Originaltitel: China O’Brien
Herstellungsland: USA
Produktionsjahr: 1990
Regie: Robert Clouse
Darsteller: Cynthia Rothrock, Richard Norton, Keith Cooke, David Blackwell u.a.
China O’Brien (Cynthia Rothrock) ist eine ehrgeizige Polizistin in einer amerikanischen Großstadt. In ihrer Freizeit (oder auch Dienstzeit, das wurde nicht klar) gibt sie Kurse in fernöstlichen Kampfsportarten. Eines Tages fragt sie ein Schwarzer aus ihrer Gruppe, was China wirklich auf dem Kasten hat und ob einem dieser „Kung-Fu-Scheiß“ im wirklichen Leben überhaupt was bringt. Er fordert China auf, ihr Können unter Beweis zu stellen und macht am späten Abend einen Treffpunkt in einer verrufenen Gegend aus. China ist zuerst da und sieht sich plötzlich mehreren Angreifern gegenüber. Als der Schwarze erscheint, warnt er sie, dass dies ein echter Kampf ist und irgendein Typ hält ihm eine Waffe an den Kopf. China erschießt den Typen.
Das macht ihr so zu schaffen, dass sie den Polizeidienst quittiert und sich schwört, nie wieder eine Waffe in die Hand zu nehmen, auch, wenn es nur Notwehr war. Sie beschließt, in ihre Heimatstadt zurückzukehren, eine typische US-Kleinstadt im Westen des Landes, wo ihr Vater schon ewig als Sheriff arbeitet. Was sie anfangs nur ahnt, wird schon bald Gewissheit. Das Klima in der Stadt hat sich zum Negativen entwickelt. Große Teile der Stadt und der Wirtschaftseinrichtungen befinden sich in der Hand des örtlichen Kriminellen Sommers. Davon weiß auch Chinas Jugendfreund Matt (Richard Norton) einiges zu berichten. Chinas Vater macht die Kriminalität natürlich auch zu schaffen, zumal es früher kaum Kriminalität in der Stadt gab und Sommers alle wichtigen Leute (Richter, Firmenbosse, Polizisten) geschmiert hat. Eine zeitlang gelingt es, dem Sheriff noch, die Kontrolle zu wahren (mit Chinas Hilfe), doch schon bald kommt es für die Familie O’Brien ganz dicke.
Das ist wieder so ein Film mit einer Story, wie bei Eastern Condors oder den Die-Hard-Klonen (Ich meine, von der Struktur her, nicht von der Story selbst) Im Grunde kann man sie in einem Satz zusammenfassen (Kleinstadt im Würgegriff eines Gangsters, die „Guten“ müssen sich dem erwehren), dennoch sind diese schon öfters in dieser Art verfilmten Storys meist sehr facetten- und variantenreich umgesetzt worden, so auch hier. Trotzdem konnte ich nach der ersten Sichtung eine gewisse Enttäuschung über die Story nicht unterdrücken, weil sie einfach sehr vorhersehbar ist. Schon als China in der Stadt ankommt und nur diesen schnauzbärtigen Charles Bronson für Arme (diese Typen sind überhaupt recht zahlreich im Film) von Hilfssheriff im Büro vorfindet, kann ein einigermaßen erfahrener Filmkonsument sich denken, wohin die Reise geht. Neben China ist es vor allem Richard Norton, der ihr tatkräftig zur Seite steht und, was im Film erst recht spät klar wird, ein Halbblut (Keith Cooke). China hat diese Hilfe auch bitter nötig, da Sommers, der auch schon mal gerne Frauen misshandelt, und seine Horden von Hörigen keine Gemeinheit auslassen, um China und ihrem Vater zuzusetzen. Da werden vertrauliche Gespräche abgehört, Gerichtsverhandlungen manipuliert und zahlungsunwillige oder –unfähige Untergebene schlicht getötet. Hier laufen die Mechanismen der Bösen lange Zeit wie ein Uhrwerk ab, bevor sich das Blatt zu wenden scheint.
Auch, wenn das alles nicht wirklich neu ist, funktioniert es immer wieder und wurde von Robert Clouse ansprechend und routiniert inszeniert. Auffällig fand ich doch, dass Cynthia Rothrock eine recht gute schauspielerische Performance bietet (für ihre Verhältnisse), alle anderen Darsteller bleiben recht blaß, Richard Norton und Keith Cooke überzeugen eher durch ihr Martial-Arts-Können, aber sie kommen immerhin durch ihre Präsenz und Ausstrahlung gut rüber.
Bei den Martial-Arts-Szenen kann der Film dann richtig punkten. Was die Story an Originalität vermissen lässt, bieten dafür die Kampfszenen als Ausgleich, die den größten Teil der Action des Films ausmachen. Ein paar kurze Schusswaffeneinsätze und zwei Explosionen gibt es, aber die kann man vernachlässigen. Man darf nicht vergessen, dass der Film von Raymond Chow und Golden Harvest zumindest mitproduziert wurde, wenn man so will, ist China O’Brien also ein halber Hong-Kong-Film oder ein Hong-Kong-Film in US-Gewand.
7 fetzige und knackige Kampfszenen hat der Film zu bieten, die alle von Cynthia Rothrock, Richard Norton und Keith Cooke bestritten werden. Das Gefolge von Sommer dient ihnen nur als Futter. Die Kampfszenen sind gut über den Film verteilt, so dass man auf die nächste immer hoffen kann. Die ersten vier rocken schon ordentlich, die beiden vorletzten (in der Turnhalle und in der Bar) legen noch mal an Rasanz und Dynamik zu. Übermäßige Härten, wie etwa sichtbare Knochenbrüche a la Seagal oder Blut gibt es zwar nicht, das würde aber auch nicht so recht zu dem Film passen. Besonders bei den letzten beiden bereits erwähnten Kampfszenen werden in Jackie-Chan-Manier Gegenstände mit in den Kampf einbezogen. Leider gibt es keinen richtig knackigen Showdown, es sei denn, man sieht bereits den letzten Kampf in der Beaver Creek Bar als diesen an, aber danach kommt ja auch noch was, was dem Film leider nicht ganz den krönenden Abschluß verleiht.
Fazit: Überdurchschnittlich gelungener B-Actioner, dessen größtes Manko leider die vorhersehbare Story ist. Ansonsten ist der Film sehr routiniert gemacht, hat ordentlich Tempo und kann mit für US-Verhältnisse überdurchschnittlich guten Kampfszenen aufwarten, die den Actionfreund zufrieden stellen sollten.

Eine DVD gibt es leider nur in den USA, wobei die schon OOP sein könnte, in Deutschland leider nicht. Das deutsche Tape ist aber ganz brauchbar, da ungeschnitten. Hab meins günstig gebraucht von emunio.