"the Eye"-Legacy
The Eye Remake
bzw.
Originaltitel: the Eye
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2008
Regie: David Moreau & Xavier Palud
Darsteller: Jessica Alba, Alessandro Nivola, Parker Posey, Rade Serbedzija, Fernanda Romero, R.Ticotin, C.Moretz, ...
Trailer:
http://www.imdb.com/title/tt0406759/trailers
David Moreau´s und Xavier Palud´s „the Eye“ (2008) ist ein amerikanisches Remake des (auf internationaler Ebene) gleichnamigen asiatischen Horror-Thrillers der Gebrüder Danny und Oxide Pang, welcher 2002 entstand, auch unter den Titeln „Gin Gwai“ und „Jian Gui“ bekannt ist sowie an sich bereits mehrere Sequels und gar eine indische Neuversion („Naina“, 2005) hervorgebracht hat. Betrachtet man das Original – ein stylischer, erfolgreicher, nichtsdestotrotz mit einigen auffälligen Schwachstellen behafteter Streifen, der mich persönlich recht gut zu unterhalten vermochte – wird einem schnell klar, dass es sich aufgrund seiner ganzen Beschaffenheit hervorragend dafür eignet(e), von Hollywood neu aufgelegt zu werden. Bereits kurz nachdem sich Gore Verbinski´s „the Ring“ (2002) als ein lukrativer Hit entpuppte, kündigte „Paramount“ das entsprechende Vorhaben an – nur zog sich die konkrete Umsetzung des Projekts dann erst einmal relativ lange hin, bis es nun letztendlich von „Lionsgate“ und „Paramount Vantage“ realisiert wurde. Unabhängig einiger (berechtigter) Gründe zur Sorge, wie das angestrebte „PG-13“-Rating, vom Studio angeordnete Re-Shoots oder die Verpflichtung der nicht gerade für ihr mimisches Talent bekannten Jessica Alba als Hauptdarstellerin, kam am Ende dennoch ein solider Film dabei heraus, der sich (inhaltlich wie inszenatorisch) nicht sehr weit von seiner fernöstlichen Vorlage abgrenzt, was aber leider ebenso diverse Verfehlungen und verschenkte Möglichkeiten mit einschließt…
Seit es in ihrem fünften Lebensjahr zu einem Unfall kam, als sie und ihre ältere Schwester Helen auf leichtsinnige Weise mit Feuerwerkskörpern spielten, ist Sydney Wells infolge erlittener Cornea-Verletzungen blind. Im Alter von 12 scheiterte eine erste Operation zur Wiederherstellung ihres Augenlichts, und so musste sie die Jahre seither in jenem beeinträchtigten Zustand verbringen, mit dem sie sich allerdings im Laufe der Zeit hervorragend zu arrangieren lernte. Inzwischen zu einer attraktiven, netten und charakterstarken jungen Frau (Jessica Alba) herangewachsen, nimmt sie die Welt um sich herum umso stärker über ihre anderen Sinne wahr und ist darüber hinaus sogar zu einer angesehenen Konzertviolistin avanciert, die unter der Leitung ihres Mentors (Rade Serbedzija) unmittelbar vor ihrem umfassenden Durchbruch als Symphonikerin steht. Beständige Fortschritte auf dem betreffenden medizinischen Sektor haben die Chancen einer aussichtsreichen Augenhaut-Transplantation derweil jedoch deutlich erhöht, und so lässt sich Sydney irgendwann auf eine solche ein – nicht bloß weil sie weiß, dass sich Helen (Parker Posey) noch immer die belastende Schuld für den Vorfall damals gibt…
Die von Dr.Haskins (Obba Babatunde) durchgeführte OP scheint ein voller Erfolg zu sein – es treten keine Anzeichen auf, dass das neue bzw fremde Gewebe von ihrem Körper nicht angenommen wird. Eingangs kann sie nach dem Entfernen der Verbände alles um sich herum zwar nur verschwommen sehen (was aber normal ist, wie man ihr sagt), doch ein großer Schritt ist vollbracht – und um die ganzen neuen Impressionen, die jetzt auf sie einprasseln, besser verarbeiten zu können, steht ihr fortan der Therapeut Paul Faulkner (Alessandro Nivola) zur Seite, welcher ein Spezialist darin ist, Leute in derartigen Situationen an ihre Umwelt heranzuführen, sie also u.a. beim visuellen Selektieren zu unterstützen. Es dauert allerdings nicht lange, da beginnen sie merkwürdige wie schreckliche Visionen heimzusuchen – schemenhafte Gestalten bewegen sich durch ihr Blickfeld, ihr Appartement verändert sich (von der Struktur her) regelmäßig nachts, sie sieht Personen, die eigentlich nicht mehr unter den Lebenden verweilen, Kreaturen, welche sich in deren Umfeld aufhalten, sowie Bilder von in Flammen umkommenden Menschen an unterschiedlichen Orten. Während Paul und Helen davon ausgehen, dass es sich dabei um eine aus den vielen neuen Stimuli resultierende Überfrachtung handelt, begibt sich Sydney indessen aktiv daran, herauszufinden, was eigentlich mit dem Spender, einer jungen Mexikanerin (Fernanda Romero), geschah, um so eventuell Antworten aufzutun. Nachdem Paul erkennen muss, dass die Auswirkungen der anscheinend intensiver werdenden Eindrücke sie selbst wohl zunehmend in Gefahr bringen, willigt er ein, zwecks Recherchen mit ihr die südliche Grenze zu passieren – nur ist das, was sie dort herausfinden, weder beruhigender noch angenehmer Art…
„the Eye“ eröffnet in Form eines netten kleinen Prologs, in dessen Verlauf eine Frau offenbar von einigen sie als „Bruja“ (Hexe) beschimpfenden Kindern in den Selbstmord getrieben wird – Momente, die mich (positiv) an „Ils“ (aka „Them“) erinnerten, seines Zeichens ja das vortreffliche Werk, mit dem die Regisseure 2006 gemeinsam debütierten und umgehend internationale Aufmerksamkeit erlangten. Ähnliche Anspielungen oder gar Tribute (gen „Gin Gwai“) lassen sich in vielerlei Bereichen ausmachen, und es ist schön zu sehen, dass die Verantwortlichen demgemäß nie die Absicht hatten, die Existenz der Vorgängerproduktion(en) in irgendeiner Weise zu verschweigen bzw unter den Teppich zu kehren – im Gegenteil, denn in den Credits wird ausführlich darauf hingewiesen. Ferner sind einige wichtige Nebenfiguren asiatischer Herkunft und eine zentrale Szene wurde bewusst in einem chinesischen Restaurant angesiedelt. Sowieso ist der Film eher ein klassisches „Remake“ statt eines modernen (also verhältnismäßig losen) „Re-Imaginings“, denn diverse Einstellungen wurden nur minimal variiert – was meiner Meinung nach absolut okay ist, da viele Zuschauer das Original mit Sicherheit nicht kennen dürften. Veränderungen sind in erster Linie hinsichtlich der Einbettung in den jeweiligen kulturellen Kontext evident – zum Beispiel wohnt Sydney vorliegend (natürlich) alleine, statt noch bei ihren Eltern, und die „Begleiter ins Jenseits“ werden hier nicht weiter mit spezifischen religiösen Hintergründen versehen. In beiden Fällen arbeitet die