Roberts und ein herrlich schmieriger Jon Voight aus einem Knast, der gerade eben zukünftige Haudegen wie Tiny Lister Jr. und Danny Trejo ausbrütet. Getauscht wird mit dem Ausbruch die Hölle der Gefangenschaft gegen die Hölle des Eises – mit dem Zugewinn der Freiheit. Männliche Philosophie geboren an männlichen Orten also, kein Wunder, dass es bei diesem Kraftakt immer wieder zu Szenen voller Pathos kommt, in denen Ehrgeiz, Stolz und Überlebenskampf miteinander kollidieren. Rebecca DeMornay wird als einziger weiblicher Teil der Besetzung dringend benötigt, um das mitunter seltsame Gebahren Voights und Roberts' unter Tränen der Verzweiflung auf einfache Logik herunterzubrechen und an die Vernunft der Männer zu appellieren. Ihre Rolle ist also bei weitem nicht so passiv, wie sie scheint.
Obwohl so mancher Moment ausgedrückter Männerbefindlichkeit zu stark orchestriert scheint, lenkt die zügig und dynamisch geschnittene Fahrt durch das Eis effektiv mit Countdown-Effekt ab und weiß mit abwechslungsreichen Perspektiven und reichlich Außenaufnahmen meisterhaft Tempo zu erzeugen, nicht zuletzt auch Phantomschmerzen in den gefrorenen Fingerknöcheln. Ja, es ist im Aufbau rasantes Actionkino, das einem die Eiskristalle auf die Stirn treibt und regelmäßig zur Chipstüte greifen lässt; um so bemerkenswerter sind die Momente, in denen die Brüllaffen in den Hauptrollen in ihrer Kampfpose erstarren und realisieren, was sie da eigentlich gerade tun. Voights verzerrte Fratze der Anspannung und Erregung, die sich in melancholische Leere verwandelt, als das Adrenalin wieder abfließt, gehört mindestens so sehr zu den Höhepunkten des Films wie eine Helikopterverfolgung oder ein Tunnel-Durchbruch.
Unter den vielen Zug-Actionern einer der zielstrebigsten, weil er sich nicht damit begnügt, die von Gleisen vorgegebene Fahrtrichtung als Direktive für geradlinige Action-Choreografien zu nutzen, sondern die vorbestimmten Pfade auch symbolisch verwendet. Alles, was danach kam, muss sich schon ziemlich warm anziehen, um da mitzuhalten.
,5
Ich stand jahrelang kurz davor, mir die Blu-ray von Arrow zu importieren, habe mir dann jetzt aber die Capelight-Variante zugelegt:
Sehr feine Veröffentlichung. Interessante Oberflächenlackierung, da frohlockt der Haptiker in mir. ;)
So kämpfen sich ein junger Eric Roberts und ein herrlich schmieriger Jon Voight aus einem Knast, der gerade eben zukünftige Haudegen wie Tiny Lister Jr. und Danny Trejo ausbrütet. Getauscht wird mit dem Ausbruch die Hölle der Gefangenschaft gegen die Hölle des Eises – mit dem Zugewinn der Freiheit. Männliche Philosophie geboren an männlichen Orten also, kein Wunder, dass es bei diesem Kraftakt immer wieder zu Szenen voller Pathos kommt, in denen Ehrgeiz, Stolz und Überlebenskampf miteinander kollidieren. Rebecca DeMornay wird als einziger weiblicher Teil der Besetzung dringend benötigt, um das mitunter seltsame Gebahren Voights und Roberts' unter Tränen der Verzweiflung auf einfache Logik herunterzubrechen und an die Vernunft der Männer zu appellieren. Ihre Rolle ist also bei weitem nicht so passiv, wie sie scheint.
Obwohl so mancher Moment ausgedrückter Männerbefindlichkeit zu stark orchestriert scheint, lenkt die zügig und dynamisch geschnittene Fahrt durch das Eis effektiv mit Countdown-Effekt ab und weiß mit abwechslungsreichen Perspektiven und reichlich Außenaufnahmen meisterhaft Tempo zu erzeugen, nicht zuletzt auch Phantomschmerzen in den gefrorenen Fingerknöcheln. Ja, es ist im Aufbau rasantes Actionkino, das einem die Eiskristalle auf die Stirn treibt und regelmäßig zur Chipstüte greifen lässt; um so bemerkenswerter sind die Momente, in denen die Brüllaffen in den Hauptrollen in ihrer Kampfpose erstarren und realisieren, was sie da eigentlich gerade tun. Voights verzerrte Fratze der Anspannung und Erregung, die sich in melancholische Leere verwandelt, als das Adrenalin wieder abfließt, gehört mindestens so sehr zu den Höhepunkten des Films wie eine Helikopterverfolgung oder ein Tunnel-Durchbruch.
Unter den vielen Zug-Actionern einer der zielstrebigsten, weil er sich nicht damit begnügt, die von Gleisen vorgegebene Fahrtrichtung als Direktive für geradlinige Action-Choreografien zu nutzen, sondern die vorbestimmten Pfade auch symbolisch verwendet. Alles, was danach kam, muss sich schon ziemlich warm anziehen, um da mitzuhalten.
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Ich stand jahrelang kurz davor, mir die Blu-ray von Arrow zu importieren, habe mir dann jetzt aber die Capelight-Variante zugelegt:
Sehr feine Veröffentlichung. Interessante Oberflächenlackierung, da frohlockt der Haptiker in mir. ;)
Starker, reduzierter Actionthriller vor malerischer Kulisse, der zwei Männer (und, wie Vince anmerkt, zwei Männlichkeitsentwürfe) aufeinandertreffen lässt, mit überraschend viel Diskussion und Drama für einen Cannon-Film. Die Action beschränkt sich in erster Linie auf Stunts bei der Kraxelei auf dem führerlosen Zug, liefert dabei aber ordentlich Schauwerte. Eric Roberts und Jon Voight erwecken die Hauptrollen so richtig zum Leben, Rebecca De Mornay und John P. Ryan bereichern den Film in Nebenparts. Man muss mit einigen schlimmen Klischees, etwa den Zufällen und den Hohlbirnen im Bahnbüro, deren Zusammenspiel die Katastrophe erst ermöglicht und dann noch verschlimmert, leben. Etwas unschön auch, dass John P. Ryans sadistischer Direktor in der Mitte fast aus dem Film verschwindet, ehe er im letzten Drittel wieder aus dem Hut gezaubert wird, da wäre Dauerpräsenz etwas überzeugender gewesen. Aber trotz dieser Schwächen ein guter Film.
Gute
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Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
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Re: Runaway Train - Express in die Hölle
Produziert von den legendären Israelis Golan und Globus (Cannon Films). Ein packender Thriller über zwei Sträflinge, gespielt von Jon Voight und Eric Roberts, die aus einem Gefängnis in Alaska abhauen auf einen Güterzug aufspringen, um irgendwo neu anfangen zu können. Dummerweise stirbt der Lokführer an Herzinfarkt und der Zug rollt mit Vollgas ins Verderben. Für einen Cannon Film überraschend hochwertig. Wurde damals für diverse Oscars (unter anderem für Voight und Roberts) nominiert.
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