Story auf ein großes, explosives Finale hin, das in diesem Anlauf zwar (leider) weniger niederschmetternd ausfällt, dafür hingegen vorteilhafter in den darauf hinführenden Kontext eingearbeitet wurde. Schenkten die Leute auf dem fraglichen Straßenabschnitt den dringlichen Warnungsrufen der Hauptprotagonistin in der „Pang-Fassung“ keinen Glauben, reagieren sie nun darauf – was besonders in der heutigen Zeit eine realistische Handlungsweise (in solch einer Situation) markiert. Obgleich bestimmte Fragen und Aspekte erneut nicht wirklich ausgelotet werden, wie warum die „Geister“ nach der Blindheit überhaupt so schnell als solche erkannt werden, hat man den Anpassungsprozess nun besser veranschaulicht: Die Schwierigkeit, einer solchen Bilderflut ausgesetzt zu sein, diese zu deuten, einzuordnen und obendrein noch mit den anderen Sinnen zu koordinieren, wird gut präsentiert (unweigerlich erhält sie keine Rücksicht mehr seitens ihrer Mitmenschen, muss Entfernungen abzuschätzen lernen etc), genauso wie dass sie trotz der Veränderung dennoch öfters in alte Verhaltensmuster zurückfällt (á la Überprüfen des Inhalts eines Glases beim Einschenken per Abtasten mit dem Finger, Lesen von Texten in Braille-Schrift oder Abfragen der Uhrzeit über eine Sprachfunktion). Die Auswirkungen vergleichbarer Operationen (allein in den USA ca. 30.000 pro Jahr) können gar zu gravierenden psychologischen Störungen führen – ein echt interessantes Themengebiet.
Jessica Alba („Awake“/„Into the Blue“) ist vieles – die Begriffe hübsch, sexy und charmant könnten einem da spontan einfallen – nur eine kompetente Schauspielerin ist sie beileibe nicht. Ihre „darstellerischen Leistungen“ haben schon so manch einem Projekt (teils schwer) geschadet, weshalb ich umso entsetzter war, als bekannt gegeben wurde, dass man ausgerechnet ihr die Hauptrolle zugesprochen hatte – und umso größer meine Überraschung bzw Zurkenntnisnahme beim Sichten, dass sie sich letzten Endes erstaunlich wacker schlägt! Das soll nun aber nicht heißen, ihre Performance wäre „gut“, denn dafür fehlt ihr noch immer die Fähigkeit, emotional komplexere Momente zu meistern – in diesem Fall ist sie allerdings fern von schlecht, in Grunde vollkommen annehmbar, hauptsächlich im Rahmen der Darbietung von Angst, Panik sowie Sydney´s Schwierigkeiten beim Arrangieren mit ihrer neuen Lage. Zu Jessica´s Gunsten schlägt auch die Gegebenheit zu Buche, dass ihre Co-Stars allesamt hinter ihren Möglichkeiten verbleiben. Als Dr.Faulkner, der in dieser Version nicht ganz so ein umfassend freundlicher Kerl ist, steht ihr Alessandro Nivola zur Seite (warum ist seine Karriere eigentlich nach „Face/Off“ und „Jurassic Park 3“ nicht durchgestartet?) – er verbleibt verwunderlich blass und hat zudem mit einigen echt üblen Dialogzeilen zu kämpfen. Richtig geärgert habe ich mich darüber, wie sträflich man Indie-Liebling Parker Posey („Fay Grim“/„Blade: Trinity“) als bestenfalls am Rande auftretende Helen verfeuert hat – die farblose Gestaltung der Figur bietet Parker keinerlei Chance, dem Part einen charakteristischen Stempel aufzudrücken. Aus meiner Sicht wäre es ernsthaft wünschenswert gewesen, sie an Alba´s Stelle zu besetzen – nur hätte das ja eine viel zu mutige Entscheidung seitens der Verantwortungsträger erfordert. Des Weiteren lassen sich noch andere gediegene Akteure innerhalb der Cast-Reihen erspähen, die ebenso allesamt wenig zu tun erhielten – unter anderem Rade Serbedzija („Shooter“/„Stigmata“), Rachel Ticotin („Con Air“/„Man on Fire“), Fernanda Romero („Pit Fighter“/„Carts“) sowie die junge und Genre-erfahrene Chloe Moretz („Room 6“/„Wicked Little Things“).
Jedem sollte klar sein, dass bei einem Werk wie „the Eye“ spezielle Faktoren (Logik, Realismus etc) bereits von Natur aus nicht gerade hohe Priorität genießen, weswegen man mit dem Film in dieser Hinsicht nicht allzu hart ins Gericht gehen sollte – schließlich ließe sich ja sonst gar mit dem Titel starten, da es offenkundlich um insgesamt zwei Augen geht und außerdem andere Sinne ebenfalls betroffen sind (Sydney reagiert auf die Visionen, hustet etwa aufgrund einer Qualmentwicklung, hört von ihnen ausgehende Geräusche und vermag mit ihnen zu kommunizieren sowie zu interagieren). Das Fundament der Story bildet die sogenannte „Cellular Memory“-Theorie, nach welcher Zellen eine Form von Informationen bzw Erinnerungen in sich tragen, die unter Umständen nach Transplantationen individuelle Merkmale des Spenders beim Empfänger zutage treten lassen können – zum Beispiel wenn ein konsequenter Nicht-Raucher die Leber eines Rauchers erhält und infolge dessen den unweigerlichen Drang nach Zigaretten verspürt. Wissenschaftliche Beweise dafür existieren bislang (noch) nicht, jedoch sind diverse Fälle bekannt, in denen dieses Phänomen allem Anschein nach auftrat. Das Drehbuch dieser Neuauflage lieferte Sebastian Gutierrez („Gothika“/„Snakes on a Plane“), der seinerseits gelegentlich ebenso als Regisseur tätig ist („Rise: Blood Hunter“/„She Creature“) – er hielt sich dabei eng an die asiatische Vorlage und adaptierte diese entsprechend der westlichen Publikumsgewohnheiten, was leider auf eine Vielzahl wenig subtiler Erklärungen hinausläuft, die (u.a.) in Gestalt eines einleitenden und ausklingenden Voiceovers sowie über die allgemein nicht sonderlich hochwertigen Dialoge vermittelt werden. Charakterentwicklung ist im Prinzip non-existent, einige Plot-Löcher sind nicht zu übersehen (etwa über welche Kanäle die Corneas wohl von Mexiko nach Los Angeles gelangten) – doch zum Glück entfaltet sich die gesamte Angelegenheit relativ stringent, also ohne zuviel Melodrama oder unnötige Schlenker entlang des Pfades. Der Eingriff findet gleich zu Beginn statt, die erste Hälfte bringt uns Sydney und die „Auswirkungen“ der Transplantate näher, bevor es in der zweiten dann ums Erforschen der Hintergründe geht. In jener Phase werden die vordergründigen Horror-Anteile spürbar zurückgefahren, die konkreten Inhalte erfahren mehr Zuwendung und muten besser ausgearbeitet an. Das südlich der Grenze spielende Schlussdrittel mündet am Ende in einem einigermaßen spektakulären, lose an „Final Destination“ erinnernden Showdown, der seinen Zweck erfüllt und den Übergang zu einem Punkt schafft, der (auf einer bestimmten Ebene) quasi einen Bogen zurück zum Anfang schlägt.
Der Hauptgrund für mich, mir dieses Remake im Kino anzusehen, war dass man das kreative wie talentierte französische Gespann David Moreau und Xavier Palud mit der Umsetzung betraut hatte. Meldungen über vom Editor und „Visual Consultant“ des Werks (Patrick Lussier: „Dracula 2000“/„White Noise 2“) durchgeführte Nachdrehs klangen natürlich nicht so optimal – und alles in allem kann man getrost sagen, dass diese Produktion viele Gemeinsamkeiten mit „the Messengers“ (2007) aufweist, dem einem ähnlichen Schicksal widerfahrenen Hollywood-Debüt der (eingangs erwähnten) Pang Brothers, inklusive der Qualität sowie des Grundgefühls und Unterhaltungsgrads. Eine persönliche Handschrift lässt sich kaum (mehr) erkennen, was gleichermaßen für irgendeine Art von Originalität und/oder cineastische Leidenschaft gilt. Ein intensiver Spannungsaufbau wird genauso wie eine creepy Atmosphäre den in den vergangenen Jahren üblichen „Scare Tactics“ untergeordnet bzw nahezu geopfert: Vieles wirkt vorhersehbar, der Zuschauer ist dem Geschehen meist ein kleines Stück weit voraus, die Musikuntermalung kündigt Kommendes stets unüberhörbar an, Jump Scares werden von besonders lauten Geräuschen verstärkt, einige Sequenzen entpuppen sich als Albträume – und so weiter und so fort. Unabhängig der Anwesen- und Beschaffenheit dieser Methoden haben die beiden Filmemacher die ganze Sache allerdings anhaltend fest im Griff: Optik und Effekte sind hochwertig, die Kreaturen, welche es offensichtlich nicht so gern haben, von den Lebenden gesehen zu werden, ähneln verdächtig jenen in „Pulse“ (2006), die Inszenierung ist durchweg straff – und darüber hinaus gibt es einige echt nette Set-Pieces, wie in einem Fahrstuhl, als Sydney auf der Straße eine unmittelbar zuvor im Zuge eines Unfalls getötete junge Frau trifft oder ein Blick in den Spiegel zu einer wichtigen Erkenntnis führt. Wäre der vorhandene Grad an Suspense ausgeprägter, hätte dieser wohl so manch eine Schwachstelle übertünchen können – so aber wird man als Zuschauer das Gefühl nicht los, dass viele Chancen, allen guten Ansätzen und Voraussetzungen zum Trotz, am Ende des Entstehungsprozesses ungenutzt verblieben sind…
Fazit: Diese fraglos fern von perfekte, dennoch passabel unterhaltsame 2008er Neuversion von „the Eye“ entpuppt sich als ein typisch amerikanisches, massentaugliches, solide umgesetztes sowie zeitgemäßes „PG-13“-Remake, welches in erster Linie an all diejenigen gerichtet ist, welche das Original bislang nicht kennen…
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freeman hechelt zum Jessiefilm ;-)
Seit ihrem fünften Lebensjahr ist Sydney aufgrund eines Unfalles mit Feuerwerkskörpern blind. Über die Jahre hat sie sich in ihrem Leben ohne Augenlicht eingerichtet. Eine Hornhauttransplantation im Teenageralter brachte kein wirklich greifbares Ergebnis, da Syds Körper die fremde Hornhaut abstieß. Doch nun ist es an der Zeit für einen neuen Versuch und scheinbar geht alles gut. Sydney gewinnt Tag für Tag ihre alte Sehkraft zurück. Doch leider fällt es ihr schwer, sich in diesem neuen Leben mit Augenlicht zurechtzufinden, zumal sie Erscheinungen hat, die sie glauben lassen, sie würde tote Menschen sehen können.
The Eye ist ein Remake des gleichnamigen asiatischen Gruslers aus der Kreativschmiede der Pang Brothers, die ihrem Erstling bereits einige Fortsetzungen folgen ließen. Diese gerieten auch über den asiatischen Kulturkreis hinaus zu veritablen Geheimtipps und ließen Hollywood aufhorchen. Die Amerikaner verpflichteten die beiden Franzosen David Moreau und Xavier Palud, die unlängst mit Them aufs Beklemmendste bewiesen hatten, dass sie sich auf guten atmosphärischen Horror verstehen und somit Adresse Nummer eins für ein Remake eines asiatischen Atmohorrorstreifens waren. Und im Großen und Ganzen können sie das in sie gesetzte Vertrauen durchaus bestätigen.
Der Hauptgrund dafür ist, dass sie einen Film erschaffen, der für ein westliches Publikum deutlich zugänglicher daherkommt, als das teils doch etwas kryptische Original. Gleichzeitig erweisen sie der Vorlage ausreichend Respekt und verwässern es nicht zu sehr bzw. stimmen es nicht zu sehr auf amerikanische Sehgewohnheiten ab. Dabei übernehmen sie manche Szenen des Originals fast 1:1 und verändern das Figureninterieur so gut wie gar nicht. So übernehmen sie zugleich einen großen Teil der Stärken des Originals und versuchen so manche Schwäche zu umgehen. Dabei drücken sie vor allem mehr aufs Tempo als die Pang Brothers, die vor allem im Mittelteil ihres Streifens einige sehr gemächliche Phasen eingebaut hatten. Die Folge ist, dass die Neuinterpretation des Stoffes griffiger und stringenter daherkommt. Doch ist sie auch wirklich besser?
Dies liegt wie so oft im Auge des Betrachters. Das erhöhte Erzähltempo ist aber definitiv genauso ein großer Vorteil wie die deutlich plausibler aufgezogene Geschichte, die zwar mittels etwas ungelenken Offkommentars fast schon tot erklärt wird, aber in sich recht schlüssig ist. Problematisch wird es bei so manch grandioser Schockszene des Originals. The Eye der Pang Brothers hatte Szenen, die unglaublich lange nachhallten. Vor allem die Szene in dem Fahrstuhl, mit dem auf die Hauptfigur zuschwebenden Geist, blieb mir persönlich jahrelang als wohlig schauerndes Filmerlebnis in Erinnerung. Eine derartige Gänsehaut hatte ich lange nicht. Doch in der Neuauflage, die einige dieser Schocks eben szenengenau wiederholt, funktionieren manche Schockeinlagen gar nicht. Gerade die Fahrstuhlszene verpufft geradezu vor dem Auge des Zuschauers. Hier funktioniert gar nichts! Der sonst so brachiale Score von Marco Beltrami lärmt die Szene zu Tode und die Regisseure wählen einfach komplett falsche Perspektiven zum Umsetzen dieser Einlage. Auch ist die Szene viel zu schnell vorbei.
Glücklicherweise geschehen den beiden Franzosen derartige Fauxpas nur selten und immer wenn es ihnen gelingt, Szenen zu lancieren, die sich eben nicht über Tonspurlärm ins Gedächtnis des Zuschauers einhämmern wollen, punkten sie auf ganzer Linie! So beispielsweise in den subtilen Szenen, in denen Sydney feststellt, dass mit ihrem Spiegelbild etwas nicht stimmt. Auch ist die Erklärung der Geschichte um die mexikanische Spenderin der Hornhäute deutlich schlüssiger und im Gesamtkontext sinniger als im Original. Obendrein wird auch diese Szenenfolge deutlich geradliniger und temporeicher umgesetzt als im Original, wo es mit der Ankunft in Thailand schon einen ordentlichen Spannungseinbruch zu verzeichnen gab. Folglich gibt es in der Neuauflage von The Eye viele Szenen, die dem Original unterliegen, aber es gibt eben auch viele Momente, in denen das Remake definitiv zu punkten versteht.
Das Ende unterstreicht diesen Eindruck am Besten. Im Original wirkt der Showdown einfach seltsam willkürlich und vom Film losgelöst. Als hätte jemand bemerkt, dass der Film mit 75 Minuten zu kurz ist und man noch Geld über hatte, für eine große Szene. Und die gibt es dann auch. Eine gigantische, überwältigend apokalyptische Szene, die neben aller Brutalität und Brachialität etwas Wunderschönes innehat. In der Neuauflage gibt es auch ein gigantisches Ende. Doch es funktioniert gänzlich anders. Denn im Vergleich zum Original ist es absolut stringent in die Handlung eingebettet und mittels diverser Erklärungen absolut „logisch“ - um nicht zu sagen zwingend - in die Story integriert. Leider ist es hier aber nicht mehr apokalyptisch, sondern viel zu sehr in Richtung Happy End bugsiert. Denkt man Vor- und Nachteile beider Enden einfach weiter, ergibt sich, dass die Schnittmenge aus beiden Filmen vermutlich genau der Überfilm wäre, den man nun bei beiden Filmen im Einzelnen nicht bekommt. Denn der neue Film The Eye negiert manche Schwäche des Originals, macht genau dasselbe aber auch mit mancher Stärke.
Zumindest auf technischer Basis sind beide Filme absolut ebenbürtig. Edel und stylisch wird das Remake umgesetzt. Die Regisseure David Moreau und Xavier Palud versuchen gar nicht erst, die einzigartigen Bilderwelten der Pang Brothers zu imitieren, sondern setzen auf ihren eigenen Stil. Dieser biedert sich gar nicht erst an das amerikanische Publikum an, sondern versucht durchaus auch europäische Elemente in den Film einfließen zu lassen. Die Folge sind farbsatte, intelligent durchkomponierte Bilder, die durch wenige, sinnvoll eingesetzte CGIs bereichert werden und vor allem extrem gewitzt mit Unschärfeeffekten arbeiten, um die Sichtweise von Sydney nachvollziehbar zu machen. Auch so manch edle Kamerafahrt verirrte sich in The Eye. Im Mexikoteil schaltet man dann leider in den Klischeepart und packt einfach nur einen dicken Braunfilter auf die Bilder. Hier hätten sie vielleicht mal etwas anderes probieren sollen. Witzigerweise setzten auch die Pang Brothers den zum Mexikoteil des Remakes analogen Thailand Teil ihres Streifens mit dicken Braunfiltern um. Musikalisch unterliegt dann das Remake. Marco Beltrami zimmerte für das Remake zwar einen wirklich fetten Horrorscore zusammen, dennoch unterliegt er dem Original, das hier mit deutlich subtileren Einlagen punktete, deutlich.
Schauspielerisch nehmen sich beide Streifen nicht viel. Jessica Alba macht, was Lee Sin-Je im Original machte: Sie sieht einfach toll aus. Schauspielern muss sie eigentlich nicht. Darstellerisch punktet sie dabei wie ihre Vorgängerin vor allem in den Momenten, in denen sie ihr Leben neu organisieren muss und die Welt um sich herum neu entdeckt. Auch die horrorlastigen Parts gehen Jessica gut von der Hand. Einzig die gefühligeren Momente wirken noch immer ein wenig steif. Aber hey ... das wird schon noch ;-). Alessandro Nivola (I Want You) leidet darunter, dass seine Rolle als Arzt der Hauptfigur im Vergleich zum Original deutlich verkleinert wurde. So findet er niemals richtig in den Film hinein und mutet recht blass an. Dasselbe gilt für Parker Posey, bei der ich den Eindruck hatte, ihre Rolle als Schwester der Hauptfigur sei im Vergleich zum Original ausgeweitet wurden, was aber auch daran liegen mag, dass ich die gute Frau wirklich überhaupt nicht mag.
Das Ergebnis ist ein Streifen, der nahe legt, Remakes asiatischer Streifen lieber in europäische Hände zu legen, denn sie von Amerikanern überinszenieren zu lassen. David Moreau und Xavier Palud retten viele Pluspunkte des Originals fast 1:1 in ihr Remake hinüber und schaffen es sogar, so manche Schwäche des Originals zu negieren. Doch wie bereits aufgedröselt, bauen die beiden Franzosen ihrerseits durchaus auch neue Schwächen in den Streifen ein und verlieren vor allem in letzter Konsequenz in ihrem zu harmlosen Finale deutlich gegenüber dem Vorbild … In der Summe seiner Teile wiegen wie bereits im asiatischen Original die Stärken die Schwächen des Streifens auf und lässt The Eye einen nett unterhaltenen Zuschauer zurück … Nicht auszudenken, was The Eye für ein Film sein könnte, wenn er die Pluspunkte der Pang Brothers mit denen der beiden Franzosen vereinen könnte …
In diesem Sinne
freeman
Originaltitel: the Eye
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2008
Regie: David Moreau & Xavier Palud
Darsteller: Jessica Alba, Alessandro Nivola, Parker Posey, Rade Serbedzija, Fernanda Romero, R.Ticotin, C.Moretz, ...
Trailer:
http://www.imdb.com/title/tt0406759/trailers
David Moreau´s und Xavier Palud´s „the Eye“ (2008) ist ein amerikanisches Remake des (auf internationaler Ebene) gleichnamigen asiatischen Horror-Thrillers der Gebrüder Danny und Oxide Pang, welcher 2002 entstand, auch unter den Titeln „Gin Gwai“ und „Jian Gui“ bekannt ist sowie an sich bereits mehrere Sequels und gar eine indische Neuversion („Naina“, 2005) hervorgebracht hat. Betrachtet man das Original – ein stylischer, erfolgreicher, nichtsdestotrotz mit einigen auffälligen Schwachstellen behafteter Streifen, der mich persönlich recht gut zu unterhalten vermochte – wird einem schnell klar, dass es sich aufgrund seiner ganzen Beschaffenheit hervorragend dafür eignet(e), von Hollywood neu aufgelegt zu werden. Bereits kurz nachdem sich Gore Verbinski´s „the Ring“ (2002) als ein lukrativer Hit entpuppte, kündigte „Paramount“ das entsprechende Vorhaben an – nur zog sich die konkrete Umsetzung des Projekts dann erst einmal relativ lange hin, bis es nun letztendlich von „Lionsgate“ und „Paramount Vantage“ realisiert wurde. Unabhängig einiger (berechtigter) Gründe zur Sorge, wie das angestrebte „PG-13“-Rating, vom Studio angeordnete Re-Shoots oder die Verpflichtung der nicht gerade für ihr mimisches Talent bekannten Jessica Alba als Hauptdarstellerin, kam am Ende dennoch ein solider Film dabei heraus, der sich (inhaltlich wie inszenatorisch) nicht sehr weit von seiner fernöstlichen Vorlage abgrenzt, was aber leider ebenso diverse Verfehlungen und verschenkte Möglichkeiten mit einschließt…
Seit es in ihrem fünften Lebensjahr zu einem Unfall kam, als sie und ihre ältere Schwester Helen auf leichtsinnige Weise mit Feuerwerkskörpern spielten, ist Sydney Wells infolge erlittener Cornea-Verletzungen blind. Im Alter von 12 scheiterte eine erste Operation zur Wiederherstellung ihres Augenlichts, und so musste sie die Jahre seither in jenem beeinträchtigten Zustand verbringen, mit dem sie sich allerdings im Laufe der Zeit hervorragend zu arrangieren lernte. Inzwischen zu einer attraktiven, netten und charakterstarken jungen Frau (Jessica Alba) herangewachsen, nimmt sie die Welt um sich herum umso stärker über ihre anderen Sinne wahr und ist darüber hinaus sogar zu einer angesehenen Konzertviolistin avanciert, die unter der Leitung ihres Mentors (Rade Serbedzija) unmittelbar vor ihrem umfassenden Durchbruch als Symphonikerin steht. Beständige Fortschritte auf dem betreffenden medizinischen Sektor haben die Chancen einer aussichtsreichen Augenhaut-Transplantation derweil jedoch deutlich erhöht, und so lässt sich Sydney irgendwann auf eine solche ein – nicht bloß weil sie weiß, dass sich Helen (Parker Posey) noch immer die belastende Schuld für den Vorfall damals gibt…
Die von Dr.Haskins (Obba Babatunde) durchgeführte OP scheint ein voller Erfolg zu sein – es treten keine Anzeichen auf, dass das neue bzw fremde Gewebe von ihrem Körper nicht angenommen wird. Eingangs kann sie nach dem Entfernen der Verbände alles um sich herum zwar nur verschwommen sehen (was aber normal ist, wie man ihr sagt), doch ein großer Schritt ist vollbracht – und um die ganzen neuen Impressionen, die jetzt auf sie einprasseln, besser verarbeiten zu können, steht ihr fortan der Therapeut Paul Faulkner (Alessandro Nivola) zur Seite, welcher ein Spezialist darin ist, Leute in derartigen Situationen an ihre Umwelt heranzuführen, sie also u.a. beim visuellen Selektieren zu unterstützen. Es dauert allerdings nicht lange, da beginnen sie merkwürdige wie schreckliche Visionen heimzusuchen – schemenhafte Gestalten bewegen sich durch ihr Blickfeld, ihr Appartement verändert sich (von der Struktur her) regelmäßig nachts, sie sieht Personen, die eigentlich nicht mehr unter den Lebenden verweilen, Kreaturen, welche sich in deren Umfeld aufhalten, sowie Bilder von in Flammen umkommenden Menschen an unterschiedlichen Orten. Während Paul und Helen davon ausgehen, dass es sich dabei um eine aus den vielen neuen Stimuli resultierende Überfrachtung handelt, begibt sich Sydney indessen aktiv daran, herauszufinden, was eigentlich mit dem Spender, einer jungen Mexikanerin (Fernanda Romero), geschah, um so eventuell Antworten aufzutun. Nachdem Paul erkennen muss, dass die Auswirkungen der anscheinend intensiver werdenden Eindrücke sie selbst wohl zunehmend in Gefahr bringen, willigt er ein, zwecks Recherchen mit ihr die südliche Grenze zu passieren – nur ist das, was sie dort herausfinden, weder beruhigender noch angenehmer Art…
„the Eye“ eröffnet in Form eines netten kleinen Prologs, in dessen Verlauf eine Frau offenbar von einigen sie als „Bruja“ (Hexe) beschimpfenden Kindern in den Selbstmord getrieben wird – Momente, die mich (positiv) an „Ils“ (aka „Them“) erinnerten, seines Zeichens ja das vortreffliche Werk, mit dem die Regisseure 2006 gemeinsam debütierten und umgehend internationale Aufmerksamkeit erlangten. Ähnliche Anspielungen oder gar Tribute (gen „Gin Gwai“) lassen sich in vielerlei Bereichen ausmachen, und es ist schön zu sehen, dass die Verantwortlichen demgemäß nie die Absicht hatten, die Existenz der Vorgängerproduktion(en) in irgendeiner Weise zu verschweigen bzw unter den Teppich zu kehren – im Gegenteil, denn in den Credits wird ausführlich darauf hingewiesen. Ferner sind einige wichtige Nebenfiguren asiatischer Herkunft und eine zentrale Szene wurde bewusst in einem chinesischen Restaurant angesiedelt. Sowieso ist der Film eher ein klassisches „Remake“ statt eines modernen (also verhältnismäßig losen) „Re-Imaginings“, denn diverse Einstellungen wurden nur minimal variiert – was meiner Meinung nach absolut okay ist, da viele Zuschauer das Original mit Sicherheit nicht kennen dürften. Veränderungen sind in erster Linie hinsichtlich der Einbettung in den jeweiligen kulturellen Kontext evident – zum Beispiel wohnt Sydney vorliegend (natürlich) alleine, statt noch bei ihren Eltern, und die „Begleiter ins Jenseits“ werden hier nicht weiter mit spezifischen religiösen Hintergründen versehen. In beiden Fällen arbeitet die Story auf ein großes, explosives Finale hin, das in diesem Anlauf zwar (leider) weniger niederschmetternd ausfällt, dafür hingegen vorteilhafter in den darauf hinführenden Kontext eingearbeitet wurde. Schenkten die Leute auf dem fraglichen Straßenabschnitt den dringlichen Warnungsrufen der Hauptprotagonistin in der „Pang-Fassung“ keinen Glauben, reagieren sie nun darauf – was besonders in der heutigen Zeit eine realistische Handlungsweise (in solch einer Situation) markiert. Obgleich bestimmte Fragen und Aspekte erneut nicht wirklich ausgelotet werden, wie warum die „Geister“ nach der Blindheit überhaupt so schnell als solche erkannt werden, hat man den Anpassungsprozess nun besser veranschaulicht: Die Schwierigkeit, einer solchen Bilderflut ausgesetzt zu sein, diese zu deuten, einzuordnen und obendrein noch mit den anderen Sinnen zu koordinieren, wird gut präsentiert (unweigerlich erhält sie keine Rücksicht mehr seitens ihrer Mitmenschen, muss Entfernungen abzuschätzen lernen etc), genauso wie dass sie trotz der Veränderung dennoch öfters in alte Verhaltensmuster zurückfällt (á la Überprüfen des Inhalts eines Glases beim Einschenken per Abtasten mit dem Finger, Lesen von Texten in Braille-Schrift oder Abfragen der Uhrzeit über eine Sprachfunktion). Die Auswirkungen vergleichbarer Operationen (allein in den USA ca. 30.000 pro Jahr) können gar zu gravierenden psychologischen Störungen führen – ein echt interessantes Themengebiet.
Jessica Alba („Awake“/„Into the Blue“) ist vieles – die Begriffe hübsch, sexy und charmant könnten einem da spontan einfallen – nur eine kompetente Schauspielerin ist sie beileibe nicht. Ihre „darstellerischen Leistungen“ haben schon so manch einem Projekt (teils schwer) geschadet, weshalb ich umso entsetzter war, als bekannt gegeben wurde, dass man ausgerechnet ihr die Hauptrolle zugesprochen hatte – und umso größer meine Überraschung bzw Zurkenntnisnahme beim Sichten, dass sie sich letzten Endes erstaunlich wacker schlägt! Das soll nun aber nicht heißen, ihre Performance wäre „gut“, denn dafür fehlt ihr noch immer die Fähigkeit, emotional komplexere Momente zu meistern – in diesem Fall ist sie allerdings fern von schlecht, in Grunde vollkommen annehmbar, hauptsächlich im Rahmen der Darbietung von Angst, Panik sowie Sydney´s Schwierigkeiten beim Arrangieren mit ihrer neuen Lage. Zu Jessica´s Gunsten schlägt auch die Gegebenheit zu Buche, dass ihre Co-Stars allesamt hinter ihren Möglichkeiten verbleiben. Als Dr.Faulkner, der in dieser Version nicht ganz so ein umfassend freundlicher Kerl ist, steht ihr Alessandro Nivola zur Seite (warum ist seine Karriere eigentlich nach „Face/Off“ und „Jurassic Park 3“ nicht durchgestartet?) – er verbleibt verwunderlich blass und hat zudem mit einigen echt üblen Dialogzeilen zu kämpfen. Richtig geärgert habe ich mich darüber, wie sträflich man Indie-Liebling Parker Posey („Fay Grim“/„Blade: Trinity“) als bestenfalls am Rande auftretende Helen verfeuert hat – die farblose Gestaltung der Figur bietet Parker keinerlei Chance, dem Part einen charakteristischen Stempel aufzudrücken. Aus meiner Sicht wäre es ernsthaft wünschenswert gewesen, sie an Alba´s Stelle zu besetzen – nur hätte das ja eine viel zu mutige Entscheidung seitens der Verantwortungsträger erfordert. Des Weiteren lassen sich noch andere gediegene Akteure innerhalb der Cast-Reihen erspähen, die ebenso allesamt wenig zu tun erhielten – unter anderem Rade Serbedzija („Shooter“/„Stigmata“), Rachel Ticotin („Con Air“/„Man on Fire“), Fernanda Romero („Pit Fighter“/„Carts“) sowie die junge und Genre-erfahrene Chloe Moretz („Room 6“/„Wicked Little Things“).
Jedem sollte klar sein, dass bei einem Werk wie „the Eye“ spezielle Faktoren (Logik, Realismus etc) bereits von Natur aus nicht gerade hohe Priorität genießen, weswegen man mit dem Film in dieser Hinsicht nicht allzu hart ins Gericht gehen sollte – schließlich ließe sich ja sonst gar mit dem Titel starten, da es offenkundlich um insgesamt zwei Augen geht und außerdem andere Sinne ebenfalls betroffen sind (Sydney reagiert auf die Visionen, hustet etwa aufgrund einer Qualmentwicklung, hört von ihnen ausgehende Geräusche und vermag mit ihnen zu kommunizieren sowie zu interagieren). Das Fundament der Story bildet die sogenannte „Cellular Memory“-Theorie, nach welcher Zellen eine Form von Informationen bzw Erinnerungen in sich tragen, die unter Umständen nach Transplantationen individuelle Merkmale des Spenders beim Empfänger zutage treten lassen können – zum Beispiel wenn ein konsequenter Nicht-Raucher die Leber eines Rauchers erhält und infolge dessen den unweigerlichen Drang nach Zigaretten verspürt. Wissenschaftliche Beweise dafür existieren bislang (noch) nicht, jedoch sind diverse Fälle bekannt, in denen dieses Phänomen allem Anschein nach auftrat. Das Drehbuch dieser Neuauflage lieferte Sebastian Gutierrez („Gothika“/„Snakes on a Plane“), der seinerseits gelegentlich ebenso als Regisseur tätig ist („Rise: Blood Hunter“/„She Creature“) – er hielt sich dabei eng an die asiatische Vorlage und adaptierte diese entsprechend der westlichen Publikumsgewohnheiten, was leider auf eine Vielzahl wenig subtiler Erklärungen hinausläuft, die (u.a.) in Gestalt eines einleitenden und ausklingenden Voiceovers sowie über die allgemein nicht sonderlich hochwertigen Dialoge vermittelt werden. Charakterentwicklung ist im Prinzip non-existent, einige Plot-Löcher sind nicht zu übersehen (etwa über welche Kanäle die Corneas wohl von Mexiko nach Los Angeles gelangten) – doch zum Glück entfaltet sich die gesamte Angelegenheit relativ stringent, also ohne zuviel Melodrama oder unnötige Schlenker entlang des Pfades. Der Eingriff findet gleich zu Beginn statt, die erste Hälfte bringt uns Sydney und die „Auswirkungen“ der Transplantate näher, bevor es in der zweiten dann ums Erforschen der Hintergründe geht. In jener Phase werden die vordergründigen Horror-Anteile spürbar zurückgefahren, die konkreten Inhalte erfahren mehr Zuwendung und muten besser ausgearbeitet an. Das südlich der Grenze spielende Schlussdrittel mündet am Ende in einem einigermaßen spektakulären, lose an „Final Destination“ erinnernden Showdown, der seinen Zweck erfüllt und den Übergang zu einem Punkt schafft, der (auf einer bestimmten Ebene) quasi einen Bogen zurück zum Anfang schlägt.
Der Hauptgrund für mich, mir dieses Remake im Kino anzusehen, war dass man das kreative wie talentierte französische Gespann David Moreau und Xavier Palud mit der Umsetzung betraut hatte. Meldungen über vom Editor und „Visual Consultant“ des Werks (Patrick Lussier: „Dracula 2000“/„White Noise 2“) durchgeführte Nachdrehs klangen natürlich nicht so optimal – und alles in allem kann man getrost sagen, dass diese Produktion viele Gemeinsamkeiten mit „the Messengers“ (2007) aufweist, dem einem ähnlichen Schicksal widerfahrenen Hollywood-Debüt der (eingangs erwähnten) Pang Brothers, inklusive der Qualität sowie des Grundgefühls und Unterhaltungsgrads. Eine persönliche Handschrift lässt sich kaum (mehr) erkennen, was gleichermaßen für irgendeine Art von Originalität und/oder cineastische Leidenschaft gilt. Ein intensiver Spannungsaufbau wird genauso wie eine creepy Atmosphäre den in den vergangenen Jahren üblichen „Scare Tactics“ untergeordnet bzw nahezu geopfert: Vieles wirkt vorhersehbar, der Zuschauer ist dem Geschehen meist ein kleines Stück weit voraus, die Musikuntermalung kündigt Kommendes stets unüberhörbar an, Jump Scares werden von besonders lauten Geräuschen verstärkt, einige Sequenzen entpuppen sich als Albträume – und so weiter und so fort. Unabhängig der Anwesen- und Beschaffenheit dieser Methoden haben die beiden Filmemacher die ganze Sache allerdings anhaltend fest im Griff: Optik und Effekte sind hochwertig, die Kreaturen, welche es offensichtlich nicht so gern haben, von den Lebenden gesehen zu werden, ähneln verdächtig jenen in „Pulse“ (2006), die Inszenierung ist durchweg straff – und darüber hinaus gibt es einige echt nette Set-Pieces, wie in einem Fahrstuhl, als Sydney auf der Straße eine unmittelbar zuvor im Zuge eines Unfalls getötete junge Frau trifft oder ein Blick in den Spiegel zu einer wichtigen Erkenntnis führt. Wäre der vorhandene Grad an Suspense ausgeprägter, hätte dieser wohl so manch eine Schwachstelle übertünchen können – so aber wird man als Zuschauer das Gefühl nicht los, dass viele Chancen, allen guten Ansätzen und Voraussetzungen zum Trotz, am Ende des Entstehungsprozesses ungenutzt verblieben sind…
Fazit: Diese fraglos fern von perfekte, dennoch passabel unterhaltsame 2008er Neuversion von „the Eye“ entpuppt sich als ein typisch amerikanisches, massentaugliches, solide umgesetztes sowie zeitgemäßes „PG-13“-Remake, welches in erster Linie an all diejenigen gerichtet ist, welche das Original bislang nicht kennen…
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freeman hechelt zum Jessiefilm ;-)
Seit ihrem fünften Lebensjahr ist Sydney aufgrund eines Unfalles mit Feuerwerkskörpern blind. Über die Jahre hat sie sich in ihrem Leben ohne Augenlicht eingerichtet. Eine Hornhauttransplantation im Teenageralter brachte kein wirklich greifbares Ergebnis, da Syds Körper die fremde Hornhaut abstieß. Doch nun ist es an der Zeit für einen neuen Versuch und scheinbar geht alles gut. Sydney gewinnt Tag für Tag ihre alte Sehkraft zurück. Doch leider fällt es ihr schwer, sich in diesem neuen Leben mit Augenlicht zurechtzufinden, zumal sie Erscheinungen hat, die sie glauben lassen, sie würde tote Menschen sehen können.
The Eye ist ein Remake des gleichnamigen asiatischen Gruslers aus der Kreativschmiede der Pang Brothers, die ihrem Erstling bereits einige Fortsetzungen folgen ließen. Diese gerieten auch über den asiatischen Kulturkreis hinaus zu veritablen Geheimtipps und ließen Hollywood aufhorchen. Die Amerikaner verpflichteten die beiden Franzosen David Moreau und Xavier Palud, die unlängst mit Them aufs Beklemmendste bewiesen hatten, dass sie sich auf guten atmosphärischen Horror verstehen und somit Adresse Nummer eins für ein Remake eines asiatischen Atmohorrorstreifens waren. Und im Großen und Ganzen können sie das in sie gesetzte Vertrauen durchaus bestätigen.
Der Hauptgrund dafür ist, dass sie einen Film erschaffen, der für ein westliches Publikum deutlich zugänglicher daherkommt, als das teils doch etwas kryptische Original. Gleichzeitig erweisen sie der Vorlage ausreichend Respekt und verwässern es nicht zu sehr bzw. stimmen es nicht zu sehr auf amerikanische Sehgewohnheiten ab. Dabei übernehmen sie manche Szenen des Originals fast 1:1 und verändern das Figureninterieur so gut wie gar nicht. So übernehmen sie zugleich einen großen Teil der Stärken des Originals und versuchen so manche Schwäche zu umgehen. Dabei drücken sie vor allem mehr aufs Tempo als die Pang Brothers, die vor allem im Mittelteil ihres Streifens einige sehr gemächliche Phasen eingebaut hatten. Die Folge ist, dass die Neuinterpretation des Stoffes griffiger und stringenter daherkommt. Doch ist sie auch wirklich besser?
Dies liegt wie so oft im Auge des Betrachters. Das erhöhte Erzähltempo ist aber definitiv genauso ein großer Vorteil wie die deutlich plausibler aufgezogene Geschichte, die zwar mittels etwas ungelenken Offkommentars fast schon tot erklärt wird, aber in sich recht schlüssig ist. Problematisch wird es bei so manch grandioser Schockszene des Originals. The Eye der Pang Brothers hatte Szenen, die unglaublich lange nachhallten. Vor allem die Szene in dem Fahrstuhl, mit dem auf die Hauptfigur zuschwebenden Geist, blieb mir persönlich jahrelang als wohlig schauerndes Filmerlebnis in Erinnerung. Eine derartige Gänsehaut hatte ich lange nicht. Doch in der Neuauflage, die einige dieser Schocks eben szenengenau wiederholt, funktionieren manche Schockeinlagen gar nicht. Gerade die Fahrstuhlszene verpufft geradezu vor dem Auge des Zuschauers. Hier funktioniert gar nichts! Der sonst so brachiale Score von Marco Beltrami lärmt die Szene zu Tode und die Regisseure wählen einfach komplett falsche Perspektiven zum Umsetzen dieser Einlage. Auch ist die Szene viel zu schnell vorbei.
Glücklicherweise geschehen den beiden Franzosen derartige Fauxpas nur selten und immer wenn es ihnen gelingt, Szenen zu lancieren, die sich eben nicht über Tonspurlärm ins Gedächtnis des Zuschauers einhämmern wollen, punkten sie auf ganzer Linie! So beispielsweise in den subtilen Szenen, in denen Sydney feststellt, dass mit ihrem Spiegelbild etwas nicht stimmt. Auch ist die Erklärung der Geschichte um die mexikanische Spenderin der Hornhäute deutlich schlüssiger und im Gesamtkontext sinniger als im Original. Obendrein wird auch diese Szenenfolge deutlich geradliniger und temporeicher umgesetzt als im Original, wo es mit der Ankunft in Thailand schon einen ordentlichen Spannungseinbruch zu verzeichnen gab. Folglich gibt es in der Neuauflage von The Eye viele Szenen, die dem Original unterliegen, aber es gibt eben auch viele Momente, in denen das Remake definitiv zu punkten versteht.
Das Ende unterstreicht diesen Eindruck am Besten. Im Original wirkt der Showdown einfach seltsam willkürlich und vom Film losgelöst. Als hätte jemand bemerkt, dass der Film mit 75 Minuten zu kurz ist und man noch Geld über hatte, für eine große Szene. Und die gibt es dann auch. Eine gigantische, überwältigend apokalyptische Szene, die neben aller Brutalität und Brachialität etwas Wunderschönes innehat. In der Neuauflage gibt es auch ein gigantisches Ende. Doch es funktioniert gänzlich anders. Denn im Vergleich zum Original ist es absolut stringent in die Handlung eingebettet und mittels diverser Erklärungen absolut „logisch“ - um nicht zu sagen zwingend - in die Story integriert. Leider ist es hier aber nicht mehr apokalyptisch, sondern viel zu sehr in Richtung Happy End bugsiert. Denkt man Vor- und Nachteile beider Enden einfach weiter, ergibt sich, dass die Schnittmenge aus beiden Filmen vermutlich genau der Überfilm wäre, den man nun bei beiden Filmen im Einzelnen nicht bekommt. Denn der neue Film The Eye negiert manche Schwäche des Originals, macht genau dasselbe aber auch mit mancher Stärke.
Zumindest auf technischer Basis sind beide Filme absolut ebenbürtig. Edel und stylisch wird das Remake umgesetzt. Die Regisseure David Moreau und Xavier Palud versuchen gar nicht erst, die einzigartigen Bilderwelten der Pang Brothers zu imitieren, sondern setzen auf ihren eigenen Stil. Dieser biedert sich gar nicht erst an das amerikanische Publikum an, sondern versucht durchaus auch europäische Elemente in den Film einfließen zu lassen. Die Folge sind farbsatte, intelligent durchkomponierte Bilder, die durch wenige, sinnvoll eingesetzte CGIs bereichert werden und vor allem extrem gewitzt mit Unschärfeeffekten arbeiten, um die Sichtweise von Sydney nachvollziehbar zu machen. Auch so manch edle Kamerafahrt verirrte sich in The Eye. Im Mexikoteil schaltet man dann leider in den Klischeepart und packt einfach nur einen dicken Braunfilter auf die Bilder. Hier hätten sie vielleicht mal etwas anderes probieren sollen. Witzigerweise setzten auch die Pang Brothers den zum Mexikoteil des Remakes analogen Thailand Teil ihres Streifens mit dicken Braunfiltern um. Musikalisch unterliegt dann das Remake. Marco Beltrami zimmerte für das Remake zwar einen wirklich fetten Horrorscore zusammen, dennoch unterliegt er dem Original, das hier mit deutlich subtileren Einlagen punktete, deutlich.
Schauspielerisch nehmen sich beide Streifen nicht viel. Jessica Alba macht, was Lee Sin-Je im Original machte: Sie sieht einfach toll aus. Schauspielern muss sie eigentlich nicht. Darstellerisch punktet sie dabei wie ihre Vorgängerin vor allem in den Momenten, in denen sie ihr Leben neu organisieren muss und die Welt um sich herum neu entdeckt. Auch die horrorlastigen Parts gehen Jessica gut von der Hand. Einzig die gefühligeren Momente wirken noch immer ein wenig steif. Aber hey ... das wird schon noch ;-). Alessandro Nivola (I Want You) leidet darunter, dass seine Rolle als Arzt der Hauptfigur im Vergleich zum Original deutlich verkleinert wurde. So findet er niemals richtig in den Film hinein und mutet recht blass an. Dasselbe gilt für Parker Posey, bei der ich den Eindruck hatte, ihre Rolle als Schwester der Hauptfigur sei im Vergleich zum Original ausgeweitet wurden, was aber auch daran liegen mag, dass ich die gute Frau wirklich überhaupt nicht mag.
Das Ergebnis ist ein Streifen, der nahe legt, Remakes asiatischer Streifen lieber in europäische Hände zu legen, denn sie von Amerikanern überinszenieren zu lassen. David Moreau und Xavier Palud retten viele Pluspunkte des Originals fast 1:1 in ihr Remake hinüber und schaffen es sogar, so manche Schwäche des Originals zu negieren. Doch wie bereits aufgedröselt, bauen die beiden Franzosen ihrerseits durchaus auch neue Schwächen in den Streifen ein und verlieren vor allem in letzter Konsequenz in ihrem zu harmlosen Finale deutlich gegenüber dem Vorbild … In der Summe seiner Teile wiegen wie bereits im asiatischen Original die Stärken die Schwächen des Streifens auf und lässt The Eye einen nett unterhaltenen Zuschauer zurück … Nicht auszudenken, was The Eye für ein Film sein könnte, wenn er die Pluspunkte der Pang Brothers mit denen der beiden Franzosen vereinen könnte …
In diesem Sinne
freeman
Feines Review zum Remake, das freilich dank Jessie Pflicht pour Moi ist. Zu den Originalen kann ich vermelden, dass ich die eins bis zum apokalyptischen Ende sehr mochte. Das Ende selber will einfach nicht so recht zum Film passen. Allerdings legte sich dieser Eindruck mit zunehmender Zahl der Sichtungen. Teil II fand ich dagegen sehr gelungen. Deutlich besser als die Eins und auch irgendwie insgesamt viel stimmiger. Den ganzen Rest kenn ich leider noch net ...
In diesem Sinne:
freeman
In diesem Sinne:
freeman
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